Tagebuch von Thalia Raskir-Dottir
Syllar

Es ist unglaublich, einige Tage sind nun vergangen und ich vermag kaum in Worte zu fassen was alles geschehen ist.

Mein Phipps, mein süßer kleiner Phipps ist nun auf einer Insel weit weg von mir. Ich hoffe, er konnte sich von seiner Leine befreien und ist nicht diesen schwarzen Teufeln zum Opfer geworden. Aber wo soll ich nur anfangen.

Es war ein grauer wolkiger bedeckter Abend. Ich konnte keine Sternenkarte zeichnen und so wollte ich mir etwas Kleingeld hinzuverdienen. Ich sprach ein Rudel Söldner beim spielen an, ob sie nicht eine Erinnerung an die Reise haben wollen. Einer antwortete mir. Er gehörte nicht zu ihnen und trug eine komische Rüstung, sie schien wie aus Schuppen. Er wollte einen riesigen Blutegel. Ich dachte er will mich wohl aufs korn nehmen und machte eine flüchtige Skizze, aber als er diese sah und Verbesserungen daran haben wollte, merkte ich doch, er meint es ernst. So zeichnete ich den wohl ekelerregendsden und gruselisten Egel aller Zeiten. Den wollte er auch haben. Er erzählte noch ein paar Geschichten aber noch bevor ich anfangen konnte, erzählte er von einem Regenwald, den rascheln und Getier dort. Ich konnte nicht anders als sie mir vorzustellen, riesig, schwarz mit glänzenden Augen und vor Gift triefenden Zähnen.

So schnell mich meine Füße tragen konnten rannte ich davon in die Bordküche und suchte etwas Glücklichmacher. In einer kleinen Ecke, ziemlich versteckt, fand ich auch eine gute Flasche. Mit dieser und Phipps verkrümelte ich mich in meine Hängematte und versuchte an anderes als haarige Beine oder beißende Egel zu denken.

Da fiel mir erst auf, dass die See wirklich ungewöhnlich unruhig war. Zwar hatte ich schon einige Stürme mitgemacht, aber noch nie so schlimm. Auch Phipps war anders als sonst. Ich hatte ein überaus ungutes Gefühl.Nur in Unterwäsche machte ich mich so schnell es ging auf den Weg zum Capitän um zu sehen, was los sei... doch ich kam nicht an.

Plötzlich war überall Wasser, es war dunkel kalt. Ich hatte keine Luft zum Atmen noch wusste ich wohin zu schwimmen oder zu denken. Letztendlich umfing mich gnädige Dunkelheit.

Es müssen Stunden, Tage oder Minuten vergangen sein, ich weis es nicht, nur plötzlich merkte ich neben den schrecklichen Schmerzen auch noch ein Stechen. Ein neues Stechen, ein ungewohntes Stechen, in den Augen und in meinem Gesicht. Es wurde wärmer immer wärmer. Ich versuchte mich zu erheben, aber es ging nicht, ich wurde immer noch hin und her gespült und konnte kaum einen Finger rühren. Langsam wie eine Schnecke kroch ich ans Ufer. Die Sonne stand hoch und brannte mir unbarmherzig auf die Haut.

Es dauerte sicher noch weitere Stunden, bis ich endlich um mich schauen konnte und noch weitere Personen entdeckte. Da war er wieder, der gruselige Söldner mit der Schuppenrüstung. Und auch ein Sklave vom Schiff. Sie schienen zu leben. Leben... da merkte ich es erst, ich lebte!. Aber wenn es so weiter ging, würde ich sicherlich verbrennen. Ich zog auch mein Hemdaus und wickelte es mir um den Kopf so gut es ging um wenigstens mein Gesicht von der Sonne zu schützen.

Und da kam er, auf mich zu gehopst , seine Pfötchen im Sand kurz ausschütteltnd. Phipps!!! Er hatte sich am Sklaven festgehalten und so alles überstanden. Nie hatte ich mich mehr über Menschen oder einen Affen gefreut.

Dann kam der Söldner zu mir, und .. ich weis es ist kaum zu glauben... er hat mich wegen seinem Egel-Tattoo gefragt. Es schien mir wie ein Traum. Und als sei dies nicht genug, nahm er mir doch tatsächlich meine Flasche Rum weg und trank sie mir fast leer. Dieser unsägliche Unhold. Als er ging um sich um den Sklaven zu kümmern und noch andere lebendige zu begutachten konnte ich trotzdem nicht anders, als dankbar dafür zu sein, nicht allein angeschwemmt worden zu sein. Eine unbekannte Insel, mit Regenwald... wer weis, was da alles lebte.

