Tagebuch von Isidra Kowaljewa
Diarium der adepta minora Isidra Kowaljewa (6. Boron 1016 BF)

06. Boron 1016 BF

Wie besprochen gehen wir fünf mit dem verbliebenen Rest Tukk in Richtung des Kraters, der einmal unsere Akademie war. Auf dem Weg dorthin beschleicht uns alle ein ungutes Gefühl und wir entdecken immer wieder diese hünenhaften Gestalten, die wir mit Shafiria in Zusammenhang bringen. Unwillkürlich werden wir alle etwas schneller, doch kurz bevor wir unser Ziel erreichen, stellen sich uns zehn dieser Fjarninger in den Weg. Teborian weist uns an, hier zu warten, während er auf die zehn Gestalten zugeht. Er wechselt ein paar kurze Worte mit ihnen und diese beginnen zu lachen.

Schlagartig wird es um uns herum dunkel und ich höre Nadira wimmern. Als es wieder heller wird, das Sternenlicht zu sehen ist, sehe ich zum einen Nadira, die sich auf den Boden kauert und wimmert und nehme aus dem Augenwinkel noch wahr, wie ein paar Stiefel in einer Gasse verschwindet.

Wir machen uns auf den Weg zum inneren des Kraters, in dem unzählige Vergissmeinnicht wachsen und Teborian nimmt mich etwas zur Seite. Er teilt mir mit, dass Nadira Schuld auf sich geladen habe, da sie Angst in der Dunkelheit gehabt habe und dass ich sie im Auge behalten solle. Auch wenn ich nicht genau weiß, was er damit meint, verspreche ich ihm, auf sie aufzupassen.

Als wir das Tukk über die Blumen gegossen haben, beginnt der Boden zu erbeben und Wurzeln brechen aus dem Boden hervor. Um uns herum bildet sich ein Raum komplett aus Holz mit einem Torbogen, dahinter entstehen weitere Räume und eine Treppe, die nach oben führt. Uuhs Oduhn bildet die Akademie nach. Eine gewachsene Akademie gänzlich aus Holz! Beeindruckend.

Wir beobachten das Schauspiel nur eine kurze Weile, denn am Horizont macht sich ein heller Schimmer bemerkbar und Teborian teilt uns mit, dass es für ihn an der Zeit ist, ins Bett zu gehen. Wir vereinbaren, uns nach dem Abendessen, seinem Frühstück, wieder zu treffen und gehen zur Taverne Am Badehaus, um dort auf Pjerow und Ifrundoch zu warten.

An der Taverne angekommen sehen wir, wie Wilmaan und Pjerow in der Küche stehen und gemeinsam kochen. Sie teilen uns mit, dass wir nach dem Essen erfahren werden, was sich ereignet hat, dass wir aber, bevor wir nicht oben in Wilmaans Zimmer in seinem Bann- und Schutzkreis stünden, nicht über wichtige Dinge reden sollten. Oben angekommen beginnt Pjerow zu erzählen.

Als die drei im Hotel am Markt eingetroffen sind, Wilmaan gefesselt und mit einem Topfhelm auf dem Kopf, um das Ganze glaubwürdiger zu gestalten, werden sie bereits von Shafiria erwartet. Diese ist auf einmal wieder gealtert, etwa mitte 20 Götterläufe alt und teilt ihnen mit, dass sie das Spiel längst durchschaut habe. Sie erklärt, dass Rika Pjerows Haus nicht anzünden sollte, dass dies kein Auftrag von ihr gewesen sei. Sie erzählt weiter, dass sie Argyl aus dem brennenden Haus gerettet habe und dass sie, als sie Rowinja und Molagh in ihre Gewalt bringen wollte, von jemandem, der silberne Bolzen verschießt, daran gehindert worden sei. Das war sicherlich Thulvje!

Auf die Frage Pjerows, woher sie so genaue Informationen habe, zeigt sie ihnen ein Buch, in welches auf wundersame Weise alles geschrieben wird, was er sagt, was er tut, ja sogar, wann er den Abort aufsucht oder etwas isst.

Pjerow erzählt weiter, dass er den verzauberten Dolch, den er von Wilmaan bekommen hat, in das Buch gerammt habe und es daraufhin verbrannt sei. Jedoch vorher habe er noch gelesen, wie Rika aus Norburg entkommen ist. Sie sei durch einen geheimen Gang von ihrem Haus in die Norburg gekommen, den früher auch die Geliebte Isidors verwendet hatte und von dort aus durch einen Fluchttunnel im verlassenen Trakt aus der Stadt.

