Bereits vor der Morgendämmerung wurde ich von Schlägen gegen unsere Tür geweckt und war gleich auf das höchste alarmiert – sollten die Bannstrahler doch auf uns gekommen sein?
Meine beiden Gefährten Anjon und Nuri schliefen derweil weiter den Schlaf der Gerechten. An der Tür wartete dann allerdings nur ein Panthergardist der Leibwache der Garether Königin Rohaja und bat mich zu Canku zu kommen. Diese etwas seltsame Bitte entpuppte sich dann als ein Auftrag ebendieser jungen Königin, suchte sie doch Inspiration für ihre spätere Ansprache an die Truppen. Und da hatte sie an die Heldin von Boran gedacht, die schreckliche Cankunaku. Glücklicherweise zogen Cankunaku und Jurga dann mich hinzu und wir machten uns an motivierende Worte. Einige meiner Ideen trafen den Geschmack der jungen Rohaja und ich war froh, dass Anjon nicht wach geworden war – war sein Verhältnis zur Königin doch seit dem Garether Turnier zwiespältig. Und wir brauchen Anjon auf dem Schlachtfeld in voller Konzentration und Tatkraft. Nach einigen motivierenden Sätzen verliess Rohaja uns dann um sich vorzubereiten und auch wir machten uns dann fertig.
Vierblatt instruierte uns, dass der Baron sich wieder etwas besonderes für uns ausgedacht hat. Wir vervollständigen eine Gruppe von KGIA-Agenten mit dem Auftrag eine Art laufende Hütte, ein Ghulmakai, zu entern, der die Flanken des Endlosen Heerwurms schützt. Was dann weiter geschehen sollte, wissen nur die Anführer unserer kleinen Gruppe von 12 Kämpen. Wir standen unter dem Kommando der Rechsbaronin Ucuriane von Zobel, die Anjon bereits im Turnier kennengelernt hat und sind als schwarze Schergen gekleidet. Eine klassische Scharade würde ich meinen und damit ganz nach meinem Geschmack. Meine Gefährten würden sich im direkten Kampf gegen die Untoten Horden nicht sehr lange halten – mir kommt da immer der Überfall der kleinen Gruppe Untoter vor drei Nächten in den Sinn, der uns alle fast das Leben gekostet hätte.
Wir verliessen Wehrheim unauffällig und bereits in das Schwarz der gegnerischen Söldlinge gekleidet und marschierten querfeldein um dann später den Dergel zu queren und an den Flanken des Heerwurms als Haufen Söldner aufzutauchen. Zweimal mussten wir uns vor Reichstruppen verstecken, die vor der Frage nach dem Woher sicherlich erst einmal das Schwert gezogen hätten, aber beide Male gelang es uns in Deckung zu gehen. Dann durchquerten wir den Dergel auf einem Boot, dass justamente mit der Strömung heruntergetrieben kam. Ich zollte Vierbaltt für diese kluge Planung meine Anerkennung und sie war dadurch so geschmeichelt, dass sie mir ihren Namen nannte – Travina von Unterstein, ein Name den ich mir merken werde. Vielleicht kommen wir ja tatsächlich lebendig aus diesem Schlamassel heraus und dann werde ich dem liebreizenden Fräulein von Unterstein richtig meine Aufwartung machen!
Auf der anderen Seite des Dergel erwartete uns dann mehr als eine böse Überraschung. Nach einem ersten Treffen mit einer Gruppe Schwarzer Söldlinge, bei der unsere Anführerin sich fast als reichstreu verraten hätte, wurde beschlossen, dass wir zukünftig mir als Anführer dieser Meute das Reden überlassen würden. Schwarze Hoden fürchtet euch – Alrik der Blutige und seine Blutsäufer kommen! Wenigstens bezüglich Belhalhar bin ich seit den Ereignissen in Boran hinreichend kenntnisreich um so etwas zu vorspielen. Eine Weile später kam uns echter Tatzelwurm entgegen, der augenscheinlich beritten war und Jagd auf Ghule macht – das wurde ja immer heiterer. Langsam konnte ich mir die Dimension der laufenden Hütte in etwa vorstellen...
