Tagebuch von Isidra Kowaljewa
Diarium der adepta minora Isidra Kowaljewa (8. Efferd 1012 BF)

08. Efferd 1012 BF

Während die Rondrageweihten zurück in ihre Zelte gehen, sehe ich nach Doram und Pjerow, denen es nach wie vor schlecht geht. Auf meinem Weg nach oben bemerke ich, dass die Außentür in den Keller offen steht. Bei diesem Regen, es gießt immer noch in Strömen, wer hat die denn aufgelassen? Ich gehe zurück in den Keller und entdecke Thulvje, der nacheinander an jede Tür der Isolationszellen klopft. Er sagt, er suche Doram und Pjerow und als er deren Zimmer gefunden hat, schiebt er ihnen einen Satz Boltankarten unter der Tür durch. Pjerow bedankt sich bei ihm damit, dass er Banja sagen soll, dass sie ihm eine Flasche Schnaps auf seine Rechnung geben solle und Thulvje verschwindet fröhlich humpelnd aus Peraines Heimstatt.

Ich mache mir einen Tee und versuche, mich ein wenig auszuruhen, mein Kopf schmerzt und mir schwirren tausend Gedanken durch den Kopf. Gegen Abend werde ich durch ein Klopfen aus meinen Gedanken gerissen, meine Tasse ist längst leer. Jylani steht mit Bruder Aahren vor mir und er bittet mich, doch ein wenig mit ihm um das Dorf zu gehen, weil er mit mir sprechen müsse. Ich ziehe mir meinen Regenmantel an und gemeinsam gehen wir die Verletzten der Schlacht aufsuchen. Dabei teilt er mir mit, dass er mir seine Hilfe anbieten will, er will Peraine um Hilfe anflehen, ich müsse ihm nur sagen, ob er das heute noch machen soll oder ob er damit noch ein paar Tage warten soll. Immerhin beträgt die Inkubationszeit der Gilbe bis zu sieben Tage, weshalb ich ihn bitte, doch noch zwei Tage damit zu warten. Er stimmt zu und fragt, ob ich mit ihm noch ein Bier trinken wolle und verwirrt über seine außerordentliche Freundlichkeit stimme ich zu.

In der Taverne angekommen, sehe ich Ifrundoch mit Rondrasil feiern und Thulvje, der, wie Banja mir mitteilt, schon bei der dritten Flasche Schnaps angelangt ist. Ich erfahre, dass er ihr vorgeflunkert hat, dass er so viel trinken dürfe, wie er wolle und kläre diesen Irrtum sofort auf. Wie soll ich diesen Mann von seiner Alkoholsucht befreien, wenn er sich Tag für Tag, Abend für Abend bis zur Besinnungslosigkeit trinkt? Banja wirkt nicht sonderlich erfreut darüber, dass sie angelogen worden ist, doch Thulvje ist zu sehr damit beschäftigt, sich mit Ifrundoch über Kantalla zu streiten. Mein Versuch, die Wogen zu glätten, gelingt nicht zur Gänze, ganz im Gegenteil, auf einmal schreit Thulvje durch die Taverne, dass Pjerow sterben werde, was Banja mit dem fallen lassen ihres Tabletts quittiert. Ich versuche sie zu beruhigen und bugsiereThulvje bestimmt aus der Taverne. Für heute hat er definitiv genug getrunken.

09. Efferd 1012 BF

Ich bin gerade dabei, bei Pjerow und Doram Wadenwickel gegen das hohe Fieber zu machen, da kommen Ilkada und Tsacharan zu mir, auch sie wirken mittlerweile fiebrig. Auch die beiden werden von mir in eine Isolationszelle gesteckt und mit Wadenwickeln bedacht, bevor ich Gari und die Kinder im Waisenhaus aufsuche.

Auf dem Weg dorthin sinniere ich über eine Möglichkeit nach, Temperaturveränderungen des Körpers schneller und detaillierter zu erkennen. Ich sollte mich mit Narena und Mendilion darüber unterhalten, vielleicht hat einer der beiden ja eine Idee. Im Waisenhaus angekommen führt Gari mich sofort zu dem kleinen Vito, seine Wunde in der Brust sieht nicht gut aus, die Adern drumherum haben sich bläulich-rötlich verfärbt und ziehen in Richtung seines Herzens. Offenbar hat er Wundbrand bekommen, ich muss sofort etwas dagegen tun und wirke einen Ruhe Körper auf den kleinen Jungen. Während er schläft, schneide ich mit einem Skalpell die Wunde großzügig aus und heile sie anschließend mit einem Balsam. Möge Peraine ihm und den anderen beistehen.

Meine Gulmond- und Jorugavorräte gehen langsam aber sicher zu Neige, ich sollte mich um Nachschub kümmern. Ich suche Ifrundoch, der als Wildniskundiger sicherlich auch Kräuter suchen kann und mache mich auf zu seiner Höhle, wo ich ihn neben Kantalla sitzend vorfinde. Meine Bitte, mir Gulmond und Joruga zu suchen, schlägt er nicht ab und nachdem ich ihm die beiden Kräuter gezeigt habe, stapft er von dannen.

Auf dem Rückweg nehme ich Banja von der Taverne mit in Peraines Heimstatt, sie hat mich darum gebeten, Pjerow besuchen zu dürfen und nach einigen Verhaltensmaßregeln, die ihrer Sicherheit dienen, lasse ich sie in den Keller. Sie hat Pjerow Bier und Brot mitgebracht und ist ganz erschrocken über seinen Zustand. Meine als Beruhigung gedachten Worte, dass sich alles in zwei, vielleicht drei Tagen entscheiden werde, scheinen genau das Gegenteil zu bewirken, irgendwie hab ich es zur Zeit wohl nicht so ganz mit der Feinfühligkeit. Nicht gerade vorteilhaft für eine Maga der Seelenheilkunde.

