Tagebuch von Zulhaminai sâla Rashid sâla Muntagonus ay Revennis
Von Siegen und Verabschiedungen (12. Praios 998 BF)

Oft habe ich die letzten Tage gedacht, dass das Leben nicht fair ist, dass das Glück dieses Universums ungerecht verteilt ist und dass ich offensichtlich meist am kürzeren Ende stand. Doch während ich hier unter einem Baum sitze und nachdenke, scheint es mir, dass die Götter wohl eine andere Vorstellung von Gerechtigkeit haben als wir. Eine Gerechtigkeit, die wir mit unserem winzigen Verstand wohl nur schwer, wenn überhaupt, verstehen können. Und doch kann ich den bitteren Nachgeschmack den die letzten Tage hinterlassen hatten nicht ganz ignorieren.

 

Wir fanden uns am morgen des 6. Praios in unserem Zelt zusammen um unser weiteres Vorgehen zu besprechen. Uns war klar, dass wir ohne handfeste Beweise keine Chance hätten die Übeltäter anzuklagen. Außerdem mussten wir zumindest das Gift finden, um zu verhindern, dass der junge Prinz umkam. Da die Gemächer der Dienerschaft im Palast bereits durchsucht worden war, war die Anzahl der Plätze an denen es sein konnte nur begrenzt. Wir beschlossen, dass es sicherlich nicht verkehrt wäre, die Zelte von Answin und Ehrenstein zu durchsuchen und so machten sich Granan und Han-Haepi auf den Weg zu den Zelten, während Shabra-jin und ich auf dem Turnierplatz gingen um ein Auge auf unsere Verdächtigen zu halten. Doch obwohl wir nach ihnen suchten, konnten wir sie nicht finden und so machten wir uns wieder auf den Weg zum Zelt. Dort angekommen sahen wir Granan und Han-Haepi sitzen. Sie berichteten uns, wie sie im Zelt von Ehrenstein ein Gespräch mitgehört hatten und dass das Gift dort aufbewahrt wurde. Han-Haepi hielt sich sein Ohr und sagte dass es ihm sehr wehtun würde und dass sein Hörvermögen drastisch nachgelassen hatte. Nach kurzer Inspektion war es klar dass er sich eine leichte Mittelohrentzündung zugezogen hatte. (Ich frage mich immer wieder wie er es schafft sich so etwas einzufangen) Glücklicherweise hatte mir mein Vater eine sehr schnelle Methode gezeigt so etwas zu behandeln und ich versicherte ihm, dass er in 2 Stunden wieder gut hören könnte. Leider hatten wir nicht soviel zeit um das Gift zu besorgen. Während ich Han-Haepi versorgte war Granan zurück gegangen um noch etwas von der Unterhaltung mitzubekommen. Ich machte mir etwas sorgen um ihn, da sie wohl vorher beim Lauschen entdeckt worden waren, doch schon kurze Zeit später kam er wieder und berichtete, dass das Gift wohl in einer Abgeschlossenen Schublade war und so machten sich Han-Haepi und Granan wieder auf den Rückweg. Wir gaben ihnen das rote Chilipulver von Shabra-jin mit, damit sie es gegen das Gift austauschen konnten (auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, dass das Chili ungefährlicher als das Gift ist) und schon kurze Zeit später hatten sie es geschafft. Wir konnten zumindest kurz durch atmen. Doch was sollten wir nun machen. Answin würde wohl kaum zugeben, dass er versuchen wollte den Prinzen zu vergiften. Doch nur im Zelt herum sitzen und nichts tun würde uns auch nicht weiterhelfen und auch wenn Shabra-jin darauf bestand, dass wir im Zelt bleiben, halte ich seine Vorsicht doch für etwas übertrieben. Die anderen sahen das genauso und so gingen Han-Haepi, Granan und Oswin auf den Jahrmarkt. Hardoral erklärte sich bereit mich zum Boron-Tempel zu begleiten und Shabra-jin ging mit Paranova zur Palastwache, um Paranovas Bekannten zu besuchen.

Abends fanden wir uns wieder auf dem Fest ein. Unsere drei Sorgenkinder waren wohl noch auf dem Fest geblieben und ich hoffe, dass keinem von ihnen was passiert. Während ich in der Ecke stand um das Geschehen zu beobachten, sah auch aus dem Augenwinkel, wie Shabra-jin sich entblößte und ihm fast gleichen Moment von den Palastwachen niedergerissen wurde. Was war nur in ihn gefahren. Ich sah Answin nur wenige Meter neben mir stehen und fragte ihn was nur mit Shab geschehen würde. Seine Ansichten zur gerechten Bestrafung waren sehr extrem und das erste mal verspüre ich Angst in seiner Gegenwart. Dieser Mann war nicht nur sehr intelligent, sondern auch noch unglaublich rücksichtslos. Eine gefährliche Kombination. Diese Nacht war es schwer ruhig zu schlafen, bei dem Gedanken, dass Shabra-jin in einer kalten Zelle sein musste.

