Tagebuch von Isidra Kowaljewa
Diarium der adepta minora Isidra Kowaljewa (5. Rondra 1017 BF)

05. Rondra 1017 BF

Wir haben uns alle in Nadiras Zimmer versammelt und die anderen lassen sich nicht davon abbringen, den Einbruch heute zu begehen, ganz gleich, wie sehr ich mich darum bemühe, sie zu mehr Bedenkzeit zu überreden. Mir wird, als ich darauf hinweise, dass ich hier noch auf eine Bestellung warte, lediglich vorgeschlagen, doch den Händler darum zu bitten, mir die Ware nach Moorwacht zu liefern. Dies sollte ich dann wohl auch einfach tun, schließlich habe ich noch ein wenig Zeit, bevor meine Anwesenheit benötigt wird.

Ich mache mich auf den Weg zum Rathaus, um den Händler ausfindig zu machen, bei dem ich den Elfenbausch für Rondrasil bestellt habe. Vorher lasse ich noch einen Boten zu der Magierakademie schicken, um Lysandiel zurück zu beordern, schließlich werden wir aller Voraussicht nach heute Abend, besser morgen in aller Früh aufbrechen müssen.

Im Rathaus werde ich an den Kontor südlich des Efferdtempels verwiesen und trotz der späten Stunde ist noch jemand anwesend, mit dem ich eine Lieferung nach Moorwacht vereinbaren kann, wenngleich mich das nochmal ordentlich mehr kostet, als der Bausch selbst, aber für Rondrasil ist es mir das definitiv wert. Ich hoffe nur, dass er sich darüber auch freut.

Mir fällt der Händler Abelmir wieder ein und ich beschließe, ihn aufzusuchen, vielleicht kann er mir im Vorfeld bereits ein paar Informationen zu den Theaterrittern geben, die Rondrasil noch nicht hat. Wenn ich ihn diesbezüglich nur etwas mehr ausgefragt hätte, ich weiß gar nicht, welche Informationen er bereits gesammelt hat und welche ihm noch fehlen.

Ich stoße vor der Tür mit Pjerow zusammen, der ebenfalls zu Abelmir will. Er schlottert vor Kälte und klappert mit den Zähnen obwohl es brütend heiß ist. Auf meine Frage, ob er krank sei, antwortet er mir, dass er sich mit Algunde getroffen habe, damit diese seine Zeichen noch einmal erneuere und diese habe ihm dann eine Münze zu schlucken gegeben, auf die vermutlich ein Caldofrigo gewirkt worden ist. Er fühlt sich kalt an, scheint aber körperlich außer dem frieren keinerlei Einbußen zu erleiden.

Gemeinsam mit Banja, die vom Gasthaus herüber geeilt kommt, betreten wir das Haus und werden auch sofort zu Abelmir vorgelassen. Dieser scheint etwas erstaunt über meine Anwesenheit zu sein, war er doch nur mit Pjerow verabredet, empfängt mich aber dennoch äußerst freundlich.

Als er uns allen Tukk anbietet, bin ich entsetzt und frage ihn, ob ihm bewusst ist, was er da vor sich stehen hat. Er meint, es sei ein Elixier, welches ihn jünger und frischer fühlen lässt, ihn stärken würde, aber als ich ihm erläutere, dass es sich um die Lebenskraft Deres handele, dass der Konsum selbiger einen Götterfrevel darstellt, wirkt er ehrlich entsetzt darüber. Er versichert mir glaubhaft, dass ihm nicht bewusst war, dass dies ein Frevel an den Göttern ist und dass er das restliche Tukk, welches er habe, so schnell wie möglich loswerden wolle, es sofort an den Bronnjaren übergeben werde.

Diese Entrüstung aufgreifend erzählt Pjerow ihm, dass wir aufgrund der norbardischen Artefakte, welche er Mengbillar überlassen hat, hier wären und gemeinsam kommen sie zu dem Schluss, dass dieser Handel nicht rechtens gewesen sein kann, da das Tukk Teil davon gewesen ist und Abelmir nicht wusste, was er da genau bekomme. Er fasst den Entschluss, bei dem Bronnjaren vorstellig zu werden, um eine Annullierung des Handels zu fordern, da er unter falschen Versprechungen getätigt worden sei und dass er die Artefakte dann seinen rechtmäßigen Besitzern zurückgeben wolle. Insbesondere nachdem Pjerow ihm in Aussicht stellt, dass die Wjobschkodas ihn aus Dankbarkeit dafür vielleicht sogar in ihre Sippe aufnehmen würden, versteift er sich vehement auf diesen Einfall.

