Tagebuch von Fjedril Reschkin
5. Das Geschäft mit der waldmeistergrünen Abhängigkeit

In den nun folgenden Monden war es dem Trupp und Fjedril möglich ihr erobertes und verdientes Heim zu ihrem eigenen zu machen. Wie nicht anders zu erwarten war, richtete die Signora als erstes ein Badezimmer mit Badezuber ein - aber selbstverständlich nur für sich, nicht für die anderen Bewohner des Hauses.

In den Tagen nach dem Zusammentreffen mit den Schlitzer hatte sie auch das ihre zur Aufklärung der Episode beigetragen, in dem sie mit dem Tagebuch der von ihrer Hand zu Tode geförderten Maga zum Anführer der Schneefüchse ging. Dieser war dort ausdrücklich erwähnt, hatte er doch mit seinen Leuten nicht nur den Schlitzer das erste Mal zu Boron oder Thargunitot befördert, sondern war auch der Auslöser des ganzen Desasters. Er hatte die Liebe der Maga verschmäht, sodass diese Rachepläne schmiedete und daher den Schlitzer erneut zum Leben erwecken wollte. Der Anführer der Schneefüchse war wohl recht betroffen, machte ihnen das Erbe der Maga aber nicht streitig.

So hatte Fjedril Zeit sich das mechanische Wunderwerk der Signora namens Ballestra näher anzusehen - eine Sache die hatte ihn schon seit langem gejuckt. Weiterhin linste er ihr über die Schulter, war sie doch eine begabte Mechanika und Feinmechanika, wie Fjedril zugeben musste. Er sah also mal wieder zu und lernte - irgendwann würde er das auch können. Zwischendurch erkundigte er sich in der Stadt immer wieder einmal nach dem sagenumwobenen Theriak, welches gar nicht so leicht zu finden war. Anscheinend wurde es von Sammlern gesammelt, die aber nur sehr selten in Paavi waren und dann schwer zu finden. Also beschloss Fjedril sich hier noch etwas Zeit zu lassen und seine Netze enger zu knüpfen.

Nach einigen Monden des Müßiggangs, denn anders konnte man die ruhige Zeit mit wenig schwerer Arbeit nicht bezeichnen, wurden sie alle zu einem Abendessen in den Schneepalast eingeladen - anscheinend war die Signora auch nicht untätig geblieben, was die Beziehungspflege anging. Die ehrenwerte Dame Espianza Grandezza, die das Etablisement leitete - einen besseren Ausdruck konnte sich Fjedril nicht vorstellen, hatte der Schneepalast doch gar keine Ähnlichkeit mit den Hurenhäusern, die er aus Medena kannte - bat sie um einen kleinen Gefallen. Einer ihrer Konkurrenten, Koljeff, der Wirt des "Würfelpech", hatte anscheinend einen neuen Wundertrunk, dessen Hintergründe es zu erfahren galt. Anhand der Schilderung der Lieferanten tippte Fjedril, dass der Trunk von Feilschern geliefert wurde. Was das ganze noch interessanter machte - hatte er doch noch von keinem Feilscher so weit im Norden gehört. Die Kontaktaufnahme mit ihrer Auftraggebeerin sollte über Dame Grandezzas Vertraute Dana erfolgen - etwas was sich Fjedril gut merkte, denn es war nie verkehrt die Leibdienerin einer wichtigen Persönlichkeit zu kennen.

Ihre ersten Nachfforschungen gestalteten sich sehr geradlinig - der Zwerg betrat die Spelunke und bestellte das Zeug - und das gleich zweimal. Für den den Rest der Nacht war er wunderbar berauscht und nicht mehr ansprechbar. Dummerweise half Fjedril das nicht weiter, wollte er dem Zwergen nicht den Bauch aufschneiden um an das Gebräu zu kommen. Und darauf konnte er - bei Heschinja - wirklich verzichten. Glücklicherweise schaffte es die Signora etwas von dem Trank zu erbeuten und brachte es mit nach Hause. Dort konnte Fjedril es in Ruhe untersuchen. Er reduzierte es über dem heissen Feuer, so wie er es bei Meister Raschid so häufig gesehen hatte, und betrachtete die pulvrigen Überreste unter seiner Lupe. Neben sehr viel Alkohol und Waldmeister enthielt das Gebräu auch ihm unbekannte Pilzsporen, die vielleicht den Rausch hervorgerufen hatten.

