04. Praios 1019 BF
Wir sind den ganzen Tag die Letta entlang gewandert und ich konnte es mir nicht verkneifen, Rondrasil erneut auf seine Äußerung in Flakks Haus anzusprechen. Es tut mir in der Seele weh, dass er davon gesprochen hat, dass wir sicher heil hier raus kämen, sich damit aber automatisch herausgenommen hat, sich für uns alle opfern würde.
Ich weiß, dass dies ein ehrenhaftes Verhalten für einen Rondrageweihten ist und ich wusste schon bevor ich mich auf eine Beziehung mit ihm eingelassen habe, dass für ihn Rondra immer an erster Stelle stehen wird. Aber dennoch ist es gerade in solchen Situationen unsagbar schwer für mich zu akzeptieren, dass die gemeinsame Zeit mit ihm kürzer sein könnte, als ich es mir erhoffe.
Es beruhigt mich zwar ein wenig, dass Rondrasil auch jedem anderen den Vortritt lassen würde, wenn dieser fähiger wäre als er, aber ich weiß um seine Talente, seine Fähigkeiten. Ich weiß, wozu er in der Lage ist und dass es sehr wahrscheinlich wenige andere gibt, die ihn überträfen.
Wir haben uns ein wenig zurückfallen lassen, um die anderen nicht mit unserem Gespräch zu belästigen, aber auch, weil niemand mitbekommen muss, worüber wir sprechen. Es ist für mich schon schwer genug, Rondrasil mit solch einer finsteren Mine zu sehen, wer weiß, wie sich das auf die Moral der anderen auswirken würde.
Ein Krieg zieht auf, das ist uns allen bewusst. Und uns ist auch bewusst, dass Uriel und damit Mengbillar hinter dem Ganzen steckt. Und mir ist bewusst, dass Rondrasil deswegen an vorderster Front mitkämpfen wird. Paktierer müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Und die persönliche Verbindung zu Mengbillar ist ein weiterer Grund dafür, dass Rondrasil einen Groll gegen ihn hegt. Ich hoffe nur, dass er darüber nicht unachtsam wird.
Aber ich werde ihn auch nicht alleine in die Schlacht ziehen lassen, was Rondrasil mit einem wohlwollenden Lächeln zur Kenntnis nimmt. Er ermahnt mich aber auch, dass ich meine Fähigkeiten als Heilerin, als Mensch, nicht unter den Scheffel stellen solle, dass ich, wenn ich ihn begleite, jedem helfen solle, dem ich helfen kann. Als ob ich das nicht sowieso täte. Aber ich muss mir insgeheim eingestehen, dass ich für ihn wohl jeden anderen stehen lassen würde, wenn auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit besteht, dass ich meinen Geliebten so am Leben erhalten kann.
Rondrasil bietet mir im gleichen Atemzug aber auch an, dass ich bei und mit ihm trainieren sollte, da meine kämpferischen Fähigkeiten ausbaufähig seien. Ausbaufähig. Sehr wohlwollend formuliert von ihm. Ich bin immer noch besser im Weglaufen als im Zuschlagen. Aber er hat Recht. Wenn ich mit ihm aufs Schlachtfeld will, sollte ich mich wenigstens ein klein wenig verteidigen können.
Ich weiß zwar nicht, wie wir mittendrin das Thema gewechselt haben, darauf kamen, aber wir haben sogar darüber gesprochen, wie unsere gemeinsame weitere Zukunft aussehen soll. Und es erfüllt mich mit Glücksgefühlen, als ich gehört habe, dass Rondrasil sich Kinder mit mir wünscht, dass er sehr gerne eine kleine Isidra oder einen kleinen Rondrikan haben würde (über die Namen sollten eventuell noch einmal sprechen), aber dass es vor einem drohenden Krieg wohl nicht der geeignete Zeitpunkt wäre.
Dem stimme ich zu. Wenn die Götter uns wohlgesonnen sind, werden wir eine Familie gründen.
05. Praios 1019 BF
Mir fällt auf, dass Jaminka Thindal jedes Mal wegschickt, wenn er sich anbietet, ihre Wunde zu heilen. Sie nimmt sogar in Kauf, dass sie hinter der Gruppe hinterher hinkt, da Thezmar sich weigert, ihr jeden Tag magische Hilfe zukommen zu lassen.
Es stimmt mich traurig, den armen Thindal so niedergeschlagen zu sehen. Er versucht alles, um Jaminka wieder für sich zu gewinnen, doch diese scheucht ihn immer wieder weg, ganz gleich, wie sehr er sich bei ihr entschuldigt.
Auch bei mir entschuldigt er sich immer wieder aufs Neue, fast so, als könnte ich dafür sorgen, dass Jaminka ihn erhört. Wenn ich ihm helfen könnte, den Liebeskummer lindern könnte, würde ich es umgehend tun. Aber dies ist etwas, was jeder von uns alleine durchstehen muss.