Aber immerhin kann ich Brack wieder entlassen, sein Blutrausch ist abgeklungen, die Wunden sind versorgt und nicht besorgniserregend und nach einer kräftigen Mahlzeit darf er zurück zu den anderen Söldnern gehen. Jetzt erklärt sich mir auch, warum Brack selten eine Wache übernimmt, wenn er genau dann in seinen Rausch verfällt, ist er eine Gefahr für das ganze Dorf.

Als ich aus dem Keller hoch komme, sehe ich Mendilion, der sich mit Libussa unterhält und setze mich dazu. Ifrundoch kehrt kurze Zeit später vom Kräuter suchen zurück, drückt mir allerdings anstatt Gulmond oder Joruga nur Ilmenblatt in die Hand. Das Zeug scheint hier wie Unkraut zu wachsen. Jylani, die ebenfalls zu uns gestoßen ist, nutzt die Gelegenheit und bittet Ifrundoch zum Gespräch im Bezug auf Gari und mich.

Die heutige Therapiesitzung mit Narena lasse ich etwas lockerer angehen, ich möchte mehr über ihre Ausbildung erfahren, über ihren Werdegang als Maga und sie erzählt mir, dass in Andergast äußerst selten weibliche Adepten aufgenommen werden, wenn dies aber, wie bei ihr, der Fall ist, werden sie mit besonderer Härte und Drill bedacht. Aber auch mit besonderer Aufmerksamkeit. So erzählt sie mir, dass sie nahezu alle Zauber in der borbaradianischen Variante beherrscht, ebenso kann sie ihren Stab in ein Flammenschwert verwandeln, allerdings ist der wohl noch irgendwo in Bjaldorn, Wulfen hat ihn ihr damals weggenommen. Ich frage sie danach, ob sie eine Möglichkeit weiß, wie ich das Fieber meiner Patienten besser erkennen könne und sie sinniert darüber, ob eine Kombination der Zauber Exposami und Caldofrigo vielleicht erfolgversprechend sein könnten, ein interessanter Ansatz.

Als ich aus dem Fenster von Peraines Heimstatt blicke, sehe ich, wie Nadira zusammen mit Jaminka und Lleane aufbricht, sie scheinen für eine längere Reise ausgerüstet zu sein. Mit einem leicht flauen Gefühl im Magen, vermute ich doch, dass sie die Pläne Jaminkas ausführen wollen, blicke ich den drei Frauen nach.

Am frühen Nachmittag, ich habe mich gerade ein wenig mit den Kindern beschäftigt und erfahren, dass sie Peraines Heimstatt das Storchenhaus nennen, ein sehr schöner Name, wie ich finde, wird mir von Laske mitgeteilt, dass ein Reiter ins Dorf gekommen ist und mich sprechen wolle. Am Storchenhaus angekommen stellt sich mir der Fremde als Rowenski Kerber vor und sagt, dass er einen Brief für Pjerow habe und ihm diesen persönlich geben müsse. Jetzt ist der Kopfgeldjäger also bei uns angekommen. Ich weiß gar nicht, was Tanile an ihm findet, so über die maßen hübsch finde ich diesen Mann jetzt gar nicht, aber nun gut, das geht mich nichts an. Ich teile Rowenski mit, dass Pjerow im Moment nicht in der gesundheitlichen Verfassung für Besuch ist, ich ihm den Brief aber gerne bei Gelegenheit geben könne. Er verneint dies jedoch, er müsse den Brief persönlich überbringen, Pjerow mit eigenen Augen sehen und ich bitte ihn daher, sich im Gasthaus einzuquartieren, ich würde ihn wissen lassen, wenn es ihm besser geht.

Rowenski ist noch nicht weit weg, da schicke ich schon Laske zu Hecker in die Taverne, um ihm von Rowenski zu berichten, während ich zu Pjerow gehe und ihn ebenfalls auf den neuesten Stand bringe. Er nimmt meine Aussage, dass ich Hecker bereits informieren habe lasse, mit einem Nicken zur Kenntnis und dämmert dann wieder in einen unruhigen Fieberschlaf.

Mendilion, der vorher das Gespräch von Narena und mir mitbekommen hat, teilt mir mit, dass er einen Zauber, einen elfischen Zauber, kennt, mit dem man Krankheiten allgemein erkennen kann und der sich sicherlich auch im Bezug auf Fieber modifizieren ließe. Eine Variante des Exposami, die Reinheit der Aura genannt wird. Ich sollte Thezmar fragen, ob er diesen Zauber kennt, vielleicht sogar beherrscht und mir beibringen könnte. Das würde meine Arbeit hier ungemein erleichtern.

10. Efferd 1012 BF

Gegen fünf Uhr morgens werde ich durch ein lautes Klopfen aus dem Schlaf gerissen. Ich klettere über Jaschwinia drüber, die, wie jede Nacht, in mein Bett gekommen ist, und öffne die Tür. Draußen steht Hecker, der dringend zu Pjerow muss, wie er mir mitteilt. Ich führe ihn zu ihm und ignoriere, dass er mich loswerden möchte, immerhin geht es hier um einen meiner Patienten, also bleibe ich. Wäre ich doch nur gegangen, dann hätte ich nicht erfahren müssen, dass Hecker Rowenski gefoltert hat. Er hat ihn nicht nur gefoltert, sondern getötet. Aber nicht, ohne ihm vorher einige Informationen zu entlocken. Rowenski war gar nicht sein richtiger Name, der echte Rowenksi wartet ihn Trautmans Hus auf seine Rückkehr. Er soll bestätigen, ob Pjerow tatsächlich hier in Moorwacht ist und ihm diesen Brief übergeben, auf dem lediglich "Ich hab dich" steht. Diese Drohung verstehe selbst ich.

