04. Rahja 1011 BF
Unsere Reise verläuft recht ruhig, Pjerow steuert einen kleinen Wagen, auf dem auch Ifrundoch, Thulvje und ich mitfahren. Mir war nicht bewusst, dass es sich um eine längere Abwesenheit handelt, ich hätte Bücher mitnehmen sollen, aber nun gut, dann bringe ich Ifrundoch eben ein wenig Garethi bei. Er macht sich recht gut, lernt schnell und, den Göttern sei Dank, scheint er mir die Intervention letztens nicht allzu übel zu nehmen. Ich mag diesen großen, wilden aber doch irgendwo zivilisierten Mann recht gerne.
Wir kommen weit nach Mitternacht an, auch wenn ich nicht so genau weiß, wo das ist. Gerbald meint, dass die Mine nur noch ein paar Augenblicke entfernt sei. Die Mine also. Während sich die Männer miteinander besprechen, wie sie vorgehen sollen, überlege ich noch, was meine Aufgabe hier sein wird, aber so wie ich die Situation einschätze, wird das ein sehr gefährliches Unterfangen.
Während Ifrundoch, Pjerow und Thulvje sich noch in der Nacht auf den Weg zur Mine machen, sie sollen wohl, wie ich das verstanden habe, durch einen zweiten Eingang schonmal die Rückendeckung geben, legen sich die Rondrianer, Gerbald, ein Mann namens Hecker und ich uns in die mitgebrachten Zelte, aber wirklich gut schlafen kann ich nicht.
05. Rahja 1011 BF
Bereits kurz nach Sonnenaufgang begeben wir uns zur Mine, mir wird vorher noch mitgeteilt, dass die vier Männer eine Art Keilformation einnehmen werden, sollte es zu aggressiven Handlungen kommen und dass ich, sie wollen mich in ihre Mitte nehmen, meinen Platz erst verlassen solle, wenn wir die gegnerische Linie durchbrochen haben. Ich bin doch kein Soldat, aber nun gut, ich werde mein Bestes geben.
An der Mine angekommen stellt Rondrasil dem Anführer, er heißt Gladscha, zur Rede und bietet ihnen an, dass sie alles, was sie bislang abgebaut haben, mitnehmen können, sofern sie sofort die Mine verlassen, sie dem rechtmäßigen Eigentümer Gerbald übergeben. Doch anstatt einer Antwort Gladschas schießt dieser sofort mit einer großen Armbrust auf Rondrasil, welcher schwer getroffen zurücktaumelt, sich jedoch besinnt und nach vorne stürmt. Auch die anderen drei preschen vor und ich versuche, mit ihnen Schritt zu halten, was mir offenbar leichter gelingt als ich dachte. Diese Rüstungen müssen einen ziemlich behindern.
Ich bemerke, dass Rondriane mehrmals von Bolzen getroffen wird, aber auch bei den Gegnern fallen einige zu Boden und aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass Thulvje und Pjerow die Schützen gewesen sind. Das ist also die Rückendeckung. Ich knie neben Rondriane nieder, welche mir schmerzverzerrt mitteilt, dass es jetzt schnell gehen müsse. Doch so sehr ich mich konzentriere, es gelingt mir nicht, einen ordentlichen Balsam zu wirken, das Getümmel, die Hektik, das Kampfgeschrei. Ich war noch nie so derart nah an einem Kampfgeschehen dran.
Wie gut, dass die anderen sich nicht so sehr davon beeinflussen lassen, der Kampf scheint sich zu unseren Gunsten zu wenden, die meisten Gegner sind offenbar tot oder schwer verwundet. Da es wieder ruhiger ist, kann ich meine Gedanken auch wieder besser sammeln und es gelingt mir, Rondriane zu helfen. Auch Rondrasil, der von einem scharfkantigen Bolzen mit Widerhaken in der Brust getroffen wurde, wird von mir geheilt. Den hätte man nicht einfach so herausziehen können.
