07. Boron 1016 BF
Ich atme erleichtert auf, meinen Eltern geht es, den Göttern sei Dank, gut. Auch die beiden Rondrageweihten, die immer noch da sind, sind wohlauf. Sie alle sind etwas angeschlagen, die Spiralen haben ganze Arbeit geleistet, aber sie sind am Leben.
Ich bin so unglaublich müde und will mich gerade in mein Bett legen, da klopft meine Mutter an meiner Türe und teilt mir mit, dass unten ein Praiosgeweihter und ein edler Herr warten würden, die mich sprechen wollen. Die Kommission!
Der Praiot teilt mir mit, dass sie wegen der Prüfung meines Zaubers gekommen sind und dass ich mich zur Praiosstunde in der Akademie einfinden solle. Desweiteren teilt mir der edle Herr, der sich mir als Elkjow von Ilumkis vorstellt (ob er mit Refardeon und somit auch Nadira verwandt ist?), mit, dass er als Schreiber noch die Namen der Bürgen notieren müsse, die ich ihm nennen soll. Ich soll Bürgen benennen, die über die reinen Absichten meiner selbst und meines Zaubers Zeugnis ablegen können.
Neben Graf Isidor, der als Oberhaupt Norburgs so oder so anwesend sein muss, nenne ich Golgarah, Marbidion, den Obersten der Marbiden, sowie Pjerow, Nadira und Ifrundoch. Auf die Frage, weshalb ich Tsadan nicht ebenfalls benenne, kann ich ausweichend damit antworten, dass er gesundheitlich im Moment nicht ganz abkömmlich sei, was der Praiosgeweihte so zur Kenntnis nimmt.
Ich lasse umgehend ein paar Botenjungen zu den Beteiligten eilen, um ihnen mitzuteilen, dass ich um zwölf Uhr ihre Anwesenheit und Hilfe benötige. An Schlaf ist jetzt jedenfalls nicht mehr zu denken, nervös laufe ich in unserer Wohnstube auf und ab, versuche mich gedanklich noch einmal gründlich auf die Prüfung vorzubereiten, gehe meine Thesis durch und bete zu den Göttern, dass sie mir gewogen sein mögen.
Als ich um zwölf Uhr in der Akademie eintreffe, sehe ich, dass Pjerow neben Bier und Wein auch einige Schankmägde dabei hat, die, wie er sagt, für das leibliche Wohl während der Befragung zuständig sind. In einem Raum, der ursprünglich für Lehrzwecke vorgesehen ist, hat man eiligst ein paar Tische zu einer U-Formation aufgebaut, davor ein Pult, an dem ich Platz nehmen soll.
An den anderen Tischen sitzen der Praiosgeweihte, zu seiner linken Elkjow, an beiden Seiten die Pfeile des Lichts, allesamt Magier, selbst eine Elfe ist unter ihnen. Die von mir genannten Bürgen nehmen hinter uns Platz und der Praiot eröffnet die Befragung mit den Worten, dass die von mir genannten Bürgen bei insgesamt drei Fragen, die die Kommission mir stellen wird, ein Veto einlegen können. Dies führt dazu, dass ich die Frage nicht beantworten muss, dass sie aber auch nicht negativ bei der Entscheidungsfindung gewertet wird.
Die Fragen versuche ich so vollständig wie möglich niederzuschreiben, werde mich jedoch auf Stichpunkte beschränken.
- Habe ich den Zauber alleine entwickelt? – nein
- Wer war an der Entwicklung beteiligt? – Thezmar, Narena und Funkenhuf (bei der Erwähnung Funkenhufs wird die Elfe ganz hellhörig, stellt mir weitergehende Fragen)
- Inwieweit besteht der Kontakt zu Funkenhuf? – Ich antworte hier wahrheitsgemäß
- Habe ich den Zauber aus Nächstenliebe oder Prestigegründen entwickelt? – ich weise darauf hin, dass ich den Zauber als Therapiezauber entwickelt habe und nicht, um damit Geld zu verdienen
- Inwieweit heiße ich die Entscheidung Isidors gut, dass er die Stadttore geschlossen hat? – ich antworte wahrheitsgemäß, dass ich ihn für einen fähigen Anführer halte und er seine Gründe für diese Entscheidung gehabt hat, auch wenn mir nicht bekannt ist, weshalb die Tore dann wieder geöffnet worden sind, wenn der auslösende Faktor doch noch nicht beseitigt bzw. gefunden worden ist
- Wie sah der genaue Entwicklungsprozess des Zaubers aus? – hier erhebt Pjerow Einspruch, dass dies für die Zulassung selbst nicht relevant wäre und auch die anderen pflichten ihm da bei
- Wer hat den Zauber mit entwickelt und was macht mich so sicher, dass die Mitwirkenden keine Ansprüche erheben? – Thezmar und Narena haben beide ihre Ansprüche an den Zauber an mich abgetreten, mir lediglich bei den grundlegenden Dingen geholfen, das zusammenfügen der einzelnen Komponenten erfolgte durch mich
- Worauf basiert der Zauber? – er ist artefaktgebunden, es benötigt eine magische Veränderung des Astralleibs, damit der Zauber funktionieren kann
- Wie kam ich darauf? – ich erzähle von Narena und den Shakagra (muss auf Nachfragen etwas weiter ausholen)
