Tagebuch von Isidra Kowaljewa
Diarium der Adpeta minora Isidra Kowaljewa (6. Rahja 1011 BF)

07. Rahja 1011 BF

Ich wache dort auf, wo ich mich gestern nacht niedergelassen habe, im Innenhof, meinen Kopf auf meine Arme gestützt und bin eine Decke aus schwarzem Samt gehüllt. Mein Arm fühlt sich mittlerweile etwas besser an, die wenigen Restschmerzen kann ich gekonnt ausblenden, es ist nicht das erste Mal, dass ich meine körperlichen Bedürfnisse hinten anstelle. Mein körperliches Befinden kann ich besser kontrollieren als mein geistiges. Während ich noch voller Trauer an die gestrigen Ereignisse denke, stehe ich auf und suche Rondrasil, den ich im Lager finde. Er steht vor der Tür in der Wand und starrt schweigend ins Dunkel. Ich sage ihm, wie leid mir das Ganze tut und dass ich mich dafür verantwortlich fühle, aber er winkt nur ab, bittet mich lediglich darum, ihm später dabei zu helfen die untere Hälfte Rondrianes zu bergen, da wüsste er mich gerne an seiner Seite. Ich würde ihm so gerne den Schmerz über diesen Verlust nehmen, aber das werde ich wohl nicht schaffen, bin ich es doch, die ihn ständig daran erinnern wird.

Erschöpft möchte ich mich noch einmal hinlegen und finde auf dem Weg in mein Zimmer die beiden Zwillinge, die schon wieder sehr eifrig putzen. Auf meine Frage, warum sie sich nicht schonen, sagen sie mir, dass ihnen Gerbald aufgetragen hätte, dass sie gefälligst wieder arbeiten sollen. Wütend darüber, dass er sich über meine Entscheidungen die Gesundheit der beiden betreffend hinwegsetzt, gehe ich zu dem Zimmer, in dem Tsadan und er schlafen und klopfe an, aber nur Tsadan kommt an die Tür. Auf meine Frage, ob ich Gerbald sprechen könne, erwidert er nur, dass dieser noch schlafe und daher lasse ich meinen Frust ein wenig an Tsadan auf, indem ich ihm auftrage, Gerbald darüber zu informieren, dass ich die Zwillinge wieder von der Arbeit abgezogen habe und dass er, wenn er mich schon dafür einstellt, dass ich seine und die Gesundheit seiner Leibeigenen im Auge behalte, meinen Anweisungen bezüglich körperlicher Schonung doch gefälligst Folge leisten solle.

Ich lasse einen irritiert dreinblickenden Tsadan zurück und gehe auf mein Zimmer um mich noch etwas auszuruhen, doch kaum habe ich mich hingelegt, stürmt Gerbald ohne anzuklopfen in mein Zimmer und schreit mich förmlich an, was mir einfiele seine Leibeigenen von der Arbeit abzuziehen und dass ich hinter seinem Rücken agieren würde und noch mehr solcher Anschuldigungen. Ich hätte laut seiner Aussage gar nicht in den Keller gehen dürfen, schon gar nicht allein. Die Tatsache, dass ich die beiden Rondrageweihten dabei hatte, nimmt er nur zum Anlass, mir die Schuld am Tod von Rondriane und Paisuma zu geben. Auf meine Frage, welche Leibeigenen ich denn jetzt gesund und fit erhalten solle, schleudert er mir nur entgegen, dass ich die wichtigen Leibeigenen behandeln solle, er würde mir eine Liste geben. Laut Nadira schreiend entfernt er sich aus meinem Zimmer, nicht ohne vorher noch die Türe zuzuknallen. Geschockt über seine Aussage, dass es für ihn wichtige und unwichtige Menschen gibt, beschließe ich, mich nur frisch zu machen, immerhin soll heute der Perainegottesdienst auf den Feldern abgehalten werden.

Als ich mich auf den Feldern umblicke, sehe ich, dass alle, naja fast alle gekommen sind. Einzig drei von den Söldnern, die Natascha angeheuert hat, sind nicht hier, ich vermute, dass sie die Tür im Keller bewachen. Der Perainedienst geht über sechs Stunden und alle beten mehr oder minder inbrünstig mit. Ich bitte Peraine, mir beizustehen in dieser nicht einfachen Zeit und spüre ihre Präsenz, es ist beinahe so als würde sie persönlich über die Felder schreiten.

Nach dem Perainedienst teilt uns Jucho von Dallentin und Persanzig mit, dass er eine Ankündigung zu machen hat. Er sagt, dass eine Kirche keine weltlichen Lehen haben darf, es somit nicht rechtens war, dass die Praioskirche die Mine belehnt hat. Ebenso hat aber auch Bjaldorn kein Recht auf das Lehen, da die Bjaldorner von den Theaterrittern abstammen, weshalb die Mine also gar nicht belehnt hätte werden dürfen. Jucho teilt Gerbald mit, dass er ihm hiermit die Mine entzieht und dass er sie an Tsadan von Norburg übergeben wird. Während Tsadan reichtlich überfordert wirkt und Doram ein Hoch auf den Bronnjaren Tsadan ruft, scheint Gerbald kurz davor zu sein, vor Wut zu platzen, sein Mund ist zu einem schmalen Schlitz zusammengepresst und auch allgemein wirkt die Stimmung äußerst angespannt.