Allerdings gibt es etwas, das ich noch erledigen sollte. Ich muss mich bei Shakra entschuldigen. Das, was ich zu ihr gesagt habe, was ich ihr an den Kopf geschleudert habe, war unfair und verletzend.
Sie nimmt meine Entschuldigung auch an, erklärt mir, dass sie sehr traurig darüber ist, dass ihre Sippe verschwunden sei. Fragt mich, wie ich mich an ihrer Stelle fühlen würde. Sie war einem großen Krieger in ihrer Sippe versprochen und jetzt ist sie, neben Finger, die letzte Goblinin hier. Und Finger kann sie nicht leiden, er wurde von ihrer Sippe deswegen zu uns geschickt, in der Hoffnung, dass wir uns seiner entledigen würden.
Auf meinen Vorschlag, in Festum Anschluss zu suchen, erwidert sie lediglich, dass dies keine Option sei. Ich würde mich auch nicht besser fühlen, wenn man mir sagte, dass in Festum Menschen seien, während in Moorwacht außer mir nur noch Koj übrig wäre. (Ich frage mich, warum sie Koj erwähnt, ich selbst habe ja kein Problem mit ihm, wenngleich er sicherlich immer noch sehr enttäuscht und traurig darüber ist, dass wir seiner Familie nicht helfen konnten.)
06. Praios 1019 BF
Heute habe ich Kolkja gefragt, ob man die Seele Goswyns erlösen könne, ob er ihn gehen lassen könnte, ohne dass er in die Niederhöllen fährt. Er hat mir geantwortet, dass er es schon einmal geschafft hätte, sämtliche Seelen gehen zu lassen, dass er aber nicht mehr wüsste, wie er das gemacht hat.
Er sagt weiter, dass die Seelen normalerweise für immer bei ihm blieben, dass sie mit der Zeit mehr und mehr vergessen würden, wer und was sie waren und dass es einzig bei seiner Mama längere Zeit ruhig gewesen wäre.
Weiter erzählt er von einer Stadt in einem Fluss und davon, dass dort viel gekämpft worden ist. Davon, dass er alle mitnehmen wollte, aber etwas Wichtigeres zu erledigen hatte, aber nicht mehr wüsste, was das war. Auch erzählt er von einem Karon, seinem Freund, wie er sagt, den er lange festgehalten habe, bis er sich verändert habe. Dieser Karon soll Krox angegriffen haben, weshalb dieser ihn dann getötet habe. (Ob damit dieser Leibwächter gemeint ist, von dem ich schon gehört habe?)
Aber es scheint noch einen weiteren Karon zu geben, der auch noch am Leben sein soll.
Das ist alles so unglaublich verwirrend.
Ich erfahre von Kolkja auch, dass Krox ihn gar nicht davon abhalten will, dass er mir das alles erzählt. Ganz im Gegenteil. Kolkja sagt, dass Krox sich nicht mehr erinnern könne und dass er auch nicht wolle, dass er davon erführe. Deshalb kann er mir nur dann etwas sagen, wenn Krox gerade nicht in der Nähe ist.
09. Praios 1019 BF
Heute sind wir in Bjaldorn angekommen und ich bin mit Kolkja und Rondrasil umgehend zum Firuntempel gegangen. Mein Magen hat sich zusammengekrümmt, ständig habe ich hinter jeder Ecke einen Dämon vermutet, obwohl die Sonne sämtlichen Schnee geschmolzen hat und auch die Eiskuppel noch intakt ist.
Diese Vision Algundes lässt mich einfach nicht mehr los.
Im Firuntempel hat Ilonen Schwanendottir bereits auf uns gewartet. Sie wusste bereits wieder so viel mehr, hat mich mit meinem neuen Titel begrüßt, Rondrasil den Verfolger der Wahrheit, die nicht gehört werden soll, genannt und von Kolkja sprach sie als Sohn von Nirraven, den dritten Boten. Sie fragte ihn auch, ob er wieder hier sei, um zu vergessen oder ob er für seine vergangenen Untaten um Vergebung bitten wolle.
Ich glaube, Kolkja hat gar nicht realisiert, was Ilonen da zu ihr gesagt hat, er hat sie die ganze Zeit über nur äußerst verzückt angesehen.
Ich erkenne mit Schrecken, dass die Rose im Tempel bereits vier ihrer zwölf Blätter verloren hat, sie ist im Begriff zu welken.
Ilonen hat sich auch bei uns dafür bedankt, dass wir den Winter beendet haben und uns erklärt, dass sie sämtliche Fragen, die wir hätten, so gut sie es könne beantworten wolle. Dies war das Stichwort für mich, um mir alles von der Seele zu reden, die Fragen sprudelten förmlich aus mir heraus.
Ich muss wissen, ob die Vision von Algunde die Täuschung einer Paktiererin ist oder ob sie die Wahrheit gesagt hat. Auch habe ich gefragt, ob es Moorwacht gut geht. Ich wollte einfach nicht noch fünf quälend lange Tage warten müssen, bis ich mich mit eigenen Augen davon überzeugen kann.