- Wie kann ich für Thezmar und Narena bürgen? – ich gebe zu Protokoll (Elkjow kann wahnsinnig schnell mitschreiben, wie mir auffällt), dass die beiden sich in meiner Gegenwart stets vorbildlich verhalten haben und selbst Isidor gibt zur Aussage, dass er über Narena kein böses Wort zu sagen hat, obwohl er sie aus Norburg verbannt hat, weil sie für einen Brand verantwortlich ist
- Wie kann der Zauber zweckentfremdet werden? – wie jeder andere Zauber auch (hier entbrennt eine Diskussion zwischen den einzelnen Magiern, da auch potentiell gefährliche Zauber in der weißen Gilde gelehrt werden dürfen und dies daher nicht relevant sei)
- Wie soll der Zauber bei Patienten wirken? – der Zauber dient dazu, die Spuren erlittener Traumata zu beseitigen, damit der Genesungsprozess der Seele voranschreiten, nicht ständig zurückgeworfen wird
- Soll der Zauber für jeden zugänglich sein oder nur für verdiente Mitglieder? – ich gebe an, dass es mehr Sinn macht, den Zauber nur für diejenigen zur Verfügung zu stellen, deren Hauptaugenmerk auf der Heilkunde, insbesondere der Seelenheilkunde liegt, denn es soll kein kosmetischer Verschönerungszauber sein
- Welchem Gott gefällt der Zauber, welchem eher weniger? – ich muss zugeben, dass Praios nicht der dem Zauber am zugetansten seiende Gott ist, jedoch hat jeder Gott auf seine Art und Weise etwas, worin der Zauber zuträglich ist – um dies abschließend zu klären, wird kurzerhand nach einem Rondrageweihten geschickt, der dies aus Sicht seiner Göttin bestätigt
- Welchen Gilden gehören Thezmar und Narena an? – der grauen und der schwarzen Gilde
- Welche Akademien sollen den Zauber lehren dürfen? – jede Akademie, deren Hauptaugenmerk auf der Heilung, insbesondere der Seelenheilkunde liegt
- Ein Magier greift meine Kompetenz persönlich an, wird jedoch von dem Praioten sofort gemaßregelt, dass er sich um Neutralität bemühen solle
- Kann der Zauber auch nicht entstellte Menschen entstellen? – ja, kann er, aber dafür benötigt es eigentlich keinen Zauber (hier entbrennt ebenfalls eine kleine Diskussion unter den Magiern)
- Wo sehe ich mich und den Zauber in zwölf Jahren? – hoffentlich immer noch in Moorwacht mit einer Menge erfolgreich geheilter Patienten
- Wenn ein Einhorn mitgewirkt hat, habe ich sicherlich keine schriftliche Thesis – habe meine Thesis aus meiner Tasche geholt und vorgezeigt
- Was halte ich von Dämokratie? – auch wenn ich nicht genau weiß, was das mit meinem Zauber zu tun hat, so antworte ich, dass ich an das System hier in Bornland glaube
Eine letzte Frage muss ich unter Eid beantworten und zwar werde ich gefragt, was das schlimmste ist, das ich je getan habe und ich antworte sofort, dass ich eine Frau getötet habe. Ich muss mich erklären und berichte von Savolina. Davon, dass sie einen Pakt mit einem Dämonen eingegangen ist, sich selbst verwandelt hat und dass ich sie getötet habe. Es wird einstimmig beschlossen, dass dies kein verbrecherischer Akt war, ich somit nichts Falsches getan habe und um 18 Uhr ist die Befragung dann endlich vorbei.
Während die Pfeile des Lichts sich mit dem Praioten und Elkjow zur Beratung zurückziehen, bekomme ich mit, wie Pjerow mit dem Grafen Isidor über die Grundstücke der Taverne Am Badehaus und dem Hotel Am Markt spricht. Er bietet an, diese beiden Grundstücke im Namen von Vito Sieveling zu erwerben und sich mit eigenen finanziellen Mitteln um den Wiederaufbau zu kümmern, was der Graf dankend annimmt.
Mir fällt das Buch wieder ein, welches Thulvje aus dem Hesindetempel entwendet hat und gemeinsam mit Nadira suche ich den Tempel auf, um das Buch zurückzugeben. Es hat seinen Grund, weshalb es auf dem Index steht und sollte besser nicht in falsche Hände geraten.
Gegen 20 Uhr treffen wir uns alle in der Taverne Am Badehaus, um unser weiteres Vorgehen zu besprechen. Wilmaan, der uns bekocht hat, selbst aber kaum einen Bissen isst, teilt uns mit, dass Danjuk steckbrieflich gesucht wird, ich hoffe nur, dass er in Sicherheit ist, sich verstecken konnte und vor allem, dass wir ihn finden, bevor es die Büttel tun.
Wilmaan bietet uns ein Gebäck an, das entfernt an eine menschliche Gestalt erinnert, er nennt es flambierte Borbaradianerin. Ein wenig makaber ist das ja schon.
Neben dem Mord an Mendilion, den ich immer noch nicht aufgeklärt habe (ich muss Wilmaan noch bitten, mir behilflich zu sein, an den Kaufvertrag über den Regenbogenstaub zu gelangen) müssen wir auch immer noch den Bann brechen, der auf den Adligen liegt und einen Erzvampir gilt es ebenfalls noch zur Strecke zu bringen. Laut Wilmaan hat er vermutlich bereits wieder drei bis vier mindere Vampire erschaffen.
