Tagebuch von Marno Beratas
2. Der Widerspenstigen Zähmung

Begleiter: Hr. Curtius, Silberwind Ouzdornuk, Jurga XY, Felian Horigan

Auf der Reise gen Süden, in die wirklich warmen Regionen des schönen Aventurien schloss sich Marnos kleinem Trupp ein wahrhaftiger Held und - wie selbst Marno neidlos anerkennen musste - gewaltiger Kämpfer an. Der Rondrageweihte Felian Horigan schien mit dem bisweilen recht schweigsamen Tobrier bekannt zu sein und schloss sich daher ihrer Reise gen Brabak an. Marno beruhigte diese Bekanntschaft sehr, wußte er doch dass die Rondrianer zwar sehr altmodisch und bisweilen verbiestert sind, aber doch sehr ehrenhaft und ehrlich. Marno hatte begonnen an dem Tobrier zu zweifeln, denn dieser schien nicht nur Geschichten aus dem blutigen Osten mitgebracht zu haben, sondern auch magisch begabt zu sein. Bei einem Söldner war das eine mehr als ungewöhnliche Kombination, sodass Marno sich im Laufe der Tage und Wochen der Reisen begonnen hatte Gedanken zu machen, ob dieser östliche Schlagetod nicht vielleicht ein dunkles Geheimnis in sich trüge. Und gegen den Tobrier zu stehen wäre gewiss nicht einfach - auch und gerade weil die barbarische Hexerin sich dann gewisslich gegen Marno und den Silberwind gestellt hätte. Diese Sorgen waren nun vergangen, denn dieser erfahrene Diener der Rondra war Bürge genug für die gute und göttergefällige Gesinnung des Söldners - auch wenn dieser bei ihm Kor ist.

Der eigentlich Anlass des kleinen Abstechers an das äußerste Ende des schönen Kontinents war aber eine zweite Bitte des verehrten Herrn K'Hesthofer. Dieser hatte einen Freund, der dringlich eine Gruppe erfahrener Conquestadores benötigte und Hochwürden hatte da natürlich eine gute Empfehlung...

Brabak begrüßte die Gefährten nicht unfreundlich. Nach allem was Marno von diesem mückenverseuchten Sumpfloch gehört hatte, hatte er insgeheim mit Echsen, Mohas oder gar Geistern und Dämonen gerechnet - sodass er sich auf der Fahrt bereits insgeheim für seine Weitsicht gerühmt hatte einen erfahrenen Kämpfer gegen die dunklen Lande und seine Gnaden mitgenommen zu haben. Nichts davon war aber notwendig. Brabak entpuppte sich als eine durchaus gesittete Hafenanlage und etwas heruntergekommene Stadt, die aber allerlei interessante Orte und Begegnungen zu bieten hatte. Eine der weniger interessanten Begegnungen führten sie zu jenem Freund seiner Hochwürden der Conquestadores benötigte. Dieser eher langweilige Mensch beklagte lang und breit, dass sein Augenstern, das Licht seiner Familie, die Hoffnung seiner alten Tage schändlich entführt worden sei. Seine einzige Tochter sei unter Piraten gefallen und brauche dringend Hilfe um aus den Klauen dieser Monster zu entkommen. Nun, eine holde Maid in Nöten ließ weder Marno noch seine Gnaden Horigan ruhen und für den Tobrier gab es die eine oder andere blinkende Münze. Marno wies dabei wohlweisslich nicht auf den bekanntermaßen etwas mangelhaften Goldgehalt der Brabaker Kronen hin. Das sollten sie später tatsächlich noch verifizieren können. Warum sich darüber jetzt schon den Kopf zerbrechen...

Nach einigen feucht fröhlichen Nachforschungen und den Tavernen des schönen Brabaker Hafens, von denen Marno noch Tage später einen Wolf hatte, war ihnen zumindest die Richtung klarer, die sie gehen müssten. Ihr Auftraggeber hatte in Erfahrung bringen können, dass der üble Hamarro - auch der Sanfte Pirat genannt - die hübsche Kaufmannstochter entführt hatte. Hamarros Spur sollte sich wohl in Hôt-Alem aufnehmen lassen. Und tatsächlich gelang es den Gefährten dort die Fährte des Schurken aufzunehmen und ihn dann auf seinem Schiff zu stellen. Allein die Siutation stellte sich dann als recht kompliziert heraus - die Gefährten gegen Hamarros gesammelte Piratentruppe, das war Marno auch mit Beistand seiner Gnaden und des Tobriers doch etwas zu riskant. So redeten sie erst einmal mit den Banditen - und ach es stellte sich heraus, dass Hamarro tatsächlich ein recht verträglicher Geselle war. Er entpuppte sich gar als Ehrenmann, der den Frauen gar sehr zugetan war - zwei Dinge, die Marno nur zu gut nachvollziehen konnte.