Während Hecker noch weiter berichtet, gehe ich nach oben, ich habe schon viel zu viel gehört und weiß gar nicht, wie ich reagieren soll, weshalb ich beschließe, ein Frühstück für alle zuzubereiten. Ich bin gedanklich jedoch nicht so wirklich bei der Sache, die Eier sind versalzen, der Speck angebrannt, aber meine Marmeladenbrote schmecken sogar recht gut.

Kurz nach dem Frühstück wird Bruder Famerlin mit gelben Lippen zu mir gebracht, auch Ilkada und Tsacharan sind in der Nacht an der Gilbe erkrankt. Fünf Leute. Ich bitte Bruder Aahren, für heute Abend den Götterdienst vorzubereiten, wir können nicht länger warten.

Ifrundoch trainiert den ganzen Tag mit Rowinja und berichtet mir, nicht ohne einen Anflug von Stolz, dass sie Fortschritte macht. Sowohl beim Waffentraining, als auch beim klettern. Da fällt mir ein, dass ich auch unbedingt mal klettern üben sollte, ich kann nicht ständig den direkten Weg nach unten nehmen.

Bei der Therapie von Laske wird mir wieder einmal schmerzlich bewusst, wie viel bei Gari seit Brandthusen kaputt gegangen ist, es fällt auch ihm immer wieder schmerzlich auf, dass sie selbst zu ihm den Kontakt meidet. Wenn ich doch nur die Zeit zurückdrehen könnte.

Abends versammeln sich alle, die im Keller dabei waren, und auch einige andere in Peraines Heimstatt zum Götterdienst und wir beten gemeinsam zu der Herrin Peraine und flehen sie um Hilfe an. Ich spüre ihre Präsenz und kann direkt dabei zusehen, wie die fünf Erkrankten wieder eine gesunde Gesichtsfarbe bekommen, das Fieber verschwindet und auch die Krämpfe hören auf. Die Herrin Peraine hat uns, wieder einmal, geholfen. Mit diesen Gedanken gehe ich in den Keller und fange an, die Isolationszellen zu putzen. Draußen fällt der erste Schnee, der Winter naht.

Später am Abend erfahre ich, dass Doram jagen war und dabei auf ein Einhorn getroffen ist. Dieses hat ihm sein Horn in die Brust gestoßen und ihm damit Bilder übermittelt. Er sieht Erinnerungsfetzen von sich, aber auch brennende Felder, unsere Felder, ein marschierendes Heer mit dem Banner eines schwarzen Käfers auf weißem Grund. Eine Vison der Zukunft? Das Einhorn sieht ihn traurig an bei dieser Frage, bevor es sich umdreht und im Wald verschwindet. MIt diesen Informationen geht Doram geradewegs zu Tsadan, um ihm davon zu erzählen, dieser ist jedoch mehr darauf bedacht, Doram zurechzuweisen, dass er es nicht gutheißen kann, dass dieser seine Verlobte, Nadira, mit Gerüchten und Bezeichnungen wie geile Haushofmeisterin in Verruf bringt. Dies scheint Doram sehr zu bestürzen, zumindest habe ich diesen Eindruck, als er mir von dem Geschehenen erzählt.

Auf meinem Weg zu Peraines Heimstatt sehe ich Pjerow, der endlich wieder in seine Taverne geht und Ifrundoch, der mit Kantalla aus der Richtung der Berge zurück ins Dorf kommt. Was die beiden wohl gemacht haben? Vermutlich suchen sie immer noch nach diesem bösen beseelten Gegenstand, den Kantalla braucht, um den Fluch, den sie in sich trägt, loszuwerden.

Morgen werden Jylani und Mendilion abreisen. Aber ich darf hier bleiben und auch Gari ist in meiner Obhut wohl immer noch am Besten aufgehoben, wie mir Jylani mitteilt. Ich versuche, mir meine Freude nicht zu sehr anmerken zu lassen und nutze die Gelegenheit lieber, um mich noch einmal mit meinem Mentor zu unterhalten. Ich frage ihn, wie es möglich ist, dass er die ganzen letzten Tage so unglaublich klar war, immerhin war dies vor meiner Abreise aus Norburg nicht immer der Fall und er erzählt mir, dass er einen Absud aus Mibelrohr zu sich nimmt. Dieser sorgt dafür, dass er klar im Kopf bleibt, seine Gedanken beisammen halten kann, allerdings ist Mibelrohr auch sehr stark suchterregend und betreibt geradezu Raubbau am Körper. Mir wird schwer ums Herz, wenn ich daran denke, dass ich meinen Mentor vielleicht nie wieder so vor mir sitzen haben werde, wie jetzt und ich versuche, mir dieses Gespräch heute möglichst genau einzuprägen. Ich habe mich schon immer gut mit Mendilion verstanden.

11. Efferd 1012 BF

Das Wetter heute ist äußerst stürmisch, aber die Rondrageweihten begrüßen dies sogar bei ihrer Abreise. Auch Jylani, Mendilion und Natascha nutzen die Gelegenheit und reisen mit den zehn Rondrageweihten heute ab Richtung Norburg.