Desweiteren hat ihm das Buch gezeigt, dass sie in allen vier Himmelsrichtungen der Stadt diese dämonischen Samen gepflanzt hat und Shafiria hat ihnen mitgeteilt, dass diese Saat aufgehen würde, wenn nicht zur rechten Zeit das rechte Zeichen von ihr gegeben würde. Aus dieser Saat würden ebensolche Eisspiralen hervorgehen wie die, die die Akademie zerstört habe und sie verlangt von Pjerow und Ifrundoch, dass diese ihr das Blut der niederen Vampire bringen, welche der Ervampier der Nacht erschaffen habe, denn dann könne sie die Dämonen dazu bringen, dass diese den Vampir schwächen. Täten sie dies nicht, würde sämtliches Leben in Norburg ausgelöscht werden. Sie selbst hätte kein Interesse daran, dass Norburg zerstört würde, sie will lediglich das Sykarian, welches der Erzvampir gesammelt hat, haben, um Borbarad einen Körper zu ermöglichen.

Bevor Pjerow auf das Angebot (kann man es überhaupt ein Angebot nennen?) eingeht, verlangt er seinen Mitarbeiter Argyl zurück, was Shafiria ihm bereitwillig zugesteht.

Einzig Ifrundoch ist nicht zur Taverne zurückgekehrt, er hat sich, wie Pjerow sagt, auf die Suche nach Rowinja und Molagh gemacht.

Es entbrennt eine kurze Diskussion, ob wir die Saat noch bevor sie sich in diese Spiralen verwandelt, ausgraben und unschädlich machen sollen oder ob wir das Risiko eingehen müssen, dass sie die Bewohner Norburgs schwächt, da Teborian in einem Kampf gegen den Erzvampir der Nacht eine bessere Möglichkeit zu gewinnen hätte, wenn die Spiralen vorher die Vampire schwächen. Dabei sagt Nadira mit hassverzerrter Stimme, dass sie auf jeden Fall, wenn sie Shafirias habhaft wird, diese leiden lassen wolle. Meinte Teborian das mit Schuld auf sich geladen? Es bedarf meiner sämtlichen Redekünste, um sie davon zu überzeugen, dass dies keine Lösung sei und dass es besser ist, ihren Körper Uuhs Oduhn zu übergeben, wie wir es besprochen hatten.

Bevor ich heute Abend vor lauter Müdigkeit nicht mehr klar denken kann, beschließe ich, mich hinzulegen, doch ich komme nicht weit. Gerade als ich das Haus meiner Eltern erreiche, werde ich von Ifrundoch abgefangen, der mich bittet, ein paar Pergamentfetzen zu entziffern, die er in Thulvjes Zimmer gefunden hat. Er sagt, dass er auf der Suche nach Rowinja und Molagh ist, dass er dabei bislang aber nur diese Fetzen gefunden habe und vier Leichen in einer Wohnung, die einem von Pjerows Männern gehört. Diese Leichen seien völlig blutleer gewesen, aber von den Kindern oder Thulvje war keine Spur zu entdecken.

Auf den Fetzen erkenne ich das Marbidenkloster, desweiteren einen Werwolf sowie einen gefangenen Werwolf. Auf einem weiteren Fetzen erkenne ich das Marbidenkloster aus einem anderen Winkel, aus einem Fenster heraus, sowie vier menschliche Figuren mit Löchern, die vermutlich Fiebling, Goswyn, Arifa und Brack darstellen sollen. Desweiteren die gleichen vier Personen als Werwölfe. Ich vermute, dass Thulvje damit festhalten will, dass er glaubt, dass die Marbiden die vier zu Werwölfen verwandeln will. Wir sollten dem ganzen nachgehen und gemeinsam mit Ifrundoch gehen wir zum Marbidenkloster.

Dort angekommen wird uns mitgeteilt, dass Fiebling heute nacht bei der Operation, in der sein Arm abgenommen werden sollte, verstorben sei. Ich könne aber seine Leiche nicht sehen, weil sie bereits in der Nacht zum Gut zum Boronanger gebracht worden sei aus Angst vor einer möglichen Verwandlung in einen Werwolf, wie mir mitgeteilt wird, da sich ja einer in Norburg herumtreiben soll.