Aber wenigstens scheint es Teborian gelungen zu sein, den Bann, der über Tsadan lag, zu brechen, auch wenn er ihn dafür beinahe seines gesamten Blutes berauben musste. Dabei erfahre ich auch, dass er nun Macht über Tsadan habe. Heißt das, er hat auch Macht über mich? Ich sollte ihn das bei Gelegenheit noch fragen, aber jetzt möchte ich mich erst einmal nur noch hinlegen, ich bin so unsagbar müde.
Als ich gerade am Haus meiner Eltern ankomme, stoße ich auf Elkjow, der mir einen Brief übergibt. Darin wird mir mitgeteilt, dass mein Zauber zugelassen wird, dass er an ausgewählten Akademien gelehrt werden darf und dass man eine Empfehlung ausgesprochen habe, mir den Titel Magistra extraordinaria anzuerkennen. Vor lauter Freude kann ich es mir nicht nehmen lassen, Elkjow zu umarmen. Dieser teilt mir darauf ganz verdutzt mit, dass er uns, wenn wir mit unserer Aufgabe hier fertig sind, nach Moorwacht begleiten würde.
Auf meine Frage, warum dem so sei, antwortet er, dass er diverse Aufgaben habe, unter anderem soll er herausfinden, was dran sei an meinem schlechten Ruf, der über mich kursieren würde. Ich frage ihn, wer Schlechtes über mich verbreiten würde und er sagt, dass es sich dabei um einen Bronnjaren zu Oljewsruh handeln würde. Gerbald! Unbedacht gebe ich die Äußerung von mir, dass das einzig Gute, das er getan habe, die Heilung eines ehemaligen Patienten von uns war. Dies hätte ich besser unterlassen, lasse ich ihn doch so besser da stehen, als gewünscht. Das wird die Entkräftung seiner Anschuldigen nicht gerade einfacher machen.
Für eine Adepta der Seelenheilkunde bin ich manchmal noch immer viel zu unbedacht mit meinen Aussagen!
Ich verabschiede mich von Elkjow und will gerade ins Bett gehen, als es erneut an der Tür klopft. Im Haus ist bereits alles ruhig, ist es doch schon weit nach Anbruch der Dunkelheit und als ich öffne, stehen zwölf Büttel vor der Tür. Der Kommandant teilt mir mit, dass sie auf der Suche nach Danjuk wären und dass sie dafür auch mein Haus durchsuchen müssten.
Ich gebe an, dass er nicht hier sei und dass ich keine zwölf Büttel durch das Haus trampeln lassen kann, schließlich sind hier auch Kinder, die bereits schlafen. Molagh und Rowinja sind hier untergekommen, ebenso wie Thulvje.
Der Kommandant bietet an, dass er und zwei seiner Büttel leise in die Zimmer sehen würden, ich ihnen alles zeigen könne und schickt die anderen neun Büttel weiter zum nächsten Haus. Diesem Vorschlag stimme ich zu und bitte die drei herein. Ich gehe in die offene Küche, um den dreien etwas zu trinken anzubieten, doch ein Geräusch lässt mich umblicken. Ich sehe, wie zwei der Büttel die zwei Rondrageweihten, die in der Stube saßen, jeweils am Hals und am Handgelenk gebissen haben und ihnen das Blut aussaugen. Der Kommandant kommt bedrohlich auf mich zu.
Noch während ich vor Angst erstarrt überlege, was ich tun kann, schießt es mir durch den Kopf, dass ich, wenn ich jetzt schreie, meine Eltern in unmittelbare Gefahr bringe, ist ihr Schlafzimmer doch gleich nebenan und sie würden sicherlich sofort heraus kommen, um zu sehen, warum ich schreie.
Ich wirke einen Blitz dich find auf den Kommandanten, der jedoch wirkungslos bleibt und kurz bevor der Kommandant bei mir ist, entfährt meiner Kehle dann doch ein Warnruf, dass hier Vampire im Haus sind.
Ich werde unsanft am Hals gepackt und gut einen Schritt über dem Boden an die Wand gepresst. Kurz bevor mir schwarz vor Augen wird, fliegt die Tür auf und ich erkenne, wie ein Werwolf – Robak – sich Zugang zu meinem Haus verschafft hat und die Vampire angreift. Auch Thulvje, Rowinja und mein Vater sind von meinem Schrei alarmiert worden und als Thulvje einen Bolzen auf den Kommandanten abfeuert, lässt dieser mich endlich wieder los.
Es stimmt, was in dem Buch aus dem Hesindetempel steht, die beiden Vampire, die von Robak gebissen worden sind, vergehen augenblicklich und auch die beiden Rondrageweihten, die gerade dabei waren, wieder aufzustehen, haben keine große Chance gegen ihn. Selbst mein Vater greift mutig mit einem Knüppel an, ich rufe ihm aber zu, dass er sich mit Mutter im Schlafzimmer einsperren solle.
Thulvje ist hin- und hergerissen zwischen dem Werwolf und dem Vampir, es gelingt mir jedoch, so weit zu ihm vorzudringen, dass er den Vampir angreift und nicht Robak. Dieser verlässt, nachdem die Vampire ausgeschaltet worden sind, umgehend wieder das Haus und Thulvje eilt, sich während dem Laufen die Hose anziehend, hinterher.
Ich frage Rowinja, wo Molagh sei und diese sagt, er hätte sich unter dem Bett versteckt und wäre dann verschwunden. Als ich oben nachsehe und unter das Bett taste, kann ich ihn fühlen, aber nicht sehen. Offenbar ist eine seiner Tierkriegerfähigkeiten eine wahnsinnig gute Tarnung. Ich bitte Rowinja, sich mit ihm bei meinen Eltern im Schlafzimmer zu verschanzen und eile Thulvje hinterher.
