16. Firun 1012 BF
Es ist etwa acht Uhr morgens und ich bin gerade fertig geworden damit, sämtliche Patienten auf Erfrierungen zu untersuchen, da fällt mir auf, dass das Feuer im Kamin erloschen ist. Auch die Umgebungstemperatur ist merklich kühler geworden, geradezu frostig, als ich aus dem Fenster sehe, erkenne ich nichts, nur Schwärze und auch im Gebäude wird es immer dunkler, bis wir nicht einmal mehr die Hand vor unseren Augen sehen können. Dies kann nur eins bedeuten.
Hektisch weise ich die vier Adepten an, mit mir gemeinsam sämtliche andere Patienten in das Zimmer von Mendilion zu bringen und dass sie dort bei ihnen bleiben sollen. In der Zwischenzeit versucht Pjerow, die Tür zu sichern, was sich in absoluter Dunkelheit als äußerst schwieriges Unterfangen herausstellt, selbst das Flammenschwert Narenas bringt keinen Funken Helligkeit.
Als ich höre, wie sich die Türe öffnet, kann ich kurz darauf das zischen von Pjerows Bolzen vernehmen und kurz darauf zischt eine Stimme etwas auf Isdira, was ich jedoch nicht verstehe.
Plötzlich spüre ich ein ziehen in meinem Kopf und sehe die Welt aus fremden Augen. Ich sehe unseren Raum, aber aus Richtung der Haustür blickend, ich sehe Pjerow als scharf umrissenen schwarzen Fleck und kurz darauf sehe ich, als stünde ich im Waschraum, wie in einem Zuber Rik eingefroren zu sein scheint und einen schwer bewaffneten Thulvje, der sich auf den Waschraum zubewegt. Mir scheint, unsere Angreifer haben sich gerade mittels Gedankenbildern gezeigt, was sie sehen, in welcher Situation sie sich befinden und die Bilder haben auch vor meinem Kopf nicht halt gemacht.
Erschrocken rufe ich aus, dass sich Rik im Waschraum befindet, dass dort ein weiterer Nachtelf lauert und dass Thulvje sich auf dem Weg dorthin befindet. Dies nimmt Pjerow zum Anlass, um ihm zu Hilfe eilen zu wollen, warum er aber in den Kamin hechtet, kann ich nur der Dunkelheit zuschreiben, wenngleich diese sich langsam etwas zu lichten beginnt. Den Grund dafür erkenne ich, als ich Narena, Ifrundoch und Andullah mit dem Nachtelfen in unserem Haus kämpfen sehe, sie setzen ihm so gut es geht zu. Leider nicht gut genug, mit Entsetzen muss ich mit ansehen, wie Andullah der obere Teil seines Kopfes regelrecht abgetrennt wird und wie sein leblöser Körper zu Boden sackt.
Wütend wirke ich einen Blitz dich find, der unseren Angreifer weit genug verwirrt, dass Pjerow aus dem Fenster hechten kann. Zeitgleich sehe ich, dass das Feuer im Kamin wieder angefangen hat zu lodern und ich taste nach einem Holzscheit, um mich unserem Angreifer entgegen zu stellen. Nachdem ich mir zuerst gründlich die Hand verbrannt habe, halte ich ein für mich geeignet scheindendes Scheit in den Händen und gehe entschlossen auf den Nachtelf zu. Dieser hat mich jedoch bemerkt und noch ehe ich etwas machen kann, werde ich von einem wuchtigen Schlag auf den Kopf niedergestreckt. Mein Kopf ist auf einmal eiskalt, selbst das Blut gefriert und ich taumele zurück, lasse das Holzscheit fallen.
Narena und Ifrundoch gelingt es schlussendlich den Kampf für sich zu entscheiden, auch wenn Ifrundoch sehr lädiert aussieht. Die Adepten versuchen, uns zu heilen, aber scheinbar sind unsere Wunden nicht so einfach zu heilen, wie erwartet. Während sich die Adepten um unsere Wunden bemühen, bekomme ich mit, wie der Waschraum in Flammen aufgeht und sehe, wie Pjerow draußen im Schnee liegt. Auch Thulvje ist draußen und Rik, der regelrecht gesotten wurde, steht nah beim Feuer. Pjerow erzählt mir, dass Rik im Zuber zwar festgefroren war, es sich aber nur um eine dünne Eisschicht gehandelt hat. Das Wasser darunter hat gekocht. Hier haben eindeutig zwei Elemente gegeneinander gekämpft. Bei dem Versuch, das kochende Wasser abzulassen, hat sich Pjerow beide Füße verbrüht, aber diese Verletzung lässt sich normal behandeln.
