Tagebuch von Isidra Kowaljewa
Diarium der adepta minora Isidra Kowaljewa (1. Praios 1017 BF)

01. Praios 1017 BF

Die Namenlosen Tage verliefen, den Göttern sei Dank, ohne große Zwischenfälle. Man könnte meinen, dass wir uns an die Anwesenheit des Totenmoores gewöhnt haben, abgehärteter sind, was Trugbilder und Verlockungen angeht.

Die obligatorische Stadtratssitzung wird Rondrasil nicht aufsuchen, er kontrolliert, ob in Moorwacht etwas zu Bruch gegangen, jemand zu Schaden gekommen ist. Aber wir erfahren von Pjerow, was in dem Brief steht, den er vor einigen Tagen erhalten hat.

Wie es scheint, haben seine Mitarbeiter Brinjidan und Trandjeff den Verbleib der norbardischen Artefakte klären können. Ein reicher Händler und Sammler in Neersand soll sie haben. Und sie sind von dem wohl an Uriel verkauft worden, würden demnächst abtransportiert werden. Allerdings scheint Trandjeff darüber den Verstand verloren zu haben, denn er erzählt von einer Frau, einer Magierin mit leuchtenden Augen, die außer ihm niemand gesehen haben will, wie Brinjidan Pjerow erzählt hat.

Die Norbarden, sowohl die Muhme als auch die Ziblja, sind bei der Besprechung anwesend, aber auch Daj, der ebenfalls mit einem Anliegen an uns heran tritt. Er erzählt, dass bis auf seinen Sohn Koj seine anderen Kinder alle in die Nordwalser Höhlen gezogen seien, um dem Goldrausch nach zu gehen und dass er sich große Sorgen um sie mache. Er sagt, dass er sein Erspartes, welches nicht wenig sein solle, für Moorwacht aufwenden würde, wenn wir ihm helfen. Auch die Norbarden sichern uns ihre Unterstützung zu, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass sowohl die Norburger Söldner abgezogen worden sind als auch etliche Soldaten aus Bjaldorn desertiert sind.

So sehr mir die Argumentation Dajs, dass die Norbarden weniger zu Moorwacht gehören würden, als seine Familie, schlüssig ist, so sehr hoffe ich jedoch auch, dass wir mit einem Besuch in Neersand nicht nur den Verbleib der Artefakte aufklären können – im Übrigen ist auch Golgarah, die jedoch nicht mitkommen kann, dafür, die gestohlenen Grabbeigaben wieder zurück zu holen – sondern dass ich auch in Bezug auf den Heilungsverlauf bei Lysandiel Fortschritte erzielen kann, wenn wir an den Ort zurückkehren, an dem sein Trauma begann.

Pjerow, auf dessen Nachforschungen hin wir überhaupt erst von dem Verbleib der Artefakte erfahren haben, spricht sich, gemeinsam mit Ifrundoch dafür aus, dass wir nach Neersand reisen sollten und Tsadan teilt uns mit, dass er es bevorzugen würde, wenn wir gemeinsam reisen. Er würde, wenn wir nach Neersand reisen, auch jemanden in die Nordwalser Höhlen schicken, namentlich diejenigen, die uns nicht bei unserer Mission begleiten werden.

Auch Danjuk und Elkjow werden sich uns anschließen, so ganz weiß ich nach wie vor nicht, warum Elkjow mitkommt, aber das finde ich sicherlich noch früh genug heraus. Des Weiteren werden Nadira, Narena, Brinjidan, Banja, Arghail, Molagh, Finger und Lysandiel mitkommen, sowie Alwine, eine Zofe für Nadira.

Hecker, der laut Pjerow nicht mit nach Neersand kommen kann, soll in Moorwacht die Stellung halten, Rondrasil wird mit Rowinja, Thulvje, Daj und einigen Bütteln die Nordwalser Höhlen erkunden. Ich hoffe, dass er gesund zurückkommen wird.

