Tagebuch von Isidra Kowaljewa
Diarium der adepta minora Isidra Kowaljewa (3. Boron 1016 BF)

03. Boron 1016 BF

Ich wache früh auf, eingekuschelt in meine Decke, Puhbär in den Armen. Dass meine Eltern diesen kleinen Bären all die Jahre aufgehoben haben lässt mich schmunzeln. Aber nur so lange, bis ich mich erinnere, was gestern geschehen ist. Die Akademie - weg. Mendilion - tot. Ein Dämonologe gar?

In meine Gedanken vertieft gehe ich nach unten, wo bereits das Frühstück auf mich wartet. Mama hat mal wieder viel zu viel gemacht, dabei müsste sie doch mittlerweile wissen, dass ich nicht weiter wachsen werde. Just, als ich sie darauf hinweisen will, erneut, fällt sie mir ins Wort und richtet mir aus, dass ich heute noch in die Norburg kommen soll, Isidor wolle wohl etwas wichtiges verkünden.

Als ich mich auf den Weg mache, komme ich am Ifirntempel vorbei, wo ich Danjuk antreffe. Ich kann sehr deutlich erkennen, dass er offenbar Butter und Marmelade zum Frühstück hatte, aber es scheint geschmeckt zu haben. Er schließt sich mir an und wirkt wieder ein wenig verloren, als wir zu Isidor, Maschdawa und Golgarah stoßen, die gerade in eine Diskussion vertieft sind den Neubau der Akademie betreffend. Ich will nicht weiter stören, gebe Golgarah aber zu verstehen, dass ich sie sprechen müsse, wenn sie hier fertig sei.

Nach ein paar Minuten kommt sie zu mir und ich frage sie, was an der Geschichte wahr sei, die ich über Mendilion erfahren habe. Sie war schließlich eng mit ihm befreundet. Und sie fängt an zu erzählen.

Der große Brand von Norburg wurde von einem Feuerelementar ausgelöst, den ein Druide geschickt haben soll. Alle Versuche, den Elementar zu bannen, sind fehlgeschlagen. Alrik, ein Gehilfe des Beschwörers Mend Ilon bot seine Hilfe an und daraus resultierend wurde der Elementar in seinem Körper gebannt. So wurde Rik erschaffen und aus Mend Ilon wurde der Weißmagier Mendilion, der fortan alles nur Mögliche unternehmen sollte, um Rik zu schützen.

Das wirft ein gänzlich anderes Licht auf Mendilion. Sicher, ein zur Gänze Unschuldiger war er sicherlich nicht, aber wird man nicht nur in die weiße Gilde aufgenommen, wenn man sich bewährt hat? Wenn man bewiesen hat, dass man es verdient? Alles, was er mir beigebracht hat, geschah unter dem Mantel der weißen Gilde, das sollte mich, mein Gewissen doch beruhigen. Oder?

Als ich auf den Hof der Norburg trete, kommen mir Nadira und Tsadan auf Pferden entgegen. Nadira teilt mir mit, dass sie zu einer Jagd geladen worden sind, die sie unmöglich ablehnen können, dass es aber ungünstig wäre, bei einer Winterjagd Salima dabei zu haben und daher bittet sie mich, doch während ihrer Abwesenheit auf sie aufzupassen. Bei diesen Worten streift Salima mir bereits um meine Beine.

Isidor, der zwischenzeitlich zu uns getreten ist, überträgt mir die Leitung und Aufsicht über den Neubau der Akademie. Er sagt, dass ich ausreichend Erfahrung besitzen würde, um dies zu seiner Zufriedenheit zu erledigen. Ich weiß zwar nicht, was er damit meint, Peraines Heimstatt lässt sich schwerlich mit einer kompletten Akademie der weißen Gilde vergleichen, aber seine Wortwahl lässt keine Absage meinerseits zu. Auch bittet er mich, ihn gleich bei der Führung durch das Marbidenkloster zu begleiten und da ich vorher noch Thulvje suchen will, vereinbare ich mit ihm, dass ich mich vor dem Kloster einfinden werde.

In der Taverne Ogerfaust, wo ich Thulvje vermute, ist er leider nicht, der Wirt teilt mir jedoch mit, dass er gestern da gewesen sei, ihm aber schlecht geworden wäre. Mir bleibt nichts anderes übrig als ihm eine Notiz zu hinterlassen, schließlich sollte er eigentlich die ganze Zeit an meiner Seite sein. Ich hoffe nur, dass er keine Dummheiten macht, denn die hätte ich ganz allein zu verantworten.

