28. Praios 1012 BF - 15. Rondra 1012 BF
Die Rückreise verläuft relativ ereignislos. Ich nutze die Zeit, um mich intensiv um Gari und Jaschwinia zu kümmern, gerade bei Gari sitzt die Angst tief, das wird ein großes Stück Arbeit werden. Und auch die kleine Jaschwinia hat Angst, jede Nacht kuschelt sie sich eng an mich. Ich hoffe nur, dass ich ihr die Angst nehmen kann, gerade wo sie doch so jung ist, bevor sich das Ganze zu einem großen Trauma ausweitet.
16. Praios 1012 BF
Für heute ist wieder eine Stadtratssitzung anberaumt, ich bin gespannt, was sich in unserer Abwesenheit alles getan hat. Unter anderem ist eine Handwerksfamilie nach Moorwacht gezogen, die einen kleinen Krämerladen gebaut haben. Ich bin erstaunt, wie schnell das alles geht, da ist man ein paar Tage weg und wenn man zurück kommt, steht ein neues Gebäude. Auch zwei Briefe von Tanile und Natascha sind angekommen. Natascha war, wie ich schon vermutet hatte, nicht sonderlich erfreut über die Rückschläge ihrer Tochter und will daher persönlich vorbeikommen und sich die ganze Situation angucken.
Und Tanile schreibt, dass sie sich verliebt hat und dass ihr Auserwählter mit ein paar starken Männern zu uns kommen will, weil der Schlächter von Festum der Beschreibung Pjerows ähneln würde. Darüber sollte ich die anderen nach der Sitzung in Kenntnis setzen, das könnte übel werden.
Aber zuallererst lassen wir uns von den anderen auf den neuesten Stand bringen. Dai, so heißt der Händler, vertritt die freien Bürger, die sich in Moorwacht ansiedeln werden, da sind wohl auch schon einige hier, vor allem Handwerker. Der Bau der Straße nach Trautmans Hus geht wohl zügig voran und auch Rondrasil hat gute Neuigkeiten für uns. Am 11. Rondra 1012 BF kommen elf Rondrageweihte, die sich mit der Säuberung des Kellers befassen werden. Ich sollte noch einige Vorbereitungen dafür treffen.
Pedder berichtet, dass Thulvje eine nackte Frau gesehen haben will, die durch die Wälder schleicht, sich angeblich sogar über ihn lustig macht. Entweder verfällt er vollends seinem Jagdrausch und erfindet sich seine Jagdobjekte, oder wir müssen dem nachgehen, was soll eine nackte Frau in den Wäldern hier?
Pjerow, Doram und Ifrundoch wollen sich um die nackte Frau kümmern, ich werde nachher noch mit Thulvje reden. Anschließend, ich bin ganz gerührt, spricht sich Pedder dafür aus, dass die Leibeigenen als erstes Peraines Heimstatt bauen wollen und auch wenn es ein paar Gegenstimmen gibt, die zuerst das Waisenhaus errichten möchten, wird nach einer Abstimmung mit einer kleinen Mehrheit für meine Unterkunft gestimmt und es wird beschlossen, mit dem Bau morgen zu beginnen. Als Kompromiss biete ich an, dass die Kinder in der Zwischenzeit bei mir unterkommen, damit sie aus dem Weg sind, nicht auf den Baustellen rumlaufen und auch die überfüllte Burg etwas entlastet wird.
Im Anschluss an die Sitzung bitte ich die anderen, als da wären Tsadan, Nadira, Pjerow, Doram und Ifrundoch, noch kurz zu bleiben und berichte ihnen von demm Brief, den Tanile mir geschrieben hat. Pjerow wirkt ein wenig nachdenklich, aber Doram spricht sich sogleich dafür aus, dass er ihm helfen wird, wenn es hart auf hart kommt.
17. Rondra 1012 BF - 04. Efferd 1012 BF
Der Bau von Peraines Heimstatt geht zügig voran, die Zimmerfrau wirkt, wenn sie arbeitet, ganz verändert, ist plötzlich zielgerichtet, gibt Befehle und weiß auch so, was sie will und was getan werden soll. Außerhalb ihrer Arbeit wirkt sie eher schüchtern, geradezu in sich gekehrt, aber sie versteht ihr Handwerk. Ich bin sehr zufrieden mit Peraines Heimstatt und auch die Kinder scheinen sich in dem kleinen Schlafsaal wohlzufühlen. Es herrscht ein buntes Treiben, auch Gari kommt ein wenig aus sich heraus, wenn sie mit den Kindern beschäftigt ist.
Ich verbringe meine freie Zeit, die ich zwischen den Therapien habe, damit, mit Jaschwinia Kräuter sammeln zu gehen, gerade in Anbetracht des bevorstehenden Bades im Bergsee, sollte ich gegen Fieber und Erkältung gewappnet sein. Jaschwinia erweist sich dabei als gelehriges und wissbegieriges Mädchen, das seine Ängste im Wald auch mal vergessen kann.
Ich bin aber auch viel im Salon anzutreffen nach einem Vorfall, der mich sowohl verwirrt als auch ängstigt. Ich wollte, nach dem Kontakt mit dem Inquisitor in Wulfens Praiosfibel nachlesen, warum ich solche Kopfschmerzen bekommen habe, nachdem ich Blickkontakt mit ihm hatte, ertappte mich dann aber dabei, dass ich unheilige Worte rezitiert habe. Ich habe sie laut vor mich hin gesagt, Ratten und Insekten und anderes Getier kam aus allen Ecken und Ritzen in den Salon und die ganze Umgebung schien sich zu verfinstern. Es gelingt mir, meinen Kanon zu unterbrechen, nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn jemand anderer mit weniger Selbstbeherrschung diese Zeilen gefunden hätte. Ich gehe umgehend mit diesem Buch zu Golgarah, doch diese will keine Kritzeleien und Beschwörungen erkennen, was mich ziemlich verwirrt. Ich sollte das Buch erst einmal sicher wegschließen und die anderen Bücher aus Wulfens Vorrat auf geheime Informationen überprüfen.
Den Göttern sei Dank sind die anderen Bücher alle harmlos.