Ilonen hat eingangs auch gesagt, dass uns nicht jede Antwort gefallen wird, dass sie unseren Mut auch zerschmettern kann, wenn wir nicht, wie ich es schon einmal getan hätte, erneut am Rad des Schicksals drehen würden. Welches Rad? Wo kann ich es finden? (Und ja, mir ist durchaus bewusst, dass dies nur eine sprichwörtliche Redewendung ist.)
Ich frage weiter, ob sie uns sagen kann, wer oder was Kolkja genau ist und ob er schon einmal hier gewesen ist. Ihre Begrüßung legt das nahe. Auch welches Wissen er vergessen wollte, welches Wissen er suchen könnte.
Vielleicht weiß Ilonen einen Weg, wie man Goswyns Seele retten kann. Und warum welkt die Rose hier im Tempel? Wieviel Zeit bleibt uns noch, bis sie gänzlich verwelkt ist? Kann man diesen Prozess aufhalten oder verlangsamen? Irgendetwas müssen wir doch tun können, vielleicht kann die Rose, die Nadira hat, dabei helfen?
Wie kann ich mich gegen diese Dämonen wappnen, wie kann ich mich vor der schwarzen Gabe Mengbillars schützen, wer weiß, ob die Kraft Teborians von Dauer ist? Wird es einen Krieg geben und wenn ja, wann? Wo sind die Sippen von Lysandiel und Shakra? Und wie kann Moorwacht sich gegen den Krieg wappnen, kann es überhaupt bestehen oder wird es überrannt werden?
Ich traue mich kaum, ihre Antworten auf all meine Fragen hier niederzuschreiben, fühle mich immer noch ein wenig wie gelähmt. Sie hatte Recht, nicht jede ihrer Antworten hat mir, uns gefallen.
Sie erzählt uns, dass Borbarad zurück sei, dass er vor seiner Zeit geholt worden sei, weshalb er jetzt nicht als kleiner Junge auf Dere wandeln würde, der nichts von seiner Herkunft wisse, sondern als rachsüchtiger Geist, dem Pardona einen neuen Körper gegeben habe. Jedoch habe er den Pakt mit ihr gebrochen. Sie erzählt weiter, dass sie dadurch nicht genau weiß, was die Zukunft bringe, da der Plan der Götter bereits gehörig durcheinander geraten sei.
Fest stünde lediglich, dass es einen Krieg hätte geben sollen, den Uriel angefangen hätte, in dem er aber gefallen wäre. Doch wie dem jetzt sei, das wisse sie nicht. Daher könne sie mir auch nicht sagen, ob die Vision von Algunde der Wahrheit entspricht oder nicht.
Moorwacht aber soll es gut gehen, der Winter wurde von uns beendet, jedoch seien weder der Winter noch der Goldrausch vorgesehen gewesen. Es sei auch nicht vorgesehen gewesen, dass wir solch illustre Freunde finden würden (wen meint sie damit?), weshalb wir bereits alle am Rad des Schicksals drehen würden.
Ilonen erzählt weiter, dass Kolkja der dritte Bote sei, der Sohn des Seelenräubers, eine Pforte in die Domäne der Widersacherin Borons. Er sei der einzige Bote, der aus Hoffnung geschaffen worden sein soll. Und er soll im Svelttal Nirraven überlistet haben, ihn von Dere verbannt haben. Damals sei er mit den Schaustellern, die jetzt in Moorwacht sind, unterwegs gewesen und auch sein Rabe sei damals noch ein Mensch gewesen. Ilonen erzählt, dass man an und für sich lediglich einen Weg finden müsste, um Kolkja zu erlösen, damit die Seelen selbst erlöst werden könnten. Dies würde jedoch das Ende von ihm bedeuten, denn ohne das dämonische in ihm würde sich Satinav umgehend holen, was ihm so lange verwehrt war.
Über die Rose erzählt Ilonen, dass sie welkt, weil es an der Zeit ist, dass sie aber wohl noch etwa vierzig Götterläufe erhalten bleiben dürfte, wenn es keine direkte Intervention gibt. Jeglicher Versuch, den Verfall aufzuhalten, würde ihn nur beschleunigen. Sie habe Nadira die neue Rose gegeben, weil für sie vierzig Götterläufe so viel bedeuten wie für mich ein paar Stunden und weil sie ihre Unsterblichkeit aufgeben könne, um den Tempel neu zu weihen. Mit einem Seitenblick auf Kolkja fragt sie diesen jedoch auch, ob er das für sie übernehmen wolle, doch dieser reagiert nicht.
Auf meine Frage, wie ich mich vor den Dämonen schützen kann, fragt Ilonen mich doch tatsächlich, welche ich meine. Die, die auf mich gehetzt werden von unseren Feinden oder die, die ich selbst auf mich hetzen würde um mich zu peinigen, da ich denken würde, dass ich nichts wert sei und mich allzu oft auf meine Fähigkeiten als Heilmagierin beschränken würde und nicht auf die als Mensch. Was genau meint sie damit? Meine Fähigkeiten als Mensch sind doch die einer Heilmagierin, oder etwa nicht?