Ich humpele zu Rik hinüber und nur mit viel Überredungskunst und dem Versprechen, im Haupthaus ein großes Feuer machen zu dürfen, gelingt es uns, ihn aus den Ruinen des Badehauses raus zu bekommen.
Gegen elf Uhr, ich habe mich angeregt mit Mendilion unterhalten, um mich von meinem schmerzenden Kopf abzulenken, kommt Nadira zu uns ins Gut. Sie erzählt uns, dass sie nach ihrer Nacht in der Akademie zur Burg gegangen ist und dort auf Resi gestoßen ist, die ihr erzählt hat, dass alle fünf Häuser, in denen gemordet worden ist, einer einzigen Frau gehören. Und weiter hat sie herausgefunden, dass dieser Frau noch ein sechstes Haus gehört, in dem Moringer wohnt. Deshalb sei sie damit nicht zu ihm gegangen, sondern wollte zu uns.
Wir beschließen, dass wir nach Norburg müssen, wir müssen herausfinden, ob Moringer mit den Morden zu tun hat oder nicht. Auch Thulvje will mitkommen und Nadira wirkt einen Harmlose Gestalt auf ihn, damit er unbehelligt an den Bütteln vorbei kommt. Wir gehen zuerst zur Akademie, wo auch unsere restlichen Wunden geheilt werden. Maschdawa wirkt sichtlich irritiert, dass meine Wunden im Kopf so schwer heilbar waren, als ich ihr aber von der Anwendungsweise des Fulminictus, besser der Welle des Schmerzes erzähle, wirkt sie interessiert. Bevor ich ihr dies alles erzählt habe, habe ich ihr den toten Wurm vor die Nase gehalten und nachdem sie diesen sehen konnte, bin ich mir sicher, dass sie nicht infiziert ist. Aber ich kann nicht jedem Bewohner in Norburg einen toten Wurm vor die Nase halten, wir brauchen eine effektivere Methode.
Im Anschluss gehen wir zur Burg, Thulvje jedoch lassen wir bei Uuhs Oduhn, dort ist er im Moment am sichersten. Rondrasil, Tsadan und auch Isidor, die sich gerade im Burghof befinden, können alle drei den toten Wurm sehen, als ich jedoch zu Tanile auf mein Zimmer gehen will, muss ich feststellen, dass das Zimmer leer ist. Ich suche sie in den anderen Zimmern, aber weder dort noch unten in den Gemeinschaftsräumen ist sie zu finden. Ich bitte Graf Isidor, im toten Trakt nachsehen zu dürfen und zähneknirschend erlaubt er es mir. Dort finde ich Tanile auch, sie liegt im Bett der Gattin Isidors und erzählt mir, dass sie bewaffnet sei. Tsadan, der mich begleitet hat, dürfe sich keinen Schritt bewegen, sie wisse schließlich nicht, ob er zu denen gehöre.
Ich versuche, beschwichtigend auf sie einzureden, allerdings kommt sie meiner Notlüge, dass ich Tsadan untersucht hätte, auf die Schliche und schießt. Den Göttern sei Dank trifft sie Tsadan nicht, dieser jedoch wirft sich jetzt mit voller Wucht auf Tanile und auch Salima, die uns gefolgt ist, fängt an, sie zu beißen und zu kratzen. Ich schreie, dass er aufhören solle und versuche, Nadiras Katze am Nacken zu packen, diese beißt sich jedoch in meiner Hand fest. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit gelingt es mir, Tsadan dazu zu bewegen, den Raum zu verlassen, ich würde mich schon um Tanile kümmern, sie dazu bringen, mich sie untersuchen zu lassen.
