Tagebuch von Isidra Kowaljewa
Diarium der adepta minora Isidra Kowaljewa (27. Rondra 1017 BF)

27. Rondra 1017 BF

Endlich zu Hause.

In Peraines Heimstatt herrscht Chaos, Bruder Aahren, Tsacharan und Golgarah sind da und haben alle Hände voll zu tun. Thindal, Gari, eigentlich jeder, der auch nur ansatzweise etwas von der Heilkunst weiß, ist hier und die Betten quellen förmlich über. Auch Rondrasil ist gerade da, er bekommt einen neuen Verband von Thindal und ich nutze die Gelegenheit, mich auf den neuesten Stand bringen zu lassen.

Während unserer Abwesenheit hat sich viel getan, sehr viel. Die Expedition, die in die Nordwalser Höhlen aufgebrochen ist, ist in einen Hinterhalt geraten. Außer Rowinja, Thulvje und, den Göttern sei Dank, auch Rondrasil ist niemand lebend zurückgekommen.

Rondrasil erzählt mir, dass sie offenbar mit Armbrüsten angegriffen worden sind und dass er einen Bolzen, der für Rowinja bestimmt gewesen ist, mit seiner Schulter abgefangen hat. Daraufhin stürzte er in den eiskalten Bach und hat es Rowinja zu verdanken, dass er nicht ertrunken ist. Sie ist ihm hinterher gesprungen und hat ihn heraus gezogen. Ich sollte mich bei ihr bedanken.

Einzig Thulvje ist unverletzt geblieben.

Rondrasils Schulter wurde zwar von Thindal versorgt, jedoch geht er jeden Abend auf Patrouille, was dafür sorgt, dass die Wunde nicht richtig verheilen kann. Auf meine Frage, warum er jeden Abend unterwegs ist, erzählt er mir, dass es ständig Schlägereien gibt.

Seit die neue Taverne Schatzsucher  eröffnet hat, herrscht hier das reinste Chaos. Ständig kommen Goldsucher, Söldner und anderes Gesindel durch Moorwacht und der Aggressionslevel ist stetig angestiegen.

Die Taverne Schatzsucher nimmt nur Gold an, welches aus den Nordwalser Höhlen kommt und wenn die Goldsucher davon nichts mehr haben, völlig betrunken sind, wanken sie ins Sumpfloch und wollen dort umsonst weiter trinken. Dass Hecker dies nicht zulässt, ist klar und dann wird gepöbelt und geschlägert, selbst vor der Miliz machen die Durchreisenden keinen Halt, erzählt mir Rondrasil.

Es scheint beinahe so, als hätten die Goldsucher auch ihr letztes bisschen Verstand im Schatzsucher gelassen, sie kämpfen oftmals mehr als verbissen, ständig eskaliert die Situation.

Rondrasil erzählt mir von einem Vorfall, bei dem eine von Heckers Basen getötet worden ist. Daraufhin hat Hecker den Mörder auf dem Marktplatz niedergestochen und ausgeweidet und die Überreste dann mehrere Tage über dem Sumpfloch aufgehängt. Als Warnung, wie er sagt. Selbst Golgarah hat er davon abgehalten, die Leiche abzunehmen, was diese ihm mehr als übel nimmt. Erst, als Hecker niedergeschlagen wurde, konnte sie die Überreste abnehmen.

Als ich frage, warum Tsadan nichts unternimmt, erfahre ich, dass dieser ein paar Tage vor unserer Ankunft einen Brief erhalten habe, woraufhin er sich in die Burg zurückgezogen habe und nichts mehr von sich hat hören lassen. Einzig dem Zusammenhalt der Moorwachter ist es zu verdanken, dass hier nicht sofort alles auseinanderbricht. Und dann kommt auch noch die unnatürliche Kälte hinzu, es liegt bereits Schnee, viel zu früh, wie ich finde.

Ich mache mich sofort daran, einen Zeitplan aufzustellen und Schichten einzuteilen, um eine lückenlose Versorgung zu gewährleisten. Auch wenn Bruder Aahren während meiner Abwesenheit die Führung übernommen hat, so scheint er doch sehr froh zu sein, dass ich jetzt wieder da bin.

Selbst Narena kommt nach ihrer Patrouille in der Nacht noch für vier Stunden in Peraines Heimstatt und hilft mit. Die Schicht nach der Sperrstunde ist die aufwändigste, wenn die ganzen Betrunkenen vom Schatzsucher raus kommen. Ich mache freiwillig die Nachtschicht, bin ich doch mehr oder weniger ausgeruht jetzt.

28. Rondra 1018 BF

Ich habe beschlossen, dass nur noch die in Moorwacht ansässigen Bürger eine kostenfreie Behandlung bekommen. Die Durchreisenden sollen für ihre Versorgung bezahlen. Aber ich lege keinen fixen Preis fest, jeder soll das geben, was er geben kann und wenn er gar nichts hat, so werde ich die Behandlung dennoch durchführen. Aber der Mehraufwand, den Peraines Heimstatt im Moment hat, der muss wenigstens etwas abgefedert werden.

Nachdem Daj, der auch mit auf der Expedition ins Gebirge war, ums Leben gekommen ist, hat Koj den Krämerladen übernommen und aus Wut und Trauer die Preise ordentlich angezogen. Im Moment bekomme ich den Großteil der Materialien von den Norbarden, wofür ich ihnen auch sehr dankbar bin. Nachdem ich mir Rondrasils Schulter, die in der Nacht erneut aufgebrochen ist, angesehen habe, bitte ich die Norbarden, mir einen Magneten zu besorgen. Die Bolzenspitze ist zersplittert und ich werde seine Schulter sicherlich mehr als einmal operieren müssen, wenn ich will, dass er wieder völlig der Alte wird. Die Norbarden erklären sich umgehend dazu bereit, mir diesen Magneten zu besorgen, es soll mich nicht einmal etwas kosten, das wäre ihr Dankeschön dafür, dass ich mitgeholfen habe, die Artefakte zurück zu holen.

Tagsüber, mit den Therapien von Trandjeff und Ronbeck beginne ich erst übermorgen, habe ich ein wenig Ruhe, die ich dafür nutze, um ein paar Briefe zu schreiben. Zum einen schreibe ich der Akademie und bitte sie um Unterstützung für Peraines Heimstatt. Ich habe das Gefühl, dass dieser Goldrausch noch eine Weile anhalten wird, dass wir noch eine Weile viele Durchreisende haben werden und damit auch jede Menge Verletzte, die es zu versorgen gilt. Und ewig können wir nicht rund um die Uhr arbeiten.

Einen weiteren Brief schicke ich an Thezmar mit der Bitte, ob er ab Ingerimm nach Moorwacht kommen könnte, weil Thindal dann zurück nach Norburg muss, um seine Prüfung abzulegen. Ich bin mir sicher, dass er sie dieses Mal mit Bravour bestehen wird, er hat sich wahnsinnig gut gemacht und hier eine großartige Leistung vollbracht.

In einer ruhigen Minute erzählt mir Thindal, dass während unserer Abwesenheit niemand die Hasen befreit habe und in mir keimt ein Verdacht auf.

Als ich Lysandiel frage, ob er etwas damit zu tun habe, sagt er mir ganz offen, dass die Hasen ihn darum gebeten haben, sie raus zu lassen, weil sie gerne das frische Gras auf der Wiese fressen wollten. Ich sage ihm, dass er den Hasen sagen soll, dass es nicht ungefährlich für sie ist, wenn sie frei herum laufen, weil es ja auch Raubvögel gebe, die ihnen gefährlich werden könnten, verspreche aber, bei Gelegenheit ein Freilaufgehege für sie anfertigen zu lassen.

Abends lässt sich Rondrasil wieder nicht davon abhalten, auf Patrouille zu gehen, weshalb ich kurzerhand die ersten zwei Stunden mitgehe, bevor meine Nachtschicht beginnt. Ich nutze die Zeit, um ihm von unseren Erlebnissen in Neersand zu erzählen.

Als ich von Algunde berichte, von der Vision, die sie mir gezeigt hat, meint er, dass die Aussagen eines Paktierers immer mit Vorsicht zu genießen seien, dass man diesen Frevler läutern sollte, allerdings scheint er beinahe erfreut darüber zu sein, als ich ihn bitte, wenn es ihm etwas besser geht und wir etwas Zeit haben, mir ein wenig den Umgang mit meinem Stab zu lehren. Wenn ich Rondrasil beschützen will, ihn retten will, dann muss ich lernen, mich zu verteidigen.

Im Anschluss erzähle ich ihm von Dobrischnaja und frage ihn, wie ich verfahren soll. Ich weiß, dass ich Informationen habe, die er sehr gut gebrauchen könnte, musste aber ihr versprechen, es nicht weiter zu erzählen. Er sagt mir daraufhin, wie ich es von ihm erwartet habe, dass ich es ihm dann auch nicht sagen solle, er es dann nicht hören wollen würde, wenn ich es versprochen habe. Ich muss eine Möglichkeit finden, wie ich ihm diese Informationen anders zuspielen kann oder aber wir müssen anderweitig weiterforschen.

Ich sollte in Peraines Heimstatt gehen, meine Schicht fängt gleich an. Mit der Bitte an Rondrasil, dass er auf sich aufpassen solle, gehe ich schnellen Schrittes zurück. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich einmal in Moorwacht unwohl dabei fühlen könnte, wenn ich des Nächtens alleine unterwegs bin.

01. Efferd 1017 BF

Heute operiere ich die Schulter von Rondrasil das erste Mal. Ich entferne in mühsamer Kleinstarbeit lauter zerbrochene Bolzenstücke, werde aber noch eine weitere OP brauche, bevor seine Schulter wieder gänzlich wiederhergestellt ist. Aber immerhin scheint das Gewebe keinen größeren Schaden genommen zu haben, wenngleich ich das noch nicht mit abschließender Sicherheit sagen kann.

Pünktlich als Rondrasil wieder aufwacht, klopft es an der Tür und ein Bote überreicht mir eine Lieferung. Der Mantel aus Elfenbausch, den ich bestellt hatte, ist angekommen. Und mir geht das Herz auf, als ich sehe, wie sehr sich Rondrasil über sein Geschenk freut. Ich hoffe nur, dass er kein schlechtes Gewissen bekommt, weil ich so viel Geld für ihn ausgebe, aber wenn ich schon die Möglichkeit, das Geld habe, wenn nicht für ihn, wofür soll ich es dann ausgeben?

03. Efferd 1017 BF

Als Gari die vierte Nacht in Folge in Peraines Heimstatt kommt, um zu helfen, werde ich stutzig. Ich frage sie, wie sie es verantworten kann, die Kinder über Nacht alleine zu lassen und sie erzählt mir, dass sie nicht alleine seien, dass Thulvje bei ihnen wäre. Auf meinen fragenden Blick erzählt sie mir, dass sie ihn bekniet habe, ihn angefleht habe, in der Nacht auf die Kinder aufzupassen, dass sie ihn dafür bezahlen würde. Dafür hat sie sogar ein paar ihrer guten Kleider an die Norbarden verkauft.

Ich sage ihr, dass sie das nicht tun müsse und suche Thulvje auf. Der erzählt mir, dass Gari ihn bis Firun bezahlt habe und ich sage, dass ich ab dann die Kosten übernehmen würde. Daraufhin meint er, dass er von mir kein Geld nehmen würde. Von Gari schon, die hohe Dame hätte ihre Nase eh viel zu hoch, aber für mich würde er umsonst auf die Kinder aufpassen.