Nachdem er sich ein wenig beruhigt hat, ich bin mir sicher, die Tatsache, dass Banja ihm immer wieder Schnaps einschenkt, welchen er hinunterstürzt, trägt das Ihre dazu bei, befrage ich ihn zu den Theaterrittern. Schließlich scheint er eine intensive Forschung der Vergangenheit getätigt zu haben, insbesondere, da er, sichtlich stolz, erzählt, dass er zu einem gewissen Teil Norbarde sei. Er sagt, dass er aus der Lavaitzis Sippe aus Festum stamme.

Mit Stolz zeigt er uns seine Sammlung, unter anderem hat er dutzende Seffer Manichs von, wie er sagt, erloschenen Sippen, auch eine norbardische Mumie, die Muhme der Ragaschoffs soll es sein, befindet sich in seinem Besitz.

Er erzählt auf mein Nachfragen, dass die Theaterritter nach einer geraumen Zeit plötzlich nicht mehr nur Rondra angebetet haben sollen. Sie sollen norbardische Jungfrauen verschleppt haben, weil die Götze, die sie angebetet haben sollen, ihnen gegen ein Jungfrauenopfer diverse katzenhafte Fähigkeiten geschenkt haben soll. Als dies geschehen sei, seien kurz darauf die Praioten gekommen.

Ich frage ihn, ob er schriftliche Überlieferungen dazu habe und er zeigt mir einen sehr alten Seffer Manich, in dem, leider auf altnorbardisch, steht, dass die Sippe erloschen sei, weil es keine Frauen mehr gab, da die Jungfrauen von den Theaterrittern geraubt worden seien. So zumindest übersetzt es Abelmir mir. Ich male die Zeichen detailliert ab und werde sie bei Gelegenheit noch einmal von unabhängiger Stelle übersetzen lassen. Abelmir fügt hinzu, dass diese erloschene Sippe in unserer Gegend gewohnt haben soll.

Nachdem Abelmir mehr und mehr betrunken ist, Banja hat ihm während unserer Unterhaltung weiterhin fleißig nachgeschenkt, beschließen wir, zurück zu den anderen zu gehen.

Es ist mittlerweile etwa die siebte Abendstunde und wir kommen gerade noch rechtzeitig, um Nadira, Narena und Elkjow aufbrechen zu sehen. Die Bootsfahrt mit dem Bronnjaren Sumowicz steht an. Nadira teilt uns noch mit, dass es heute Abend wohl regnen solle, während wir sehen können, wie die Zeichnungen Danjuks völlig verwischt sind.

Auf meine Frage, ob Algunde ihm diese nochmal neu zeichnen könne, erwidert Pjerow nur, dass diese heute Abend keine Zeit habe, da sie für Mengbillar etwas Wichtiges erledigen müsse, er vermutet, dass es um die Beschwörung eines neuen Laraans für ihn geht.

Diese Option fällt also aus. Aber jemand muss sich ja auch außerhalb des Lagerhauses um die Wachen kümmern. Es wird daher beschlossen, dass Pjerow und Ifrundoch von oben in das Lagerhaus einsteigen sollen, während Arghail, Brinjidan, Molagh, Finger und Danjuk draußen die Wachen ablenken oder unschädlich machen sollen. Lysandiel wird mit mir und Trandjeff in der Kutsche warten, die in der Nähe steht, um die norbardischen Artefakte einzusammeln, wenn wir das Zeichen bekommen. Mögen die Götter uns hold sein.

In der Kutsche ist es dunkel und ich habe ein ungutes Gefühl. Dieses bestätigt sich, als wir plötzlich Alarmrufe und Pfiffe hören, die vom Lagerhaus ausgehend schnell weite Kreise ziehen. Offenbar wurden die anderen entdeckt und jetzt wird Verstärkung gerufen. Von der Kutsche aus kann ich erkennen, wie Krieger der Widderhörner und Adepten der Kriegerakademie in Richtung des Lagerhauses eilen. Allesamt sehr gut bewaffnet, bestens ausgebildet, wie mir scheint.

Vor Schreck bin ich starr, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Wie kann ich hier auch von großer Hilfe sein? Lysandiel teilt mir mit, dass er einen der beiden rausholen könne, Pjerow oder Ifrundoch, beide seien in großer Gefahr, aber ich bin unfähig, ich kann solch eine Entscheidung nicht treffen. Ich frage lediglich, ob er nicht doch beide retten könne, was er verneint.

Nach einer quälend langen Zeit teilt er mir mit, dass es jetzt auch nicht mehr nötig sei.