Als ich herzhaft gähne, bietet mir Robak, der mir diese Informationen gegeben hab, schließlich hat er Fiebling operiert, einen Wachtrunk an, den ich danken annehme. Ich will schließlich nicht, wie Tsadan und Nadira, diesen Mibelrohrtee von Wilmaan nehmen, da doch eine Gefahr der Abhängigkeit besteht.

Robak erzählt mir weiter, dass Natascha den Söldner wohl zwischen 1000 und 2000 Batzen gezahlt hat, dass sie Gari zurückbringen, insbesondere an Friedbert scheint sie sehr interessiert zu sein. Auch erzählt er mir, dass Isidor Natascha unterstützt, weshalb der Oberste der Marbiden vorerst auch beschlossen hat, niemanden in die Norburg zu bringen zu den Magiern, bevor er nicht das gesamte Bild gesichtet hat, weiß, wer im Recht und wer im Unrecht ist.

Er erzählt weiter, dass Rowinja und Molagh etwa vor drei Stunden hier im Kloster gewesen sind, dass sie sich im Gebetsraum umgesehen haben und dann wieder raus gegangen seien, um sie dort mit einem Mann, der auf Thulvjes Beschreibung passt, zu treffen. Sie seien danach in Richtung des Hesindetempels gegangen und Robak bittet uns, den Kindern doch zu erklären, dass es sich nicht ziemt, auf den Bänken um die 30 Silbernadeln so anzubringen, dass die Geweihten sich daran verletzen.

Ich werde das Gefühl nicht los, dass mir Robak etwas verheimlicht, aber gerade haben wir keine Zeit. Die Kinder und Thulvje waren hier, haben aber einen Vorsprung. Wir eilen weiter zum Hesindetempel.

Dort angekommen teilt uns Meister Heimeran mit, dass die drei hier gewesen sind und ihn um Mithilfe gebeten haben, weil sie, angeblich für die Akademie, Bücher benötigt haben. Die Akademie ist überhaupt gerade das Gesprächsthema nummer eins hier, Uuhs Oduhn ist mittlerweile mit dem Bau fertig geworden und es geht doch tatsächlich das Gerücht um, dass die Magier selbst dieses Wunder vollbracht haben sollen.

Ich habe jedoch wenig Zeit, dies genauer zu erklären und lasse mir daher von Meister Heimeran die Titel der Bücher nennen, die die drei mitgenommen haben. Da wären ein Buch über die Marbiden, eins über die Fabelwesen des Bornlands, ein weiteres über Norburg und die Werwölfe, die Biographie Isidors sowie ein Buch, das auf dem Index steht und eigentlich gar nicht herausgegeben werden darf, welches sich mit Experimenten mit Fabelwesen befasst. Was will Thulvje mit diesen Büchern? Vor allem, er kann doch gar nicht lesen und schreiben, seine Notizen ähnelten mehr einer Kinderzeichnung.

Vielleicht sind die drei ja tatsächlich zur Akademie gegangen, wie sie gesagt haben. Ich bezweifle es zwar sehr, aber einen Versuch ist es wert. Dort angekommen werden wir von Rajan und Jaschwinia freudig empfangen. Die Akademie, gänzlich aus glattem Holz, steht tatsächlich wieder in voller Pracht da, aber Rowinja oder die anderen beiden hat dort niemand gesehen.

Ob Thulvje vielleicht doch bei meinen Eltern zu Hause ist? Als wir dort ankommen, sehen wir tatsächlich Pjerow mit Thulvje, Rowinja und Molagh, sowie fünf Büchern, die die vier bei sich haben. Wir gehen rein und Pjerow teilt uns mit, dass er, weil er Anjuscha darüber informieren wollte, dass Shafiria wahrscheinlich darüber Bescheid weiß, dass sie sie hintergehen will, dort auf Thulvje und die beiden Kinder getroffen sei.

Thulvje erzählt uns, dass er die beiden davor bewahrt habe, von Shafirias Schergen gefangen genommen zu werden und wir beschließen, dass es wohl besser ist, wenn die drei erstmal hier bleiben, schließlich passen hier immer noch zwei Rondrageweihte auf meine Eltern auf. Er übergibt mir das Buch, welches auf dem Index steht und bittet mich, ihm vorzulesen, was dort unter der Rubrik Werwölfe steht. Dort ist zu lesen, dass es Experimente mit Werwölfen und Vampiren gegeben habe. Dass, wenn ein Vampir einen Werwolf beißt, beide sterben würden, aber wenn ein Werwolf einen Vampir beißen würde, nur der Vampir stürbe.