Ilonen erzählt weiter, dass ich durch Teborian gegen den Einfluss Mengbillars immun geworden bin und dass die Sippe Lysandiels im Bornwald sei. Die Sippe von Shakra jedoch wurde von den Shakagra ausgelöscht, als sie auf dem Weg nach Moorwacht waren. Einerseits freue ich mich für Lysandiel, dass seine Sippe noch existiert, aber das Schicksal der Goblins stimmt mich traurig.
Ilonen fährt derweil fort, dass wir den dritten Boten hätten, den brennenden Schelm und einige treue Freunde und Verbündete. Ebenso wie Widersacher. Es wird ein Krieg kommen, jedoch kann sie nicht sagen, wie er ausgehen wird, da sich alles im Wandel befände.
Nachdenklich setze ich mich an die Wand des Tempels, dies sind viele Informationen, die es zu verdauen gilt. Als ich mich umblicke, sehe ich, wie Rondrasil mit zusammengepressten Zähnen vor Ilonen kniet, sehe Wut in seinen Augen. Es erschreckt mich, ihn so zu sehen und als ich zu ihm gehe, hält Ilonen mich an der Hand fest.
Sie warnt mich, dass der Feind nicht nur mit roher Gewalt gegen uns vorgehen wird, dass er auch das Mittel der Verführung nutzen wird. Sie sagt, dass Maraskan roher Gewalt zum Opfer fiel, weil der Feldherr des Mittelreichs verführt worden ist. Sie sagt weiter, dass über die Meere Dämonenarchen wandeln würden, welche sämtliche Schiffe fressen würden. In Maraskan sei etwas Böses geweckt worden und in der gorischen Wüste wurde ein Banner Golgariten geopfert, um den untoten Drachen Razzazor zu erwecken. Der einstige Hofmagier Gaius Cordovan Eslam Galotta soll ein Bündnis mit dem Feind eingegangen sein, um seine Rache zu bekommen und das Orakel von Atalia wurde zerstört. Im Horasreich soll eine Seuche wüten und genau mit diesen Mächten paktiert Uriel.
Sie sagt mir, wenn ich Schutz vor diesen Mächten suchen würde, dann müsse ich mir ein weit abgelegenes Kloster suchen und mich dort verkriechen. Doch sie fragt mich auch, ob es nicht besser wäre, dem Ganzen die Stirn zu bieten. Die Adelsmarschallin wurde entführt und wird gerade ihrem zukünftigen Gatten vorgestellt, während Uriel sich in ihrer Abwesenheit zum neuen Adelsmarschall ausgerufen habe. Drego habe sich als Gegenmarschall ausgerufen und all das, weil ein Halbgott sieben Seelenpakte eingegangen sei, um die Welt zu unterjochen.
Sie fährt fort, dass sie nicht weiß, wie Kolkja zu uns gekommen sei, aber dass dies mit Sicherheit seine Gründe habe, denn wenn die Feinde ihn hätten, könnten sie alles beseelen und zum Leben erwecken, was eine schreckliche Vorstellung wäre.
Sie schließt mit den Worten, dass sie an mich glaube, auch an Rondrasil und sogar an Kolkja!
Aber haben wir überhaupt eine Chance? Wenn ich mir früher klein vorkam, dann ist das noch immer nichts im Vergleich zu jetzt. Ich glaube, ein Staubkorn wäre im Moment noch größer als ich mich gerade fühle.
Ich nehme Kolkja bei der Hand, der mir verzückt erzählt, wie schön Ilonen sei und dass er sie haben wolle und gehe zu Rondrasil, der bereits an der Tür des Tempels steht. Dieser zischt mir beinahe zu, dass er sich in keinem Tempel verkriechen würde, dass er endlich wissen wolle, was es mit dem Jungen auf sich habe und dass er endlich nach Hause wolle, um sich zu vergewissern, dass es noch sein Zuhause ist.
Er sagt weiter, dass er an sich dort sein sollte, wo die Schlacht am heftigsten tobe, er aber gar nicht wüsste, wo er hin müsste. Aber er müsse die Schwachen schützen, weshalb ich ihn frage, ob er nicht genau dies täte, indem er Moorwacht helfen würde, uns trainieren würde, damit wir uns wappnen können.
Es fällt mir schwer, ihn so wütend, traurig und zornig zugleich zu sehen und ich weiß, dass ich ihn nicht aufhalten könnte, wenn es so weit ist. Aber ich sage ihm, dass er auf mich zählen kann, dass ich mit ihm in die Schlacht ziehen werde, ganz gleich, was da kommen möge, ich werde an seiner Seite sein.
Ich glaube, ohne ihn gäbe es für mich nichts mehr, das mich hier auf Dere halten würde.
Als wir den Tempel endgültig verlassen, kommt uns Danjuk entgegen, der scheinbar auch einige Fragen an Ilonen hat. Wer könnte ihm dies verdenken? Es wundert mich vielmehr, dass nicht noch mehr Leute hier sind, Ilonen mit Fragen löchern. Ich frage mich gerade, ob Unwissenheit nicht manchmal ein Segen sein kann, ob es besser gewesen wäre, wenn ich unwissend in die Zukunft blicken könnte.
