07. Rondra 1017 BF
Während wir gemeinsam zurück Richtung Neersand gehen, lässt uns Dobrischnaja wissen, dass sie die Festung neu einsegnen lassen will und dass es heute Abend, wenn wir zurück sind, eine Aufnahmefeier für uns geben werde. Elkjow merkt an, dass er vor der Feier noch mit ihr reden wolle, ich frage mich, worüber.
Zur neunten Abendstunde erreichen wir die Widderburg in Niederwals und dort wurde bereits alles für eine Feier vorbereitet. Entweder hat niemand mit unserem Scheitern gerechnet oder mir ist entgangen, wie ein Bote vorgeschickt worden ist, um über unsere Ankunft zu informieren.
Im Saal sind etliche Tische aufgebaut worden, an denen allesamt Ritter des Widderordens sitzen, an einigen Tischen die Magier, an anderen die Krieger der Kriegerakademie und an weiteren Handwerker, Bauern und anderes Volk.
Elkjow verschwindet mit Dobrischnaja in ihrem Arbeitszimmer, während wir uns an einen der Tische setzen und uns vortrefflich aufgetischt wird. Nachdem ich gegessen habe, begebe ich mich zu den Magiern, ich will herausfinden, was Talasanya bei der Befragung Mengbillars in Erfahrung bringen konnte. Nachdem ich zuerst einen Magier aus Festum danach gefragt habe – ich muss unbedingt die verschiedenen Siegel besser studieren – plaudere ich erst noch ein paar Worte mit einem Adept aus Norburg, bevor ich einen Neersander Magier nach dem Ausgang der Befragung frage. Dieser gibt an, dass sie allesamt entweder hier oder eben bei unserer Expedition dabei waren und daher niemand überhaupt gewusst habe, dass eine Befragung stattgefunden hat. Ich schätze, ich werde zur Akademie gehen müssen, wenn ich meine Neugier stillen will.
08. Rondra 1017 BF
Ich habe gar nicht richtig mitbekommen, wann Elkjow aus dem Arbeitszimmer von Dobrischnaja heraus gekommen ist, aber ich sehe ihn von Tisch zu Tisch gehen, sich mit den verschiedensten Frauen unterhalten. Ob er auf Freiersfüßen wandelt?
Es ist mittlerweile bald zwei Uhr und ich kann meine Neugier einfach nicht zügeln. Aus diesem Grund trinke ich einen meiner Wachtrunke, die ich dabei habe und beschließe, in die Akademie zu gehen. Als ich an den Neer komme, fällt mir ein, dass zu solch später Stunde niemand mehr auf ist, der mich übersetzen kann, aber in der Hoffnung, dass ich die richtige Tür erwische, klopfe ich in der Nähe der Bote an eine der Katen und ein älterer Herr macht mir auf. Als ich ihn frage, ob er mich gegen ein etwas größeres Entgelt übersetzen kann, lässt er sich nicht lange bitten.
Nach einem längeren Fußmarsch komme ich endlich in der Akademie an und dort wird mir von dem Nachtdienst habenden Adepten mitgeteilt, dass sich Talasanya seit der Befragung in der Obhut der Therbuniten befände. Also mache ich mich zurück auf den Weg nach Neersand.
Es ist bereits vier Uhr, als ich an den geschlossenen Stadttoren wieder ankomme, aber mit dem Verweis auf meinen Siegelring und dass ich eine Ritterin des Widderordens sei, lässt man mich dennoch hinein. Eine halbe Stunde später erreiche ich das Therbunitenspital und frage nach Talasanya. Mir wird mitgeteilt, dass der Vorsteher gleich Zeit für mich habe, er müsse nur gerade noch einen Tsaschnitt nach Kowaljewa durchführen.
Nach geglücktem Eingriff kommt er zu mir, erzählt beiläufig, dass die Akademie in Norburg extra Schreiber geschickt habe, damit das Buch Mendilions umgeschrieben wird. Ich dachte, die neuen Auflagen würden meinen Tsaschnitt beinhalten, aber dass Mendilion verfügt hat, dass sogar die alten Auflagen eigens geändert werden, das rührt mich erneut beinahe zu Tränen.