Da sie hier nicht weiterkamen, hatte die Signora beschlossen sich Koljeff als Schankmaid anzudienen und der Rest wollte den Boten des Gebräus - einen Burschen namens Falk - beschatten. Alles in allem ein guter Plan, während des Tages machte die stille Vielelicht allerdings eine unliebsame Entdeckung. In einer Gasse fand sie eine weibliche Person sterbend und grünen Schleim spuckend. Eine Untersuchung desselben durch Fjedril zeigte die gleichen ihm schon aus dem grünen Gebräu bekannten Pilzsporen. Eine weitere Untersuchung der Leiche förderte zu Tage, dass die Frau gerade in Mund und Nase von einem grünen Film überzogen war und auch die Haut leicht grünlich schimmerte. Die Dame Vielleicht konnte daher nicht ausschließen, dass das Gebräu nicht eine ansteckende Krankheit auslösen würde. Am Abend wurden Fjedril und seine - inzwischen musste man sie ja so nennen - Gefährten vom Wirt der Taverne "Goldrausch" Albrinz Jerensen eingeladen. auch dieser woltle wissen was es mit dem Gebräu auf sich hatte. Anzubieten hatte er noch den HInweis, dass Falk ein Stammgast im Goldrausch ist und daher am Leben bleiben solle. Auf den Hinweis von Fjedril, dass die Sache eventuell ansteckend sein könnte, gab Jerensen ihnen das Versprechen Falk auszuhorchen, wenn der Seuchencharakter des grünen Nektars bewiesen wäre. Also nichts wie hin zum einzigen Medicus der Stadt, dem ehrenwerten Herrn Doros Edeling, einem ehemligen Therbuniten. Die Erwähnung dieses Ordensnamens führte wiederum dazu, dass Vielleicht völlig verstört war - interessant was Heschinja einem für Hinweise an unerwarteter Stelle gab.

Der nächste Tag führte sie zu dem windigen medicus, der zunächst weder etwas wußte, noch gehört oder gesehen hatte. Eine eigentlich sehr nützliche Lebenseinstellung, hier allerdings nicht recht fruchtbringend in der aktuellen Situation. Es bedurfte Fjedril ganzer Überzeugungskraft - und zugegebenermaßen der der Signora - und den Knilch zu sprechen zu bringen. Einen ähnlichen grünen Tod hatte der Medicus vor kurzem bei einem Fallensteller erlebt, der bereits unter der Erde lag. Dies bezeugte er auch schriftlich. Eine kurze Erkundigung im Umfeld des Fallenstellers zeigte, dass dieser sich sehr wohl an dem grünen Gesöff im Würfelpech angesteckt hatte. Ebenso wie die Frau, die Vielleicht gefunden hatte. An der Frau wiederum hatte sich ein lokaler Schreiberling Stoerrebrands namens Paane angesteckt, den Fjedril auftrieb. Fjedril übergab Paane der Obhut von Vielleicht (in deren Heilkräfte er vollstes Vertrauen hatte) und hatte dafür einen Gefallen gut bei ihm. Es fügte sich doch alles...

Mit diesen vielen Erkenntnissen machte Fjedril nun frohgemut der ehrenwerten Dame Grandezza seine Aufwartung und konnte sie ebenfalls von der Gefahr für Leib, Leben und Stadt überzeugen und einen zusätzlichen Bonus für den Erfolg der Beendigung diesre Gefahr heraushandeln. Der Besuch bei der hübschen Dana wiederum hielt Fjedril deutlich länger beschäftigt und in ihrem Banne als er je erwartet hätte. So etwas hatte er nun noch nie erlebt.

