20. Phex 1015 BF
Ich habe heute eine Besprechung einberufen, da sich die Gerüchte, dass es in Norburg eine Vampirplage gibt, bestätigt haben. Sowohl meine Eltern als auch Maschdawa haben mir auf meine Nachfrage in Briefen mitgeteilt, was in Norburg passiert. Meine Eltern haben sich für den Ingerimm zum Besuch angemeldet, ich bin froh, das zu hören, denn hier ist es offenbar gerade sehr viel sicherer als in Norburg.
Offenbar gibt es immer Anfang des Monats eine Häufung von blutleeren Leichen, ist den restlichen Monat aber dann relativ ruhig. Nur um Anfang des nächsten Monats erneut von vorne zu beginnen. Laut Maschdawa gab es auch einen dokumentierten Fall, bei dem Werwölfe gegen Vampire gekämpft haben sollen. Als Thulvje dies hört, stürmt er wutentbrannt aus dem Zimmer, schreit, dass dies nicht möglich wäre.
Ich hatte mich bereits im Vorfeld mit Thezzmar, der zur Zeit in Moorwacht weilt, darüber unterhalten, dass es ungewöhnlich für Vampire ist, dass sie etwa zwanzig Tage lang Ruhe halten. Tsadan hört sich die ganze Situation an, gibt dann aber zu bedenken, dass er von seinem Vater nicht um Hilfe gebeten worden ist, weshalb wir im Moment nicht sehr viel tun könnten.
Golgarah macht ihrem Ärger darüber, dass diese Vampire von Boron geraubte Körper sind, sehr lautstark Luft, aber letztlich beschließen wir, dass wir wohl der Dinge harren müssen, die da kommen.
03. Peraine 1015 BF
Heute habe ich einen Brief bekommen, der mich für den Hesinde nach Norburg bestellt, ich soll meinen Zauber vorstellen. Danach kann er dann an der weißen Gilde gelehrt werden. Das erfüllt mich mit Stolz. Mit diesem Zauber ist es uns jetzt möglich, auch ältere Narben zu behandeln, damit verbundene seelische Traumata zu lindern. Ohne Narben, die an ein traumatisches Ereignis erinnern, lässt sich auch die Seele viel einfacher therapieren.
14. Peraine 1015 BF
Mutter und Vater sind heute angekommen und gerade Mutter scheint von Rondrasil sehr angetan zu sein. Aber mein Vater wäre nicht er, wenn er nicht die handwerklichen Geschicke Rondrasils in Frage stellen würde. Der arme Rondrasil darf sich, so wie ich meinen Vater kenne, jetzt auf einige Lektionen in Sachen Handwerk einstellen.
21. Peraine 1015 BF
Jeden Tag muss Rondrasil zu meinem Vater gehen, der etwas von einem Hasenstall erzählt. Was er damit wohl bezwecken will?
02. Ingerimm 1015 BF
Gari hat heute entbunden. Sie hat einen gesunden und kräftigen Jungen bekommen, den sie Friedbert nennt. Ihre Augen strahlen vor Glück.
01. Praios 1016 BF
Die Namenlosen Tage sind ohne besondere Vorkomnisse verlaufen. Gari blüht in ihrer Rolle als Mutter sichtlich auf, der kleine Friedbert wächst und gedeiht.
10. Praios 1016 BF
Mein Vater hat mir heute stolz mitgeteilt, dass Peraines Heimstatt jetzt einen von Rondrasil eigenhändig gebauten Hasenstall hat. Er klingt so wahnsinnig stolz, als wäre Rondrasil sein Sohn. Jetzt fehlen nur noch die Bewohner des Stalls, aber vielleicht lassen sich ja in Norburg ein paar Hasen erwerben, sie könnten gerade in der Therapie mit Kindern sehr nützlich sein. Ähnlich wie Gerbald, der bei den Kindern in Moorwacht ja auch sehr gut ankommt.
15. Praios 1016 BF
Thulvje hat in letzter Zeit sehr kooperativ zweimal die Woche die Therapiestunde besucht. Ich merke, wie wichtig ihm ist, dass er nach Norburg darf. Und je näher der Termin rückt, umso mehr habe ich den Eindruck, dass er mir unbedingt gefallen will, keinen Fehler machen will. Ich hoffe nur sehr, dass er mein Vertrauen in ihn nicht missbrauchen wird.
16. Praios 1016 BF
Heute haben mich stärkste Kopfschmerzen geweckt und auch Narena klagt über selbige. Wir fühlen uns beide enorm geschwächt und im Laufe des Tages ist allen in Moorwacht aufgefallen, dass das Totenmoor sich wieder ausgebreitet hat, der Nebel wabert wieder an die Hecke vom Boronanger heran. Was auch immer passiert ist, es muss etwas schreckliches, großes gewesen sein.
15. Efferd 1016 BF
Heute habe ich einen Brief von Maschdawa bekommen. Mendilion ist tot. Er starb in der Nacht vom 16. auf den 17. Praios 1016 BF. Was auch immer an jenem Tag geschehen ist, es muss auch Mendilion betroffen haben. Wenngleich das laut Maschdawa wohl nicht die Todesursache war. Ich kann es gar nicht richtig glauben, aber irgendjemand hat meinen Mentor vergiftet. Er hat in Kauf genommen, dass er unter Todesqualen und Schmerzen stirbt. Und da Maschdawa auch sich zu den Verdächtigen zählt, schließlich ist sie jetzt offiziell die Spektabilität der Akademie, hat sie mich gebeten, diesen Fall aufzuklären. Ich fühle mich geehrt, dass sie mir diese Aufgabe überträgt, hoffe aber auch, dass ich mich nicht durch meine Nähe zu Mendilion, durch meine offene Abneigung den Marbiden gegenüber blenden lasse.
