An dieser Stelle möchten wir eine sehr kompakte und allgemeine Vorstellung des Pen&Paper Rollenspiels vermitteln, in den folgenden Artikeln unseres Einsteigerguides werden wir vieles davon wieder aufnehmen und vertiefen.
Pen&Paper Rollenspiel ist eine Art Gesellschaftsspiel: Man trifft sich dazu, typischerweise, mit vier bis sechs Mitspielern, von denen einer die Rolle des Spielleiters (auch Meister genannt) einnimmt. Die übrigen Spieler erstellen sich vor Beginn des Spiels einen Charakter (Held) den sie während des Spiels darstellen werden. Je nach Spielsystem besitzen die Charaktere unterschiedliche Spielwerte, wie z.B. Körperkraft oder Geschick, die auf einem Charakterbogen festgehalten werden.
Der Spielleiter erzählt nun eine Geschichte (Abenteuer), in der die Spieler mit ihren Charakteren die Hauptfiguren einnehmen und Diese vor viele unterschiedliche Herausforderungen stellt. Dies kann z.B. die Suche nach einem verlorenen Schatz, die Rettung von Gefangenen oder die Verteidigung eines Dorfes vor plündernden Orks sein. Vereinfacht kann man sagen, das die Spieler, als Gruppe, versuchen die Herausforderungen die der Spielleiter bereit hält zu lösen. Dazu beschreiben die Spieler die Handlungen ihrer Charaktere, der Meister hingegen beschreibt die Reaktionen der Spielwelt auf diese. Ein kleines Beispiel:
Meister: „Der Weg vor dir endet an einer eingestürzten Brücke die einen wilden, etwa fünfzehn Schritt breiten Fluss überspannt hat.“
Spieler1: „Ich schaue mir die Trümmer aus der Nähe an.“
Meister: „Du findest Kerben an den Stützpfeilern die offensichtlich von Äxten stammen, anscheinend hat jemand die Brücke erst kürzlich zum Einsturz gebracht.“
Möchte der Spieler nun den Fluss überqueren liegt es ganz in der Kreativität des Spielers wie er dies bewerkstelligen kann. Er könnte z.B. versuchen durch den Fluss zu schwimmen, ein Lasso zu knüpfen und es auf der anderen Seite des Flusses anzubringen, einen Baum zu fällen um eine behelfsmäßige Brücke zu bauen oder einfach dem Flussverlauf folgen und nach einer einfacheren Möglichkeit suchen den Fluss zu überqueren. Vielleicht ist einer der Spieler aber auch ein Zauberer und eröffnet somit der ganzen Gruppe neue Möglichkeiten.
Spieler1: „Ich versuche über den Fluss zu schwimmen, ich binde mir ein Seil um und gebe das andere Ende Alrik.“
Alrik ist in diesem Fall der Charakter eines anderen Spielers.
Immer wenn nicht klar ist ob ein Charakter mit seiner Handlung erfolgreich sein wird, kann der Spielleiter eine Probe von dem Spieler fordern. Beim durchschwimmen des Flusses könnte dies z.B. eine Probe auf seine Schwimmen-Fertigkeit sein die auf dem Charakterbogen festgehalten ist. Proben werden durch Würfelwürfe abgewickelt, im Regelwerk „Das schwarze Auge“ (DSA) wären an dieser Stelle z.B. drei Würfe mit einem zwanzig seitigen Würfel (W20) erforderlich. Gelingt die Probe erreicht der Spieler sicher das andere Flussufer wenn nicht liegt es beim Spielleiter eine passende Konsequenz zu finden. Möglicherweise muss der Charakter den Versuch erschöpft abbrechen und zum Ufer zurückkehren, oder er wird abgetrieben.
Spieler: Würfelt und die Probe gelingt.
Meister: „Du erreichst durchgefroren und erschöpft die andere Seite des Flusses.“
Spieler2 (Alrik): „Ich binde mich nun am anderen Ende des Seils fest und versuche ebenfalls den Fluss zu überqueren.“
Eine Schwimmen Probe später hat auch Alrik das andere Ufer erreicht.
Ein wichtiger Aspekt im Pen&Paper Rollenspiel ist es, dass Gespräche in der Gruppe oder mit Nichtspielercharakteren (NSCs), wie z.B. Dorfbewohnern, so oft wie möglich in direkter Rede geführt werden. Die NSCs spielt dabei der Meister. Dies erleichtert das Eintauchen in die Spielwelt und sorgt für eine intensivere Stimmung am Spieltisch. Hier ein Beispiel um den Unterschied aufzuzeigen:
Spieler1: „Ich frage den nächsten Passanten ob er den Kerl den wir verfolgen hier gesehen hat.“
Meister: „Du fragst dich ein wenig rum und findest heraus, dass der Mann vor zwei Stunden in Richtung Norden aufgebrochen ist.“
Lebendiger ist diese Variante:
Spieler: „Ich wende mich an einen Passanten und spreche ihn an: >Zum Gruße guter Mann: Habt ihr zufällig einen Mann in brauner Lederkleidung bemerkt der hier kürzlich durchgekommen ist?<“
Meister: „Der Mann vor euch mustert euch kurz und scheint nachzudenken. >So ein großer Kerl mit Vollbart und Hackennase?<“
Spieler: Nickt.
Meister: „Ja, der hatte es ganz schön eilig gehabt, war noch bei Alwina und hat sich mit Vorräten eingedeckt und ist dann vor zwei Stunden nach Norden aufgebrochen.“
Spieler: „Danke“
Am Ende eines jeden Abenteuers erhalten die Spieler Erfahrungspunkte die sie nutzen können um ihre Charaktere weiterzuentwickeln, in diesem Fall z.B. um die Schwimmen Fähigkeit zu steigern.
Das Abenteuer das der Spielleiter erzählt kann man sich wie ein Drehbuch vorstellen, es enthält Beschreibungen von Orten und Personen auf die, die Helden treffen werden sowie einen erwarteten Ablauf. Abenteuer können kurze Geschichten sein die sich in einem oder wenigen Spielabenden lösen lassen oder epische Kampagnen an denen man mehrere Jahre spielen kann. Für die meisten Regelwerke gibt es eine Reihe von offiziellen Abenteuer Bänden, die oft auch die Geschichte der Spielwelt vorantreibt. Darüber hinaus finden sich im Internet auch viele Fan-Abenteuer und natürlich kann jeder auch selbst kreativ werden und sein eigenes Abenteuer schreiben.
Pen&Paper Spiele bieten viele unterschiedliche Anreize die, in meinen Augen, wichtigsten sind:
- Spaß am Spieltisch mit Freunden, sowie die Möglichkeit nette Menschen kennenzulernen.
- Spannende Geschichten erleben, teilweise kniffelige Aufgaben oder Rätsel lösen
- Völlige Handlungsfreiheit
- Den Alltag mal eine Weile vergessen und in eine andere Rolle hüpfen
Neugierig? Interessiert? Im nächsten Teil dieser Artikelserie geht es das Themen „Einstieg in Pen&Paper“, z.B. was man für den Einstieg benötigt, wie man Mitspieler findet und was man beim Spiel in einer Gruppe beachten sollte. Wir werden uns in den folgenden Artikeln am System „Das schwarze Auge“ (DSA) orientieren, fast alles lässt sich aber auf jedes beliebige System übertragen.