Nachdem die Gefährten auch Sjerensen informiert hatten, machte dieser sein Versprechen wahr und horchte Falk am folgenden Abend aus. Am nächsten Tag hatten sie ein Ziel - das nächste Versorgungstreffen des Feilschers mit Falk würde noch eine Nach später am Fischereihafen stattfinden. Also legten sie sich auf die Lauer und erwischten die beiden auf frischer Tat. Der Gnom war schnell mittels Armbrust zum Stehen gebraucht und in Metallketten geschlagen, Falk aber suchte das Weite und die werte Signora sah ihm nur dabei zu stat ihn zu verfolgen - schlimmer noch, sie liess sich sogar anritzen. Der Verhör war nicht ersprießlich, war aber insofern aufschlussreich als dass der Zwerg deutlich ungemütlicher und lebensfeindlicher war als Fjedril erwartet hatte. Am Ende redete der Feilscher und nannte ihnen den Ort an dem das grüne Gebräu hergestellt wurde. Dergestalt in Sieges- und Hochstimmung versetzt zogen Zwerg und Barbar in die Schiffers Ruh um den nahen Sieg zu feiern...

Dumm nur, dass sie am nächsten Morgen, als die Signora, Vielleicht und Fjedril ausgegeruht erwachten noch immer in der Schiffers Ruh waren und ihren Rausch ausschliefen. So war es an den drei sich der Sache anzunehmen. Zu Fjedrils Überraschung war die stille Vielleicht sogar bereit ein Stück Stahl in die Hand zu nehmen - warum es sich dabei aber unbedingt um einen Zahnstocher aus horasischer Produktion handeln musste, konnte er nicht verstehen. Wie dem auch sei, am Fischerhafen konnten sie unter Einsatz eines gutes Stück Golds einen der örtlichen Fischer bewegen sie zu jenem benannten Ort (einem alten Steg) in einem Moor südlich der Stadt zu bringen. Kaum waren sie angelandet, wurden sie von einem Schwarm Stechmücken geplagt - Vielleicht hatte dazu bzw. dagegen eine sehr gute Idee und warf sich in den Schlamm des Flussufers. Das war eim ersten Mal zwar unfreiwillig, brachte aber einen guten Effekt, sodass sich Fjedril anschloss und sich ebenfalls einen Schlammpanzer anlegte. Die Horasierin war dazu nicht zu bewegen - welch Überraschung... Hier tat es ein fürchterlich qualmendes Stückchen Gras, das mit seinem Rauch das Stechgetier vertrieb.

Der Weg durch das Moor gestaltete sich recht abwechslungsreich, wobei Fjedril einige Kindereien wie Windpfeifen oder Glasperlen entdeckte, die wohl unliebsame Besucher verschrecken sollte. Nach weniger als einem Stundenglas waren sie an einem Bretterverschlag angekommen, der wohl den Eingang in eine alte Mine unter einem flachen Hügel markierte. Eine vielversprechende Sache also und Fjedril wurde von der Neugier gepackt. Also nichts wie hinein in den Bretterverschlag und nachgesehen. Tatsächlich tat sich ein Mannschacht nach unten auf, durch den sich ein Mensch recht leicht scheiben konnte. Als die Damen anfingen zu diskutieren, ob sie sich den Dreck, die Dunkelheit und Feuchte tatsächlich antun sollten, wurde Fjedril es zu bunt und er entzündete seine Laterne und tauchte ab. Nach vielleicht zehn Mannlängen weitere sich der Gang zu einer ansehnlichen Höhle, die leider etwas niedrig war. Aber es war Wasser zu hören und da der Gang auf jeden Fall vor Kurzem genutzt worden war (alles aus der Mine hatte Fjedril wirklich noch nicht vergessen), beschloss er sich umzusehen. Nach dem Abblenden der Laterne konnte er in der Ferne der Finsternis der Höhle ein Licht erkennen. Das wurde ja immer interessanter, also beschloss Fjedril auf das Licht zuzuschleichen (was auf Knien war nicht so einfach ist) und sich die Sache anzusehen. Tatsächlich war er leise genug, sodass er unbemerkt heran kam und einen wachenden Feilscher vor einem weiteren Höhlendurchgang erkennen konnte. So leise es ging, kroch Fjedril wieder zurück zum Eingang und rief die anderen herab.  Nachdem er von oben Geräusche hörte und annahm, dass die Damen sich doch ein Herz gefasst hatten und kamen, bewegte er sich wieder auf den Feilscher zu und sprach ihn an. Der Arme hatte Fjedril anscheinend nicht kommen hören und war gar erschrocken. Leider war er nicht bereit mit Fjedril zu reden und zog sich in den Durchgang zurück. Da Fjedril die Sache komisch vorkam und die Damen noch etwas brauchten, erkundete er weiter die Höhle und fand einen Nebendurchgang zu einer weiteren Höhle. Da der wachende Feilscher nach einem Speer gegriffen hatte, ging Fjedril bei der Suche vorsichtig und mit gespannter Armbrust vor. Die Haupthöhler, die er dann entdeckte wurde von dem wachenden Gnom gehalten, der sich dummerweise anschickte Fjedril mit seinem Speer zu attackieren. Ein Armbrustbolzen in die Brust erledigte das Problem allerdings recht schnell. Diese Signora verstand wirklich etwas vom Armbrustbau wie Fjedril gerade feststellte. Die weiteren Untersuchungen der Haupthöhle brachten ein kleines Laboratorium und diverse interessante Ingredienzien zum Vorschein. Hier war vermutlich das grüne Gebräu entstanden.

