Tagebuch von Fjedril Reschkin
3. Der Weg in den Norden

Den Winter über hatte Fjedril nun bei Leibe genügend zu tun in der abgelegenen Kupfermine im Ehernen Schwert. Allein weitere Aktivitäten liessen sich nicht bewerkstelligen, da der hiesige Graf ein wirklich gutes Kontrollsystem aufgebaut hatte. Ein wenig erinnerte das Fjedril an seine Zeit in der Silbermine in der Schwarzen Sichel und die Garden des tobrischen Herzogs von Ehrenstein.

So war der Winter in den notmärkischen Minen war weder einträglich noch erspriesslich, also beschloss Fjedril im Frühjahr wieder stromabwärts zu ziehen - diesmal aber gleich auf einem Flusskahn. Den Walsach kannte Fjedril nun tatsächlich schon zur Genüge, also versuchte er sein Glück lieber wieder in Festum und war wieder einmal auf der Suche nach Arbeit.

Im Gegensatz zum ersten Besuch in dieser weltoffenen und freundlichen Stadt hatte Fjedril dieses Mal aber ein scharfes Auge auf seinen Beutel als er über den Marktplatz schlenderte. Und so kam es, dass ihm seine Barschaft dieses Mal nicht abhanden kam. Trotzdem zog es ihn wie magisch zu den Anschlägen und Pamphleten, die ihm vor nun anderthalb Götterläufen schon einmal weiter geholfen hatten. Als er sie studierte wurde er fast von einer jungen und baumlangen Nordländerin über den Haufen gerannt, die einen schnellen Blick zu erheischen versuchte und dann wieder das Weite suchte. Wie fast zu vermuten war, kam einige Zeit später eine zweite Personen heran geschnauft die eine junge Dame suchte – allein der Anblick dieses zweiten Wesens zog Fjedril in seinen Bann. Der heran rollende, augenscheinlich fette Gnom hatte eine ballförmige Figur, keuchte und schnaufte zum Göttererbarmen und war auf das höchste aufgebracht. Erst als der Gnom weiter gekeucht war, kam Fjedril der Gedanke, dass es sich bei dem Gnom mitnichten um einen missgebildeten Feilscher handeln müsste, sondern dies eventuell der erste Zwerg gewesen sein könnte, dessen Fjedril ansichtig geworden war. Dieser Gedanke streifte ihn allerdings nur kurz, denn dann wurde sein Blick von einem Pamphlet in den Bann gezogen – es waren Burschen und Handwerker für einen Handelszug nach Paavi gesucht. Und Paavi, das weckte eine Erinnerung an frühere Zeiten bei Meister Raschid. Der Meister hatte sehr selten die kostbarste aller Flüssigkeiten erstehen können, aber einige Male konnte er Theriak sein eigen nennen. Und Zzr'sch'kra hatte dann etwas von diesem Namen gezischelt – Paavi...

Also, das klang nach einem wirklich lohnenden Ziel, sodass Fjedril auf der Stelle die genannte Adresse aufsuchte und sich als Zimmermann und Wehrfähiger in Stellung begab.

Der Göttin war ihm bei diesem Vorhaben hold, sodass nicht nur das Ziel sehr viel versprechend war, sondern auch die Mannschaft des Wagenzugs. Denn neben den üblichen Fuhrleuten, waren noch ein riesiger Barbar, die flüchtige Nordländerin vom Markt und ihr Verfolger, der fette Gnom in Stellung gegangen. Augenscheinlich hatten die beiden ihre Händel beendet. Sehr zu Fjedrils Leidwesen hatte sich der Handelsherr entschlossen noch eine Liebfelderin mitzunehmen, vor deren Heimtücke und Hinterlist Meister Raschid immer gewarnt hatte. Hier war ein wachsames Auge gefordert, damit sie kein Unheil anrichten konnte - zum Glück war einer der Fuhrleute, ein Nivese namens Mardanan, ebenso skeptisch, sodass Fjedril hier wenigstens einen Verbündeten hatte. Ärgerlich war allerdings, dass den Zug eine Priesterin der Götzin Rondra begleitete - hier fühlte sich Fjedril nicht wohl in seiner Haut. Hatte er doch in der Warunkei häufig genug gehört und gesehen, wie diese Priester alles zusammenhauten, was ihnen nicht in den Kram passte. Hier galt es seine Zunge zu hüten, um den Zorn der Frau zu meiden. Denn im Zweifel würde Fjedril getötet, wenn sie es so wollte, da hatte er keinen Zweifel.