Thulvje sticht wie wild auf einen bereits toten Gegner ein und lässt sich nur schwer davon abbringen. Ich erkenne, dass seine Augen sehr nervös zucken und er spricht die ganze Zeit von Werwölfen, die er hier zur Strecke gebracht hat und dass in der Mine noch mehr Werwölfe seien, die er fangen müsste. Er lässt sich von mir kaum auslenken, ist zwar zeitlich, räumlich und zur Person orientiert, situativ scheint er sich jedoch in eine Lage zu versetzen, mit der er sich auskennt. Werwolfjagd. Während ich mit ihm rede, schafft er es, mit seinem Silberdolch den Toten zu enthaupten und den Kopf bringt er zu Gerbald, da er eine Belohnung für den angeblichen Werwolf haben will. Ich hoffe nur, dass ich in den nächsten Tagen noch etwas besser zu ihm vordringen werde, denn so ist er eine Gefahr für die anderen, aber vorerst gilt es, uns anderen Dingen zuzuwenden.
Offenbar ist Gladscha tiefer in die Mine geflohen, denn Pjerow, Gerbald, Ifrundoch und Thulvje wollen ihm hinterhereilen. Vorher jedoch werden noch 16 Arbeiter aus den Tiefen der Mine nach oben geholt mit dem Lastenaufzug. Und kurz nachdem die vier hinunter gefahren sind, kommen auch die restlichen 4 Arbeiter nach oben und werden von Hecker an die Wagenräder gefesselt. So verängstigt wie die aussehen, glaube ich nicht, dass sie weglaufen werden. Einer der verwundeten Gegner sieht schlimm aus, weshalb ich mich dazu entschließe, auch ihn zu heilen. Leben ist Leben, da darf man keinen Unterschied machen.
Nach einer Weile kommen Pjerow, Gerbald, Ifrundoch und Thulvje wieder nach oben und ich erfahre, dass Gladscha tot ist. Auch Gerbald hat einstecken müssen, allerdings habe ich nur noch Kraft dafür, ihn profan zu heilen, aber seine Wunde ist nicht lebensbedrohlich, er wird überleben.
Wir binden die Arbeiter und zwei der Gegner, die von Pjerow bereits in der Nacht überwältigt worden sind, in einer Reihe an den Wagen, die Verletzten und die Leichen kommen auf den Wagen und so machen wir uns im Gänsemarsch auf den Rückweg zur Burg. Spät nachts machen wir Rast. Ich habe gar nicht richtig mitbekommen, dass jemand weiter vorgeritten ist, aber gegen vier Uhr morgens kommen uns von der Burg 3 Wagen entgegen, die die Arbeiter aufladen. Jetzt geht es wesentlich schneller voran.
06. Rahja 1011 BF
Als wir um die Mittagszeit endlich wieder an der Burg ankommen, sehen wir bereits draußen jede Menge Leute und diverse Stände. Offenbar hat Nadira ein Turnier auf die Beine gestellt, während wir weg waren. Ich hoffe nur, dass Doram Refardeon nicht aus den Augen gelassen hat. Doch bevor wir zu den anderen fahren, bitte ich Pjerow, mit seinem Wagen zum Boronanger zu fahren, ich bin mir sicher, dass wir Golgarah dort finden werden und ich werde Recht behalten. Ich teile Golgarah in knappen Worten mit, was vorgefallen ist und entschuldige mich bei ihr, aber ich wollte ihr Arbeit ersparen, weshalb ich die Leichen gemeinsam mit Pjerow auf den Wagen geladen habe. Sie bittet uns, den Wagen stehen zu lassen, sie würde ihn abends dann mitnehmen und sogleich macht sie sich an die Arbeit, die Körper abzuladen.
Auf dem Rückweg zur Burg erkenne ich, wie südlich vom Boronanger an einer frisch gepflanzten Hecke der Nebel wabert. Aber er wabert nur bis zur Hecke, nicht darüber hinaus, ja er scheint sich förmlich aufzulösen sobald er in Berührung mit der Hecke kommt. Ich bin sehr sehr froh, dass Golgarah mit uns gekommen ist.