Als ich auf dem Marktplatz ankomme, bietet sich mir folgendes Bild. Wilmaan ist mit Danjuk und Pjerow mitten auf dem Platz, um ihn herum hat er eine Schutzkuppel gezaubert, während die verbliebenen neun Vampire sich gänzlich auf die drei zu konzentrieren scheinen. Robak, immer noch als Werwolf, greift einen nach dem anderen an und auch Thulvje schießt auf einen der Vampire.
Ich muss verhindern, dass er, wenn die Vampire keine Bedrohung mehr sind, auf Robak schießt, weshalb ich nach einigem Zögern einen Ruhe Körper auf ihn wirke. Ich weiß jetzt schon, dass mich mein schlechtes Gewissen noch lange unruhig schlafen lassen wird deswegen, aber ich kann nicht riskieren, dass ich seinen Heilungserfolg dadurch zunichtemache, dass ich zugebe, diesen Werwolf zu kennen.
Ich schleppe ihn zurück in mein Elternhaus und eile dann zu den anderen zurück. Robak, der den Großteil der Vampire unschädlich gemacht hat, ist nicht mehr da, dafür steht Teborian vor den dreien, die sich so verhalten, als könnten sie nichts sehen. Ich weiß, dass Teborian gerne mit Dunkelheit arbeitet, kann von außen aber alles glasklar sehen, auch, wie er die letzten Vampire vernichtet.
Just, als diese Gefahr gebannt ist, hören wir die Alarmglocken läuten und die Rufe hallen durch die Gassen, dass das Nordtor unbemannt sei.
08. Boron 1016 BF
Wie selbstverständlich treffen wir uns bei Wilmaan, allerdings habe ich mir vorher dann doch etwas anderes als mein Nachthemd angezogen. Auch Elkjow ist da, offenbar hat er auch eine Aufgabe Pjerow betreffend erhalten, denn er stellt ziemlich viele neugierige Fragen, nur scheint das im Moment niemanden zu stören.
Wir kommen zu dem Schluss, dass der Erzvampir auf dem Weg nach Wosna sein muss, wie so viele Monde davor auch schon und dass wir ihm folgen müssen, wollen wir ihn zur Strecke bringen. Bevor wir aufbrechen, bittet mich Wilmaan noch auf ein vier Augen Gespräch auf sein Zimmer. Auch wenn die Blicke der anderen mir eigentlich sagen, dass ich nicht gehen sollte, komme ich seiner Bitte nach.
Oben angekommen drückt er mir eine kleine Phiole mit einer schwarzen Flüssigkeit in die Hand und erklärt mir, dass es sich um das Blut von Teborian handele. Er sagt, er sei sich selbst nicht ganz sicher, was das Blut bewirke, aber entweder sterbe ich dadurch und käme als Vampir wieder oder aber ich hätte für den nächsten Zauber, den ich unmittelbar nach der Einnahme wirke, mit einer verstärkten Wirkung zu rechnen. Ich wundere mich schon beinahe nicht mehr über ihn, auch nicht, als er mir mitteilt, dass Teborian nichts von dem Blut wisse, dem sonst niemals zugestimmt hätte.
Es ist mittlerweile weit nach Mitternacht und wir brechen auf. Wir wollen über das Haus der Ragaschoffs durch den geheimen Tunnel in die Burg gelangen, um von dort über den Fluchttunnel Norburg zu verlassen. Teborian begleitet uns, aber nur bis zum Haus der Ragaschoffs, denn wir werden nicht vor Anbruch der Morgendämmerung ankommen und es liegt in der Natur der Sache, dass er tagsüber nicht reisen kann.
Wilmaan macht den Vorschlag, dass er, wenn wir in Wosna angekommen sind, Teborian mittels Transversalis nachholen würde, und einstimmig wieder dieser angenommen.
Auf dem Weg zur Burg frage ich Teborian, ob er tatsächlich Macht über mich habe und er bejaht dies. Er sagt auch, wenn er sich konzentriere, wisse er genau, woran ich denke, was ich sage, was ich tue und um mir seine Macht zu demonstrieren, lässt er mich plötzlich ein großes Verlangen danach verspüren, dass ich mich im Schnee wälze.
Ich hoffe nur, dass er diese Macht niemals missbrauchen wird, ist er doch schließlich ein zwölfgöttergefälliges Wesen.
Vor dem Haus der Ragaschoffs angekommen, verabschieden wir uns voneinander. Drinnen liegen noch immer die, mittlerweile steif gefrorenen, Leichen der Norbarden und selbst mir wird flau im Magen. Den Göttern sei Dank kann ich dies jedoch dadurch überspielen, dass ich nicht die Einzige bin, die stehen bleibt und nach ein paar tiefen Atemzügen und gutem Zureden gehen auch Ifrundoch und die anderen zügigen Schrittes zu dem Fluchttunnel. Einzig Hecker scheint regelrecht vergnügt zu sein.
Wir gehen den Fluchttunnel entlang und stehen mit einem Mal in einem kreisrunden, hell erleuchteten Raum, in dessen Mitte eine bildschöne Frau an einem reich gedeckten Tisch sitzt und speist. Ich habe noch nie eine so schöne Frau gesehen, selbst Nadira könnte ihr nicht das Wasser reichen und noch während ich dies denke, beginnt Elkjow mit ihr zu tanzen.
