Ich wurde durch mein inneres Stundenglass und den mittlerweile erworbenen Instinkt früh zur sechsten Stunde geweckt. Da merkte ich schon, dass mich diese gewisse Unruhe antrieb, die ich vor jedem Kampf hatte. Nach der langen Zeit der Selbstverleugnung gestehe ich, Anjon Belletor von Gareth, mir und meiner Nachwelt ein, dass es eine Art von Lustempfinden ist, das nur wahre Krieger verspüren. So wie der Fischer sich in der Morgenstunde am salzigen Geruch des Meeres labt oder der Dichter an dem Geruch seiner Schreibfeder und Tinte, oder der Denker über eine bevorstehende zu lösende mathematische Aufgabenstellung, so zittert der Krieger vor Erregung, wenn es in die Schlacht geht. Doch diesesmal wird es keine Ritterlichkeit, kein ehrenhaftes Duell und nichts geben, was später die Geschichtenschreiber und Liedermacher als ruhmreich besingen werden.
Diesesmal geht es nur um das nackte Überleben gegen das göttervefluchte Dämonenpack und Galottas Buhlen. Entweder er oder wir. Einem alten Ritual folgend, begann ich mich, zu wachen, dann anzuziehen, erst meine alten Plattenrüstung, dann den Schwertgürtel mit Araschar links und dem Kurzschwert rechts. Den neuen Anderthalbhänder in die Rückenscheide. Panzerhandschuhe, Helm und Schild. Als sich meine Schwerthand um den Griff des Greifenschwertes legte, da fühlte ich es wieder. Das göttliche Element des Herren Praios, welches wieder in der Klinge wohnte. Da war, und ich schwöre ich es bei allen zwölf Göttern, diese leise Stimme, nicht viel mehr als ein Windhauch. Man musste sich sehr stark darauf konzentrieren doch sie sprach zu mir ... "Die, die Dunkelheit gebiert, müssen das Licht sehen". Das hat es auch schon früher getan, doch wusste ich mit diesen Worten nichts anzufangen, doch jetzt, begriff ich. Diese Klinge ward vom Licht des Herrn Praios selbst beseelt und würde gegen alles Dämonische vernichtend wirken.
So ging ich mit neuem Mut die Treppe hinunter. Die Schornsteingeister schliefen noch und ein Blick in den Speißenraum verriet, dass die alte Zetterbüchse wohl Reisaus genommen hatte. Es tat mir schon wieder leid, dass ich sie angeschrien hatte, doch haben wir jetzt wahrlich andere Probleme, als die Befindlichkeiten der Haushälterin. Ich ging zum Zwölfgötterplatz und suchte den Tempel der Sturm-Herrin zur morgendlichen Andacht auf. Es war noch viel leichter zu finden, als sonst, denn fast ganz Gareth hat sich dort versammelt. Es war schon eine Herausforderung, sich bis nach vorne durchzukämpfen, fast im Sinne der Herrin selbst. Als die Hochgeweihte ihre morgendliche Messe beendete, sprach ich Sie an und erbat den Gefallen, den Sie mir verprochen hatte. So kniete ich nieder und empfing im Tempel der Herrin den großen Weihsegen für meine Rüstung.
Dann stand die letzte Zusammenkunft mit der Kaiserin im Rat der Helden an. Die Stimmung dort ward voll der Hoffnung und jeder wirkte entschlossen, sich nicht diesem Galotta zu beugen. Nachdem ich den passenden Moment abgewartet hatte, stand ich auf und erläuterte der Kaiserin den Plan, die fliegende Festung mit dem Fluggerät von Leonardo zu entern. Sie hies es für gut. Nach mir stand noch Fringlas Seehof auf und fragte bei der Kaiserin explizit nach, ob sie die Festnahme oder den Tod des Reichsverräters wünsche. Die Worte der Kaiserin waren unmissverständlich. Man solle ihr seinen Kopf bringen. Somit wäre auch das geklärt. Dann ging es also los. Der Novadi nahm noch einen Plan der fliegenden Festung des KGIA mit und wechselte ein paar Worte mit Melcher Dragentot. Jurga ging zur Akademie, um Thomeg Athereon abzuholen. Der Rest holte seine Ausrüstung und ging zum Lagerhaus. Dort bereitete die Gilder der Mechaniker bereits das Fluggerät vor.
