Der Feind lässt uns nicht zur Ruhe kommen, oh Herr. Die unselige Festung im Nacken eilten wir zu Fuß Richtung Gareth. Nach einiger Zeit konnten wir ein paar panische Zossen einfangen und beruhigen. Ein wenig schneller ging es dann weiter und wir brachten Distanz zwischen uns und Galotta. Möge sein Kopf bald nicht mehr auf seinen Schulter thronen, oh Herr! Als wir vor uns auf der Reichsstrasse eine Menschenmenge sahen und uns Ihr vorsichtig näherten, bemerkten wir einen alten Haudegen, der auf seinem Pferd sitzend offenbar versuchte Ordnung zu schaffen. Die Menge sass nämlich vor dem Dergel fest, die Fähre auf der anderen Seite. Cancu und Jurga beschlossen durch den reisenden Fluss zu schwimmen und die Fähre herüber zu schaffen. Während dessen schaute ich mir den Alten näher an und traute meinen Augen kaum, oh Herr, vor mir saß der Alte Firngrim hoch zu Ross, mit ihm habe ich schon gegen einen Drachen und andere Gegner gestanden. Oh Einziger, welch Balsam für meine Seele, einen Überlebenden zu treffen, den ich kenne. Wären doch auch meine Gefährten aus Zetah hier, mit Ihnen und den Drachen von Zetah gegen die Festung Galottas anfliegen, diesen fliegenden Knochenhaufen vom Himmel holen, was wäre nicht alles möglich. Mmmmh, die Drachen, ich muss mit Fringlas sprechen! Nachdem wir übergesetzt hatten, erzählte mir Firngrimm wie es ihm erging seit wir uns trennen mussten. Ich glaube er wäre gerne mit nach Zetah gegangen. Auf unserem weiteren Weg kamen wir durch einige leergefegte Weiler und versorgten uns mit dem Nötigsten. Unser Herr Beletor hieß diese "Plünderung" allerdings nicht gut, fürchtet sich wohl vor einer Strafe dieses Götzen Praios. Anjon pflegte sich, als wollte er auf ein Fest gehen. Ob sauber oder vor Schmutz starrend, dem Feind wird es egal sein. Aber er wollte wohl die Zeit unbedingt dafür aufwenden.
Nachdem wir uns versorgt und an einem herrenlosen Kochtopf an noch warmen Eintopf gelabt hatten, ging es weiter gen Gareth. Viele Flüchtende überholten wir auf unserem Weg, oh Herr, auch solche, die eigentlich mit uns gen Gareth ziehen und kämpfen hätten sollen anstatt Ihre Rüstung abzulegen. Wenn nicht dort zusammen, wo sonst sollten wir den Kampf mit Aussicht auf Erfolg aufnehmen. Fringlas meinte wir müssten mit aller Gewalt verhindern, dass das Gräberfeld von Gareth an den Knochendrachen fällt, würde dies geschehen, nicht auszdenken was dann passiert. In düsteren Gedanken verfangen, glitt der Tag an mir vorbei. Die gelegentlichen Fettnäpfe in die Firngrim bei unseren beiden Damen mit seinen Äußerungen trat, waren das Einzige, was mir ab und an ein Lächeln abrang. Armer Kerl!
Nachts kamen wir an eine kleine Stadt. Als wir Einlass begehrten, wurde uns erst nicht, aber dann doch ziemlich schnell aufgetan, als wir das zerborstene Königsschwert vorzeigten. Der Herr der Stadt nahm uns persönlich in Empfang und beratschlagte sich mit uns, nachdem wir ihm von der Vernichtung Wehrheims und Galottas Zug gen Gareth berichteten. Auf unser Anraten hin begann er alsdann die Stadt evakuieren zu lassen. Er lies uns für den Rest der Nacht in einem vernünftigen Gasthaus unterbringen und stellte uns sogar sechs seiner eigenen Pferde zur Verfügung. Oh Herr, hab Dank, dass Du uns in solch einer Lage immer wieder einen Sonnenstrahl durch das Dunkel sendest!
