Anjon und ich hatten oben auf der Festung nicht das Gefährt selber bestiegen, sondern uns außen festgeklammert um an den „Beinen“ des Dings mit Feuer eine Art Flammenlanze zu entzünden mit deren Hilfe es von der Festung aufgestiegen war. Wir retteten uns mit letzter Kraft aus dem kochenden Wasser des Löschteichs und schnappten am Ufer nach Luft. Dann zogen wir Nuri in seiner Drachengestalt aus dem Wasser – Drachen können anscheinend nicht gut schwimmen. Mit letzter Kraft brachten wir ihn ans Ufer, bevor er gar gekocht war wie ein Hummer in Al'Anfa. Auch die anderen hatten den Absturz mit Hilfe der gütigen Götter alle überstanden. Und so konnten wir am Ufer beobachten wie der Splitter des Agrimoth den Löschteich in toto komplett verdampfte.
Dies also war das Erste was es zu erledigen galt. Eine sichere Berge für den verdammten Splitter schaffen. Nachdem wir einigermaßen zu Kräften gekommen waren, sodass wir wenigstens laufen konnten, beschlossen wir das Ding erst einmal einem der Tempel zu übergeben. Trotz meiner Empfehlung dies bei der Herrin Hesinde zu versuchen, waren die anderen der Meinung er solle in den Praiostempel gebracht werden. Ich hatte nicht genug Kraft zu streiten und so schulterte Anjon das Ding in seinem Rucksack und wir machten uns auf den Splitter abzugeben. Während des Weges behielt ich Anjon im Auge um eingreifen zu können, sollte sein nicht ausgebildeter und schwacher Geist im Angesicht des Splitters versagen. Derweil disputierte ich außerdem mit dem alten Zausel Leonardo, dessen Genie mir noch immer größte Achtung einflößte. Leonardo war sich der Gefährlichkeit des Splitters ebenso bewußt wie ich und wies darauf hin, dass dieser besser mit agrimothisch beeinflusster Umgebung aufzubewahren sei. Ich hatte zwar erst an Blaubasalt als probates Mittel gedacht, aber das brachte mich auf eine ganz andere Idee. Ich schlug Leonardo vor den Zacken der Dämonenkrone in ein Spiegelgefängnis einzuschließen – denn war ist mehr agrimothisch geprägt als der Splitter selbst. Wenn sich seine Kräfte nun über Spiegel auf sich selbst richten würden, dann sollte das die ideale Umgebung sein, sodass der Splitter nicht wachsen würde – denn er hatte bei der Reaktion im Löschteich zu wachsen begonnen. Und gerade im Paiostempel war von erheblichster Gegenmacht auszugehen und damit auch von stärkster Reaktion.
Unser Zug erregte natürlich große Aufmerksamkeit, aber die Menschen waren zu müde oder zu verzagt um uns ernsthaft in Quere zu kommen. So konnten wir unsere Bürde tatsächlich relativ ungestört direkt im Tempel an den Boten des Lichtes übergeben, der es in Gewahrsam nahm. Ich ging zwar davon aus, dass dies nicht von Dauer sein würde, aber das direkte Problem hatten wir erst einmal vom Hals.
Ein weiteres drängendes Problem kostete mich dann einen meiner potentesten Astraltrünke, denn ich gab ihn Jruga um mittels einer mächtigen Wetterveränderung einen Teil Alt-Gareths mit Regen zu tränken. Nötig war dies, brannte doch die gesamte Stadt und in den Flammen und der Hitze verdampfte das Wasser der Löschteiche. Damit war ein Ende der Brände nicht abzusehen und die ganze Rettung Gareths wäre umsonst gewesen. Nun mag man ja von diesen Thorwaler Beschwörern halte was man mag, aber ihr Können in ihrem Bereich ist unbestritten. In den Dunklen Hallen hatte mir die Blutmagie des Thorwaler Runenschiffs Respekt eingeflößt, hier in Gareth war es Jurgas Wettermanipulation. Ein kräftiger Regenschauer sorgte zumindest im Süden von Alt-Gareth für ein Ende der Brände und für wieder gefüllte Löschteiche. Da war der Astraltrunk wirklich gut angelegt gewesen!
Nach etwas Fachsimpelei mit Leonardo stimmte das alte Genie mir zu, dass ein Spiegelgefängnis die beste Möglichkeit sei den Splitter etwas längerfristig zu bergen. Er würde sich gleich an die Arbeit dazu machen. Zum Glück konnte ich ihn in die Akademie Schwert und Schild lotsen, in deren Keller immerhin etwas Koschbasalt zu finden war. Da sollte der Splitter zumindest zeitweilig am sichersten verwahrt sein. Über den weiteren Verbleib würde ich ohnehin nicht entscheiden können. In den folgenden Stunden und Tagen lieferten wir dann Leonardo für sein Werk diverse Ingredienzien zu – so machte ich auch nochmals die Bekanntschaft mit dem Hesindetempel Gareths und dessen Oberhaupt, als Blutulmenholz benötigt wurde.
Aufgrund des Wachtrunks von Tyro Brahe – Hesinde möge seiner Seele gnädig sein, denn er fiel während der Schlacht – war ich die kommenden Tage und Nächte munter wie nach einer ausgedehnten Nachtruhe, sodass es mir nicht schwer fiel den Archomagae meiner Gilde einen angemessenen Bericht über die Geschehnisse zu liefern. Die Überreste des allaventurischen Konvents sowie die drei Erzmagier der Bruderschaft der Wissenden waren auch alle noch da um meinem Bericht zu lauschen – erfreut stellte ich dabei fest, dass auch Thomeg Atherion den Angriff auf die Fliegende Festung überlebt hatte. Auch Archomagus Dscheleffer ibn Jassafer war wohlauf und einige der weissen Gilde. Zu meiner Überraschung wurde mir dann von allen Gilden ein Orden für meine Verdienste verliehen und so bin ich seit jenem Tage nach dem Ende Galottas tatsächlich Träger des Pentagramms in Mindorium. Wer hätte damit gerechnet...
Als kleiner Bonus kam noch das Angebot des Archomagus Savertin mich doch in Mirham gerne weiterzubilden.