Oh ihr Herren Alverans, warum ist eine Geburt nur so schmerzhaft? Am 7. Boron war es endlich soweit. Mein Kind erblickte zum ersten mal die Sonne Praios. Zu meiner großen Überraschung war es nicht nur ein Kind. Peraine hatte mich mit Zwillingen gesegnet! Ich war glücklich wie noch nie in meinem Leben! Mein ältester wurde Shafirio und der jüngere Dscheridan getauft. Selimwar war so stolz dass er nun 2 Söhne hatte. Meine Freunde kamen kurz nach der Geburt zu Besuch. Am schnellsten waren Paranova und Shabra-jin. Paranova brachte mir diese super süßen Strampler mit und Shabra-jin dieses tolle Kissen für meine Beiden. In einer ruhigen Minute bat ich Shabra-jin mit zu kommen und einen Blick auf meine beiden Jungs zu werfen. Nach den Ereignissen während der Schwangerschaft, hatte ich Angst dass den beiden etwas passiert war und da ich rein körperlich nichts feststellen konnte wollte ich sicher gehen. Und ich hatte recht. Shabra-jin stellte fest dass in Shafirio eine magische Gabe schlummerte. Wie sollte ich das nur Selimwar erklären? Ich beschloss diese Information erst mal für mich zu bewahren und bat auch Shabra-jin vorerst stillschweigen zu wahren. Darüber musste ich erst mal nachdenken. Natürlich freute ich mich, dass Hesinde meinen Sohn so gesegnet hat, doch dies bedeute auch, dass ich mich früher oder später entscheiden musste, ob ich dieses Talent fördern oder unterdrücken wollte. Wobei ich mir das zweite nicht vorstellen kann, immerhin kann ich nicht einen Teil meines Sohnes vernichten. Glücklicherweise hatte ich noch etwas Zeit und ich wollte jeden Moment den ich mit meinen Söhne habe genießen.
Etwa ein Jahr später war diese Ruhe vorbei. Ich hatte zwar neben meinen beiden Neugeborenen noch alle Hände voll mit dem Aufbau Warunks zu tun doch mit der Hilfe meines traumhaften Mannes und der Götter, schaffte ich es irgendwie. Nach einem Jahr wurde in der Stadt ein großes Fest gefeiert um den Wiederaufbau zu feiern. Natürlich waren alle meine Kameraden da und ich genoss die Zeit auf dem Gauklerfest mit meinen beiden Kindern und meinem Mann. Ich ahnte ja nicht dass ich alle drei für eine sehr lange Zeit nicht mehr wiedersehen würde.
Abends rief uns Granan zusammen. Er wurde von Kunibald von Ehrenstein angesprochen, dass dieser unsere Hilfe bräuchte. Ich hatte mit ihm im Laufe des Jahres seltene, gezwungene Treffen gehabt da er scheinbar in diesem Bereich das Sagen hatte. Doch wie dieser Mann sich trauen konnte uns um einen Gefallen zu beten verstand ich absolut nicht. Meine Kameraden überredeten mich dennoch am nächsten Tag zu ihm zu reiten, um seine genauen Absichten zu erfragen und ich muss zugeben dass seine Bitte mich zumindest darüber nachdenken ließ ihm zu helfen. Im Grunde genommen wollte er dass wir zu Answin von Rabenmund reiten und dort seine beiden Söhne abholen, da Kunibald befürchtet, dass Answin seine Kinder als Druckmittel benutzen für den Fall dass er sich dem Kaiser annähert. Warum auch immer er das tun sollte, ich bin ja froh, dass ich soweit von Hal weg bin wie möglich. Ich finde diese ganze Angelegenheit ist sehr unsinnig. Warum kann Kunibald nicht einfach selbst zu Answin gehen und seine Söhne zurückholen? Immerhin handelt es sich hier um zwei erwachsene Männer die in der Lage sein sollten solche Probleme verbal zu lösen. Aber nein! Meine Kollegen sind sich leider einig, dass wir Kunibald diesen Gefallen tun sollten. Nur Shabra-jin war auf meiner Seite. Warum sollten wir uns da auch einmischen? Kunibald und Answin sind beide für den Tot Odilberts verantwortlich. Ich glaube kaum dass ich mich hier