06. Rondra 1017 BF

Es ist mittlerweile weit nach Mitternacht, als plötzlich Nadira, Narena und Elkjow gemeinsam mit Danjuk vor unserer Kutsche stehen. Sie teilen uns mit, dass Danjuk, der sich verlaufen habe, auf die drei gestoßen sei, als sie gerade wieder von Bord des Schiffes gegangen wären und dass sie uns dann hier gesucht hätten, nachdem Danjuk ihnen erzählt hat, dass die Wachen offenbar informiert gewesen wären über unser Vorhaben.

Nadira bestätigt dies auch, sie sagt, sie habe von Sumowicz erfahren, dass dieser eine Information von Gerbald bekommen habe, dass in dem Lagerhaus eine Blakharaz Anrufung stattfinden würde heute Nacht, dass schon den ganzen Tag Menschen mit seltsamen Zeichnungen in der Stadt herumlaufen würden. Damit kann er nur uns meinen. Die Schutzzeichen von Algunde.

Weiter erzählt uns Nadira, dass wir ab jetzt in einem Haus von Sumowicz wohnen würden, dass sie dies ausgehandelt habe und im Vertrauen erzählt sie mir, welchen Preis er dafür gefordert habe. Sie. Sie hat sich für uns ihm hingegeben, auch wenn ich ihr ansehe, dass sie nicht sonderlich glücklich darüber ist.

Lysandiel bietet sich in der Zwischenzeit an, die anderen, die sich in alle Winde verstreut haben, zu suchen und zu uns zu führen und noch während Nadira uns auf den neuesten Stand bringt darüber, was auf dem Schiff geschehen ist, bringt er Molagh zu uns, der übel zugerichtet ist und von mir erst einmal mittels Balsam geheilt wird. Kurze Zeit darauf kommt Banja und danach Lysandiel, der uns mitteilt, dass die anderen im Widderhorn wären.

Als wir dort ankommen, finden wir Pjerow, Ifrundoch und Arghail vor. Pjerow hat auch einige Verletzungen, die ich versorge, jedoch muss ich zuvor seinen doch recht dilettantischen Verband entfernen und mit ihm auch das bereits entzündete Gewebe. Während ich dies mache, äußere ich ihm gegenüber leise den Verdacht, dass nur Narena uns verraten haben könne, da sie sich, während wir vorhin in der Stadt unterwegs waren, ganz offen mit Mengbillar treffen wollte, offenbar immer noch unter seinem Bann stünde. Ich bitte ihn, dies den anderen mitzuteilen, während ich versuchen werde, Narena abzulenken.

Ich bitte Narena, mit mir nach draußen zu kommen, damit ich ihr die Aufzeichnungen zeigen kann, die ich bei Abelmir gemacht habe. Ich denke, dass sie mit diesen Informationen Mengbillar nicht nützlich sein kann, weshalb ich diesen Vorwand gewählt habe. Leider beherrscht sie kein altnorbardisch, es gelingt mir aber dennoch, sie in ein Gespräch zu verwickeln und Pjerow so genügend Zeit zu geben, die anderen zu warnen. Wir müssen eine Möglichkeit finden, den Bann zu brechen, sonst können wir unserer Haut nicht mehr sicher sein, nur wie?

Als wir zurückkommen, beschließen wir, dass wir in das Haus, welches wir von Sumowicz bekommen haben, ziehen sollten, um uns auszuruhen.

Um die neunte Morgenstunde wache ich auf, weil der Wind Stimmen herüberträgt. Als ich aus dem Fenster blicke, sehe ich den Bronnjaren in einen Disput mit Drego von Elengrund verwickelt. Ich komme nicht umhin, die beiden zu belauschen, schließlich gestikuliert Drego ganz offen in meine Richtung und wird nur noch aufgeregter, als er meiner gewahr wird.

Er mutmaßt Sumowicz gegenüber, dass die Beschwörung des Dämons mit Sicherheit auf meinem Mist gewachsen sei, dass Sumowicz mich anzeigen solle, doch dieser lehnt dies ab, sagt, dass er mich vorher lieber magisch befragen lassen würde, um meine Schuld oder Unschuld zu klären.

Nachdem ich genug gehört habe, gehe ich zu den anderen an den Frühstückstisch. Es gibt sogar ein recht exotisches Getränk, das Kaffee heißt und eine recht wach machende Wirkung zu haben scheint. Narena, die zu uns stößt, sieht fürchterlich aus. Auf mein Nachfragen, ob es ihr gut gehe, äußert sie lediglich, dass sie schlecht geträumt habe, will mir aber nicht sagen, worüber sie geträumt hat.