Tsadan tritt in die Mitte und teilt uns mit, dass er aus der Siedlung ein Vorzeigeprojekt machen möchte, dass er alte Regeln aufweichen will und vor allem, dass er bis zum Jahre 1024 BF sämtlichen Leibeigenen die Freiheit schenken will. Desweiteren, Tsadan wendet sich bei diesen Worten an uns, sagt er, dass er die Hilfe von erfahrenen Menschen braucht, die ihm bei diesem Vorhaben helfen, die sich bereits mehrfach bewährt haben. Tsadan wendet sich an die Leibeigenen und sagt, dass jedes Leben gleich viel wert sein soll, dass vor den Göttern alle gleich sind und dass er dieses Jahr die Siedlung aufbauen will, die Burg von dem Unheiligtum reinigen wolle und wenn wir den Winter überstanden haben, will er ein System mit Holzplättchen einführen um die Leibeigenen Stück für Stück an den Umgang mit Geld zu gewöhnen und ihnen die Möglichkeit zu geben, für sich selbst verantwortlich zu sein.

Noch während Tsadan dies sagt, zieht Gerbald plötzlich sein Schwert und stürmt auf ihn zu, doch Doram stellt sich dazwischen. Allerdings gelingt es Gerbald dennoch, Tsadan eine tiefe Wunde in der Brust zuzufügen, bevor Rondrasil ihn von hinten packen und niederringen kann. Gerbald hat den heiligen Eid, den er selbst eingefordert hat, gebrochen.

Während ich Tsadan einen Verband anlege, Peraine sei Dank wurde er nicht lebensgefährlich verletzt, bekomme ich mit, wie der Praioti, der übrigens seine volle Rüstung trägt, eine beachtliche Leistung dafür, dass sein Arm noch nicht wieder geheilt ist, mit Jucho von Dallentin und Persanzig diskutiert. Trautmann III erklärt angewidert, dass er sofort abreisen wird und Tjeika von Notmark bietet Gerbald an, dass er mit ihr kommen könne, sie würden vielleicht ja noch einen Weg finden, das alles rückgängig zu machen und er folgt ihr. Auch Larjan, Pitjow Kruschin und seine Frau folgen ihm, etwas anderes hätte mich auch sehr verwundert. Die anderen Leibeigenen murmeln und tuscheln aufgeregt, bleiben aber letzlich auf dem Feld stehen. Ich schätze, die Aussicht auf Freiheit wiegt stärker.

Tsadan, der sich mittlerweile wieder aufgerappelt hat, verkündet laut, dass heute jeder so viel essen und trinken kann, wie er will, denn ab morgen werden wir alle hart arbeiten müssen, damit wir den ersten Winter auch tatsächlich überstehen werden.

Von den Adligen entschließen sich auch Thesia von Ilmenstein, Tilda von Drauhag, Mirhiban saba al Kashba von Pervin, Refardeon von Ilumkis und Drego von Elengrund zur Abreise. Vito und Iliane von Persanzig sind sich uneins, ob sie gehen sollen oder nicht und Mikhail von Brandthusen, damit auch Thezmar Libertine, Tesbinia von Gorschnitz, Jucho von Dallentin und Persanzig, Eldina von Wosna, Isidor von Norburg und Tsaiane von Ouvenmas bleiben den heutigen Tag noch und werden dann morgen wie geplant abreisen.

Bevor Drego von Elengrund geht, sehe ich noch, wie er dem Adelsmarschall etwas zuraunt, was diesen offenbar weniger zu beeindrucken scheint wie beabsichtigt. Zumindest lese ich diese Reaktion aus den Gesichtern der beiden. Praiobold will noch etwas bleiben, immerhin habe ich ihm heute früh mitgeteilt, dass ich seinen Arm erst morgen früh heilen kann und auch Rondrasil teilt uns mit, dass er das erste Jahr in der Siedlung bleiben wird, bis er sich sicher ist, dass wir sicher sind.

Wieder zurück auf der Burg kommt mir Ifrundoch entgegen, der, wie mir jetzt erst auffällt, ebenfalls nicht beim Götterdienst anwesend war. Er hat mir und den Zwillingen ein Reh extra für uns gejagt, da wir, wie er sich ausdrückt, zu wenig auf den Rippen hätten und wieder zu Kräften kommen sollen. Er ist einfach eine gute Seele. Ich beschließe trotz der mittlerweile wieder etwas fröhlicheren Stimmung dennoch früh ins Bett zu gehen.

08. Rahja 1011 BF

Morgens beim Frühstück erfahre ich von Doram, dass Tsadan gestern abend noch vor allen Menschen um Nadiras Hand angehalten hat und dass sie ja gesagt hat. Ich freue mich für die beiden doch noch bevor ich ihnen gratulieren kann bittet uns Tsadan schon zu einem Treffen in den Salon. Anwesend sind außer mir noch Ifrundoch, Doram, Nadira, Pjerow, Golgarah, Rondrasil und Bruder Aahren.

