Tagebuch von Quin Mellhauer
Der Vampir von Havena (4. Ingerim 1038 BF)

Havena bietet genug Legenden für ein ganzes Forscherleben, ich selbst hatte jedoch nur ein Jahr Zeit die vielen Geheimnisse der Stadt zu studieren. Diese knappe Zeit neigte sich genauso dem Ende zu wie meine verbliebene Barschaft - es ist einfach unglaublich teuer zuverlässige Führer durch die Unterstadt zu bezahlen. Wäre meine Börse nicht so erleichtert gewesen wäre ich auf das windige Angebot was mich in das folgende Schlamassel gebracht hat wohl auch niemals eingegangen, aber der Reihe nach…

Es begann in meiner Stammtaverne: In den letzten Wochen sind einige eigenartige Morde passiert, ein Necker, zwei Frauen und ein Elf wurden mit nur wenigen Tagen Abstand tot im Hafenbecken gefunden. Alle Leichen waren blutleer und hatten kleine Einstichlöcher im Hals zu finden, kein Wunder das die Stadt von einem Vampir sprach. Ich hatte gerade erst mit den Stadtwachen Trode und Allrik über den Vampir gesprochen, ich kenne die zwei schon eine ganze Weile, als sich ein Mann zu mir an den Tisch setzt. Er stellt sich als Rogobald vor, ein Händler aus der Stadt, er erklärt das ihm Frachtpapiere von dem konkurrierenden Händler Tagkrammer gestohlen wurden, er versprach mir 40 Dukaten Lohn, wenn es mir gelingen würde die Papiere wiederzubeschaffen. Er ging davon aus das sie sich in den Arbeitsräumen des Kontors befinden würden. Ich war zwar skeptisch, schließlich bin ich kein Einbrecher, sondern Forscher, dennoch traute ich mir das Unternehmen zu und nahm den Auftrag schließlich an.

Das Kontor lag nicht weit entfernt und noch in der gleichen Nacht versuchte ich mein Glück. Das Schloss des Kontors erwies sich jedoch als zu komplex für meine Fähigkeiten, vielleicht war das Phexens Fingerzeig es mir noch einmal anders zu überlegen, doch ich kletterte über die Mauer zur Rückseite des Gebäudes wo ich einen leichteren Einstieg find. Im Lagerraum des Kontors, in den ich nun eingestiegen war, befanden sich zum Glück keine Wachen. Ich stieg eine knarzige alte Treppe hinauf und begann mich umzusehen, ich habe in einem Kontor mit viel gerechnet aber nicht mit den zwei Dingen die ich in den ersten Räumen finden sollte: Im ersten Raum befand sich ein Hühnerstall, ein Wunder das keiner nachsehen ging als all diese Federficher das Gackern anfingen. Im nächsten Raum stand nichts außer einem Honigglas mitten in einem verstaubten Raum. Ich wollte gerade wieder gehen als das Glas auf einmal zu sprechen beginnt… Ich habe ja schon viel erlebt aber sprechende Honiggläser? Im ernst ich habe mich zu Tode erschrocken. Das Glas erzählte das in ihm ein Honigbold gefangen wäre, dummerweise sparte er nicht mit der Lautstärke und schien den Drang zu haben mir seine ganze Lebensgeschichte erzählen zu wollen. In meiner Not habe ich ihn kurzerhand aus dem Fenster befördert. Wie durch ein Wunder war ich noch nicht entdeckt wurden, hinter einer weiteren Tür fand ich die nächste Treppe nach oben – die zu meinem Glück nicht knarrte. Im zweiten Stock fand ich ohne weitere Probleme endlich das Arbeitszimmer. 
Ich war noch immer dabei das Zimmer zu durchsuchen als mich jemand von hinten packte und mir eins Überzog. Als ich wieder erwachte diskutiert ein fein angezogener Mann, vermutlich der Herr des Hauses, aufgeregt mit seiner Dienerschaft. Überraschenderweise nimmt er mich kaum zur Kenntnis, er ist fürchterlich aufgeregt und spricht davon seine Familie in Sicherheit bringen zu müssen. Plötzlich fliegen ein paar Steine durch das Fenster, ich nutzte die Ablenkung und springe eben durch das nun offene Fenster ins Freie. Mir not kralle ich mich an ein Seil und kann damit den Sturz etwas abbremsen – zu meinem Glück denn die Wächters des Kontors setzten mir nach. Ich renne einmal durch die halbe Stadt um ihnen zu entkommen als ich plötzlich ausgerechnet mit Rogoblad, meinem Auftraggeber, zusammenstoße. Ich erkläre ihm kurz was passiert ist und bin überrascht wie ruhig er die Nachricht aufnimmt. Schließlich überraschet er mich mit einer Offenbarung: Er ist kein Händler sondern arbeitet für die Stadtwache und er ermittelt gegen den Händler Tagkrammer da er angeblich mit Rauschkräutern handeln würde, die Papiere die ich suchen sollte wären Beweise gegen ihn. Mir kam das durchaus etwas komisch vor, aber zumindest erkläre das, das seltsame Verhalten von Tagkrammer als er mich erwischt hatte. Rogobald bat mich erneut um Hilfe, Tagkrammer bestitzt noch ein zweites Lager im Fischerdorf, ich sollte hier nach den Dokumenten suchen. Da ich den jüngsten Rückschlag wieder gut machen möchte nehme ich an. 