Während ich weiter durch das Buch blättere, fallen mir auch die detaillierten Zeichnungen auf. Dryaden besitzen keine Lunge und anstatt eines Herzes einen Klumpen Harz. Je mehr ich dieses Buch lese, umso mehr verstehe ich, warum es auf dem Index ist, eigentlich niemand zu Gesicht bekommen soll. Ich packe das Buch daher vorsorglich ein und sollte es bei passender Gelegenheit zum Hesindetempel zurückbringen. Vorher jedoch fällt mir noch ein Rezept auf, welches dazu verwendet werden kann, um Chimären wieder zu trennen, vielleicht könnte man damit Rik von dem Feuerelementar trennen? Dummerweise ist eine benötigte Zutat für Zuberans Elixier 1 Flux Teryak. Aber wenn man dies substituieren könnte...ich sollte mir bei Gelegenheit weiterführende Gedanken dazu machen.

Thulvje erzählt weiter, dass er sehr stark davon ausgeht, dass Fiebling nicht tot ist, einmal ganz davon abgesehen, dass nicht einmal Leichen im Moment Norburg verlassen dürften, dass Golgarah deswegen bereits sehr aufgebracht sei, aber gerade in Anbetracht der vielen Mordfälle in letzter Zeit klingt diese Anordnung Isidors vernünftig. Aber wenn Fieblings Leiche nicht aus Norburg herausgebracht worden sein kann, warum erzählt mir Robak dann, dass dem so wäre? Oder ist er, wie Thulvje sagt, wirklich gar nicht tot?

Thulvje drückt mir auch ein Bündel Briefe in die Hand, welche er aus dem Marbidenkloster mitgenommen hat. Darin ist zu lesen, was Nadira bereits gesagt hat, dass Isidor sie nach Norburg eingeladen hat. Dass er die Forschungen an Werwölfen autorisisiert hat. Aber auch, dass er sogar erlaubt, dass man Menschen bewusst in Werwölfe verwandelt, um weiter forschen zu können. Ich traue meinen Augen kaum. Er schreibt auch, dass die Akademie zu viel Einfluss zu nehmen versucht und dass er die Marbiden als Gegengewicht in Norburg haben will. Ich frage mich jedoch, warum schreibt Isidor die Briefe an Robak, wenn er doch nur ein Akoluth ist, nicht der Oberste der Marbiden, oder ist er es gar?

Pjerow fällt mir in meine Gedanken, indem er mir mitteilt, dass Anjuscha noch einen genauen Blick auf Tsadan werfen müsse, da er ihr gesagt habe, sie solle Uriel durch Tsadan ersetzen. Ich biete an, zur Norburg zu gehen und Tsadan mitzuteilen, dass er zur Taverne Wolfsruh gehen soll, schließlich bin ich durch Robaks Wachtrunk wieder ziemlich fit.

In der Norburg angekommen störe ich Nadira und Tsadan offenbar bei einem sehr ausgiebigen Liebesspiel. Mir war bewusst, das Mibelrohr aufputscht, aber dass es auch eine aphrodisierende Wirkung hat, ist mir neu. Wie dem auch sei, nachdem ich sie endlich davon überzeugen konnte, mich einzulassen, Nadira dachte doch tatsächlich, ich sei nur gekommen, um ihr wieder Rahjalieb aufzuschwatzen. Dabei habe ich längst akzeptiert, dass sie selbst entscheiden kann, ob sie schwanger werden will oder nicht, erzähle ich den beiden, was sich die letzten Stunden getan hat.

Während Tsadan sich auf den Weg zu Anjuscha macht, beschließt Nadira, dass wir doch nochmal Robak auf den Zahn fühlen sollten. Vorher jedoch suchen wir noch Bisminka in der neuen Akademie auf und Nadira bittet sie, mit ihrer Eule die Schwesternschaft um Hilfe zu bitten, denn wenn die dämonischen Spiralen tatsächlich anfangen, das Teryak aus der Erde zu saugen, dann sollte jemand dafür sorgen, dass kein Klumpen in falsche Hände gerät und alles wieder der rechtmäßigen Besitzerin zurückgeführt wird.

Anschließend gehen wir zu Uuhs Oduhn, der jedoch nach wie vor nur wächst, nicht mit uns spricht.