10. Praios 1019 BF
Heute geht es nach Hause, Moorwacht, wir kommen!
11. Praios 1019 BF
Rondrasil wirkte bereits gestern Abend so bedrückt und heute hat er geredet. Mit allen von uns.
Er hat gesagt, dass er nicht weiß, ob er uns damit zur Last fallen könne oder nicht, er erzählt davon, dass Ilonen uns von Dämonen und Untoten berichtet hat, dass die Welt im Zerfall begriffen zu sein scheint und dass die Armeen von götterlosen Dienern alles erobern zu scheinen, was den Göttern wohlgefällig gewesen sei.
Er wisse nicht, ob die Rolle, die Kolkja darin offenbar spiele, ihn zum Guten oder zum Schlechten machen würde und dass er, wenn wir in Moorwacht angekommen sind, einen Brief an seinen Obersten der Rondrakirche schreiben werde, in dem er in Erfahrung bringen will, ob ihn seine Aufträge von Moorwacht fort führen oder nicht.
Er mahnt uns alle an, die ihm verbliebene Zeit zu nutzen, um an seinem Waffentraining, welches er abhalten werde, teilzunehmen, uns so gut wie nur irgend möglich vorzubereiten. Weiter warnt er uns, dass, wenn ein Heer aus Untoten bestehe, die größte Gefahr nicht unbedingt vor uns lauern müsse, sondern auch der soeben gefallene Freund sein könne, der sich wieder erheben könne.
So plötzlich er seine Rede begonnen hat, so plötzlich beendet er sie auch wieder, entschuldigt sich bei uns allen, dass selbstverständlich die Götter über uns wachen würden und dass sich sicherlich alles zum Guten wenden werde, aber ich kenne meinen Mann, ich sehe, dass er seinen Worten gerade selbst nicht glaubt.
14. Praios 1019 BF
Den Rest der Reise habe ich schweigend verbracht. Rondrasil hat seine alte Zuversicht ausgestrahlt, auch wenn dies nur eine Fassade ist. Jaminka hat weiterhin Thindal abgewiesen und Shakra ist noch niedergeschlagener gewesen als vorher, als ich ihr mitgeteilt habe, was Ilonen über ihre Sippe gesagt hat.
Auch Lysandiel habe ich gesagt, wo er seine Sippe finden könne, aber auch, dass ich befürchte, dass er durch meine Therapie badoc geworden sein könnte, da ich ihn nach menschlichen Gesichtspunkten therapiert habe, was eine Aufnahme in seine Sippe erschweren könnte. Er hat dies zwar zur Kenntnis genommen, aber nichts dazu gesagt. Lediglich, dass er erst noch nach Moorwacht mit uns kommen werde und dann bald aufbrechen werde.
Gegen Mittag haben wir endlich Moorwacht erreicht und tatsächlich, die Sonne strahlt, Bruder Aahren ist gerade dabei, die Felder zu bestellen und Tsadan ist uns aus der Burg entgegen gekommen, um uns persönlich zu begrüßen.
Er bedankt sich bei uns dafür, dass wir den Winter beendet haben und drückt seine Freude darüber aus, dass wir gesund zurückgekommen sind. Wenngleich er über den Verlust Goswyns aufrichtig erschüttert und traurig wirkt.
Er sagt uns, dass wir uns eine Woche erholen sollen, er uns aber nicht mehr Zeit gönnen könne, weil er einige wichtige Briefe erhalten habe und sich viel getan habe während unserer Abwesenheit. Er wirkt ernsthaft besorgt und ich wünschte mir beinahe, dass er uns sofort über alles in Kenntnis setzen möge, andererseits möchte ich es doch nicht wissen. Wenigstens ein paar Tage runter kommen, zur Ruhe kommen.
Ich sollte meine Eltern aufsuchen. Als ich mit Rondrasil bei ihnen ankomme, fällt die Begrüßung äußerst herzlich aus und mein Vater bedankt sich bei ihm dafür, dass er den Winter beendet habe, woraufhin dieser erwidert, dass wir alle unseren Teil dazu beigetragen haben.
Auch Tanile wirkt erleichtert, dass wir wieder da sind, aber den Göttern sei Dank ist während unserer Abwesenheit wenig passiert, weshalb sie Peraines Heimstatt alleine versorgen konnte und sogar jede Nacht vier Stunden schlafen konnte.
Kolkja geht umgehend zu Rik und Gerbald, während ich Tiana ein Zimmer zuweise, bevor ich mich auf den Weg zu Funkenhuf begebe.
Dort angekommen sehe ich Brack und Albin, dessen fehlendes Auge tatsächlich wieder da ist. Auf der Lichtung liegen zwei Leichen, die offenbar von Schwerthieben getötet worden sind und Funkenhuf, der reichlich geschwächt wirkt, steht mühsam auf und geht zu den Stellen, an denen ich ihm die Tränke aufgestellt hatte.