Ich sage ihm, dass Gari die Nase bei weitem nicht mehr so hoch habe, weil sie kein Einkommen hat, Natascha vermutlich nicht einmal genau weiß, dass sie wieder hier in Moorwacht ist. Gari lebt ausschließlich von ihrem Erspartem und dem, was ihr von den Moorwachtern so zugesteckt wird.

Als Thulvje geht, murmelt er noch etwas in seinen Bart, das ich nicht ganz verstehe. Irgendetwas mit Laske und Herz, glaube ich.

19. Efferd 1017 BF

Die Temperaturen fallen weiter, die Aggressionen sind unvermindert, wir funktionieren eigentlich nur noch. Ich verbinde, schneide, nähe, amputiere. Und davor gehe ich jeden Abend mit Rondrasil auf Patrouille. Früher haben wir unseren Abendspaziergang durch den Wald gemacht, jetzt eben durch Moorwacht.

Die Umstände mögen andere sein, aber ich genieße dennoch die Anwesenheit von Rondrasil. Ich hoffe nur, dass ich bald die Gelegenheit haben werde, meine Selbstverteidigungsfähigkeiten ein wenig zu schulen. Professionell zu schulen, denn das, was ich frühmorgens, bevor ich mich ein paar Stunden hinlege, fabriziere, wirkt vermutlich eher lächerlich, auf jeden Fall alles andere als furchteinflößend oder selbstsicher. Aber immerhin bekomme ich so schon einmal ein wenig Gefühl für meinen neuen Stab.

30. Efferd 1017 BF

Heute hat Thezmar Moorwacht erreicht. Er hat sich nicht einmal die Zeit genommen, mir einen Antwortbrief zu schreiben, sondern hat gleich seine Sachen gepackt und ist umgehend zu uns aufgebrochen.

Es tut gut, solche Freunde zu haben. Thezmar erklärt sich bereit, sechs Tage die Woche je zehn Stunden in Peraines Heimstatt zu arbeiten, das entlastet mich ungemein, schließlich habe ich nebenbei auch noch meine Gesprächstherapiestunden, die ich durchführe. Ich muss dafür sorgen, dass ich Trandjeff von seinem Wahn befreie und das nach Möglichkeit bevor Algunde ihre Versprechungen wahr macht und den dritten Boten zu uns schickt.

07. Travia 1017 BF

Ich gehe weiterhin jeden Abend mit Rondrasil auf Patrouille und wir haben jetzt bereits zum dritten Mal einen Einbruch in die Kate von Winja und Woltan vereitelt. In Anbetracht der Tatsache, dass Winja immer noch eine sehr ansehnliche Frau ist, die jedes Jahr beim Fest der Freuden erneut zur schönsten Frau Moorwachts gekürt wird, kommt mir ein schrecklicher Gedanke, worauf es der Einbrecher abgesehen haben könnte.

Umgehend gehe ich daher in der Früh nach meiner Schicht zu den beiden und frage, ob sie wüssten, weshalb jemand immer wieder versucht, bei ihnen einzubrechen. Woltan meint, dass er sich darauf keinen Reim machen könne, sie hätten ja nicht viel, gerade da er noch nicht einmal Holzplättchen bekäme und sie zu viert von dem leben müssten, was Winja verdient.

Seit Doram verschwunden ist, hat Woltan einen Status, der nichtssagender nicht sein könnte. Er ist nicht in der Lage, sich Rechte zu erarbeiten, die ihm ermöglichen, ebenfalls irgendwann Geld zu verdienen. Einzig das Ilmenblatt, dass er sammeln würde, welches Winja dann an Pjerow verkaufen würde, sorge dafür, dass man sich auch mal ein Bier für ihn leisten könnte oder ein wenig Kreide für die Schreibtafel des kleinen Woltan, der gerade fleißig Buchstaben malt.

Ich bitte die beiden, besonders vorsichtig zu sein und rege an, dass sie vielleicht vorerst bei Pjerow unterkommen sollten, ich würde  mit ihm reden, sollte es Probleme bezüglich der Bezahlung geben.

Im Anschluss gehe ich zu Gari und gebe ihr etwas Geld, damit sie für die Kinder Spielzeug und Schulsachen kaufen kann. Gerade die Waisenkinder sind auf unsere Spenden angewiesen, das habe ich bei Winja und Woltan gesehen.

09. Travia 1017 BF

Mir fällt immer wieder auf, dass Rondrasil in seiner linken Hand weniger Kraft zu haben scheint, er lässt schwere Gegenstände, die er mit links trägt, fallen, wirkt aber peinlich berührt, als ich ihn darauf anspreche.

Ich bitte ihn, mit beiden Händen die meinen zu drücken, so fest er kann und bemerke, dass er tatsächlich einen gewissen Kräfteverlust links zu haben scheint, weshalb ich damit beginne, ihm gewisse Übungen zu zeigen, die er machen soll, um die Motorik in seiner linken Hand, seinem linken Arm, wieder zu trainieren.

Manche dieser Übungen schaffe ich sogar in unser Liebesspiel miteinzubauen, ohne dass er es bemerkt, ohne dass es ihm peinlich sein muss.

16. Travia 1017 BF

Die niedrigen Temperaturen und der frühe Schnee haben einen Großteil unserer Ernte zerstört. Einzig Mikhail ist es zu verdanken, dass wir dennoch Vorräte haben, denn er hat Tsadan für einen symbolischen Wert von fünf Batzen mehrere Wagenladungen Kohl verkauft.

Auch die Norbarden unterstützen uns so gut sie können. Aber von Tsadan hören und sehen wir nach wie vor nicht viel, auch Nadira verlässt kaum noch die Burg. Ich hoffe, dass es den beiden gut geht, dass sie sich aussprechen konnten.

21. Travia 1017 BF

Ab und an spiele ich abends auf meiner Flöte, die ich von Talasanya bekommen habe und ich glaube, dass ich so ganz langsam sogar ein wenig besser werde. Es lenkt mich ein wenig ab von allem, was um uns herum geschieht.

01. Boron 1017 BF

Heute hat mich ein Brief Teborians erreicht, in dem er mir ein wenig von den Theaterrittern erzählt hat. Unter anderem hat er auch die Warnung ausgesprochen, dass man einen Tempel der Theaterritter, die vom richtigen Glauben abgekommen sind, nicht wieder der Rondra weihen dürfe, da diese sonst schnell wieder korrumpiert werden könnte.

Nachdem ich diesen Brief auch Rondrasil zu lesen gegeben habe, setze ich umgehend ein Schreiben an Dobrischnaja auf, in dem ich sie darüber in Kenntnis setze, dass sie den Tempel im Gebirge nicht wieder der Rondra weihen dürfe, wenn sei verhindern wolle, dass ein Unglück geschähe. Ich schicke ihr auch eine Abschrift von Teborians Brief mit.

Auch Teborian antworte ich, ich schreibe ihm, dass ich seine Warnung an die entsprechende Stelle weitergegeben habe, was ich auch nebenbei Rondrasil gegenüber erwähnt habe, ob er daraus seine Schlüsse zieht oder nicht, weiß ich nicht. Ich habe nicht direkt etwas verraten, aber auch nicht direkt geschwiegen.

Wie dem auch sei, ich bedanke mich bei Teborian auch für seine Hilfe im Kampf gegen Mengbillar. Wenn er nicht gewesen wäre, dann wäre ich jetzt mit Sicherheit bereits tot oder noch schlimmer, nicht tot.

03. Boron 1017 BF

Heute ist das Laternenfest und die Kinder sind schon ganz aufgeregt. Auch Golgarah freut sich, auch wenn kaum jemand aus Moorwacht anwesend ist.

Als eine Gruppe Söldner sich ihren Weg bahnen will und Golgarah unsanft zur Seite schieben will, eskaliert die Situation. Golgarah weicht nicht aus und der Söldner rammt ihr seinen Dolch in die Magengrube. Noch bevor jemand reagieren kann, sackt der Söldner mit einem Pfeil in seinem Hals tödlich getroffen zu Boden und ich erkenne Lysandiel, der mit seinem Bogen da steht.

Die Kinder schreien verängstigt auf und werden von Gari umgehend ins Schwanenhaus gebracht, während ich Golgarah mit der Hilfe einiger Moorwachter in Peraines Heimstatt bringe.

Ein offener Angriff auf eine Borongeweihte. Wenn Lysandiel nicht so schnell gehandelt hätte, dann hätte es mit Sicherheit einen Lynchmob gegeben.

Ich komme gerade aus dem Behandlungszimmer, da geht die Tür auf und die Kinderschar strömt herein. Gari hat kurzerhand beschlossen, dass sie alle in Peraines Heimstatt ziehen werden, sie wollen bei Golgarah sein, Gari will helfen, aber auch die Kinder nicht alleine lassen. Also wird prompt auf dem Dachboden ein Matratzenlager errichtet und Peraines Heimstatt quillt nahezu über, aber wenigstens können die Kinder, als sie sehen, dass es Golgarah schon wieder etwas besser geht, bereits wieder ein wenig lachen.

25. Boron 1017 BF

Peraines Heimstatt platzt aus allen Nähten. Ich weiß nicht warum, aber es hat eine Massenschlägerei gegeben und ich habe mit allen anderen alle Hände voll zu tun, um zig Verletzte zu versorgen und unterzubringen.

Die zehn Moorwachter, die betroffen sind, werde ich, sobald sie stabil genug sind, in ihre Katen bringen lassen und sie dort weiter versorgen. Die anderen müssen zusammenrücken, neben jedes Bett kommt noch eine Matratze, auch die Isolationszellen werden doppelt bestückt und sogar zwei der Zimmer, die für meine Dauerpatienten gedacht sind, werden kurzerhand umfunktioniert.

Es ist eng, sehr eng, aber es geht. Und diese Nacht stirbt uns niemand.

01. Hesinde 1017 BF

Heute kann ich Ronbeck offiziell als geheilt entlassen und in Anbetracht der aggressiven Stimmung, die hier herrscht, die niedrigen Temperaturen, die immer noch weiter zu sinken scheinen, zieht er es vor, zügig aufzubrechen und uns zu verlassen. Ich wünsche ihm alles Gute und eine sichere Reise, möge Aves seine Pfade bewachen.

10. Hesinde 1017 BF

Neben den letzten Patienten verlassen heute auch die Kinder wieder Peraines Heimstatt und ziehen zurück ins Schwanenhaus. Es ist auf einmal sehr still geworden, beinahe schon vermisse ich das Kinderlachen, den Trubel, der hier zu jeder Zeit geherrscht hat. Aber ein wenig genieße ich auch die Ruhe, die jetzt wieder eingekehrt ist.

Die Temperaturen sind mittlerweile so tief gesunken, dass sich die Patrouille nachts mehrmals in einem der Häuser aufwärmen muss, um nicht zu erfrieren. Die Miliz wird mittlerweile von Ifrundoch angeführt, auch Narena und Rowinja haben sich ihr angeschlossen. Von den Moorwachtern werden die Milizionäre liebevoll Moorwächter genannt und es scheint für jeden eine Ehre zu sein, dabei sein zu dürfen.

Tsadan macht weiterhin keinerlei Anstalten, sich um die Geschicke und Belange Moorwachts zu kümmern. Nur fehlt mir einfach die Zeit, mit ihm zu sprechen, gerade, dass ich ein wenig Zeit finde, meine eigenen Gedanken zu hören.

Es weht eiskalte Luft in die Stube, als Rondrasil hereinkommt, einen Fremdiji, wie die Durchreisenden mittlerweile genannt werden, auf seinem Rücken tragend. Er sagt, dass er am Wegesrand zurückgelassen worden sei, nachdem er seine Füße nicht mehr spüren konnte.

