Nachdem wir unseren geschundenen Körper am Rande des durch den Dämonensplitter ausgetrockneten Sees wieder in die Höhe gestemmt hatten, beratschlagten wir kurz, wie mit dem Splitter weiter zu verfahren sei. Wir kamen zu dem Schluss, den Splitter mit nach Gareth zu nehmen und ihn dort den Mächtigen zu übergeben, in der Hoffnung, sie wüssten wie mit ihm umzugehen sei. Anjon erklärte sich bereit das verfluchte Ding zu tragen. Leonardo begleitete uns. Irgendwie ist mir dieser alte Mann nicht ganz geheuer. Ob man ihm vertrauen kann?
Je weiter wir nach Gareth hinein gelangten, desto stärker zeigte sich das Ausmaß der Zerstörung die Gallotas Angriff verursacht hatte. Die ganze Stadt, so schien es, stand in Flammen. Von der Stadt des Lichts waren nur noch Trümmer vorhanden, auf Ihr ging die herabstürzende Festung nieder. Zumindest konnte Fringlas mit seinem Eingreifen einen Teil der Stadt davor bewahren unter den Steinmassen begraben zu werden. Angesichts des Leids und der Zerstörung um uns herum konnte das allerdings nur als kleiner Trost dienen. Zu viel war für immer dahin.
Als währe es nicht genug, stellte sich bei Anjon eine Wesensveränderung ein. Irgendwie schien er im Wahn, ich hatte das Gefühl, das er bisweilen nicht mehr bei uns war. Zwar hatte ich das Gefühl, dass er dafür bestimmt war, das Ding an einen sicheren Ort zu bringen, allerdings wußte ich auch um die Strapazen der letzten Tage und Wochen und bot ihm deshalb an den Splitter eine Weile zu tragen. Er lehnte allerdings vehement ab. Bei meinen Ahnen, oh ihr Herren, in diesem Moment mir war klar, dass ich ihn der Freundschaft willen sofort erschlagen hätte, falls der Splitter endgültig Besitz von Ihm ergriffen hätte. Ein Leben im Dienst dieses Dings, dass hätte der Anjon Beletor von Gareth den ich kennen gelernt habe nicht gewollt.
Zum Glück kamen wir noch rechtzeitig in den Überresten des Praios-Tempels an. Dort hielt der Hüter des Lichts eine Ansprache an das versammelte Volk. Es gelang uns seine Aufmerksamkeit auf uns zu lenken und nach kurzer Darstellung des Sachverhalts begannen er und seine Diener sich des Dings anzunehmen. Die Priester und das Volk stimmten einen Gesang zu Ehren Praios an und der Splitter wurde nach vorne gebracht, um ihn in eine Truhe zu sperren. Man konnte richtig spüren, wie er sich dagegen zu wehren versuchte, es ihm aber auf Grund der Macht die von dem Gesang ausging nicht gelang. Es ist schwer für mich zu beschreiben, wie einmal mehr die Macht Praios die Grundfesten meines Glaubens erschütterte. Ein Dämonensplitter, derart mächtig einen See innerhalb kürzester Zeit auszutrocknen, musste sich dem zu Ehren von Praios angestimmten Gesang beugen, wahrhaft ein weiters Wunder das ich blicken durfte. Die von der Melodie getragene Macht umflutete meinen Geist ähnlich der Macht, die der Greif Herophan ausstrahlte. Schwer zu vergleichen, aber gleich in der Art. Der Splitter wurde schließlich in die Truhe gebannt. Allerdings wehrte er sich weiterhin, so das zu hoffen bleibt, dass alsbald eine endgültige Lösung für die sichere Aufbewahrung dieses unheimlichen Gegenstands ersonnen wird.
Fringlas und Leonardo berieten sich diesbezüglich. Irgendwie ging es darum ein Gefängnis aus Spiegeln zu bauen. Da mich dieses technische Gerede und das magische Fabulieren von Elementen und Gegenelementen zu langweilen begann, ehrlicherweise meinen Verstand überforderte, wand ich mich Jurga zu um etwas über die Götter meiner Kameraden zu erfahren. Erstaunlicherweise zeigte sich Jurge sehr auskunftsfreudig und beantwortete viele meiner Fragen. Auch erzählte Sie mir, dass die Frauen bei Ihr zu Hause den Männern gleichgestellt sind und sich oftmals durch Taten hervortun, die sogar die der Männer übertreffen. Sogar weibliche Anführer gibt es dort. Dies erklärt zumindest, warum es damals im Gasthaus zu dieser unrühmlichen Episode zwischen Ihr und mir kommen musste. Bei uns wird die Frau geachtet, aber dem Manne ebenbürtig, gar über ihm stehend, nein oh Herr, unvorstellbar!