Er gibt mir zu verstehen, dass ich die Übrigen, die er nicht gebraucht hat, wieder haben könne, dass er aber im Moment nur nonverbal mit mir kommunizieren werde, weshalb ich ihm einen kleinen Balsam zukommen lasse, meine Kräfte konnte ich auf unserer Heimreise regenerieren.
Als ich zurück in Peraines Heimstatt komme, gebe ich Golgarah, die sich intensiv um Kolkja kümmert, Bescheid, dass auf der Lichtung Funkenhufs zwei Leichen lägen, bevor ich in die Räumlichkeiten von Rondrasil und mir gehe.
Dort finde ich Rondrasil auf dem Bett sitzend vor, einen Brief in der Hand und er wirkt erschreckend blass. Auf meine Frage, von wem der Brief sei und ob es sich um schlechte Nachrichten handele, antwortet er mir, dass das Schreiben vom Schwert der Schwerter persönlich stamme. Er habe den Befehl erhalten, vorerst hier in Moorwacht zu bleiben, bis die beiden Ordensmeister, Hauka Wölfintochter, Heermeisterin der Rondrakirche und Brin von Rhodenstein hier ankommen.
Mit diesen soll er dann zusammen mit den von ihm ausgebildeten Leibeigenen gen Bjaldorn ziehen, um sich Uriel von Notmark entgegen zu stellen, sollte dieser angreifen. Dies bedeutet zwar, dass er noch länger hier bleiben wird, aber auch, dass er alle, die er ausbilden wird, alle, die er mitnehmen soll, in den Tod führen wird, da wir zahlenmäßig sehr wahrscheinlich unterlegen sein werden, immerhin hat Uriel einige Söldner und Armeen ausgehoben.
Rondrasil will dies bei der Stadtratssitzung ansprechen und auch mit Tsadan besprechen, sind es schließlich immer noch seine Leibeigenen, um die es da geht. Vielleicht können uns die Wjobschkodas helfen? Und was ist mit Mikhail und den Persanzigs? Wir müssen doch Verbündete haben, die uns beistehen, an unserer Seite kämpfen können, oder?
Rondrasil will auch das mit Tsadan und den anderen auf der Stadtratssitzung besprechen. Wer weiß, vielleicht hat Tsadan bereits Informationen, die einige Fragen von mir überflüssig machen. Wie dem auch sei, ich werde mit Rondrasil mitgehen, wenn es gegen Untote geht, kann ich sogar nützlich sein. Schließlich habe ich mich vor unserem Aufbruch mit dem Stabzauber befasst, der gegen Untote schützen kann.
Als ich das Rondrasil sage, meint er, dass das sicherlich eine gute Fähigkeit sei, die er gerne einmal sehen wolle, doch als ich meine, dass wir dazu einen Untoten bräuchten, vielleicht an den Rand des Totenmoores gehen könnten, erwidert er, dass uns das Totenmoor nur zum Narren halten würde und er es eben darauf ankommen lassen müsse, wenn es so weit ist.
Ich sollte ein paar Briefe schreiben. Ich habe mich schon viel zu lange nicht nach dem Befinden Talasanyas erkundigt, schließlich musste er die Gedanken Mengbillars ertragen. Und auch Narena sollte ich schreiben, fragen, wie es ihr geht, ob sie ihre Schuld bereits abgekämpft hat, uns in dem Krieg beistehen könnte.
Auch Robak werde ich schreiben, vielleicht gibt es ja eine alchimistische Zutat, einen Trank oder ein Pulver, welches vor Untoten schützen kann. Vielleicht hat auch Teborian eine Idee, wie man sich vor Untoten schützen kann, denn im Krieg selbst wird er wenig helfen können, ich bezweifle stark, dass die Schlachten nur nachts stattfinden.
Und Norburg muss ich schreiben. Ich will, nein, ich muss mich gegen dämonische Einflüsse wappnen, nur wie stelle ich das an, ohne mir zu viel verbotenes Wissen anzueignen? Ich glaube, ich weiß in manchen Dingen eh schon viel mehr, als gut für mich ist.
17. Praios 1019 BF
Heute ist die Trauerfeier für Goswyn. So traurig der Anlass sein mag, so ist er dennoch eine willkommene Abwechslung von meinen Aufgaben. Neben der Therapie von Tiana, die ich jeden dritten Tag durchführe, bin ich nur noch mit dem Brauen von Heiltränken und Astraltränken beschäftigt. Das Horn von Funkenhuf und das Wasser von Noumiza, welches mir Nadira freundlicherweise regelmäßig besorgt, sind äußerst kraftvoll, sie verstärken die Wirkung der Tränke enorm.