Im Marbidenkloster angekommen schickt Nadira Salima auf die Suche nach Fiebling und wir gehen derweil zu Brack, Goswyn und Arifa. Wir fragen Goswyn und Arifa, ob sie dazu bereit wären, uns zu helfen, da Norburg in großer Gefahr ist. Um die dämonischen Säulen auszuschalten benötigen wir noch einen weiteren guten Armbrustschützen, der aus einer großen Entfernung einen verzauberten Bolzen treffsicher abfeuern kann. Arifa teilt uns mit, dass sie das durchaus machen könne, sofern ich ihren Vater magisch heilen würde, damit dieser keine Schmerzen mehr habe. Weiter erzählt sie uns, dass sie sich noch auf zwei weitere Jahre bei Natascha verpflichtet haben und auch, wenn sei bei dem Auftrag von ihr ein ungutes Gefühl in der Magengegend gehabt haben, dass sie dazu verpflichtet seien, diesen Auftrag auszuführen.

Brack habe sich nicht an den Kodex gehalten und sei daher von ihnen entlassen worden, einen Groll scheinen sie jedoch nicht gegeneinander zu hegen, sie sind immerhin friedlich zueinander, obwohl sie ihre Waffen noch haben, nicht festgehalten werden oder dergleichen.

Ich teile Arifa mit, dass ich mit dem Obersten der Marbiden sprechen werde, da dieser festgelegt habe, dass vorerst keine magische Heilung stattfinden solle. Als wir den Obersten aufsuchen und unser Anliegen vorbringen, wirkt dieser leicht überfordert und meint, dass er über die Antwort erst meditieren müsse. Ich sage ihm, dass er sich die Zeit nehmen solle und will derweil Robak aufsuchen. Sollte er tatsächlich darin involviert sein, will ich verhindern, dass die beiden sich absprechen können.

Noch bevor ich den Gedanken zu Ende gedacht habe, kommt uns Robak entgegen, er trägt einen Korb, der mit einem Tablett abgedeckt ist und darin befindet sich offenbar Salima, die tobt und zetert. Er sagt uns, dass er eine Katze gefangen hätte, die offenbar Hunger habe und dass er sie in die Küche bringen wolle. Nadira bietet an, dies zu übernehmen, während ich versuche, Robak abzulenken, indem ich ihn um das Rezept von dem Wachtrunk bitte, welches er mich bereitwillig abschreiben lässt. Als er das Rezept jedoch aus seiner Schublade holt, wird er bleich und teilt mir mit, dass er bestohlen worden ist. Hier hat Thulvje also die Briefe her.

Auch Nadira kommt wieder hinzu und ich erkenne aus dem Augenwinkel, dass Salima sich unter Robaks Bett versteckt. Als ich fertig bin mit Abschreiben, wenden wir uns zum Gehen und müssen mit erschrecken feststellen, dass Robak sein Arbeitszimmer hinter uns abschließt. Jetzt ist Salima eingesperrt. Nadira sieht mich mit flehenden Augen an und ich sage ihr, dass sie einen Ohrring abnehmen soll.

Sie erkennt, worauf ich hinaus will und dreht sich zu Robak um mit den Worten, dass sie scheinbar ihren Ohrring verloren habe, ob er sie noch einmal in sein Arbeitszimmer lassen könne. Er schließt uns bereitwillig auf, schließt aber mit den Worten, dass er unsere Spielchen langsam leid sei, hinter uns ab.

Jetzt sitzen wir zu dritt in seinem Arbeitszimmer und während ich diese Zeilen niederschreibe, kann ich immer noch kaum glauben, was vorgefallen ist. Robak teilt uns mit, dass es an der Zeit wäre, Klartext zu reden. Ja, Fiebling ist nicht tot und ja, er wurde lykantrophiert. Aber dies alles geschah gänzlich freiwillig, da er sonst gestorben wäre. Desweiteren erfahren wir, dass sowohl der Oberste ein Werwolf ist, er ist im Übrigen auch derjenige, der den Söldner umgebracht hat. Auf meine Frage, warum er dies getan habe, antwortet Robak mir, dass ich die Marbiden ja um Hilfe gebeten habe und dass man mich sehr schätzen würde und dass der Oberste quasi mir zuliebe dies getan habe. Auch erfahren wir, dass Robak ein Werwolf ist. Ein alter Werwolf, ein Erzwerwolf. Und auf mein Bitten hin verwandelt er sich sogar vor unseren Augen zu einem selbigen und auch wieder zurück. Anbei füge ich die Notizen, die ich während unseres Gesprächs gemacht habe:

Robak ist ein Erzwerwolf, gut hundert Götterläufe alt. Er kann sich unabhängig von der Tageszeit in einen Werwolf verwandeln, muss sich auch nicht zwangsläufig an Vollmond verwandeln. Sein Biss sorgt mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit für eine Ansteckung. Er sieht die Lykantrophie nicht als Fluch an. Wenn er sich verwandelt, erleidet er Schmerzen, da die Knochen brechen, um ihre neue Form anzunehmen. Er ist dennoch die ganze Zeit Herr seiner Sinne.