Als ich den anderen von dem Disput zwischen Sumowicz und Drego erzähle, will Elkjow wissen, warum dieser Mann eine solch unbändige Wut auf mich hat und ich erkläre ihm, was damals in Moorwacht vorgefallen ist. Daraufhin erwidert Elkjow, dass ich mich bei Drego entschuldigen sollte, denn wir haben beileibe genug Feinde, da wäre es töricht, einen zu behalten, der mit einer Entschuldigung sicherlich leicht zu besänftigen wäre. Zähneknirschend sage ich zu und umgehend vereinbart er ein Treffen mit Drego, der uns zum Mittagessen erwarten wird.

Wir sitzen die meiste Zeit nachdenklich am Tisch, Brinjidans Abwesenheit wird uns schmerzlich bewusst. Ich hoffe nur, dass er in Sicherheit ist.

Als es an der Zeit ist, gehen Elkjow und ich zu Drego, während Nadira ein Treffen mit Sumowicz hat. Bei Drego angekommen, fragt dieser mich sogleich, ob ich ein Geständnis ablegen wolle in Bezug auf die vereitelte Dämonenbeschwörung letzte Nacht. Ich verneine dies, sage ihm, dass ich nicht einmal beteiligt war an den Vorfällen, was ja keine Lüge ist und teile ihm mit, dass ich gekommen bin, um mich für damals in Moorwacht zu entschuldigen. Im Grunde genommen war mir die Tragweite seiner Handlungen damals nicht bewusst, letztlich hat er ja sogar ähnliche Absichten wie Rondrasil, wie ich zerknirscht zugeben muss. Allerdings waren seine Methoden gänzlich falsch und ehe ich mich versehe und, den Göttern sei Dank, bevor ich mich auf eine erneute heftige Diskussion einlassen kann, fällt mir Elkjow ins Wort, dem es zwar nicht gelingt, Drego davon abzuhalten, mich rauswerfen zu lassen, der ihn aber dennoch so weit besänftigen kann, dass er mit ihm eine Partie Garadan spielen wird. Noch während ich hinausgehe, sagt er Drego des Weiteren zu, dass ich mich einer magischen Befragung unterziehen werde, welche meine Unschuld bezüglich der Dämonenbeschwörung bestätigen werde.

Ich hoffe nur, dass diese Entschuldigung, sie war durchaus ernst gemeint, auch bei Drego angekommen ist. Gedankenverloren kehre ich zurück zu den anderen und auch Nadira ist bereits wieder zurück. Sie teilt uns mit, was sie von Sumowicz erfahren hat, der als Bronnjar ja den aktuellen Stand der Ermittlungen kennt.

Im Lagerhaus wurde ein Invocatio durchgeführt, wenngleich nicht gesichert ist, ob dies letzte Nacht geschehen ist oder ob er schon länger zurückliegt. Brinjidan wurde festgesetzt, da er Meuchlerwerkzeuge bei sich hatte, es sind vier Krieger getötet worden. Des Weiteren hat Sumowicz ein Angebot von Mengbillar bekommen, dass dieser sich mit Nadira zu einer Unterredung treffen wolle. Daraufhin hat sie Sumowicz erzählt, welche Fähigkeiten Mengbillar besitzt und vor allem, dass er diese aufgrund eines Paktes bekommen habe. Mit diesen Informationen will Sumowicz veranlassen, dass ein männlicher Magier, am besten die Spektabilität der Akademie selbst Mengbillar diesbezüglich befragen solle. Auch meint er, dass eine Spende von 4000 Batzen an die Kriegerakademie selbige besänftigen sollte, da damit das Wohl der Hinterbliebenen gesichert werden könne. Weiter erzählt er, dass Mengbillar einen Prozess nicht vor dem 18. Rondra haben wolle, warum er so lange warten will, ist ihm nicht bekannt.

Just als Nadira geendet hat, kommen Elkjow und Banja gleichzeitig zurück. Wir fassen erst nochmal kurz Nadiras Erzählungen zusammen, bevor Banja uns erzählt, was sie in den Tavernen aufgeschnappt hat. Es geht das Gerücht um, dass die Verstärkung, die Mengbillar geordert hat, jetzt bereits am 18. Rondra ankommen solle und dass die Lieferung am 20. Rondra die Stadt verlassen solle.

Gemeinsam mit Nadira und Elkjow gehe ich zur Magierakademie, um dort die Befragung über mich ergehen zu lassen. Dort angekommen hören wir, dass in der Nacht wohl mehrmals der Blitz in die Kronvogtresidenz eingeschlagen haben solle. Ob dies mit der Beschwörung Mengbillars zusammenhängt?

Noch während ich dies überlege, kommt Talasanya zu uns, gibt uns zu verstehen, dass wir ihn bei seinen Übungen gestört hätten, dass dies aber nicht so schlimm sei. Er holt eine Flöte aus seiner Tasche hervor, die er mir mit den Worten überreicht, dass er sie eigens für mich geschnitzt habe, damit ich zukünftig am Salasandra teilnehmen könne.