Eigentlich wollte ich mit Jaschwinia heute ihre Therapie im Wald abhalten, aber bei diesem Wetter ist dies weniger angebracht, weshalb wir drinnen bleiben und anschließend ins Waisenhaus gehen. Dort ist Doram gerade damit beschäftigt, den Kindert das Bogenschießen beizubringen, ob das in diesem Alter bereits so sinnvoll ist, weiß ich zwar nicht, aber nun gut, sie scheinen ihren Spaß dabei zu haben. Aber auch lesen und schreiben ist wichtig und genau deshalb bin ich ja hier. Ich versuche, auf spielerische Art und Weise den Kindern die ersten Buchstaben näher zu bringen, auch wenn ihnen das nicht halb so viel Spaß macht, wie die Stunden mit Doram.

Nach meiner Schulstunde gibt Doram den Kindern Stöcke zum spielen, sie sollen spielerisch lernen, sich zu verteidigen und als ich gerade das Waisenhaus verlassen will, höre ich die Kinder schreien. Als ich in das Zimmer trete, sehe ich einen Stock mitten im Raum in der Luft schweben und Jaschwinia steht mit konzentrierter Mine davor. Sie zaubert! Ich frage sie, was sie da mache und sie sagt mir, dass ihr das ihre Mama beigebracht habe. Als ich versuche, ihr zu erklären, dass sie nicht einfach so zaubern dürfe, weil das gefährlich sein kann, fällt mir Doram ins Wort und ermutigt sie sogar noch dazu. Ich möchte nicht vor den Kindern mit ihm darüber diskutieren und bitte ihn daher, mich doch vor die Tür zu begleiten. Dies tut er auch, nicht ohne vorher den anderen Kindern zu zeigen, dass sie vor dem Stock keine Angst zu haben brauchen, sie können ihn sogar streicheln. Einen Stock! Streicheln! Dieser Zwerg kommt auf die verrücktesten Ideen.

Vor der Tür merke ich erst, wie ernst er geworden ist. Ob das an dem Gespräch mit Tsadan liegt? Er teilt mir mit, dass die Kinder sich auf den Krieg vorbereiten müssen, denn dass ein Krieg bevorstünde, dass sei kein Geheimnis. Er fragt mich weiter, ob ich Jaschwinia nicht ausbilden könne, wenn sie ohne Ausbildung nicht zaubern dürfe, aber das muss ich leider verneinen, ich würde damit riskieren, aus der weißen Gilde ausgeschlossen zu werden. Außerdem habe ich dem Großinquisitor mein Wort darauf gegeben, dass ich Jaschwinia auf die Akademie in Norburg schicken werde, wenn sie bereit dafür ist.

Ich frage Doram, ob es denn wirklich notwendig ist, den Kindern mit dem Gerede über den Krieg Angst zu machen und er sagt, dass sie besser jetzt Angst haben und sich darauf vorbereiten können als hinterher ins kalte Wasser gestürzt zu werden. Und dann fragt er mich doch tatsächlich, warum ich Leute heile. Ob ich sie nicht nur heile, damit sie sich erneut in den Kampf stürzen können, ob ich sie nur zusammenflicke, damit sie sich erneut in Stücke zerfetzen lassen können, damit sie wieder in den Krieg ziehen können. Warum ich Traumata behandle, ob ich wolle, dass sie nach der Therapie ein neues Trauma erleiden, weil sie wieder kämpfen. Diese Worte bestürzen mich sehr, sie stellen alles in Frage, was ich auf der Akademie gelernt habe, was man mir beigebracht hat, alles, woran ich glaube. Ich versuche doch nur, das Richtige zu tun, aber was, wenn er Recht hat? Macht es dann überhaupt Sinn, all meine Energie darauf zu verwenden, kampffähige Männer und Frauen zu heilen, ihnen die nächtlichen Albträume zu nehmen, wenn sie sich erneut ins Unglück stürzen?

Gedankenverloren kehre ich ins Storchenhaus zurück, ich habe gar nicht gemerkt, dass Doram mir gefolgt ist und beachte ihn auch kaum. Er ist auch nicht wegen mir hier, er fragt Narena, ob diese morgen ins Waisenhaus kommen könne und als diese fragt, weshalb, bittet er sie, die Ausbildung Jaschwinias zu übernehmen, doch sie lehnt aus den gleichen Gründen ab, wie ich es zuvor getan habe.

Meine Gedanken kehren immer wieder zu dem Gespräch mit Doram zurück, was gäbe ich nicht alles, wenn ich mich jetzt mit Mendilion darüber unterhalten könnte, aber der befindet sich auf der Heimreise, wer weiß, ob er jetzt überhaupt noch klar im Kopf ist, oder ob er das Mibelrohr bereits abgesetzt hat. Ich versuche mich mit der Lektüre verschiedenster Bücher abzulenken, aber keines, welches diverse Heilmethoden beinhaltet, lieber setze ich mich mit der elfischen Sprache auseinander, das lenkt mich immerhin ein wenig ab.

12. Efferd 1012 BF

Heute ist Garis Therapiestunde und ich finde sie, wie so oft in letzter Zeit, im Waisenhaus. Bei den Kindern fühlt sie sich wohl, hier wird sie gebraucht und die Männer kommen ihr hier auch nicht zu nahe. Nicht, dass sie das in Peraines Heimstatt täten, aber ich kann sie verstehen.

Nach ihrer Therapie bekomme ich mit, wie Frinja zu Pjerow gekommen ist, weil ihre Tochter Rowinja über nacht nicht zu Hause gewesen ist. Stimmt, wo sind Rowinja, Kantalla und Ifrundoch eigentlich? Mir wird bewusst, dass ich die drei bereits den gestrigen Tag nicht gesehen habe, was aber im allgemeinen nicht so unüblich ist, aber Rowinja war abends immer zu Hause.