Hinter Tsadan schließe ich die Tür und mangels Schlüssel klemme ich einen Stuhl unter die Klinke. Ich schaffe es, sie dazu zu überreden, dass ich ihren Körper Stück für Stück untersuchen darf, ohne sie ganz zu sehen, doch ich komme nicht dazu. Plötzlich wird die Tür von Ifrundoch aufgebrochen und Nadira und er stürmen ins Zimmer. Ich stelle mich zwischen Tanile und die beiden und bitte sie mit Nachdruck, zu gehen, doch Nadira ist äußerst aufgebracht, erzählt, dass sie Tsadan töten wollte und dass meine Methode viel zu langsam wäre.
Meine beschwichtigenden Worte, dass sie Angst hatte und dass nichts passiert sei, ignoriert sie völlig, ihre Augen lodern förmlich vor Wut. Aber warum gähnt sie mich auf einmal an? Meine Augen werden schwer und ohne es verhindern zu können, schlafe ich ein.
Als ich wieder aufwache, Ifrundoch weckt mich, höre ich zuerst Tanile weinen. Als ich mich umblicke, sehe ich, dass sie sie ans Bett gefesselt haben, ohne Laken, sie liegt völlig schutzlos da, ist äußerst verängstigt. Wütend darüber will ich gerade zu einer Diskussion ansetzen, als Nadira mir ins Wort fällt, dass ich sie untersuchen solle, damit wir vorwärts kommen. Dieses Mädchen hat so viel durchgemacht und jetzt weigert sich Nadira sogar, den Raum zu verlassen, aber wenigstens dreht sie sich um, während ich zähneknirschend Taniles Körper auf Erfrierungen untersuche. Ich löse die Fesseln, decke sie mit einem Laken zu und teile den anderen mit, dass ich nichts gefunden habe. Daraufhin erwidert Nadira, dass wir jetzt dann ja gehen könnten, aber ich teile ihr mit, dass sie ohne mich weitermachen müssen und werfe ihr den Wurm zu. Ich muss mich jetzt um Tanile kümmern, meine Freundin, deren Trauma durch dieses rabiate, grausame Handeln von Nadira mindestens verdoppelt worden ist.
Während ich mit Tanile unter dem Lake sitze, überlege ich, ob ich Nadira anzeigen sollte oder nicht, immerhin hat sie rein rechtlich gesehen schwarze Magie angewandt. Es war weder ein Heil- noch Hellsichtzauber, zudem hat sie ohne Einverständnis des Hausherren jemanden gegen seinen Willen verzaubert. Dieses Verhalten kenne ich so gar nicht von ihr.
Ich verbringe den Tag damit, mich mit Tanile zu unterhalten, als ich gegen acht Uhr abends von Nadira, Rondrasil und Ifrundoch geholt werde. Sie erzählen mir, dass sie in der Zwischenzeit mit etwa zanzig Bütteln zum Haus von Herrn Moringer gegangen sind, welcher tief und fest geschlafen hat, aber keine Erfrierungen aufweist. In seinem Haus findet sich ebenfalls eine geheime Kammer, die von Moringer als Stauraum genutzt wird. Er sagt, bei seinem Einzug habe er darin Schmugglerware gefunden, die er ordnungsgemäß gemeldet habe. Er gibt an, dass er das Haus über einen Unterhändler angemietet hat, einen Josif Rejnmacher und er sagt, dass er heute, bei seiner Nachtschicht in allen fünf Mordhäusern neue Leichen entdeckt habe und dass es sich um Rondrageweihte handeln solle.
Daraufhin sind Nadira, Ifrundoch und Rondrasil zu den Häusern gegangen, um die Leichen zu identifizieren, Pjerow kauft derweil neues Lampenöl, seines hat er dafür verwendet, den Nachtelfen anzuzünden, der ihn wohl gänzlich ignoriert hat. Das hat er mir heute morgen gar nicht erzählt.
Im ersten Haus finden sich zwei Rondrianer, die zu einer grausamen Szenerie gefroren sind, welche ich kaum wiederzugeben vermag. Der eine hält offenbar seine eigenen Eingeweide in der Hand. Im zweiten Haus wird ein Rondranovize von zwei Rondrianern mit ihren Rondrakämmen durchbohrt, im dritten Haus finden sich fünf Leichen, von denen aber nur zwei auf der Streife waren in der Nacht, drei sind aus dem Tempel. Im vierten Haus sind etwa sechs bis sieben Kinderleichen, die Knappen aus dem Tempel, der alte Ausbilder steht davor und das fünfte Haus ist leer.