An den anderen Tagen arbeite ich an einem neuen Zauber, ich komme kaum noch aus meinem Arbeitszimmer heraus. Ich will einen Zauber entwickeln, mit dem ich Krankheiten heilen kann. Thezmar hat mir seine Hilfe zugesagt und überlegt, ob man eine Variante des Fulminictus einbauen könnte, diesen Teil würde er gänzlich übernehmen, da mir die Funktionsweise dieses Zaubers unbekannt ist, ja gar untersagt, immerhin ist es ein Schadenszauber. Zumindest in seiner ursprünglichen Form.
Viele aus Moorwacht sind gekommen, um Goswyn die Ehre zu erweisen und jeder hat etwas über ihn zu berichten, auch ich weiß nur Gutes über ihn zu erzählen. Brack erzählt, dass er damals mit ihm im Svelttal gekämpft hat, dass er ihn vor den anderen verteidigt hat. Svelttal, eine Stadt im Fluss, ob das die Stadt ist, von der auch Kolkja gesprochen hat? Warum nur scheint jeder Kolkja zu kennen aber niemand erzählt davon? Ich sollte das bei Gelegenheit ansprechen.
Als ich zurück in Peraines Heimstatt komme, teilt mir Tanile, die geblieben ist, mit, dass Jaminka fort sei, sich für die nächsten Tage verabschiedet habe. Wer weiß, was sie jetzt schon wieder im Schilde führt?
18. Praios 1019 BF
Jaminka ist immer noch fort, aber ich bin zu sehr in meine Arbeit mit dem neuen Zauber vertieft, um mir mehr Gedanken darüber zu machen. Erst, als ich am Abend Rondrasil aus dem Sumpfloch kommen sehe, dicht gefolgt von Hecker, bemerke ich, dass ich heute wieder einmal gar nicht mitbekommen habe, was in Moorwacht passiert ist.
Im Bett erzählt mir Rondrasil, dass er mit Hecker in einem Götterduell ein Wetttrinken bestritten hat, welches Hecker gewonnen hat. Damit hat er sich vor Rondrasil und damit auch vor den Göttern rehabilitiert. Jedoch sagt mir Rondrasil auch, dass er Hecker beim nächsten Mal nicht einfach so davonkommen lassen wird.
Ich hoffe nur, dass Hecker das bewusst ist und dass er sich ab jetzt zusammenreißen wird.
19. Praios 1019 BF
Wie gut, dass heute keine Therapie mit Tiana ansteht, denn seit Albin wieder zwei Augen hat, geht ein Gerücht in Moorwacht um, dass Peraine höchstpersönlich ihn geheilt haben soll. Ich weiß, dass dem nicht so ist und ich weiß auch, dass Funkenhuf Albin und Brack gebeten hat, nicht zu erzählen, dass er das war, aber dass die Leute jetzt anfangen, Albin Geld zu geben, damit er zu Peraine für sie betet, das war mir neu.
Dies verärgert jedoch Bruder Aahren bis aufs Äußerste, ja er sieht in Albin gar so etwas wie einen Ketzer und einzig Brack ist es vermutlich zu verdanken, dass Aahren noch nicht handgreiflich geworden ist. Ich muss unbedingt ein klärendes Gespräch mit den beiden Parteien führen. Wer, wenn nicht ich, wäre dazu besser geeignet. Schließlich habe ich das Gespräche führen gelernt.
Den Göttern sei Dank haben sich alle drei dazu bereit erklärt, in Peraines Heimstatt zu kommen und mit mir zu reden. Brack ist der erste, der das Schweigen bricht. Er sagt, dass er derjenige war, der Funkenhuf darum gebeten hat, Albins Auge zu heilen und Albin stimmt ihm zu. Brack erzählt weiter, dass er ja auf Funkenhuf aufgepasst habe, dass er auch den Alchemisten, der zuvor die vier Schläger, die Nadira unschädlich machen konnte, geschickt hatte, zu Golgarah gebracht hat, bevor dieser Ingredienzien aus Funkenhuf machen konnte.
Ein Alchemist? Leider hat Brack es versäumt, ihn nach dem Namen zu fragen. Aber wenn ein Alchemist von Funkenhuf erfahren hat, wer weiß, wer noch alles in die Wälder kommen wird, um Funkenhuf zu töten. Ich befürchte, ich muss direkt froh sein, dass ich niemandem davon erzählt habe, dass ich ein Horn von ihm bekommen habe, wer weiß, ob es mir sonst nicht schon längst geklaut worden wäre. Wie gut, dass ich es oben im Labor immer weg schließe.
Wie dem auch sei, Albin beteuert, dass er niemandem gegenüber behauptet habe, dass er ein Gesandter Peraines sei, ja er hat sogar versucht, das Geld, welches ihm die Leute gegeben haben, abzulehnen, diese hätten jedoch darauf bestanden.
Aahren wird zunehmend lauter, ist erbost darüber, dass Albin das Gerücht nicht dementiert hat und nur der Blick Bracks lässt ihn wieder etwas ruhiger werden. Ich bin froh, dass Brack sich so weit unter Kontrolle hat, dass er nicht handgreiflich geworden ist, auch wenn ich glaube, in seinem Gesicht zu lesen, dass er es zu gern getan hätte.