30. Travia 1016 BF
Unsere Reise verlief bislang recht ruhig, ich habe mich mittlerweile gut an das Reiten auf Smirnoff gewöhnt. Man ist so viel flexibler, wenn man nicht immer nur zu Fuß oder in einer Kaleschka unterwegs ist.
Heute kommen wir in dem neu aufgebauten Hexenhus unter. Gari und Friedbert haben die Reise bislang gut überstanden, aber wir hätten etwas früher aufbrechen sollen, immerhin sind wir ziemlich knapp dran mit der Zeit, bereits morgen ist der Tag der Toten. Wie gut, dass wir es nicht mehr weit haben.
Gari geht wunderbar mit dem kleinen Friedbert um, nur wenn sich ihm jemand nähert, den sie nicht kennt, erkenne ich, dass sie in alte Verhaltensmuster zurückfällt, dass sie sich versteift, zum Angriff bereit ist. Ich hoffe nur, dass sie sich weit genug unter Kontrolle hat, dass das nicht eskaliert, aber in Anbetracht ihrer Vorgeschichte ist dieses Verhalten dennoch nicht ausgeprägt genug, dass ich es als krankhaft bezeichnen würde, daher beschränke ich mich vorerst auf das beobachten.
Ifrundoch erzählt mir, dass er auf der Suche nach Shafiria ay Castellani sei, er hat eine Einladung nach Norburg bekommen von Anjuscha, die besagt, dass sie dort mit zwei Freunden auftäte und dass sie von Shafiria angeheuert worden sei. Während wir so erzählen, bitte ich Pjerow, dass er sich ein wenig in Norburg umhören soll, ob er etwas über den Tod Mendilions in Erfahrung bringen kann.
01. Boron 1016 BF
Heute ist der Tag der Toten und gegen drei Uhr nachmittags erreichen wir die Tore Norburgs, wo wir gleich am Eingang bereits ein Plakat sehen, auf dem mitgeteilt wird, dass in der Taverne "Am Badehaus" Anjuscha jeweils an den geraden Tagen, also am 02/04/06/08/10. Boron auftreten würde und dass der Eintritt 3 Batzen beträgt. Ein ordentlicher Preis, ich frage mich, was dafür geboten wird.
Wir beschließen, dass wir uns aufteilen sollten, jeder scheint noch etwas zu erledigen zu haben, bevor der Tag sich dem Ende neigt. Ich nehme Thulvje, den wir vorerst Rik nennen werden, erneut das Versprechen ab, dass er nicht von meiner Seite weichen darf.
Ich gehe zur Akademie, Golgarah, Thulvje und Danjunk begleiten mich dabei. Noch bevor ich wirklich einen Schritt in den Hof getan habe, werde ich von Jaschwinja und Rajan mehr als freudig begrüßt, die beiden springen mir in die Arme und nur mit Mühe gelingt es mir, stehen zu bleiben. Die beiden wurden offenbar zum Strafdienst verdonnert und müssen den Hof vom Schnee befreien. Ich bitte sie, doch Danjuk mal die Besonderheit unserer Akademie zu zeigen, sie sollen ihm Uuhs Oduhn vorstellen.
Derweil gehe ich mit Golgarah zu Maschdawa, die wir in Mendilions Arbeitszimmer, ihrem Arbeitszimmer antreffen. Sie fragt mich, wie es Tindal gehe, ob er denn bald bereit sei, die Prüfung zu bestehen. Auch gibt sie mir zu verstehen, dass auch mein Schicksal, ob ich in Moorwacht bleiben dürfe, von seinem Erfolg abhinge. Auf meine Nachfrage, warum ihr dies so wichtig ist, erklärt sie mir, dass es sich bei Tindal um ihren Sohn handele. Warum bin ich nur nie auf die Idee gekommen, ihn mal nach seinem Nachnamen zu fragen. Jetzt wird mir bewusst, weshalb es Maschdawa so wichtig ist, dass er die Prüfung besteht. Fällt er zum dritten Mal durch, wird seine Magie ausgebrannt, so wollen es die Gesetze. Ich nehme mir daher vor, noch intensiver mit ihm zu üben, wenn ich zurück in Moorwacht bin, damit er die Prüfung nächstes Jahr besteht.
Maschdawa erzählt uns, dass sie den Leichnam von Mendilion untersucht hat, sie will, dass ich den Fall aufkläre, gibt mir aber gleichzeitig zu verstehen, dass ich, sollten es die Marbiden gewesen sein, was sie zwar nicht glaube, aber sollte dem so sein, ich eine andere Erklärung finden müsse, denn diese dürften es um keinen Preis gewesen sein. Wenn ich darin scheitern würde, so würde sie mich ebenfalls zurück an die Akademie beordern. Ich frage mich, warum es ihr so wichtig ist, dass es nicht die Marbiden waren, die den Tod Mendilions zu verantworten haben?
Die Leiche Mendilions liegt in ihrem ehemaligen Arbeitszimmer, für uns konserviert, gefroren und gemeinsam mit Golgarah sehe ich sie mir an. Der Magen ist gänzlich zerfressen, auch weitere Organe sind stark angegriffen worden. Der Körper liegt unnatürlich verkrampft und verrenkt da, seinem Gesicht sind die Todeskrämpfe, die Schmerzen, die er erlitten haben muss, deutlich anzusehen.