Sie haben beschlossen, mich zu holen, bevor sie in den Rondratempel gehen und dort bietet sich uns ein grausames Bild. Die übrigen Rondrageweihten, es können maximal noch fünf, sechs sein, finden wir nicht auf dem Exerzierplatz. Dieser ist leer, auch der Altarraum ist penibel sauber, aber im Speisesaal direkt dahinter bietet sich ein Bild des Grauens. Auf Tellern und Platten liegen die Körperteile der anderen Geweihten, am Tischende sitzt eine schwarze Rüstung. Wir nähern uns dieser Gestalt mit äußerster Vorsicht, stellen dann aber fest, dass der Nachtelf tot ist. Die Szenerie ist eine groteske Darstellung der letzten Schlacht des Rondraglaubens.
Leise verlassen wir den geschändeten Tempel, Rondrasil schließt das Eingangstor mit einem großen Schlüssel ab. Es hat etwas endgültiges, als er das tut.
Zwischenzeitlich wurde Pjerow von Hecker zu Vito gerufen, der ihm sagt, dass in seinem Lagerhaus tote Rondrageweihte und seine Leute gefunden worden sind. Im Gegenzug erzählt Pjerow ihm, was wir herausgefunden haben und Vito zieht sich sogleich nackt aus, um sich von ihm untersuchen zu lassen. Er ist nicht infiziert.
Spät abends kommt Nadira zu mir und entschuldigt sich bei mir, sie meint, dass sie vielleicht überreagiert habe und dass wir zusammenarbeiten müssen. Wir erstellen eine Zeitleiste und versuchen die Morde und sämtliche anderen Ereignisse in eine zeitliche Reihenfolge zu bringen. Dazu gehen wir nochmal in die Akademie um Uuhs Oduhn und Thulvje zu befragen. Dabei erfahren wir, dass er den bösen Dünger in der Stadt spüren könne und dass er momentan spürt, wie der böse Dünger Richtung Norden ziehe, sie wollen offenbar Rik töten.
17. Firun 1012 BF
Wir müssen schleunigst zum Gut, aber vorher eile ich zu Maschdawa, weiß ich doch, dass sowohl Narena als auch ich völlig erschöpft sind und sie drückt mir drei Astraltränke in die Hand. Danach eilen wir zur Burg, um uns Pferde zu organisieren, müssen jedoch mit Schrecken feststellen, dass die Wachen gegen einige der Kristalllibellen kämpfen. Es gelingt uns, die Libellen unschädlich zu machen, aber laut einem der Büttel sei ein ganzer Schwarm in die Burg geflogen.
Uns bietet sich ein schreckliches Bild, mehrere Libellen stechen wahllos auf das Gesinde ein, auch die Büttel und Isidor sind in den Kampf verwickelt, aber offenbar sind diese Libellen nicht darauf aus, sich fortzupflanzen, sie töten die Leute gleich, in den Kristallen in ihren Körpern entdecke ich keine Würmer. Ein Moment der Unachtsamkeit führt dazu, dass ich in die Hand gestochen werde, es gelingt mir jedoch, den Kristall sofort herauszuschneiden. Und in meinem Kristall ist ein kleiner Wurm. Da stellt sich die Frage, wie die Libellen ihre Wirte aussuchen.
Ich muss Tanile suchen und rufe daher, wer mit mir kommen kann, um die Burg nach ihr abzusuchen. Ifrundoch geht vor und Rondrasil folgt mir. Allerdings verhält sich Ifrundoch sehr seltsam, er trägt einen Panzerhandschuh an seiner linken Hand und als er Tanile findet, greift er sie an. Er ist infiziert! Rondrasil gelingt es, ihn mit einem heiligen Befehl in einen Kampf zu verwickeln, den er, Rondra sei Dank, für sich entscheiden kann und es gelingt mir, den Wurm aus Ifrundoch heraus zu operieren, nachdem dieser völlig entkräftet an der Wand lehnt.