Bevor wir ein solches Ding allerdings aufstöberten, kreuzte eine Gruppe Bauern unseren Weg, an deren Fersen sich eine Horde Untoter geheftet hatte. Inzwischen waren wir schon längst in den Schatten des Rahastes getreten und es war klar, wie diese Sache enden würde. Also beschlossen die Baronin und Anjon den Trupp der Untoten aufzureiben um den armen Bauern eine Überlebenschance zu geben. Leider lief der Kampf nicht ganz so glatt wie gedacht und so gab es die ersten ernsthaften Verletzten, noch bevor unsere Mission eigentlich richtig begonnen hatte. Am späten Nachmittag haben wir dann eine solche laufende Hütte tatsächlich erspäht und kurz darauf geentert. Und beeindruckend ist dieses Ding – sicherlich acht Schritt hoch und mit einer Hornisse bestückt, kann es eine veritable Kampfplattform abgeben – und ist für meine Gefährten und mich die garantiert beste und einzige Möglichkeit dieses Gemetzel zu überstehen.
Die Enteraktion lief sehr gut und wir konnten die Besatzung ohne größere eigene Verluste niedermachen und sogar einen Überlebenden festsetzen. Dann stand die Hütte und wir machten uns damit vertraut. Die Baronin von Zobel nannte uns dann endlich die Befehle des Barons. Wir sollten bei dem Vorstoß der Elitekämpfer des Reiches auf den Beschwörungsfokus des Rahastes unterstützen und schützen. Das vordringliche Ziel war die Bannung des Dämons um den Reichstruppen irgendeine Chance gegen die zehntausenden von Untoten zu geben. Also mitten hinein ins Getümmel hiess es und mächtig austeilen.
Insgesamt stellte das Ghulmakai also nicht nur die einzige echte Chance auf das Überleben meiner Gefährten dar, sondern das letzte, verzweifelte Ass im Ärmel des Barons. Das waren düstere Aussichten muss ich schon sagen, auch jetzt im Rückblick noch!
Nach eingehender Befragung des Gefangenen, galt es zunächst die Kontrolle über das Ghulmakai zu übernehmen – eine Sache, bei der es an mir war sie zu tun. Keiner meiner Gefährten war und ist in der Lage sich einer solchen Sache zu stellen, Chancen und Risiken rational zu kalkulieren und dann das Nötige zu tun. Ich wappnete also meinen Geist, gab etwas Blut und griff nach der Steuerung dieses Dings.
Wie schon erwartet, wollte sich das Ghulmakai und die dahinter stehende Macht des Erzdämons Llogramoth nicht geschlagen geben und mich versklaven. Allein MICH versklaven zu wollen, einen Schüler Oswin Puschinske war lächerlich und würde die Chancen unserer Sache in der Schlacht schmälern und nicht steigern. So tat ich also den notwendigen Schritt auf Llogramoth zu, genau so weit wie unbedingt notwendig, schloss den Pakt und unterwarf dann das Ghulmakai meinem Wollen.
Das Ghulmakai war schwer zu reiten, aber nach einigen Versuchen am Abend hatte ich den Dreh raus. Derweil zeigte mir die Stimme meines neuen Freundes in meinem Kopf, die Wege durch das Chaos der dämonischen Domänen. Ich hatte alles dämonische immer als Chaos verachtet, denn ich weiss, dass nur klare Struktur bei der Nutzung von Madas Gaben weiterhilft. Aber die Stimme zeigte mir, dass im vollständigen Chaos doch Wege existieren, gewundene Pfade, die wiederum Matrixen schaffen. Eine faszinierende Erkenntnis muss ich sagen!
Nun hielt es mich kaum das gewonnene ein- und uns in Bewegung zusetzen. Allein wir mussten ruhen und da musste ich der Logik der von Zobel recht geben. Die Schlacht würde schwer genug werden, auch für mich. Also musste ich wohl oder übel auf die KGIA'ler Rücksicht nehmen und meinen Drang noch etwas zügeln. Bei der Verteilung der Lagerstätten in der Hütte drängte sich dann der Novadi vor, dieser südländische Wickelkopf, der immer so wirr redete. Da sie aber die kleine, nützliche Canku ebenfalls berücksichtigten, liess ich es ihnen durchgehen.
Mal ein paar Hintergründe zu Fringlas Handeln, nachdem die Sache nun dank Orbaran bereinigt ist;-)