Laut Maschdawa hat Mendilion wohl größere Mengen Schwefel im Körper gehabt, das haben alchimistische Untersuchen ergeben. Es handele sich wohl um eine Substanz, die zu etwa 70% aus Schwefel bestehen soll, desweiteren den Geist weich machende Substanzen, auch als Regenbogenstaub bekannt, eine sehr starke Droge. Ich nehme winzige Proben von Mendilions Leiche, besser gesagt, Golgarah händigt mir diese aus. Ihr steht die Trauer deutlich ins Gesicht geschrieben, war sie doch eine sehr enge Vertraute Mendilions und auch ich bemühe mich, meine Fassung nicht zu verlieren. Meinen Mentor so zu sehen, schmerzt sehr.
Isidor hat ein Kopfgeld auf die Ergreifung von Mendilions Mörder in Höhe von 200 Batzen ausgelobt. Gefunden wurde Mendilions Körper von dem Adeptus minor Aljarew Wiobschkoda. Ich sollte nachher gleich noch ins Gut Nuppenkehmen fahren, vielleicht bekomme ich dort weitere Informationen.
Tsadan und Nadira haben sich zwischenzeitlich in der Norburg bei Isidor eingefunden, der den beiden mitteilt, dass die Ragaschoffs bald aufbrechen würden, ihre Lager hier abbrechen und woanders neu errichten würden. Auch das Vampirproblem sei seit Anfang des Jahres stark zurück gegangen.
Pjerow, Ifrundoch, Rowinja, Molagh, Hecker und Argyl gehen zur Taverne "Am Badehaus", welches von Shafiria gekauft worden ist. Dort angekommen schickt Pjerow die Kinder mit Hecker und Argyl weg, sie sollen die Stadt erkunden.
Shafiria sieht aus, als wäre sie erst 16 Götterläufe alt und in der Taverne selbst sind jede Menge Norbarden und noch einige andere wild aussehende Gestalten unterwegs. Es wird gemunkelt, dass auch Rika Ragaschoff, mit der sie Geschäfte machen soll, wieder jung sein soll, auch soll sie schwanger sein. Was geht hier vor?
In dem großen Schankraum, der mittig von einer Bühne dominiert wird, treffen sie tatsächlich auf ein junges Mädchen mit eisgrauen Augen, die sich ihnen als Shafiria vorstellt. Die wilden Gestalten sollen laut ihr Fjarninger sein, sie sind sogar noch größer als Ifrundoch.
Die Leute von Vito, die vorher da waren, um Schutzgeld zu erpressen, sind nie zu Vito zurückgekehrt, laut Shafiria ließen sie nicht vernünftig mit sich reden. Aber Pjerow sein ein würdiger Verhandlungspartner, dem sie sogar auf Kosten des Hauses ein Getränk namens Tukk anbietet. Es leuchtet grün und als Ifrundoch einen Schluck davon nimmt, fühlt er sich mit einem Schlag jünger, fitter, vitaler.
Shafiria erzählt Pjerow, dass sie weg musste, weil Liscom von Fasar nach ihr verlangte. Am 16. Praios wurde der Halbgott zurückgeholt, Borbarad wurde erneut erweckt. Noch sei er körperlos, die Vampirplage habe zum Ziel, ausreichend Sykarian zu stehlen, um ihm einen Körper zu geben. Die Sykariansteine, die durch die Vampire, welche sich vollgesogen haben, erschaffen werden, dienen dazu, einen Körper zu erschaffen, den Borbarad übernehmen könne. Dies soll laut Shafiria von der güldenen Elfe, von Pardona, aus gehen, die ihn dann zum Namenlosen verleiten wolle. Dies wolle Shafiria verhindern. Sie wolle Borbarad einen Körper geben, damit er nicht dem Namenlosen anheim fällt.
In der Akademie erhalte ich in der Zwischenzeit die Ergebnisse zurück, die ich von Mendilions Körper zur Analyse gegeben habe. Maschdawas Angaben stimmen mit der Probe überein, auch wenn ich das nochmal von unabhängiger Stelle nachprüfen lassen werde. Das Gift besteht zu gut 70% aus Schwefel, desweiteren Regenbogenstaub, der allerdings in einer so geringen Konzentration, dass der Schwefel sehr schmerzhaft gewesen sein muss. Hätte das Gift mehr von diesem Halluzinogen und Sedativa in sich gehabt, hätte Mendilion keine Schmerzen erleiden müssen.
Schwefel lässt sich ohne Magie nur sehr sehr schwer überdecken, der Geruch ist atemraubend, wer auch immer ihm das Gift verabreicht hat, er muss es gerochen haben, muss also auch der Mörder gewesen sein.
Ich sollte zum Marbidenkloster gehen, dort weiß ich, haben sie ebenfalls einen guten Alchimisten. Auf dem Weg dorthin hole ich Danjuk ab, der mich fragt, ob wir einen Ifirntempel haben, auch wenn er es anders formuliert, aber er sagt mir, dass er Uuhs Oduhn nach verborgenem Wissen darin befragt habe, er habe im Traum von Ilonen Schwanendottir nämlich den Auftrag erhalten, nach selbigem zu suchen.
Gemeinsam mit Thulvje machen wir drei uns auf den Weg, setzen Danjuk vorher am Ifirntempel ab.
Pjerow wird in der Zwischenzeit von Shafiria das Angebot unterbreitet, dass sie ihn zum Bierkönig machen wolle, ihm ewiges Leben geben wolle. Sie sagt, dass sie sich nur mit Uriel verbünden würde, weil er ein notwendiges Übel sei, um die Bedrohung aus dem Norden aufzuhalten. Sie habe sogar extra einen Vampirgelehrten angeheuert, der sie gegen die Plage unterstützen solle. Weiter sagt sie, dass in absehbarer Zeit ein Goldrausch in den Nordwalser Höhlen stattfinden werde und dass im Rahmen dessen die Bjaldorner Soldaten aus Moorwacht abgezogen würden.