Kaum ist dies geschehen, fällt mir Rik wieder ein, wir müssen zum Gut reiten. Pjerow nimmt mich mit auf sein Pferd, ein Pferd der Beilunker Reiter, wie ich am Brandzeichen feststelle. Tsadan und Nadira reiten auf einem Pferd, Rondrasil auf einem weiteren und es sind an die vierzig Büttel auf den Beinen. Auch Hecker, ich bin mir sicher, dass er die Pferde besorgt hat, reitet mit uns mit, weiter ein paar finster aussehendere Personen, die sicherlich in Vitos Diensten stehen. Aber je mehr wir sind, umso besser.
Pjerow und ich reiten vorne an der Spitze, als ich wieder dieses Ziehen in meinem Kopf spüre, bevor ich wieder durch fremde Augen sehe. Ich sehe uns, wie wir an mir vorbeireiten, sehe aber auch die Büttel. Auch höre ich eine Stimme, die das elfische Wort für es sei, dein Wille gesche oder sterben-vergehen flüstert.
Ich rufe den anderen zu, was ich gesehen habe und als wir etwa zu drei vierteln den Weg hinter uns gebracht haben, steht plötzlich ein Nachtelf in schwarzer Rüstung vor uns, in beiden Händen hält er Eisspeere. Es gelingt Pjerow, vorbeizureiten, bis ihm einfällt, dass er von dem letzten Elfen ignoriert worden ist. Daraufhin springt er vom Pferd und weist mich an, weiter zum Gut zu reiten.
Ich sitze alleine auf einem Norburger Riesen und es passiert, was passieren musste, das Pferd geht mit mir durch. Plötzlich stehe ich mitten im Wald und es fängt an zu schneien. Ich versuche, mein Pferd dazu zu bringen, weiter zu gehen, als ich merke, dass es mit allen vier Beinen am Boden festgefroren ist. Kurz darauf steht direkt vor mir ein Nachtelf und spricht mich auf Isidra an. Ich versuche ihm mit meinen wenigen Sprachkenntnissen zu antworten und was auch immer ich gesagt habe, er sagt mir, dass der Sieg für heute Nacht uns gehören würde, bevor er sich laut- und spurlos in den Wald zurückzieht.
Kurze Zeit später kommen Ifrundoch und Pjerow, die der Spur des Pferdes gefolgt sind. Sie teilen mir mit, dass das Pferd getötet werden muss und nachdem ich mir die Beine nochmal angesehen habe, muss ich schweren Herzens zustimmen, sie sind bereits abgestorben. Ich verabschiede mich von dem Tier, es war ganz tapfer, flüstere ich ihm noch ins Ohr, bevor Pjerow ihm einen Bolzen in den Kopf schießt. Wir gehen zum Gut und ich stelle erleichtert fest, dass es Rik gut geht. Auf dem Weg dahin erzähle ich Pjerow und Ifrundoch, was vorgefallen ist und die beiden beschließen, über Nacht im Gut zu bleiben.
Ich begebe mich mit Nadira und Tsadan sowie den anderen Bütteln zurück nach Norburg und bringe das verbliebene Pferd zu den Beilunker Reitern zurück.
Es ist mitten in der Nacht, also lege ich mich hin, soll jedoch keinen Schlaf finden. Ich öffne die Augen und weiß, dass ich träume. Ich stehe in einer eisigen Einöde, der Himmel ist nachtschwarz und ich kann bizarre Eis- und Kristallbauten ausmachen, sie wirken wie eine verdrehte, skurile Version der Firnelfensiedlung, derer ich schon ansichtig werden durfte. Um mich herum stehen sechs Nachtelfen in schwarzer Rüstung und als ich frage, wo ich bin, stelle ich fest, dass ich sie ohne Probleme verstehen kann. Sie antworten mir, dass ich mich in ihrem Traum befinden würde. Ich frage sie, warum ich nicht getötet worden bin, was ich gesagt habe und sie teilen mir mit, dass ich im Namen des Herren ihrer Göttin um Gnade gebeten habe. Habe ich tatsächlich den Namenlosen angerufen?