Seiner Vermutung nach sind die jungen Werwölfe, er nennt sie Welpen, deswegen so blutrünstig, weil sie von den Schmerzen überwältigt werden. Auch er war zu Beginn sehr ungehalten, aggressiv. Er ist immung gegen sämtliche Krankheiten, seine Selbstheilungsrate ist enorm.

Wenn ein Werwolfmännchen eine Menschenfrau schwängert, kommt immer ein normaler Mensch heraus. Schwängert ein normaler Mensch eine Werwolffrau, wird das Kind zu seinem siebten Lebensjahr selbst ein Werwolf.

Werwölfe können sich gegenseitig am Geruch erkennen. Die Sinne sind außerordentlich gut ausgeprägt (das erklärt den guten Geruchssinn und das herausragende Gehör von Robak).

Die Lykantrophie ist nicht Artenübergreifend, aber es heißt, dass jede Tierrasse ihre eigenen Werwesen hat.

Robak teilt uns auch mit, dass er den Obersten berät und dass dieser uns wohl falsch verstanden haben muss, als ich wegen Goswyns Heilung gefragt habe, da ich ja eingeweiht in die Vorkommnisse sei und deswegen auch keinerlei Bedenken bestünden, mich zu den Beteiligten zu lassen.

Nadira bittet Robak um seine Mithilfe im Kampf gegen den Erzvampir der Nacht. Dieser sagt zu, sofern wir den Werwolfjäger, ich vermute er meint Thulvje, aus der Stadt bringen. Desweiteren sagt er, wenn wir kein Stillschweigen darüber bewahren würden, dass er und der Oberste Werwölfe sind, dann wäre dies unsere letzte Unterhaltung gewesen, die wir jemals geführt hätten.

Ich weiß, dass es eigentlich sehr verwerflich ist, so neugierig zu sein, aber ich kann nicht anders, als ihm mehr und mehr Fragen zu stellen, die er mir bereitwillig beantwortet. Auch lässt er mich Fiebling sehen und dieser bestätigt mir, dass er sich freiwillig verwandeln hat lassen. Er meint, dass dies Vorteile habe, denn auch wenn er weiß, dass er den Keller vorerst nicht mehr verlassen werde, so rieche er doch zum Beispiel äußerst genau, dass Nadira Sex gehabt habe.

(Feststellung: am Charakter scheint die lykantrophierung nichts geändert zu haben, Fiebling ist immer noch äußerst anzüglich.)

Als wir aus dem Keller wieder hoch kommen, fällt uns auf, wie spät es mittlerweile ist und wir müssen uns beeilen, sollten wir doch schließlich den anderen bei der Jagd auf den Vampir helfen. Robak bietet uns an, uns zu begleiten und so gehen wir zum Marktplatz, nur um dort einen Tumult vor oder in dem Hotel am Markt mitzubekommen.

Vor der Tür steht Isidor, der gerade die Büttel anweist, die Fenster zu besetzen und auf meine Frage, was denn los sei, erwidert er, dass jemand die Tänzerin gefangen genommen habe. Gerade als ich meine Hilfe anbiete, kommen Pjerow, Ifrundoch, Hecker, Rowinja und Molagh sowie Argyl um die Ecke gebogen. Die Kleidung ist blutverschmiert, offenbar waren sie erfolgreich dabei, Blutproben der niederen Vampire zu sammeln.

Ich gehe dennoch rein, um zu helfen, wie ich es angeboten habe und sehe in der Mitte auf der Bühne Danjuk, der Anjescha mit einem Messer am Hals bedroht. Als er uns sieht, auch die anderen sind mir nachgekommen, ruft er uns zu, dass Shafiria Tsadan mit hoch in den ersten Stock genommen habe und dass die Vision nicht geändert worden sei, dass Anjescha uns betrogen habe.