Mir fällt auf, dass Thulvje, seit er keinen Werwölfen mehr nachjagt, ziemlich in die Breite gegangen ist. Er ist noch immer kräftig, die Feldarbeit ist körperlich sehr anstrengend, aber einen Bauch hat er dennoch bekommen.

Es wird beschlossen, dass wir Mitte Praios aufbrechen werden, damit wir in Neersand ausreichend Vorbereitungszeit haben werden, schließlich wissen wir nicht genau, was uns dort erwarten wird.

Mir fällt ein, dass ich dann zu Rondrasils Tsatag gar nicht hier sein werde, aber so habe ich die Gelegenheit, ihm ein besonderes Geschenk zu kaufen, schließlich wird man nur einmal 40 Götterläufe alt. Vielleicht hat Nadira ja eine Idee, was ich ihm schenken könnte, sie versteht sich in solchen Dingen wesentlich besser als ich.

15. Praios 1017 BF

Die Reise beginnt.

01. Rondra 1017 BF

Spät am Abend erreichen wir die bereits geschlossenen Tore von Neersand und quartieren uns in dem Gasthaus vor der Stadtmauer ein. Es heißt Festumer Tor, vermutlich geht es in diese Richtung nach Festum?

Nadira übernimmt die Übernachtungskosten für uns, handelt sie ja im Auftrag Tsadans, der sonst für unsere Unterbringung aufgekommen ist.

Nachdem ich Lysandiel, der es vorzieht, draußen zu bleiben, ein Glas Honig raus gebracht habe, werde ich am Tisch von Molagh, der es scheinbar mit dem Trinken etwas übertrieben hat, von oben bis unten vollgespuckt. Wie gut, dass ich den Sapefacta gut genug beherrsche.

02. Rondra 1017 BF

Wir frühstücken gemeinsam in der Taverne und ich nutze die Gelegenheit, um mir von Nadira ein paar Ideen bezüglich Rondrasils Tsatagsgeschenk zu holen. Sie sagt, dass wir später auch gerne gemeinsam einkaufen gehen können, eine hervorragende Idee, wie ich finde.

Als wir Neersand betreten, die anderen müssen den üblichen Zoll für ihre Waffen zahlen (Danjuk bekommt das Geld von Pjerow ausgeliehen, der arme hat davon immer noch nicht viel Ahnung, aber wenn er mir nicht zuhört, weiß ich auch nicht, was ich weiter machen soll), sehen wir die schönen Fachwerkhäuser, die zum Teil mit Echtglasfenstern ausgestattet sind.

Wir erfahren, dass die Stadt mehr oder weniger zweigeteilt ist, dass es die Seite der Bürgermeisterin gibt und die Seite des Kronvogtes. Daraus ergibt sich, dass es Gasthäuser gibt, die nur Adelige beherbergen und welche, die gar keine Adeligen aufnehmen. Wir müssen uns also aufteilen und Narena, Elkjow und ich kommen als Gefolge von Nadira im Hotel Residenz unter, während die anderen sich im Haus Neersand einmieten werden.

Auf dem Weg dorthin sehen wir Steckbriefe, auf denen nach Hecker gesucht wird. Die Verbrechen, derer er dort angeklagt wird, sind zahllos, er wird sogar wegen Kannibalismus gesucht. Ich muss unbedingt mit Pjerow reden, ihn fragen, ob er davon gewusst hat, so ein Mann kann kein guter Umgang für ihn sein.

Während wir im Hotel Residenz gerade die Annehmlichkeiten eines fürstlichen Hotels genießen, kommt Arghail zu uns und teilt uns mit, dass wir uns im Hafen in der Herberge Widderhorn mit den anderen treffen sollen. Dort könne man Zimmer stundenweise mieten und es wäre daher weniger auffällig, wenn man sich zum Besprechen träfe. Ich weiß zwar nicht, was daran unauffällig sein soll, aber ich kenne mich ja auch nicht so gut mit den Gepflogenheiten diesbezüglich aus, von daher gehe ich einfach mit den anderen mit.