Auf meine Frage, warum sie mich in ihren Traum gerufen haben, teilen sie mir mit, dass sie mir zeigen wollen, wie sinnlos unser Handeln ist und ich erblicke tausende Nachtelfen, ein ganzes Heer. Danach drückt mir eine dieser Gestalten einen kleinen, etwa faustgroßen schwarzen Stein in die Hand mit den Worten, dieser sei für Rik. Sie sagen, dass ihnen sieben Häuser genannt worden sind. Sieben Häuser in der Stadt aus Holz, sieben Häuser in der Stadt am großen Wasser und fünf Häuser in der Stadt ihrer zurückgebliebenen Vettern. Sie sammeln Sykarian für Pardona und haben die Informationen, welche Häuser sie nehmen sollen, von der Falkenfrau bekommen. Insgesamt waren sie zu dreizehnt, jetzt sind sie noch zu sechst.
Um mich herum verwischt die Szenerie, ich sehe einen jungen Mann, der auf einem Tisch festgeschnallt ist. Die Kammer unter der Marbidenbaustelle. Die Fesseln sind viel zu groß für den Mann, bis sie beginnen, ihn zu schneiden und zu foltern. Der Mann verwandelt sich in einen Werwolf und sobald sie den Stein in seine Bauchhöhle legen, fängt er an, zu mumifizieren. Das Sykarian sei jetzt im Stein gefangen. Insgesamt haben sie schon sieben Steine gefüllt, bräuchten aber noch weitere sechs Steine. Die Energie von Zwergen oder Goblins sei nicht nutzbar, es müsse menschliches Sykarian sein.
Auf meine Frage, ob man nicht einen Stein mit freiwilliger Energie von zum Beispiel zwei Menschen füllen könne, die jeweils die Hälfte ihrer Lebenskraft opfern, antworten sie, dass das nicht ginge. Sie wollen Rik, da er sehr viel Sykarian in sich trage, die Suche nach Werwölfen sei zu mühselig, sie hätten nicht die Zeit, um auf den nächsten Vollmond zu warten. Daher wollen sie Thulvje und ich solle ihn ihnen bringen, denn er wüsste, wie man Werwölfe aufspüren kann.
Leider verplappere ich mich, als ich erwähne, dass auch ich bereits einiges über Werwölfe wisse, denn die sechs Nachtelfen tragen daraufhin mir auf, den Stein mit Sykarian zu füllen, ich hätte drei Tage Zeit, dann würden sie das Haus des Storchen - den Perainetempel ! - angreifen, wenn ich die Aufgabe nicht erfülle.
Nach Luft japsend wache ich auf, das Bett inklusive mir ist mir Reif überzogen, auf meinem Nachttich liegt dieser schwarze Stein!
Ich gehe zur Akademie, schlafen kann ich jetzt eh nicht mehr und suche Thulvje auf. Er muss mir erzählen, wie ich einen Werwolf finden kann. Diese Kreaturen sind gefährlich und müssen so oder so ausgeschaltet werden. Wenn ich so Rik retten kann.
Thulvje erzählt mir, dass er einen Barden verdächtigt, ein Werwolf zu sein, Zaran Otzinger. Der würde bei Vollmond nicht auftreten und sei verschwunden, kurz nachdem sein Kind zerfleischt aufgefunden worden sei. Ich sollte mich mit den anderen besprechen und bitte Thulvje, vorerst hier zu bleiben, hier sei er sicher. Darauf sagt er mir, dass Uuhs Oduhn ihn nicht gehen lässt, weil er ihm nicht zustimmt, dass auch Werwölfe in die Natur gehören würden. Aber Uuhs Oduhn scheint ihm dennoch gut zu tun, er wirkt gesünder, frischer als je zuvor.
Auf dem Weg aus der Akademie treffe ich auf Shafiria, die mier erzählt, dass die Kristalllibellen von einer Macht geschaffen worden sind, die nicht an einen Erzdämon gebunden ist. Vermutlich wurden sie chimärologisch erschaffen. Weiter erzählt sie mir, dass etwa alle 500 Jahre ein großes Ereignis stattfinden würde, dass man dies wohl beschleunigen könnte und dass ein Kollege von ihr, Liscom von Fasar, gemeinsam mit ihr daran gearbeitet habe. Sie wollen Borbarad und Rohal auf Dere holen und zu diesem Zweck sollte sie nach einem Riss im Totenmoor suchen, um Borbarads Seele zu suchen.
