Tagebuch von Nuri Shahin
Schlacht in den Wolken

Rhazzazor und seine beiden Begleiter waren fort. Die Freude über die gelungene Verteidigung der Nekropole und das Glück darüber, dass die Landstriche Aventuriens vor den untoten Horden verschont bleiben werden, wurde von der Trauer über die erlittenen Verluste überdeckt. Für mich persönlich, oh Einziger, ist es auch das Eingeständnis einer persönlichen Niederlage, das bleibt. Ein Makel wird auf Nuri Shahin vom Stamme der Ben I Tarash haften. Er wird wie ein Schatten auf meiner Seele liegen - Meine Fähigkeiten reichten nicht aus, meine Aufgabe, die Kaiserin zu schützen,  zu erfüllen - ! 

So in Gedanken versunken, allein auf mich konzentriert, nahm ich es erst nur am Rande war. Am Himmel über uns geschah etwas. Zunächst dachte ich an einen neuen Angriff Gallotas, aber das was da geschah war irgendwie anders. Der Himmel über uns öffnete sich an mehreren Stellen und große Wesen glitten herab. Der Blick zu Ihnen hinauf war wie der Blick in die Sonne selbst. Das Dunkel, das mich umfangen hatte wich der Helligkeit und Hoffnung begann in mir zu wachsen. Seltsame Klänge, gleich Musik, nur schöner, begannen sich in meinem Kopf festzusetzen. 

Die Greifen kamen uns in der Stunde der größten Not zu Hilfe. Zuvorderst sank Oberon der Fürst der Greifen herab. die anderen landeten fast zeitgleich mit ihm vor uns. Bis auf Anjon und mich zogen es alle anderen vor zunächst zur Seite und nach hinten weg zu weichen. Ich sah dazu keine Veranlassung. Ehrlich gekämpft habe ich für die Menschen hier und für deren Reich, ich hatte mir nichts vorzuwerfen, außer meinem Versagen beim Schutz der Kaiserin. Warum sollten mir diese Greifen, die Ehrenhaftigkeit hoch bewerten mir schlechtes wollen? Oberon sprach zu uns und sagte, wir sollten nicht verzagen, jetzt sei der Zeitpunkt gekommen gegen Gallota selbst zu ziehen und diesen Krieg zu beenden. Wir erzählten kurz was geschehen war und Oberon bot an, uns nach oben zu bringen. Anjon, Cancu und ich hatten keinen Zweifel daran,auf einem dieser Ehrfurcht einflößenden Geschöpfe in die Höhe zu steigen um Gallota endgültig in die Schranken zu weisen. Anders war es allerdings bei Jurga und Anjon. Herr, da Sie sich oft der Magie bedienen und diese Greifen Magie nicht mögen, dachten Sie dass keiner der Greifen Sie tragen wollen würden. In diesem Moment der Unsicherheit erklangen aus der Stadt die Hornsignale der Zwergen. Drachen waren im Anflug. Sie näherten sich mit unheimlicher Geschwindigkeit und flogen direkt auf uns zu. Nicht wissend ob Freund oder Feind harrten wir dem was da kam. Oberons scharfes Auge vermochte mehr zu sehen als wir und er gab Entwarnung. 

Welch freudige Überraschung für mich als ich nach der Landung der zwei Perldrachen den Herrn Drakodan von Mysaquell von einem der Perldrachen absteigen sah. Er kämpfte mit mir in Zetah. Nachdem Jurga ihn kurz über unsere Situation und die Ereignisse der letzten Tage aufgeklärt hatte, begrüßte ich ihn. Er erkannte mich sofort wieder und meinte, es wundere ihn nicht mich hier inmitten einer epischen Schlacht zu sehen. Seinen Hinweise, dass ich mich sehen lassen würde, verstand ich als Einladung, Ihn einmal an seinem Wohnort zu besuchen. Ich versprach, falls ich das Kommende überstehen würde, ihm einen Besuch abzustatten. Zu meinem Bedauern, war Windhauch, der Perldrache der mir gestattete auf seinem Rücken in die letzte Schlach in Zetah zu fliegen nicht mit gekommen. Aber der Herr Drakodan versicherte mir, dass es ihm gut ginge. Ich bat ihn Grüße zu übermitteln.