Der Hafen ist unglaublich schön, überall ist der Boden mit blauen Fließen gekachelt, ich erkenne kunstvolle Zeichnungen an den Wänden, es gibt blaue Baldachine, die die Stände überspannen, man hat beinahe das Gefühl, dass man unter Wasser laufen würde. An den Ständen wird frischer Fisch serviert, ja man kann sich sogar vorher aussuchen, welchen Fisch man verspeisen möchte und dieser wird dann vor den eigenen Augen frisch zubereitet. In der Hafeneinfahrt erkenne ich einen großen Strudel, der, wie mir Nadira sagt, ein Efferdheiligtum ist, in ihn werden die Spenden an Efferd geworfen.

Wir betreten das Hotel Widderhorn und mieten den größten der Räume für den ganzen Tag. Der Wirt, der Nadira sogar mitteilt, dass er, was er sonst nie machen würde, sich selbst für sie zur Verfügung stellen würde, garantiert uns äußerste Diskretion und er wirkt auf mich vertrauenswürdig genug, dass ich mir diesbezüglich keine Gedanken mache.

Laut Trandjeff sollen die Artefakte entweder in vier oder sechs Wochen abtransportiert werden, da widerspricht er sich laut Pjerow in seinem Brief, weshalb wir ihn auf alle Fälle befragen müssen. Auch müssen wir Informationen über den Händler und Kunstsammler einholen. Ob Uriels Abgesandter, Mengbillar, schon da ist, gilt es ebenfalls in Erfahrung zu bringen.

Wir müssen uns aufteilen, insbesondere da Elkjow im Namen Nadiras, er arbeitet ab morgen als Herold und Schreiber für sie für die Dauer unseres Aufenthalts hier, ich glaube, er ist etwas knapp bei Kasse, ein Treffen mit der Stellvertreterin von Jucho von Dallentin und Persanzig ausgemacht hat, zu welchem die beiden erscheinen müssen.

Ifrundoch will mit Molagh zur örtlichen Rondrafeste gehen und Banja wird mit Arghail ein paar Gerüchte einsammeln. Nadira schickt den beiden Salima mit, damit man sich im Falle eines Falles gegenseitig verständigen kann. Elkjow schaut sie bei dieser Bemerkung äußerst misstrauisch an. Ich glaube, sie muss da vorsichtiger werden, zumindest so lange wir nicht wissen, auf wessen Seite er steht.

Pjerow, Danjuk, Brinjidan und ich werden Trandjeff aufsuchen und gemeinsam mit Elkjow und Nadira, die von Narena begleitet wird, setzen wir über den Neer über, da unser beider Weg uns nach Niederwals führt.

Auf der anderen Seite angekommen stehen wir in einem kleinen Dorf, welches wie ausgestorben ist. Laut Brinjidan sind die Bewohner tagsüber auf den Feldern. Er weist uns den Weg zu einem verfallen wirkenden Haus, dessen Fenster mit Brettern vernagelt sind. Die Wände sind mit arkanen Symbolen und Götterzeichen bemalt, manche wirken äußerst kunstvoll, andere eher fahrig, krakelig.

Aus dem Inneren dringt ein durchdringender Gestank nach Fäkalien nach draußen zu uns und Brinjidan teilt uns mit, dass er dieses Haus nicht betreten wird. Auch Lysandiel, der mir wie ein Schatten folgt, weicht einige Schritte zurück.

Wir betreten vorsichtig das Haus, der Gestank raubt uns beinahe den Atem und hören ein leises Flüstern aus einem angrenzenden Zimmer. Als ich das Zimmer betrete, sehe ich Trandjeff, den ich kaum wieder erkenne. Er geißelt sich selbst mit einem getrockneten Ochsenschwanz, wirkt blass, fahrig, krank.

Er brabbelt vor sich hin, dass wir nicht real wären, nicht hier sein können, nicht hier sein dürfen und erst, als ich ihn, auf seine Aufforderung hin, mit dem Ochsenschwanz auf die Finger schlage, erkennt er, dass wir keine Illusion sind. Daraufhin wird er leicht panisch, sagt, dass sie hier sei, alles sehen würde, im Eispalast wäre. Weiter sagt er, dass sie uns umbringen würde, dass wir hier weg müssen, dass sie etwas von Pjerow wolle.