Das Lagerhaus entpuppt sich als unbewacht und nicht viel mehr als ein einfacher Bretterverschlag, nur das Wort „Tagkrammer“ über der Tür gibt einen Hinweis auf den Händler. Das Schloss stellt diesesmal keine Herausforderung dar, das ganze Lager besteht auch nur aus einem großen Raum voller Kisten und Schachteln. Ohne viel Zuversicht hier etwas finden zu werde beginne ich damit mich umzusehen als ich zum zweiten Mal an diesem Tag unerwartet angesprochen werde. Diesesmal jedoch immerhin nicht von einem Honigglas, sondern von einer Kindsgroßen Gestalt die anscheinend zwischen den Kisten haust. Mein Forschergeist ist schlagartig hellwach, denn die Gestalt entpuppt sich als ein Klabautermann, nach einer kurzen Diskussion stellt sich raus das er „Klabauter Mann“ heißt, ich soll ihn aber nur mit Vornahmen ansprechen, obendrein hat der arme Kerl Angst vor Wasser, weil er wohl unheimlich schnell seekrank wird – wer hätte gedacht das es sowas gibt. Von ihm erfahre ich nicht nur das dieser Ort ganz sicher kein Lagerhaus ist, sondern schon seit Jahren ungenutzt ist, die ganzen Kisten hat er selbst hierhergebracht. Erst am Vortag hat ein Mann, dessen Beschreibung sehr gut auf Rogobald passt, den Schriftzug an die Tür angebracht. Nun wird mir endgültig klar das hier ein falscher Spiel gespielt wird. Obendrein rückt die Wache an, Klabauter warnte mich zum Glück rechtzeitig, obendrein konnte er mir auch sagen wo wir Rogobald finden können.

Eine weitere Fahrt in überflutete Altstadt schockt mich zwar nicht, aber bei Nacht war ich hier auch noch nicht, im fahlen Mondlicht musste ich immer wieder an die Geschichten über den Vampir denken der sich möglicherweise ebenfalls in der Altstadt versteckte. Das gejammer und gewürge von Klabauter ware jedenfalls gut hörbar. Schließlich erreichte ich unbeschadet das Ziel unserer Reise: Ein altes Puppentheater in der Altstadt. Das Erdgeschoss stand komplett unter Wasser aber über einen schmalen Balken konnte ich direkt in das trockene Obergeschoss klettern. Ich begann gerade mich umzusehen als ich einen erstickten Schrei aus dem Nachbarzimmer vernahm. Ich eilte in die Richtung und trat in eine vermoderte Puppenwerkstatt, ein junges Mädchen lag gefesselt auf einem Tisch, obendrein trug sie eine Praioskrause wie man sie Magiern anlegt um sie vom Zaubern zu hindern. Ich wollte sie gerade befreien als ich zum zweiten Mal am diesem Tag von hinten niedergeschlagen wurde. Als ich dieses mal wieder erwachte war ich an einen Stuhl gefesselt, Rogobald stand vor mir mit hellem Wahnsinn in den Augen. Ich verwickelte ihn in ein Gespräch um etwas Zeit zu erkaufen und ich konnte ihm tatsächlich die Wahrheit entlocken: Vor mir Stand der Vampir von Havena! Nur das er weder Tot noch Untot war, wohl aber wahnsinnig, mit meiner Hilfe hat er die Tochter von Tagkramer entführt, ein junges magiebegabtes Mädchen und er hatte vor ihr Blut zu trinken in der Hoffnung dadurch ihre Magie zu erlangen. Er hatte das zuvor schon mit zwei Hexen, der Neckerfrau und dem Elfen versucht. In Wut und Panik trete ich nach ihm und der Stuhl auf dem ich gefesselt bin bricht zusammen, ich schaffe es mich zu befreien und stürze mich auf ihn. In einem wilden Kampf zwischen den Puppen schaffe ich es ihn zu überwältigen, mir bleibt nichts Anderes übrig als ihn zu töten so verbissen währst sich dieser Wahnsinnige. 

Ich befreie das Mädchen, ihr Name ist Murna, und bringe sie zur Stadtwache. Es dauert eine Weile die Wachen meine abenteuerliche Geschichte zu erklären, aber schließlich glaubt man mir. Herr Tagkramer ist so erfreut das ich seine Tochter gerettet habe das er von einer Anzeige, wegen dem Einbruch, absieht, ebenfalls gibt er mir ein paar Münzen als Entschädigung und ich kann die restliche Zeit die ich in Havena verweile kostenlos in einen seiner Bediensteten Kammern verbringen. So bleiben zwar die erhofften üppigen Forschungsgelder aus aber ich bin um einige Lektionen und eine sonderbare Geschichte reicher.

Meine restliche Zeit in Havena war vergleichsweise eintönig, dennoch fällt mir der Abschied von der Stadt und auch von Murna, die mir in den letzten Wochen doch ans Herz gewachsen ist, schwer. Ich hoffe beide in einigen Jahren wieder besuchen zu können.

Out-Game Beitrag
Abenteuer: Der Vampir von Havena
Dieser Eintrag wurde am 5.01.2016 (07:59) verfasst und 945 mal aufgerufen.
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