Gleich zu Beginn verteilt er verschiedene Aufgaben an uns. Nadira hat die Hoheit über die Burg, sie soll so viele Leute, wie sie dafür braucht, bekommen und diese ausbilden, damit sie auch ohne sie auskommen können ohne dass der Betrieb gleich zusammenbricht. Mir obliegt es, in sämtlichen Dingen, die Gesundheit und Krankheit der Menschen hier betreffen, frei zu entscheiden. Tsadan teilt mir mit, wenn ich es für besser halte, dass jemand nicht arbeitet, dann wird auch er sich da an meine Entscheidung halten. Ich sage ihm, dass ich darüber nachdenke, eine Art Bescheinigung einzuführen, damit kein Leibeigener fälschlich davon Gebrauch  machen kann, dass ich jetzt jeden von der Arbeit freistellen kann, wenn es notwendig ist und er begrüßt diese Entscheidung. Über das genaue Vorgehen werde ich mir später noch genauere Gedanken machen. Pjerow wird der Handel übertragen und er schlägt gleich vor, die Truhe mit den Münzen der Rondrakirche dieser doch wieder zukommen zu lassen. Zwar nicht umsonst, aber doch vergünstigt und auch dieser Vorschlag wird von Tsadan mit einem Nicken aufgenommen. Doram erklärt sich bereit, ein Waisenhaus aufzumachen, in dem sämtliche Kinder der Siedlung betreut werden sollen, wenn die Eltern nicht mehr da sind oder gerade keine Zeit dafür haben. Er will den Kindern dort auch gleich grundlegende Dinge beibringen und nachdem er nicht sämtliche Wissensgebiete abdecken kann, erklären wir anderen uns dazu bereit, ebenfalls im Rahmen unserer Möglichkeiten zu unterrichten. Ifrundoch wird von Tsadan gebeten, die Siedlung weiterhin tatkräftig zu unterstützen, sowohl durch seine Fähigkeiten als Jäger als auch, was Tsadan wichtiger zu sein scheint, als Kämpfer, der uns verteidigen kann.

Nachdem die Aufgabengebiete erfolgreich verteilt worden sind, geht Tsadan dazu über, uns mitzuteilen, welche Aufgaben die nächsten Tage, Wochen und Monate bevorstehen:

  • bis zum Winter soll die Siedlung fertig errichtet sein
  • Tsadan will einen Krieg vermeiden (da stimme ich ihm sofort zu)
  • die umliegenden Baronien sollten aufgesucht werden um die Lage zu sondieren
  • ein regelmäßiger Handel soll aufgebaut werden (hier soll Pjerow mit Rat und Tat zur Seite stehen, im Moment haben wir nur die Eisenbarren zum Handeln, aber wer weiß, was wir in Zukunft alles fertigen können werden)
  • Mikhail von Brandthusen will uns kostenlos 10 Leibeigene ausbilden
  • es wird beschlossen, mit den Goblins zu handeln, sie sollen vielleicht sogar einen eigenen Kontor bekommen und dort ihre selbst produzierten Waren feil bieten, einzig die sehr hohe Wachstumsrate macht Tsadan zu schaffen
  • Rajan wird zusammen mit Graf Isidor nach Norburg reisen und dort in der Akademie ausgebildet werden
  • die Burg muss gereinigt werden, einzig die Frage, welche Kirche dies erledigen soll, ist noch nicht abschließend geklärt, da außer Rondra (Norburg) noch Praios (Notmark) und Boron (Neersand) infrage kämen, Pjerow spricht sich für Rondra aus
  • nach der Reinigung soll der Tempel unter der Burg erneut geweiht werden und nach einer Abstimmung unsererseits wird beschlossen, dass der Tempel, um den Neuanfang, den wir hier starten, zu würdigen der Göttin Tsa geweiht werden soll. Tsadan entschuldigt sich bei Rondrasil für diese Entscheidung und sagt, dass er weder Rondra noch Praios nehmen könne, weil dies zu weiteren Konflikten führen würde
  • zur Mine soll eine Straße gebaut werden, damit der Erzhandel ausgebaut werden kann
  • am 10. Rahja 1011 BF will Tsadan nach Trautmans Hus und Bjaldorn reisen um die fehlenden Waren und Werkzeuge zu besorgen, die Gerbald nicht mitgenommen hat, wir teilen alle mit - außer den Geweihten - dass wir auf der Reise anwesend sein wollen
  • Elida wurde von Tsadan angewiesen, uns Woltan und Lumin zurückzugeben (ich kann mir die Freude Winjas über diese Entscheidung vorstellen)
  • bis zu den Namenlosen Tagen will Tsadan, dass das Tor der Burg repariert, verstärkt und einsatzbereit ist
  • da Larjan weg ist, muss ein neuer Dorfschulze gefunden werden, auf meinen Vorschlag, dass die Leibeigenen diesen doch selbst wählen könnten, überträgt Tsadan mir die Aufgabe, dies den Leibeigenen mitzuteilen und dafür zu sorgen, dass ein neuer Schulze gewählt wird
  • im Efferd 1013 BF soll ein neuer Adelsmarschall gewählt werden, Jucho wird sehr wahrscheinlich nicht wiedergewählt werden, Tsadan meint, dass er mit seiner Entscheidung gestern zwar uns sehr geholfen habe, sich selbst damit aber den Todesstoß versetzt habe. Die Anwärter, welche hoch gehandelt werden, für die Wahl sind Tjeika von Notmark, Thesia von Ilmenstein und Drego von Elengrund
  • Rondrasil will im Praios Boten nach Norburg schicken zwecks Verhandlungen mit der Rondrakirche

Zu guter letzt fragt uns Tsadan noch, wie die neue Siedlung heißen soll und nach einigen Vorschlägen wie Eisbach und Perainingen stimmen wir ab, dass unser Dorf Moorwacht heißen soll. Immerhin sind wir ein Bollwerk gegen das Totenmoor. Ein sehr schöner Name, wie ich finde.

Nach diesem Treffen trage ich jedem Leibeigenen, der mir begegnet auf, dass sich alle heute abend im Innenhof einfinden sollen und dass sie es jedem, den sie sehen, weitersagen sollen, damit auch wirklich alle anwesend sind.