Am Marbidenkloster angekommen, frage ich nach Robak, der auch umgehend zu uns kommt. Ich erkläre ihm mein Anliegen und frage ihn, womit man Schwefel überdecken könnte, ob es da alchimistische Stoffe gäbe und er teilt mir mit, dass es keine gibt. Er gibt mir weiter den Tipp, Mendilion auf Abwehrspuren zu untersuchen, das werde ich nachher gleich an Golgarah weitergeben.
Robak teilt mir weiterhin mit, dass er nicht Teil der Gruppe war, die sich um meinen Mentor gekümmert hat, dies seien Schwester Boroniane, Bruder Marbion und Schwester Noiona gewesen. Robak zeigt sich äußerst kooperativ, gibt mir sogar seine Ein- und Ausgangsbücher vom Labor, damit ich überprüfen kann, dass keinerlei giftige oder anders geartete Substanzen fehlen würden.
Im Gespräch mit den drei Marbiden erfahre ich, dass das Frühstück, welches sie Mendilion täglich gegeben haben, aus dem Gut selbst stammte, dass sie ihm lediglich einmal die Woche einen Stärkungstrunk verabreicht haben, der aus dem hiesigen Labor hier stammte. Mittag- und Abendessen hingegen stammen aus dem Kloster. Das schränkt den Kreis der Verdächtigen leider nicht ein, nein, es vergrößert ihn eher noch.
Bevor ich mich auf dem Weg zum Gut mache, warnt mich Robak noch vor den Vampiren, bittet mich, abends und nachts nicht alleine unterwegs zu sein, ja er würde mir sogar Bruder Golgarus als Geleitschutz mitgeben. Mit dem Verweis auf Thulvje lehne ich sein Angebot jedoch dankend ab. Es war im Übrigen nicht einfach, Thulvje in seinem Temperament zu zügeln, er hätte am Liebsten das gesamte Labor auf den Kopf gestellt, während wir auf die drei Marbiden gewartet haben, aber letztlich ist es mir doch gelungen, ihn zu zügeln.
Wir beschließen, dass es besser wäre, Danjuk, der in der Stadt völlig verloren wäre, mit ins Gut zu nehmen und suchen daher den Ifirntempel auf. Dort angekommen sehe ich, wie eine Ifirngeweihte Elfe, oder vielleicht ist sie auch nur eine Halbelfe, vor ihm auf die Knie gegangen ist, ihr Haupt geneigt. Auf Nachfrage meinerseits gibt sie an, dass sie von Ilonen die Anweisung bekommen habe, hier auf den Auserwählten zu warten und dass die Schwanenfeder, die Danjuk bei sich trage, leuchten würde, dass auch die unzähligen Schwäne, die aus jeglichem Material gefertigt, über unseren Köpfen hängen, angefangen haben zu leuchten, als er eingetreten sei.
Ilonen, mir fällt der Bärenreißzahn ein, den ich von ihr bekommen habe und den ich seitdem um den Hals trage und auch dieser leuchtet, was die Elfe dazu nötigt, sich auch vor mir auf die Knie zu werfen. Auf Danjuks Frage hin, ob es hier vorher einen anderen Tempel gegeben habe, antworten wir beide, dass dies der ehemalige Firuntempel ist, der nach dessen Entweihung von Doram der Ifirn geweiht wurde. Die Elfe gibt an, dass sie die Bilder, die damals hier hingen, noch immer aufbewahrt habe und bringt sie uns auch sogleich.
Auf ihnen sind göttergefällige, dem Firun geweihte Szenen zu sehen und nach einigem Betrachten fällt mir auf, dass auf jedem der zwölf Bilder ein anderer Wolf in die Szenerie eingepasst worden ist. Als ich die beiden darauf hinweise, erzählt Danjuk, dass es ich dabei um die Himmelswölfe handeln könne, er nennt sogar einige beim Namen, Mada, Orfan, Liska. Was das wohl zu bedeuten hat? Die Himmelswölfe haben laut Legende die Nivesen erschaffen, aber was machen nivesische Legendenwölfe auf Bildern, die dem Firun geweiht sind? Bilder, die nachweislich sehr sehr alt sind? Wir beschließen, dass wir später, bei passender Gelegenheit, die Bilder mitnehmen sollten, lassen sie vorerst aber im Tempel zurück.
Draußen vor dem Tempel läuft uns plötzlich Nadira über den Weg und während wir ihr erzählen, was wir herausgefunden haben, rutscht mir heraus, dass Danjuk von den Himmelswölfen weiß, weil er, wie Ifrundoch, ein Tierkrieger sei. Wild diskutierend steigen wir in die Kaleschka, die uns zum Gut bringen soll. Wir sind bereits aus Norburg draußen, als Nadira anmerkt, dass sie doch gar nicht aus Norburg raus wollte und just in dem Moment fragt uns der Kutscher, ob wir Besuch erwarten würden, da wir verfolgt würden. Ich sage ihm, dass er die Kutsche einfach vorbeifahren lassen solle und als sie mit uns auf einer Höhe ist, erkennen wir Ifrundoch und Pjerow, die uns wohl suchen wollten. Thulvje, den ich bei der Aussage, dass Danjuk und Ifrundoch Tierkrieger sind, stark zurückhalten musste, er denkt doch tatsächlich, dass die beiden Werwölfe oder Werbären sein könnten, will zu den beiden rüber in die Kutsche, was ich jedoch zu verhindern weiß, aber Nadira steigt bei den beiden ein und gemeinsam fahren wir zum Gut Nuppenkehmen.
