Tagebuch von Marnek Espenhain
Gashok

MaLuf, Gosha und ich waren auf der Straße kurz vor Gashok als sich recht lautes aber nicht stürmisches Hufgetrappel von hinten näherte. Dere ist klein... einer der Reiter war Sindaja, eine Ritterin aus Weiden, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Früher war sie wenigstens noch alleine unterwegs... jetzt hatte sie auch noch einen Knappen und einen Koch dabei. Trotzdem war es schön, die Eisenfrau mal wieder zu sehen. Als wir uns kurz austauschten was so seit unserer letzten Trennung geschehen war, war sie und auch ihr Knappe, der wohl irgendwie wichtig sein muss, recht überascht zu hören, das ich jetzt auch Adliger bin. Vielleicht erspart mir das jetzt die Kopfnüsse... aber immerhin hatten wir jetzt eh den gleichen Weg und beschlossen, daher bis Gashok zusammen zu bleiben. Sindaja hatte irgendwelche wichtigen Nachrichten ihres Herren zu überbringen, aber genaueres wollte sie nicht sagen. Dafür waren wir beide gespannt, wie es wohl unserer gemeinsamen Bekannten, der Kommandeurin der Wache von Lowangen nach all den Jahren gehen würde, wenn wir dort ankommen.

Eigentlich wollten wir in Gashok übernachten, aber dieses Loch wirkte nicht sonderlich einladend. Die einzige Herberge am Ort, der Wilde Mann, war ungefähr so einladend wie ein Orkzelt... und den Eindruck hatte man desöfteren, wimmelte es doch geradezu von Schwarzpelzen. Wir entschieden uns dann doch für ein eigenes Zelt... Sindajas Koch wollte hier noch nicht einmal Proviant kaufen, so verkommen war der Ort. Trotzdem zog es  mich, offensichtlich auf Grund einer Sinnestäuschung in die Herberge. Zwar fand ich die vermutete Geweihte nicht vor, aber einen anderen Nivesen, Vic mit Namen, der sich als ganz netter Gesprächspartner zeigte, mit dem ich auch eines der Dünnbiere hier trinken konnte. Als ich zahlte stellte sich heraus, dass der Wirt einen mehr als seltsamen Humor besaß. Seine Scherze über sein eigenes Bier fand ich dann mehr als geschmacklos... also so ziemlich genau so wie sein Bier. Dafür entschloss sich Vic spontan uns zu Begleiten, war wohl auf der Suche nach einer Frau, aber wohl nicht sein Liebchen, die er hier irgendwo vermutete.

Am Zeltplatz angekommen, Sindajas Koch hat uns hin geführt nachdem ich ihm auch noch ein Bier ausgegeben habe, war alles viel ruhiger und angenehmer. Der Koch verstand sein Handwerk, nur das Werkzeug zur Nahrungsaufnahme war nicht unbedingt meiner Vorliebe entsprechend. Eisengabeln machen so einen schlechten Geschmack...

Zur Nacht teilten wir Wachen ein, und das war auch gut so... mitten während meiner Wache knackte es im Wald, und als ich nachsehen ging fand ich, zu meiner völligen Überaschung, eine weitere Bekannte. Kajani, das junge Wolfsmädel, trieb sich zwischen den Bäumen herum. Sie wirkte gehetzt, weil wohl jemand auf sie geschossen hatte und roch etwas streng aber ich konnte sie davon überzeugen das bei uns erst einmal nichts zu befürchten sei. So war es dann allerdings doch nicht, denn kurz darauf wurde unser Lager von drei finsteren Gestalten angegriffen. Vic machte sich auf in den Wald einen Schützen zu stellen, der aber leider entkommen konnte, und ihn dabei noch mit einem Pfeil perforierte. Aber einen der anderen beiden die aus der Gegenrichtung kamen erwischten wir, nur dass das Verhör recht unergiebig war. Irgendwer wollte wohl den Welpen haben, den Kajani dabei hatte. Ich musste unweigerlich an den Geist denken, der mit MaLuf und mir gesprochen hatte...

Ich kümmerte mich erst einmal darum Vic zu verbinden. Kein Problem, eine einfache Fleischwunde und keine Widerhaken am Pfeil. Dafür hatte ich jetzt sein Blut an meinem Lappen. Kann auf jeden Fall nicht schaden...