Wie sich kurz darauf herausstellte, lebte da ein überaus unfreundliches Volk Schwarzer. Unfreundlich ist nach alle dem wohl etwas falsch ausgedrückt. Sie jagten uns mit Wurfspeeren und freuten sich über jeden Toten.

Der Sklave entwickelte wieder erwartens ungeahnte Fähigkeiten und rannte wie der Blitz. Mit ihm konnte ich niemals mithalten. Und auch war nicht klar, was mich an Land erwarten würde. Ich stürzte mich in die Fluten. Mein geliebtes Meer, das mich vor dem Untergang mit dem Schiff gerettet hatte würde mich auch von dieser Plage befreien. Wegen der Brandung und den Schmerzen kam ich nur langsam voran und plötzlich landeten knapp neben mir auch Speere im Wasser.

So gut ich konnte tauchte ich mit ein, hielt einen Speer in der Nähe meines Kopfes fest und tauchte langsam wieder aus. Wie ich hoffte, würde es so aussehen, als sei ich getroffen und gestorben. So unfauffällig wie möglich versuchte ich weiter hinaus zu schwimmen und so weiteren Attacken zu entgehen. Ich hatte Glück. Sie dachten wohl wirklich ich sei getroffen.

Als ich es wieder wagte, meinen Kopf weiter aus dem Wasser zu strecken und mich umzusehen, sah ich wie der Sklave sehr viel weiter vorn an der Küste plötzlich um Hilfe schrie und noch schneller rannte. Auch der Sölnder schien plötzlich neue Energie gefunden zu haben. Auch ich entschied mich daher in diese Richtung zu schwimmen und was ich dort sah, hätte ein Wunder Aventuriens sein können. Ein Geschenk der Götter. Ein Schiff! Und sie liefen grade aus.

Swafnir sei dank, wurde ich mitten im Meer, mit einem Speer wedelnd gesehen und ebenfalls eingesammelt. Und Swafnier meinte es noch gütiger mit mir. Wir waren auf dem Weg nach Syllar. Ich war noch ein Kind als ich das letzte mal die Stadt betreten hatte. Mein erster erlaubter Landgang. Ich freute mich riesig.

Erst da fiel mir auf, dass ich Phipps auf der Insel zurück gelassen hatte. Er wird sich im dichten Wald wohlfühlen und hoffentlich bald seine Leine los. Denk ich.

Nach ein paar Tagen auf dem Schiff, man mühte sich retlich uns aufzupeppeln, begegeneten wir einem anderen Schiff. Der Capitän hatte inzwischen verstanden, dass ich einiges von Seefahrerei verstand und fragte mich nach meiner Einschätzung. Doch wie kurz vor dem Unwetter hatte ich auch hier ein sehr Unwohles Gefühl. Ich konnte ihn, mit allen mir möglichen Mitteln, das Schiff weiträumig zu umfahren. Ein Schiff, mitten auf dem Meer, ohne Ruder und mit gerafften Seegeln. Das kann nichts gutes heißen.

Und endlich, endlich erreichten wir Syllar. Wir wurden am Hafen ausgesetzt und konnten versuchen unser Leben einen weiteren Tag zu erhalten. Der Sklave hatte sich inzwischen als sehr merkwürdiger Typ heraus gestellt. Statt sich über seine Freiheit zu freuen, suchte er ständig einen neuen Herren. Dieser Söldner, Hauklier, wie er sich nannte, schien ihm wohl am passendsten zu sein.  Das war mir ganz recht. So hatte ich ihn immerhin nicht immer an meiner Seite.

Kaum waren wir ein paar Meter in Richtung Langhaus gegangen, konnte ich auch schon einen Landsmann finden. Schnell lud er mich auf ein paar Getränke ein und wir kamen alle zusammen im Langhaus an.

Hauklier, der offensichtlich keinerlei Benehmen hat, musste natürlich eine Schlägerei anfangen und wurde rausgeschmissen. Aber sonst war es doch ein wundervoller Abend. Und auch der Sklave stellte sich als nützlich heraus. Er fand tatsächlich ein Boot, das eine neue Crew suchte.

Morgen können wir uns melden. Ich hoffe, ich finde bis dahin noch diesen Halunken Hauklier. Zwar hat er meinen Rum weggesoffen, aber Swafnir hat uns zusammen den Sturm und den Angriff der Schwarzen überleben lassen. Mir schwahnt, das Schicksal hat mir zwei neue Begleiter zur Seite gestellt, oder eine Prüfung auferlegt. Wir werden sehen.

Dieser Eintrag wurde am 6.12.2015 (11:17) verfasst und 609 mal aufgerufen.
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