Als unsere illustre Gruppe aus alten Weggefährten und neuen Bekannten das Turniergelände an der alten Residenz betrat, erfüllte es mein Herz mit Stolz. Längst vergessene Erinnerungen aus meiner Kindheit kamen wieder hoch. Ich sah mich als kleiner Junge an der Rückseite der Haupttribüne stehen, um den Herolden zu lauschen, die die hohen Herren ankündigten, ehe der Lanzengang begann. Was waren das noch für unbeschwerte Zeiten. Lange ist es her. Doch die Namen aus jener Zeit sind schon lange verklungen.
Wir betraten den Turnierplatz und gingen zu dem uns zugewiesenen Turniergemeinschaftszelt Nummer drei. Der hohe Herr Ludalf von Wertlingen mit seinen beiden Knappen war als Einziger im Zelt. Ein beeindruckendes Zweihandschwert und sein Wappen warteten vor dem Zelteingang auf uns. Nachdem wir uns vorgestellt hatten, fiel mir auf, dass der hohe Herr einen bedrückten Eindruck machte. Dann erinnerte ich mich an die Gerüchte über den harten Schicksalsschlag, den er hinnehmen musste. Sein Vater Udalberth, ein Answinist, hat sich den vermaledeiten Borbaradianern angeschlossen und dient seit geraumer Zeit dem Bethaner als Reichserztruchsess von Transysilien. Obwohl meine familiäre Beziehung zu meinem Vater ebenfalls schon seit längerem schwierig ist, ist das Nichts im Vergleich zu dem, was dem armen Ludalf widerfuhr. Ich schlug Ludalf vor, sich seinen Frust heute Abend von der Seele zu reden, wenn ich meine Ausrüstung vom Karzer geholt hatte.
Ich war dann etwa zwei Stunden weg und als ich zurückkam, wartete die nächste Überraschung auf mich. In der Zwischenzeit brachte ein Bote der Familie Belletor ein Schreiben. Die Familie Belletor lud mich zu einem Essen ein, um den alten Zwist beiseite zu legen. Das setzte mir innerlich sehr zu, obwohl ich es mir nicht anmerken lies. Obwohl ich auf diese Art von Zeichen schon lange gehofft hatte, war der Zeitpunkt denkbar ungünstig. Die volle Konzentration sollte auf das Turnier gerichtet sein. Ich beschloss, der Familie morgen meine Aufwartung zu machen, und es begab sich, dass die Südländer noch Turnierwaffen benötigten, was sich gut miteinander kombinieren liese. Meister Morgenthans Geschäft lag nur ein paar Schritte vom Familiensitz der Belletors entfernt.
Nachdem mir der hohe Herr freundlicherweise einen seiner Knappen zur Verbringung meines Pferdes in den Turnierstall abgestellt hat, redeten wir uns unseren Gram bei ein paar Bechern Wein von der Seele. Die Dame Cankunaku zog es vor, unsere Gesellschaft nach einiger Zeit zu verlassen. Wir erzählten unsere Geschichten und stießen auf das hoffentlich kommende Finale der schweren Handwaffe an.
Am nächsten morgen stand ich früh auf, um mein morgendliches allgemeines Kraft- und Geschichlichkeitstraining ohne Waffe zu absolvieren. Ich traf auf den Rest beim morgendlichen Rondra-Dienst, den der Turniermarschall selbst abhielt. Wir besorgten dann die Turnierwaffen und ich stattete meiner Familie einen Besuch ab. Diese waren jedoch nicht zu Hause, und ich verabredete mich zum Essen zur sechsten Stunde.