Wieder einmal musste ich feststellen, dass ich das Rechtssystem hier nicht so ganz verstehe. Mir erzählte der Knappe, der sich wohl gut mit sowas auskennt, mich würde in Weiden der Scheiterhaufen erwarten, auch wenn meine letzten Erlebnisse dort Jahre her sind, aber einem Geweihten nimmt man nicht einfach die Hexe weg die er verbrennen will. Dafür kam der Strauchdieb der uns jetzt gerade angegriffen hatte mit einem Schlag ins Gesicht davon und der Androhung beim nächsten Angriff enthauptet zu werden. Diese Weidener sind einfach seltsam...

Am nächsten morgen wollten wir weiterziehen, aber bevor wir aufbrechen konnten, kam eine Horde Orks in unser Lager und hieß uns, sofort mitzukommen. Gerade das wir noch unsere Zelte abbauen und mitnehmen durftten. Man führte uns zu einem Ritualplatz, auf dem ein toter Ork und eine Frau lagen. Der Ober-Ork war recht ungehalten und wollte wissen wer das war. Da wir es nicht waren, wie er wohl vermutet hatte, bot ich nach kurzem zögern meine Hilfe an. Immerhin bin ich ein mächtiger Schamane...

Zuerst einmal unterhielt ich mich mit dem Geist der Toten, wofür der Nekropatia ein probates Mittel war. Zwar wußte die Dame nicht, wer sie ermordet hatte, aber sie konnte zumindest ein paar kleine Hinweise, den Ort ihres Todes und noch eine Botschaft an ihren Freund an mich weitergeben, und dass sie schwanger war. Ich sollte doch ihrem Freund noch einen lieben Gruß ausrichten. Die Orks reagierten überraschend entspannt auf meine Geschichte, offensichtlich kannten sie das von ihren eigenen Schamanen. Wenn ich mir das auf Maraskan überlege... diese Inselbewohner wären wahrscheinlich jetzt schon wieder ausgeflippt und Amok gelaufen...

Der Ort ihres Todes war schnell gefunden. Eine finstere Gasse, in der wir Blut finden konnten. Offensichtlich hatte der Schurke hier länger gewartet, was mich dann doch veranlasste, einen Blick in die Vergangenheit zu riskieren, auch wenn dieser sonst eher magere Ergebnisse zeitigt. Ich konnte zumindest unzweifelhaft erkennen, das es ein Mensch, ein dünner Mann von etwa 175-180 Halbfingern war, der eine Tätowierung in Wellenlinien auf der linken Hand trug. Das waren zumindest einmal brauchbare Hinweise... zum Glück hatte der Schurke mehrere Stunden an dieser Stelle gelauert. Außerdem erinnerte mich mein untrügliches Gedächtnis an eine Geschichte von der Vereinigung der Schnitter, einer obskuren Bruderschaft, die von ihren  Motiven her hier irgendwie rein passen würde. Menschen die blutig den Orkgötzen opfern... diese Diletanten haben einfach keine Ahnung, was man mit Blut wirklich anstellen kann... einen Kundigen hatten sie also wohl nicht in ihren Reihen.

Bei so einer dreckigen orkerei müssen wir natürlich behilflich sein. Insbesondere nachdem der Oberork der Meinung war, er müsste noch einen Menschen zur Vergeltung umbringen. 1 Ork tot, 2 Menschen töten... typische Orklogik. Meinen Hinweis, das die Tote Schwanger war und damit ja schon 2 Menschen getötet wurden lies er nicht gelten. Und dabei war der Tote Ork nur aus einer niederen Kaste... ich will gar nicht wissen was hier passiert wenn es mal einen seiner Krieger erwischt... Ein Plan war schnell geschmiedet. Da diese Finsterlinge offensichtlich hinter Kajani und dem Wolfswelpen her waren, sollte sie einfach als Köder dienen und wir würden ihnen eine Falle stellen. Leider ist die Kleine immer noch nicht sonderlich tapfer und war rundheraus dagegen. Uns stellte sich also nur die Frage, wen von uns wir so verkleiden könnten, das er Kajani zumindest ähnelt... und einen weißen kleinen Hund müssten wir dann auch noch irgendwo besorgen. Sindaja ist zwar weiblich, hat aber mit der eher zierlichen Kajani so gar nichts gemein. Und ich und Vic sind zwar Nivesen, aber unsere männliche Statur lässt sich dann doch wenig leugnen, Vic ist auch eher von der stabileren, kräftigen Art. Und MaLuf ist einfach zu dunkel und die Haare passen auch nicht...Ich befürchte, das Drama wird schon wieder an mir hängen bleiben...

Dieser Eintrag wurde am 24.05.2016 (18:02) verfasst und 753 mal aufgerufen.
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