Am Marbidenkloster angekommen wartet schon Isidor auf mich, bei ihm steht Bruder Marbidian, der die Führung leitet. Wir bekommen neben dem Gebetsraum und sehr kargen Privatgemächern der Marbiden auch die Einzelpatientenzimmer, welche wider Erwarten hell und lichtdurchflutet sind, ganz gegensätzlich zu den dunklen Gängen und Zimmern der Marbiden, und den Gemeinschaftsraum gezeigt. Auch den Keller mit dem Labor und den Lagerräumen zeigt man uns. Ich sehe, dass die Lagerräume eigentlich für andere Dinge gedacht sind, schließlich sind sie mit Gittern versehen, die aus Mondsilber sind und hinter einem Fass erkenne ich in die Wand verankerte Fesseln.

Ich versuche, alle möglichen Schlupfwinkel und dunklen Ecken in mein Gedächtnis zu speichern, das könnte Thulvje helfen, hier unerkannt und ungesehen rein- und hoffentlich auch wieder heraus zu kommen. Er hat mir schließlich versprochen, dass er nur nachsehen wolle, ob es sich um Werwölfe handle, keinerlei Gewalt, kein Angriff aber dann würde er von seinem Wahn ablassen.

Worauf habe ich mich hier nur eingelassen?

Ich komme nicht dazu, diesem Gedanken länger nachzuhängen, denn oben auf dem Flur sehe ich den Elfen aus dem Gut, der gerade gefüttert wird. Auf meine Nachfrage wird mir mitgeteilt, dass er quasi der erste Proband sei, den das Gut ihnen geschickt habe, damit die Marbiden beweisen können, dass sie fähig sind, sich um solche Patienten zu kümmern.

Ich muss Isidor nach unserer Führung zugestehen, dass ich offiziell keinerlei Beanstandungen bezüglich des Marbidenklosters vorbringen könne, worauf er nur erwidert, dass er nichts anderes erwartet habe und dass er mich morgen zur neunten Morgenstunde in der Norburg erwarte, damit ich mit den Architekten sprechen könne.

Etwas verwirrt lässt er mich und Danjuk zurück, weshalb ich beschließe, doch erst einmal zu meinen Eltern zu gehen. Die sind zwar ein wenig verwirrt, als sie Danjuk gewahr werden, lassen uns aber in mein Zimmer gehen.

Ich glaube, meine Mutter misstraut mir ein wenig, gefühlt alle zehn Minuten kommt sie herein und fragt, ob wir etwas trinken wollen oder ob wir Hunger hätten. Bei dem dritten klopfen von ihr überlege ich, was sie uns jetzt anbieten wolle, aber sie meint nur, dass da noch zwei Männer wären, die zu mir wollen.

Hinter ihr kommen Pjerow und Ifrundoch hereingestürmt, die beiden scheinen Mibelrohr zu sich genommen zu haben. Während sie mir diverse Aufzeichungen überreichen, die sie laut ihrer Aussage aus der Taverne Am Badehaus haben, erzählen sie, was sie dort vorgefunden haben.

Sie sollten die Sachen von Wilmaan holen, der ja dort ein Zimmer hatte und haben dabei unter seinem Bett ein Heptagramm entdeckt. Danach ist den beiden aufgefallen, dass überall, wo sie lang gegangen sind, aus dem nichts heraus verdächtige Bluttropfen auf dem Boden erschienen sind und Pjerow stößt auf Notizen, die die Schritte aller umfasst, die jeder in unserer Gruppe seit der Ankunft in Norburg getan hat. Diese Notizen wurden offenbar von Shafiria verfasst, nur woher hat sie diese erhalten?

Im Spiegel hinter sich habe Pjerow dann ein kleines fliegendes Auge gesehen, von dem wohl auch das Blut stammen soll. Es ist den beiden wohl gelungen, diese Kreaturen zu töten, auch hinter Ifrundoch sei so ein Ding hergeflogen, welche jedoch nicht in das Heptagramm fliegen konnten, welches sich unter Wilmaans Bett befand. Während die beiden mir dies erzählen, ich habe beschlossen, die Türe besser abzusperren, soll Mama doch erstmal denken, wonach ihr der Sinn steht, zückt Pjerow seinen Spiegel, um mich und Danjuk darin zu betrachten.