Verwundert nehme ich sie in Empfang und Elkjow teilt ihm den Grund unserer Anwesenheit mit. Daraufhin ruft er drei weitere Adepten zu sich und er bespricht die Fragen, die er mir stellen wolle, mit uns. Ich mache meinen Geist so frei wie möglich und dennoch gelingt es einem der Adepten auch nach zwei Anläufen nicht, zu mir durchzudringen, weshalb Talasanya selbst die letzte Frage stellt.

Letztlich kann ich mit ruhigem Gewissen auf alle drei Fragen mit nein antworten, ich hatte weder vor einen Dämonen zu beschwören, noch weiß ich, wie man einen Invocatio wirkt, geschweige denn war je an einem beteiligt. Mit diesem Ergebnis lässt sich Elkjow gleich dreimal ein Schreiben ausstellen, welches mir meine Unschuld bestätigt und während er mit Nadira zurück in die Stadt gehen wird, um dies den Betreffenden mitzuteilen, beschließe ich, den Abend über in der Akademie zu bleiben, mir die Flöte erklären zu lassen.

Abends wird wieder alles vorbereitet für ein Fest, ein großes Feuer wird entzündet und nach und nach holt jeder ein Instrument hervor und beginnt zu musizieren. Auch ich entlocke meiner Flöte ein, zwei klägliche Töne, es muss sich schrecklich anhören. Aber je mehr ich hineinblase umso klarer scheinen die Töne mit der Zeit zu werden und, ich weiß nicht wie und warum, aber letztlich fügen sich meine Töne in die gesamte Melodie mit ein und mir öffnet sich eine Welt des Wissens, die mir zuvor verborgen war.

Ich muss einige Stunden äußerst intensiv mit den anderen musiziert haben, der Schweiß läuft mir in Strömen die Stirn hinunter, aber mein Geist ist klar, mir haben sich einige komplexe Thesen offenbart, die ich zuvor nie so verstanden habe, die jetzt aber glasklar zu erkennen sind.

Ich bin so erschöpft, dass ich beschließe, das Angebot über Nacht hier zu bleiben, anzunehmen.

07. Rondra 1017 BF

In der Früh stehe ich gemeinsam mit den anderen Adepten auf und schließe mich erfreut dem Morgenlauf nach Neersand an. Also gibt es hier doch auch körperliche Ertüchtigungen. Auch wenn ich ein wenig aus der Übung bin, so gelingt es mir dennoch sehr gut mit den anderen Schritt zu halten, was mir den einen oder anderen anerkennenden Blick einbringt. Wir laufen zum Neer, wo die anderen alle ins Wasser springen und erstaunlich lange die Luft anhalten. Mir wird mitgeteilt, dass es sich dabei um einen Zauber handele, praktische Übungen, hervorragend.

Just als ich mit den anderen zurücklaufen will, werde ich von Elkjow abgefangen, der mir mitteilt, dass wir wandern gehen würden. Auf meinen fragenden Blick teilt er mir mit, dass er gestern noch beim Widderordern gewesen sei. Zum einen musste er dort erfahren, dass Ifrundoch ebenfalls gefangen genommen worden ist. Er war zum Rondratempel gegangen und hat dort ein Göttinnenurteil verloren.

Daher habe Elkjow Dobrischnaja angeboten, dass wir ihr bei den Ermittlungen im Gebirge helfen könnten, wenn wir im Gegenzug dafür dann Brinjidan und Ifrundoch bekämen. Sie hat eingewilligt und ihm mitgeteilt, dass sie sich mit Mengbillar getroffen habe, dass sie ihn jedoch als den wahrgenommen habe, der er ist. Ich frage mich, wie sie dem Bann entkommen konnte. Liegt es an ihrer unerwiderten Liebe zu Jucho von Dallentin und Persanzig?

Wir gehen zu den anderen und treffen gemeinsam mit Narena ein, die völlig gebrochen zu sein scheint. Sie zieht ihr linkes Bein nach, das Gesicht ist angeschwollen, ein Auge sogar komplett zugeschwollen. Auf meine Frage, was passiert sei, sagt sie, dass Mengbillar unzufrieden mit ihr gewesen wäre, meine Hilfe lehnt sie jedoch ab.

Ich versuche sie davon zu überzeugen, dass sie in seinem Bann steht, bitte sie, in meine Gedanken zu blicken, damit sie sieht, wie Mengbillar wirklich aussieht. Dies tut sie zwar und sie verzieht auch kurz das Gesicht, meint dann aber zu mir, dass ich ihr das nur zeigen würde, weil ich eifersüchtig sei. Es ist hoffnungslos, ich muss mir etwas anderes einfallen lassen, wenn ich Narena helfen will.