Pjerow und Ifrundoch beginnen schon beinahe, sich darum zu prügeln, wen diese Dame erhören soll, dabei sieht man doch genau, dass sie den Frauen eher zugetan ist. (Ich wusste bis jetzt gar nicht, dass das bei mir offenbar auch der Fall ist).
Die Frau teilt uns mit, dass sie Isidor versprochen sei und dass sie bald über mehr als nur Norburg herrschen werde, wenn die Zeit dafür reif sei. Auch weiß sie, dass wir nach Wosna unterwegs sind und sagt, dass sie Pardona beseitigt haben wolle. Noch während sie dies sagt, muss Elkjow ein Missgeschick unterlaufen sein, denn es ertönt ein fürchterlicher Schrei von ihr, es dampft von ihrem Rücken und ich kann ganz kurz fünf Hörner daraus hervorbrechen sehen.
Aber ich muss mich getäuscht haben, denn als ich blinzle, sehe ich wieder diese bildschöne Frau, die jetzt inmitten auf dem Tisch kauert. Ich habe beinahe ein schlechtes Gewissen, bin ich doch mit Rondrasil eine feste Beziehung eingegangen, aber wer konnte vorher wissen, dass ich ihr begegne?
Als ich einen Schmerz an meiner Hand verspüre, sehe ich, dass Elkjow mich hochgenommen hat und mir sein Praiosamulett gegen die Hand drückt. Jetzt erkenne ich auf einmal auch, dass es sich bei der Frau nicht um einen Menschen handelt, nein, es muss ein Dämon sein. Gleich dem, der damals beinahe Doram verführt hatte, ich glaube, Laraan werden sie genannt. Auch das Festmahl besteht aus Knochen und verwesendem Fleisch.
Offenbar war ich nicht davon abzubringen, den Raum zu verlassen, weshalb Elkjow mich hochgehoben hatte. Auch Tsadan wird von einer äußerst wütend dreinblickenden Nadira aus dem Raum geschoben und Ifrundoch wird förmlich von Rowinjas Blicken durchbohrt.
Es gelingt uns schließlich allen, den Raum ohne größere Schwierigkeiten zu verlassen und nach einer gefühlten Ewigkeit treten wir am Ende des Tunnels wieder ans Tageslicht. Vor uns türmen sich Schneemassen auf, den anderen gehen sie bis zum Oberschenkel, Ifrundoch bis zum Knie und mir beinahe bis zur Hüfte.
Wilmaan lässt sich von Elkjow tragen und Nadira von Ifrundoch, als Lektion für Tsadan, wie sie sagt, auch wenn Rowinja damit gar nicht einverstanden zu sein scheint. Ich bestehe darauf, selbst zu laufen und bahne mir einen Weg durch den Schnee. Ich frage Elkjow, wie er so schnell schreiben konnte und er teilt mir mit, dass es sich dabei um eine Kurzschrift handele, die er mir gerne beibringen könne, wenn ich das wolle.
Und ob ich das will. Wie viel Wissen ich so zusätzlich notieren könnte, ohne dass ich die Hälfte vergesse. Welche Möglichkeiten sich da in der Praxis auftun, insbesondere auch bei den Therapiesitzungen mit meinen Patienten.
Weiter sagt Elkjow, dass er Magie und das Rechtssystem des Bornlandes studiert habe, das erklärt, warum er als nicht magischer Mensch bei der Befragung zu einer Zauberzulassung anwesend war.
Ich gerate mehr und mehr aus der Puste und erst als Tsadan mir anbietet, mich zu tragen, erkenne ich, dass ich das Tempo der Gruppe durch meinen Starrsinn bereits empfindlich verlangsamt habe.
Wir kommen etwa eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit an dem Gasthaus Zur Silberprinzessin an und der Wirt begrüßt uns verwundert. Er teilt uns mit, dass er im Winter so gut wie keine Kunden hat, dass wir heute aber bereits die zweite Gruppe wären. Die andere, sie besteht aus sechs Personen, sei vor knapp einer Stunde erst wieder aufgebrochen.
Er teilt uns mit, dass diesen Winter jeden Monat einmal eine Gruppe vorbei gekommen sei und dass danach immer sein Stallknecht krank geworden sei. Anfangs hielt er ihn noch für einen Simulanten, heute jedoch gehe es ihm besonders schlecht. Ich biete an, wenn ich etwas zu Kräften gekommen bin, dass ich ihn mir ansehen könne, habe jedoch bereits einen Verdacht.
Als ich mir den Jungen ansehe, bestätigt sich dieser Verdacht. Er weist sechs Bissmale auf, die charakteristisch für Vampire sind und ist beinahe blutleer. Wenn diese Vampire Macht über ihn verfügen, dann wissen sie spätestens jetzt, dass zumindest Pjerow, der mitgekommen ist, und ich sie verfolgen. Wir beschließen daher, den Jungen mittels Ruhe Körper schlafen zu legen und ihn dann in einem Einzelzimmer sicher zu verwahren, bis wir den Erzvampir gestellt haben.
Zurück im Schankraum will der Wirt sämtliche Neuigkeiten wissen, die sich in Norburg ereignet haben und während die anderen ihm Rede und Antwort stehen, geselle ich mich zu Elkjow, der in einer ruhigen Ecke sitzt. Gemeinsam schreiben wir unsere Notizen. Ich in mein Diarium, er in seine Briefe.