Beim Turnier angekommen unterhalte ich mich mit Nadira, die mir über den Weg läuft, auch Gari ist bei ihr. Nadira teilt mir mit, dass sich Gari wacker geschlagen hat und dass es zu keinerlei Übergriffen von Refardeon gekommen ist. Auch sagt sie mir, dass Doram die halbe Adelsgesellschaft gestern auf eine ausgedehnte Jagd mitgenommen hat. Ein kluger Schachzug von ihm. Jedoch sagt sie mir auch, dass Tsadan offenbar Wundfieber hat und dass es ihm sehr schlecht gehe. Sie teilt mir mit, dass sie aus meinem Kräutervorrat Belmart und Donf genommen habe um ihm zu helfen und dass sie Wadenwickel gemacht haben und ich sage ihr, dass das genau richtig war und dass ich mich gleich zu ihm begeben werde. Bevor ich gehe, teilt mir Nadira auch noch mit, dass sie die Zwillinge seit gestern nicht mehr gesehen hat, sie nicht finden kann, aber auch zu wenig Zeit hat um gründlich nach ihnen zu suchen. Auch darum will ich mich kümmern, ich habe etwas mehr Zeit.
Nachdem ich Gari gelobt habe, wie stolz ich auf sie bin, gehen wir gemeinsam zu Tsadan ins Zimmer und wahrlich, eine große schwärende Wunde befindet sich an seinem Kopf, da hab ich beim letzten Mal offenbar nicht sauber genug gearbeitet. Ich muss noch besser aufpassen, mich weiter schulen. Während ich die Wadenwickel bei ihm erneuere, sinne ich über eine effektive Behandlungsmethode nach und nach einiger Zeit bitte ich Gari, mir den stärksten Alkohol zu bringen, den sie finden kann. Nachdem sie zurück ist, teile ich Tsadan mit, dass alles wieder gut werden wird, allerdings wird es ein wenig wehtun. Ich desinfiziere die Wunde großflächig und Tsadan schreit die halbe Burg zusammen, weshalb ich mich dazu entschließe, einen Ruhe Körper auf ihn zu wirken. Sobald er eingeschlafen ist, beginne ich, die schwärende Wunde großflächig herauszuschneiden, das komplette von Wundbrand durchsetzte Gewebe muss weggeschnitten werden, aber der Ruhe Körper unterstützt mich und beginnt noch während ich schneide, das verletzte Gewebe zu ersetzen. Nach vollbrachter Arbeit lege ich Tsadan einen neuen Verband an und bitte Gari, ab und an nach ihm zu sehen.
Ich mache mich auf die Suche nach den Zwillingen. Sie sind nicht im Keller, in dem ich, einer bösen Vorahnung folgend, zuerst nachgesehen habe. Auch in den Zimmern kann ich die beiden nicht finden, ich störe lediglich diverse Adelige beim Rahjaspiel, auch Gerbald und einen Praiosgeweihten schrecke ich kurz auf, nachdem ich nach meinem Klopfen ohne auf Antwort zu warten den Salon betrete. Ich erkläre mein Vorhaben nur kurz und frage, ob die Zwillinge hier seien, aber nachdem die beiden verneinen, entferne ich mich sogleich wieder. Nachdem ich jedes Zimmer durchsucht habe, begebe ich mich zur Höhle, vielleicht sind sie ja bei Ifrundoch, aber auch dort sind sie nicht. Selbst im Brunnen sehe ich nach und rufe hinein, bekomme jedoch keine Reaktion. Ich habe ein sehr mulmiges Gefühl im Bauch und verstärke meine Suche, ich gucke unter den Betten nach, suche nach Falltüren und gucke hinter jedes Bild, jeden Wandteppich, der eine Geheimtür verbergen könnte.