Der Vorsteher teilt mir mit, dass Talasanya nicht ansprechbar sei, ich aber dennoch zu ihm gehen könnte. Als er meiner gewahr wird, klaren seine Gesichtszüge kurz ein wenig auf, bis er sich offenbar an etwas zu erinnern scheint, was ihm gar nicht gefällt.
Ich setze mich zu ihm und beginne ein Gespräch, in dessen Verlauf ich merke, wie notwendig eine Therapie wäre, weshalb ich meine Gesprächsführung diesbezüglich anpasse. Talasanya hat einen enormen Gesprächsbedarf, aber dank meinem Wachtrunk können wir uns die restliche Nacht und den ganzen Vormittag hinweg unterhalten.
Er erzählt mir, was er in Mengbillars Geist alles gesehen hat. Er erzählt, dass er gesehen hat, wie dieser mit einem Laraan verkehrt hat und auch, dass er wohl diverse Laraane an die verschiedensten Adeligen im Bornland geschickt habe als Geschenk. Seinen Beschreibungen kann ich entnehmen, dass es sich hierbei um das Haus Rodebrandt, Eldina von Wosna, Refardeon von Ilumkis, Drego von Elengrund, Wahnfried von Ask und Thesia von Ilmenstein handelt. Von Isidors Laraan haben wir selbst ja bereits erfahren, aber wenn die anderen ebenfalls dem Bann dieser Kreaturen erlegen sind, dann sieht es schlecht für uns aus.
Talasanya erzählt weiter, dass Mengbillar Uriel zu einem neuen Gemächt verholfen habe, welches bar jeder Beschreibung wäre. Des Weiteren ist Mengbillar erbost, dass die Adelsmarschallin ihn hierher hat versetzen lassen, wo er kaum etwas ausrichten könne.
Mittels Kugelzauber habe er veranlasst, dass ein abscheuliches Wesen, offenbar der Wächter, die Artefakte hier abholen soll. Auch habe er in Auftrag gegeben, dass Duplikate der Artefakte angefertigt werden sollen.
Vor längerer Zeit hat er einen Widersacher Praios beschworen, einen Heshtot, der Trandjeff gequält hat. Talasanya spricht nur von einem Halbelfen, aber damit kann nur Trandjeff gemeint sein.
Bei den letzten Worten stockt Talasanya erst, da ihm Mengbillar ebenfalls gezeigt habe, welches Interesse er an meiner Person hat. Was er mit mir anstellen wird, wenn er meiner habhaft wird. Die Dinge sind unaussprechlich, ich wage kaum, noch einmal daran zu denken, geschweige denn, sie hier niederzuschreiben, ich weiß nur, wenn Mengbillar meiner habhaft wird, dann werde ich mein Leben erst dann aushauchen, wenn ich unsägliches tun und erleiden musste und zwar indem er mir eine Ratte in den Bauch einnäht.
Bei diesem Gedanken schaudert es mich und mir wird bewusst, dass ich die halbe Nacht gänzlich alleine durch Neersand und Umgebung gelaufen bin. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich einem von Mengbillars Männern in die Hände gefallen wäre. Ich bitte daher jemanden aus dem Therbunitenspital, nach Lysandiel in der Akademie schicken zu lassen und eine Stunde später steht dieser dann auch vor der Tür.
Ich bitte ihn, auf mich aufzupassen, während wir eiligst zurück zu den anderen in den Widderorden müssen. Ich kann mein Ignorantia-Stirnband anlegen, damit man mich nicht bemerkt, nur wie kommen wir dann unbemerkt über den Fluss? Auf diese Frage erwidert Lysandiel, dass wir einfach drüber gehen könnten, er würde sich darum kümmern, dass dies möglich sei und wieder einmal siegt meine Neugier. Gemeinsam eilen wir zum Neer und auf sein Kommando laufen wir über den Fluss. Er ermahnt mich lediglich, nicht stehen zu bleiben und so lange ich in Bewegung bin, bleiben meine Füße auf der Wasseroberfläche. Einzig am Ufer, als ich es wage, stehen zu bleiben, beginne ich, tiefer einzusinken. Ein wahrlich faszinierender Zauber.