Pjerow verspricht ihr, sich mit Doram auf die Suche nach ihrer Tochter zu machen und die beiden gehen zur Höhle, um dort nach Kampfspuren zu suchen. Als sie dort keine finden können, folgen sie einer Fährte, die sie aber lediglich ins Goblindorf führt, aus dem sie aber unentdeckt wieder verschwinden können. Auch die zweite Fährte, die Doram findet, führt nur zu Kantallas alter Schlafstätte unter einem umgefallenen Baumstamm und so müssen die beiden unverrichteter Dinge wieder ins Dorf zurückkehren. Frinja wurde in der Zwischenzeit von Banja mit Bier versorgt und schnarcht in der Taverne, den Kopf auf ihre Unterarme gestützt, am Tisch, weshalb Pjerow sie erst einmal schlafen lässt.

Ich sehe, wie die beiden ins Dorf zurück kommen und winke ihnen zu und Pjerow sieht mich sogar. Eine ordentliche Leistung, befinde ich mich doch gerade auf einem der Türme in der Burg. Genauer gesagt auf dem Turm, auf dem ich Thulvje stets finde, wenn er nicht in der Taverne ist, immerhin ist auch seine Therapiesitzung heute dran.

Am frühen Abend klopft es in Peraines Heimstatt an die Tür und davor stehen Ifrundoch, Kantalla und Rowinja. Die drei erzählen mir, dass sie gestern früh zur Mine aufgebrochen sind, weil sie ja diesen Gegenstand für Kantalla suchen. Sie erzählen, dass hinter der Mine ein Tal ist, in dem ein verwitterter Pfad zu einer Schlucht führt, etwas drei Schritt breit, über die mal eine Brücke geführt habe. Auf der anderen Seite sein ein großer runder Stein mit seltsamen Zeichen drauf und da die drei diese Zeichen nicht lesen könnten und Angst haben, es könne sich um eine Falle handeln, wollen sie jetzt jemanden mitnehmen, der diese Zeichen vielleicht lesen kann. Ich schaue Narena fragend an, immerhin ist sie ebenfalls eine Gelehrte und wir beide stimmen zu, morgen mit den dreien aufzubrechen. Auch Tsadan wird sich dieser Exkursion anschließen, nur Pjerow lehnt mit der Begründung ab, dass er jeden Tag damit rechnet, dass die Kopfgeldjäger aus Trautmans Hus hier eintreffen werden, immerhin werden sie sicherlich irgendwann stutzig werden, warum ihr Bote nicht mehr zurückgekommen ist.

Ich kann seine Angst um Banja verstehen, auch wenn ich die Handlungen Heckers nicht gutheißen kann.

13. - 14. Efferd 1012 BF

(Diese Zeilen habe ich nachträglich geschrieben, da ich mein Tagebuch vergessen hatte, aber so kann ich auch die Geschehnisse, die sich zeitlich im Dorf abgespielt haben, besser zusammenfassen)

Wir werden von Kantalla zur Eile angetrieben und legen einen Gewaltmarsch zur Mine hin. Ich erkenne, dass ihr linkes Auge von einer milchigen Schicht umgeben ist und eine gewisse Kälte geht von ihr aus. Gegen drei Uhr nachmittags erreichen wir die Mine, etwas später stehen wir vor der Schlucht.

Ifrundoch beschließt, mit einem Seil über die Schlucht zu springen, um es dort zu befestigen, damit wir anderen hinüberklettern können. Sein erster Sprung reicht nicht ganz aus und wir müssen ihn am Seil zurück auf unsere Seite ziehen, aber der zweite Sprung gelingt ihm und er bindet das Seil auf der anderen Seite fest.

Ich hasse Kletterpartien und binde mich wohlweislich mit einem zweiten Seil am Führungsseil fest. Das war auch bitter nötig, denn ehe ich mich versehe, hänge ich baumelnd an dem Seil und muss von Kantalla, auf dem anderen Seil balancierend hochgezogen werden. Just als Rowinja zur Überquerung ansetzt, sehe ich, wie sich das Seil löst. Es gelingt mir zwar noch, danach zu greifen, allerdings reicht meine Stärke nicht aus und ich werde mitgezogen. Ifrundoch versucht, mich festzuhalten, wird aber von der Wucht ebenfalls umgeworfen, erst Kantalla gelingt es, uns beide zu halten. Das Seil hat sich in der Zwischenzeit tief in meine Hände gegraben, einzig die Angst um Rowinja lässt mich nicht loslassen.

Als Rowinja sicher auf der anderen Seite angekommen ist, betrachte ich mit Schrecken die tiefen Wunden, die das Seil in meine Hände gebrannt hat. Mir werden meine Hände verbunden, allerdings bin ich so keine große Hilfe, ich kann meine Finger kaum bewegen und der Schmerz ist auch nicht zu verachten. Wie dumm nur, dass ich mir damals angewöhnt habe, mir immer die Hände zu waschen, bevor ich zaubere. Ich beiße die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien, während ich mir Wasser über die Hände laufen lasse und wirke dann einen Balsam. Den Göttern sei Dank kann ich mich gut genug beherrschen, dass mir der Zauber gelingt.

In der Zwischenzeit sind auch Narena und Tsadan auf unserer Seite der Schlucht angelangt.

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Pjerow bittet die Söldner um ein wenig Unterstützung, sie sollen ein Auge auf die Taverne haben und diese stimmen gegen Essen und Trinken zu, ihre freie Zeit häufiger in der Taverne zu verbringen. Auch Thulvje bietet seine Hilfe an, gegen Schnaps als Bezahlung, allerdings auch, um seine Schulden bei Pjerow abzuarbeiten.

Doram lehrt die Kinder Bogenschießen, den Umgang mit Dolchen und Speerkampf.