Dort angekommen werde ich von einer stark übernächtigt aussehenden Tanile sehr freudig begrüßt. Sie ist alleine im Gut, die anderen Adepten werden nachts zurück in die Akademie geschickt, nur ein Adept bleibt im Gut zurück. Sie erklärt mir, dass seit meinem Weggang sich vieles geändert habe, es gäbe auch nur noch vier Patienten.
Auf meine Frage, was mit Rajan, der sich für einen Bronnjaren hielt, passiert sei, antwortet sie mir, dass Maschdawa Gerbald von Oljewsruh als Lehrer für Bronnjarentum geladen habe und dass nach dieser Lehrstunde plötzlich ein Heilungserfolg bei Rajan zu verzeichnen gewesen sei, er kein Bronnjar mehr sein wollte. Da ist dieser Mann also doch noch für eine Heilung zuständig, das hätte ich nie zu glauben gewagt.
Bevor wir das Gut betreten, bittet uns Tanile, dass wir alle feste Holzschuhe über die unseren anziehen sollen und teilt uns mit, dass wir sehr genau darauf achten sollen, was wir anfassen, wo wir hintreten, uns hinsetzen, da sie zur Zeit einen Patienten hätten, der sich für einen Vampir halte. Er würde lauter scharfe und spitze Gegenstände überall anbringen, um dann das Blut derjenigen, die sich daran verletzen, abzulecken. Weiter erzählt sie mir, dass zu den Patienten jemand gehöre, der sich für Kaiser Fran Horas halten, dann eben Gulog, der Vampir. Auch einen Elfen, Lysandiel Tautänzer, haben sie hier, der völlig apathisch sei, seine Sippe verloren habe. Und dann ist hier noch Hemidane von Ask, die Nichte von Wahnfried von Ask untergekommen.
Als Tanile den Namen Wahnfried von Ask erwähnt, horcht Nadira kurz auf, scheint dazu anzusetzen, etwas sagen zu wollen, unterlässt dies jedoch.
Wir setzen uns an einen Tisch und ein Mann, anfang 30, kahler Kopf, wüster Blick und graue Augen beobachtet genau, ob wir uns verletzt haben. Tanile teilt uns mit, dass dies Gulog sei. Pjerow setzt uns darüber in Kenntnis, was er in der Taverne "Am Badehaus" mit Ifrundoch erlebt habe und als er geendet hat, kommt ein junges Mädchen zu uns, die sich als Hemidane vorstellt.
Nadira fragt sie, ob sie sich an Tsadan erinnern könne, offenbar hat ihr Onkel ihn damals aufgezogen und was sie uns erzählt, klingt wenig erbaulich. Sie sagt, dass Isidor eine Vereinbarung mit den Ragaschoffs hatte, dass er die Ziblja Rani versprochen bekam. Rani Ragaschoff, war das nicht diejenige, weshalb die Wiobschkodas verraten wurden?
Wie dem auch sei, aus dieser Verbindung ging wohl Tsadan hervor und dieser wurde dann zu Wahnfried von Ask geschickt und laut Hemidanes Aussage gefoltert. Aber warum? Warum gibt ein Vater seinen Sohn wissentlich zu jemandem, dem der Ruf voraus eilt, eine äußerst strenge Hand bei der Erziehung zu haben?
Darüber sollte ich mir, wenn ich den Kopf wieder frei habe, Gedanken machen. Morgen werde ich erst einmal die anderen im Gut befragen, immerhin muss ich den Mord an Mendilion aufklären. Tanile teilt mir noch mit, dass Heljadane Gartimpski für das Frühstück verantwortlich gewesen sei und während die anderen, außer Thulvje und Danjuk, aufbrechen, um in Norburg zu schlafen, bleiben wir drei im Gut. Ich fühle mich auch hier immer noch heimisch, habe ich doch einige Jahre meines Lebens hier verbracht.
02. Boron 1016 BF
Ich wache bereits früh auf, die Sache mit Mendilion lässt mir einfach keine Ruhe. Aber das Buch von Robak weist keinerlei Auffälligkeiten auf, alles hat seine Richtigkeit. In Mendilions Patientenakte steht, dass er über Bauchschmerzen geklagt habe, dass dies aber schubweise gewesen sei. Vor ein paar Monaten sei dies aufgetreten, wäre dann besser geworden, ich vermute, dass zu diesem Zeitpunkt der Regenbogenstaub höher dosiert gewesen sein könnte, denn es fällt mit seiner Apathie zusammen und fünf Tage vor seinem Tod seien die Schmerzen wieder schlimmer geworden.
Als ich auf den Hof hinaus trete, werde ich von Gulag angegriffen, der mich beinahe tötet, bevor die Adepten, die zwischenzeitlich ihren Tagdienst angetreten haben, ihn von mir herunterzerren können. Während meine Wunden versorgt werden, Gulag hat mich kräftig gebissen, erfahre ich, dass es wohl zwischen der Gutsleitung, Adepta majora Tandiana und den anderen Adepten einen Disput gäbe.
Ich gehe zu den Geschwistern Drant, Trunt ging es ja auch nicht sehr gut, laut Maschdawa hat er wohl von Mendilions Essen genascht und seiner Körperfülle nach zu urteilen, ist dies nicht das erste Mal gewesen. Seine Schwester stellt sich schützend vor ihn, doch nachdem ich mein Anliegen erklärt habe, sind sie zu einem Gespräch bereit. Er gibt an, dass seine Schwester ihn immer wieder mit einem Balsam heilt, die Symptome jedoch regelmäßig zurückkehren würden. Das bedeutet, dass das Gift immer noch hier im Gut zu finden sein muss. ich finde heraus, dass es einmal in der Woche Griesbrei zu essen gibt, einzig Mendilion hat diesen täglich bekommen. Ich erfahre auch, dass die wenigsten den Brei essen, Larana gibt ihn ihrem Bruder Trunt, sie mag das Süße nicht so sehr, der Elf widerum äße nur einmal die Woche diesen Brei. Ob sich daher seine Apathie erklärt?