Während sie mir dies erzählt, suchen wir die anderen auf und gehen zum Gut, um uns gemeinsam zu besprechen. Dabei erzähle ich den anderen von meiner Begegnung im Traum der Nachtelfen und gemeinsam beschließen wir, dass es in der Tat sinnvoller wäre, wenn wir den Werwolf aufspüren würden. Beim Anblick des schwarzen Steins bekommt Shafiria große Augen, manchmal glaube ich, dass ihr wissenschaftliches Interesse sie noch in große Gefahr bringen wird, wenn es nicht bereits zu spät ist, bedenkt man, wo und wie wir sie aufgefunden haben.
Wir besuchen die Frau des Barden, welche uns erzählt, dass ihr Mann in den letzten Wochen insbesondere in Vollmondnächten mehr Geld nach Hause gebracht habe und dass er laut einem Gerücht, trotz des Kopfgelds, welches auf ihn ausgesetzt ist, vor drei Tagen in der Taverne Ogerfaust gesehen worden sein soll.
Daraufhin suchen wir die Taverne auf und ich merke, dass der Wirt Angst vor Pjerow hat. Er erzählt uns, dass Zaran gestern abend da war, dass er auf die Kämpfe im Hinterzimmer wetten würde und dass er seit etwa anderthalb Monden Bier und Brot auf sein Geheiß zu seiner Frau liefern lassen soll. Wir sagen dem Wirt, sollte Zaran heute nacht wieder auftauchen, dass er ihn ablenken solle, wir würden nochmal kommen, um ihn zu treffen.
Es ist noch viel Zeit bis zum Abend, weshalb wir unser weiteres Vorgehen besprechen und zu Uuhs Oduhn gehen. Er kann die Nachtelfen spüren, weshalb wir ihn fragen, wo sie sich gerade aufhalten. Immerhin wissen wir mittlerweile, dass es nur noch sechs von ihnen sind. Er teilt uns mit, dass sich alle im Norden der Stadt aufhalten würden, ein paar seien an einem Ort, der tot ist, in den er nicht sehen könne, vermutlich das Marbidenkloster, einer sei in einem Haus, der andere in einem Haus mit viel Holz und schlechtem Wasser. Damit könnte das Lagerhaus Vitos gemeint sein und das andere Haus? Wie sollen wir das herausfinden?
Wir beschließen, uns auf die Elfen unter der Marbidenbaustelle zu konzentrieren, jedoch soll Shafiria dennoch mit Ifrundoch und Narena durch Norburg gehen, um herauszufinden, wo sich die anderen aufhalten. Der Plan sieht vor, die Elfen auszuräuchern, sie zu verbrennen, deshalb besorgt Pjerow jede Menge hochprozentigen Schnaps und Lampenöl. Wir teilen uns auf, Hecker begleitet mich mit 24 Männern von Vito zum Gut, wir müssen Rik dazu bewegen, zur Hütte im Wald zu gehen, um den Ausgang des Geheimganges mit Feuer zu versperren.
In der Zwischenzeit werden sämtliche Büttel um die Baustelle herum postiert, auch Golgarah war anwesend, wie ich später erfahren habe. Nach viel Überredungskunst und einer abenteuerlichen Konstruktion gelingt es uns, Rik trockenen Fußes auf ein Pferd zu bekommen und mit ihm zur Hütte zu reiten. Das Argument, dass er ein riesiges Feuer machen darf, um den Dingern, die ihm wehgetan haben, selbst wehzutun, hat schließlich den Ausschlag gegeben.
An der Hütte angekommen, schütten wir jede Menge Lampenöl in den Gang, welches zur vorgegebenen Zeit von Rik angezündet wird. Er taucht immer wieder seine Hände in das Öl und lässt Stichflammen durch den Gang lodern. Dass er sich dabei die Hände bis auf die Knochen verbrennt, spürt er gar nicht.