Kurz vor der Abreise von Tsaiane Ouvenmaas lädt uns diese noch ein, sie zu besuchen, da sie am 3. Travia und am 30. Tsa 1012 BF je ein Fest geben würde. Ich frage mich, für welches Fest sich Tsadan entscheiden wird, Tsa läge nahe, würde ich vermuten. Während ich darüber noch nachdenke, ziehe ich mich auf mein Zimmer zurück, heute abend will ich immerhin den Arm des Praioten retten, Peraine hilf mir dabei.

Spät nachmittags fühle ich mich ausgeruht genug für die bevorstehende Aufgabe und es gelingt mir, mittels Balsam den Knochen und die Muskeln wieder zusammenwachsen zu lassen. Die oberflächlichen Wunden verbinde ich dann noch profan und trage dem Praioten auf, diesen Verband regelmäßig wechseln zu lassen. Er bittet mich noch einmal sehr eindringlich darum, niemandem davon zu erzählen, dass ich ihn magisch geheilt habe, da dies kein gutes Licht auf die Situation werfen würde. Nachdem ich ihm diesbezüglich zugesichert habe, dass ich nicht von mir aus auf die Art und Weise seiner Genesung Bezug nehmen werde, fragt er mich, ob es stimmen würde, dass ich mich mit Irren auskennen würde. Ich bejahe, dass ich mich auf die Heilkunst der Seele verstünde und frage, weshalb er das wissen wolle und er meint daraufhin zu mir, dass er uns neue Siedler ans Herz legen wolle. Ein junger Bursch namens Wulfen und seine Frau, die nicht nur geistig verwirrt sondern auch hochschwanger ist. Narena, so der Name der Frau, ist eine Adepta der Akademie in Andergast, eine Kampfmagierin also und ihr Mann, ein Praiosakoluth betreibt einen Buchladen in Bjaldorn. Wie treffend, dass wir in zwei Tagen sowieso auf die Reise dorthin aufbrechen wollen.

Praiobold setzt ein Schreiben für Wulfen Luminow auf, welches er mir mitgibt und erklärt mir weiter, wenn ich einmal seiner Hilfe benötigen würde, dann solle ich nicht zögern, diese zu erbitten, er sei mir zu Dank verpflichtet. Ich bin jetzt also tatsächlich mit einem der vier Hochgeweihten von Notmark befreundet, einem Praiosgeweihten.

Abends sehe ich, dass wirklich jeder einzelne Leibeigene meiner Aufforderung nachgekommen ist und auf mich im Innenhof wartet. Ich halte eine Ansprache an sie und erkläre ihnen, dass wir einen neuen Dorfschulzen brauchen, dass dieser die Belange und Wünsche der Dorfbevölkerung vertreten soll, ein Ansprechpartner und Mittler sein soll und dass es gut wäre, wenn die Leibeigenen diese Aufgabe an einen selbst gewählten Vertreter geben würden. Freiwillig melden sich Pitjow, Pedder, Sulja und Jucho und nachdem sich hinter Pedder fünf Menschen mehr als hinter Jucho versammelt haben und mir alle versichert haben, dass sie mit der Entscheidung für Pedder einverstanden seien, bringe ich diesen zu Tsadan und stelle ihn als neuen Dorfschulzen vor.

Als Pedder von Tsadan erfährt, dass er für diese neue Aufgabe Rechnen, Lesen und Schreiben lernen soll, scheint er kurz seine Entscheidung zu bereuen, aber dann teilt er uns doch zuversichtlich mit, dass er das schon schaffen wird.

10. Rahja 1011 BF

Frühmorgens brechen wir mit fünf Fuhrwerken auf, das Wetter ist uns hold und wir kommen gut voran. Ich komme dazu, in meinen Büchern zu lesen und finde sogar zwei Alraunen. Am Abend des 12. Rahja kommen wir in Trautmans Hus an, einem kleinen Wehrdorf mit Sägewerk, Kräuterladen und dem Gasthaus Zur Saufeder.

Ich bestelle bei der Kräuterhändlerin 15 Wirselkraut für 12 Batzen, welche sie zurechtlegen wird, bis wir auf unserer Rückreise von Bjaldorn erneut hier vorbei kommen. Als ich in die Taverne zurückkomme, erfahre ich, dass es einen Zwischenfall gegeben hat. Drei Jäger haben Gari zum Tanz aufgefordert und sind ihr nahe gekommen, aber Pjerow konnte die Situation deeskalieren. Jedoch hat Gari beschlossen, dass sie sich jetzt zusammen mit den anderen betrinken wird, nun gut, wenn sie der Meinung ist, dass ihr dies helfen wird. Ich werde auf jeden Fall im Schlafsaal neben ihr wach bleiben und lesen, so lange sie ihren Rausch ausschläft.

13. Rahja 1011 BF

Gegen acht Uhr werden wir von Tsadan geweckt und im Schankraum angekommen hören wir einen lauten Radau vor der Taverne. Der Dorfschulze schreit, dass vor dem Dorf drei Leichen an einem Baum hängen, denen die Köpfe abgeschnitten worden sind. Die drei Männer wurden kopfüber an den Füßen aufgehängt und ihnen wurde bei lebendigem Leib der Kopf fein säuberlich abgeschnitten. Da Trautmans Hus keinen eigenen Borongeweihten hat, sagen wir dem Dorfschulzen, dass er einen Boten nach Moorwacht schicken solle und Golgarah herbitten soll. Thulvje, Gari und ich bringen die Leichen in einen Schuppen und gegen mittag brechen wir auf zur Weiterreise nach Bjaldorn.