Nadira und Tsadan verabschieden sich relativ früh und nehmen das einzige Doppelzimmer, welches der Wirt zur Verfügung hat, wir anderen gehen kurz danach ebenfalls schlafen in dem Schlafsaal, der an den Schankraum angrenzt.
09. Boron 1016 BF
Ich bin noch nicht lange eingeschlafen, da werde ich von einem lauten Krachen wach. Noch während ich mir den Schlaf aus den Augen reibe, sehe ich, wie eine Frau in den Schlafsaal gestürmt ist und sich auf Danjuk, der der Tür am nächsten geschlafen hat, stürzt und ihn beißt.
Direkt hinter ihr stürmen drei kleine Kinder in den Raum, auch sie weisen die typischen Bewegungsmuster und Verhaltensweisen von Vampiren auf. Hier muss es sich um die Frau des Wirts und seine Kinder handeln, die er vorhin am Rande erwähnt hat.
Pjerow gelingt es, das mittlere der Kinder zu töten und ich habe mich mittlerweile weit genug gesammelt, dass ich Danjuk aus der Ferne, einmal quer durch den ganzen Schlafsaal, mittels Balsam vor dem unmittelbaren Tod bewahre.
Auch Argyl wurde zwischenzeitlich von einem der Vampirkinder gebissen und auf der Decke Molaghs hat sich auch Blut ausgebreitet. Noch während Hecker mit der Frau kämpft und Wilmaan einen Ignifaxius auf die Vampire schleudert, sehe ich, wie der Wirt, er steht offenbar unter der Kontrolle der Vampire, wurde wohl selbst gebissen, mit einer Armbrust in der Tür steht.
Hecker wird mittlerweile von Argyl angegriffen und Pjerow widmet sich dem Wirt, während Wilmaan mit seinem Stab eine Schutzkuppel entstehen lässt, die das eine Vampirkind an die Wand pressen und das andere zur Tür hinaus schleudern.
Das Kind an der Wand vergeht, sobald Elkjow sein Praiosamulett gegen seine Brust drückt. Ich frage mich gerade, warum er ein Schwert an seiner Seite trägt, wenn er es offenbar nicht einzusetzen weiß.
Danjuk, der durch meinen Balsam nicht mehr kampfunfähig ist, stürzt sich auf Pjerow und Molagh will Rowinja angreifen, obwohl die Vampire tot sind. Offenbar stehen sie unter der Kontrolle der Vampire, die die Wirtsfamilie erschaffen hat, wir müssen also vorerst ohne die drei weiterreisen, den Erzvampir zur Strecke bringen, wenn wir unsere Kameraden von dem Bann befreien wollen.
Während Argyl, Molagh und Danjuk kampfunfähig gemacht werden, versorgen Nadira und ich die Wunden. Dabei geht Nadira ein großes Risiko ein, indem sie magisch heilt, da wir jedoch beide an ein und derselben Person zugange sind, hoffe ich, dass ich mit meinem Murmeln Elkjow davon ablenken kann, ihn glauben machen kann, dass ich diese Heilung vollzogen habe.
Für den Wirt kommt jede Hilfe zu spät, er liegt ohne Kopf im Schankraum und da die Leichen nicht vergraben werden können, wollen wir sie im Stall unterbringen. Ich nehme schon mal den Kopf und mache mich auf den Weg, ich muss kurz etwas für mich alleine sein.
Im Stall stehen zwei Esel, um die ich mich eine Weile kümmere, indem ich sie füttere und striegele, mich mit ihnen unterhalte und versuche, meine Gedanken zu sammeln. Nach einer Weile kommt Ifrundoch und fragt mich, was ich da tue. Ich versuche ihm zu erklären, was striegeln sei und vergleiche es mit einer Massage. Dabei bitte ich ihn, vor mir in die Knie zu gehen und massiere ihm die obere Schulterpartie. Just in dem Moment kommt Elkjow rein, er wolle uns holen, dreht aber auf dem Absatz um. (Ich schaffe es doch gerade tatsächlich, mir selbst einen schlechten und äußerst unvorteilhaften Ruf zu erarbeiten, ich hoffe nur, dass Rondrasil da nichts falsches von mir zu hören bekommt)
Als ich zurück komme, wurde bereits beschlossen, dass Hecker und Thulvje hier bleiben werden, schließlich müssen unsere Freunde im Auge behalten werden, wir können sie nicht sich selbst überlassen. Wilmaan und Elkjow diskutieren derweil gerade über Rik und als ich höre, dass Elkjow doch tatsächlich denkt, dass dieser für den großen Brand verantwortlich sei, kann ich nicht an mich halten und mische mich aufgebracht in die Diskussion mit ein.
Nachdem sich unsere Gemüter wieder etwas beruhigt haben, die Zeit drängt schließlich, reisen wir weiter und kommen gegen 15 Uhr in Wosna an. Es hat sich nichts verändert, es stehen immer noch die schönen kleinen Fachwerkhäuschen hier und die die Leibeigenen hier draußen sind immer noch sehr abgemagert, nur dürftig bekleidet.