Während ich mich um seine Verletzungen kümmere, schicke ich Rondrasil rüber an den Kamin, er soll sich aufwärmen, aber er geht, pflichtbewusst, wie er ist, schon wieder raus.

Die Verletzungen des jungen Mannes sind schlimm, ich werde ihm beide Füße abnehmen müssen. Am Wegesrand liegengelassen, zurückgelassen, dem sicheren Tod geweiht, wäre Rondrasil nicht gekommen. Ist es tatsächlich so weit mit uns gekommen, dass wir des Goldes wegen unsere Menschlichkeit, die Barmherzigkeit verlieren?

Während ich dies denke, kommt Rondrasil zurück und fragt mich, ob ich, wenn ich hier fertig bin, eine Minute für ihn hätte. Ich beende meine Arbeit und gehe in die Stube, wo ich ihn am Herd stehen sehe, er hat einen Tee aufgesetzt mit Honig und Zimt und irgendwie scheint er sich gerade nicht ganz wohl in seiner Haut zu fühlen.

Er druckst erst ein wenig herum, dass es eigentlich kein geeigneter Zeitpunkt wäre, aber wenn es stimmt, was  Algunde mir gezeigt hat, was sich abzeichnet, dann würde es vermutlich lange keinen besseren Zeitpunkt mehr geben. Als er mir den Becher mit dem Tee in die Hand drückt und meine Hände mit seinen Händen umfasst, wird mir ganz warm ums Herz, ich spüre, wie es mir bis zum Hals schlägt.

Plötzlich geht Rondrasil vor mir in die Knie und seine Frage platzt förmlich aus ihm heraus, ob ich mit ihm den Bund eingehen wolle. Er sagt, dass er sich lange darüber Gedanken gemacht habe und dass er weiß, dass wir keinen Rondrabund eingehen könnten, dass ihm das aber egal wäre. Er sagt, da wir beide nach Wissen strebten, dass ein Hesindebund für ihn der passendste zu sein scheint.

Meine Ohren rauschen, es klingelt und schrillt beinahe, so sehr spielen meine Sinne verrückt. Das muss ein Traum sein, doch Rondrasil kniet vor mir, er blickt mir fest in die Augen und erzählt weiter, dass er zuerst vorgehabt habe, die Wache betrunken zu machen, um die Burg zu stürmen, was jedoch nicht rondragefällig gewesen wäre. Dann habe er überlegt, ob er die Wache phexgefällig bestechen solle, habe von seiner Kirche jedoch nicht die entsprechenden Mittel bekommen, weshalb er sich dann, ganz praiosgefällig, für die Wahrheit entschlossen hätte. Er sagt, dass niemand außer mir ihm mehr Wärme und Hoffnung geben würde und dass er jetzt hier vor mir sei, von einer Heilmagierin in die Knie gezwungen. Mit diesen Worten hält er mir einen Ring entgegen, das Zeichen Hesindes, zwei ineinander verwobene Schlangen mit smaragdgrünen Augen.

Ich falle ihm um den Hals und die Freudentränen laufen mir über die Wange. Ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen, während ich mit erstickter Stimme ja rufe. Mit Rondrasil würde ich sogar einen Rondrabund eingehen, wenn ich nur Rondra würdiger wäre.

Ich frage Rondrasil, ob es denn im Moment überhaupt ein guter Zeitpunkt ist, den anderen von unserem Vorhaben zu erzählen, andererseits sollten, nein, dürfen wir uns gerade jetzt in dieser schweren Zeit nicht die Lust am Leben, die Liebe nehmen lassen.

Als Rondrasil mir signalisiert, dass er heute Abend nicht auf Patrouille gehen wird, bitte ich Thindal, ob er meine Nachtschicht übernehmen könnte, was dieser auch bereitwillig tut und für diese eine Nacht verbannen wir jegliche negative Gedanken, jegliches Unglück, jegliches Unheil, das uns noch drohen wird, aus unseren Gedanken, wir existieren nur im hier und jetzt, wir zwei, immer füreinander da.

11. Hesinde 1017 BF

Rondrasil ist noch in der Früh zu meinen Eltern gegangen und hat ganz offiziell um meine Hand angehalten. Meine Mutter ist außer sich vor Freude und mein Vater, ganz so, wie ich ihn kenne, hat lediglich geantwortet, dass er als Schwiegersohn aber mehr als nur einen Hasenstall bauen müsse. Damit ist die Sache für ihn beschlossen, auch wenn meine Eltern ein wenig irritiert darüber sind, als wir ihnen mitteilen, dass wir noch dieses Jahr, am 06. Rahja, unserem Jahrestag, die Bundschließung vollziehen wollen.

Meine Mutter zieht mit in einer ruhigen Minute beiseite und fragt, ob sie etwas wissen müsse, aber auf meinen fragenden Blick winkt sie lachend ab, meint, sie würde das noch früh genug erfahren und wolle unserem Glück nicht im Wege stehen.

14. Hesinde 1017 BF

Die Temperaturen fallen, die Stimmung ist schlecht und unsere Vorräte sind auch nicht gerade rosig. ohne die Norbarden oder Mikhail wären wir verloren.

30. Hesinde 1017 BF

Tanile ist gekommen. Die Akademie hat sie mir als Verstärkung und Unterstützung entsandt. Auch haben sie ihr einen Brief für mich mitgegeben, in dem steht, dass ich mit dem 01. Firun 1017 BF in den Rang einer Magistra extraordinaria erhoben werde. Es steht mir frei, ob ich in Zukunft monatlich 120 Batzen von der Akademie erhalten möchte oder ob ich pro Jahr sechs Scholaren, die kurz vor ihrer Abschlussprüfung stehen, nach Moorwacht entsandt haben möchte, die mir zur Hand gehen werden, mir unterstünden für dieses eine Jahr.

Nachdem ich mich mit Tanile und Thindal unterhalten habe, entscheide ich mich für die Scholaren. Wir können hier jede helfende Hand gebrauchen, auch wenn ich anfangs noch etwas zögere, ob ich das diesen jungen Menschen wirklich antun kann. Schließlich leben wir in gefährlichen Zeiten in einer noch gefährlicheren Gegend. Andererseits, wie sollen wir eine Insel in all der Dunkelheit sein, wenn es keine helfenden Hände gibt, die einen aus dem Wasser ziehen?

03. Firun 1017 BF

Es werden immer mehr Moorwachter mit Erfrierungen eingeliefert. Die Brunnen, der Fluss, alles gefriert, immer wieder müssen sich alle aufwärmen, niemand kann lange draußen bleiben. Einzig die Schatzsucher scheinen von dieser extremen Kälte nicht betroffen zu sein, warum auch immer dies so sein mag.

06. Firun 1017 BF

Heute erreicht mich ein Brief von Robak. Ich hatte ihm vor ein paar Wochen geschrieben, ihn gefragt, ob er wüsste, weshalb der Winter so unbarmherzig ist, weshalb er so früh eingesetzt hat und er sagt, dass er dies leider nicht wisse. Auch kenne er kein alchimistisches Rezept, um das Wetter zu ändern

Er wisse jedoch von einer Feuerpaste, deren Rezept er mir beigefügt habe, bei dessen Anwendung ich aber Vorsicht walten lassen müsse, da die dritte Anwendung in Folge einen körperlichen Alterungsprozess zur Folge habe.

 Er erzählt mir, dass es auch noch eine andere Möglichkeit gäbe, um der Kälte zu widerstehen. Eine Möglichkeit, die im Norden praktiziert würde. Es gibt Schneelaurer, kleine, gefährliche Raubtiere, dessen Blut bei Genuss immun gegen Kälte machen würde, jedoch auch die Aggressivität steigern würde, dafür sorgen würde, dass man irgendwann nicht mehr Herr über seine Sinne wäre.

Wenn ich nicht wüsste, dass uns hier noch kein einziger Schneelaurer begegnet ist, ich könnte darauf schwören, dass die Symptome, die Robak beschreibt, genau auf die Schatzsucher passen. Ob das etwas mit diesem Frostbräu zu tun hat, dass dieser Sevkegen, der Wirt aus dem Schatzsucher, ausschenkt?

29. Firun 1017 BF

Heute wird Sevkegen in Peraines Heimstatt eingeliefert mit einer dicken Beule am Kopf, weshalb er kurzzeitig bewusstlos war.

Nachdem ich seinen Kopf versorgt habe, unterhalte ich mich mit ihm. Ich erfahre dabei, dass er aus Paavi kommt. Dort aus einer wohlhabenden Handelsfamilie stamme und dass er für Vito Siveling arbeiten würde, der ihn hierher geschickt habe.

Er sagt mir, dass der Schatzsucher ein Saufhaus sei, eine Taverne für jene Klientel, für welches das Sumpfloch mittlerweile zu fein geworden sei. Und dass er nur für die Goldsucher das Frostbräu ausschenken würde, welches sich schon seit Jahren als Geheimrezept in seiner Familie befände.

Auf meine Frage, warum er hier sei, wird er redselig, erzählt, dass der Bürgermeister von Paavi vor ein paar Jahren ein Bündnis mit einem Pfeffersack geschlossen habe, damit kann er nur Uriel meinen, woraufhin die Geschäfte seines Vaters noch besser gelaufen seien, aufgrund der vielen Söldlinge, die tagaus, tagein nach Paavi gekommen seien. Er erzählt, dass Uriel im Leute anheuern sehr gut sein soll, dass neben den Söldnern bald auch Fjarninger aus dem hohen Norden gekommen wären.

Als dann der Bürgermeister gestorben ist, wurde seiner Familie, den Beratern und Geweihten sowie den Bütteln ein neuer Vorgesetzter vorgesetzt. Und jeder, der etwas dagegen gesagt hat, so wie sein Vater, der habe plötzlich einen Unfall gehabt, sei ebenfalls gestorben. Sein Vater sei in die Axt der Fjarninger gefallen, immer und immer wieder, ganze zehn Minuten lang.

Auch die Zunftoberhäupter, die einen Brief an Uriel verfasst haben mit der Bitte um Aufklärung, alle seien sie Unfällen zum Opfer gefallen. Und als Sevkegen dann erfahren hat, dass die Familien der Oberhäupter in den Norden zu der schwarzen Schlange gebracht würden, dort getötet würden, um die Schlange in deren Blut zu waschen, habe er sich entschlossen, in den Süden zu gehen, mit Vito einen Handel abzuschließen, dass dieser das Frostbräu verkaufen dürfe, so lange er nur weit genug weg von Uriel käme.

Als ich ihn frage, was in dem Frostbräu drin ist, schweigt er wieder, scheint ganz erstaunt darüber zu sein, dass er überhaupt so viel gesagt hat und mit dem Verweis auf seine Kopfschmerzen verlässt er mich, ohne dass ich weitere Informationen von ihm bekomme.

Nachdem ich einen Brief an den weißen Mann in Bjaldorn geschrieben habe, ich bekomme immer mehr Magengrimmen, wenn ich mir vorstelle, was für unheilige Dinge sich da abspielen mögen und wir brauchen unbedingt Unterstützung, beschließe ich, dass ich die anderen über diese neuen Erkenntnisse informieren muss.

Aus diesem Grund gehe ich zu Tsadan, um eine Ratssitzung anzuberaumen. Hätte ich doch nur früher die Zeit gefunden, zu Tsadan zu gehen. Dies hole ich jetzt nach und als ich zu ihm vorgelassen werde, stelle ich mit Erschrecken fest, wie abgemagert und heruntergekommen er aussieht.

Er hat sich bestimmt seit einigen Tagen nicht mehr rasiert, die Haare sind wirr, der Blick wild.

