Tagebuch von Nuri Shahin
Im Herzen des Feindes

Anjon stand schon wieder vor der Schwelle des Todes. Seine Götter meinten es gut mit ihm. Jurga gab ihm Heilwasser und er war  wieder unter uns, wenn auch relativ lädiert. Während dessen bat ich den Greifen Herophan darum, falls ich die vor uns liegenden Kämpfe überleben sollte, mich mit ihm über seinen Gott Praios unterhalten zu dürfen. Er sagte zu. Ich denke es ist eine große Ehre für einen Menschen, vor allem für einen wie mich, ein längeres Gespräch mit einem Greifen haben zu dürfen. Die allermeisten der Anhänger Praios dürften von solch einer Gelegenheit nur träumen.

Wir beschlossen im Anschluss den Weg über die Festungsmauer zu nehmen. Orberan sagte, dass wir dazu die Schutzkuppel durchbrechen müssten und das dies selbst für die Greifen eine sehr schwere Aufgabe sei. Wir stiegen hoch auf und stießen mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die Kuppel herab. Orberan sprengte uns den Weg durch die Kuppel frei. Ein unglaublicher Knall öffnete einen Durchlass in der Kuppel und wir schafften es gerade so hindurch, bevor diese sich wieder schloss. Über welche Macht muss dieser Gallota verfügen um eine solche Schutzkuppel zu schaffen. Wenn ich überlege, was es Aufwand und Zeit gekostet hat alleine meinen Schild mit einem magischen Schutz auszustatten. 

Unsere Freude über das durchdringen der Kuppel währte allerdings nur kurz. Orberan, der Herr der Greifen, lag im Sterben. Mit der letzten ihm verbliebenen Kraft hatte er den Weg für uns freigemacht. Er lag vor uns, bäumte sich noch einmal auf, setzte seine Gefiederkrone ab und sprach zu uns in der menschlichen Gestalt des Herolds. Er trug uns auf Gallota zu töten und um das anstehende 12. Zeitalter zu kämpfen. Als er verging, durchflutete mich und scheinbar auch alle anderen ein Gefühl der inneren Heilung. Wir waren genesen. Dies war seine letzte, göttliche Gabe an uns. Mit ihm verging in einem Leuchten das Schwert Arashar.

Seltsam, trotz dieses Verlustes fühlte ich keine Trauer, sondern große Tatkraft in mir. Der Auftrag war klar und die Aussicht mit unseren Taten den Grundstein für ein neues Zeitalter legen zu können, einfach überwältigend. Dermaßen motiviert machten wir uns auf den direkten Weg zum Turm Gallotas und verabschiedeten uns von unseren Begleitern. Wir beschlossen, angesichts der leeren Straßen, Gassen und Plätze den Untergrund, dass innere dieser Monsterstadt zu meiden und uns auf schnellsten Weg zum Turm zu begeben. Nachdem wir einen Dämonentempel umgangen und einige weitere Gassen durchquert hatten, standen wir unverrichteter Dinge vor einem Haus, über dem Haus der Heilung stand. Cancu und Fringlas beschlossen dort einzusteigen und sich nach Dingen umzusehen, die wir vielleicht noch gebrauchen könnten. Zwischenzeitlich versteckten wir uns in einem leerstehendem Haus und warteten auf die Rückkehr unserer Kameraden. Nach kurzer Zeit kamen die beiden wieder zurück. Cancu roch nach Essen. In diesem Moment schlich sich Verärgerung in mein Herz, dass die beiden uns nichts mitgebracht hatten, allerdings schien nicht viel dagewesen zu sein. Naja, wer kann Ihnen diese kleine Stärkung Übel nehmen. Sie erzählten, dass die Verwundeten in diesem Haus sich in Dämonen wandel würden. Schreckliche Aussicht das, nach dem Kampf ein solcher werden zu müssen.