Bei den anderen angekommen erzähle ich von den neuen Erkenntnissen, die ich von Talasanya erhalten habe und auch Elkjow berichtet, was er mit Dobrischnaja besprochen hat. Er sagt, dass sie Mengbillar persönlich begegnet sei, dass sie seinem Bann jedoch nicht verfallen wäre. Auch die weiblichen Mitglieder des Widderordens hätten ihm widerstanden und seiner Theorie nach scheint es an den Siegelringen zu liegen, denn diese würden wohl in der Burg selbst in einem Rondraheiligtum geschmiedet, welches sich im Keller befände und zu dem niemand Zutritt habe.
Auch sagt Elkjow, dass Narena, seit sie den Ring trägt, ins Zweifeln geraten sei, was Mengbillar beträfe und diese stimmt ihm zu. Er stellt die Theorie auf, dass geweihte Gegenstände offenbar einen Schutz vor dem Bann darstellen könnten und will diesbezüglich einen Feldversuch starten. Als er vorschlägt, dass man eine freiwillige Versuchsperson wissentlich zu ihm schicken könnte, entbrennt eine Diskussion, dass man niemanden diesem Risiko aussetzen könne, da ja nicht gesichert sei, ob es nun tatsächlich an dem Ring liegt oder nicht. Als Nadira sich dafür freiwillig meldet, wird die Diskussion nur umso heftiger und Narena meldet sich zu Wort, die meint, sollten wir tatsächlich Recht haben, dann könne es sich vermutlich um eine schwarze Gabe handeln. Elkjow ist der Meinung, dass es ein Zauber sein könnte und es entbrennt eine Diskussion über Magietheorie zwischen uns dreien.
Nachdem sich die Gemüter ein wenig beruhigt haben, überlegen wir, wie wir weiter vorgehen sollten und Elkjow sagt, dass er umgehend eine Audienz bei Drego erbitten wolle, zu der er Pjerow mitnehmen wolle, um herauszufinden, ob er einem Laraan verfallen ist oder nicht. Nadira will zwischenzeitlich zu Sumowicz gehen, Ifrundoch und Molagh begleiten sie und ich unterhalte mich lange mit Narena, die hin- und hergerissen ist zwischen Mengbillar und den Zweifeln.
Nach unserem Gespräch kommen auch Elkjow und Pjerow zurück und teilen uns mit, dass der Laraan, der Drego geschickt worden ist, vergangen sei und dass dieser auch in Erfahrung gebracht habe, dass der von Thesia die Türschwelle gar nicht übertreten konnte. Auch die Laraane von Tjelka von Notmark, Wahnfried von Ask, Refardeon von Ilumkis und Trautmann aus Bjaldorn seien vernichtet worden. Einzig von Eldina, Isidor und Rodebrandt wisse er nichts, wolle aber bei ersteren beiden in Erfahrung bringen, ob sie unter dem Bann eines Laraans stehen oder nicht.
Abends, es muss um die achte Stunde herum sein, kommt Nadira von Sumowicz zurück. Sie trägt einen Ring mit einem großen Edelstein, den sie von ihm geschenkt bekommen habe und teilt uns mit, dass Mengbillar die Stadt fluchtartig verlassen habe. Kurz danach legt sie sich ins Bett, sagt, dass sie morgen zum Frühstück erwartet werde.