Auf dem Wagen frage ich Thulvje, ob er das getan hätte, da er gestern sehr betrunken war und nach Werwölfen Ausschau hielt. Er antwortet mir darauf, dass er sich nicht erinnern könne, dass er aber, wenn er es gewesen wäre, die Köpfe behalten hätte, um das Kopfgeld einzukassieren. Bereitwillig gewährt er mir sogar Einblick in seinen Rucksack, dort sind jedoch keine drei Köpfe zu finden.

Spät abends kommen wir in Bjaldorn an. Die Häuser stehen dicht gedrängt, es sind fast nur Leibeigene zu sehen, einzig am Marktplatz finden sich verschiedene Handwerkshäuser, die von Freien unterhalten werden. Tsadan mietet uns im Gasthaus zur Bjalburg ein und wir nehmen im Speisesaal ein spätes Mahl ein.

Dort sehe ich einen Mann, ganz in weiß gekleidet, der mit einer Frau spricht, die einen Mantel aus Schwanenfedern trägt und bernsteinfarbene Augen hat. Doram eilt sofort auf die beiden zu und nachdem ich von Nadira erfahren habe, dass der Mann der oberste Firungeweihte Bjaldorns ist und sie sich kurz mit ihm unterhalten wolle, gehe auch ich mit an den Tisch der beiden.

Ich stelle mich vor und gebe dem Firungeweihten das Buch des Nivesen, welches ich gestern von Nadira zurückbekommen habe. Der überfliegt das Buch kurz und erzählt seiner Begleitung, dass der Nivese von Pardona verführt worden sei, der obersten Dienerin des Namenlosen, die weiter nach Süden gewandert zu sein scheint. Die Gefahr, von der der Nivese geschrieben hat, geht wohl nicht von Pardona aus, diese wurde davon wohl lediglich aufgeschreckt.

Doram erzählt in der Zwischenzeit, dass in Trautmans Hus drei Menschen getötet worden sind und die Begleitung des Firuni trägt daraufhin diesem auf, sich der Sache anzunehmen, sie würde in den Norden gehen. Erstaunt darüber, dass der oberste Firungeweihte sich so einfach herumschicken lässt, frage ich neugierig nach, wer diese Frau denn ist und sie stellt sich mir als Ilonen Schwanendottir vor, die Tochter Ifirns. Eine Viertelgöttin, ich rede gerade mit einer Viertelgöttin!

Ilonen trägt mir auf, dass ich das Buch des Nivesen Isidor von Norburg bringen soll und sagt mir dann, dass sie dunkle Schatten bei zwei meiner Freunde sieht. Dabei deutet sie auf Thulvje und Gari. Weiter sagt sie, dass ich nur einem helfen könne, bei dem anderen werde ich die Schatten nicht beseitigen können und auf meine Frage, wie ich das denn tun solle, sagt sie mir, dass ich damit doch schon längst angefangen habe, nur momentan pausieren würde. Meint sie damit meine Gesprächstherapie? Sie sagt, ich kann nur einen retten und wer das sei obliege mir, die Dunkelheit habe nach beiden gegriffen und nach Rik, dem lachenden Schelm, der alles anzündet.

Noch während ich darüber nachdenke, woher sie das alles weiß, fragt Ilonen Nadira, die sie Eigeborene nennt, ob diese eine Frage an sie habe. Bei dem Wort eigeboren horchen Doram und ich neugierig auf. Nadira schaut sich betreten um und meint, dass sie nur eine Frage an ihre Mutter habe und Ilonen sagt ihr, dass die Antwort auf diese Frage ja sei.

Ilonen weiß auch über Ifrundochs Aufgabe Bescheid, sie antwortet auf seine Frage, ob die Mission Erfolg habe, dass die, die er jetzt habe, nicht erfolgreich sei. Er bekommt jedoch eine neue Aufgabe, bei der er glänzen wird und dass er seinem Volk helfen wird. Das Totenmoor könne er nur für eine gewisse Zeit besänftigen, es ist ein Tor zu "ihr" und dieses Tor wird er nur kurz schließen können. Auch sagt sie, dass er in dieses Tor hinein gehen muss um "sie" zu bekämpfen.

Auch den Gesetzlosen, damit meint sie Pjerow, fragt sie, ob er eine Frage habe und der möchte wissen, ob Moorwacht ein gutes Schicksal beschieden sei. Moorwacht wird ein leuchtender Pfeil in der Dunkelheit sein und von Moorwacht aus wird das Herz des Feindes getroffen werden, anschließend wird es erblühen, davor jedoch muss es einen langen Weg durch die Dunkelheit gehen.

Doram will von Ilonen wissen, ob der Elf mit dem Streithammer und die Eisweberin nach Süden ziehen werden und als Ilonen darauf mit ja antwortet, wird Doram kreidebleich, geradezu starr vor Angst, aber nur für wenige Augenblicke, kurz darauf wechselt er ganz spontan das Thema und löchert Nadira mit Fragen zum Thema Eier. Nadira versucht erst das Ganze zu überspielen, aber auch mich hat die wissenschaftliche Neugier gepackt und so verspricht sie uns, es uns bei Gelegenheit zu erklären, nur eben nicht jetzt.

Damit geben wir uns zufrieden und ich sehe, wie Ilonen mit Banja spricht, welche sich über die Antwort sehr zu freuen scheint. Auch mit Tsadan redet sie kurz und der macht ein sehr ernstes Gesicht und bekommt einen kleinen Lederbeutel von ihr in die Hand gedrückt bevor sie das Gasthaus verlässt.