Und so zogen sie nach Norden - wobei erst einmal ging es entlang des Meeres nach Osten nach Neersand. Ein Weg den Fjedril nun schon wiederholt bereist hatte, sodass er sich langsam sicher war hier nicht des Nächtens von irgendwelchem Algengesocks angegangen zu werden. Die Reise gestaltete sich sehr ruhig, aber gerade die Abende waren interessant, wenn am Feuer gebechert wurde. Dabei stellte sich heraus, dass der Nivese es mit Wölfen hatte. An einem der Abende gerieten der Nivese und ein anderer Fuhrmann darüber so in Streit, dass sie sich fast an die Gurgel gingen. Für Fjedril waren Wölfe nichts ungewöhliches, war doch der tobrische Herzog ein halber – und wieviele Jahre hatte er geschuftet um das Silber zu fördern, dass bei den tobrischen Wölfen besonders begehrt war.

Viel interessanter waren die Berichte des Barbaren, der nach dem Genuss des einen oder anderen Becher Gebranntem aus seiner Heimat und ihren Schamanen berichtete. Das war nun etwas, was Fjedril wirklich interessierte – der Barbar Ragusch nannte sich selbst einen Durro Dun und als mit einem Bärengeist verbunden. Das klang alles sehr interessant – sicherlich ein Geheimnis, dem auf den Grund gehen sollte. Noch besser wurde es, als der Zwerg zu berichten begann, denn er war anscheinend auch auch Magus – Fjedril hätte fast gejauchzt als er das hörte. Sein erster Zwerg und der bewies gleich, dass Zwerge mitnichten völlig unmagisch waren, sondern vielmehr magisch potent. Welch glückliche Fügung hatte sein Schicksal genommen, dass er genau diesen Zug begleitete – Heschinja und Feqz waren ihm also noch immer gewogen. Der Zwerg selber war zwar anscheinend nur der Illusionistik mächtig, aber die Tatsache an sich war ein solches Mysterium, dass Fejdril beschloss sich an den Zwerg zu heften. Das mit der Illusionsmagie zeigte sich übrigens bei einem Überfall einer kleinen Goblinbande in den Rotaugensümpfen, der recht schnell beendet war, nachdem der Barbar Ragusch und auch Fjedril einige der Goblins erschlagen hatten. Das Mysteriums des Durro Dun war eine weitere Sache, welcher Fjedril mit der Zeit auf den Grund zu gehen gedachte. Die weitere Reise verlief ruhig, der Zwerg allerdings stellte sich im Zusammenleben mit den übrigen Zugknechten nicht sehr schlau an. Um seine Macht zu demonstrieren, zeigte er einem der jungen Zugknechte ein illusionistisches Bild eines vermeintlichen Dämon – nur um den Jungen von einem zum Scheitern verurteilten Rachefeldzug gegen eine Paktiererin in Paavi abzuhalten. Eine Verschwendung von Energie, wie Fjedril das sah, die ihm auch zeigte, dass der Zwerg von Dämonen keine Vorstellung hatte. Dies führte dazu, dass sich bei den Mitreisenden schlechte Stimmung gegenüber dem Zwergen und auch dem Barbaren, der den verstörten Jungen bewußtlos schlug, ausbreitete.