Ich bitte Larana und Trunt, dem Elfen einen Balsam angedeihen zu lassen und auch Trunt bekommt einen mit der eindringlichen Warnung, erstmal keinen Brei oder Zucker zu essen.
Bevor ich in die Küche gehen kann, kommt Rowinja im Gut an. Sie erzählt mir, dass sie einen Wettkampf gewonnen habe, dass sie Ifrundoch beweisen wolle, wie stark und fähig sie sei, dass sie ihn heiraten wolle. Noch während ich überlege, was ich ihr darauf erwidern kann, verschwindet sie bereits wieder.
Danach gehe ich in die Küche, ich will Proben von dem Brei und dem Zucker nehmen. Dort angekommen sehe ich Nadira bei einem Tee sitzen. Die Köchin ist ganz entsetzt darüber, als ich die Vermutung äußere, dass der Brei oder der Zucker vergiftet sein könnten. Vor allem als ich den Zucken, von dem sie nur noch ganz ganz wenig habe, mitnehmen, ich will die Proben untersuchen lassen. Einzig Nadira gelingt es, sie etwas zu beruhigen.
Ich sollte mich mit der Adepta majora Tandiana unterhalten, angelbich soll es seit Mendilions Tod auch kaum noch finanzielle Unterstützung mehr für das Gut geben. Als ich klopfe, werde ich äußerst kühl empfangen und schroff gefragt, ob ich einen Termin habe. Als ich der Adepta mein Anliegen erkläre, sagt sie mir recht abweisend, dass auch sie den gleichen Brei essen würde und keinerlei Symptome aufweisen würde. Mit diesen Worten schickt sie mich weg und weist mich darauf hin, dass ich beim nächsten Mal doch einen Termin holen solle, wenn ich mit ihr reden wolle.
Draußen auf dem Hof bemerke ich, dass Thulvje nicht mehr anwesend ist, weshalb ich beschließe, zum Marbidenkloster zu gehen, ich bin mir sicher, dass ich ihn dort irgendwo antreffen werde. Meine Vermutung bestätigt sich, als ich am Kloster ankomme. Vor dem Tor sitzt Thulvje und macht Knoten in ein Seil. Er erklärt mir, dass er meine Hilfe bräuchte. Er wolle ein für alle Mal herausfinden, ob und wer von den 25 Marbiden im Kloster ein Werwolf sei. Er versichert mir, dass er niemand Unschuldigen auch nur verletzen würde und dass ich am Abend des 04. Boron zur zehnten Abendstunde am Tor läuten solle, für Ablenkung sorgen solle, damit er ungesehen in das Kloster gelangen könne. Nach einer gewissen Bedenkzeit und seinem Versprechen, dass er sich nur verteidigen darf, niemanden von sich aus angreifen dürfe, stimme ich ihm zu. Ich hoffe, dass ich ihn vielleicht noch von seinem Vorhaben abbringen kann.
Nach diesem Gespräch suche ich Robak auf und bitte ihn, die Proben von dem Brei und dem Zucker zu testen. Ich habe Proben von dem fast aufgebrauchten Brei und von dem neuen Brei mitgenommen und bei dem von dem fast leeren riecht er einen Hauch von Schwefel, der meiner Nase verborgen bleibt. Eine äußerst sensible Nase, die er da hat.
Nebenbei erzählt er mir, dass er gerade an Enthauptungshalsbändern arbeitet, die, wenn man an einem Seil zieht, explodieren und dem Patienten den Kopf vom Körper trennen würden. Diese soll er herstellen für chronisch Kranke, die geistig vollkommen klar sind, bei denen aber dennoch keine Aussicht auf Heilung bestünde. Auf mein entsetztes Nachfragen, wer dies in Auftrag gegeben habe, antwortet er mir, dass dies Maschdawa persönlich gewesen sei. Ich verstehe nicht, wie sie die Richtlinien der Akademie so weit beugen kann, diese Möglichkeit überhaupt in Betracht zu ziehen.
Noch während ich mit den Ermittlungen beschäftigt bin, sind auch Pjerow und Ifrundoch nicht untätig gewesen. Pjerow hat von Hecker die Information bekommen, dass es Huren gibt, die ihre Kunden, keine Stammkunden, beißen würden und dann zum 25. jeden Monat verschwinden würden. Ab dem 05. fangen dann neu angeheuerte Huren erneut an, ihre Kunden zu beißen.
Ifrundoch hat sich derweil mit Anjuscha getroffen. Diese teilt ihm mit, dass sie eine Zaubertänzerin sei, die die Gedanken sämtlicher Anwesenden, die ihrem Tanz zusähen, lesen könne und dass sie diese dann an Shafiria weiter erzählen müsse. Desweiteren würde sie am 04. Boron dann sämtlichen Anwesenden eine künstliche Prophezeiung in ihr Gehirn pflanzen und sagt Ifrundoch, dass er ihr besser nur durch einen Spiegel zusehen solle. Auch warnt sie ihn vor dem Vampirgelehrten, Wilmaan sein Name, er warte wohl auf etwas, sei sehr sehr gefährlich.