Mit dem Lederbeutel in der Hand kehrt Tsadan zu uns zurück und sagt, dass Ilonen ihm den gegeben hat mit der Anweisung, dass wir dessen Inhalt in dunklen Stunden hernehmen sollen, um damit zu überleben. Pjerow nimmt sich einen Tiegel mit Fett, Doram bekommt 12 Schwanenfedern. Ifrundoch greift nach einem Stück weißem Pelz, von einem Eisbären, wie er sagt, Nadira hat eine Flasche, angefüllt mit klarem, reinen Eis in das eine knospende Rose eingeschlossen ist, Tsadan hat eine Knochenpfeilspitze und ich hänge mir ein Amulett um den Hals, an dem ein Reißzahn hängt, vermutlich von einem Bären. Wozu diese Dinge wohl gedacht sind?

14. Rahja 1011 BF

Die halbe Nacht habe ich mir mit dieser Frage um die Ohren geschlagen, aber ich bin zu keiner Antwort gekommen. Früh verlassen wir alle die Taverne und kommen an dem örtlichen Firuntempel vorbei. Der Tempel ist komplett von einer durchsichtigen Eisschicht umgeben, durch die die Leute einfach so durchgehen. Doram und ich kommen problemlos durch, aber für Ifrundoch ist das Eis, was es ist, undurchdringlich und hart. Ich vermute, weil er kein Anhänger des Zwölfgötterglaubens ist, dass er eben auch nichts im Firuntempel zu suchen hat. Auch der Altar im Firuntempel ist zur Gänze aus Eis und in ihm ist eine voll erblühte rote Rose. Doram erklärt mir, dass diese Firnrose das höchste Heiligtum des Firunglaubens ist und dass, so lange sie blüht, kein Böses diesen Tempel heimsuchen kann. Ob Nadiras Rose auch so eine Firnrose ist?

Aber ich muss weiter. Ich suche den Buchladen von Wulfen und Narena Luminow auf und werde freundlich empfangen. Ich komme nicht umhin ein wenig in den Büchern zu stöbern und erstehe letztlich drei Exemplare, davon ein Märchenbuch für die Kinder. Fast vergesse ich, Wulfen den Brief zu geben, erinnere mich dann aber doch daran. Nachdem er den Brief gelesen hat ist er sehr erfreut, geradezu erleichtert, er verspricht mir, alles mögliche zu tun, sehr fleißig zu arbeiten, wenn ich nur seiner Frau helfen könne.

Noch während dieser überschwänglichen Rede Wulfens kommt Pjerow in den Laden und bittet mich mit ihm zu kommen, sein Onkel brauche Hilfe. In einem kleinen Hinterzimmer eines Krämerladens sitzt ein Mann, der unverkennbar eine gewisse Ähnlichkeit mit Pjerow aufweist, wenngleich er doch einige Götterläufe älter zu sein scheint. Der Mann lässt seine Hose herunter und ich erkenne, dass er in beiden Knien je zwei Armbrustbolzen stecken hat. Die Wunden sind furchtbar entzündet und auch allgemein riecht es recht streng. Die Ursache des Geruchs erkenne ich, als ich den Eimer unter dem Stuhl erspähe, kein Wunder, konnte er doch die letzten drei Tage nicht aufstehen.

Während ich die beiden Knie magisch heile und das Geschrei von Pjerows Onkel mit dem Kommentar, dass magische Heilung nicht schmerzt, verstummen lasse, fängt er an zu erzählen, dass die Häscher, die ihm das angetan haben, die vier Schläger, die er angeheuert hat, getötet haben, indem sie sie mit den Füßen voran aufgehängt haben und ihnen den Kopf abgeschnitten haben. Das kommt mir verdächtig bekannt vor. Angeblich wären sie nach Paavi weitergezogen, aber offenbar sind sie in Trautmans Hus gewesen. Am Rücken entdecke ich noch eine Druckstelle, die bereits abgestorbenes Gewebe aufweist, welches ich fachmännisch entferne. Dieses Mal ist das Schreien berechtigt, aber dass es wehtut, ist ein gutes Zeichen, teile ich dem Mann mit und nach dieser Behandlung erhalte ich von Pjerow und seinem Onkel je 15 Batzen und ich bekomme zusätzlich noch ein exzellentes Chirurgenbesteck, welches er mir besorgen und im Praios liefern lassen will.

Immer wieder erstaunlich, wie viel manchen Menschen eine heilkräftige Dienstleistung wert ist.

Beschwingt gehe ich zum Glaser, ich habe ja noch den Wechsel von Natascha Petrilowska und nachdem Tsadan die Baumaterialien, die wir vor Ort haben, wie Holz und Stein, vollständig übernehmen wird, habe ich beschlossen, Fenster aus durchsichtigem Glas zu bestellen. Ich bestelle 14 normale und 2 große Fenster, die mir der Händler mit einem Rabatt, da ich Grüße von Pjerows Onkel ausrichten sollte, für 500 Batzen plus 30 Batzen Liefergebühr am 8. Praios liefern wird.

Auf dem Rückweg komme ich an einem Kräuterladen vorbei und da mir Wulfen erzählt hatte, dass seine Frau schon weit über dem Termin ist, sie aber noch immer keine Wehen bekommen hat und er Angst hat, dass das Kind an den Namenlosen Tagen geboren wird, frage ich die Frau, ob sie mir wehenfördernde Kräuter verkaufen kann. Als sie mir mitteilt, dass Wulfen Luminow sämtliche Vorräte aufgekauft hat, beschließe ich, noch einmal zu ihm zu gehen und mir Narena anzusehen, dazu bin ich vorhin ja nicht gekommen.