Er sagt, dass er das Lagerhaus von Mengbillar ausspähen wollte bezüglich der norbardischen Artefakte und dass er dort von selbigem entdeckt worden sei. Dieser habe ihn gefangen genommen und gefoltert. Dabei zeigt er mir eine Wunde an seinem Arm, die sowohl verbrannt als auch erfroren zu sein scheint, mir schwant Übles. Er sagt, dass dann Algunde Bresselmarsch gekommen wäre, die ihm ihre Hilfe angeboten habe und dass er das Haus nicht verlassen könne.

Auf Pjerows Frage, warum er dies nicht tun könne, zeigt er ihm mittels einer Glasscherbe einen Gotongi, der um das Haus fliegt. Angeblich sollen es derer vier sein, auch wenn mir schleierhaft ist, wie er das wissen will, da er laut eigener Aussage immer nur einen gleichzeitig gesehen habe. Er erzählt weiter, dass diese, sollte er das Haus verlassen, große schwarze Gestalten schicken würden, mit Kutten, Schwert und Peitsche ausgestattet.

Die Beschreibung erinnert mich sofort an einen Heshtot und ich weise die anderen darauf hin, dass es durchaus möglich ist, dass ein Gotongi als Portal für selbige dienen könne und dass ich nicht sonderlich erpicht darauf bin, einem Heshtot zu begegnen.

Um den Aufenthalt hier wenigstens ein bisschen erträglicher zu machen und nachdem ich mich um die Wunden von Trandjeff gekümmert habe, er hat sich doch tatsächlich Praiossymbole in seine Haut geritzt, welche sich entzündet haben, beschließen wir, die Zimmer notdürftig zu säubern. Mir fällt auf, dass Trandjeff sich mit dieser Algunde zu unterhalten scheint, auch wenn ich niemanden sehen kann. Auch ein Odem offenbart mir lediglich, dass Trandjeff leicht glimmt, was für einen Halbelfen aber nicht weiter verwunderlich ist.

Nach einiger Zeit kommen Nadira, Elkjow und Narena zurück und erzählen, wie es ihnen bei Dobrischnaja ergangen ist. Auf die Frage bezüglich dem Verbleib der Elfen (das ist der offizielle Grund, weshalb sie hier sind, wie sie gesagt haben), verweist diese sie nur an die Akademie, dort wären die Elfen untergekommen.

Für weitere Informationen handelt Elkjow aus, dass er mit Dobrischnaja eine Partie Garadan spielen wolle und wenn er gewinne, würde sie seine Fragen beantworten und wenn sie gewinne er ihre. Nadira flüstert mir zu, dass es äußerst offensichtlich war, dass Elkjow sie gewinnen hat lassen und trotzdem gibt sie daraufhin bereitwillig Auskunft über das, was sie weiß.

Sie sagt, dass die Elfen hier Besuch bekommen haben von einem gänzlich weiß gekleideten Elfen (das muss jener gewesen sein, dem wir in Ouvenmas begegnet sind und von dem der Metdolch stammt, den ich Pjerow überlassen habe) und dass danach die ganze Sippe weggezogen sei. Sie haben zwar einige Elfen zurück gelassen, die auf die Nachzügler warten sollten, doch diese seien in sehr kurzer Zeit alle verstorben.

Als Elkjow erzählt, dass laut Dobrischnaja sämtliche Leichen blutleer gewesen seien und keinerlei Wunden aufgewiesen haben, werde ich hellhörig. Noch mehr, als er mir erzählt, dass die Leichen im Therbunitenspital obduziert werden sollten, dann jedoch im Licht des Vollmondes zu Staub zerfallen sind. Wenn ich das richtig im Kopf habe, steht dazu auch etwas in den Büchern Wilmaans und zwar gibt es wohl Elfenvampire, die lediglich Elfenblut trinken und, wenn sie tot sind, im Licht des Madamals vergehen, ähnlich wie menschliche Vampire im Licht der Praiosscheibe.