Elkjow teilt uns allen mit, welchen Handel er mit Dobrischnaja geschlossen hat. Er sagt, dass im Gebirge eine Festung, eine Burg sei, welche randvoll mit Fallen wäre, sowohl mechanische als auch magische und dass wir ihr dabei helfen sollen, zum Heiligtum vorzudringen. Wenn wir dies erfolgreich täten, so würde sie Ifrundoch und Brinjidan freilassen.

Da ich nicht weiß, was uns dort erwartet, ziehe ich meine Robe mit den Zauberzeichen an, welche mich vor Einflusszaubern und dergleichen etwas besser schützt. Auch meine Verbandstasche bestücke ich noch einmal mit allem, was ich brauchen könnte.

Wir gehen zum Widderorden und werden dort angekommen von Armbrustschützen umzingelt. Offenbar die Art Dobrischnajas um uns zu begrüßen. Sie erzählt, dass sie der Herrin Rondra diene und dass wir, so wir noch etwas benötigen würden, dies jetzt äußern sollen. Ich bitte um zwei Astraltränke, welche sie mir bereitwillig aushändigt. Auf dem Etikett ist das Zeichen Robaks aus Norburg zu lesen, die Tränke dürften also allerbeste Qualität besitzen.

Wir brechen auf und gehen etwa fünf Stunden durch das Gebirge. Auch Dobrischnaja begleitet uns, voll gerüstet. Eine beeindruckende Leistung, die sie da abgibt. Schließlich stehen wir vor einer Festung, deren Tore geöffnet sind.

Wir können in eine große Eingangshalle blicken, die mit gleichgroßen Steinplatten ausgelegt ist, auf denen verschiedene Zeichnungen zu sehen sind. Diese werden verursacht durch das einfallende Licht, welches die mit Buntglas versehenen Fenster bescheint und so die darauf abgebildeten Bilder auf die Platten projiziert. Sie scheinen teils rondrianisch, teils norbardisch zu sein, ich kann einen Löwen erkennen, einen Mantikor, einen Bären, eine Sonne und leere Felder.

Weiter hinten erkenne ich fünf verkohlte Leichen, die offenbar von einem Flammenstrahl getroffen worden sind. Scheinbar handelt es sich um elementare Feuermagie, dies sollen die Vorgänger noch herausgefunden haben laut Dobrischnaja.

Die Platten haben eine Größe von zwei Mal zwei Schritt und wir beginnen uns vorsichtig vorzuarbeiten. Dabei hören wir bei jeder Platte ein leises klick, wenn wir sie betreten. Narena, die vorgegangen ist, betritt eine Platte, auf der die Sonne abgebildet ist und prompt schießt eine Flammensäule waagrecht aus der Wand. Einzig ihr Gardianum rettet ihr das Leben. Dies beweist, dass das Feuer magischen Ursprungs sein muss. Es beweist weiter, dass wir die Sonnenfelder meiden sollten.

Wir beschließen, auf die nächsten Platten einen Stein zu werfen, der unser Gewicht simulieren soll, dies macht Ifrundoch. Als er den Stein auf ein Feld mit Mantikor wirft, schießen blitzschnell mehrere Stacheln bis zu zwei Schritt hoch aus dem Boden heraus, sie hätten jeden, der darauf getreten wäre, umgehend durchbohrt.

Also gilt es, die Felder mit der Sonne und mit dem Mantikor zu meiden. Ifrundoch will gerade zurückgehen, um einen weiteren Stein zu holen, da öffnet sich das leere Feld plötzlich unter ihm. Es gelingt ihm nur durch die Hilfe Dobrischnajas, die sich umgehend hinfallen lies und nach ihm griff, nicht in die Tiefe zu stürzen. Unten kann ich vertrocknete Skelette, Würmer und Spinnen erkennen.

Mir fällt das Unheiligtum unter unserer Burg wieder ein. „Der Götterfürchtige weicht nicht zurück.“ Wenn dies hier tatsächlich etwas Ähnliches ist, dann dürfen wir nur vorwärts gehen, nicht zurück. Dies teile ich den anderen mit und wir beschließen, dass Ifrundoch und ich uns langsam voran wagen, während die anderen am Eingang auf uns warten.