Er sagt auch, dass Shafiria den Anwesenden Gästen gesagt habe, er wäre der Feind. Das erklärt, warum selbst die Gäste ihre Waffen gezückt haben, warum Isidor so aufgebracht ist. Diese Vision scheint stärker zu wirken, als ich befürchtet habe.

Während Nadira mit Pjerow nach oben eilt, versuche ich, die Situation nach außen hin unter Kontrolle zu bringen. Ich rede laut und beruhigend auf Danjuk ein, nähere mich ihm und sage ihm, dass er die Ruhe bewahren soll. Dieser jedoch schreit mich nur an, dass er hier raus wolle, dass Wilmaan ihn bereits zum zweiten Mal im Stich gelassen habe und dass Anjescha uns betrogen habe. Er sagt, dass er die Vision gesehen habe, dass die Bedrohung aus dem Norden kam und dass ein Mann mit Warzen im Gesicht das Bornland retten würde. Hinter ihm sei ein Mann mit je sechs Fingern an den Händen gestanden, ein wahrer Gott muss das gewesen sein, der ihm geholfen habe.

Anjescha wimmert derweil, dass sie doch nur gemacht habe, was wir ihr gesagt hätten. Mir schwant Böses. Tsadan war alleine unterwegs zu ihr. Was, wenn er abgefangen wurde? Noch während ich weiterhin versuche, Danjuk zu beschwichtigen, hören wir von oben Schreie und Gepolter und ein brennender Fjarninger stürzt die Treppen herab und verteilt dabei das Feuer großflächig auch im Schankraum. Als Danjuk das Feuer sieht, lässt er Anjescha los und spurtet zur Tür hinaus.

Einzig der gerade ausbrechenden Panik ist es zu verdanken, dass er nicht sofort aufgehalten und getötet wurde. Ein Gast jedoch wurde von einem Armbrustbolzen im Kopf getroffen, welcher ein Büttel durch eines der Fenster abgeschossen hat. Die Gäste strömen dem Ausgang entgegen, während Ifrundoch Anjescha herausträgt. Ich kann erkennen, dass noch zwei weitere Fjarninger brennend die Treppe herunter stolpern, einer mit heruntergelassenen Hosen (ich glaube, ich will gar nicht wissen, das dort oben vorgefallen ist), bevor auch ich das Hotel verlasse und beginne, mich an den Löscharbeiten zu beteiligen.

Draußen erkennen wir, dass wir das Feuer im Erdgeschoss zwar schnell unter Kontrolle haben, die Routine der Norburger bei Feuer ist immer wieder beeindruckend, aber im ersten Stock scheint es noch um einiges stärker und länger aufzulodern. Nach einer gewissen Zeit wird mir ein verletzter Pjerow gebracht, der aus dem Fenster im ersten Stock gesprungen ist, wie er mir mitteilt. Er erzählt mir auch, dass Tsadan von Shafiria beherrscht worden ist, das erklärt, warum die Vision doch so ablief, wie sie es geplant hatte und dass Wilmaan und Nadira sie letztlich getötet haben.

Noch während er das erzählt und ich ihm sein Bein heile, bemerken wir plötzlich, wie uns alle eine lähmende Schwäche überkommt. Die Dämonen! Offenbar wurden die Spiralen aktiviert. Wir müssen uns beeilen, wenn wir Norburg retten wollen. Wir brauchen vier Schützen, Pjerow schnappt sich Argyl und rennt zur Taverne Am Badehaus, während ich zu meinem Elternhaus eile und Thulvje ebenfalls dorthin schicke.

Danach renne ich, so schnell mich meine Beine tragen können, zum Marbidenkloster. Ich sage Arifa, dass sie zur Taverne Am Badehaus rennen soll, während ich mich um die erneut aufgebrochene Wunde in Goswyns Bauch kümmere. Es kostet mich außergewöhnlich viel Kraft, sie zu schließen, aber mir bleibt keine Zeit, darüber viele Gedanken zu verlieren, vielleicht kann ich bei den Spiralen helfen.