Kurz nachdem sie gegangen ist kommt Molagh zu mir und fragt mich, ob er mit mir verhandeln dürfe. Auf meine Frage, worüber er denn verhandeln wolle, erwidert er, dass ihm dies egal wäre, so lange es nur so abliefe, wie bei Nadira. Als ich näher nachfrage, erfahre ich, dass Molagh mit verhandeln etwas gänzlich anderes meint, mich eigentlich gerade gefragt hat, ob ich mit ihm ins Bett gehen würde und als ich ihn frage, wie er auf so eine Idee kommt, dass ich mit Rondrasil liiert sei, erwidert er doch tatsächlich, dass ich seine Größe habe und daher perfekt für ihn geeignet wäre. Dieser Junge glaubt tatsächlich, dass ich, nur weil ich klein bin, jung sein muss, dabei zähle ich beinahe dreimal so viele Götterläufe wie er.
Pjerow geht nach dieser Unterhaltung schmunzelnd zu Abelmir, mit dem er sich angefreundet hat. Noch spät am Abend teilt er uns mit, dass man laut Abelmir norbardische Artefakte nicht einfach duplizieren könne und dass die Oberste der Seeschiffer daher den Auftrag gegeben habe, dass man echte Artefakte, die denen der Wjobschkodas ähneln, besorgen solle und dass diese demnächst per Schiff ankommen würden. Derweil würden die Artefakte in ihrem Lagerhaus zwischengelagert werden.
09. Rondra 1017 BF
Nadira bricht früh auf, um mit Sumowicz zu frühstücken und noch während wir selbst frühstücken, überreicht man uns einen Brief von ihr, in dem sie uns mitteilt, dass sie zu Sumowicz ziehen wird und dass wir nicht mehr in einem seiner Häuser wohnen dürften. Noch ganz perplex darüber stößt sie wieder zu uns und teilt uns in Tränen aufgelöst mit, dass sie dies alles gegen ihren Willen geschrieben habe, dass sie Tsadan auf Sumowicz‘ Wunsch hin schreiben musste, dass sie die Verlobung lösen würde, Sumowicz heiraten würde. Auf meinen Verdacht hin, dass der Ring schuld sein könnte, meint sie, dass sie ihn untersucht habe und dass er nicht magisch sei, aber ein Odem zeigt mir ganz deutlich, dass er verzaubert worden ist.
Als Nadira dies hört, versucht sie, den Ring abzunehmen, was ihr jedoch nicht gelingt. Elkjow schlägt vor, dass wir zu Algunde gehen sollten, wogegen ich mich jedoch ausspreche, da sie als Paktiererin nicht gerade die vertrauenswürdigste Person sei. Als Pjerow fragt, ob Nadira es schon mit Seife versucht habe, meldet sich Finger zu Wort und meint, dass das nicht ginge. Ich frage mich, woher der Goblin das weiß.
Nadira meint, wenn es nötig ist, sollen wir den Ring von ihrem Finger schmelzen, sie könne sich vor den Auswirkungen von Feuer durchaus schützen. Wir beschließen, dass es einen Versuch wert ist und gehen zu einem Schmied. Pjerow bezahlt ihm eine ordentliche Summe, damit wir seine Schmiede kurz benutzen dürfen und als die Glut richtig heiß ist, murmelt Nadira etwas und hält dann ihre Hand hinein.
Nach etwa zehn Minuten hören wir erst ein lautes knallen und dann höre ich in meinem Kopf eine Stimme, die mir die süßesten Versprechungen macht, bevor sie verstummt. Als Nadira ihre Hand daraufhin aus dem Feuer nimmt, ist der Ring verschwunden.
Pjerow merkt an, dass man einen Ersatz beschaffen sollte, damit Sumowicz weiterhin denkt, dass Nadira unter seinem Bann stünde und schickt daraufhin Finger los, einen zu besorgen. Der kommt kurz darauf auch mit einer Kiste voller Tand und Glitzerkram wieder, darunter auch ein Ring, der dem von Nadira gleicht. Er wird von zwei Kriegern der Kriegerakademie verfolgt und versteckt sich daher kurzerhand unter dem Rock von Banja, während Pjerow angibt, dass er einen flüchtenden Goblin in eine andere Richtung rennen habe sehen.