einmischen muss. Doch Han-Haepi beschloss dass wir Kunibald helfen und ich kann meine Freunde nicht allein gehen lassen. Nun dachte ich dass wir einfach zu Answin gehen sollten und ihm die Situation zu erklären, immerhin machte er auf mich immer einen vernünftigen Einruck gemacht, auch wenn sein Versuch den Prinzen zu töten diesen Eindruck ziemlich getrübt hatte. Nun wie dem auch sei, meine Freunde waren fest der Meinung, dass es eine gute Idee wäre sich als Gaukler zu verkleiden und sich in die Burg zu schleichen. Ich bin mir nicht sicher ob ich jemals den Eindruck erweckt habe, dass ich mich als Gaukler eignen würden, aber Gaukeleien war sicherlich nicht Bestandteil meiner Ausbildung. So sollte ich mich also als Wundärztin verkleiden. Han-Haepi mag es ja gewohnt sein seinen Geweihtenstatus zu verbergen, doch für mich war das eine Ungeheuerliche Sache. Das letzte mal als ich dies tat wurde ich von einem Heshthot aufgespießt. Ich hatte also einige Einwände gegen dieses Unternehmen, doch meine Freunde waren nicht von ihrem Vorhaben abzubringen und so beschloss ich Kunibald nur als Vater zu sehen, der seine Kinder wiedersehen möchte. Das war durchaus verständlich und ich würde die beiden Jungs fragen, ob sie zu ihrem Vater wollen oder nicht. Shabra-jin war meiner Meinung und auch die anderen schienen einverstanden zu sein die Jungs wenigstens nach ihren Wünschen zu fragen.
So machten wir uns letztendlich auf den Weg zur Burg Rabenmund. Wir schlossen uns einem Trupp Gaukler an die das gleiche Ziel hatten. Eine genauso seltsame Mischung wie wir selbst es waren. Nach einigen Tagen hatten wir sie schon ganz gut kennen gelernt und sie alle schienen einen netten Eindruck zu machen. Doch eine Hellseherin machte einen komischen Eindruck auf mich. Sie erzähle von ihrer Herkunft, doch ich Akzent passte gar nicht in diese Richtung, dann wurden wir noch eines Abends von jungen Männern überfallen und Sie war die Einzige, die normal Angezogen und schon wach war. Das war alles sehr seltsam. Eines Abends kam sie zu mir und bat mich um Hilfe. Sie wollte bei Answin irgendein Siegel stehlen, welches für die Herrschereinfolge in dieser Region wichtig war. Alles sehr seltsam. Natürlich habe ich abgelehnt. In solche Angelegenheiten würde ich mich auf gar keinen Fall einmischen. Ich erzählte Shabra-jin von dieser Begebenheit und er war ganz meiner Meinung. Wir baten sie von ihrem Vorhaben abzusehen, da wir uns sonst genötigt fanden Answin in Kenntnis zu setzten. Den Anderen erzählte ich nichts von dieser Angelegenheit, da ihr Hass auf Answin ihre Betrachtungsweise der Dinge etwas einschränkte.
Wir kamen in Wehrheim an, wo wir eigentlich nur einen kurzen Aufenthalt geplant hatten. Wir hatten Mittlerweile die Befürchtung, dass einer unserer Gefährten etwas im Schilde führte und beschlossen uns aufzuteilen und sie in der Stadt beobachten. Ich beschloss dem Zwerg zu folgen. Er machte sich auf zu einer Taverne in die ich nicht reingelassen wurde. Auf meinem Rückweg, traf ich auf Han-Haepi, der sich berteiterklärte sein Glück bei der Taverne zu versuchen. Danach ging ich zum hiesigen Peraine Tempel. Egal was unsere Mission auch war, es gibt einfach Dinge die Wichtiger sind. Abends ging ich zu meiner Truppe zurück und wir bemerkten nur, dass Paranova fehlte. Ich machte mir schon Sorgen, immerhin war sie nicht der Typ der einfach ohne ein Wort verschwand. Shabra-jin schaffte es relativ schnell sie Ausfindig zu machen und wir eilten zu einer Taverne. Der Anblick der sich mir dort bot war unbeschreiblich. Shabra-jin und Han-Haepi waren vor mir angekommen