Pjerow, der sich derweil erneut mit Shafiria getroffen hat, bekommt von ihr die Information, dass die Ragaschoffs das Tukk, das im Norden, im Shakagragebiet, geerntet wird, in den Süden brächten. Die Familien der Fjarninger, welche das Tukk ernten würden, seien vor den Shakagra geflohen und hätten mit Shafiria jemanden gefunden, der versucht, sie zu schützen. Sie erzählt weiter, dass das Tukk quasi die Essenz von Dere sei. Dass die minderen Vampire immer am 25. eines Monats nach Wosna gingen, dort ihr Sykarian abgeben würden und dabei vergehen würden. Weiter sagt sie, dass nur der Erzvampir dann zurückkäme nach Norburg und neue mindere Vampire erschaffen würde.
Ich bin in der Zwischenzeit wieder in der Akademie angekommen und auch dort gebe ich die Proben von dem Zucker und dem Brei ab. Danach spreche ich Maschdawa direkt darauf an, ob sie die Enthauptungshalsbänder in Auftrag gegeben hat und sie teilt mir mit, dass sich Isidor geringere Kosten für die Akademie im Bezug auf chronisch Kranke wünscht und dass Maschdawa sich keinem anderen Ausweg bewusst war. Auch erzählt sie, dass sie dem Gut keinerlei Kürzungen zukommen hat lassen, dass Adepta majora Tandiana für die Einkäufe zuständig sei, dass sie eine persönliche Schülerin Mendilions gewesen sei.
Wenn die Adepta für die Einkäufe zuständig war und das Geld der Akademie nicht weiter geleitet hat, hat sie womöglich mit dem Tod Mendilions zu tun. Aber was sollte sie dazu bewogen haben?
Bevor ich gehe, teilt mir Maschdawa noch mit, dass der Termin für meinen neuen Zauber, wenn ich schon einmal hier bin, auf den 05. Boron vorverlegt worden ist. Ich beschließe, Bisminka aufzusuchen, schließlich kannte auch sie Mendilion sehr gut.
Ich finde sie, wie sie gerade die Bürger Norburgs in erste Hilfe schult und ob meiner Antwort auf eine ihrer Fragen, die nicht für mich bestimmt war, weist sie mich an, wenn ich doch so viel wüsste, den Kurs zu Ende zu halten, was ich dann auch zu ihrer Zufriedenheit erledige. Danach ziehen wir uns ein wenig zurück und ich befrage sie zu Mendilion und den Geschehnissen. Ich wünschte mir beinahe, es nicht getan zu haben, denn was sie mir erzählt, erschreckt mich. Sie erzählt, dass Mendilion eine Affäre mit Tandiana gehabt habe und vor allem, dass Mendilion den Geist Riks gebrochen habe. Dass er nicht immer ein Weißmagier gewesen sei, nein, er war ein Dämonologe aus Raschdull mit dem Schwerpunkt Chimärologie. Er ist der Schöpfer von Rik, hat aus ihm das gemacht, was er jetzt ist. Das erklärt, warum er das Gut gegründet hat, es gutgeheißen hat, dass ich Rik zu mir nach Moorwacht nehme.
Bisminka erzählt weiter, dass Mendilion alles in seinen Diarien aufgezeichnet habe, dass in den Bänden 960 bis 970 über Rik geschrieben worden sei und dass, wenn Maschdawa dies lesen würde, sie Rik sofort nach Norburg zurückholen würde. Sie empfiehlt mir, dass Thulvje - woher weiß sie, dass ich Thulvje dabei habe - die Bände stehlen solle, damit ich selbst nachlesen könne. Auf meine Frage, woher sie das so genau weiß, teilt sie mir lediglich mit, dass auch sie einst mit Mendilion liiert gewesen sei.
Noch während wir sprechen und ich die gewonnenen Informationen verdaue, fällt uns beiden auf, dass es plötzlich so still geworden ist in der Akademie. Die Ranken, die sonst ständig in Bewegung zu sein schienen, sämtliche Pflanzen, stehen auf einmal still, eine surreale Stimmung breitet sich aus. Bisminka wirkt beinahe panisch, als sie mir äußerst besorgt mitteilt, dass sie ihn aufwecken wolle und mir aufträgt umgehend sämtliche Bewohner der Akademie zu evakuieren. An ihrem Gesicht lese ich die Angst ab und umgehend mache ich mich daran, die Alarmglocke zu läuten und ohne auch nur eine Frage folgen mir sämtliche Adepten, Lehrmeister und Schüler einschließlich Maschdawa aus der Akademie heraus.
Ich führe alle auf den Marktplatz und sehe dort, dass die Taverne "Am Badehaus" über und über mit Ranken bewachsen ist, die sich zum Teil sogar durch die Mauern gebohrt haben, jetzt aber zu verdorren scheinen. Vor der Taverne liegt eine ohnmächtige Nadira, die keine sichtbaren Verletzungen aufweist, jedoch trotz ihrer Ohnmacht vor Angst zu beben scheint. Erst als Maschdawa einen "Beherrschung brechen" auf sie wirkt, schreit Nadira laut auf, klammert sich fest an mich, lässt mir kaum die Luft zum atmen.
Noch während sie mich umklammert hält, hören wir ein schreckliches Geräusch aus der Akademie und können beobachten, wie sich eine Spirale aus Eis aus dem Inneren hervor ihren Weg bahnt. Ohne es richtig gemerkt zu haben, steht plötzlich ein kleiner, auf einen Stock gebeugter, alter Mann unter uns, der mit seinen gehässigen Kommentaren keinen Zweifel daran lässt, dass er der Vampirgelehrte ist, dessen Bücher Thezzmar bei sich hat und vor dem Anjuscha Ifrundoch gewarnt hat.
Er schnauzt uns förmlich an, warum wir nicht wissen, was da gerade vor sich gehe und dass nur einer, auf den er warte, diesen Dämon, der der Akademie jetzt innewohnen würde, vernichten könne. Als ein lauter Knall ertönt, schlägt Wilmaan mit seinem Stock, auf dessem Ende eine Kugel angebracht ist, auf den Boden und eine Kuppel um ihn herum entsteht, die ihn und, den Göttern sei Dank auch uns, vor den herumfliegenden Trümmern der Akademie beschützt. Dort, wo gerade noch die Akademie gestanden hat, ist jetzt nichts mehr.
