Nachdem wir die unerfreuliche Begegnung mit den Sammlern überlebt hatten, kam auch der harte nordische Winter nach Paavi. Das Meer fror zu, die Tage wurde immer kürzer, die Nächte dafür um so rauer. Bei den Götter, was für eine unwirtliche Umgebung ist dieser rauhe Norden, selbst in einer Stadt, sofern man dieses lausige Nest Paavi als solche überhaupt bezeichnen mag. Was vermisste ich meine Heimat, das milde Klima, die horasischen Maskenbälle und den guten Wein. Aber ich war nun einmal in diesen götterverlassenen Flecken Deres gereist, um meinen Bruder zu finden. Ob er noch lebte? Die Zwölfe stehen ihm bei. Andererseits hatte ich sehr viel Zeit, mein bisheriges Leben zu reflektieren und mich intensiv mit dem Armbrustbau zu beschäftigen. Ich beschloss, mich zum ersten Mal in meinem Leben an den Bau einer schweren Armbrust zu wagen. In etwa drei Wochen hatten Fjedril und ich es tatsächlich geschafft, eine solche zu bauen. Und beim Herrn Ingerimm, es war ein Prachtstück. Die Mechanik war eine gute Leistung und der Bolzen wurde mit einer schier unglaublichen Wucht abgeschossen. Als wir es fertig vor uns hatten, überkam mich eine nostalgische Traurigkeit. Ich stellte mir vor, ich wäre in unserer Werkstatt in der Heimat, mein Herr Vater stünde hinter mir und würde mir liebevoll auf die Schulter tätscheln, so wie er es immer tat, wenn ich etwas gut hinbekam. Ich baute noch eine leichte Armbrust, die ich an einen Paavianer verkaufte, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Auch dieses Werkstück gelang mir gut. Der Jäger Brobark, dem ich meine erste in Paavi gebaute Armbrust verkaufte, besuchte mich und war voll des Lobes über die Waffe. Zielgenau, robust und unempfindlich gegen Witterung. So hatte er es sich vorgestellt. Er versprach mir, in seinem Bekanntenkreis mich weiterzuempfehlen. Mal schauen, was daraus wird.
Da es bis zum Ende des Winters noch reichlich Zeit war, beschloss ich, etwas an meinen Schießkünsten zu feilen und engagierte den erfahreren Jäger Olgard. Der alte Mann wurde von mir gut bezahlt, dafür brachte er mir einige interesannte Kniffe und Tricks bezüglich der genaueren Platzierung eines Schusses und dem Treffen von empfindlichen Stellen des menschlichen Körpers bei. Etwa zwei Monate dauerten diese Übungen mit Olgard. Zum Ende der Übungen deutete es sich schon langsam an. Es lag irgendwie in der Luft, jeder Paavianer fühlte es. Dieses magische Flimmern, dass das so lang herbeigesehnte Ende des kalten Winters andeutete.
Meine Gefährten waren alle mehr oder weniger betriebsam. Der Angroscho Xardosch kümmerte sich tagein tagaus um die arme Mara. Dieser hatte das Erlebnis mit den Sammlern sichtlich seelisch zugesetzt. Sie traut sich kaum noch aus dem Keller unseres Hauses heraus. Der Herr Revenson verdingte sich bei der Robbenjagd. Fjedril war, falls er mir nicht gerade in der Werkstatt zur Hand ging, mit dem Alchimistischen beschäftigt. Er brachte mir sogar eine Dosis Schlafgift, nach der ich verlangt hatte.
Dann war es endlich so weit. Das Fischerfest stand an und somit die Festivität zur offiziellen Beendigung des Winters und Beginn des Frühlings. Während ich die Herren dazu anhielt, das Haus sauber rauszuputzen, besorgte ich am Markt nach hiesigem Brauch einige bunter Bänder, mit denen die Häuser geschmückt wurden. Vielleicht täuschte ich mich ja, aber ich hatte beim Schlendern durch die Gassen und beim Treiben auf dem Marktplatz das unbestimmte Gefühl, dass dieser Frühling etwas Besonderes für Paavi bringen wird. Die Zeit des Eises neigt sich nun dem Ende zu. Würden wir beim Aufbruch in die neue Epoche wieder eine Rolle spielen? Es wird sich zeigen, bei den Göttern.