Wir arbeiten uns unseren Weg vorwärts, immer darauf bedacht, nur auf Felder mit einem Bären, Löwen oder nichts zu treten, dabei aber auch nicht zurück zu gehen. Nach fünf Reihen, die wir uns so vorgearbeitet haben, taucht plötzlich ein neues Symbol auf. Es handelt sich um einen Drachen und weiter hinten in der Halle erkenne ich eine Axt, die an der Decke befestigt ist. „Der Götterfürchtige kniet sich hin.“ kommt mir in den Sinn. Ich schätze, dass die Axt in etwa auf Brusthöhe wäre, wenn sie hinabfällt und sie ist genau auf der Höhe angebracht, auf der die Felder mit den Drachen zu sehen sind. Vermutlich muss man sich hinknien, wenn man auf eins dieser Felder tritt, es ist uns aber möglich, sie zu umgehen.

Wir gehen drei weitere Reihen, nur um auf eine komplette Reihe mit einem neuen Symbol zu stoßen. Diese Felder sind allesamt schwarz, einzig ein paar vereinzelte Lichtflecken sprenkeln sie. Sie erinnern an die Namenlose Sternenleeren und tatsächlich ist eine Inschrift darunter zu erkennen. „Umgehe göttergefällig die Namenlose Sternenleere“. Dahinter ist noch eine weitere Reihe Steinplatten, bevor der Raum in einer Wendeltreppe nach oben und einer Treppe nach unten endet. Die letzte Reihe besteht gänzlich aus Drachensymbolen, weshalb ich vermute, dass wir über die Reihe mit den schwarzen Platten springen müssen, nur um gleich dahinter in die Knie zu gehen, damit die Axt uns nicht tötet.

Dies teile ich den anderen am Eingang mit und als ich dies gesagt habe, packt mich Ifrundoch und schmeißt mich über die Platte mit der Namenlosen Sternenleere. Kurz darauf springt er mir nach und geht umgehend in die Knie, während eine Axt über seinen Kopf hinwegsaust.

Als sie mit einem mechanischen Geräusch langsam beginnt, wieder nach oben zu wandern, sehe ich mich um und lese die Inschriften, die an den Stufen der beiden Treppen angebracht worden sind. Auf der Treppe, die nach unten führt, steht „Die Geschenke der Dienerin der Göttin werden gegen Blut getauscht“ und an der Wendeltreppe steht „Die vier großen Diener der Göttin haben ihre Gebetssäle hier“.

Während die anderen uns einzeln folgen, wir haben zur Sicherheit jede Platte, die wir genommen haben, markiert, diskutieren wir, was die Inschriften zu bedeuten haben. Dabei erfahre ich, dass es ein altes tulamidisches Märchen gibt, in dem Aphasmyra eine Dienerin von Phex sei, eine hilfreiche Katze, die er Rondra geschenkt habe, die von ihr jedoch wegen ihres grausamen Spieltriebes verbannt worden sei. Könnte sie diejenige sein, die mit der Dienerin der Göttin gemeint ist? Immerhin sollen die Theaterritter laut Abelmir Blutopfer dargebracht haben, um katzengleiche Gaben zu erhalten.

Wir beschließen, erst die Wendeltreppe nach oben zu gehen und stehen nach einiger Zeit oben auf den Zinnen der Burg, auf der wir vier Türme erkennen können. Über jeder Tür jedes Turmes ist ein anderes Symbol zu sehen. Wir sehen zwei Drachen, die vermutlich Mythrael und Famerlor darstellen, dann eine Echse, ich meine, dass Rondrasil etwas von Ch’ron’ra erzählt hat, das könnte passen und eine Katze, die Aphasmyra darstellen könnte.

Wir gehen in den ersten Turm, den von Mythrael. Dort finden wir einen Gebetsraum vor, dessen Schießscharten den Weg vor der Burg überblicken. Mittig ist ein Altar mit einer goldenen Statue von einem echsenhaften Wesen mit gütigen Gesichtszügen, vermutlich Mythrael selbst, zu sehen. Des Weiteren steht eine Opferschale dort, in der altes, getrocknetes Blut zu erkennen ist. Dobrischnaja erzählt, dass hier rondragefällige Blutopfer dargeboten worden sind und Nadira ritzt sich in die Hand, gibt etwas von ihrem Blut. (Ich dachte immer, dass sie an Satuaria glauben würde, aber vielleicht irre ich mich da auch). Noch scheint Dobrischnaja nichts schlechtes hier zu finden.

Im zweiten Turm, dem von Ch’ron’ra sehen wir einen Obsidianaltar mit der Statue einer verletzten Echse, die überall bandagiert ist. Drumherum sehen wir  mumifizierte Geweihte, die sich gegenseitig bekämpft zu haben scheinen. Laut Dobrischnaja ist dieser Turm blasphemisch, laut einem Irrglauben soll jeder, der einen Kameraden im Kampf erschlüge, danach immun gegen Schmerzen sein.