Hinter mir fliegt keines dieser Augen, aber hinter Danjuk werde auch ich dieser Kreatur gewahr und zu dritt gelingt es den Männern, auch dieses Wesen unschädlich zu machen. Der Lärm, den es dabei verursacht hat, er hat mir geradezu körperliche Schmerzen bereitet, wird sicherlich nicht gerade positiv zu Mamas Fantasien beitragen.

Ifrundoch drückt mir gerade einen Seffer Manich der Ragaschoff Sippe in die Hand, als Mama erneut an der Tür klopft. Ich öffne ihr und sehe Thulvje, der offenbar meine Notiz gefunden hat und sich an meiner Mutter vorbeischiebt. Diese wirft mir einen ungläubigen Blick zu, stehe ich doch jetzt mit vier Männern alleine in meinem kleinen Zimmer.

Ich schließe die Tür wieder und im Spiegel sehen wir, dass auch hinter Thulvje ein solches Auge schwebt, welches ebenfalls unter lautem Geschrei getötet werden kann. Ich fühle mich wahnsinnig schwach und versuche daher, einen Balsam auf mich zu wirken. Aber, oh ihr Götter, irgendwie hat meine Konzentration die letzten Tage sehr gelitten. Oder habe ich vergessen, mir die Hände zu waschen? Ich weiß es gar nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass ich nicht die sonst so gewohnte Energie durch mich strömen fühle, dass ich mich eher noch kraftloser fühle, einer Ohnmacht nahe.

Ifrundoch hält mir ein Fläschchen an die Lippen, welches ich anstandslos trinke, warum sollte er mir etwas böses wollen? Er ist doch immer so lieb zu mir, genau wie mein Puhbär, der sich gerade von meinem Bett erhebt und auf mich zugelaufen kommt. Puhbär?

Und jetzt steht auch noch Wilmaan in meinem Zimmer und murmelt etwas vor sich hin. Plötzlich liegt Puhbär wieder dort, wo ich ihn heute früh hingelegt habe, aber Wilmaan steht noch da und gibt mir einen Heiltrank, den ich trinken soll. Resignierend zucke ich mit den Schultern, letztlich habe ich ja eh keine andere Wahl als mich zu fügen und ich trinke das Fläschchen in einem Zug leer.

Als ich, von neuer Energie durchströmt, meinen Blick durch das Zimmer gleiten lasse, erzählt Wilmaan uns, dass Hecker in Schwierigkeiten sei. Er wisse das, weil auch hinter ihm ein Gotongi flöge, so sagt er. Ein Gotongi? So heißen diese Kreaturen also. Und dass er dies lediglich gemacht habe, um über unsere Schritte informiert zu sein, da wir uns unserer aber entledigt haben, sah er sich gezwungen, persönlich herzukommen, was ihm sehr zu missfallen scheint.

Er sagt weiter, dass angeblich ein paar Marbiden nach dem Kampf zwischen Werwölfen und Vampiren auf dem Marktplatz verschwunden seien und dass er selbst ein Kind der Nacht werden wolle, wobei ihm Ifrundoch und Pjerow helfen sollen und auch ich solle meinen Teil beitragen. Mit diesen Worten hält er mir einen Astraltrank hin.

Wenn Hecker in Schwierigkeiten ist, müssen wir ihm helfen. So sehr ich weiß, dass er sicherlich selbst dafür verantwortlich ist, dass er in dieser Situation steckt, so sehr weiß ich doch auch, wie viel Pjerow von ihm hält und wenn Pjerow ihm vertraut, dann sollte ich das doch auch können.

Von Wilmaan bekommen wir noch die Information, dass er wohl in der Taverne der Hollerovs sein soll und gemeinsam mit Argyl, Rowinja und Molagh brechen wir allesamt auf. Dort angekommen sehen wir Goswyn im Schankraum sitzen, etwas zu essen vor sich. Auf seinen fragenden Blick erklären wir ihm, weshalb wir hier sind und sofort schließt er sich unserer Gruppe an.

Wir gehen in den Keller, in dem wir sieben Norbarden sehen, die einen übel zugerichteten Hecker in der Mitte des Raumes an einen Stuhl gefesselt haben. Ob der schieren Überzahl, die wir darstellen, entsteht den Göttern sei Dank kein Kampf und ich kann direkt zu Hecker eilen und seine Wunden profan verbinden. Während ich Hecker stützend langsam den Raum verlasse, bekomme ich noch mit, dass von den sieben Norbarden vier der Ragaschoff Sippe angehören, darunter auch der letzte verbliebene Sohn von Rika. So sehr ich eine Abneigung gegen die Ragaschoffs hege, so froh bin ich trotz allem, dass die anderen sich beherrschen und alle Beteiligten am Leben lassen.

