Sighelm zu Schneehag
Erstgeborener des Barons von Schneehag und
Absolvent der Akademie Schild und Schwert zu Balhio.
Sighelm erblickte im Jahr 995 n. BF auf der Burg Firnhag, nahe des Dörfchens Schneehag, Baronie Schneehag, Grafschaft Heldentrutz, Herzogtum Weiden, als einziger Spross seiner Eltern, des Barons, Leuemann von Schneehag, und der Baronin von Schneehag, Adilgunde von Schneehag, geborene Adlerklamm, das Licht der Welt.
Die Familie von Schneehag ist ein alteingesessenes, ehemals einflussreiches und angesehenes weidener Adelsgeschlecht. Der Sitz derer von Schneehags ist die heutzutage baufällige, wehrhafte Burg Firnhag auf einer Anhöhe in der Nähe des Ortes. Dort wurde Sighelm geboren und dort wuchs er auf, unbelastet von den finanziellen Problemen der Familie, die sein Vater so gut es ging immer vor ihm zu verheimlichen suchte. Diese ruhen daher, dass Sighelms Großvater, ein trunksüchtiger und verschwenderischer Mann, von dem in Familienkreisen ungern geredet wird, das Land der Familie und ihre Reichtümer, darunter auch eine alte Familienwaffe – ein Langschwert –, zur Finanzierung seiner Gelage und zur Befriedigung seiner Gelüste versetzte.
Die Ländereien rund um Schneehag sind seit diesen Zeiten größtenteils im Besitz anderer Adelsfamilien und bürgerlicher Rinderbarone – Was der Graf von Heldentrutz als direkter Lehnsherr nur zähneknirschend billigte und auch nur, um einen größeren Skandal und eine damit einhergehende Erschütterung der feudalen Ordnung zu vermeiden. Nichtsdestotrotz ist die Familie von Schneehag seither beliebtes Gesprächsthema höfischen Klatsches im Herzogtum und, wie man munkelt, sogar bis hin zum Kaiserhof.
Die von Schneehags leben, mehr schlecht als recht, von dem wenigen Ackern Land, die ihnen noch verblieben sind, auf denen Feldfrüchte angebaut und Vieh gehalten wird. Auch einige Wälder zählen noch zu ihrem Besitz, so dass sie sich im Winter keine Sorgen zu machen brauchen. Mangels eines großen Gesindes kann man Baron und Baronin öfter bei der Feld- und Waldarbeit beobachten, als es sich für ihren Stand geziemt. Trotz dieses hohen Einsatzes summieren sich die Schulden der Familie auf viele tausend Dukaten und es kommen jedes Jahr neue hinzu, die sie sich von den Besitzern und Pächtern ihrer ehemaligen Ländereien leihen, was dem Baron erhebliche Bauchschmerzen verursacht.
Von dem Allen nichts ahnend verlebte Sighelm eine behütete Kindheit, in der er sich spielerisch auf seine Rolle als Stammhalter vorbereitete, begann das Waffenhandwerk zu erlernen und die Wälder seiner Umgebung unsicher machte. Aus jener Zeit ruht auch seine Narbe im Gesicht her, als er sich noch als Heranwachsender und nur mit einem Dolch bewaffnet, der bezogen auf seine Körpergröße freilich eher einem Kurzschwert glich, einem ausgewachsenen Eber zum Kampf stellte. Nur seinem väterlichen Freund und Vertrauten, dem Kastellan Albrich, der, von Sighelms kindlichen Übermut wissend, bei den Streifgängen des Jungspunds diesem gerne auf Rufweite folgte, ist es zu verdanken, dass er diese Begegnung überlebte. Mit einem gekonnten Speerstoß tötete Albrich den Eber und brachte den blutüberströmten und vollkommen aufgelösten Halbwüchsigen zurück in die schützende Burg.
Im jugendlichen Alter von vierzehn Götterläufen dann wurde Sighelm an der Kriegerakademie Schwert und Schild zu Balhio aufgenommen. Unnötig zu erwähnen, dass sich die Familie das Schulgeld für die renommierte Akademie vom Munde ab sparen und zusammen leihen musste, aber für den einzigen Sprössling und Stammhalter war selbstverständlich das Beste gerade gut genug. Auch die teure Ausrüstung des Sohnes und die Versorgung und Ausbildung seiner gescheckten Stute Aurora, für die der Kastellan in Trallop den Gnadenkreuzer aufbrachte, wollte bezahlt sein. An der Akademie hatte Sighelm es deshalb auch von Anfang an nicht leicht, da er unter den ständigen Hänseleien seiner adligen Mitschüler und dem ein oder anderen Naserümpfen eines standesbewussten Lehrers zu leiden hatte. Hierdurch erfuhr er das erste Mal von der prekären Situation der Familie auch wenn er die wirklichen Ausmaße noch nicht zu begreifen im Stande war. In den Gesprächen mit Albrich berichtete dieser ihm auch von dem legendären Familienschwert, welches sein Großvater versetzte, und mit dessen Verlust das Unglück der Familie angeblich seinen Lauf nahm. Rasch reifte in ihm der Entschluss dieses Schwert, Inhalt vieler Familienlegenden, welches sogar einen Namen tragen soll, eingraviert in die Fehlschärfe über der Parierstange, dem Familienbesitz zurückzuführen. Aus den Gesprächen mit Albrich und mithilfe der Akademiebibliothek gelang es ihm sodann den Namen Oswald von Eichelbrünn als neuen Besitzer zu identifizieren, und er fand heraus, dass es sich bei den von Eichelbrünns um ein andergaster Adelsgeschlecht im Westen des Landes, an der Grenze zu Nostria beheimatet, handelt.
So widmete sich Sighelm mit großer Begeisterung der Waffenausbildung, im Kopf seine Queste, das Schwert in seinen Besitz zu bringen und der Familie einstigen Glanz und Ruhm zurück zu bringen. Schon am Tag seiner feierlichen Entlassung aus der Akademie und mit frisch besiegeltem Kriegerbrief in der Tasche, sattelte er seine Apfelschimmel-Stute Aurora und machte sich auf zum ersten Mal das heimische Weiden zu verlassen – gen des fernen Andergast, seinen ersten Abenteuern entgegen...