Noch während ich darüber nachdenke, platzt es beinahe aus Nadira heraus, dass der Kronvogt hier Gerbald von Oljewsruh sei und dass dieser dafür verantwortlich wäre, dass die Stadt zweigeteilt wäre, dass er den Zwist zwischen Adeligen und Bürgern geradezu schüren würde. Des Weiteren soll er wohl auch Söldner einstellen.

Gerbald hier, na prima. Als ob ich mit Uriels Abgesandten nicht schon genug Feinde hier hätte.

Wie dem auch sei, das ganze Putzen hat nicht sonderlich viel geholfen und mit einem Naserümpfen teilt uns Nadira mit, dass wir aufbrechen sollten. Ich erkläre, dass ich diese Nacht heute hierbleiben werde und Pjerow und Danjuk schließen sich mir an.

Während die anderen wieder übersetzen und in ihre Unterkünfte zurückkehren, trinke ich einen meiner Wachtrunke und unterhalte mich mit Trandjeff. Ich fürchte fast, dass er dem Wahnsinn anheimgefallen ist, ich hoffe nur, dass ich ihm helfen kann, wenn wir wieder zurück in Moorwacht sind.

03. Rondra 1017 BF

In der Früh kommt ein Bote aus dem Hotel Residenz, der uns Essen, Wasser und Seife bringt und nachdem wir Trandjeff einigermaßen versorgt wissen, gehen wir erst einmal zurück zu den anderen.

Dort erfahren wir, dass Banja und Arghail nicht untätig waren und die diversesten Gerüchte aufgeschnappt haben. Unter anderem soll es des Nächtens im Eispalast spuken, Gerbald soll der Kronvogt sein (das wissen wir ja bereits), es soll im Hafen diverse Male Sichtungen einer Frau gegeben haben, die Erkundigungen über einen Halbelfen (vermutlich Trandjeff) eingezogen haben soll, sie soll helle Augen (keine leuchtenden, wie er sagt) und weiße Strähnen in den Haaren haben. Der Widderorden soll angeblich etwas im Gebirge bewachen, die Elfen haben den Magiern eine Akademie aus lebendigen Bäumen gebaut, die Gildenoberhäupter der Fluss- und Seeschiffer hassen sich, obwohl sie sich ein Gildenhaus teilen, es soll sogar zu Schlägereien gekommen sein, Herr Slivinski sei in letzter Zeit deutlich weniger ergraut sein (ist hier Tukk im Spiel?), der Bürgermeistern gehört ein Handelskontor hier, ihr Opa hat damals den Kristallpalast erbaut.

Viele Informationen, die es erst einmal zu sortieren gilt.

Elkjow und Narena werden zum Bronnjaren von Neersand gehen, da Elkjow einen Termin zum Mittagessen mit ihm vereinbart hat. Pjerow, der kurz auf seinem Zimmer war, teilt uns mit, dass Finger das Breitschwert von Gerbald geklaut hat. Ich kann mir ein Schmunzeln nicht zur Gänze verkneifen.

Während Elkjow und Nadira unterwegs sind und Pjerow nach Banja suchen will, die schon wieder auf Tavernenrundgang ist, frage ich Ifrundoch, der ein wenig lädiert aussieht, offenbar hat er sich schon wieder einen Kampf mit einem Rondrageweihten geliefert, ob er mich zu der Rondrafeste bringen könne. Ich möchte dort fragen, ob es ein rondragefälliges Geschenk gibt, welches einem Geweihten wie Rondrasil würdig ist. Dort angekommen werde ich von der Vorsteherin ein wenig irritiert angeguckt ob meines Vorhabens, ich bekomme dennoch einige Anregungen, unter anderem habe ich für mich beschlossen, dass mein Geschenk Rubine enthalten muss, da sie der Göttin Rondra wohlgefällig sind.