Noch bunter wurden die unüberlegten Magieeinsätze aber in einer Stadt im Norden des Bornlandes. Vierwinden war ein etwas heruntergekommenes kleines Fleckchen, das nur darauf wartete, dass sich der Nordlandhandel wieder belebte. Hier beschloss nun der Zwerg den Barbaren zu behexen, was diesen zu einem wilden Ausflug durch die Nachbarschaft ihrer Herberge anstachelte. Was auch immer geschah, der Barbar kam zurück mit einem Armbrustbolzen in der Brust und den örtliche Stadtgarden im Schlepptau. Es bedurfte Fjedril ganzer Überzeugungskraft und Rechtskunst zusammen mit einigen Gold ihres Dienstherren Vito Granske, dass die Stadtgarden von einer Festsetzung des Barbaren absahen.
Als der Zug sich am nächsten Morgen in Bewegung setzte, fehlte zu allem Unglück sowohl Ragusch als auch der nivesische Kutscher Mardanan. Erst als sie Vierwinden verlassen hatten stießen die beiden wieder zu ihnen. Dummerweise hatten sie wieder Händel mit der Stadtgarde angefangen, sodass diese wieder hinter dem Barbaren her war. Das veranlasste den Herr Granske den Barbaren tödlich zu beleidigen. Fjedril konnte über so viel Dummheit und Unberrschtheit nur den Kopf schütteln und rechnete mit dem sofortigen Ableben des Herrn Granske, allein dieser konnte sich durch Glück der Axt von Ragusch erwehren bis dieser von den anderen Knechten gefesselt war. Statt nun aber wem auch immer für dieses Glück zu danken, dachte ihr hoher Dienstherr nicht daran davon abzulassen den Barbaren zu trietzen. Schlussendlich sprengte dieser seine Fesseln und die Sache hätte sicherlich ein böses Ende genommen, wenn sich die Wege des Trosses und des Barbaren nicht getrennt hätten. Fjedril beschloss sich dabei dem Barbaren, dem Zwergen, seiner stillen Begleiterin und dem Nivesen anzuschließen. Deren Gesellschaft verhieß deutlich mehr Potential an interessanten Dingen als der Handelszug. Und wieder sollte ihn seine Nase nicht trügen.

So zogen sie alleine weiter gen Paavi, denn das war noch immer das gemeinsame Ziel. Auf der Reise lernte Fjedril recht schnell, dass der Nivese Mardanan tatsächlich zur wölfischen Gestaltwandlung in der Lage war, allein er war nicht so unbeherrscht wie die tobrischen Werwölfe, die Fjedril kannte. Sehr zu Fjedril Verdruss gabelten sie in Bjaldorn, einer kleinen Ansiedlung im nordischen Wald, die Horasierin wieder auf. Diese hatte wahrscheinlich während eines Bades den Abmarsch des Wagenzuges verpasst und suchte nun nach einer Möglichkeit weiter nach Paavi zu kommen. Vielleicht ergab sich aus dieser Landplage aber ja noch etwas interessantes – also Zähne zusammenbeissen und Augen auf. Auf ihrem Weg nach Norden hatten der Nivese und Fjedril einen Hundewagen gebaut, damit der Zwerg darauf sitzen könne, denn der war nicht nur fett, sondern auch langsam. Und kaum hatten sie den Wagen erbaut, fanden sie zwei Wagen des Wagenzuges, deren Pferde vergiftet waren wie Fjedril feststellen konnte. Mit Giften kannte man sich schließlich wenigstens rudimentär aus, wenn man Meister Raschid begleitete. Sie nutzen die Packpferde der Signora um einen der Wagen wieder flott zu bekommen und versteckten den anderen abseits des Weges. Bei einem Überfall von Goblins zeigte sich die Signora sogar als recht brauchbar was die Wehrhaftigkeit anging. Sie vermochte es gut mit einer Art Armbrust umzugehen, wie sie Fjedril noch nie zuvor gesehen hatte. Dieses Ding machte ihn sehr neugierig, auch weil eine magische Examinatio keinerlei Kraft erkennen liess. Irgendwann musste er das mal in die Finger bekommen. Auf ihrem weiteren Weg trafen sie, als sie aus dem Wald heraus waren, schließlich wieder auf die kleine Siedlung Eestiva wo sie den Wagen verkauften. Dabeis tellte sich die Horasierin nun zum zweiten Mal recht geschickt in Handelsdingen an. Vielleicht war sie doch zu etwas gut, denn durch diesen Verkauf mehrte sich die Barschaft aller Beteiligter merklich.

Auf ihrem weiteren Weg begegneten ihnen mancherlei seltsame Dinge, wie etwa eine Herde Kopfschwänzler, die Fjedril an das Bild eines Elephanten aus dem Dschungel des Südens erinnerten. Auch fanden sie ein Grab, in dem ihr ursprünglicher Dienstherr Vito Granske ruhte, der anscheinend von dem Medicus des Zuges ermordet worden war. Dies zeigte eine Beschwörung des Geistes durch den Zwerg und eine anschließende Befragung. Fjedril war von den unerwarteten Kräften des Zwerges so fasziniert, dass er seine Angst vor den Toten darüber verdrängen konnte. Nach einigen Woche der Reise erreichten sie schließlich das Ende ihrer Reise - Paavi.

Out-Game Beitrag
Abenteuer: Frostklirren I: Der Weg in den Norden
Dieser Eintrag wurde am 28.02.2015 (18:21) verfasst und 766 mal aufgerufen.
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