Nach Einbruch der Dunkelheit kommt Pjerow und teilt uns mit, dass der Gang bei ihnen mit Eis verschlossen war, welches erst weggeschmolzen werden musste. Als dies jedoch geschehen ist, gab es insgesamt drei Stichflammen, die ich auch von hier habe losbrennen sehen. Wenn die Elfen, wie Shafiria es gespürt hat, da drin waren, können sie das nicht überlebt haben.
Wir reiten zurück zum Gut und kurz bevor wir dort ankommen, wird Rik unruhig, teilt mir mit, dass es in Norburg brennt. Es gelingt uns, ihn davon abzuhalten, nach Norburg zu eilen, einzig Pjerow will nach dem Rechten sehen, trägt mir aber auf, bei Rik im Gut zu bleiben. Zur Sicherheit lässt er Hecker und zwölf von Vitos Männern bei uns. Aber die Sorge soll unberechtigt bleiben, die Nacht bleibt ruhig.
18. Firun 1012 BF
Morgens gehe ich nach Norburg und werde auf dem Weg von einem jungen Adeptus aufgehalten, der mir einen Brief von Biskminka gibt, die ein Treffen für morgen in der Taverne Zum Badehaus mit einem Norbarden ausgemacht hat. Von dem Adepten erfahre ich auch, dass Narena wegen Brandstiftung angezeigt und verhaftet worden ist, weshalb ich sie in der Norburg aufsuche. Dort erzählt sie mir, dass sie gestern mit Nadira, Ifrundoch, Rondrasil, Tsadan und Golgarah noch zum Lagerhaus von Vito gegangen ist. Dort haben sie zerschlagene Fässer und frische Wächterleichen gefunden. Der Raum schwamm förmlich in Alkohol, allerdings war der Alkohol etwas weiter hinten gefroren. Als Ifrundoch auf die Eisfläche trat, griff eine riesige Hand nach ihm, ein Eisgolem aus Schaps!
Narena erzählt mir, dass sie, um Ifrundoch und Rondrasil zu retten, die beide keine große Gewinnwahrscheinlichkeit gegen den Golem gehabt haben, ihren Feuerstab eingesetzt hat, dabei ist das Lagerhaus abgebrannt. Das wird der große Band gewesen sein, den Rik gespürt hat. Weiter erzählt sie mir, dass sie mittels Ecliptifactius den Flammen entkommen ist. Allerdings muss jetzt entschieden werden, was mit ihr passiert, in der Burg ist sie eher zu ihrem Schutz, ich kenne die Norburger, sie würden nicht auf ein Gericht warten, wenn sie ihrer habhaft würden. Daher ist es besser, wenn sie vorerst in der Burg bleibt.
Auf dem Weg zur Akademie mache ich einen Abstecher zu meinen Eltern und erzähle ihnen, dass Andullah tot ist, dass es mir aber gut geht. Sie haben sich sicherlich schon Sorgen gemacht, immerhin sind viele Häuser abgebrannt. Danach gehe ich zur Akademie, die aber die Verletzten weitestgehend bereits versorgt hat, weshalb ich Uuhs Oduhn frage, wie viele schlechte Dünger er noch spürt. Dieser teilt mir mit, dass er noch zwei schwache schlechte Dünger spürt. Das bedeutet, dass wir vier Nachtelfen getötet haben.
- Nach einer kleinen Verschnaufpause will ich Shafiria ay Castellani aufsuchen, finde diese jedoch nicht in der Bibliothek. Sie ist nirgendwo in der Akademie zu finden, auch in der Burg ist sie nicht. Auf meine Nachfrage, wo sie sei, kann man mir lediglich mitteilen, dass sie zuletzt gestern bei der Baugrube gesehen worden ist. Auch Nadira und Tsadan wissen nicht, wo sie sein könnte, aber Nadira begleitet mich, als ich beschließe, sie im Hesindetempel zu suchen.
Dort finde ich sie ebenfalls nicht, weshalb wir den Tempel wieder verlassen. Während ich überlege, wo ich jetzt suchen könnte, spüre ich einen Schlag in der Brust, der mich nach hinten umwirft und bevor mir schwarz vor Augen wird, sich der Horizont dunkel färbt, sehe ich einen Blaufalken am Himmel fliegen. Meine Brust ist so kalt, mir ist so kalt.