Bevor er sich aber der Auflistung widmen konnte, kam aus Richtung der Eingangshöhle die Signora und Vielleicht herbei gekrochen. Die Signora war recht angeschlagen, denn sie blutete aus diversen Wunden und auch ihre Kleidung war lehmverschmutzt. Also war es an Fjedril die Höhler erst einmal weiter zu erkunden. Beim Übergang zur nächsten Höhle traf er weitere drei Feilscher, die die Signora wohl aus dem Hinterhalt mit Speeren traktiert hatten. Wieder löste die Armbrust mittels eines Bauchschusses ein weiteres Problem und die beiden Überlebenden zogen sich tiefer in die nächste Höhle zurück. Fjedril setzte dann nach und rannte mit gespannter Armburst bewußt in einen Hinterhalt um klares Schussfeld zu haben. Das gelang auch, sodass er dem einen Feilscher einen Bolzen in den Arm jagte, während ihn zwei Speere trafen. Wie erwartet, waren sie aber nicht so unerträglich, da nur mit Holzspitze ausgestattet. Also Nachladen und noch einmal das Ganze. Diesmal erwischte er den Gnom und erledigt ihn mit einem zweiten Bolzen. Dummerweise trafen ihn wieder zwei Speere. Dann liess er die Armbrust fallen und stellte sich einem weiteren Feilscher, augenscheinlich dem Anführer. Hier war die nagelgespickte Keule wie Waffe der Wahl, mit der  er dem Gnom der eine oder andere Mal eins überbriet. Leider endete der Kampf dann recht schnell als der Knilch sein Schwert bis zum Heft in Fjedrils Brust rammte und es um Fjedril schwarz wurde - dabei war er so nah dran gewesen...

Als er zu seiner Überraschung wieder erwachte, dankte er daher Feqz, dass dieser ihm eine zweite Chance schenkte, stellte dann aber fest, dass er sich kaum bewegen konnte so schwach war er. Vielleicht war aber zum Glück eine geschickte Heilerin und hatte sich um ihn gekümmert. Augenscheinlich hatte die Signora den letzten Feilscher erledigt und dann den bereits durch Fjedril weich geklopften Anführer über das Nirgendmeer befördert. Als Fejdril sich wieder bewegen konnte, machte er sich mit der ebenfalls angeschlagenen Signora daran die Höhle zu filzen. Was ihnen auch gelang. Gerade das Laboratorium hatte es Fjedril angetan, wußte er doch wem er die Sache in Paavi verkaufen würde. Einige grundlegende Alchemika behielt Fjedril für sich, konnte man doch nie wissen was man so alles brauchte, den Rest verkaufte er an die Maga im Gewitterturm. Nachdem er und die Signora sich richtig erholt hatten, räucherten sie die Höhle aus. Damit war die Stadt gerettet und sie konnten in Ruhe Sjerensen und der Dame Grandezza vom Verlauf der Dinge berichten.

Abenteuer: Frostklirren III: Das Geschäft mit der Abhängigkeit
Dieser Eintrag wurde am 14.06.2015 (22:44) verfasst und 786 mal aufgerufen.
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