Glücklicherweise wurde er bereits am morgen des nächsten Tages freigelassen. Er berichtete uns von einem Mitgefangenen, der scheinbar zu den Anhängern Bobarads gehörte und fest davon überzeugt war, dass dieser noch lebt. Doch das war unmöglich. Ich hatte während meinen Studien von den Kriegen damals gelesen, doch das alles war schon so lange her, dass es mir unmöglich scheint, dass etwas an dieser Behauptung dran ist. Außerdem hatten wir momentan andere Probleme.

Den Tag über machten wir uns Gedanken, wie wir Answin und seine Handlanger überführen könnte, doch ohne weitere Beweise wäre dies kaum möglich. Am Abend war erneut ein Fest und heute waren auch die oberen Etagen des Palastes für die Allgemeinheit zugänglich. Dies war unsere Chance in Answins Gemächer zu kommen. Während ich auf dem Fest war, sah ich wie Paranova mit Raidri den Raum verließ und sah wie Han-Haepi ihnen in einem großen Abstand folgten. Die beiden hatte also angefangen unseren Plan durchzusetzen. Sofort suchte ich nach Answin, es währe nicht gut, wenn er plötzlich zu seinen Gemächern ging. Shabra-jin hatte uns vorher mitgeteilt, dass der seltsame Gefangene einen Ausbruch plante und dies nahm ich als Vorwand um Answin in ein Gespräch zu verwickeln. Ich hoffte, dass ich so Paranova und Han-Haepi genug zeit verschafft hatte. Als es unverdächtig war, das Fest wieder zu verlassen, machte ich mich auf den Weg zurück, um dort die anderen zu treffen. Zu meiner Überraschung war auch Raidri da. Han-Haepi hatte Gift in Answins Schreibtisch gefunden, wurde aber bevor er weiter suchen konnte von einer Wache überrascht. Gemeinsam mit Raidri überlegten wir, wie wir Answin stellen konnten. Eine offizielle Anklage gegen ihn hätte wohl wenig Erfolg also mussten wir unser Anliegen direkt dem Kaiser vorbringen. Doch hierfür mussten wir Answin dazu bekommen sich selbst zu verraten und da kam uns die Idee. Answin wusste ja noch nicht, dass wir das Gift ausgetauscht hatten und so kam es dass wir ihn am nächsten Abend während des Festmahles konfrontieren.

Der morgen begann mit einem Gottesdienst der Zar-Geweihten und sie war genauso wie man sich eine solche Vorstellt. Ich bin zwar noch nie selber einer begegnet aber ich fand sie sofort sympathisch.

Das Fest begann mit der Verleihung der Siegermedalien. Ich freute mich sehr für Granans Sieg und auch dass Oswin sich so tapfer geschlagen hatte war bemerkenswert, aber dass er auf Dinge ein prügeln konnte, war mir schon vorher bekannt.

Nach der Siegesehrung begann das Mahl und der Fisch wurde aufgetischt. Bevor jemand einen Bissen essen konnte stand Oswin wie geplant auf und kündigte an, dass wir etwas vorzutragen hätten und ich trat vor und trug das Lied meines Liebsten vor (Es ist noch viel schmerzhafter die Worte selbst zu sprechen, immer noch hallt mir Odilberts Gesang im Kopf herum). Danach ging alles recht schnell. Oswin forderte Answin auf seine Unschuld zu beweisen, indem er den Fisch des Prinzen aß und als sich dieser weigerte, war der Kaiser von seiner Schuld überzeugt und ließ ihn, Ehrenstein und den Koch abführen. Leider wurden Answin und Ehrenstein vor dem Gericht freigesprochen und allein der Koch gehängt. Answin wurde allerdings seiner Position enthoben, jedoch frage ich mich wie er solch eine Strafe annehmen kann, wo er selbst doch immer die härteste Strafe gewählt hätte. Doch scheinbar ist das ganze Gerede der Adeligen über ihre Ehre auch nur Geschwätz. Letztendlich sind es doch die Taten eines Mannes die für oder gegen ihn sprechen und nicht lächerliche Titel.