Ein paar Stundenglasdrehungen später brachen wir kurz nach dem ersten Hahnenschrei wieder auf. Von der Festung Galottas war auf bestimmt 30 bis 40 Meilen, wie der Vogel fliegt, nichts zu sehen. Wir nahmen an, dass wir mit Glück und bei hohem Tempo noch in den frühen Abendstunden Gareth erreichen konnten. Dem war dann auch so. Gegen die sechste Stunde Abends kamen wir vor den Toren der Hauptstadt an. Vor dem Tor hatte sich schon auf ein paar hundert Schritt ein Rückstau gebildet. Scheinbar wollte jeder der nur konnte in die Stadt hinein. Hätten die Narren den Fall Wehrheims gesehen, wären Sie wahrscheinlich allesamt in weitem Bogen um Gareth herum und in den hintersten Winkel Deres geflüchtet. Wir ritten einfach durch die Wartendenden hindurch. Das Gemurre und Gemaule war groß, oh Einziger, aber keiner wagte sich uns in den Weg zu stellen. Am Tor angelangt offenbarte sich, dass die Wachen streng den Durchlass kontrollierten. Nachdem Anjon auch hier das zerbrochen Schwert und diesen Rondrakamm zeigte, wurden wir aber sofort eingelassen. Nach kurzer Beratschlagung beschlossen wir uns aufzuteilen. Jurga und Fringlas zu den Magiern, um diese in Kenntnis zu setzen. Cancu wollte zu den Anhängern des Götzen Boron. Anjon, Firngrim und ich sollten zur "Neuen Residenz" ziehen und um Vorsprache bei der Kaiserin bitten.
Zur "Neuen Residenz" war es ein zäher Weg, die Straßen Gareths waren ziemlich verstopft, nach ungefähr einem Stundenglas kamen wir allerdings an und wurden nach kurzer Unterredung mit der Wache von ein paar Panther-Gardisten zu Ihrer Majistät geleitet. Oh Rastul, Weltenlenker, dank sei Dir, dass Du mir die Gelegenheit gibst die Wunder dieser Welt zu sehen und in deinem Namen vor die weltlichen Herrscher derselben zu treten. Nicht viele Novadi sind wahrscheinlich in dringenderer Angelegenheit als dieser vor einem der Herren dieser Lande gestanden und haben dort Gehör gefunden.
Die Kaiserin empfing uns kühl und verhalten, nachdem Ihr Anjon allerdings in geschliffener Sprache die Geschehnisse vorgetragen und das zerborstene Schwert überreicht hatte, wurde ich Zeuge von etwas, dem bislang auf Dere wahrscheinlich nur eine Handvoll Personen gewahr wurden. Die Kaiserin vergoß Tränen, ob des Todes Ihrer Tochter und Ihres ungeborenen Enkels. Herr, der Kaiserin Tochter war in Umständen als Sie in die Schlacht zog. Keine Mutter sollte Kind und Enkel unter solchen Umständen verlieren. Das Schicksal liegt hart über Gareth dieser Tage!
Herr, dann geschah es, Sie sprach es aus, Sie wand sich ab, Sie sagte "Verflucht seien die Götter!". Herr Sie hat sich offen gegen Ihre Götzen gewandt. Nimm Dich Ihrer an, erleuchte Sie und lass Sie ihr Reich in Deinem Namen wieder ins Licht führen.
Die Kaiserin teilte uns nach der Unterredung eine Unterkunft zu, die Sie treuen Gefolgsleuten in früheren Tagen zukommen lies. Sie hieß uns dort wohnen und uns am nächsten Tag mit Jurga, Cancu und Fringals zum Rat einzufinden. Bis dahin sollte wir den Gesellen des Mechanikus finden. Nachdem wir die Residenz verlassen hatten, eilten wir zu den Magiern, traffen dort Jurga und Fringlas und unterrichteten Sie von den Geschehnissen. Zusammen gingen wir, nachdem wir den Plan verworfen hatten sofort nach dem Gesellen zu suchen, zu der uns zugewiesenen Unterkunft.
Herr, weise bist Du in Deinem Handeln und in Deinem Ratschluss! Mit schier unglaublicher Freude musste ich feststellen, dass das Haus in dem wir wohnen dürfen, das Haus von meinem Kampfgefährten und Freund Cileham ist. Für einen kurzen Moment keimte in mir die Hoffnung auf, ihn gleich wieder zu sehen und mit ihm Seit an Seit wieder in den Kampf zu ziehen. Aber, meine Hoffnung wurde von dem kehligen Gekrächz einer dreckigen alten lästerhaften Vettel zunichte gemacht. Anstatt nur mitzuteilen, das der gute Cileham fern von zu Hause weilt, übergoß Sie ihn mit Spott und Häme, wahrscheinlich nicht wissend, dass Ihr Herr einer der Großen Deres ist. Bei Gelegenheit werde ich Sie belehren und Ihr von Cilehams Taten berichten. Züchtigen werde ich Sie, ohne zu Wissen wie mein Freund zu Ihr steht, nicht! Das soll ihm überlassen sein, falls es ihn anficht.
Herr, schreckliche Zeiten stehen uns bevor und ruhmreicher Kampf. Sei mit uns, leite unsere Gedanken und führe unseren Schlag, auf das wir Galottas Gezücht und ihn selbst zermalmen und für immer in die Niederhöllen zurück schicken mögen. Ehre sei Dir, oh Einziger!