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Tsadan entziffert die Schriftzeichen auf dem Stein als altnorbardisch, er sagt, dass es sich um das Grabmal der Jawaschik-Sippe handeln würde. Er jetzt stellen wir fest, dass lediglich Tsadan eine Fackel mitgenommen hat, weshalb ich mich vorbereite um einen FlimFlam zu wirken. Das hab ich seit meiner Ausbildung nicht mehr getan, aber die Worte sind mir noch im Gedächtnis geblieben, wie so viele andere auch.

Ifrundoch schiebt den großen Stein geradezu leicht vom Eingang weg und dahinter kommt ein etwa vier Schritt großer kreisrunder Raum zum Vorschein. Rundherum sitzen Skelette in hockender Position an den Wänden, eingehüllt in schwarze Mäntel, zum Teil liegen Waffen vor ihnen. Hinten führt ein Gang tiefer in den Berg und wir steigen sieben Stufen hinab, bevor wir in einem weiteren runden Raum stehen. Auch hier hocken Skelette an den Wänden, dieses Mal eingehüllt in Bärenfelle. In der Mitte steht ein norbardischer Wohnwagen, der angefüllt ist mit allerlei Krimskram, Kleinoden und Edelsteinen. Am hinteren Ende des Wagens sitzt ein Skelett, der Kleidung nach zu urteilen eine Muhme, die ein Pergament in ihren knöchernen Händen hält. Just, als ich das Pergament vorsichtig aus ihrem Griff löse, erlischt mein FlimFlam, aber Tsadans Fackel leuchtet uns gerade genug, dass er mir mitteilen kann, dass auf dem Pergament jede Menge Namen geschrieben sind. Ich halte hier den Seffer Manich der Jawaschick-Sippe in den Händen. Aber deswegen sind wir nicht hierher gekommen und vorsichtig schiebe ich das Pergament zurück an seinen Platz.

Kantalla meinte, sie suche etwas beseeltes, das muss doch eine gut sichtbare magische Aura haben, also wirke ich einen Odem auf mein Sichtfeld und sehe ein leuchten, das aus einem Gang, der noch tiefer in den Berg hinein führt, kommt. Vorsichtig steigen wir alle die schmale, nach beiden Seiten steil abfallende Treppe hinunter und stehen in einem Raum, in dem dutzende Skelette, die größer als die anderen zu sein scheinen, liegen. Ich sehe dutzende Waffen, selbst einen Rondrakamm kann ich erkennen, aber auch goblinische Waffen, nivesische und in der Mitte steht ein großes Zelt aus feinsten Stoffen.

Als wir das Zelt betreten, finden wir darin eine Feuerstelle vor, die nur darauf zu warten scheint, wieder angezündet zu werden. Darum hocken drei Skelette, überall ist Gold und Schmuck zu sehen, aber auch eine große Klinge, ein Barbarenschwert, wie Ifrundoch meint, gänzlich aus Eis. Als ich die Klinge berühre, fühle ich mich auf einmal so kraftlos, ich sehe Bilder von Reitern, einer Jagd vielleicht, es ist bitterkalt und unheilvoll.

Ich warne die anderen davor, dieses Schwert zu berühren, aber Kantalla meint, dass dies genau das sei, wonach sie gesucht habe und sie greift zu. Ich erkenne, dass es sie einen Moment lang äußerste Willenskraft kostet, uns nicht niederzustrecken, von ihrem Körper geht eine noch größere Kälte aus und sie fragt mich, ob ich sie gerade heilen könne. Als ich ihr sage, dass ich dazu jetzt gerade nicht in der Lage wäre, meint sie nur, wenn ich wieder heilen könne, brauche sie Ifrundoch und mich.

Wir beschließen, uns auf den Rückweg zu machen und an der Schlucht angekommen, wirkt Narena einen Fortifex, der die Luft unter unseren Füßen zu einer festen, stabilen Brücke verwandelt, über die wir drüberrennen können. Gegen Mitternacht erreichen wir die Mine und schlagen dort unser Nachtlager auf.

(14. Efferd 1012 BF) ich konnte relativ gut schlafen und teile Kantalla daher mit, dass ich sie jetzt heilen könne, frage aber auch, warum das notwendig sei und sie teilt uns mit, dass der Fluch in ihr auf denjenigen überginge, der sie töten würde und wenn Ifrundoch sie mit dem beseelten Schwert töte, würde der Fluch auf das Schwert übergehen. Dies klappe aber nur, wenn sie wirklich auf der Schwelle des Todes stünde. Während sie dies erklärt, kommt Ifrundoch mit drei Einbeeren zurück, die er gefunden hat und mir gibt, damit ich kräftig genug bin, um Kantalla zu heilen.

Ich zeige ihm noch, wo er ungefähr zustechen muss, um das Leiden möglichst kurz zu halten und nach einer kurzen Vorbereitung meinerseits gebe ich ihm das Zeichen, zuzustechen. Während die Klinge in Kantallas Brust steckt, erkenne ich feine Risse in ihr, die sich mit Blut füllen, Wieder dieses Zhayad, die Buchstaben NGC und Narena, die diese Zeichen ebenfalls sieht, flüstert mir "Nagrach" ins Ohr.

Während ich einen Balsam auf Kantalla wirke, lässt Ifrundoch die Klinge fallen und diese bleibt mit der Spitze in einem Stein stecken, der sofort gefriert und zu splittern beginnt. Ifrundoch hat trotz der dicken Handschuhe, die Kantalla ihm gegeben hat, Erfrierungen an beiden Händen, die ihn jedoch gerade wenig zu stören scheinen. Es gelingt mir, Kantalla von der Schwelle des Todes zurückzuholen, ich merke, wie ihr Körper wieder warm wird und sie nach Luft japst.