Bei Wulfen angekommen führt dieser mich in ein Zimmer, in dem seine Frau an allen Vieren ans Bett gefesselt liegt. Ich erkenne an den Armen tiefe Narben und auch frische Wunden, die davon zeugen, dass sie versucht hat, sich umzubringen. Sie wirkt sehr apathisch auf mich und als Wulfen ihr einen Tee einflößt, erkenne ich bereits am Geruch, dass es sich um Ilmenblatt handelt. Kein Wunder, dass die Wehen noch nicht eingesetzt haben, Ilmenblatt wirkt wehenhemmend. Als ich Wulfen das mitteile, lässt er die Tasse gar fallen und gibt mir drei große Gläser mit insgesamt 150 Anwendungen Ilmenblatt mit. Vorher untersuche ich seine Frau aber noch und körperlich scheint alles in Ordnung zu sein. Als ich meine Hände auf ihren Bauch lege, spüre ich sogar, wie etwas von innen dagegen boxt, das ist ein gutes Zeichen.

Die drei Bücher und die drei Gläser balancierend kehre ich zum Gasthaus zurück und Nadira fragt, ob wir Lust hätten, zu ihrer Mutter in die Burg zu kommen, sie hätte uns zum Essen eingeladen. Sie erzählt, dass ein Fest bevorsteht, in dem Trautmann einige Adlige um ihre Unterstützung in dem bevorstehenden Krieg bitten will, den er gegen den Süden führen wird. Während des Essens ist die Stimmung recht frostig, einzig meine Tischmanieren kann ich so ein wenig auffrischen, indem ich Tsadan, Nadira und ihrer Mutter genau zugucke. Nach dem Essen will ich Nadiras Mutter auf ein Wort zur Seite bitten, vielleicht kann sie mir erklären, wie das genau funktioniert mit dem Eier legen, aber Nadira packt mich bei der Schulter und zischt mir zu, dass ich das bloß nicht tun dürfe. Etwas verwirrt aber beschwichtigend wende ich mich daher zum gehen und auf dem Heimweg erklärt mir Nadira, dass dieses Geheimnis, das sie mir und Doram anvertraut hat, unter keinen Umständen irgendwo an die Öffentlichkeit getragen werden darf, ja selbst niederschreiben soll ich es nicht.

Abends, ich sehe, wie Thulvje sich schon wieder sehr dem Alkohol hingibt, antwortet dieser mir auf meine Frage, dass er betrunken sein muss, um schlafen zu können seit jenem Vorfall in Norburg. Ich sage ihm, dass das nicht der beste Weg sei und wirke einen Ruhe Körper auf ihn. Kurz bevor dieser zu wirken anfängt, bäumt sich Thulvje regelrecht nochmal auf, bevor er dann einschläft.

15. Rahja 1011 BF

Um sieben Uhr wacht Thulvje ganz plötzlich auf und blickt unruhig umher, bevor er erkennt, wo er ist. Vor dem Gasthaus wartet schon Wulfen mit einem Wagen auf uns, auf dem er auf einer Matratze Narena gefesselt hat und auch ein paar Bücher hat er eingepackt. Sein gesamtes Hab und Gut ist auf diesem Wagen.

16. Rahja 1011 BF

Gegen Mittag erreichen wir wieder Trautmans Hus und der Firungeweihte, der uns sogleich nach unserer Ankunft aufsucht, teilt uns mit, dass die Mörder der drei Jäger wohl zu zweit sind und dass sie dem Gegenspieler Firuns unterstehen. Angeblich sind sie nach Süden weitergereist.

Wir wollen Narena nicht auf dem Wagen lassen, der Wirt stellt uns sogar das Doppelzimmer zur Verfügung für die beiden, doch als Wulfen seine Frau losmacht, reißt diese sich plötzlich los indem sie sich selbst ihren Arm bricht. Wulfen schleudert sie einen Fulminictus entgegen und mir rammt sie ihr Knie in die Magengrube. Vom Wagen angelt sie sich einen Hobel, mit dem sie Wulfen angreift. Pjerow rennt uns alle um und Ifrundoch ringt Narena nieder, diese wirkt jedoch einen Höllenpein, der Pjerow und Ifrundoch am gesamten Körper krampfen lässt. Gemeinsam schaffen wir es, sie zu knebeln und im Gasthaus ans Bett zu fesseln. Sie ist unglaublich mächtig und so sehr darauf besessen, sich und alle anderen zu töten, dass sie eine große Gefahr darstellt. Ich verstehe jetzt, warum Wulfen ihr den Ilmenblatttee gegeben hat.

Gegen meinen Ruhe Körper wehrt sie sich vehement, erst als Nadira mir ihre Hilfe anbietet, schaffen wir es, dass sie, unter langem Ringen und dagegen wehren, endlich einschläft.

Leise verlasse ich das Zimmer und sehe im Schankraum, wie Thulvje sein, mir nur zu gut bekanntes, nervöses Zucken bekommt. Er sagt, dass die beiden Mörder Werwölfe seien und dass er sich auf die Lauer legen wird um sie zu erlegen. Während Wulfen die Nacht Wache bei seiner Frau hält und Gari im Schlafsaal schläft, pendle ich zwischen Schlafsaal und Schankraum hin und her um die beiden im Auge zu behalten.

17. Rahja 1011 BF

Unter großen Anstrengungen gelingt es mir, einen Ruhe Körper auf Narena zu wirken, damit wir sie wieder auf den Wagen legen können, bevor wir gegen zehn Uhr aufbrechen nach Moorwacht.