Noch bevor ich ihm mein Anliegen wirklich vortragen konnte, schreit er mich schon wirr an, dass ich mich jetzt auch gegen ihn verschworen hätte, dass Nadira ihn mit jedem hier in Moorwacht betrügen würde und jeder von uns an seinem Stuhl sägen würde. Pjerow solle angeblich einen Bandenkrieg anzetteln und Ifrundoch, der ihn ausgebildet hat, habe die Miliz an sich gerissen, um ihn zu stürzen und auch ich wolle ihn nur manipulieren, um hier ein großes Gut aufzubauen, wie es meine Kollegae in Norburg bereits getan haben.

Während er mir diese Worte entgegen schleudert, beginnt meine Kugel an meinem Stab rot zu leuchten, ich spüre förmlich den Hass, den er mir gegenüber hegt, erkenne den Wahn in seinen Augen. Die von dem Lärm alarmierten Wachen schickt er jedoch mit einer Handbewegung wieder weg, woraufhin auch meine Kugel erlischt, scheinbar ist sein Hass ebenso schnell verflogen, wie er gekommen ist.

Jedoch knallt er mir einen Stapel Papiere auf den Tisch und mit den Worten, dass sich Elkjow jetzt um alles kümmern würde, lässt er mich alleine in seinem Arbeitszimmer stehen. Jegliche Versuche meinerseits, vernünftig mit ihm zu reden, sind wirkungslos an ihm abgeprallt und verwirrt verlasse ich das Zimmer, ohne mir die Papiere näher angesehen zu haben.

30. Firun 1017 BF

Heute Nacht sind 19 Moorwachter in ihren Hütten erfroren. Erschüttert über diese Nachricht eile ich zu Ifrundoch und bitte ihn, seine Miliz anzuweisen, dass sie bei ihren Rundgängen nachts darauf achten sollen, dass die Feuer in den Kaminen der Leute noch brennen.

Danach helfe ich Golgarah dabei, den gefrorenen Boden auf dem Boronanger auszuheben, auch Rondrasil gesellt sich schweigend dazu. Der Wind ist beißend kalt, doch wir arbeiten verbissen und in tiefer Traurigkeit weiter, bis wir fertig sind.

Ich möchte mich gerade etwas hinlegen, ich habe weiterhin die Nachtschichten, da höre ich, wie ein Ausrufer durch Moorwacht geht und verkündet, dass Tsadan sämtliche Entscheidungsgewalt über die Büttel an Elkjow übergeben habe.

Dieser habe folgende Erlasse, die mit sofortiger Wirkung in Kraft treten, aufgestellt:

-          Eine Zwangsrekrutierung der Bürger wird erwirkt und jede Familie muss einen wehrfähigen Sohn stellen (zwischen 15 und 34 Götterläufe). Die Bezahlung entspricht der eines Gardisten und wird täglich nach Schichtende ausgezahlt. Die ersten fünf Rekrutierten, die gegen geltendes Recht verstoßen, werden als Abschreckung auf dem Dorfplatz gehängt und hängenlassen bis Golgarah Elkjow erschlägt. Nach dem Hängen des fünften sind drastischere Maßnahmen zu treffen.

-          Die Bjaldorner Soldaten werden in Fünfergruppen eingeteilt und mit den zwangsrekrutierten Männern aufgestockt.

-          Es werden immer mindestens drei Gruppen patrouillieren, während sich die anderen ausruhen.

-          Eine Ausgangssperre von acht Uhr abends bis acht Uhr früh wird verhängt und jeder, der nach dieser Zeit aufgegriffen wird, erhält ein geschlitztes Ohr, beim zweiten Verstoß wird das zweite Ohr geschlitzt, beim dritten folgt der Strick.

-          Auf dem Dorfplatz werden ein Galgen und ein Richtblock aufgestellt, die die Bevölkerung an die Strafen erinnern sollen.

-          Die vorgeschlagenen Gesetze treten umgehend in Kraft und können nur von Tsadan persönlich aufgehoben werden.

-          Sollte sich die Lebensmittellage nicht verbessern, werden die Lebensmittel der Stadt eingezogen und nach streng rationierten Regeln wieder neu verteilt.

-          Brack wird zum Henker und Vollstrecker der Stadt Moorwacht erhoben, der die Hinrichtungen und Bestrafungen vornehmen soll (nur nach Elkjows oder Tsadans Ermessen).

Wutentbrannt stürme ich in das Arbeitszimmer von Elkjow, frage ihn, ob er sich bewusst ist, dass er damit den Hass sämtlicher Moorwachter auf sich ziehen würde. Auch sind sämtliche Regeln nicht umsetzbar, allein die Ausgangssperre ist unmöglich. Nicht genug, dass er damit jeglichen Besuch im Sumpfloch zunichtemachen würde, auch wir aus Peraines Heimstatt sind nach dieser Zeit noch unterwegs. Oder will er gar, dass ich ebenfalls zwangsrekrutiert werde, das richtige Alter dafür hätte ich ja.

Als er mir auch noch mitteilt, dass er Brack hängen lassen will, weil er ihn angreifen wollte, verstehe ich die Welt vollends nicht mehr. Was ist nur mit Elkjow passiert. Er wirkt nervlich auf das Äußerste angespannt, reibt sich die Schläfen, seine Stimme wechselt zwischen schrill und tonlos.

Er teilt mir mit, dass es genau das ist, was er vorhabe. Er wolle den Hass aller auf sich ziehen, damit Tsadan als der strahlende Retter auftreten könne. Ich kann zwar verstehen, was er damit bezwecken will, nur sorgt er mit seiner Methode gerade nur dafür, dass viele aufrichtige Moorwachter die Stadt verlassen, dass er Zwietracht zwischen uns sät und dass Tsadan gerade gar nicht handlungsfähig ist, scheint ihm vollkommen zu entgehen.

Das Einzige, das er mir entgegnet ist, dass ich ihn melken würde wie eine Kuh, dass wir anderen alle ihn schwächen würden, dass nur er dazu in der Lage wäre, diese Situation, die Aggression, den Hass, zu entschärfen, alles zum Guten zu wenden.

Ich bin rhetorisch nicht sonderlich begabt und noch ehe ich mich klar mitteilen kann, lässt Elkjow mich doch tatsächlich von zwei Wachen aus dem Arbeitszimmer werfen.

Völlig verwirrt, wütend und aufgelöst kehre ich in Peraines Heimstatt zurück und bitte meine Eltern, die anderen Geweihten sowie Pjerow, Ifrundoch und Danjuk zu holen. Ich verstehe nicht, was los ist, aber irgendetwas in der Burg scheint dafür zu sorgen, dass alle verrückt spielen. Tsadan ebenso wie Elkjow und auch Nadira lässt sich nicht mehr blicken.

Wir müssen unbedingt besprechen, wie wir weiter vorgehen sollen, das können wir nicht zulassen. Wenn Elkjow tatsächlich versucht, Brack hängen zu lassen, wird ganz Moorwacht auf die Barrikaden gehen, so viel steht fest und auch ich würde, entgegen dem, was ich als Gildenmagierin tun soll, tun darf, dagegen aufbegehren.

Als wir uns alle versammelt haben, schildere ich den Anwesenden die Gespräche mit Tsadan und auch mit Elkjow und es entsteht ein wildes Durcheinander. Jeder möchte etwas dazu sagen, Bruder Aahren scheint Elkjow sogar zu einem gewissen Teil zu unterstützen, meint, dass man Brack hängen sollte, weil er sich gegen die Regeln aufgelehnt hat. Dabei hat er lediglich, wie ich zwischenzeitlich erfahren habe, den Tisch Elkjows zerschlagen, weil er weder zulassen wollte, dass Albin zwangsrekrutiert wird, noch weil er den Posten des Henkers übernehmen wolle. Er meinte laut Pjerow, dass er sich in Moorwacht endlich einmal seit langer Zeit wohl fühlen würde, nicht angefeindet würde.

Golgarah sagt, dass Gari heute früh bei ihr gewesen sei, sie gebeten habe, Briefe an Koj und die Norbarden zu bringen und Koj sagt, dass er von ihr die Anweisung bekommen habe, eine Stunde bevor alles los ginge, bevor die Verurteilung Bracks, die Vollstreckung seiner Hinrichtung beginnen solle, mit einem leeren Wagen auf sie warten solle. Ich ahne nichts Gutes, ist Gari Brack doch zu Dank verpflichtet, weil er sie aus Nataschas Haus befreit hat.

Pjerow erzählt, dass kurz, bevor Elkjow die Miliz Ifrundochs enteignet hat, er mit deren Hilfe den Wirt Sevkegen festgesetzt habe, dass in seinem Keller sowohl Tukk als auch ein dutzend Schneelaurer gefunden worden seien, denen man wohl regelmäßig das Blut abgezapft habe. Das würde die Aggressionen erklären, offenbar ist eine Zutat des Frostbräus tatsächlich Schneelaurerblut.

Aber Sevkegen und Tukk? Noch während ich mir darüber Gedanken mache, klopft mein Vater an die Türe und meint, dass Elkjow uns alle zu sich in sein Arbeitszimmer bitten würde. Hat er sich doch besonnen, dass wir an einem Strang ziehen müssen, wenn wir Moorwacht retten wollen? Ich hoffe es sehr.

Bei Elkjow angekommen erzählt uns dieser etwas von Garadan, von Bauern und dass man sie nicht unterschätzen dürfe. Er redet davon, dass jeder, der Moorwacht verließe, eine Gefahr weniger darstellen würde, dass die Ausgangssperre dafür sorgen würde, dass weniger Leute sich betrinken könnten, was in weniger Schlägereien münden würde.

Ich grüble noch über seine Worte nach, als Pjerow entgegnet, dass die Ausgangssperre absolut nichts zu bedeuten habe, da er mit Ifrundoch und den Moorwächtern noch vor ein paar Stunden die Taverne Schatzsucher durchsucht habe, den Wirt Sevkegen festsetzen ließ und dafür gesorgt habe, dass kein Frostbräu mehr ausgeschenkt wird.

Elkjow scheint dies völlig zu ignorieren, stattdessen redet er davon, dass Brack ein Kollateralschaden wäre, ein notwendiges Übel, um ein Exempel zu statuieren. Ich muss mich schwer beherrschen, bei dem Wort Kollateralschaden nicht vor Wut zu platzen und auch Bruder Aahren wirft ein, dass die Moorwachter sicherlich nicht tatenlos zusehen werden, wenn er das Urteil vollstrecken will.

Daraufhin erwidert er lediglich, dass wir, wenn wir der Meinung wären, dass wir die Geschicke Moorwachts besser leiten könnten als er, es nur zu sagen bräuchten und Ifrundoch, der die ganze Zeit geschwiegen hat, knallt ihm mit alle Direktheit ins Gesicht, dass er die Leute, wenn er wolle, dass sie ihn hassen, doch schlagen solle, das wäre effektiver als diese, wie er sagt, ganze Scheiße. Er meint auch, wenn Elkjow so klug sei, wie er von sich behaupte, dass er dann sicherlich schon herausgefunden hatte, seit wann und warum sich Tsadan so merkwürdig benähme.

Darauf hat Elkjow nichts zu erwidern außer der Tatsache, dass er Mitleid mit uns habe, wenn wir seinen großen Plan nicht verstünden und dass er hiermit sämtliche Befugnisse an Ifrundoch übertragen würde, er würde hier ja nicht mehr gebraucht und würde sich umgehend auf den Weg nach Festum machen, um dort ein praiosgefälliges Leben zu leben. Weit weg von uns, die wir Paktierern wichtige Informationen zukommen ließen und den Bronnjaren schwächen würden, da wir nur unsere eigenen Vorteile im Blick hätten.

