Als die Gefährten bei der Jagd waren, gab ich mich den Gedankenspielen der nächsten Intrigen der Handelshäuser hin. Nachdem ich die einzelnen Fraktionen in Paavi im Geiste durchging, fiel mir wieder diese Sammler-Gruppe der Wolfshetzer ein. Diese hatten genügend Personal und keine Skrupel, um gegen genügend Gold die dreckige Messerarbeit zu erledigen, und so wird meiner Einschätzung nach diese früher oder später von einem der Handelshäuser angeworben werden. Daher beschloss ich, meine Fühler in diese Richtung auszustrecken und begab mich zum Treffpunkt dieser Terronen, dem Würfelpech.
Phex sei Dank, dort saß auch der Bravado, der uns damals das Gold für die Beseitigung der Sammler-Konkurenz überbrachte. Ich setzte mich zu ihm und gab ihm ein Bier aus. Nach einer kleinen Weile lenkte ich das Gespräch auf eine mögliche Unterstützung der Sammler bei künftigen Aktionen. Natürlich nur ein Vorwand, um an Informationen zu bekommen, aber das hat der gute Bosjev natürlich nicht durchschaut. Zufrieden mit diesem geschickten Schachzug machte ich mich für die abendliche Arbeit mit Nepolemo Neroni im Schneepalast fertig. Er bezahlte wieder gut, aber leider war aus ihm nichts Verwertbares rauszubekommen. Nachdem ich Esperanza den Zehnt gab, ging ich zu unserem Domizil und legte mich schlafen. Die letzten Tage und Nächte waren anstrengend gewesen.
Am nächsten Morgen kamen die Gefährten von der Jagd zurück und hatten eine firungefällige Jagdbeute dabei, ein Wollnashorn. Der nordische Barbar fing an, vor meinen Augen die Brust dieses Ungetüms aufzuhacken, das Herz herauszunehmen und einen Teil davon an Madanan zu geben, mit der Absicht, es zu essen. Was für ein indignierendes Verhalten von Menschen es doch auf Dere gibt. Lange konnte ich diesen Anblick nicht ertragen und ich ging rein, nachdem mir übel geworden war. Kurze Zeit später kam der Barbar bei mir vorbei und präsentierte mit das abgetrennte Geschlechtsteil von diesem Vieh. Er wahr sehr stolz auf diese Trophäe und ich fragte nach, ob er damit jetzt auch das machen will, was er mit dem Herz gemacht hat. Das hätte ich nicht tun sollen, denn er kam dann auf die Idee daraus eine Suppe machen. Ich frage ihn, wo denn der Rest vom Gemächt war, woraufhin er anscheinend loszog, um auch diese abzutrennen. Ich musste meinen Mageninhalt leider in meinen Nachttopf entleeren, so entsetzlich war der Gedanke daran.
Es dauerte nicht lange, da tauchte ein Gehilfe der Störebrandt-Verwalterin Tsaiane Harmsch bei uns auf und bot uns eine Aufgabe an. Wir gingen zu ihrem Kontor, um uns das Anliegen anzuhören. Sie wirkte sehr bedrückt, denn es fehlten Wechsel und die Warenbuchführung wurde manipuliert. Wir nahmen uns dieser Sache an und handelten eine Bezahlung von fünf Silber pro Tag und Person aus, sowie eine Erfolgsprämie von zehn Goldenen. Eine Inspektion des Fensters zeigte, dass es gekonnt aufgehebelt worden war, auch das Schloss an der Wechselkassette zeigte Spuren eines Dietrichs. So blieben wir also die Nacht im Kontor, um zu bewachen. Da Störebrandt sich das Haus mit Kohlebrander teilte und beide Areale durch eine einzige Tür abgetrennt wurden, befestigte Madanan versteckt einige Hundehaare, um zu sehen, ob jemand durch diese Tür kam. Es war in etwa zur Mitternachtsstunde, als Madanas Hunde anschlugen, was mich umgehend weckte. Madanan und ich schlichen leise zur Quelle der Geräusche, ich nahm eine Portion Carlog, um in der Finsternis besser zu sehen, doch was ich sah, war etwas unerwartet.
Ein Paar gab sich gerade rahjagefälligen Aktivitäten hin. Nachdem wir uns zu erkennen gaben, fanden wir heraus, dass es sich dabei um Ilkon und Wina handelte, eine Schreiberin und ein Lagerist, welche eine heimliche Liebesbeziehung führten, da Tsaiane Harmsch keine Bindungen unter Mitarbeitern duldet. Jedoch wurden die beiden vom Freibund erpresst, da die Kruger die beiden vor einigen Tagen erwischt hatte. Die beiden waren für die Manipulation der Buchführung verantwortlich, hatten aber nichts mit den verschwundenen Wechsel zu tun. Wir entschlossen uns, der Harmsch am nächsten Tag nicht die volle Wahrheit zu erzählen, sondern verschwiegen die Namen der beiden. Ich konnte sie nach einiger Zeit auch von unserer geschönten Geschichte überzeugen. Sonst passierte die Nacht über nichts mehr.
Am nächsten Tag ging ich zum Marktplatz und geriet an einen durchreisenden Händler namens Alrik Glorreiter mit seinem Bursche Kippe, der seinen Stand in der Nähe des Kontors hatte. Er erinnerte sich nach ein paar Silbermünzen tatsächlich an eine verdächtige Person, welche am besagten Tag des Einbruchs öfters am und um das Gebäude des Kontors herum gesehen wurde. Eine Frau mit Augenklappe und braunen Haaren. Leider konnte er keinen Namen nennen, aber immerhin war es ein Anfang und er willigte ein, weiter die Augen und Ohren nach dieser Person offen zu halten, gegen ein angemessenes Entgelt. Als wir gerade bei uns die nächsten Schritte besprechen wollten, kam wieder ein Bote von der Harmsch, dass jetzt ein Wechsel eingelöst wurde, im Hafen von Kohlebrander. Unsere Nachforschungen ergaben, dass der eingelöste Wechsel von Kohlebrander tatsächlich nicht in dessen Wechselbuch vermerkt war, und dass auch bei Kohlebrander eingebrochen und das Schloss der Wechselkassette mit einem Dietrich geöffnet wurde.