Jurga und Fringals wurde erlaubt auf den beiden Perldrachen aufzusitzen um von diesen nach oben getragen zu werden. Doch zuvor wandten sich die Greifen nocheinmal an uns. Anjon wurde die Ehre zuteil auf dem Fürsten der Greifen platz nehmen zu dürfen. Dieser sprach vor dem Aufstieg Anjons allerdings Fringlas noch einmal direkt an. Ich verstand nur wenig, sinngemäß so etwas wie daß er erkennen würde was Fringlas sei. Die Magie so Oberon wäre nicht das Problem, sondern der Schatten der auf Fringlas Seele liegen würde. Er bot Fringlas an, dass was immer da auch war, wieder wegzunehmen. Ich glaube Fringlas hatte Angst zuzustimmen, da er fürchtete seine Magie zu verlieren, aber Oberon beruhgte Ihn und sagte der Magie würde nichts geschehen. Dann gingen beide weg. In der Zwischenzeit stellten sich Cancu und ich unseren Greifen vor. Diese majestätischen Geschöpfe sprachen zu uns und erklärten im Beisein aller Umstehenden, dass es Ihnen eine Ehre wäre uns in die Schlacht zu tragen, den Sie Ehren und Achten diejenigen, die sich ohne Rücksicht auf ihr eigenes Wohlergehen tapfer gegen jeden Feind stellen.

Dann geschah etwas seltsames: Herophan, so der Name meines Greifen, wandte sich an mich und sprach zu mir. Er sagte, dass er in meine Seele blicken könne und er würde sehen, dass Sie zwar einem falschen Gott zugetan aber noch nicht verloren wäre. Als er dies sagte, fühlte ich mich wie ein aufgeschlagenes Buch in dem der, der zu lesen vermag alles wissenswerte erfahren konnte. Ich fühlte mich entblößt aber dennoch vollkommen im Gefühl des absoluten Schutzes. Es war etwas stechendes in seinem Blick und dennoch langte Wärme und Zuversicht in mir an und erfüllte mich so dermaßen, dass ich dachte diese Gefühle würden aus mir herausquellen. Aus diesem Zweikampf zwischen absoluter Unsicherheit und vollständiger Geborgenheit wurde ich von der Rückehr Oberons und Fringlas herausgerissen. Ich weiß nicht was die beiden besprochen oder getan hatten, aber auch bei Fringlas schien irgendetwas verändert. Wenn er Zeit hat, werde ich ihn bitten mit mir über diese Greifen zu sprechen und über den Gott dem Sie dienen. Ich will mehr erfahren.

Insgesamt waren es vierzehn Greifen, die uns in dieser Stunde der höchsten Not zu Hilfe eilten. Nur vierzehn konnten von Ihnen getragen werden. Im Umgang mit den Zahlen war ich noch nie der Beste, aber selbst mir hat sich in diesem Moment die Einzigartigkeit von dem offenbart was im Begriff war zu geschehen. Mir, Nuri Shahin, einem "Ungläubigen" wurde etwas zuteil, dem sich in der Geschichte Deres wohl nur einige Handvoll Männer und Frauen rühmen können. Was wohl diese fanatischen Praois-Diener denken mögen, wenn Sie die Kunde erreicht. 

Diese Gedanken im Kopf stiegen wir auf. Auf einem Greifen zu fliegen bedeutet noch schneller in der Luft unterwegs zu sein als mit einem Perldrachen. Während des Fluges wurde das Gefühl in mir immer stärker, dass mir die ganzen Horden Gallotas nichts mehr anhaben können. Ich hatte das Gefühl, dass selbst nach dem Tode meine Seele vor dem Zugriff der Dämonenbrut sicher sein würde. Wir waren noch nicht lange in der Luft als uns eine Familie gewahr wurde die auf dem Dach eines brennenden Hauses stand. Als wir zu Ihrer Rettung herabflogen griffen uns Gargylen an. Allerdings war der Spuk schnell vorbei, denn die Greifen machten kurzen Prozess mit Ihnen. Leider konnten wir eines der Kinder nicht mehr retten. Eines dieser Steinviecher schlug es in der Mitte entzwei. Gallota wird doppelt dafür bezahlen!

Kurz nach dem Wiederaufstieg sahen wir, dass eines der großen Luftschiffe seitlich vom Reichsmuseum schwebte, ziemlich nah am Boden. Die Plünderer des Feindes hatten schon damit begonnen den Museumsinhalt auf das Schiff zu bringen. Oh Herr, hoffentlich war der Direktor nicht mehr zugegen, sonst ist er wohl nicht mehr unter uns! Wer weiß was für ein Monstrum unter diesem Luftschiff schwebt. Wahrscheinlich eines mit sehr vielen Hörnern, da es drei von diesen Schwarzkutten benötigt um das Ding unter Kontrolle zu halten. Anjon beschloss einen, sagen wir "Praiosgefälligen" Frontalangriff. Wir schlossen uns an und flogen in Reihe an um nacheinander die Steuermänner unschädlich zu machen. Kein Steuermann, kein Rückflug. Herr, ich empfand diesen Angriff von Anfang an als eine ziemlich dumme Idee. Nicht die Anzahl der Feinde fürchtete ich, sondern die Angst trieb mich um, dass wir unser Ziel aus den Augen verlieren würden. Ganz Gareth war voll von Gelegenheiten sich in ehrenhafte Kämpfe zu begeben. Allein die Zeit ist unser größter Feind. Nach einem kurzen Gemetzel und einigen Federn die wir lassen mussten, war das Schiff zumindest für längere Zeit nicht mehr steuerbar. Wir beschlossen ohne weitere Umwege die Festung anzufliegen. Die Greifen und Drachen nahmen Tempo auf und wir stiegen der Festung entgegen. Während wir aufstiegen konnten wir sogar ein Gebirge erblicken, dessen höchste Gipfel wie Stützpfeiler des Himmels aussahen. Oh Herr, das muss das nach Dir benannte Gebirge gewesen sein. Welch ein Anblick!