Wir können das Schwert nicht hier lassen, das ist zu gefährlich, aber anfassen können wir es auch nicht. Es gelingt mir jedoch, mit viel Fingerspitzengefühl, ein Seil um dessen Griff zu schlingen und das andere Ende an meinem Stab zu befestigen. So gesichert beschließen wir, den Heimweg anzutreten und irgendwie treibt es uns alle zur Eile an, weshalb wir einen Gewaltmarsch einlegen. Wieder.

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Gegen mittag hört Pjerow Schreie in Moorwacht, es ist Woltan, der panisch ruft, dass Söldner die Felder angreifen, alles niederbrennen, die Leibeigenen töten. Alle halbwegs bewaffneten rennen sofort los, Goswyns Haufen ebenso wie die Handwerker mit dem, was sie gerade in den Händen haben, sei es eine Holzfälleraxt oder ein Zimmermannshammer. Die Kinder verstecken sich mit Gari zusammen im Waisenhaus und auch Doram und Pjerow laufen zusammen mit Hecker, Thulvje und Banja los.

Als die fünf auf einem Hügel ankommen, sehen sie das schreckliche Ausmaß, ungefähr 50 Mann mit dem Wappen Uriels von Notmark sind damit beschäftigt, die Leibeigenen zu töten und aus Fässern eine schwarze Flüssigkeit auf die Felder zu kippen und diese anzuzünden. Doch irgendwie scheinen die Felder nicht richtig brennen zu wollen!

Auch zehn berittene Soldaten sind unter der Gruppe und Doram legt sofort seinen Bogen auf eines der Pferde an, welches getroffen zu Boden geht. Die anderen neun Reiter steuern auf die fünf zu, während die Fußsoldaten gegen die Leibeigenen, die Söldner und auch die Geweihten kämpfen, selbst Bruder Aahren kämpft mit Sichel und Sense bewaffnet verzweifelt um unser aller Leben.

Die Reiter sind in der Zwischenzeit zu Pjerow, Doram, Hecker und Banja geritten und einer erwischt Hecker unglücklich in der Brust und streckt ihn nieder. Es gelingt Doram jedoch, mit seinem Speer ein weiteres Pferd zu Fall zu bringen und auch Pjerow schießt einen Reiter vom Pferd. Unter schweren Verlusten gelingt es den dreien, die Reiter auszulöschen und Pjerow begibt sich auf das Schlachtfeld, angelockt von einem Soldaten, der eine Flagge schwenkt. Nur mit einem Dolch bewaffnet gelingt es ihm in mehreren Anläufen, den Fähnrich zu töten, was einen derartigen Abfall in der Moral zur Folge hat, dass die anderen Soldaten die Flucht ergreifen.

Auch Doram, der Seite an Seite mit Rondrasil weiter gekämpft hat, konnte dafür sorgen, dass die Verluste auf unserer Seite so gering wie möglich ausgefallen sind. Aber dennoch groß genug. Wir haben 17 Tote zu beklagen.

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Aufgrund unseres Gewaltmarsches kommen wir abends in ein verlassenes Moorwacht zurück. Als ich an die verschlossenen Türen vom Waisenhaus klopfe, antwortet Gari mir, dass die Felder angegriffen worden seien und dass, als alle dorthin gerannt wären, vier berittene Männer aufgetaucht seien, die auf der Suche nach Pjerow wären. Auch bei ihr hätte jemand nach ihm gefragt, er hätte den Kindern und ihr aber nichts getan.

Ich kann das Ausmaß noch gar nicht richtig fassen, da fällt mir Libussa ein und ich eile zu Peraines Heimstatt. Dort sitzt Libussa am Tisch, vor sich eine dampfende Tasse Tee. Wer hat ihr die gemacht? Über mir höre ich die Dielen knarren, weshalb ich nach oben rufe, wer dort sei. Von oben ruft ein Mann herunter, dass er auf der Suche nach Pjerow sei und ich sage ihm, dass dieser nicht hier wäre. Er kommt an den Treppenabsatz, ein hübscher Mann, ob das der echte Rowenski ist und während er noch sagt, dass er Libussa einen Tee gemacht habe, das arme alte Mütterchen könne man doch nicht so alleine lassen und dass er mit dem Heer nichts zu tun habe, lediglich die Aufregung genutzt habe, kommt er die Treppe herunter, nur um von Ifrundoch, der sich verborgen gehalten hatte, eine Axt ins Gesicht zu bekommen.

Ein wenig überreagiert hat er ja schon, wie ich finde, aber andererseits ist er in unser Heim eingedrungen. Ich verbinde ihm dennoch den Kopf und lasse ihn von Ifrundoch in eine der Isolationszellen legen, die ich abschließe und den Schlüssel gedankenverloren in meine Tasche stecke. Die Kopfgeldjäger tun den anderen nichts, hat Gari gesagt, also wird meine Hilfe auf dem Feld gebraucht, wer weiß, wie viele Verletzte oder gar Tote es dort gibt.

Auf halber Strecke kommen uns Pjerow und Banja mit einem stark verletzten Hecker entgegen. Ich warne ihn und sage, dass die Kopfgeldjäger im Dorf auf der Suche nach ihm seien und dass er dort jetzt besser nicht hingehen solle, aber er schlägt meine Warnung in den Wind. Ich kann mich allerdings auch nicht lange mit ihm aufhalten, meine Hilfe wird auf dem Feld gebraucht.