Während ich beinahe in Trance, wir alle starren geschockt auf das Geschehen, beginne, mich in die Richtung der ehemaligen Akademie zu begeben, Bisminka war noch dort, doziert der Alte, dass dies ein Dämon gewesen sei, der sämtliche Lebensenergie aus der Stadt gesaugt hätte, wäre er nicht gekommen. Wen auch immer er mit er meint. Als wir bei den Trümmern ankommen, sehen wir eine kleine mumifizierte Leiche, die von Efeuranken umklammert ist, um sie herum sprießen zaghaft lauter Vergissmeinnicht und eine ebenfalls mumifizierte Eule, die gerade noch über unseren Köpfen flog, setzt sich auf der Leiche nieder. Anhand der Kleidung erkenne ich, dass es sich um Bisminka handelt und mir laufen die Tränen über die Wange. Sie hat ihr Leben gegeben, um das unsere zu retten.
Noch während sich ein allgemeines Schluchzen ausbreitet, geht plötzlich ein Ruck durch Bisminkas Körper und wir können alle zusehen, wie die vertrocknete Haut mehr und mehr Feuchtigkeit zurückgewinnt, wie sie sich förmlich mit Leben zu füllen beginnt. Uuhs Oduhn. Er hat sie festgehalten, sie nicht gehen lassen, wie sie sagt, aber er sei sehr sehr angeschlagen.
Auf Geheiß von Wilmaan, der ständig von einem sehr starken Husten mit blutigem Auswurf geplagt wird, tragen wir die grünen Klumpen zusammen, die überall um uns herum verstreut sind und diese beginnen, in den Boden zu sickern. Daraufhin beginnen die Blumen verstärkt zu wachsen. Ich bete zu Herrin Peraine, dass sie Uuhs Oduhn beistehen möge.
Noch während wir alle da stehen, kommt Isidor aus der Norburg zu uns geritten und sagt, dass sämtliche Magier und Schüler in der Burg unterkommen werden, bis eine neue Akademie gebaut worden sei. Der Retter in der Not?
Die anderen folgen Isidor in die Norburg, doch wir anderen gehen mit Wilmann in das Hotel am Markt. Auf meinen Hinweis, dass er sich doch mal untersuchen lassen solle, reagiert er nur äußerst verächtlich. Sagt, ich solle lieber mal Kugelzauber lernen, diese wären wesentlich effektiver als sämtliche Heilzauber, die ich zu zaubern vermag. Er ist wahrlich kein Sympath.
Im Hotel angekommen, zeigt er jedoch, dass er ein ungeheures Wissen in sich trägt. Er erzählt, dass er auf Geheiß von Shafiria die Vampire studieren sollte, dass es ein Nest geben müsse und einen Erzvampir, der niedere Vampire erschaffen würde. Er erzählt auch, dass diese niederen Vampire einmal im Monat gemolken würden, in den Körper, der für Borbarad bestimmt sei, eingehen würden. Ab und an unterbricht Pjerow ihn, erzählt, was er selbst von Shafiria erfahren hat.
Weiter erzählt er, dass es die Kinder der Nacht gibt, die Boron dienen würden, dass es aber auch die Kinder der Finsternis gibt, die dem Namenlosen unterstellt wären. Er erzählt, dass die Vampire die Menschen als Lichter sehen würden und dass Pjerow und Ifrundoch heller strahlen würden, weil sie Tukk getrunken haben. Als ich das höre, weiß ich erst gar nicht, wie ich reagieren soll, schließlich ist dies ein Götterfrevel ohnegleichen, aber Pjerow beschwichtigt mich, sagt, er habe nicht gewusst, was Shafiria ihm da gegeben habe.
Die Frage nur ist, wie dieser Nagrachdämon, wie Wilmaan ihn nennt, in die Akademie gekommen ist? Weiter sinniert er darüber, dass der große Alte vermutlich Jagd auf Shafiria machen wird, wir uns um die niederen Vampire kümmern sollen. Auch erzählt er, dass der große Alte wohl zu Mendilions Beerdigung kommen wird, auch wenn nichts mehr da ist, was beerdigt werden könnte.
Er erzählt, dass Alrik mit einem Feuerelementar verschmolzen worden ist, dass dies Mendilions Werk gewesen sei. Bei diesen Worten wird mir erneut ganz flau im Magen. Mein großer Mentor ein Chimärologe? Soll er tatsächlich dafür verantwortlich gewesen sein, dass er eine Kreatur erschaffen hat, die nicht fähig ist, alleine zu leben, die tagtäglich leiden muss? Ich werde es nicht mehr durch seine Diarien herausfinden, die wurden zerstört. Aber wenn sowohl Bisminka als auch er das Gleiche erzählen? Vielleicht weiß Adepta majora Tandiana ja noch etwas.
Noch während ich diesem Gedanken nachhänge, erzählt Wilmaan, dass diese Mendilion getötet habe, dass sie die Bücher im Gut gefälscht habe, das Gift gekauft habe über das Handelshaus Wilmaan und dass er dies beweisen könne.
Tandiana? Die ehemalige Geliebte Mendilions? Warum? Ich kann mir das alles nicht länger anhören, die Akademie wurde gerade vor meinen Augen dem Erdboden gleich gemacht, mein Mentor wurde demontiert, alles, woran ich geglaubt habe, wonach ich gelebt habe, wurde heute infrage gestellt. Ich muss hier weg!