Auf dem Rückweg zum Hotel Residenz erstehe ich auf dem Markt, heute ist Markttag in Neersand, eine Mantelschließe aus Edelstahl in Form eines Löwinnenkopfes mit Augen aus roten Rubinen. Zusätzlich bestelle ich einen roten Mantel aus Elfenbausch, welcher in zwei Wochen geliefert werden solle, da gerade kein Elfenbausch vorrätig sei. Dieses Material behindere angeblich sehr viel weniger und wäre eines Rondrageweihten in der Tat würdig.

Auch wenn ich an seinem Tsatag nicht da sein werde, so hoffe ich dennoch, dass Rondrasil weiß, dass ich an ihn denke, wie viel er mir bedeutet und noch mehr hoffe ich, dass ihm mein Geschenk gefallen wird.

Als ich das Hotel Residenz betrete, werde ich bereits von Narena empfangen, die mir mitteilt, dass Nadira verrückt geworden sei, dass Elkjow sie gerade im Dienstzimmer ihrer Zofe an einen Stuhl gefesselt habe und ob ich sie mir einmal ansehen könne.

Nadira verrückt? Was ist hier geschehen?

Als ich das Zimmer betrete, sehe ich Nadira, die nicht nur an den Stuhl gefesselt sondern auch geknebelt ist. Panik und Todesangst glimmen in ihren Augen, der Angstschweiß steht auf ihrer Stirn. Ich rede beruhigend auf sie ein, versuche sie dazu zu bringen, dass sie sich ganz auf mich konzentriert. Als ich merke, dass ihr Blick auf etwas hinter mir fällt, schließe ich die Tür, sage ihr, dass wir vollkommen alleine hier wären.

Sie schüttelt heftig den Kopf, sagt mir aber zu, dass sie nicht schreien wird, wenn ich ihr den Knebel entferne. Sie beginnt lediglich zu weinen und zu wimmern, sagt, dass sie brennen würde, dass der ganze Raum brennen würde, dass es sich um schwarze Flammen handle und dass es so wehtun würde.

Schwarze Flammen, hat sie wieder diese Vision von dem Alb, zu dem Shafiria geworden ist und den sie jeden Abend im Spiegel sieht, wie er sich gegen das Glas wirft? Das hat erst aufgehört, als Golgarah ihr Schlafzimmer geweiht hat, auch das von Pjerow übrigens, er ist von dem gleichen Phänomen betroffen. Aber warum jetzt? Warum tagsüber?

Sie wimmert weiter, dass ein Laraan hier im Raum wäre, der sie fressen wolle und da ich merke, dass ich mit Vernunft hier gerade nicht weiter komme, versuche ich auf ihre Ängste einzugehen, ihren Wahn auszulenken. Ich wirke daher einen Beherrschung brechen, mit dem es mir gelingt, Nadira glaubhaft zu versichern, dass der Laraan nicht mehr hier sei. Auch ihre Haut würde wieder nachwachsen, ich würde mich darum kümmern.

Ich bemühe mich, möglichst ruhig aber dennoch eindringlich mit ihr zu sprechen, sie auszulenken, sie sich auf mich konzentrieren zu lassen und Stück für Stück wird ihr Blick wieder etwas klarer. Es gelingt mir, sie mit dem Zeigen meiner Mantelschließe, die ich für Rondrasil gekauft habe, so weit abzulenken, dass auch sie langsam erkennt, dass es sich um eine Einbildung gehandelt haben muss.

Auch Nadira hat etwas gekauft, für Tsadan. Ein schönes grünes Mieder, welches hervorragend mit ihren Augen harmonieren wird. Als wir zurück in ihr großes Zimmer kommen, sehen wir dort Banja in ihrem Bett liegen, welche Pjerow in einer Taverne gefunden hat. Sie hat wohl das Wetttrinken verloren und schläft jetzt erst einmal ihren Rausch aus.

So kann Nadira uns wenigstens in aller Ruhe berichten, was vorgefallen ist. Sie erzählt, dass sie beim Bronnjaren von Neersand waren, der sie eine geschlagene Stunde warten hat lassen, bevor er sie empfangen hat. Sie flüstert mir zu, dass sie jetzt weiß, dass Elkjow der Sohn von Refardeon von Ilumkis ist und zu allem Verdruss ist seine Mutter auch noch die Praioshochgeweihte. Eine wahrhaft gefährliche Kombination, insbesondere für Nadira.