Ich will gerade den Keller wieder verlassen, da bemerke ich einen leichten Luftzug, der aus der Wand zu kommen scheint, ich kann jedoch keine Tür erkennen, so sehr ich mich auch anstrenge. Leider komme ich nicht an die Fackelhalter heran, ich habe mal gelesen, dass da ein Hebel verborgen sein könnte, der geheime Türen öffnet. Also entschließe ich mich, einen der beiden Rondrageweihten zu suchen, immerhin war das mal eine Rondrianerburg.
Als ich Rondrasil finde, steht neben ihm gerade eine Adlige, die sich mir als Tjeika von Notmark vorstellt, mit einer klaffenden Wunde im Gesicht. Sie bittet mich, ihr zu helfen und zwar so, dass keine Narben zurückbleiben, was ich auch zu ihrer Zufriedenheit schaffe. Mit den Worten "eine solch wichtige und edle Tat bedarf einer angemessenen Ehrerbietung und Wertschätzung" drückt sie mir 20 Batzen in die Hand, die ich irritiert einstecke. Ich schildere Rondrasil kurz, dass ich seine Hilfe benötige und er folgt mir in den Keller. Er reißt an den Fackelhaltern und reißt eine sogar aus seiner Verankerung in der Wand, jedoch tut sich nichts, weshalb er Rondriane holen möchte, damit die uns helfen kann. Während er noch unterwegs ist, komme ich auf den Gedanken, jeden einzelnen Stein abzutasten und plötzlich lässt sich ein Stein in die Wand hineindrücken und eine Tür schwingt auf, just in dem Moment, als Rondrasil mit Rondriane zurückkehrt.
Wir blicken uns alle drei an und beschließen, dass wir zumindest nachsehen sollten. Ich rufe in den Gang hinein, die Wendeltreppe hinunter und meine, ein ganz entferntes und leises Hilfe zu vernehmen. Rondrasil nimmt sich die Fackel und aus einer Eingebung heraus klemme ich deren Halterung zwischen die Tür, damit diese nicht aus Versehen hinter uns zugeht. Wir steigen die Wendeltreppe hinunter und, ich weiß selbst nicht warum, aber ich zähle die Stufen, es sind genau zwölf mal zwölf Stufen und alle zwölf Stufen ist das Bildnis eines Alveraniars an der Wand.
Unten angekommen bemerke ich, dass der Boden unter Wasser steht, dreckiges Wasser, es riecht verdächtig nach Moor, nach Totenmoor! Wir gehen den Gang entlang und an der Wand ist eine Fackel angebracht. Während ich sie anzünde, sehe ich darunter eine Tafel, auf der eine Inschrift in Bosparano ist. "Der Götterfürchtige kniet nieder und senkt den Kopf" Ich lese die Inschrift laut vor und automatisch knien wir alle drei nieder. Just in dem Moment saust eine riesige Axt über unsere Köpfe hinweg, hätten wir uns nicht hingekniet, wären die beiden Rondrianer jetzt tot. Ich bekomme ein beklemmendes Gefühl, aber Rondrasil meint, dass wir weiter gehen sollten, was wir dann auch tun.
Unter der nächsten Fackel steht "Der Götterfürchtige macht einen großen Schritt". Ich suche den Gang vor uns ab und erkenne einen schmalen Spalt in der Wand. Rondrasil meint, dass er mich auf den Arm nehmen werde, da er längere Beine habe und gemeinsam machen wir einen großen Schritt, hinter uns saust eine weitere Axt hinab. Als Rondriane sich daran macht, uns zu folgen, knickt sie leicht weg und die Axt teilt sie in zwei Hälften. Ich versuche noch nach ihr zu greifen aber es ist zu spät, Rondriane sinkt leblos zu Boden. Hätte ich ihr Bein nur besser geheilt, ich mache mir große Vorwürfe und blicke entschuldigend zu Rondrasil, der zu mir meint, dass wir jetzt erst recht weiter gehen müssen.