So etwas habe ich noch nie gesehen. Es hatte den Rumpf eines Schiffes. Doch wo normalerweise die Segelmasten waren, ward ein riesiger eisener Kessel mit einer Glut. Darüber war ein riesiger Sack gebunden. Bei Hesinde, ich kenne mich mit diesen Dingen nicht aus, aber er schien wohl über das Erhitzen von Luft eine Möglichkeit zu geben, sich vom Boden zu erheben. Am Ende des Schiffsrumpfes waren seltsame Gegenstände, die die Mechaniker als "Propeller" oder so ählich bezeichneten. Man müsse sich auf einen Stuhl setzen und mit den Füßen treten, um den Propeller zu bewegen, welcher dann dafür sorgt, dass man in der Luft vorwärts kommt. Bei Rondra, wenn mir das einer erzählt hätte, hätte ich ihn zu den Noioniten geschickt. Ich hoffte nur, dass dieses Ding auch wirklich flugtauglich war.
Dann kam Thomeg Atherion auf einem Teppich eingefolgen und hatte die Dame Jurga mit dabei. Dann kamen die Praioten, welche die Greifen reiten sollten. Der Moment war, wie immer, unpassend, da Jurga gerade einen Wesen des Feuers beschwören wollte, um irgendwas mit dem Kessel besser hinzubekommen. Davon waren die Praioten naturgemäß nicht begeistert. Diese Welt ist einfach kompliziert, manchmal wünschte man sich wieder das Kindesalter zurück, da war alles so einfach. Aber gut, so nahm ich das Greifenschwert Araschar und hob es gen Himmel und rief die Greifen an. Ein kurzer gleisend heller Strahl schoss aus dem Schwert gen Himmel und eine Stimme manifestierte sich in meinem Kopf "Halt aus, mein Freund, wir brechen von Alveran auf und es dauerte ein Weile". Oder so ählich. In jedem Fall kamen die Greifen nicht, ehe wir soweit waren. So mussten die Greifenreiter also am Boden bleiben.
Wir postierten uns im Luftschiff und Thomeg begleitete uns mit seinem fliegendem Teppich. Ein Bild für die Götter, im wahrsten Sinne des Wortes. Nach einiger Zeit hatten unsere Leute die Bedienung des Luftschiffs einigermaßen erkannt, und es ging in Richtung der fliegenden Festung. Ich vergaß, zu erwähnen, dass wir noch in Begleitung von zwei Phantergardisten und einen Golgariten waren, die als Verstärkung mitkamen. Es dauerte nicht lange, da wurde plötzlich der Novadi unruhig. Irgendetwas schien er zu spüren. Ich kenne das bereits, er hat einen untrüglichen Instinkt für Gefahren. So machten wir Thomeg darauf aufmerksam, welcher rasch feststellte, dass wir von unsichtbaren dämonischen Augen beobachtet werden, er nannte auch einen Namen, den ich nicht richtig verstand "Dodongi" oder so ählich. Jedenfalls waren wir also entdeckt. So viel zum Thema "unerkannte Anreise".
Dann kam ein dämonisches Flugwesen auf uns zu, dass an eine fliegende Schlange mit Fledermausflügeln erinnerte. Was für ein abscheuliches Geschöpf. Wenn mich meine Kriegskunst nicht trügte, dann war der Sinn dieses Plänklerangriffs, uns erst einmal testen, was wir alles zu bieten hatten. Na schön. Ich gab Canku ein Wurfgeschoss mit Nacladors Odem und sie warf es diesem Vieh auf den Körper. Der Flugdämon flog uns mehrmals an, doch machte er dank meines Schildes keinen Schaden. Hier zeigte sich zum ersten Mal die vernichtende Wirkung des Schwertes Arashar gegen Wesenheiten aus der Anderswelt. Es schnitt durch dessen Leib, sofern man davon sprechen konnte, wie eine erhitzte Klinge durch einen Butterklumpen. So brauchte ich nur drei normale Schwerthiebe, ohne Wucht, um den Dämon zu erledigen. Der letzte davon, riss so eine riesige Bresche in seinen Leib, dass Flüssigkeit herausspritzte und den armen Fringlas im Gesicht erwischte. Gedankenschnell öffnete ich meine Wasserflasche am Gürtel und spritze ihm die reinigende Flüssigkeit über das Gesicht und das Zeug konnte davon abgewaschen werden.
Ich war jedoch nicht glücklich über diese Begebenheit. Jetzt wusste Galotta das wir kommen und er wusste auch, dass das Schwert eine starke Waffe gegen seine Geschöpfe war. Bei Rondra, Tod dem Reichsverräter.