Mit diesen Worten steht Elkjow auf und lässt uns in seinem Arbeitszimmer zurück.

Nachdem wir uns alle etwas unschlüssig angesehen haben und dann jeder versucht hat, den anderen zu übertönen, beschließen wir, dass wir, so lange Tsadan sich nicht dazu in der Lage fühlt, die Stadt zu leiten, einen Rat ins Leben rufen sollten, der sämtliche wichtige Entscheidungen gemeinsam treffen wird, wobei jedoch auch gewisse Schwerpunktgebiete verteilt werden sollen.

Mir fällt das Gebiet der Gesundheit und allem, was damit zusammenhängt, zu. Pjerow soll sich um den Handel kümmern, Ifrundoch wird wieder die Hoheit über die Miliz bekommen und sämtliche großen Entscheidungen, insbesondere die unumkehrbaren werden nur gemeinsam beschlossen, mit allen Geweihten zusammen.

01. Tsa 1017 BF

Elkjow ist tatsächlich abgereist.

Gemeinsam beschließen wir, dass Brack nicht gehängt wird, dass er seine Schuld anderweitig begleichen soll, er soll einen neuen Tisch für das Arbeitszimmer zimmern bzw. für dessen Kosten aufkommen.

Heute fällt mir zum ersten Mal auf, dass der Schnee nicht schmilzt, wenn man ihn erwärmt. Er verdampft einfach.

07. Tsa 1017 BF

Ich sollte damit beginnen, wieder Heiltränke zu brauen. Die Vorräte in Peraines Heimstatt sind aufgebraucht und wenn der Winter tatsächlich so hart bleibt, werden wir jede Unterstützung gebrauchen können, derer wir habhaft werden können.

30. Tsa 1017 BF

Auf einer der wöchentlichen Sitzungen des Rats erfahre ich, dass die Spektabilität von Andergast, Asmodeus, in Moorwacht gewesen sein soll, um sich über Narena zu erkundigen. Diese habe jedoch nach ihrer Rückkehr keinerlei Notiz von ihm erhalten. Auch nicht davon, dass er bei Tsadan gewesen war.

01. Phex 1017 BF

Heute suche ich Tsadan auf und versuche, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Er teilt mir auch bereitwillig mit, dass Asmodeus inoffiziell bei ihm gewesen sei. Aber als ich ihn frage, ob ich einen Blick in seine Gedanken werfen dürfe, um zu sehen, ob dieser Magus ihn in irgendeiner Art und Weise beeinflusst habe, weist er dies energisch zurück mit den Worten, dass ich ihn nur manipulieren wolle.

Er sagt, dass Asmodeus sich ausgewiesen habe, einen Siegelring gehabt habe und auch dem Codex Albyricus gemäß gekleidet gewesen sei. Und weiter erzählt er, dass Asmodeus ihm gezeigt habe, dass Pjerow in den Teryak Handel involviert sei und verbotene Substanzen an ihm vorbeischmuggeln würde, Ifrundoch solle angeblich eine Revolution anzetteln, Thulvje Werwölfe anlocken und Danjuk wolle zwölf Seelen sammeln, um seine von dem Schwarzmagier zurückzuerlangen. Nadira soll ihn angeblich mit jedem hier in Moorwacht betrügen und Rondrasil sei gar kein Geweihter der Leuin mehr und würde gerade mit meinen Eltern ein Mordkomplott gegen mich schmieden, um den Schandfleck aus der Familie zu tilgen.

Ich frage mich, warum Tsadan all diese Lügen glaubt, kann mir gar nicht vorstellen, dass er solche Informationen überhaupt für wahr erachten kann, in seinen Augen erkenne ich jedoch den Wahn. Ich erkenne auch, dass Tsadan schon seit mehreren Tagen nicht mehr geschlafen zu haben scheint und mache das, wofür er mich einmal angeheuert hatte. Ich passe auf ihn auf, kümmere mich um seine Gesundheit.

Ich wirke einen Ruhe Körper auf ihn, er muss schlafen, sonst stirbt er wegen Schlafentzug und im Anschluss blicke ich in seine Gedanken, seine Träume. Dabei sehe ich die Welt mit Tsadans Augen, ich sehe den Winter, die Entbehrungen und als ich in den Spiegel im Arbeitszimmer blicke, sehe ich Elkjow und Nadira, die auf dem Schreibtisch in inniger und hemmungsloser Umarmung zugange sind. Mein Herz schmerzt bei diesem Anblick, es zerreißt mir förmlich die Brust.

Der Spiegel! Offenbar zeigt er Tsadan diese falschen Bilder und er hält sie für wahr. Ich lasse Tsadan, der heute den ganzen Tag und die ganze Nacht schlafen wird, von Bediensteten ins Bett bringen, Wachen sind keine anwesend. Laut einer Magd sind die alle zur Miliz geschickt worden.

Die Bediensteten sollen den Spiegel abhängen und vorerst vor Tsadans Augen versteckt lagern.

02. Phex 1017 BF

Heute habe ich Lysandiels Heimwehkrankheit geheilt. Passender könnte der Zeitpunkt nicht sein, ich sollte vorerst jeden Abend zu Tsadan gehen, sicherstellen, dass er auch schläft, notfalls mittels Ruhe Körper. Denn nur in einem gesunden Körper kann ein gesunder Geist wohnen.

Mir fällt auf, dass er wahnsinnig abgemagert ist, er verträgt kaum noch Nahrung, isst und trinkt wenig, hat offenbar einen gereizten Magen. Ich weise die Bediensteten an, ihm Schonkost zuzubereiten.

15. Phex 1017 BF

Einige der Kinder im Schwanenhaus haben sich mit Dumpfschädel angesteckt. Als ich das Gebäude gerade verlasse, formt sich vor mir aus dem Schnee plötzlich eine katzenähnliche Gestalt, eher einem Firnluchs gleichend, mit räudigem Fell, aus dem Eiszapfen hervorstehen.

Mit einem riesigen Satz springt es über meinen Kopf hinweg und steht im Schwanenhaus. Geistesgegenwärtig drehe ich mich um und locke es mit rufen aus dem Haus heraus. Ich rufe Gari zu, dass sie die Tür hinter sich verriegeln soll und hoffe, dass ich es weit genug von den Kindern weglocken kann.

Mit einem weiteren Satz springt es auf mich zu und auf dem Eis rutsche ich aus, als es sich in meiner Schulter verbeißt. Es hat sieben messerscharfe Zähne, fällt mir auf. Warum zähle ich die Zähne einer Bestie, die gerade dabei ist, mich in Stücke zu reißen? Ich höre ein lautes Nein und plötzlich wird mir warm. Die Kreatur auf mir fängt Feuer, vergeht in Flammen und als ich mich umblicke erkenne ich Rik, der auf mich zu gestapft kommt.

Als er sieht, dass die Bestie keine Gefahr mehr für mich darstellt, wird er sich plötzlich wieder bewusst, dass er mitten im Schnee steht und er beginnt zu schreien und zu springen. Ich rappele mich mühsam auf und locke ihn zu mir, um mich herum ist sämtlicher Schnee geschmolzen.

Von dem Lärm alarmiert sind auch einige Norbarden gekommen, die ich bitte, Rik in Peraines Heimstatt zurückzutragen, ihn vor den Kamin zu setzen. Als ich gerade nachsehe, ob es den Kindern gut geht, erfahre ich, dass ich nicht die Einzige bin, die von solch einer Bestie angegriffen worden ist. auch Banja ist so einem Vieh begegnet, welches, den Göttern sei Dank, von Arghail getötet worden ist.

Von meiner Bestie ist nur noch Asche übrig, aber wir müssen herausfinden, womit wir es zu tun haben. Zwei Norbarden sind so freundlich, das tote Tier von Pjerow und Banja ins Gut zu tragen und während ich ihnen folge, hinterlasse ich eine Spur aus Blut. Meinen linken Arm spüre ich gar nicht.

Als die Norbarden das Tier über die Schwelle bringen, vergeht es in Rauch und Asche, was darauf schließen lässt, dass es sich um dämonische Unwesen handeln muss. Tanile und Thindal haben gerade genug Zeit, meinen Arm mit einem Balsam wieder zu heilen, als ich auch schon eine Ratssitzung einberufe, wir müssen die Moorwachter warnen. Zwei dieser Biester haben es in die Stadt geschafft, wer weiß, wie viele draußen unterwegs sind, wir müssen vorsichtig sein.

Noch während ich in Richtung der Burg gehe, kommen plötzlich Rowinja, Danjuk und Ifrundoch an, die eine schwerverletzte Kantalla tragen. Warum tragen sie diese zierliche Frau zu dritt und sehen dabei aus, als wöge sie so viel wie mehrere Personen auf einmal? Auch vor dem Stadttor höre ich Kampfgeräusche. Dort hat die Miliz, wie mir danach mitgeteilt wird, ebenfalls gegen solche Schneebestien gekämpft und auch Kantalla hat es mit zweien dieser Ungeheuer zu tun bekommen. Rowinja konnte von Danjuk rechtzeitig gewarnt werden, Rowinja erzählt, dass Danjuk helles Licht aus seinem Finger hat kommen lassen. Ob das mit seinem geweiht sein zusammen hängt?

In der anschließenden Ratssitzung beschließen wir, dass die Moorwachter nur noch in Gruppen draußen unterwegs sein sollten und auch die Moorwächter werden angewiesen, worauf sie achten sollen.

Aus Angst um die Kinder im Schwanenhaus frage ich, ob es möglich ist, selbiges weihen zu lassen und nachdem Aahren und Golgarah bereits gut ausgelastet sind mit Peraines Heimstatt und den Schlafzimmern von Pjerow und Nadira, erklärt sich Tsacharan bereit, die Weihe zu übernehmen. Auch wenn er meint, dass er sich nicht ernst genommen fühlt hier, was ich gar nicht nachvollziehen kann, ich schätze ihn sehr und finde, dass Tsa die passende Göttin für ein Waisenhaus und Schule ist.

Im Anschluss will ich zu Tsadan gehen, bei dem ich immer noch keine Besserung feststellen konnte. Als ich die Bediensteten frage, wo sie den Spiegel untergebracht haben, gestehen sie mir, dass sie ihn nicht abgehängt hätten, dass sich die Zwillinge, die damit beauftragt worden sind, beinahe gegenseitig getötet hätten, als sie es versucht haben und dass man deshalb beschloss, dies nicht noch einmal zu versuchen.

Ich gehe in das Arbeitszimmer und habe ein Tuch dabei, welches ich über den Spiegel hängen will. Als ich dies versuche, erhasche ich unachtsamer Weise einen Blick in selbigen und sehe darin Rondrasil, der gerade Narena umarmt.

"Ich brauche halt das Geld von der Kleinen" sagt er ihr. "Aber wenn wir den Bund haben, kann ich auch ihre Wechsel problemlos einlösen und dann gehen wir nach Al‘Anfa und beginnen dort ein Leben zusammen, ohne Weihe, ohne Akademie, nur wir beide. Ich könnte wie Pjerow eine Taverne aufmachen?"

Diese Worte werde ich nicht vergessen, sie stechen mir tief in mein Herz, jedoch gelingt es mir, den Blick abzuwenden, auf den Hof, wo ich Rondrasil sehe, wie er mit der Miliz trainiert und von Narena weiß ich, dass sie auf Patrouille außerhalb der Stadt ist. Ich wende meine gesamte Selbstbeherrschung auf und hänge das Tuch über den Spiegel. Im Anschluss zertrümmere ich ihn mit meinem Stab wütend, schreiend in tausende kleine Scherben, die ich allesamt in das Tuch wickle und zu Rik bringen will.