"Wie bei den Weltenbränden fürchte der Göttergefällige kein Feuer" steht unter der dritten Fackel, die ich entzünde. Der Gang macht eine Biegung und dahinter ist eine neue Wendeltreppe, die 12 Stufen in die Tiefe führt. Die nächste Inschrift ist recht kryptisch formuliert aber Rondrasil erklärt mir, dass sie sich wohl auf ein Kampfmanöver bezieht, das Windhager Windmühle genannt wird und er weist mich an, hinter ihm zu bleiben. Wir gehen weiter und eine Axt rast aus der Luft direkt auf uns zu. Rondrasil kontert diese mit seinem Rondrakamm und schleudert die Axt weit von sich als es plötzlich hell wird, nahezu taghell.
Wir stehen plötzlich in einem großen Raum, in dessen Mitte eine füllige Gestalt steht, neben ihr die beiden Zwillinge. In der fülligen Gestalt erkenne ich Drego von Elensgrund, einen der Adligen, der die beiden Zwillinge, die aneinandergekettet sind und fürchterlich verprügelt worden sind, mittels der Kette bei sich hält. Ich balle meine Hände zu Fäusten und frage ihn, was er mit den Zwillingen gemacht hat und warum er hier ist und er erzählt mir ganz freimütig, dass er auf der Suche nach dem Gold der Theaterritter war und als Tineke ihm nichts vernünftiges erzählen konnte - er hat sie also verprügelt, ich muss Gerbald davon erzählen, dass Refardeon dieses Mal keine Schuld trifft - hat diese die Zwillinge an ihn verraten, weil sie Gold gefunden hätten. Mit diesen Worten hält er zwei Goldmünzen hoch.
Ich fahre ihn an, die Zwillinge frei zu lassen und dies tut er auch bereitwillig, sie seien für ihn nicht mehr von Nutzen. Noch während Drego weiter erzählt, wie er gesucht hat und warum er gesucht hat, er wollte wohl beweisen, dass die Rondrianer hier gefrevelt hätten, blicke ich mich im Raum um. Ich stehe bis zur Hüfte in brackigem Moorwasser und überall schwimmen Gebeine herum, manche in goldener Rüstung der Praioten, andere in offenbar Theaterritterrüstungen. An der einen Seite steht eine große Rondrastatue, aber auch eine Katzenstatue oder so etwas in die Richtung kann ich ausmachen. Die Decke besteht aus einer farbigen Glaskuppel, daher also das Tageslicht.
Rondrasil teilt Drego mit, dass er sich für seine Taten verantworten wird müssen und ich lege ihm die Ketten an, die ich den Zwillingen abgenommen habe. Von dem Raum führen zwei Gänge weg, laut Rondrasil führt einer in den Süden, der andere nach Norden. Im Süden liegt das Totenmoor und nachdem hier bereits Moorwasser ist, vermuten wir beide, dass der Gang nach Süden keine gute Idee ist. Während wir uns dazu entschließen, den Gang nach Norden zu nehmen, meine ich aus dem Augenwinkel Bewegung bei den Gebeinen zu vernehmen und auf mein Nachfragen bei Rondrasil, ob ich mir das jetzt eingebildet habe, meint er nur, dass Eile geboten sei.
Rondrasil geht mit Drego vor, danach die Zwillinge und ich bilde den Schluss, mich immer wieder nervös umblickend. Der Gang nach Norden führt noch weitere 6 Stufen in die Tiefe, das Wasser steht mir mittlerweile bis zum Hals, ich höre, wie Rondrasil ein Gebet spricht und kurz darauf treffen wir auf eine Wendeltreppe, die zwölf mal zwölf Stufen in die Höhe führt, bis wir Tageslicht sehen und in einem Stollen sind, der mitten im Gebirge endet. Etwa 100 bis 200 Schritt unter uns sehen wir die Burg und den Göttern sei Dank führt ein kleiner Trampelpfad in diese Richtung. Just in diesem Moment fällt mir ein, dass ich die Tür ja offen gelassen habe im Keller und in Anbetracht der sich bewegenden Gebeine fängt Rondrasil an, zu rennen, er muss die anderen in der Burg warnen.