und als ich die Taverne betrat sah ich nur wie eine Horde von Menschen um einen in Brand gesteckten Scheiterhaufen standen auf dem Paranova festgebunden war. Ich reagierte sofort und rannte auf sie zu. Da stellte sich mir ein älter Mann in den Weg, der eine schwarze Kutte trug, er schien mir einer dieser ominösen Exorzisten zu sein, die ohne das Hinzuziehen göttlichen Rates urteile über Menschen fällten und diese töteten. Ich hatte keine Zeit mich mit diesem Mann lange rumzuschlagen, während meine beste Freundin zu verbrennen drohte. Also tat ich das einzige was ich wusste und schlug den Mann schnell bewusstlos. Ich hoffe dass Peraine mir dieses Handeln verzeiht, doch dieser Mann hat sein Schicksal in dem Moment besiegelt in dem er sich zwischen mich und eine hilflose Person stellte. Ich kam beim Scheiterhaufen an und zog Paranova hinaus und versuchte mit ihr durch die Küche aus der Taverne zu kommen. Innerlich betete ich zu den Zwölfen, dass meine Kameraden hier unbeschadet rauskommen konnten. Die Tür nach Draußen war durch irgendetwas blockiert aber wie durch ein Wunder schaffte ich es sie aufzudrücken. Ich hatte einen prüfenden Blick auf Paranova geworfen und sah nur dass eines ihrer Augen nicht mehr als ein blutiges schwarzes Loch war. Dieser kranke Mann musste es ihr ausgebrannt haben. Ich hoffe dass Peraine ihn dafür bestraft. Draußen angekommen war der Weg durch eine Menschenmenge blockiert. Ich wusste dass ich nicht viel Zeit hatte um Paranova zu retten und ich kommandierte ein paar der Umstehenden Leute mir zu helfen Paranova zum Tempel zu bringen. Dort hatte ich immerhin eine kleine Chance, dass ich Paranova durch die Kraft meiner Göttin retten konnte. Auf dem Weg bat ich Mutter Peraine und Bruder Phex um ein glückliches Gelingen meines Vorhabens. Im Tempel angekommen machte ich mich sofort an die Arbeit. Das Wunder um das ich meine Göttin beten wollte war sehr Kraft raubend und ich war mir nicht sicher ob meine Kenntnisse ausreichen würden, doch hier hatte ich zumindest eine starke Verbindung zu Peraine und da heute einer ihrer Heiligen Tage war, konnte ich ihre Präsenz noch besser spüren. Also fing ich an zu beten und tatsächlich begann das Auge unter meinen Händen wieder zu wachsen. Ich war von solcher Freude und Dankbarkeit erfüllt. Doch Paranova brachte mich wieder zurück in die Gegenwart. Ihr Auge war wieder vollständig repariert und ich bemerkte dass sie wie durch ein Wunder keine Brandwunden hatte. Paranova erklärte mir, dass wir verschwinden mussten, da Shabra-jin scheinbar etwas gemacht hatte, was er nicht hätte machen dürfen und nun wurden wir scheinbar gesucht. Ich wollte ein treffen mit den Wachen vermeiden und so versuchten wir unterzutauchen.
Auf unserem Weg zum Wagen sahen wir, dass die Wachen bereits dabei waren unseren Wagen auseinander zu nehmen und die anderen zu befragen. Ich sah einen Praios-Geweihten und beschloss hinzugehen um das ganze Aufzuklären. Paranova lies ich zurück, es war einfach zu gefährlich sie in die nähe eines mittelreichischen Praioten zu lassen. Ich war immer noch von einer inneren Ruhe erfüllt und ging direkt auf den Mann zu der meine Robe in Händen hielt. Die Wache und der Praiot waren sehr freundlich zu mir, auch wenn der Praiot bemerkte, dass ich meine Worte etwas ausweichend wählte. Es ist wirklich schwierig die Geheimnisse meiner Freunde zu wahren und dabei nicht in der Lage zu sein die Wahrheit etwas zu verschönern. Ich wurde gebeten mit zur Wache zu kommen und dort traf ich auf Hardoral und Shabra-jin. Nun blieb nur noch die Frage wo Han-Haepi und Granan waren.