Elkjow fährt derweil fort mit der Erzählung, dass laut dem Bronnjaren insgesamt sieben Menschen Algunde gesehen haben sollen, dass sie allesamt verrückt geworden sein sollen. Drei von ihnen haben sich danach im Neer ertränkt, die anderen seien bei den Therbuniten. Angeblich soll Algunde sich abends in den Tavernen aufhalten.

Weiter erzählt er, dass der Händler und Sammler sich laut dem Bronnjaren niemals von den norbardischen Artefakten trennen würde, er soll wohl selbst zu einem geringen Teil Norbarde sein und interessiere sich sehr für seine Vergangenheit. Da stellt sich dann aber die Frage, warum er die Artefakte an Uriel veräußert haben soll. Geschah dies vielleicht unter Zwang?

Als Nadira Elkjow über Algunde reden hört, fällt sie ihm ins Wort und erzählt, dass sie ihr begegnet sei. Die beiden haben eine Führung durch den Eispalast gemacht und dort sei sie in einem Nebenraum gewesen, den sie aufgesucht habe. Sie sagt, dass Algunde laut ihrer eigenen Aussage dazu in der Lage sei, den Wahnsinn, der in den Menschen schlummere, zu wecken, dass sie Trandjeff vor Mengbillar gerettet habe, die Symbole an seiner Hütte angebracht habe. Sie soll weiter gesagt haben, dass jeder, der schon einmal das Böse geschaut hätte, nach dem Kontakt mit ihr wahnsinnig würde, dies sei aber lediglich ein temporärer Effekt.

Dies würde die Halluzinationen von Nadira erklären.

Laut Algunde sei sie im Auftrag von Uriel hier, stünde aber nicht hinter ihm, hinter seinen Überzeugungen.

Nadira erzählt weiter, dass Algunde uns alle treffen wolle und dass sie ihr gesagt habe, dass der Bronnjar morgen ein Fest gebe, zu dem sie kommen solle, wir würden auch kommen. Auf Elkjows Einwand hin, dass es unmöglich sei, unsere gesamte Gruppe zu dem Fest zu bringen, schließlich sind wir doch zu auffällig, zu unterschiedlich, überlegen wir, wie wir das sonst regeln können.

Ich bin noch ein wenig in Gedanken versunken, da zeigt mir Pjerow einen Zettel, auf dem steht, dass Mengbillar offensichtlich einige Paraphernalien zur Beschwörung erworben hat. Narena, die ebenfalls einen Blick darauf wirft, sagt, dass es sich sehr wahrscheinlich um Dämonen aus der Blakharazdomäne handeln wird. Ich weiß nicht, ob mir dieser Gedanke behagt.

Elkjow wirft ein, dass er noch einen Termin bei Gerbald habe, dass Nadira aber, in dem Zustand, in dem sie gerade ist, nicht mitkommen könne, weshalb er Narena bittet, ihn zu begleiten. Dass ich nicht mitkommen kann, ist uns allen klar.

Ich denke, ich werde die Zeit nutzen, um mit Lysandiel noch die Akademie aufzusuchen, vielleicht kann uns dort jemand genaueres sagen über das Ziel seiner Sippe.

Abenteuer: Zukunft und Vergangenheit
Dieser Eintrag wurde am 11.04.2017 (12:49) verfasst und 665 mal aufgerufen.
Kommentare:
Dieser Eintrag wurde noch nicht kommentiert.
DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE, MYRANOR, THARUN, UTHURIA und RIESLAND sind eingetragene Marken der Significant Fantasy Medienrechte GbR. Ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH ist eine Verwendung der genannten Markenzeichen nicht gestattet.
Diese Webseite nutzt Grafiken aus dem "Das Schwarze Auge" - Fanpaket.
Wir freuen uns über deine Unterstützung:
Hinweis:
Einige Funktionen dieser Webseite verwenden Cookies.
Weitere Informationen: Datenschutzerklärung | Impressum Verstanden und akzeptiert