Dann war Phex mit uns, denn Glorreiter hat die vermutliche Diebin in der Taverne Schiffersruh gesehen. Wir machten uns sofort dorthin auf und warteten an einem der Tische. Dort musste ich dieses grauenhafte Gesöff namens "Bier" trinken. Aber was tut man nicht alles, um seiner Gefährten willen. Es dauerte nicht lange, da betrat eine Person, auf die die Beschreibung passte, den Schankraum. Der Barbar missverstand meine Wortwahl "greifen wir sie uns jetzt" mal wieder völlig, denn er stand auf und packte die Frau mitten im Schankraum, warf sich diese über die Schultern und trug diese nach draussen, während diese natürlich wild fluchte, kratzte und biss. Zu allem Überfluss konnte Sie sich dann draussen losreissen und rannte davon. Es entwickelte sich eine Verfolgungsjagd, wobei mir meine Gabe der Schnelligkeit half. Doch auch diese Person schien diese zu haben. Sogar besser als ich, so wie es schien, denn sie konnte den Abstand stetig vergrößern. Doch Madanans Hunde witterten die Fährte und diese konnte Sie nicht täuschen. Wir stellten Sie bei einer größeren Ansammlung von Kisten. Nachdem Ragusch Sie ein wenig geschüttelt hatte und ich Ihre Taschen durchsuchte, fand ich tatsächlich einen Dietrich und etwa 18 Silber. Sie gab dann auch zu, von Nepolemo Neori, also Weyringer, angeheuert worden zu sein. Wir übergaben diese Person der Harmsch und strichen neben dem vereinbarten Lohn für zwei Tage Wachdienst auch noch die 10 Goldenen Erfolgsprämie ein.
Als wir vom Störrebrandt Kontor zurück zu unserem Haus gehen wollten, hörten wir in kurzer Entfernung die bekannte Stimme von Albrin Sjerensen, der mit einer Lautstärke, die wohl noch in Bjaldorn zu hören sein musste, dem Vorsteher des Handelshauses Weyringer, Lessio Calbressa, seine Meinung kommunizierte und insbesondere, dass dieser Handelskrieg sofort aufzuhören habe. Zur Unterstreichung seiner Worte schlug er Calbressa so fest in die Magengrube, dass dieser sofort zu Boden ging und sein Leibwächter auf Sjerensen los ging. Doch Sjerensen schien ein durchaus fähiger Faustkämpfer zu sein, denn auch diesen schickte er nach kurzer Zeit zu Boden. Madanan lies es sich nicht nehmen, mit dem Knüppel des Leibwächters auf die Hand von Calbressa zu schlagen, als beide noch bewusstlos waren. So viel Kaltschnäuzigkeit hätte ich diesem Nivesen gar nicht zugetraut. Aber dieser intrigante Calbressa hat es auch verdient.
Dann gingen wir zum Schneepalast, denn dort würde Nepolemo wohl sein. Nachdem ich Ragusch erklärt habe, was der Schneepalast ist, wollte er unbeding sein Gold bei einem der Mädchen loswerden und blieb die ganze Nacht auch fort. Ob das die Wirkung diese Nashorngemächt-Suppe war? Ich werde die nächsten Nächte meine Zimmertür im Hause jedenfalls sorgfältig verschliessen.
Anschliessen kam es, wie es kommen musste. Die Wolfshetzer kontaktierten mich, dass Sie für eine sogenannte "spezielle Operation" angeheuert worden sind und bei Interesse sollten wir morgen früh ins Würfelpech kommen, denn dort würden sich die Sammler selbst sammeln. Wir überlegten kurz, ob eine Infiltration angebracht sein, aber entschieden uns dagegen. So gingen wir sofort zum Kontor Kohlebrander und unterichteten Lutje Marn von der Situation. Dieser erwartete tatsächlich in den nächsten Tagen einen Handelszug über die Bjaldorn-Route. Er nahm uns in seine Dienste, um den Handelszug zu schützen, und wollte noch vier weitere Söldner dafür anwerben. Der Handelszug selbst war mit zwei Söldnern bedeckt. Als Bezahlung vereinbarten wir keinen Tagessatz, sondern die gesamte Beute der Gegner solle uns gehören, auch wenn die Söldner einen der Gegner zu Boron schicken. Dies erschien eine kluge Entscheidung, denn werden die Sammler wohl zu Rosse kommen.
Wir holten unsere Ausrüstung, wobei ich vorsichtshalber noch die schwere Armbrust mitnahm. Ausserdem machte ich dem Glorreiter noch das Angebot, als ortskundiger Führer für fünf Silber pro Tag mitzukommen, denn dieser müsste sich eigentlich bestens auf der Strecke auskennen und potentielle Örtlichkeiten für Hinterhalte oder Angriffe wissen. Er willigte ein. So trafen wir uns mit den Söldnern und zwar mit gutem Vorsprung vor den Wolfshetzern, falls diese uns nicht observiert hatten, und verliesen Paavi und zogen dem Handelszug entgegen. Wir werden diese Sammlerbande schon abwehren. Ragusch schien endlich wieder ein wenig fröhlicher zu sein, was doch so ein bevorstehendes Gemetzel alles bewirken kann.
SE: Schlösser Knacken (Doppel 1)