19. Peraine 1011 BF
Die letzten Tage waren mehr als turbulent, ich bin gespannt, ob sich das die nächsten Tage weiter wie ein roter Faden durchziehen wird oder nicht.
Norburg hat immer wieder mal mit Werwölfen zu kämpfen gehabt, aber dieses Jahr scheint es besonders schlimm. Ich meine damit noch nicht einmal die Ereignisse zu Beginn des Winters, nein, ich beziehe mich hierbei auf die Gegebenheiten der letzten Tage. Ein offenbarer Hinterhalt auf die Kutsche der Begleitung von Trjendov Wukschpaar, wie ich im Nachhinein erfahren habe, der widerum offenbar von einer Werwolfattacke unterbrochen wurde. Natürlich war Thulvje zur Stelle, wie sollte es auch anders sein, er hat der Leibwächterin, wie er sagt, den Gnadenstoß gegeben, da sie gebissen worden sei. Einen jungen Mann, Paschjew sein Name, konnte ich jedoch vor Thulvje bewahren. Offenbar scheint es sich jedoch dieses Mal tatsächlich um einen Werwolf zu handeln, die Symptome sind nahezu eindeutig, umso besser ist es, dass unser Erdelementar meine Bitte erhört hat und einen roten Drachenschlund wachsen ließ, ich hoffe, die Behandlung zeigt Erfolg.
(Notiz: Thulvje wird für den Mord an Meister Frunun verantwortlich gemacht -> Kehlenschnitt mit einem seiner Silberdolche -> im Rahmen der Kopfgeldjagd auf ihn hat er sich Zugang zum Gut verschafft und nebenbei ein paar interessante Informationen bezüglich Laske, ihm und seiner Schwester preis gegeben. Ich muss unbedingt mit Laske reden und evaluieren, ob Thulvje nicht selbst durch ein Trauma derart gezeichnet ist, dass es besser wäre, ihn in unsere Obhut zu nehmen. Er sagt, der Werwolf, der hier gerade wüte, sei seine Schwester, ich sollte auch mit Laske darüber sprechen, möglichst noch heute, bevor er wieder von Sinnen ist, morgen ist Vollmond.)
Ich weiß nicht, ob es am Schlafmangel lag, immerhin wurden sowohl ich als auch unser guter Rik die dritte Nacht in Folge geweckt, aber ich habe es doch tatsächlich geschafft, ihn freiwillig zum Bad zu bewegen. Allein durch gutes Zureden und viel Körperkontakt. Er hat zwar gezittert wie Espenlaub, schien mir aber so weit zu vertrauen, dass er mit mir in den Zuber gestiegen ist. Mir bleibt viel zu wenig Zeit um herauszufinden, was der Auslöser für diese Verhaltensänderung ist. Ist es der Schlafmangel? Die Tatsache, dass Rik drei Nächte in Folge sämtliche Holzvorräte verbrannt hat, die Laske tagsüber geschlagen hat? Noch einen Badetag kann ich mit ihm bestreiten, danach muss ich die weiteren Forschungen meinen Kollegen überlassen. Ich glaube, der Abschied von Rik wird mir schwer fallen.
Auch bei Gari gibt es Fortschritte, sie hat sich beim Abendmahl mehr als tapfer geschlagen und dass sogar, obwohl ein paar der Ragaschoff-Sippe anwesend waren. Ich bin sehr stolz auf sie. In einem anschließenden Gespräch meinte sie zu mir, sie fühle sich mit Laske an ihrer Seite besonders sicher, da sie ihn dann beschützen könne. Sie verneinte jedoch, als ich sie fragte, ob sie sich dadurch stärker fühlen würde, aber diesen Ansatz gilt es weiter zu verfolgen. Sie sagt selbst, dass sie glaubt, in der neuen Siedlung könnte es ihr deutlich besser gehen als hier, ich hoffe sehr, dass wir weiter auf einem guten Weg bei ihr sind.
Zur Zeit haben wir einen Gast im Gut - er scheint sich hier wohler zu fühlen als in der Akademie - der uns, so hoffe ich beinahe schon, zu der neuen Siedlung begleiten wird. Er sagt, er kommt aus dem Norden, ist riesig und trägt einen Rock. (Muss eine der dort üblichen Sitten sein.) Er ist in eine von Thulvjes Bärenfallen geraten - jetzt weiß ich immerhin, wie ich diese Dinger wieder öffnen kann, das könnte mir noch von großem Nutzen sein - und sagt, dass er auf dem Weg zum Totenmoor sei um dort eine große Dämonenspinne zu töten. Was auch immer er damit meint, aber er scheint mir ein fähiger Mann zu sein - zumindest ein fähiger Jäger - das könnte bei einer späteren Exkursion ins Totenmoor nützlich sein. Auch wenn er ein wenig vom Unglück verfolgt zu sein scheint, er ist jetzt gerade einmal etwas mehr als zwei Tage hier und brauchte bereits zweimal meine Hilfe, erst die Bärenfalle und danach ein Bolzen in seiner Brust.
Im Übrigen der Bolzen eines "besorgten Bürgers", der eigentlich auf Kopfgeldjagd nach Thulvje gewesen war, wie er sagte. Ich habe diesen Mann zuvor noch nie in Norburg gesehen, aber ich komme ja auch momentan kaum aus dem Gut oder der Akademie heraus, die Arbeit nimmt mich sehr in Beschlag. Aber, er sieht gut aus, wie ich gestehen muss, weiß mit Worten umzugehen, ich bin ihm schon beinahe nicht mehr böse, dass er Thulvje fliehen hat lassen. Aber nur beinahe. Ich hoffe, die Büttel kriegen Thulvje, damit man ihm angemessen helfen kann.
Der Bronnjar wirkte anfangs nicht sehr erfreut darüber, dass ich ein paar meiner Schutzbefohlenen mitnehmen werde - ich habe mich im übrigen für Libussa, Gari und Laske entschieden - aber als er Rik kennenlernte, meine ich direkt so etwas wie Erleichterung in seinem Gesicht gesehen zu haben, dabei ist Rik so eine gute Natur. Aber nun gut, ich habe ihm sehr detailliert und mit fundierten Informationen dargelegt, warum ich die drei anderen mitzunehmen gedenke und auch wenn er selbst es weniger zu verstehen schien, seine neue Haushofmeisterin schien interessiert zu sein, gerade auch am Schicksal von Libussa. Sie macht einen sehr einfühlsamen Eindruck auf mich und sie versteht etwas von ihrem Handwerk, ich glaube, sie und Gari könnten sich ebenfalls gut verstehen.
Heute abend ist das Treffen vom Bronnjaren mit Natascha Petrilowska und Gari, bei dem auch ich anwesend sein werde. Ich hoffe, dass dieser Abend ruhiger verlaufen wird und Rik ausnahmsweise mal nicht das ganze Holz verfeuert, weil man uns aus den Betten holt.