Wir umgingen die wenigen Patroulien und langten schließlich vor dem Turm Gallotas an. Ein beeindruckendes Bauwerk, umgeben von vielen aneinandergereihten Torbögen die sicherlich an die 20 Schritt hoch und 20 Schritt tief waren. Als wir auf die Bögen zuliefen, überkam mich dieses untrügbare Gefühl der lauernden Gefahr. Immer wenn ich durch diese Bögen blickte, war es mir so. Glücklicherweise stimmten mir die Anderen zu und wir überkletterten diese unheimlichen Bögen. Nachdem wir zwischen Bögen und Turm angelangt waren, beschlossen wir den direkten Weg die Treppe hoch zu nehmen und durch das Hauptportal des Turms unser Glück zu versuchen. Die Treppe wurde flankiert von dreizehn rd. 3 Schritt hohen Eisenstatuen. Fringlas und Jurga vermuteten, dass diese zum Schutz dort stehen und sich sofort in Bewegung setzen würden, wenn ein Unbefugter die Treppe betrat. Um die Gefahr wissend und diese ignorierend, rannten wir im Vertrauen auf unsere Geschwindigkeit los. In der Tat, jedesmal wenn wir eine der Figuren passiert hatten, stieg diese von Rand der Treppe herab und folgte uns. Wir erreichten das Portal, sahen uns um und wurden gewahr, dass uns unsere Verfolger den Rückweg versperrten indem Sie ein geschlossene Reihe hinter uns bildeten. Das Portal war verschlossen. Wir konnten weder die Treppe zurück noch zur Seite ausweichen, dort erwartete uns ein senkrechter Abgrund. Uns blieb nur der Weg nach oben. Ich kletterte seitlich an dem Torbogen hoch und befestigte dort ein Seil, dass die anderen mir schnell folgen können. Dank des Zierwerks an der Mauer des Turms ging das Klettern relativ gut. Während ich oben anlangte verblieb den anderen nur noch wenig Zeit mir zu folgen. Glücklicherweise gelang es der Thorwalerin einen unsichtbaren Schild zwischen uns und diesen Metallwesen zu platzieren, den Sie nicht durchschreiten konnten. Allerdings war er nicht breit genug, so daß Sie an der Seite vorbeikommen konnten. Durch diese kluge Aktion hatten meine Gefährten lediglich die Seiten des Schildes zu verteidigen, was angesichts der Gegner auch kein leichtes Unterfangen war. Nach und nach schafften Sie es nach oben auf den schmalen Sims den der Torbogen bot. 10 Schritt über der obersten Treppenstufe konnten wir außer Reichweite dieser Erzwesen kurz durchschnaufen und überlegen, wie wir aus dieser misslichen Lage wieder herauskommen konnten.

Wir beschlossen zu versuchen, das nächste, ca. acht Schritt über uns befindliche Fenster zu erreichen. Wir knoteten Steigschleifen in das Seil und Cancu gelang es nach einigen Würfen, den Wurfhaken des Seils fest auf dem Sims über uns zu verankern. Die Kleine kletterte hoch und Fringlas folgte ihr nach. Allerdings kamen beide nach geraumer Zeit zurück und erklärten uns das dort oben kein Weiterkommen sei. Es sei denn wir wollten uns jetzt aus 25 Schritt Höhe in den Thronsaal Gallotas abseilen und uns dort Ihm und ca. 100 Dämonen, Heshtotim, oder so stellen. Keine guten Aussichten, weswegen wir beschlossen irgendwie wieder nach unten zu gelangen und es auf einem anderen Weg zu versuchen.  Nach einigem hin- und her nutzte Jurga Ihre Magie um eine Treppe in Regenbogenfarben zu erschaffen. Diese war gerade lang genug um etwa einen Schritt hinter den Erzwesen auf die Treppe hinuterspringen zu können. Der Sprung aus rd. drei Schritt Höhe auf eine Treppe war kein leichtes Unterfangen, o Herr, aber glücklicherweise kam niemand von uns zu Schaden, so daß wir diesen Ungetümen relativ zügig entkommen konnten. Da ich mich weigerte durch die Torbögen zu gehen, kletterten wir nocheinmal und es erwies sich als gut. Hasserfüllte Augen von Gargylen, die sich im Schatten der Torbögen befanden blickten uns nach.

 

Abenteuer: JDF
Dieser Eintrag wurde am 7.05.2016 (14:15) verfasst und 692 mal aufgerufen.
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