Ich muss auch nochmal zum Gut, schließlich muss ich wissen, wer Mendilion getötet hat. Als ich mein Vorhaben kund tue, schließen sich die anderen mir an, um mich zu begleiten. (Ich frage mich manchmal, ob sie Angst haben, dass ich nicht auf mich selbst aufpassen kann oder ob sie mir einfach nur gute Freunde sein wollen. Ich denke, eine Mischung aus beidem wird es sein. Aber ich bin mir, ehrlich gesagt, selbst nicht sicher, ob ich mich alleine verteidigen könnte. Wenn jemand mein Leben will, wäre ich wahrscheinlich ein leichtes Opfer. Warum nur mache ich mir gerade jetzt Gedanken über meine eigene Sterblichkeit, meine Verletzlichkeit und Hilflosigkeit?)

Im Gut angekommen beschließe ich, Adepta Tandiana zu befragen, mir rutscht jedoch unbedacht heraus, dass sie mit Mendilion das Bett geteilt habe. Daraufhin gibt sie mir eine Ohrfeige (irgendwie bin ich gut darin, Ohrfeigen zu kassieren), woraufhin Ifrundoch sie schlagen will. Tandiana verschanzt sich in ihrem Büro, doch es ist für Ifrundoch ein leichtes, die Tür aus den Angeln zu reißen.

Den Göttern sei Dank gelingt es mir jedoch, die Situation zu deeskalieren. Ich bin schließlich selbst schuld and er Ohrfeige. Für eine Adepta der Seelenheilkunde denke ich manchmal zu wenig nach, bevor ich den Mund aufmache.

Tandiana streitet ab, dass sie etwas über Mendilions Vergangenheit erfahren habe. Sie sagt, dass sie seine Prima war, aber nur während der Ausbildung und dass sie so gut wie nichts über ihn gewusst habe. Als ich einen Einblick in die Kassenbücher haben will, verweigert sie mir dies jedoch, dies könne nur Maschdawa autorisieren. Sie sagt mir, dass das Gut kurz gehalten würde, was die finanzielle Unterstützung angehe, Maschdawa jedoch teilte mir mit, dass dem nicht so wäre. Gewissheit kann nur ein Einblick in die Bücher geben, weshalb wir uns gemeinsam auf den Weg zu ihr machen wollen.

Auf halber Strecke kommt uns Golgarah entgegen, einen - vermutlich leeren - Sarg hinter sich herziehend. Wir drehen um, nur Pjerow, Ifrundoch, Danjuk, Rowinja, Molagh und Argyl gehen weiter nach Norburg, sie sagen, dass sie noch in die Ogerfaust gehen wollen. Auch Thulvje wirkt kurzzeitig so, als würde er gerne mitgehen wollen, bleibt dann aber doch bei mir, was ich mit einem Kopfnicken quittiere.

Die Beerdigung ist ergreifend. Neben Natascha und Goswyn mit Arifa sehe ich auch Bisminka, Isidor, etwa ein Dutzend Marbiden und diverse Bürger Norburgs, die alle gekommen sind, um Mendilion die letzte Ehre zu erweisen.

Golgarah hält eine lange Rede und erzählt von dem jungen Mendilion. Auch Maschdawa hält eine ergreifende Ansprache, die sehr persönlich gehalten ist. Als sie davon erzählt, dass Mendilion verfügt hat, dass in die zukünftigen Abschriften seines Buches ganz offiziell der Tsaschnitt nach Kowaljewa aufgenommen werden soll, kann ich mir die Tränen, die ich die ganze Zeit krampfhaft unterdrückt habe, nicht mehr zurückhalten. Maschdawa spricht von Mendilion als einem Freund, der immer geholfen hat.

Natascha schweigt einige Zeit an Mendilions Grab und auch die anderen Anwesenden geben ihm das letzte Geleit. Vor einem Bürger mit liebfelder Mode und kurzen schwarzen Locken verneigt sich Golgarah. Ich frage mich, wer das wohl ist, ich habe Golgarah noch nie mit jemandem gesehen, vor dem sie sich verneigt hat.