Jede Scherbe zeigt mir einen mannigfaltigen Verrat. Rondrasil, der von meinen Eltern Geld bekommt, weil er die Missgeburt ehelicht. Robak, der sämtliche Zutaten, die er mir zukommen lässt, mit seinem Speichel benetzt und so eine Werwolfplage in Moorwacht auslöst. Rik, der Moorwacht niederbrennen wird, Narena, die mich an Mengbillar ausliefert. Ich bin schweißgebadet, als ich endlich jede einzelne Scherbe in das Tuch gewickelt habe. Noch bevor ich Rik erreicht habe, gehen sie beim Betreten der Schwelle von Peraines Heimstatt in Rauch auf.

16. Phex 1017 BF

Ich erkenne heute bei Tsadan, dass er an seinen Verschwörungstheorien zweifelt, die  er in den letzten Wochen aufgebaut hat. Seit der Spiegel weg ist, scheint er nicht mehr zu wissen, wem oder was er glauben soll und lässt mich dadurch endlich an sich heran. Ich werde es beibehalten, dass ich jeden Abend zu ihm gehe, um ein Gespräch mit ihm zu führen, jedoch werde ich jetzt auch einen therapeutischen Ansatz mit einflechten. Möge Peraine mir hold sein.

17. Phex 1017 BF

Wenn Rondrasil und ich den Hesindebund geschlossen haben, ziemt es sich nicht, wenn er weiterhin ein Zimmer in der Burg hat. Jedoch kann er nicht dauerhaft in Peraines Heimstatt mit mir auf dem Dachboden leben. Ich frage ihn, ob er denn dann zu mir ziehen würde, wenn wir Peraines Heimstatt vergrößern würden, schließlich habe ich ein wenig Geld sparen können und er stimmt mir sofort zu, dass wir dann zusammenziehen sollten.

Auch wenn es ihn sehr grämt, dass er finanziell nichts beitragen kann. Diese Äußerung erinnert mich an das, was mir der Spiegel gezeigt hat, aber ein Blick in Rondrasils liebevolle, grüne Augen zeigt mir, dass er mich nicht aus Goldgier heiratet, dass er mich liebt, es ihn einfach nur grämt, weil er denkt, er läge mir auf der Tasche.

Ich versuche, seine Sorgen mit einem liebevollen Kuss beiseite zu schieben.

18. Phex 1017 BF

Ich werde von einigen lauten Geräuschen geweckt und als ich vor die Tür trete, sehe ich etliche Moorwachter, allesamt mit Spitzhacken und Schaufeln bewaffnet, die sogleich beginnen, den Keller zu vergrößern, linkerhand an Peraines Heimstatt sollen die neuen Räume anschließen und damit das Bild einheitlich bleibt, werden es nicht nur zwei Räume für Rondrasil und mich werden, sondern drei Stockwerke, die an das Haus angeschlossen werden.

Ich blicke Rondrasil, der mir gefolgt ist, fragend an, ob er jemandem etwas erzählt hat, was er mit einem Kopfschütteln verneint, aber scheinbar sind manche Dinge einfach nicht geheim zu halten. Ich frage mich nur, warum die Leute mir in letzter Zeit immer wieder so intensiv auf meinen Bauch starren, als würden sie etwas erwarten.

Plötzlich fällt es mir ein, die Moorwachter glauben, dass ich schwanger bin, dass wir so zügig den Bund schließen, weil ein Kind unterwegs ist. Ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich Rondrasil davon erzähle. Nein, jetzt wäre nicht der richtige Zeitpunkt für ein Kind. Die Temperaturen sind immer noch mehrere Grade unter null, der Frühling kündigt sich nicht einmal ansatzweise an.

Aber ich muss gestehen, der Gedanke, eine kleine Familie zu gründen, der gefällt mir doch sehr. Ich frage mich nur, nach wem unser Kind mehr schlagen wird? Wird es meine Größe haben und, wie ich, sein Leben lang damit zu kämpfen haben? Wird es Rondrasils Größe bekommen? Hauptsache es bekommt seine Augen.

07. Peraine 1017 BF

Heute kam ein Antwortschreiben vom weißen Mann. Es sagt, dass er keine Zeit habe, um sich um solches Ungeziefer zu kümmern, da ein großer Frevel an Firun selbst verübt worden sei. Die Rose im Bjaldorntempel sei am verwelken und auch Ilonen Schwanentochter sei häufig da und könne aber nichts ausrichten.

Auch in Bjaldorn herrscht noch immer tiefster Winter, einzig der Schratenwald soll schneefrei sein.

11. Peraine 1017 BF

Trotz der Kälte gehen die Arbeiten gut voran. Jeder hilft mit, Rondrasil hackt, sägt, gräbt und hämmert nach seiner Patrouille fleißig, ich versorge die Wunden, fahre Erde weg und gebe mein Bestes, ebenfalls zu helfen aber die Moorwachter lassen mich kaum etwas machen. Sie sagen, sie wollen mir auf diese Art und Weise etwas zurückgeben von dem, was sie jeden Tag aufs Neue von mir empfangen würden.

01. Ingerimm 1017 BF

Heute bricht Thindal nach Norburg auf. Ich gebe ihm meine besten Wünsche mit auf den Weg und bin zuversichtlich, dass er die Prüfung bestehen wird. Er verspricht mir, nach bestandener Prüfung zurückzukommen.

29. Ingerimm 1017 BF

Heute haben wir den Anbau fertig gestellt. Die Moorwachter haben sich selbst übertroffen, unsere privaten Räume im ersten Stock sind liebevoll vertäfelt und verziert, ich kann die Symbole aller zwölf Götter sehen, die Schmiede Ingerimms, die Tiere der anderen Götter, es ist wunderschön, vor allem das große Bett, welches in unserem Schlafzimmer steht.

30. Ingerimm 1017 BF

Bruder Aahren hat die neuen Räume von Peraines Heimstatt eingesegnet, selbst die beiden Zellen im Keller, die mit Blei verkleidet worden sind. Ich hoffe, dass ich ihre Funktion niemals brauchen werde, fühle mich aber dennoch irgendwie etwas sicherer, seit ich weiß, dass ich sie habe.

06. Rahja 1017 BF

Heute ist der große Tag, ich bin so wahnsinnig aufgeregt. Der Hesindegeweihte ist bereits gestern eingetroffen. Ich glaube, ich grinse wie ein Honigkuchenpferd.

07. Rahja 1017 BF

Es war eine wunderschöne Zeremonie mit einem rauschenden Fest im Anschluss. Alle wollten sie mitfeiern, nicht einmal das Sumpfloch von Pjerow hat es geschafft, alle Gäste aufzunehmen. Die Leute haben draußen gewartet, sich abgewechselt und immer wieder auf Rondrasil und mich angestoßen.

Für einen ganzen Tag und eine Nacht haben wir alle das Leben gefeiert, die Ängste und Sorgen draußen gelassen und das Wetter nicht beachtet. Dieser eine Tag hat zur Gänze uns gehört, uns allen.

23. Rahja 1017 BF

Wir sollten Hochsommer haben, aber es hat gerade einmal Temperaturen um die null Grad. Wie soll das alles nur weiter gehen? Der Winter breitet sich aus, nicht mehr lange und wir müssen unsere Vorräte von weit her einkaufen. Ob wir Moorwacht halten können?

01. Praios 1018 BF

Die Namenlosen Tage waren drückend heiß. Über dem Totenmoor hat es gestürmt und purpurne Blitze schlugen nieder, der Donner war bis zu uns zu hören. Erst am fünften Tag, gestern, fing es wieder an zu schneien.

Statt der Schneebestien wurde Moorwacht von Sumpfranzen belagert, ich weiß nicht, was mir lieber ist.

Rondrasil möchte sich gerade daran machen, Moorwacht auf eventuelle Schäden zu kontrollieren, da sehen wir beide, wie Golgarah vom Boronanger zurückkommt und mit sich einen jungen Mann führt. Er zählt vermutlich noch keine 30 Götterläufe, obwohl er schon die ersten grauen Strähnen in seinem krausen braunen Haar hat. Die Kleidung ist zerfetzt und dreckig und sein linkes Auge ist durch einen milchigen Schleier getrübt.

So erwachsen er aussieht, die Art, wie er die Dinge ansieht, wie er sich bewegt, wirkt doch sehr kindlich, ungelenk beinahe. Als wir ihn ansprechen, stellt er sich uns als Kolkja Zwirnlein vor. Er erzählt, dass die böse Zaubererin ihn von seiner Mama Yassula weggenommen habe und ihn direkt in Tjakuhls Pfuhl geworfen habe, woraufhin er dann hierher gekommen sei. Er sagt, dass die Zaubererin ihn, er deutet auf sein linkes Auge, wieder sehend machen wollte.

Als er erzählt, was er gesehen hat, steht für sämtliche Moorwachter fest, dass dies ein Fall für mich sei, wie ich dem raunen entnehmen kann. Er erzählt, dass er gesehen habe, wie der Sohn des Schlangenkindes mit der Verderberin aus dem Norden sprach, nachdem sie ihm seinen Körper schenkte und ihm anbot sich mit dem, der weder Gesicht noch Namen hat, zu verbünden als sein oberster Geweihter. Aber er lachte sie nur aus, stahl das Geschenk, das ein Kuhhandel war, und zog nach Süden, um sein Gefolge um sich zu scharen und das Heim der Löwin - wo der Drache haust - mit den Dienern der Totlosen Mutter heimzusuchen, um den Schrecken der Seeschlangen auf einem Eiland zu entfesseln, auf dass sie alle sieben Meere heimsuchen mögen, um die letzte Kreatur zu erwecken und unter seine Knute zu zwingen, auf dass seine Armee unbesiegbar ist, auf dass die schwarze Schlange im Norden beginnt sich zu bewegen, nachdem sie in Blut gebadet wurde, auf dass der bucklige Geizhals seine unbesiegbare Legion in seine Dienste stelle, auf dass der gefallene Zauberer in seinem Sinne herrscht und der Held der einfachen Leute sich gegen diese wendet.

Als ich das mit der schwarzen Schlange höre, fällt mir Sevkegen wieder ein. Ich bin mir sicher, dass er immer noch im Kerker in der Burg ist, da Tsadan noch nicht dazu in der Lage war, ein Urteil über ihn zu fällen. Ich sollte ihn aufsuchen, aber zuallererst führe ich Kolkja in Peraines Heimstatt.

Vorher jedoch lasse ich Trandjeff zu Pjerow bringen, ich konnte ihn noch nicht gänzlich von seinem Wahnsinn befreien und für den Fall, dass dies eintrifft, habe ich mit Pjerow ausgemacht, dass ich die Therapie bei ihm fortführen werde, dass wir Trandjeff bei ihm unterbringen.

Auch wenn ich nicht weiß, wie sehr man Algunde trauen kann, so will ich dennoch kein unnötiges Risiko eingehen.

In Peraines Heimstatt angekommen geht Kolkja sofort auf Rik zu, der wie immer am Feuer sitzt und reicht ihm die Hand. Offenbar empfindet er keinerlei Ekel vor ihm, er plappert einfach drauf los, dass Rik den Winter beenden könnte, dass dann aber alles hier brennen würde, dass das nicht gut wäre. Weiter meint er, dass er mich, die Heilerin, mögen würde und Golgarah auch, die ihn erst mit der Schaufel hauen wollte, es dann aber nicht getan habe.