Doch nun hatten wir es geschafft. Der Prinz war gerettet und endlich konnte ich wieder in ruhe schlafen. Mein Geliebter war nicht umsonst gestorben und sein Wusch den Prinzen zu retten wurde erfüllt. Der Kaiser versprach ihn auf dem Heldenfriedhof bei zusetzten. Die Beerdigung würde morgen stattfinden. Doch vorher wollte der Kaiser uns noch belohnen, auch wenn ich nicht ganz verstand wofür. Ich fand, dass ein Leben retten, Belohnung genug ist. Doch meine Kameraden schienen sich sehr zu freuen. Als erster Durfte Oswin einen Wunsch äußern und er beschloss sich zum Ritter schlagen zu lassen und wollte Geld haben. Ich bin nicht überrascht, dass er den einfachen Weg zum Rittertum nimmt, anstatt es sich anständig zu erarbeiten. Shabra-jin wollte sich zwei Schwerter von Raidri geben lassen, doch nicht mal der Kaiser konnte das Eigentum eines Mannes so einfach einem anderen geben, ohne für Missmut zu sorgen. Paranova wünschte sich ein Schloss für ihre Truhe und Hardoral eine neue Waffe. Han-Haepis Wunsch überraschte mich etwas, er ließ sich vom Kaiser zum Diplomaten ernennen. Ich muss sagen, dass Bruder Phex stolz auf ihn seinen muss, Ich hoffe dass Mutter Peraine auf mich genauso stolz ist. Granan wünschte sich ein eigenartiges Tier, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte. Als ich an der Reihe war mir etwas zu wünschen, wusste ich erst gar nicht was ich machen sollte. Ich hatte keine große Rolle in der Rettung des Prinzen gespielt und auch gab es nichts was ich mir wünschen könnte, was der Kaiser erfüllen könnte und so tat ich das einzig Richtige und bat den Kaiser um eine Spende an die Kirche und um eine bessere Versorgung der Armen. Den viele der Armen sind krank hier in Gareth und eine Stadt in der Not und Elend herrschen ist keine gute Stadt.

Am nächsten Tag fand die Beerdigung statt und obwohl mein Herz von tiefer Trauer geprägt ist, ist es gut Abschied nehmen zu können. Oswin versuchte mich in meiner Trauer zu trösten, doch nachdem er sich die letzten Tage nicht einmal nach meinem Wohlbefinden erkundigt hatte, kann ich sein gespieltes Mitleid nicht ganz ernst nehmen. Doch vielleicht ist sein Charakter mit den letzten Ereignissen gewachsen. Ich bin gespannt, ob sich doch noch eine schöne Blume aus seiner Saat entwickelt.

Die letzten Tage hatten sehr an meiner Kraft gezerrt und obwohl der Kaiser uns ein Haus zur Verfügung stellte, konnte mein Herz keine Ruhe finden. Ich schrieb meinem Vater und bat ihn um beistand. Nun sitze ich hier in unserem Garten und warte auf seine Antwort. Ich weiß noch nicht wie mein Leben weiter gehen soll und was Mutter Peraine noch mit mir geplant hat. Ich fürchte mich etwas vor der Zukunft, doch ich weiß dass ich mit der Hilfe meiner Göttin weiter gehen kann. Ich bin mir nicht sicher wie ich mein weiteres Leben meistern soll, doch wie es in unserm Orden schön heiß, muss ich einen Schritt nach dem anderen tun. Ich bin gespannt welche Aufgaben Mutter Peraine noch für mich hat.

Abenteuer: Die Verschwörung von Gareth
Dieser Eintrag wurde am 18.06.2013 (11:52) verfasst und 902 mal aufgerufen.
Kommentare:

Haha super ^^ das bin ich schon am schreiben ;) Kommt dann im nächsten eintrag, aber danke für die Infos :)

Skrajana
287
Geschrieben:
20.06.2013 (19:03)
TaintedMirror
264
Geschrieben:
20.06.2013 (16:45)

Die Antowrt kommt schon bald später. DDein Vater nimmt die beschwerliche Reise nach Gareth auf sich. Dort angekommen gründet ihr zusammen mit der Spende Kaiser hals das Zulhaminai-Hospital. Der erste Außenposten der Therebuniten in Gareth. Unterstüzt von der hiesigen Peraine, Tsa und Rahjakirche findet ihr schnell Anklang in der Stadt und errichtet euer hauptgebäude mitten im Zentrum des Südquartiers, dem ärmsten Stadtteil.

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