Gegen Mitternacht endet die Zeremonie und ich nutze die Gelegenheit, Maschdawa bezüglich der Kassenbücher anzusprechen. Als ich endlich hineinblicken darf, kann ich erkennen, dass das Geld, welches von der Akademie geschickt worden ist, einige Monate lang nicht in voller Höhe im Gut angekommen ist. Größere Summen wurden offenbar abgezweigt, die Bücher nachträglich gefällscht. Maschdawa konfisziert daraufhin die Bücher. Laut Tandiana sei das Büro immer abgesperrt gewesen, den Schlüssel dafür trüge sie ständig um den Hals und auch Maschdawa sagt, dass ihr Büro immer verschlossen gewesen sei, wenn sie nicht anwesend war.

Zwischen den beiden entsteht ein Streit, Jede bezichtigt die jeweils andere der Lüge und Veruntreuung von Geldern. Weiter wirft Tandiana Maschdawa vor, dass diese zu politisch geworden sei, dass sie selbst Isidor unter Druck setzen würde.

04. Boron 1016 BF

Erst zum Sonnenaufgang beschließen die beiden, das Gut zu verlassen, keine traut der anderen über den Weg. Auch die anderen sind bereits gegangen und so stehe ich alleine mit Golgarah an Mendilions Grab.

Zum schlafen ist es bereits zu spät, schließlich soll ich um neun Uhr das Gespräch mit den Architekten führen, also mache auch ich mich auf den Weg nach Norburg. Als ich am Marbidenkloster vorbeikomme, sehe ich, wie Pjerow gerade heraustritt und wünsche ihm einen guten Morgen.

Er erzählt mir, dass er dort gewisse Nachforschungen angestellt habe, erläutert diese jedoch nicht näher. Als ich nachfragen will, worum es sich bei diesen Nachforschungen handele, erzählt er beinahe beiläufig, dass der Elf aus dem Gut ihm nachgeschlichen sei. Ich kann gar nicht glauben, was er da erzählt, das muss ich mit eigenen Augen sehen.

Von wissenschaftlicher Neugier getrieben lasse ich Pjerow vor dem Kloster stehen und gehe hinein. Ich höre noch, wie er mir hinterherruft, dass ich den Elfen sicherlich in der Küche beim Honig finden werde und tatsächlich treffe ich ihn dort auch an. Er ist wach und ansprechbar. Er erzählt mir, dass er aus Neersand stamme und dass er stark geträumt habe, von dem Gut, der Zeit, die er dort verbracht habe, aber dass seine Zeit noch nicht gekommen sei.

Faszinierend. Wie kommt es, dass noch keinem Marbiden aufgefallen ist, dass er aufgewacht ist? Ich denke, bevor ich zu Isidor gehe, sollte ich noch einen kleinen Abstecher zu Gari machen, sehen, wie es ihr und Friedbert die letzten Tage ergangen ist, ich war viel zu beschäftigt die ganze Zeit.

Als ich mich auf den Weg mache, merke ich, dass Lysandel mir folgt. Nun gut, ich werde den Marbiden später Bescheid sagen, ich bin mir sicher, dass Gari sich sicherlich freuen wird, wenn ich kurz vorbei schaue. Noch bevor ich an Nataschas Haus angekommen bin, wird mir zugetragen, dass Gari entführt worden sei. Wie kann das sein? Ich dachte, das Haus würde bewacht?

Ich eile zu Pjerow und gemeinsam suchen wir Nataschas Haus auf. Vorne im Eingang liegt ein Nachtwächter mit einer großen, klaffenden Wunde in der Brust, oben vor Garis Zimmer ein Bediensteter, dem offenbar das Genick gebrochen wurde. Im ganzen Haus herrscht große Aufregung. Wo können die beiden nur sein? Auch von Friedbert fehlt jede Spur, aber ich bin mir sicher, dass er bei Gari sein muss.

Pjerow packt das Kuscheltier Friedberts und Garis Haarbürste ein und gemeinsam holen wir Ifrundoch und Danjuk, die wir beide im Ifirntempel finden. Die drei beschließen, Wilmaan um Hilfe zu bitten, vielleicht kann er seine Gotongi losschicken oder dergleichen. Er soll nur irgendwas tun. Ich muss zu Isidor, wenn ich nicht erscheine, weiß ich nicht, was er mit mir macht, Gari hin oder her. Nur schwer gelingt es den dreien, mich dazu zu bewegen, dass ich in die Norburg gehe, aber sie versprechen mir hoch und heilig, dass sie alles tun werden, um Gari zu finden.