Was dann geschieht, kann ich kaum glauben, aber auf die Frage, wo sein Zimmer ist, steht Rik plötzlich auf, nimmt Kolkja bei der Hand und führt ihn durch das Gut. Ein Mensch, der es schafft, Rik freiwillig von seinem Feuer wegzubringen. Die beiden scheinen sich sogar zu unterhalten, Kolkja wirkt so, als verstünde er genau, was Rik von sich gibt, ich bin beeindruckt. Die beiden wirken wie zwei kleine Kinder.

02. Praios 1018 BF

Ich suche Sevkegen auf und frage ihn nach der schwarzen Schlange, ob er da noch etwas mehr weiß. Er sagt, dass diese steinerne schwarze Schlange in Paavi schon da war, bevor die Stadt um sie herum erbaut worden ist. Die Schlange sei hohl und es heißt, dass sie mit dem Blut der Handelsfamilien gewaschen würde, der Grund, weshalb Sevkegen den Handel mit Vito eingegangen ist.

Während ich noch darüber nachdenke, sagt Sevkegen mir, dass er nichts über diese Flasche, die in seinem Gasthaus gefunden worden sei, wisse, dass er damit nichts zu tun habe und bittet mich, ihm zu helfen, dafür zu sorgen, dass ihm geglaubt würde. Ich frage ihn, ob er einer magischen Befragung zustimmen würde, was er sofort bejaht und ich verspreche ihm, mich darum zu kümmern.

Gleich im Anschluss gehe ich zu Jaminka und frage sie, ob sie den Respondami beherrscht und ob sie ihn bei einer Befragung anwenden würde. Sie stimmt zu, ich sollte mein Vorhaben dem Rat vortragen. Wenn Sevkegen tatsächlich nichts mit der Flasche Tukk zu tun hat, dann müssen wir schließlich herausfinden, von wem diese Flasche tatsächlich stammt.

03. Praios 1018 BF

Bei der Ratssitzung heute bringe ich mein Anliegen vor und Pjerow meint, dass man dies nicht sofort entscheiden könne, dies müssten alle gründlich überlegen, er bittet darum, die Sitzung zu vertagen. Ein wenig seltsam zwar, aber er hat Recht, solch eine wichtige Entscheidung will gründlich durchdacht sein.

07. Praios 1018 BF

In Peraines Heimstatt mache ich mich daran, einen neuen Trank zu brauen und wieder einmal fällt mir auf, wie die letzten Tage auch, dass die Dinge, die in Reichweite Kolkjas stehen, von ihm gebracht werden, noch bevor ich wirklich zu Ende gedacht habe, dass ich sie brauche.

Als ich ihn frage, woher er immer sofort weiß, was ich will, sagt er mir, dass die es ihm sagen würden. Auf meine Frage, wen er mit die meint, antwortet er mir, dass er die vielen Toten aus dem Moor meint, die mit ihm hierhergekommen seien. Er sagt, dass er glaubt, dass ihm das vertraut vorkommt, doch bevor er weiterspricht, pickt von draußen Krox gegen die Scheibe und er unterbricht sich, meint, dass er das alles nur geträumt habe.

Aber wie kann er das geträumt haben? Mir ist schon die letzten Tage aufgefallen, dass Kolkja nicht schläft, nie zu schlafen scheint.

Krox, das ist ein großer, schwarzer Rabe, der sich ebenfalls äußerst seltsam verhält. Seit Kolkja hier ist, träumen Rondrasil und ich schlecht und jedes Mal, wenn wir schlecht träumen, werden wir aus unseren Träumen geweckt, weil Krox mit einer Vehemenz mit seinem Schnabel gegen unser Fenster pickt. Auch als ich probehalber auf dem Dachboden schlafe, weckt er mich dort oben, als ich schlecht träume. Was hat das zu bedeuten?

Ich habe folgende Erinnerungen an die Träume: Ein gefrorener See im Sonnenuntergang, bei dem plötzlich das Eis bricht, weißbepelzte Wesen, die einen verhärmt aussehenden Mann, es könnte einer der Schatzsucher sein, die hier immer noch durchkommen, auf einen Eisblock drücken und dessen Blut in das Eis einzieht. Eine bleiche, schwebende Gestalt in schwarze Flammen getaucht, vermutlich Shafiria, ein verschneiter Marktplatz mit Leichen, wo sich ein vierarmiger Dämon, jener Dämon, den ich auch in Algundes Vision gesehen habe, in die Realität hackt, ein Kind oder Halbwüchsiger in einer Rüstung mit glühendem Pentagramm darauf, durch dessen Haut die Knochen brechen, ertrinkt in einem Loch gefüllt mit brackigem modrigem Wasser und tausende von Leichen, die allesamt nach uns greifen.

Auch aus Kolkja werde ich nicht schlau, aus seinen Reden entnehme ich, dass seine Mama aus dem Svelttal kommt und dort seinen Papa, einen ehemaligen Leibmagier vom Kaiser kennengelernt hat, weil beide gegen die Orks gekämpft haben. Meint er damit den Orkensturm von 1012 BF? Aber das würde bedeuten, dass Kolkja noch keine sechs Götterläufe zählt und auf meine Frage, wie alt er sei, antwortet er mir auch sogleich, dass er fünf wäre.

Entweder ist er geistig enorm zurückgeblieben, da er an die 30 Götterläufe zählt, oder aber er ist körperlich enorm weit entwickelt und geistig ebenfalls weiter als ein fünfjähriges Kind. Nur was von beidem ist es?

Nachdem Kolkja die Geister erwähnt hat, beschließe ich, mich mittels Odem und Analys umzublicken. Kolkja selbst ist minimal magisch aber der Analys zeigt mir erschreckende Bilder. Um ihn herum wabert es und ich erkenne die Matrizen von zig verschiedenen Geistern, die auch an mir zerren, sobald sie meiner gewahr werden, mich anschreien, mich kneifen und heulen. Es schmerzt mich, als ich erkenne, dass ich keinem von ihnen helfen kann.

Als ich ein picken an der Scheibe höre, drehe ich mich um und werde geblendet von dem Anblick von Krox. Er besteht aus reiner Magie, scheint nur dadurch überhaupt zusammengehalten zu werden. Und magische Fäden verbinden ihn und Kolkja, wie ein Band.

Mein Analys bricht ab und um mich herum ist alles schwarz. Erst ein Balsam von Tanile bewirkt, dass meine Augen langsam wieder Umrisse, Schemen wahrnehmen, bevor ich wieder normal sehen kann.

08. Praios 1018 BF

Mir fällt immer wieder auf, dass Kolkja immer dort zu sein scheint, wo jemand stirbt. Dabei wirkt er abwesend. Wenn er tatsächlich der dritte Bote ist und den Tod in sich trägt, dann müsste es doch möglich sein, ihm diesen Fluch zu nehmen, bei Kantalla haben wir es ja schließlich auch geschafft.

Ich gehe zu ihr und frage sie, was sie denkt, ob sie mehr darüber weiß, was uns eventuell weiterhelfen könnte.

Diese erzählt mir, dass man Kolkja töten müsste und dass dann der Fluch auf denjenigen überginge, der ihn getötet habe. Da wir nicht noch ein verfluchtes Schwert haben und sie auch allgemein nicht glaubt, dass Kolkja sich so einfach töten ließe, fällt diese Option weg.

Sie erzählt weiter, dass sie von einem Ereignis in Lowangen gehört habe, bei dem plötzlich über 100 Tote erhoben worden sind und auch ein Begleiter Kolkjas soll erhoben worden sein und sich nach über einem Jahr in eine monströse Kreatur verwandelt haben, die wie ein Leibwächter über den dritten Boten gewacht habe. Ich frage mich, was mit diesem Leibwächter passiert ist. Wer könnte damit gemeint sein?

18. Praios 1018 BF

Kolkja kommt tränenüberströmt mit einem toten Huhn in der Hand in Peraines Heimstatt. Also, nicht direkt mit einem toten Huhn, aber eigentlich müsste es tot sein. In der einen Hand hält er den Kopf, während er mit dem anderen Arm den Körper umklammert hält und beides scheint noch immer am Leben zu sein, die Augen blicken umher, der Brustkorb hebt und senkt sich und Kolkja heult, dass ich das Huhn wieder ganz machen solle, er würde es derweil festhalten.

Auf meine Frage, woher er das Huhn habe, schluchzt er, dass er es aus der Burg habe, dort sollte es eigentlich als Abendessen dienen. Das Huhn kann aber nicht untot sein, denn dann wäre es vergangen, sobald Kolkja damit Peraines Heimstatt betreten hat.

Er sagt mir, dass er es festhalten würde, bis ich es geheilt habe, aber wenn ich das nicht machen würde, würde es böse werden, ließe er es jedoch los, dann würde es verschwinden. Ich versuche ihm zu erklären, dass wir das Huhn als Nahrung brauchen, denn auch wenn er, wie Rik, kein Fleisch isst, so tun es doch wir anderen und in Anbetracht der Tatsache, dass wir generell sehr knappe Lebensmittelvorräte haben, wäre es sehr wichtig, dass er das Huhn gehen lässt.

Sobald Kolkja das Huhn loslässt, fällt es reglos zu Boden und Kolkja schluchzt, das Tiere fast nie bei ihm blieben, obwohl er allgemein sehr gut mit Tieren auszukommen scheint. Sowohl mit Krox, dem er sogar ein paar kleine Tricks beigebracht zu haben scheint als auch mit Gerbald oder den beiden Hasen hier.

Als ich ihn an Gerbald erinnere, hellt sich sein Gesicht auf, er sagt, dass er den schon wieder vergessen hätte. Zu meinem Erstaunen sehe ich später, wie Kolkja, Gerbald und sogar Rik draußen im Schnee herumtollen, auch wenn Rik sich abends dann gar nicht gut fühlt und erbärmlich friert. Aber Rik war freiwillig draußen, im Schnee, ich kann es immer noch gar nicht fassen.

21. Praios 1018 BF

Die Träume lassen mir keine Ruhe, weshalb ich Golgarah dazu befrage. Sie scheint ebenfalls schlecht zu träumen, beobachtet den Boronanger noch intensiver und wenn man bedenkt, dass der Rabe das heilige Tier Borons ist, vielleicht hat sie ja eine Idee.

Sie gibt mir zu verstehen, dass sie ebenfalls schlecht träumt, dass Bishdariel, einer der Raben Borons, uns in unseren Träumen Warnungen schickt, die wir nur noch entschlüsseln müssten. Aber noch seien die Träume zu unklar, um sie zu deuten.

Golgarah führt mich in ihre Kammer und zeigt mir ihr Tagebuch, ihre Aufzeichnungen und beim Lesen selbiger stockt mir beinahe der Atem.

Am 01. Praios schreibt sie, wie sie Kolkja gefunden hat, dass Bishdariel vorher bereits Visionen in ihre Träume gepflanzt habe und dass, sollten diese stimmen, Kolkja der dritte Bote sei, dass er erfüllt von unheiliger Macht sei und dass sie ihn eigentlich hätte töten sollen, es aber nicht übers Herz gebracht habe.

Am 02. Praios ist vermerkt, dass sie wieder geträumt hat, von einer welkenden Rose im Eis, einer eisigen Kuppel, die zerbirst,  davon, dass sie an ein Boronsrad genagelt worden ist, auf dem Boronanger, unfähig etwas zu tun, unfähig zu sterben und wie Kolkja in Ketten hin geschleift wird, Moorwacht brennt, Kolkja gräbt seine Hände in die Erde und erhebt hunderte von Untoten, einen Magnum Opus der Nekromantie, wie Golgarah schreibt. Weiter schildert sie, dass Kolkja dabei nicht glücklich aussieht, dass sie sieht, wie die Seelen der Verstorbenen an ihm kleben bleiben, an ihm zerren, ihn anschreien und dass sie darüber einmal mit mir reden wolle.