Ich folge mit Drego und den Zwillingen etwas langsamer, es ist dunkel und der Pfad nicht sonderlich gesichert und nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir an einem Abhang an, der nicht einfach so zu meistern ist, weshalb wir beschließen, auf Rondrasil zu warten. Etwas später können wir Fackeln unter uns erkennen und Goswyn und seine Männer sind unten. Sie rufen uns zu, dass sie hochkommen werden, um uns beim Abstieg behilflich zu sein...ich teile ihnen mit, dass Drego gar abscheuliche Verbrechen verübt hat und dass er unten in Gewahrsam genommen werden muss, bevor ich ihm die Ketten löse und er den Abstieg beginnt.
Danach sind die Zwillinge dran und noch während ich ein Stoßgebet zu Peraine schicke stürzt erst Kiminska ab und kurz danach Karjeschka. Ich versuche so schnell wie möglich zu den beiden zu eilen und bin dadurch unachtsam, auch ich stürze ein ganzes Stück nach unten. Unten angekommen ignoriere ich den Schmerz in meinem linken Arm, denn Kiminska windet sich vor Schmerzen, ich erkenne, wie sie blutet und schicke wirsch die umstehenden Männer weg, doch es ist zu spät, sie erleidet eine Fehlgeburt ohne dass ich eingreifen kann. Goswyn baut rasch eine Trage und gemeinsam kehren wir zur Burg zurück. Noch während wir auf dem Weg sind, teilt er mir mit, dass Rondriane, besser gesagt, ein Teil von ihr Paisuma im Keller überrascht und getötet hat, bevor Golgarah und einige andere eingreifen konnten.
Betrübt über diese Situation, an der ich gänzlich mit schuldig bin, schicke ich die Zwillinge sofort auf mein Zimmer und bitte Thezzmar, ob er mir helfen könne, da ich dazu gerade nicht in der Lage bin. Nach kurzer Zeit kommt er aus meinem Zimmer wieder heraus und teilt mir mit, dass die beiden jetzt schlafen würden. Ich bedanke mich bei ihm und gehe, meinen schmerzenden Arm weiter ignorierend, in den Keller hinunter um zu helfen. Dort angekommen sehe ich, wie Golgarah und Pjerow nebeneinander an die Wand gelehnt sitzen, beide größere Wunden in der Brust, und Schnaps trinkend. Ich verbinde die beiden und werde dann zu dem Praioti geschickt, der sich auf sein Zimmer zurück gezogen hat.
Der linke Arm sieht nicht sehr gut aus, Rondriane hat ihm scheinbar das Fleisch bis zu den Knochen abgenagt und selbst der Knochen wirkt nicht sehr stabil auf mich. Er spricht mich sofort an und meint, er würde mir 30 Batzen geben, wenn ich seinen Arm erhalten könne, 20 Batzen für die Heilung und 10 Batzen dafür, dass ich niemandem davon erzähle. Ich erkläre ihm, dass ich im Moment lediglich eine profane Heilung anbieten könne, dass ich jedoch, wenn ich wieder ein wenig zu Kräften gekommen bin, durchaus noch etwas mehr machen könne und er willigt ein.
Nachdem ich den Arm verbunden habe, verlasse ich den Praioti erschöpft und lasse mich im Innenhof an eine Wand sinken. Rondriane ist tot, Paisuma ist tot, Kiminska hatte eine Fehlgeburt und das Schloss steht auf einem verpesteten Heiligtum, besser gesagt auf dem Totenmoor. Und mitten drin bin ich und kann nichts tun. Ich lege meinen Kopf auf meine Knie, jetzt wird mir auch mein Arm wieder bewusst, immerhin scheine ich ihn mir nur geprellt zu haben, und schließe die Augen.
Herrin Peraine, bitte steh uns bei!