Pjerow und Elkjow sollen erst einmal vorab in die Burg zum Ausspähen gehen, während wir vor dem Dorf auf die beiden warten wollen. Während wir warten, teilt mir Nadira mit, dass sie von Salima, die zum Aufpassen in dem Wirtshaus geblieben ist, mitgeteilt bekommen hat, dass Thulvje in Richtung Norburg aufgebrochen sei. In mir macht sich eine gewisse Resignation breit, hatte er mir doch versprochen, nicht ohne mich nach Norburg zu gehen, offenbar ist sein Jagdinstinkt wieder aufgeflammt.
Nachdem wir alle vor Kälte zittern, ich etwas weniger, dem Wintermantel von Gari sei Dank, kommen endlich Elkjow und Pjerow zurück und teilen uns mit, was sie in Erfahrung gebracht haben.
Eldina von Wosna habe ganz freizügig davon erzählt, dass sie Substanzen zum Verjüngen zu sich genommen habe, sie bietet es den beiden sogar an. Sie erzählt auch, dass sie ein Beglaubigungsschreiben vom Grafen Isidor aus Norburg habe, dass ihr das Schürfen von Teryak erlaube. Als Elkjow mitteilt, dass er das Schreiben von ihr bekommen habe, meine ich einen Anflug von Schamesröte, von Vermeidungshaltung bei ihm zu erkennen, aber auch genaueres Nachfragen bringt gerade keine für mich zufriedenstellende Antwort.
Sie erzählen weiter, dass Eldina in den Seen schürfen würde, dass aber einmal im Monat einer der Türme einstürzen würde, es viele Tote gäbe, ganz gleich, ob es sich um einen neuen oder älteren Turm handele. Aber dann würde sie, wie sie sagt, einfach einen neuen Turm pflanzen, sie zeigt den beiden sogar die Samen, die in einem Eisblock eingefroren neben ihren Gemächern lagern.
Pjerow erzählt, dass die Leibeigenen desweiteren von einem Geist erzählen, einem schwarzen Mann in Rüstung mit roten Augen, angeblich soll das der Geist aus der Burg sein, die im See versunken ist. Dort sei auch die Kutsche, mit der die sechs Vampire gereist seien, volllkommen durchlöchert aufgefunden worden.
Elkjow berichtet noch, dass er in dem Spiegel in Eldinas Schlafzimmer (was hatte er in ihrem Schlafzimmer zu suchen?) den Laraan gesehen habe, der ihm mitgeteilt habe, dass das, was wir suchen, in dem See sei. Weiter sagt er, hätte das Wesen gesagt, dass es etwas für Pjerow und Nadira vorbereitet habe und dass diese zu dem Spiegel kommen sollen, woraufhin Elkjow die beiden inständig darum bittet, dies nicht zu tun.
Wir beschließen, dass wir gemeinsam zur Burg gehen sollten und dort angekommen schlägt Ifrundoch Eldina kurzerhand nieder und fesselt sie. Elkjow teilt ihr mit, dass er sie gefangen nimmt, aufgrund ihrer Frevel und Vergehen.
Die Samen, die Pjerow mit dem magischen Dolch von Wilmaan aus ihrem Eisblock befreit hat, werden kurzerhand im Kamin verbrannt und kurze Zeit später kommen sowohl Nadira als auch Pjerow leicht lädiert und mit sorgenvollem Blick aus dem Schlafzimmer Eldinas. Dort ist der Spiegel in tausende Stücke zerborsten und sie erzählen, dass sie den Laraan im Spiegel gesehen haben.
Dieser habe ihnen die Leiche Shafirias gezeigt, diese habe sich erhoben, um sie herum loderten schwarze Flammen und sie hat sich gegen das Glas geworfen, bevor dieses zerborsten sei.
Teborian, den Wilmaan in der Zwischenzeit mittels Transversalis zu uns geholt hat, erklärt, dass es sich dabei um einen Alp handele, einen Sykarian stehlenden Rachegeist aus der Domäne Belkelels. Wo sind wir hier nur hineingeraten? Und vor allem, Isidor steht gänzlich unter der Macht dieses Dämons, was macht das aus Norburg? Meine Eltern, ich muss sie von dort weg holen!
10. Boron 1016 BF
Wir gehen zu dem See, von dem der Dämon gesprochen hat und sehen, dass sich dort, wo die Spirale gewesen sein muss, eine Art Brunnenschacht aus Eis gebildet hat und etwa vier Schritt unter uns erkennen wir den Turm einer versunkenen Burg. Offenbar ist drinnen alles trocken, weshalb wir mithilfe eines Seils hinunterklettern.
Wir gehen die Wendeltreppe innerhalb des Turms hinunter und stehen dann in einem Innenhof. Über uns sehen wir das Wasser, in der Mitte des Hofs liegt ein leuchtender Stein, um den acht Gestalten stehen. Die Gestalten zergehen eine nach der anderen zu Asche, ihre Energie wird förmlich von dem Stein aufgesogen. Einzig eine Gestalt, ein Shakagra, bleibt übrig und wir hören eine Stimme, die auf Asdharia zu uns spricht. Wenn ich mich nicht irre, hat sie gesagt „Der Weg durch die Dunkelheit ist der Weg zu deinem Tod!“
Noch während diese Worte nachhallen, sackt Tsadan plötzlich nach vorne zusammen, sein Kettenhemd ist durchbohrt, sein Hemd färbt sich blutrot. Woher kam dieser Angriff? Ich blicke mich panisch um, kann jedoch hinter Tsadan niemanden erkennen.
Der Dunkelelf nimmt den Stein und schmeißt ihn mit enormer Kraft nach oben, er fällt regelrecht nach oben, durch das Wasser hindurch, bis er auf der anderen Seite auf dem Boden aufzukommen scheint, kopfüber.
