Selbstredend wollte Sighelm sodann von Firunfried und Wasilij wissen, warum es sie solange in Anspruch nahm, ihn, den tapferen Krieger, aus seinem unfreiwilligen Gefängnis zu befreien. Der Norbarde erzählte ihm von dem Trubel der vergangenen zwei Monde, und wie sie sich mit dem anständigen Prinzen anlegen mussten, um diesen um den ehrlich im Tjost gewonnen Helm zu bringen. „Sich mit dem Prinzen eines Landes anzulegen zeugt wahrlich von großer Torheit, auch wenn es sich bei dem Land nur um Andergast handelt“, schalt er sie. Außerdem wurde er das Gefühl nicht los, dass Firunfried ihn am liebsten auf der verfluchten Feste hätte verrotten lassen, hatte dieser sich doch schon in der Vergangenheit nicht immer durch Ehrlichkeit ausgezeichnet! Von dem Schaukämpfer hingegen wusste er um seine edle Gesinnung trotz allerniederster Abstammung, so dass er nicht umhin kam in sogar ob seiner Tapferkeit zu Loben.
Desweiteren erfuhr er, dass der Schwertvater der jungen Baroness im Andergaster Perainetempel gepflegt wurde, da auch er sich auf ein Duell mit Prinz Wendelmir einließ und unterlag. Sogleich bestand er darauf diesem dafür zu danken, dass er seine getreue Knappin aussandte um den vermutlich mittlerweile weithin berühmten Baronet von und zu Schneehag aus seinem Kerker zu befreien. Dazu sollte es allerdings nicht kommen, denn in Andergast musste er erst einmal Maß nehmen lassen für sein neues Rüstzeug. Dieses anfertigen zu lassen war die Bedingung des Ingerimmgeweihten für seine Unterstützung bei der Queste der Erlangung des Helmes, welcher angeblich unerlässlich für seine Rettung war.
Bald darauf schon wurde die Gruppe ein weiteres Mal um Hilfe angerufen. Es war wohl ein adliger Reitersmann, der von elementarem Ungleichgewicht in seinem Heimatdorf berichtete. Sighelm freilich war wenig begeistert, führte der Weg zum Dorf doch gänzlich in die falsche Richtung für das bestreiten seiner wahren Queste! Nur widerwillig, und um sein Gesinde nicht in den sicheren Tod, der ihnen ohne seinen militärischen Drill mit Sicherheit geblüht hätte, ausziehen zu lassen, ließ er sich breitschlagen ein weiteres mal wider der pervertierten elementaren Manifestationen zu ziehen. Zwar war der Adept des Störrebrandt Kollegs ein angenehmer Gesprächspartner auf der Reise – einer der Sighelms Intellekt nicht gänzlich unterforderte wie das Bauerngesöcks mit dem er sich bis dato begnügen musste – jedoch wäre ihm die Gesellschaft der hübschen ni Bennain doch deutlich lieber gewesen. Jene war allerdings zeitgleich im Steineichenwald auf der Suche nach einem blauen Klippzahn, „einer seltenen Eidechsenart“, wie der Magus glaubhaft versicherte, mit deren Hilfe sie die Gesundung ihres Ritters zu fördern hoffte.
Unterwegs traf die Gruppe eine junge Frau, die sich ihnen als Andara vorstellte. Sicherlich hatte sie auch noch einen Nachnamen erwähnt, aber diesen vergaß der tollkühne Krieger schnell wieder, handelte es sich doch offensichtlich nur um eine Bürgerliche. So ist ja nun allgemein bekannt, dass das Bürgertum schlichtweg nur der Zersetzung der althergebrachten und tradierten praiosgefälligen Ordnung dient, weshalb man sich hüten sollte es fürderhin zu protegieren. Gekleidete war die Dame, so es sich um eine solche handelte – ihre Profession hatte sie in ihrer Aufregung vergessen zu erwähnen und sie wollte ihr auch auf Nachfrage nicht wieder einfallen – in der aufreizenden Mode des Horasreiches, welches ihre zweifelsohne vorhandenen Vorzüge umso mehr zur Geltung brachte. Obendrein war ihr ihr Pferd, ein edler Yaquirtaler Hengst, ausgebüchst, eine Tatsache der schnell Abhilfe verschafft werden konnte. Statt sich aber ihrem Retter dankbar zu erweisen, belegte sie ihn mit allerlei giftigen Kommentaren; lediglich Sighelms außergewöhnliche Selbstbeherrschung bewahrte sie davor die Breitseite seines Schwertes auf ihrem wohlgeformten Hinterteil zu spüren!
Kurz vor ihrem Ziel, einem winzigen Weiler der sich bereits im Einflussgebiet des Orkenlandes befand, passierte die Gruppe um unseren strahlenden Helden eine steinerne Brücke, die von einem Troll bewacht wurde. Todesmutig trat der glatzköpfige Ausländer an diesen heran um Verhandlungen aufzunehmen. Sighelm legte derweilen seine Lanze ein und hielt sein Pferd auf Abstand, um im Notfall vorpreschen und dem Brückentroll seine Lanze durchs Herz stoßen zu können. Wider erwarten wurde Wasilij aber nicht von dem haushohen Abkömmling einer aussterbenden Rasse erschlagen, sondern es gelang ihm diesem Honig ums Maul zu schmieren. Was genau geredet wurde konnte Sighelm jedoch nicht verstehen, dafür befand er sich einfach zu weit weg.