Der dritte Turm ist Aphasmyra gewidmet. Wir sehen eine prunkvolle, verspielte Statue einer weißen Katze, die in ihren Pfoten einen großen Rubin hält.  Davor liegt eine verwelkte Blume. Fragt sich, ob dieser Altar vor oder nach der Verstoßung durch Rondra entstanden ist. Laut Dobrischnaja ist dies jedenfalls ebenfalls Blasphemie.

Der vierte und letzte Turm, der von Famerlor offenbart uns diverse Skelette, die in voller Rüstung an der Wand stehen. In der Mitte ist eine große Statue zu sehen von einem löwenköpfigen Drachen. Des Weiteren ist an der Wand ein durchgehendes Gemälde zu sehen mit Abbildern von Alveran und, wie Danjuk uns mitteilt, einem Himmelswolf. Graufang sein Name.

Wir gehen die Stufen der Wendeltreppe wieder hinunter und nehmen dann die Treppe nach unten. Nach insgesamt 150 Stufen stehen wir in einem großen Raum mit einem Rondraaltar in der Mitte. Darauf ist eine gefesselte Rondradarstellung zu sehen, die die Hilflosigkeit von Rondra zu symbolisieren scheint. Auch eine Statue von Aphasmyra ist zu sehen.

Des Weiteren sehen wir einen Tisch mit einer Vorrichtung, um Menschen darauf festzuschnallen, sowie links und rechts davon Glutrinnen. Um den Tisch herum liegende dutzende von Rubinen. Wurden hier die Jungfrauen geopfert? Hinter dem Altar findet Nadira ein Buch, in dem mittels Bildern dargestellt ist, was es hiermit auf sich hat. Wenn die Rubine, die hier liegen, mit ausreichend Blut von Jungfrauen gewaschen worden sind, dann sollen sie angeblich die katzenhaften Fähigkeiten verleihen, wie den Blick im Dunkeln, die Balance und dergleichen mehr.

Im hinteren Teil des Raumes führt eine Tür zu einer weiteren Wendeltreppe, die nach unten führt. 50 Stufen später stehen wir in einem riesigen Raum voller Skelette, allesamt weiblich, wie ich mit geübtem Blick feststelle, an denen teilweise sogar noch Rubine kleben. Offenbar wurden hier die geopferten Leichen wie Müll entsorgt.

Wir lassen diese grausamen Räumlichkeiten hinter uns und in der Eingangshalle finde ich den Mechanismus, der die Fallen deaktiviert und uns eine sichere Rückkehr nach draußen gewährleistet. Vor der Tür angekommen nimmt uns Dobrischnaja allen das Versprechen ab, dass wir Stillschweigen über alles, was hier geschehen ist, bewahren, anderenfalls würde sie uns umgehend töten lassen. Als ich nicht gleich etwas erwidere, blickt sie mich scharf an, woraufhin ich ihr zusage, dass ich nichts sagen werde. Aber ich muss Rondrasil dennoch darüber in Kenntnis setzen, was wir hier gefunden haben. Danach erhebt sie uns alle in den Stand eines Ritters des Widderordens.

Wir bekommen alle einen Siegelring, jedes Mitglied des Widderordens ist in Zukunft verpflichtet, uns beizustehen, wie auch wir jedem Mitglied beistehen müssen. Auch steht uns eine Leibrente von 20 Batzen pro Jahr zu, wenn wir aus dem aktiven Dienst ausscheiden.

Ich bin gespannt, was Rondrasil dazu sagen wird, dass seine kleine Heilmagierin jetzt eine Ritterehre besitzt.

Ich sollte noch die Steinplatten skizzieren, abmalen, vielleicht kann uns das irgendwann noch einmal behilflich sein, genauso, wie es uns geholfen hat, dass ich mich an die Inschriften unter unserer Burg erinnert habe.

Drache

Pyrdacor

Drache

Pyrdacor

Drache

Pyrdacor

Drache

Namenlose

Sternenleere

Namenlose

Sternenleere

Namenlose

Sternenleere

Namenlose

Sternenleere

Namenlose

Sternenleere

Namenlose

Sternenleere

Namenlose

Sternenleere

Drache

 

Löwe

Bär

Sonne

Drache

 

 

Löwe

Bär

Sonne

 

Mantikor

Drache

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Mantikor

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Drache

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Sonne

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Löwe

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Mantikor

                                                                       Eingang

Abenteuer: Zukunft und Vergangenheit Teil 3
Dieser Eintrag wurde am 25.05.2017 (15:14) verfasst und 607 mal aufgerufen.
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