Noch immer stehe ich nahezu regungslos da, unfähig, etwas sinnvolles zu tun. Jedoch erkenne ich so, dass der Shakagra durch eine Art Portal seine Waffe nahezu überall auftauchen lassen kann und just in diesem Moment sehe ich, wie er Pjerow damit trifft.
Zeitgleich entdecken wir zuerst den Blaufalken und dann Debrah Ni’Taima, die sich auf Nadira zubewegt. Auch Elkjow greift diese Hexe an, alles wird immer chaotischer, verworrener, Nadira lässt ihren Stab auf Debrah niederschlagen, während sie selbst schwer von dem Blaufalken verwundet wird.
Doch anstatt ihr mit meinem Balsam zu helfen, füge ich mir selbst Schaden zu, ich bin völlig neben mir, bemühe mich, nicht panisch zu werden. Auch Rowinja liegt schwer getroffen auf dem Boden und es gelingt mir, sie mit meiner letzten Kraft von der Schwelle Borons zurück zu holen.
Ich erkenne, dass neben dem Shakagra auch der Erzvampir anwesend ist und dass Teborian und er nahezu kräftegleich zu sein scheinen. Ich erkenne auch, dass Teborian plötzlich starr wird und wie es Pjerow mit unglaublicher Geschicklichkeit gelingt, ihn zu wecken, ohne selbst von dem Vampir gebissen zu werden.
Wie durch einen Schleier nehme ich wahr, wie Debrah von Elkjow und Nadiras Stab getötet wird, wie auch der Shakagra besiegt werden kann und wie Nadira schwer verwundet zu Boden sinkt. Es gelingt mir, ihre Wunden provisorisch zu versorgen, zu verhindern, dass sie mir entgleitet.
Als ich mich umblicke, ist der Erzvampir verschwunden und Pjerow schreit „Raus hier!“. Wir laufen den Turm nach oben, stützen die Verwundeten so gut es uns möglich ist und klettern das Seil hinauf. Besser gesagt, manche klettern. Teborian und Wilmaan verschwinden einfach so, vermutlich mittels Transveralis und Pjerow bindet das Seil um mich, zieht mich mit sich hoch.
Oben angekommen flüchten wir von der Eisfläche und erst, als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, wagen wir, vorsichtig aufzuatmen. Geschwächt aber am Leben gehen wir zur Burg zurück.
Dort angekommen teilt Teborian Wilmaan mit, dass er ihn nicht zu einem Kind der Nacht machen kann, dass es ihn umbringen würde und ich sehe zum allerersten Mal tiefstes Bedauern in seinem Gesicht. Mir sagt Teborian, dem ich seine Phiole mit dem Blut zurückgeben will, dass ich es behalten solle, dass es meinen nächsten Zauber verstärken würde, mich nicht zu einem Vampir machen würde.
Wir ruhen uns nur so lange aus, bis wir reisefähig genug sind und brechen dann auf, zurück nach Norburg.
In der Taverne Zur Silberprinzessin sehe ich, wie Thulvje immer noch da ist, er hat ein paar Hasen gejagt. Den anderen dreien geht es wieder gut, der Bann sei just zu dem Zeitpunkt von ihnen abgefallen, als die Vampire vergangen sind.
Thulvje teilt mir in einer ruhigen Minute mit, dass er eigentlich nach Norburg wollte, sich dann aber doch umentschieden habe. Ich bin so unglaublich stolz auf ihn.
11. Boron 1016 BF
Wir erreichen Norburg und Wilmaan übergibt mir den Kaufvertrag des Handelshauses Wilmaan, aus dem klar hervor geht, dass die Adepta Tandiana den Schwefel und den Regenbogenstaub erstanden hat. Sie wird umgehend von Maschdawa ihres Amtes enthoben und Mendilion kann in Frieden ruhen.
Während sich manche bereits zum Aufbruch wappnen, beschließe ich, noch ein paar Tage in Norburg zu bleiben. Ich möchte meine Eltern dazu überreden, mit mir nach Moorwacht zu ziehen, ich glaube, Norburg ist nicht mehr sicher genug für sie. Auch möchte ich die Gelegenheit nutzen, mit Robak über Alchimie zu reden, mit Wilmaan über Stab- und Kugelzauber. Wann werde ich sonst noch einmal die Gelegenheit dazu haben?
16. Boron 1016 BF
Heute ist Nadiras Tsatag.
17. Boron 1016 BF
Ich habe ein Alchimielabor erstanden und eine Kugel an meinem Stab angebracht. Meine Eltern werden mit mir nach Moorwacht ziehen und zwei Hasen habe ich auch gekauft.
Ich freue mich darauf, Rondrasil wieder zu sehen, ihn in meine Arme zu schließen, nein, mich von seinen starken Armen festhalten zu lassen. Das Leben ist so schnell vorbei, die Gefahren werden größer und größer, wer weiß, wie lange uns noch bleibt?
Auch Lysandiel wird mit uns nach Moorwacht kommen, die Marbiden haben dem zugestimmt. Ich vereinbare mit Robak, dass wir uns schreiben werden und auch Teborian sagt, wenn wir an den Borontempel in Havena schreiben würden, dass er uns antwortet, so er die Zeit dazu findet. Jetzt würde seine Anwesenheit erst einmal in Weiden gebraucht.
18. Boron 1016 BF
Es geht nach Hause!