Er bittet Narena, ihm im Dorf zu helfen und während Tsadan schon Richtung Feld weitergerannt ist, gehen er und Banja mit Ifrundoch, Narena und Hecker nach Moorwacht. Ich sprinte hinter Tsadan her und mir bietet sich ein Bild des Schreckens. Golgarah ist damit beschäftigt, die schwarz-weiß gekleideten Soldaten auf einen Haufen zu werfen, während sie die gefallenen Leibeigenen wesentlich sanfter auf die andere Seite legt. Zwischen all den Verwundeten gehen Bruder Aahren, selbst mit einer großen Kopfwunde, und Doram umher und versuchen zu helfen, so gut sie können. Ich übernehme die Führung, teile die Verletzten in leicht Verletzte, mäßig und schwerst Verletzte auf und gebe Anweisungen, wer was tun kann. Ich meine sogar, ein wenig Erleichterung auf Bruder Aahrens Gesicht zu erkennen, da ich ihn jetzt unterstützen kann. Aber darüber kann ich mir jetzt keine Gedanken machen, ich muss verbinden, schienen, trösten, funktionieren. Einfach funktionieren, helfen.

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Pjerow und Banja legen Hecker im Lagerhaus ab, bevor sie mit den anderen dreien, Kantalla, Narena und Ifrundoch zum Waisenhaus gehen. Nachdem Kantalla und Narena sich dort umgesehen haben, kommen sie zu den anderen zurück, Gari hatte Besuch von einem der Kopfgeldjäger, ja, aber der hat es nicht lebend wieder herausgeschafft. Bleiben noch zwei. Die fünf beschließen, den Krämerladen als nächstes zu durchsuchen und klopfen an. Die Tür wird lediglich einen kleinen Spalt weit geöffnet und die Stimme, die fragt, wer da sei, kommt niemandem bekannt vor, weshalb Ifrundoch die Tür auftritt, nur um gleich darauf von einem Bolzen in der Brust getroffen zu werden. Drinnen steht ein Kopfgeldjäger in schwarzem Mantel, in einer Ecke sitzen Koj und seine Geschwister, die alle aus lauter Angst weinen und schluchzen. Pjerow schießt seinerseits mit seiner Armbrust auf den Kopfgeldjäger und streckt diesen nieder.

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Ich habe ganz vergessen, dass ich ja noch immer dieses unheilige Schwert bei mir trage und erst jetzt fällt mir auf, dass das Blut auf dem Feld von dem Schwert angezogen wird, es sich regelrecht damit vollsaugt. Auch Doram ist dies nicht entgangen und nach einer kurzen Schilderung meinerseits, was es mit diesem Schwert auf sich hat, nimmt er es kurzerhand samt meinem Stab an sich und begibt sich damit vom Schlachtfeld.

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Ifrundoch ist zu geschwächt, er soll bei den Kindern und Koj im Krämerladen bleiben, während Kantalla und Narena hintenrum in die Taverne sollen, dort hat Pjerow eine Bewegung ausgemacht. Banja soll zum Schein versuchen, Pjerow an den Kopfgeldjäger auszuliefern und auch dieser will sich in die Taverne einschleichen. Als Narena und Kantalla hinten durch die Küche in die Taverne schleichen, hören sie ein "Hey, hier drüben" und den Schuss einer Armbrust. Mittels Ecliptifactus eilt Narena in den Schankraum, nur um dort Pjerow hinter der Bar zu sehen, den Kopfgeldjäger an der Wand mit einem Bolzen im Gesicht.

Pjerow geht zu Peraines Heimstatt zusammen mit Banja und Narena und meint zu letzterer, dass er kurz in den Keller müsse, er ihre Hilfe dabei nicht mehr brauche. Etwas misstrauisch lässt sie die beiden alleine und macht sich auf zu Gari.

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Gegen Mitternacht sind wir mit den gröbsten Versorungen auf dem Feld fertig und haben die Verletzten nach Moorwacht gebracht. Doram, den ich bei Golgarah mitsamt Schwert antreffe, welches fürchterlich dampft, erzählt mir, dass das Schwert ihm Versprechungen machen würde und dass er es unbedingt wegbringen müsse, sein geweihter Baum und auch die heilige Erde des Boronangers seien nicht stark genug für das Schwert. Er teilt mir mit, dass er gemeinsam mit Rondrasil nach Bjaldorn aufbrechen werde, noch heute nacht und dass er mir meinen Stab danach wieder geben würde.

Mit diesen Worten lässt er mich mit Golgarah allein und mir fällt just in dem Moment der Seffer Manich wieder ein, von dem ich ihr erzähle. Sie antwortet mir, dass man damit, wenn man die Sippe Jawaschik finden könne, sie, sollten sie mit den Ragaschoffs verbunden sein, von ihnen lösen könne und dass wir diese Möglichkeit nicht ungenutzt lassen sollten. Ich solle den Seffer Manich, sobald als möglich an mich nehmen. Danach verstummt sie wieder.

Als ich im Dorf ankomme, gesteht mir Gari, dass sie den Kopfgeldjäger getötet habe und auch, wenn ich das nicht wirklich gutheißen kann, es wirkt ihrem Traume zuwider, so bin ich doch froh, dass ihr und den Kindern nichts passiert ist.

Ich gehe in Peraines Heimstatt und im Keller bemerke ich, dass die Zelle, in der ich Rowenksi abgelegt hatte, offen steht und leer ist, doch noch bevor ich mir weitere Gedanken machen kann, werden die acht schwerst verletzten Menschen zu mir gebracht und ich habe alle Hände voll zu tun. Das wird noch eine sehr lange Nacht werden.

Abenteuer: Falke im Visier
Dieser Eintrag wurde am 21.02.2016 (15:00) verfasst und 633 mal aufgerufen.
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