20. Rahja 1011 BF

Mittags kommen wir wieder in Moorwacht an, zu Hause. Die Taverne ist fast fertig und als ich Golgarah, die gekommen ist, um uns zu begrüßen, von Narena erzähle, ergreift diese ihre Schaufel und begibt sich zum Boronsanger.

Pedder trägt einen Wunsch der Leibeigenen an Tsadan heran, dass sie, wenn die Siedlung steht, gerne ein Versammlungshaus hätten, da die Katen für alle Personen nicht groß genug wären, wenn sie sich treffen wollen. Ein kluger und gerechtfertigter Wunsch.

Rondrasil bittet mich, ihm bei der Bergung von Rondrianes Unterleib zu helfen und wir verlieren keine Zeit und mit der Unterstützung von Golgarah, Pjerow und Nadira gehen Rondrasil und ich in den Keller. Nach den zwölf mal zwölf Stufen sehen wir den Unterleib Rondrianes bereits unten an der Treppe liegen und als Rondrasil diesen vorsichtig ergreift, zerfällt er zu schwarzer Asche. Etwas verwirrt blickt er zu uns und nachdem wir uns vergewissert haben, dass keine Gefahr droht, lassen wir Golgarah die Asche in einen Beutel tun, den sie mitgebracht hat und gehen wieder nach oben.

21. Rahja 1011 BF

Im Moment ist es zu riskant, Narena den Knebel auf lange Zeit abzunehmen, nicht, bevor nicht die eiserne Halskrause fertig ist, die ich gestern noch in Auftrag gegeben habe. Ich nutze die mir zur Verfügung stehende Zeit daher, um mich auch mal wieder um meine anderen Schutzbefohlenen zu kümmern.

Libussa scheint Narena nicht zu mögen. Noch bevor Narena Libussa sehen kann, fängt sie schon an, durch den Knebel zu schreien und auch Libussa hält sich vehement am Türstock fest und will das Zimmer gar nicht erst betreten. Mit Meljow war das ganz anders, ob das daran liegt, dass Libussa und er im westlichen Totenmoor gefunden wurden, während Narena, wie mir Wulfen mitteilte, im östlichen Totenmoor war?

Thulvje blockt weiterhin ab, wenn ich versuche, ein Gespräch mit ihm zu führen, er bringt mich regelrecht zum Verzweifeln. Seine Ansichten und Aussagen bezüglich der Werwölfe wirken beinahe schon philosophisch.

Laske ist weiter fest davon überzeugt, dass er ein Werwolf ist, bei ihm dringe ich nicht zu seinem Kern durch und Gari ist der Meinung, dass sie große Fortschritte macht, weil sie unter anderem Ifrundoch ohne Probleme anfassen konnte und sich hier sehr wohl fühlt. Entweder macht sie tatsächlich Fortschritte oder sie hat sich einfach besser unter Kontrolle.

25. Rahja 1011 BF

Heute habe ich die eiserne Halskrause bekommen und nach einiger Mühe konnte ich sie Narena auch anlegen und ihr daher den Knebel entfernen. Kaum habe ich dies getan, fängt sie auch schon an zu fluchen und zu schreien. Ihre Flüche lassen auf sehr gute anatomische Kenntnisse schließen. Auch schreit sie, dass sie weit weit weg von uns wolle, dass sie das Ende bringt, die Finsternis. Sie wird uns töten, wenn sie sich nicht vorher selbst tötet.

Ich versuche mit einem ruhigen Gespräch an sie ran zu kommen und frage sie, warum sie der Meinung ist, dass sie uns töten wird, warum sie glaubt, dass sie das Ende selbst sei und sie erwidert immer wieder, dass sie das nicht mit Worten beschreiben könne. Sie sagt, dass sie ins Totenmoor gegangen ist, aber nicht mehr weiß, warum sie das getan hat, aber dass sie dort das Ende gesehen habe. Sie wollte etwas im Moor finden, kann sich aber nicht mehr erinnern, was das war.

Als ich sie frage, ob sie mir sagen kann, was sie gesehen hat, wiederholt sie nur immer und immer wieder, dass sie das nicht beschreiben kann und als ich sie frage, ob ich mir ihre Gedanken ansehen dürfe, meine ich fast, dass sie will, dass ich ihre Gedanken lese. Die Frage ist nur, will sie es, damit ich ihr helfen kann oder weil sie mir damit schaden will?

Ich muss es einfach versuchen, nur so bin ich vielleicht dazu in der Lage, ihr zu helfen, also lege ich mir Feder und Papier bereit, um alles, was ich sehe, sofort zu Papier zu bringen und wirke den Zauber.

(Einige Passagen [kursiv] sind nachträglich geschwärzt worden und es liegt ein Zettel mit hastig niedergeschriebenen Notizen, Satzfragmenten und Wortfetzen zwischen den Seiten.)

Blick in die Gedanken von Narena: dunkel, Spalt, 1000 Leichen, silberne Spinnennetze, Fäden richten die Leichen auf, albtraumhafte Nacht, in der Ferne Rabengestalt erkennbar -> Barriere, Gestalten um mich verstümmelt, in meinem Bauch bewegt sich etwas kaltes, fremdes, eine Statue ohne Gesicht, nackter Mann, offenes Tor -> Mann geht durch -> Gestalt kommt zurück, die anstatt Augen nur Schwärze hat, bildschöne Elfe deutet auf mich, sieht mich direkt an -> Fragmente der Stadt der Toten, Statue, Verzierungen - Ende

Abenteuer: Zwischenspiel
Dieser Eintrag wurde am 19.10.2015 (21:36) verfasst und 622 mal aufgerufen.
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