Pjerow und Banja machen sich kurz darauf auf zu Abelmir, Pjerow gibt an, dass er bei den Seeschiffern einbrechen wolle, um die Artefakte zu holen. Nadira wird, wie Sumowicz es ihr befohlen hat, zum Mittagessen zu ihm gehen und ihm vorspielen, sie würde immer noch unter seinem Bann stehen und damit ihr nichts passiert, bitte ich Lysandiel, auf sie aufzupassen, mir mittels Gedankenbildern mitzuteilen, wenn unsere Hilfe benötigt wird.
Ifrundoch und Molagh wollen mit mir, während wir warten, ein wenig im Hafenviertel flanieren. An uns vorbei gehen einige Männer und Frauen, die mit Knüppeln bewaffnet sind, unter ihnen auch Pjerow, zu dem Lagerhaus der Seeschiffer.
Nach einer gewissen Weile kommt Nadira zu uns mit einem Brief in der Hand. Auch Lysandiel wird neben ihr sichtbar und ich reiche ihm seine Kleidung. Sie teilt uns mit, dass beim Mittagessen auch Drego anwesend war, den sie mit ihren Reizen ablenken musste, damit Sumowicz ihn zu einem Kuhhandel nötigen konnte. Anschließend habe Sumowicz mehr gewollt, woraufhin Nadira ihn verzaubert habe und ihn alle seine Taten aufschreiben hat lassen. Auch, dass er mich an Mengbillar aushändigen hätte sollen. Er hat von Mengbillar einen elf Punkte Plan bekommen der beinhaltete unter anderem, Nadira den Ring anzustecken, um mit ihr dann zu verfahren, wie er wolle, uns aus seinem Haus zu schmeißen, mich zu entführen und aus der Stadt zu schaffen, mich dann an Mengbillar zu überreichen, der vor der Stadt warten würde. Auch sollte er Algunde töten und als elften Punkt dann sich selbst umbringen. Ich bin noch ganz perplex, ich habe das Verlangen Mengbillars nach mir offenbar gewaltig unterschätzt. Wir müssen Sumowicz von seinem Bann befreien, sonst stellt er eine immerwährende Gefahr für mich dar.
Wir beschließen, dass wir zu Algunde gehen sollten und suchen vorher Pjerow auf, der bei Abelmir ist und dort sämtliche Artefakte kontrolliert und zählt und sich von Abelmir bestätigen lässt, dass es sich um die Originale handelt. Er meint, dass dies noch einige Stunden in Anspruch nehmen werde, weshalb wir alleine zum Eispalast gehen.
Dort angekommen sehen wir Algunde, die schwer verletzt ist, überall bandagiert ist. Unter den Bandagen quillt leuchtendes Blut hervor und sie bittet uns, dass wir sie töten sollen, damit sie wiedergeboren werden kann. Nachdem wir ihr diesen Wunsch erfüllt haben, will sie uns auch mit dem Bann auf Narena helfen, weshalb wir notgedrungen zustimmen.
Nachdem dies geschehen ist, teilt sie uns mit, dass Narena dafür schlafen müsse und als ich sie schlafen gelegt habe, sagt sie, dass sie den Bann nur brechen könne, indem sie sämtliche ihrer Erinnerungen, sämtliches Wissen von ihr in sich aufnehmen würde. Sie würde anfangs ein wenig verwirrt sein, aber das wesentliche Wissen würde ihr bald wieder einfallen. Ich weigere mich anfangs, es muss doch auch einen anderen Weg geben. Ich weiß, wie fähig Narena ist und ich habe kein gutes Gefühl, einer Paktiererin den Zugang zu solch mächtigen Zaubern zu ermöglichen, werde jedoch von den anderen überstimmt.
Als Narena wieder erwacht, bemerke ich sofort die Veränderung in ihrem Verhalten, sie geht straffer, zackiger, fragt uns, wer wir sind und ich finde heraus, dass sie glaubt, es wäre 1008 BF. Während wir zu Sumowicz gehen, auch ihn soll Algunde von seinem Bann befreien, bringe ich Narena in groben Zügen auf den aktuellen Stand, was sie jedoch noch nicht zur Gänze überzeugt, sie begleitet uns, den Göttern sei Dank, dennoch.