Ich hole Arifa ein, als sie an der Taverne ankommt, doch dort ist kein Pjerow, auch Wilmaan ist nicht da. Einzig Tsadan ist ans Bett gefesselt und Danjuk, Nadira, Ifrundoch und Iliona (wie kommt sie denn hierher?) sitzen mit in dem Bett. Klar, der Schutzkreis von Wilmaan. Ich frage, wo Pjerow hin ist und Nadira sagt, dass der Westen und Süden von Thulvje und Argyl abgedeckt worden seien, also bleiben noch Osten und Norden. Der Osten ist näher. Kurz bevor ich aufbrechen will mit Arifa, übergibt mir Ifrundoch noch einen der Heiltränke, die er heute vormittag von Robak gekauft hat. Der könnte mir noch nützlich sein. Und auch Nadira ruft Arifa vorher noch einmal zu sich und gibt ihr einen innigen Kuss, den diese zu erwidern scheint. Wer hätte das gedacht...

Wir sprinten los, das atmen fällt uns immer schwerer, die Luft wird immer kälter. Mir läuft eine Frau mit einem leblosen Bündel in den Händen entgegen, die auf dem Weg zur Akademie ist. Hoffentlich können die Magier noch etwas für sie tun. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass sich die Akademie mit einem grauen Schleier überzieht, auch Uuhs Oduhn wird schon wieder geschwächt. Wir müssen schneller laufen, doch die Kraft reicht kaum aus, um zu gehen.

Endlich im Osten angekommen, schlüpfen wir durch das Mannloch im Tor und ich sehe vor mir Pjerow auf dem Boden liegen, sein Hemd ist auf dem Rücken blutdurchtränkt und um ihn herum liegen hunderte Eissplitter. Doch wie durch ein Wunder scheint er von keinem davon getroffen worden zu sein, einzig seine Wunde in der Schulter, die er sich in Bjaldorn zugezogen hat, ist wieder aufgebrochen.

Er teilt mir mit, dass Teborian mit Wilmaan zum nördlichen Turm aufgebrochen sei und ich nehme alle meine Kraft zusammen und renne weiter. Im Norden ankommen erkenne ich, dass auch diese Spirale erfolgreich bekämpft worden ist, die Luft beginnt langsam wieder sich zu erwärmen, das atmen fällt mir wieder leichter. Teborian wirkt jedoch äußerst geschwächt, weshalb ich den Heiltrank von Ifrundoch zu mir nehme und ihm dann mein Handgelenk hinhalte. Gierig beißt er mich und trinkt von meinem Blut, doch es scheint ihm dadurch augenblicklich besser zu gehen.

Nachdem er fertig getrunken hat, eile ich weiter um Norburg herum, und bin erleichtert, sowohl Argyl als auch Thulvje wohlauf zu sehen. Beiden ist es gelungen, die Spiralen zu zerstören und um sie herum liegen grüne Klumpen Teryak, die aber bereits wieder beginnen, in den Boden einzusickern.

Das wäre die Gelegenheit, etwas einzusammeln, um diesen Trank für Rik herzustellen, aber es wäre ein Frevel an Dere. Ich sollte gar nicht erst daran denken, so etwas in Erwägung zu ziehen, es muss einen anderen Weg geben, diese Zutat zu substituieren. Wie weit ist es nur mit mir gekommen, dass ich überhaupt daran gedacht habe? Ich sollte mit jemandem reden, mich anvertrauen, nur wem kann ich so weit vertrauen, wer kann mir dabei helfen?

07. Boron 1016 BF

Wir treffen uns alle wieder in der Taverne Am Badehaus, schließlich müssen wir immer noch dafür sorgen, dass der Erzvampir der Nacht getötet wird. Teborian, der ebenfalls hier ist, sagt Nadira zu, dass er versuchen wird, denn Bann, der auf Tsadan liegt, zu brechen. Denn wenn dies nicht gelingt, wird er, sobald er aufwacht, versuchen, den letzten Befehl Shafirias auszuführen und sich selbst umzubringen. Ein schrecklicher Gedanke. Ich hoffe, es gelingt ihm.

Wir anderen müssen besprechen, was jetzt zu tun ist. Wie können wir die Norburger davon überzeugen, dass diese Vision völliger Humbug ist, selbst Danjuk glaubt jetzt, dass Uriel unsere einzige Rettung ist, dabei kennt er ihn noch nicht einmal. Noch während wir besprechen, fällt mir ein, dass ich noch gar nicht nach Mutter und Vater gesehen habe, ich hoffe, ihnen ist nichts passiert. Auch Ifrundoch will nach Anjescha sehen, die er nach dem löschen des Brandes aus den Augen verloren hat.

Ich springe auf.

Abenteuer: Von Menschen und Monstren
Dieser Eintrag wurde am 6.02.2017 (16:59) verfasst und 661 mal aufgerufen.
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