Im Dorf angekommen wurde schnell klar, dass eine einfache Umsiedlung der Bauerntölpel wohl die leichtere Aufgabe gewesen wäre, da diese sich aber standhaft weigerten von seiner Wohlgeboren den Befehl zum Abmarsch entgegen zu nehmen musste wohl oder übel eine andere Lösung gefunden werden. Ein verwirrter Magier und eine schelmische Hexe waren schnell als Verdächtige ausgemacht, man munkelte sogar von einer unheiligen Beziehung zwischen den Beiden.
Nach einer unruhigen Nacht, in der sich ein Elementargeist ausgerechnet in Sighelms Dolch manifestierte und diesen gänzlich unbrauchbar zurück ließ, brach man also auf, das Lager der Hexe zu erkunden. Dort fand sich eine auf Leder geschriebene Karte auf der ein zweites Dorf in der Nähe eingezeichnet war, ebenso wie ein Hinweis darauf, dass sich die Elemente im Ungleichgewicht befanden. Letzteres war ohnehin, auch ohne einen akademischen Abschluss, offensichtlich, aber immerhin war man der Lösung auf der Spur, auch wenn es noch nicht als Beweis für die Verstrickungen der Hexe herhalten konnte. Die Niederen in Sighelms Gefolge plünderten noch ausgiebig die Lagerstätte; so nahm Firunfried getrocknete Kräuter an sich und Wasilij, der bis dato vermutlich nur Rattenfell kannte, stopfte eine stinkende Ziegendecke in seinen Rucksack – die Freuden der einfachen Landbevölkerung...
Das zweite Dorf war von wenig Interesse, eine Höhle in der Felswand nördlich des Dorfes dafür umso mehr! Hier fanden sich, nachdem Sighelm eine Hand voll wolfsgroßer, garstiger Spinnen niedergestreckt hatte, die Quelle des elementaren Ungleichgewichts:
Die Höhle wurde durch vielerlei blau leuchtenden Steine (von denen der edle Herr einen an sich nahm) in ein trügerisches Zwielicht getaucht. Auf einer Insel inmitten eines unterirdischen Sees tummelten sich zahllose mindere Geister – Manifestationen der verschiedenen Elemente. Sie schienen eine gewaltige Statue eines Trollkönigs zu bewachen, der seine Hände um eine riesige Steinkeule geschlossen hatte. Unter zu Hilfe nahme eines Seiles gelang es der Gruppe auf die kleine Insel überzusetzen und während Sighelm den Gefährten den Rücken mit seinem Zweihänder, den er als Dank für die Überwindung der dämonischen Mächte auf Burg Dragenstein eingefordert hatte, deckte, nahmen diese Kontakt zu einem längst vergessenen Trollgeist auf, der von ihnen forderte für die magische Steinkeule einen würdigen neuen Besitzer zu finden. Da die Keule offensichtlich nicht für menschliche Hände, nicht einmal die eines wahren Helden, gemacht war, kam man schnell überein sie dem Brückentroll zur Aufbewahrung zu überbringen, und ihn mit dem Bewachen des altertümlichen Heiligtums zu beauftragen. Eine wahrhaft lächerliche Aufgabe für einen großen Helden wie Sighelm, die vermutlich jeder zweite Leibhörige, so ihn denn Hesinde mit einem Funken von Verstand gesegnet hätte, hätte erledigen können! Rondra sei's Gedankt, dass beim Austritt aus der Höhle die gesuchte Hexe auf die Reisegefährten wartete, mitsamt einem guten Dutzend Göblins! Dreist forderte sie die Herausgabe der Keule (sicher zur Vollführung niederhölllischer Paarungsrituale) und drohte damit dem Barden, den die Gruppe auf dem Weg aufgelesen hatte und der zum Bewachen der Pferde zurückblieb, die Kehle aufzuschlitzen. Solcherlei Schandtaten konnten nun nicht ungesühnt bleiben und so stürzte sich Sighelm todesverachtend auf die von ihm so gehassten Rotpelze, während er das Ausschalten der Hexe seinen magischen Gefährten überließ. Rote Fellbüschel und Gliedmaßen stoben durch die Luft, als er Einen nach dem Anderen dieser Tiere niedermachte und mischten sich am Boden mit dem roten Blut der feigen Bande. Als der Kampf vorüber war stellte Sighelm zufrieden fest, dass seiner treuen Stute Aurora keine Mähne gekrümmt wurde, und dass auch Andaras Yaquirtaler und das Packpferd Sternschnuppe unbehelligt geblieben war. Selbst der Barde war noch am Leben um über seine Heldentaten zu berichten und lange Balladen, ebenso wie epische Dichtungen über den Baronssohn zu schreiben.
Sichtlich zufrieden begab man sich also auf den Rückweg, dem Dorf Vollzug zu künden und den Troll über seine neue Anstellung zu informieren.