Es gelingt mir kaum, meine Gedanken bei der Besprechung mit den Architekten beisammen zu halten. Warum müssen dir nur bei jeder kleinen Änderung sofort einen komplett neuen Plan zeichnen? Ich werde schier wahnsinnig vor Sorge, bemühe mich aber dennoch, meine Sinne geschärft zu halten, schließlich hängt der Erfolg der neuen Akademie nicht unwesentlich von mir ab.

Erleichtert atme ich auf, als Isidor die Besprechung nach knapp zehn Stunden endlich für beendet erklärt und draußen wartet bereits ein Bote auf mich, der mich zu Wilmaan bestellt. Dort treffe ich auch auf die anderen drei und sie setzen mich darüber in Kenntnis, was sie den Tag über erreicht haben.

In der Taverne Am Badehaus hat Wilmaan tatsächlich Gotongi beschworen, die nach Gari suchen sollen, konnte jedoch noch keine hilfreichen Informationen von ihnen erhalten.

Die Tür von Garis Zimmer war verschlossen und wurde aus den Angeln gerissen, innen an der Tür sind Kratzspuren, so als hätte jemand versucht, das Schloss zu knacken. Von innen? War Gari eingesperrt und wurde gar nicht entfürt, sondern befreit? Aber warum sollte Natascha sie einsperren lassen?

Während die anderen erzählen, zieht Wilmann das Tuch von einer Leiche, der Wache, und fordert uns alle auf, sie zu berühren, sie würde uns ihre letzten Momente zeigen. Etwas widerwillig, das muss schwarze Magie sein, lege ich meine Hand auf den Leichnam und sehe plötzlich durch seine Augen.

Im Haus Petrilowska sehe ich Holz brechen, eine Tür bersten und ich sehe Brack, der Gari, die Friedbert fest umklammert hält, mit sich zieht.

Wo können die drei nur sein? Wir eilen zum Rondratempel, Brack ist schließlich Söldner, vielleicht hat er dort Zuflucht gesucht, aber nichts. Auch am Ifirntempel finden wir keine Spuren von den dreien.

Ich erinnere mich, dass auch Thulvje auf meine Hilfe zählt und bitte Pjerow, Ifrundoch und Danjuk, dass sie weiterhin mit allen Mitteln nach Gari suchen sollen, ich müsse dringend zum Marbidenkloster. Auf dem Weg dorthin wird uns zugetragen, dass vor dem Hesindetempel ein Tumult ausgebrochen wäre und die drei eilen sofort hin.

Ich bete zu Peraine, dass sie ihre schützende Hand über Gari und Friedbert halten soll, während ich mit Lysandel zum Kloster gehe. Ich hoffe nur, dass Thulvje sich die Ecken und Verstecke gemerkt hat, die ich ihm genannt habe und klopfe lautstark an das Tor, woraufhin Robak zu mir geeilt kommt.

Ich stelle ihm den Elfen vor und teile mit, dass er mir nachgelaufen sei, ich aber erst jetzt die Zeit gefunden habe, ihn zurückzubringen. Dabei versuche ich, möglichst laut zu reden und Robak dazu zu bewegen, doch die anderen zu holen, denn schließlich sei diese Spontanheilung doch eine Sensation.

Robak teilt mir auch mit, dass das Gift wohl im Brei gewesen sei, er ist mittlerweile mit seiner Analyse fertig geworden, der Regenbogenstaub jedoch im Zucker. Deswegen war Lysandel wohl so apathisch, immerhin hat er mehr von dem Zucker konsumiert als von dem Brei.

Wie bekomme ich Robak und die anderen Marbiden aus dem Kloster raus, damit Thulvje sich umsehen kann? Der Tumult am Hesindetempel, Gari! Ich erzähle ihm, dass Gari entführt worden sei und dass es jetzt einen Tumult am Hesindetempel gibt, dass wir doch am Besten alle dorthin eilen sollten, wer weiß, ob und wie viele Verletzte es gäbe. Es zerreißt mich förmlich, während ich auf eine Antwort warte.

Thulvje, Gari, wie kann ich nur beiden helfen? Bitte Pjerow, Ifrundoch, Danjuk, gebt euer Bestes, findet sie...

Dieser Eintrag wurde am 13.01.2017 (15:22) verfasst und 699 mal aufgerufen.
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