Ich wurde gebeten die Nacht in einer Zelle zu verbringen, auch wenn ich zugeben muss, dass diese Zelle fast hübscher war als das Zimmer, dass ich als Kind besaß. Ich nutze die Zeit zum beten und meditieren, damit ich mich hier nicht ganz so allein fühlte. Ich hätte nicht gedacht dass ich jemals eine Nacht in Gefangenschaft verbringen müsste. Am nächsten morgen wurde ich freigelassen, scheinbar hatten sie alle Informationen die sie brauchten und ich war froh endlich wieder draußen zu sein. Draußen waren auch schon die anderen und ich war froh zu sehen dass es ihnen relativ gut ging. Auf Han-Haepi und Granan staßen wir als wir die Stadt verlassen hatten und uns auf den Weg zur Burg Rabenmund machten. Shabra-jin und ich waren uns einig, dass dieses ganze Versteck spielen nichts für uns war und wir wollten mit Answin wie Erwachsene reden. Immerhin würde er mir wohl kaum etwas an einem solch wichtigen Feiertag tun. Wie sehr ich mich da irren sollte. Shabra-jin, Hardoral und ich betraten die Burg und wir wurden auf der Stelle festgenommen und in ein dunkles, kaltes Loch geschmissen, mit dem Versprechen, dass wir am Morgen nach dem Erntefest hingerichtet werden sollten. Also wirklich! Solch ein Verhalten hätte ich Answin nie und nimmer zugemutet. Es beschämt mich zu sagen, dass ich mich so in ihm getäuscht hatte.
Hardoral saß schmollend in der Ecke und starrte vor sich hin. Shabra-jin und ich fingen an uns zu Unterhalten und ich muss sagen, dass ich froh bin, dass ich hier mit ihm bin, seine Sicht der Dinge ist immer interessant und wir hatten endlich Zeit über meinen Sohn und sein Talent zu reden. Wir kamen zu dem Ergebnis, dass ich mir nach diesem ganzen Chaos Maraskan ansehen würde und die dortige Akademie. Anschließend überlegten wir uns mehrere Strategien hier raus zukommen. Ich bin mir nicht sicher ob Answin so klug ist wie ich immer dachte immerhin hat er eine Geweihte und einen Magier unbeaufsichtigt gelassen. Er sollte noch bereuen, dass er uns unterschätzt hat. Aber ich wollte ihm noch eine Chance geben und bat um eine Unterredung mit der hiesigen Geweihten und ließ Answin ausrichten, dass ich im Schrein beten wollte. Scheinbar nahm er meine Bitte nicht ernst. Doch Hilfe kam zu uns durch eine ungewöhnliche Quelle. Der Zwerg der Gauklertruppe kam zu uns hinunter und sagte uns den Idealen Moment für unsere Fluch an. Leider geriet das ganze etwas außer Kontrolle und ein Kampf brach aus, doch mit der Hilfe Peraines schafften wir es aus der Burg und konnten auch die Beiden Ehrenstein Söhne mitnehmen. Paranova hatte sich bei der Flucht schwer verletzt und ich hörte schon die Schwingen des Boronsraben, doch durch ein Wunder Peraines konnte sie noch einmal gerettet werden. Peraine war wahrlich mit uns.
Han-Haepi hatte sogar dieses seltsame Siegel gefunden. Ich hoffte, dass sich diese Herrschersache damit erledigt hatte. Nun konnte ich es nicht mehr erwarten endlich nach Hause zu kommen.
Ich schloss meine Söhne und meinen Mann in die Arme und dankte den Göttern, dass ich noch etwas länger auf Dere bleiben durfte.
Natürlich mussten wir auch zu Kunibald gehen, auch wenn ich auf dieses Ehre gerne verzichtet hätte. Er war natürlich überglücklich seine Söhne wiederzusehen. Ich beschloss in diesem Moment endlich mit meiner Vergangenheit abzuschließen. Kunibald lies den Mann rufen, der damals Odilberd umgebracht hatte. Ich starrte ihm lange in die Augen und mir fehlten die Worte. Als ich ihn fragte warum er es getan hatte, war die Antwort so einfach, dass ich hätte Lachen können. Weil es ihm so befohlen wurde. Ich vergab dem Mann und ging wieder nach Hause. Ich habe zwar nicht vor jemals besonders mit Kunibald befreundet zu sein, doch ich vergab auch ihm für sein damaliges Handeln. In meinem Tempel angekommen, nahm ich die Feder die ich immer noch aufbewahrte und vergrub sie unter meinem Pfirsichbaum. Das rauschen der Blätter klang wie Musik und ich lächelte, endlich konnte ich diesen schwarzen Fleck meiner Vergangenheit hinter mir lassen und mich von ganzem Herzen auf mein neues Leben konzentrieren.