So klang es denn auch plausibel, was Hamarro zu berichten wußte. Er hatte Yelisande - so lautete der Name des Augensterns - tatsächlich bei einer seiner Kaperfahrten entführt und war gar galant mit der Gefangenen umgegangen. So galant wie sich entpuppte, dass diese einen Anspruch auf den Pirat zu haben glaubte - und was noch viel schlimmer war, diesen auch an Bord und zu allen Gelegenheiten kund tat. Bald hatte sie es sich wegen ihrem Dickkopfes mit der gesamten Schiffsbesatzung verscherzt, sodass die Piraten sie kurzerhand vor Port Corrad an Land setzten. Inzwischen hatte Hamarro erfahren, war die Gute eventuell gar in der Arena gelandet - was für ein Abstieg einer ehrenwerten Kaufmannstochter. Als er nun zusätzlich erfuhr, wie sehr sich der Vater nach seiner Tochter sehnte, rührte sich die Götterfurcht in ihm und er beschloß den Fehler wieder gut zu machen, den er und seine Mannschaftan ihrem "Gast" getan hatten - Travia zum Wohlgefallen. Dazu bat er die Gefährten die Unglückselige in Port Corrad zu suchen und dann zu ihm zu bringen. Er wollte sie dann zurück nach Brabak in die Arme ihres geliebten Vaters führen.

Nun, da dies genau das war, was auch die Helden anstrebten, wurden sich die beiden Seiten recht schnell handelseinig. Hamarro brächte die Helden nach Port Corrad, hülfe bei der Befreiuung und sorgte für die Rückreise nach Brabak und die Gefährten würden ihn nicht weiter verfolgen. Ein für beide Seiten sehr annehmbarer Handel wie Marno befand.

Die Reise führte also nach Norden, an Al'Anfa vorbei, in den Selemgrund. Etwas weiter im Hinterland liegt das Loch Harodrol, wo Marno bereits in Kindertagen in Begleitung seiner Eltern mit den Achatz Handel getrieben und deren Sprache erlernt hatte. Einen Tagesmarsch südlich von Port Corrad wurden die Gefährten von Hamarro an Land gelassen und ein gemeinsames Signal - ein aufsteigendes Feuer - vereinbart. Sollte dieses Signal aufsteigen, dann wäre es an den Piraten die Gefährten wieder aufzusammeln. Die Reise in die Stadt war dann zwar etwas beschwerlich, aber ereignislos, sodass sie am nächsten Tag dort ankamen. Die Stadt selbst war inwzischen in einem deutlich geordneteren Zustand als gemeinhin immer verkündet worden war. Der neue Al'Anfanische Generalgouverneur Oderin du Metuant sorgte in der Stadt mit eiserner Faust für Ordnung - und (Grabes)Ruhe.

Wie sich also unaufällig in die Stadt einschleichen? Nichts leichter als das dachte sich seine Gnaden und verlangte in seiner Eigenschaft als reisender Diener der göttlichen Löwin eine Audienz. Direkt also hinein in die Höhle des Löwen begaben sich die Gefährten und tatsächlich bekamen sie auch eine Audienz. Allerdings stellte sich heraus, dass du Metuant einen recht seltsamen Sinn für Humor hatte, verlangte er doch als Auslösepfand für diese Audienz einen Kampf des Herrn Horigan gegen einen seiner direkten Leibwächter. Wo seine Gnaden ganz im Vertrauen auf die Stärke seiner Göttin und seiner Schwertarms sich anscheinend keinerlei Sorgen machte, dachte Marno mit umso mehr Sorge an den legendären Ruf der Basaltfäuste. Das Duell der beiden Kämpfer bewahrheitete aber dann beiden Sichtweisen.

Wo der Herr Horigan mit zwei Breitschwertern und in Kette gewandet antrat, trat sein Gegner in schwarzer Platte und mit zwei Rabenschnäbeln an. Es entwickelte sich ein Kampf zweier vollendeter beidhändige Kämpfer mit zwei Waffen, in denen die Schläge, Finten und Ablenkungen so schnell wechselten, dass ungeübtere Naturen als Marno dem Kampf gar nicht folgen konnten. Er aber sah zu und lernte.

Der Kampf endete schließlich mit einem unentschieden - sehr zur Überraschung du Metuant, der sogleich seiner Gnaden einen Platz in seiner Leibwache anbot. Herr Horigan lehnte dankend ab, aber der Aufenthalt in der Stadt war gesichert. Sie bezogen ein paar Zimmer in der Weststadt und machten sich dann mit der Lage vertraut.

Dieser Eintrag wurde am 25.11.2012 (22:26) verfasst und 978 mal aufgerufen.
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