Am 03. Praios hat Golgarah einen ähnlichen Traum wie Rondrasil und ich gehabt, von dem Mann, der geopfert worden ist, von einem schwarzen Herz, welches im Eis eingeschlossen ist und welches dennoch schlägt. Von weißbepelzten Wesen, dem Gebirge.

Am 06. Praios ist ihr im Traum ein durchscheinender Mann in Boronsrobe begegnet, der laut eigener Aussage vor langer Zeit auf Kolkja aufgepasst habe und der nach einem Weg aus dieser Misere suche.

07. Praios – Golgarah träumt von Rondrasil, davon, dass Bjaldorn überrannt wird, Rondrasil gegen einen Dämonen kämpft und davon, dass ich zaubere. Dann bricht der Traum ab, weil Krox sie weckt. Aber das bedeutet, dass ich die Zukunft ändern kann, wenn sie gesehen, geträumt hat, wie ich zaubere, davon habe ich ihr bislang nicht erzählt, dass ich Rondrasil retten will. Ich glaube, so beunruhigend das Ganze ist, so sehr beruhigt es mich zu wissen, dass wir etwas ausrichten können.

Am 13. Praios hat Kolkja wohl eine tote Maus, die doch nicht tot, aber auch nicht untot war, zu Golgarah gebracht. Sie scheint sich selbst unschlüssig zu sein, was sie davon halten soll, hat aber notiert, dass sie mich diesbezüglich einmal fragen wolle, ob das hilfreich für meine Patienten wäre.

Unter dem 15. Praios hat sie vermerkt, dass sie laut Sternenkonstellation wohl im Hesinde oder Firun sterben würde und wie all die anderen Seelen nicht in Borons Reich gehen würde, sondern an Kolkja kleben bleiben würde. Auch schreibt sie, dass Kolkja wohl außerordentlich stark sein müsse, wenn er ihre Weihe so einfach aufheben könne.

20. Praios – Golgarah will Boronwein konsumieren, der ihr von Finger gestohlen worden ist. Nachdem sie ihn zurückgeholt hat, überlegt sie, ob sie den Boronwein konsumieren soll, um die Träume genauer zu erleben oder ob sie ihn Kolkja geben soll. Sie ist sich unschlüssig, was dann passiert, ob Kolkja dann einschliefe und vor allem, wenn dem so wäre, ob sich seine Alpträume dann in der Realität manifestieren könnten und entschließt sich dazu, dass das Risiko zu groß sei.`

Oh ihr Götter, wacht über uns, ich habe kein gutes Gefühl.

02. Ronda 1018 BF

Heute ist die Adelsmarschallin Tjelka von Notmark in Moorwacht angekommen. Sie wirbt für die bevorstehende Wahl für sich, predigt eine Zeit des Friedens, dass niemand im Bornland einen Krieg anfangen dürfe.

Ich bin mit der Therapie Tsadans noch nicht weit genug fortgeschritten, dass er sich groß darum kümmern würde und den Besuch, das Verhältnis zwischen den beiden als unterkühlt zu bezeichnen ist noch positiv formuliert.

04. Rondra 1018 BF

Heute erreicht mich ein Brief von Robak, in dem er mir zu meiner Hochzeit gratuliert. Jedoch muss er mich auch warnen, da Bruder Noion, den wir vorher als Fiebling kannten, geflohen sei. Sehr zum Leidwesen Robaks habe er seinen Lebenswandel nach der Lykantrophierung nicht geändert, sei mit dem wenigen Geld der Marbiden in Bordelle gegangen und habe sich in einem solchen auch einmal verwandelt und dort ein Blutbad angerichtet.

Zwar gebe es keine Überlebenden, jedoch sei Fiebling daraufhin geflohen und Robak warnt mich davor, dass er sehr gefährlich sei, ein Erzlykantroph werden wolle und mir fällt ein, dass er sehr fixiert auf Nadira gewesen ist in Moorwacht.

Auch schreibt Robak, dass es gefährlich für den Jäger, er meint Thulvje, sein könnte, da dieser ja denkt, dass Fiebling tot sei und dass sein Auftauchen dafür sorgen könnte, dass sein Jagdfieber wieder geweckt würde, er nach Norburg ginge. Ich hoffe inständig, dass dies nicht geschehen wird, wüsste im Moment aber nicht, was ich tun sollte, wenn dem doch so wäre.

06. Rondra 1018 BF

Ich musste Rondrasil versprechen, ihm dieses Mal nichts zu schenken, er wäre mir sonst böse gewesen, wie er sagt. Nun, ganz konnte ich mich nicht an das Versprechen halten, aber mein Geliebter schien nicht sonderlich böse darüber zu sein, dass ich eine Schleife um mich selbst gebunden hatte.

09. Rondra 1018 BF

Ich werde früh geweckt und darüber informiert, dass Sevkegen sich in seiner Zelle erhängt hat. An die Wand sei ein Geständnis gekritzelt worden von ihm, dass er in den Handel mit dem Tukk involviert gewesen sei und dass er an finsteren Ritualen teilgenommen habe und die Götter um Vergebung bitte.

Ich bin mehr als irritiert und frage mich, warum er dann erst einer magischen Befragung zugestimmt hat, wenn er doch nicht unschuldig gewesen zu sein scheint. Auch wenn es mich dennoch betrübt, dass er so verschieden ist, ohne ein gerechtes Urteil, allein.

13. Rondra 1018 BF

Mittlerweile hat auch Brandthusen keinen Sommer mehr und wir müssen unsere  Lebensmittel für teures Geld von weit aus dem Süden importieren. Unter anderem auch aus Neersand, wo Sumowicz uns ordentlich dafür bezahlen lässt. Ist dies der Dank dafür, dass Elkjow ihm das Leben gerettet hat?

Elkjow, wie es ihm wohl geht?

26. Rondra 1018 BF

Lysandiel hat mir heute erzählt, dass Funkenhuf ab Rahja die Temperatur anheben will, dies für etwa drei Monde lang machen könne, damit wir in den Nordwals gehen könnten, um den Winter zu beenden. Er bietet sich auch an, mitzukommen, wenngleich er nicht weiß, was man machen könne, wenn man den Grund für den Winter gefunden habe.

Als Kolkja dies hört, meint er, dass er auch mitkommen wolle, denn er wisse, was zu tun sei, man müsse erst zum Walskopf, danach zum Spiegel und dann könne er sagen, wie der Winter beendet werden könne.

Mir wird bewusst, dass Funkenhuf mit seiner Lebensenergie zaubern wird, ich sollte ihm Tränke brauen, das ermöglicht es ihm, nicht zu sterben und erhöht unsere Chancen darauf, dass das Zeitfenster groß genug ist.

Aber zuerst sollte ich Trandjeff und Tsadan heilen und die Adelsmarschallwahl steht auch noch an. Ich werde Trandjeff mitnehmen, dann kann ich die Therapie auf der Reise fortführen.

01. Efferd 1018 BF

Wir brechen auf nach Festum zur Wahl. Da Rondrasil nicht mitkommen wird, bitte ich ihn inständig darum, nicht nach Bjaldorn zu gehen, ganz gleich, wie groß die Not vielleicht sein mag. Ich habe Angst, dass sich Algundes Prophezeiung doch noch erfüllt, wenn er alleine dort hin geht.

Der Abschied fällt mir besonders schwer.

30. Travia 1018 BF

Vor lauter Abschiedsschmerz habe ich doch glatt mein Diarium zu Hause vergessen. Wir sind heute zurückgekehrt.

Tjelka hat die Wahl mit zwei Stimmen Vorsprung vor Drego gewonnen.

03. Boron 1018 BF

Heute ist wieder Laternenfest und diesmal sind alle Moorwachter gekommen, um gemeinsam mit den Kindern das Fest zu feiern. Jeder hat Laternen gebastelt und auf kleine Zettel die Namen derer geschrieben, derer er gedenken möchte. Eine schöne Zeremonie.

30. Boron 1018 BF

Morgen beginnt der Hesinde und ich erinnere mich, was Golgarah in ihren Notizen stehen hatte. Sie glaubt, dass sie im Hesinde oder Firun sterben wird. Ich nehme mir vor, ein besonders wachsames Auge auf sie zu haben, muss aber auch Trandjeff und Tsadan therapieren, die beide gute Fortschritte machen und Heiltränke brauen. Wenn wir den Winter aufhalten wollen, brauchen wir so viel Unterstützung, wie wir nur kriegen können.

01. Tsa 1018 BF

Golgarah geht es gut, die letzten beiden Monde ist nichts passiert, den Göttern sei Dank.

Dafür haben sich die Kinder etwas einfallen lassen. Das Schwanenhaus ist der Tsa geweiht und um dies zu würdigen, hat Gari einen großen Korb mit 30 kleinen Geschenken gefüllt, aus dem jeden Tag eines der Kinder ein kleines Geschenk nehmen darf. Wie eine Art Kalender. Eine sehr schöne Idee, wie ich finde.

Im Vertrauen hat mir Gari erzählt, dass kein Geschenk dem anderen gleicht, wie es Tsa würdig ist, auch wenn es keine leichte Aufgabe gewesen sei.

02. Phex 1018 BF

Ich kann Trandjeff endlich als geheilt entlassen und als ich gerade das Sumpfloch verlasse, erblicke ich auf dem Marktplatz Thindal. Adeptus Minor Thindal, wie mir gleich auffällt.

Die Begrüßung fällt sehr herzlich aus, er ist tatsächlich zurückgekommen, hat sich auf eigenen Wunsch hierher versetzen lassen.

Erst jetzt fällt mir auf, dass auch Goswyn und Arifa hier sind. Sie sind tatsächlich, nachdem ihre Anstellung bei Natascha ausgelaufen ist, zurück nach Moorwacht gekommen und stehen jetzt in Lohn und Brot bei Tsadan.

06. Peraine 1018 BF

Auch Tsadan kann ich heute endlich als geheilt entlassen. Also besser gesagt für geheilt erklären, er war ja nie in Peraines Heimstatt. Aber ich glaube fast, dass ich die täglichen Gespräche sogar ein wenig vermissen werde. Bin aber auch froh über die freie Zeit, die ich jetzt wieder habe.

16. Ingerimm 1018 BF

Zwei Tage vor meinem Tsatag teilt mir Narena mit, dass sie an ihre Akademie zurück beordert wird und sofort aufbrechen müsse. Sie berichtet, dass im Schreiben die Rede sei vom Hochverrat von Asmodeus von Andergast, der den König ermordet haben soll. Sein jüngerer Bruder, der neue König, zieht alle Waffenfähigen ein.

 Sobald ihre Dienste dort erledigt sind, wäre sie die Verpflichtungen gegenüber der Akademie los und somit absolut frei. Dann würde sie gerne zurück nach Moorwacht kommen.

Schweren Herzens verabschiede ich mich von ihr, ist sie mir doch eine gute Freundin geworden. Ich gebe ihr alle meine besten Wünsche mit auf den Weg und hoffe, dass sie gesund wieder zurückkommen wird. Mögen die Götter ihr hold sein.

06. Rahja 1018 BF

Heute ist unser erster Hochzeitstag und Rondrasil und ich haben beschlossen, dass wir uns den Tag frei nehmen werden. Die Temperaturen sind seit ein paar Tagen tatsächlich Stück für Stück nach oben geklettert, aber davon werden wir heute vermutlich nicht viel mitbekommen.

Wo hab ich nur das bitte nicht stören Schild hingetan?

Abenteuer: Moorwacht
Dieser Eintrag wurde am 18.06.2017 (21:51) verfasst und 584 mal aufgerufen.
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