Leider währte meine Freude nicht lange. Bevor wir in den näheren Bereich der Festung einfliegen konnten, wurden wir vom Feind gestellt. Unglaubliche Wesen waren es die uns angriffen. Sie sahen aus wie abartige Greifen und es schien als wenn ein Feuer in Ihren schwarzen Körpern lodern würde. Irrhalken waren es, uns an Zahl dreifach überlegen. Ich spürte regelrecht wie Herophan sich anspannte und hatte den Eindruck, dass sich hier Feinde gegenüber standen, die sich seit Anbeginn der Zeiten bekriegen. Mit unglaublicher Wucht ging die erste Angriffswelle des uns an Zahl weit überlegenen Feindes auf uns nieder. Diese Dämonenbrut konzentrierte sich zunächst ausschließlich auf unsere Träger. Wir unbedeutenden Menschlein schienen Ihnen die Aufmerksamkeit nicht wert. Jeder dieser Dämonen vermochte in kurzer Abfolge mehrere Angriffe auf seinen Gegner durchzuführen und Sie widmeten sich ausschließlich den Greifen. Anjon, Cancu und ich versuchten unsere Träger soweit es uns möglich war vor weiteren Attacken zu schützen, allein die schiere Anzahl der Gegner stellte uns hier vor große Probleme. Ab und an versuchte ich Fringlas und Jurga zu erblicken. Diese waren mittlerweile auch im Kampf mit einem dieser Monster gebunden. Nicht einmal auf Zetah habe ich die Gegner mit solch einem Haß gegeneinander kämpfen sehen. Wir hatten zusehends Schwierigkeiten uns zu behaupten und sowohl unsere Greifen und auch Anjon hatten furchtbare Treffer dieser Niederhöllen-Vögel einzustecken. Orberan sah nicht mehr gut aus, Cancus Greif litt auch zunehmend unter den Angriffen und Herophan würde auch nicht mehr lange durchhalten. Nachdem die Angreifer mittlerweile einige harte Treffer von Anjon und mir einstecken mussten, begannen Sie auch damit uns zu attackieren. Einer dieser Attacken konnte Anjon nichts mehr entgegensetzen und sank schwer getroffen auf dem Rücken von Orberan zusammen. Einen konnten wir töten, aber noch im Tod spie er in einer Explosion seines Körpers glühende Klumpen auf uns nieder die uns verletzten. Die Dinge liefen schlecht, Verzweiflung und Angst vor der Niederlage legten sich um mein Herz wie ein bleierner Mantel. In diesem Moment, oh Herr, schien es mir als müsste ich zu dem Gott der Greifen "Praios" sprechen und um Hilfe für uns und diese edlen Geschöpfe bitten. Ich hatte das Gefühl, als wenn mir diese Hilfe auch zuteil werden würde, wenn ich mich Ihm verpflichten würde. Vielleicht ist es meine Aufgabe, diesen Schritt zu gehen, um Gallota hier aufhalten zu können, um seine Besitznahme dieser Lande zu verhindern. Er würde nicht bleiben wo er ist, wenn er diesen Kampf gewinnen würde. Er würde sich aufmachen mit seinen dämonischen Heerscharen die ganze Welt zu unterwerfen. Was wäre im Vergleich dazu Einer, der sich einem anderen Gott anbietet um Vielen zu ermöglichen bei dem Einen zu bleiben. Zumal dieser Praios auch sehr machtvoll zu sein scheint und ich glaube, dass diese edlen Greifen sich niemals etwas Unreinen anschließen würden

Glücklicherweise, oh Herr, wurde mir diese Entscheidung in diesem Moment des Zweifels abgenommen. In allerletzter Sekunde schoss aus Gareth ein Blättersturm zu uns empor, legte sich um die Irrhalken und lies diese Vergehen. Wieder ein göttliches Wunder, wieder göttlicher Beistand. Sie waren vergangen und wir setzten schwer angeschlagen unseren Weg zur Unterseite der Festung fort. Dort schwebend, zwischen den langen Tentakeln die aus der Festung herabbaumelten, berieten wir kurz, ob wir den Weg von unten oder den über die Festungsmauer nehmen sollten. 

 

Abenteuer: JDF - Gefährtin im Kampf gegen Gallota
Dieser Eintrag wurde am 7.05.2016 (09:36) verfasst und 759 mal aufgerufen.
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