Bei Sumowicz angekommen bricht Algunde den Bann von ihm ohne sämtliches Wissen von ihm in sich aufzunehmen. Auf meine Frage, warum sie dies nicht auch bei Narena getan habe, antwortet sie mir, dass sie sehr an ihren Zaubern interessiert gewesen sei und dass diese für sie sehr nützlich seien, wenn sie nach Havena gehen wird, um ein paar ihrer alten Bekannten etwas zu foppen. Ich fühle mich auf den Arm genommen von dieser Frau, mein ungutes Gefühl hat mich offenbar nicht getäuscht.
Algunde teilt uns, bevor sie geht, noch einmal mit, dass sie Anfang Praios 1018 BF den Boten zu uns nach Moorwacht schicken würde. Ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll oder ob es mich ängstigen sollte.
Abends treffen wir uns im Widderorden, wo wir für den Rest unseres Aufenthalts hier untergekommen sind. Dort werden auch die Artefakte zwischengelagert, bis wir bereit zum Aufbruch sind. Nur Ifrundoch geht mit Molagh noch einmal weg, sagt, dass der Junge eine Verabredung im Widderhorn habe. Auf meinen fragenden Blick teilt mir Pjerow mit, dass er es mit dem Wirt zusammen organisiert habe, dass zwei junge Kriegerinnen der Akademie, Zwillinge, sich heute um Molagh kümmern würden, damit der Junge sich einmal ordentlich die Hörner abstoßen könne, wie er es ausdrückt.
10. Rondra 1017 BF
Jetzt erfahren wir, warum Elkjow gestern noch unbedingt zum Widderorden gehen wollte. Er hat, laut seiner Aussage um Sumowicz reinzuwaschen, Abelmir angezeigt, dass er Tukk getrunken habe, dies sogar selbst zugegeben habe.
Ich weiß, dass Abelmir sich selbst diesbezüglich ja bereits bei Sumowicz gemeldet hatte und dass dieser noch einmal Gnade vor Recht ergehen lassen wollte, jedoch ist dies nun nicht mehr möglich, nachdem Dobrischnaja eingeschaltet worden ist.
Diese lässt heute früh umgehend die Räumlichkeiten von Abelmir durchsuchen und diesen festnehmen. Noch am gleichen Tag wird das Urteil verkündet und die Hinrichtung Abelmirs für den nächsten Tag angeordnet.
Wir sind alle ganz entsetzt darüber, allen voran Pjerow, der sich doch sehr mit Abelmir angefreundet hatte. Auf seine Frage, warum Elkjow dies unbedingt tun musste, scheint er keine für ihn zufriedenstellende Antwort bekommen zu haben, denn wutentbrannt stürmt er davon und auch wir stehen betroffen herum, wissen nicht, was wir tun können.
11. Rondra 1017 BF
Heute ist Abelmirs Hinrichtung. Ich frage mich, ob das wirklich gerecht ist, er wusste schließlich nichts über das Tukk, dass es ein Götterfrevel ist und er hat aufrichtig bereut. Man hätte ihn doch auch göttergefällige Aufgaben erledigen lassen können, ihn Buße tun lassen, aber hinrichten?
Die Stimmung in der Gruppe ist mehr als angespannt, ich stürze mich umso mehr in die Gespräche mit Narena, versuche, ihr Gedächtnis aufzufrischen, erzähle ihr, was wir bereits zusammen erlebt haben und dass ihre Akademie darüber informiert ist, dass sie zur Zeit in Moorwacht weilt und mit Freuden nehme ich zur Kenntnis, dass sie uns begleiten wird.
12. Rondra 1017 BF
Es geht nach Hause. Ich habe ein ungutes Gefühl in der Magengegend und dennoch freue ich mich sehr darauf, meinen geliebten Rondrasil wieder in die Arme schließen zu können.