Wir einigen uns letztlich darauf, dass wir drei gemeinsam vor die Moorwachter treten werden und das Gerücht dementieren werden. Peraine hat mit der Heilung von Albin nichts zu tun, jedoch werden wir auch Funkenhuf nicht verraten, wir einigen uns auf die Version, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen können, wer oder was für die Heilung zuständig war und damit scheinen alle zufrieden zu sein.
Bevor die anderen gehen, bitte ich Brack, sich mit mir noch privat ein wenig zu unterhalten und wir gehen gemeinsam ins Sumpfloch, wo ich ihm ein Bier spendiere. Ich frage ihn direkt nach der Schlacht im Svelttal und ob es eine Verbindung von ihm zu Kolkja gibt. Jeder noch so kleine Hinweis könnte wichtig sein.
Er erzählt von der Schlacht um Lowangen, von Orks und roten Zwergen, Untoten, die erhoben worden sind und von einer Kreatur, einer Sumpfranze gleich, die aus der Stadt heraus ebenfalls gekämpft haben soll. Er hat dort zwar weder Kolkja noch dessen Eltern gesehen, erinnert sich jedoch an einen Magier, der ständig nach einem Kolkja gerufen haben soll. Und er hat Kantalla gesehen.
Dies verwundert mich noch mehr. Er erzählt, dass sie mit einem Rudel Wölfe angegriffen habe und die Kriegshunde der Orks unschädlich gemacht haben soll. Angeblich hätte wohl ein Zwerg auf sie aufgepasst.
Das Ganze wird immer verworrener, vielleicht kann Kantalla mir etwas mehr dazu sagen. Aber erst sollte ich mit den Kollerovs reden, die haben heute keinen Auftritt hier und laut Ilonen waren sie zusammen mit Kolkja unterwegs.
Der Anführer der Gaukler erzählt mir, dass er vor etwa neun Götterläufen in einem Dorf auf Kolkja gestoßen sei. In dem Dorf wurde gerade eine Hexe gehängt und alle waren auf der Suche nach dem Kind von ihr, als sich Kolkja in den Wagen einer Gauklerin geschlichen hat.
Da er scheinbar wahrsagen konnte, beschlossen sie, ihn vorerst einmal mitzunehmen, nach Riva, weg vom Bornland, um dort zu überwintern. Anfang Tsa sind sie dann nach Lowangen aufgebrochen, weil dort ein siebentägiges Fest stattfinden sollte, von dem sich die Truppe gutes Geld versprochen hat. Auf dem Weg dorthin haben sich der Truppe ein paar Leute angeschlossen, unter anderem ein Karon Laikis, der sehr schnell Freundschaft mit Kolkja geschlossen hat (ob das jener Karon war, der dann Krox angegriffen hat?) und auch ein Karon Gemiol, der wohl jetzt ein Handwerker in Gareth sein soll. (Das könnte dann jener Karon sein, den Kolkja unbedingt finden will, weil er sich sicherlich alleine fühlt, oder?)
Auch eine junge Heilerin namens Jassula und ein Magier namens Ugdan sind dabei gewesen und in einer leerstehenden Taverne soll Kolkja dann ein Zinnober gemacht haben, weil er Angst hatte, gefressen zu werden und als sie auf ihn gehört hatten und von dort weg sind, kamen im Anschluss tatsächlich Oger in diese Taverne.
Weiter erzählt Kollerov, dass Ugdan sich in Nordus mit einem Bewahrer gestritten hätte und dass es in Lowangen zu einem Streit gekommen sei, bei dem die Familie Laikis getötet worden sein soll. Karon Laikis Familie, dessen Schutz Kolkja versprochen haben soll.
Mitten in dem entstandenen Tumult sind wohl auch noch ein paar Untote auferstanden, ohne die die Gaukler vermutlich verhaftet worden wären, wie Kollerov sagt. Im Anschluss daran sind einige, unter anderem auch Ugdan, dann eines anderen Weges gezogen und dort hätte sich auch eine junge Adepta, Algunde Bresselmarsch, an die Gruppe rangeschmissen.
Jedoch kamen beide Gruppen nicht sonderlich weit, da eine dunkle Macht in Tjolmar entfesselt worden sein soll und die Orks in Lowangen eingefallen sein sollen. Auch Ugdan und Karon Laikis saßen in Lowangen fest und Karon soll ein paar Mal umgefallen sein und jedes Mal hätte Kolkja ihn wieder aufgerichtet, was dafür gesorgt haben soll, dass Karon sich nach und nach verändert habe. Die Arme sollen länger geworden sein, er soll ein spitzes Maul mit scharfen Zähnen und grün leuchtende Augen bekommen haben und übermenschliche Kraft. Auch soll er stark nach verwesendem Fleisch gestunken haben, aber noch bei klarem Verstand gewesen sein. Zumindest behauptet Kollerov das.
Während die Orks einen Belagerungsring um Lowangen gezogen hatten, gelang es Kolkja, Ugdan und ein paar anderen, die Stadt zu verlassen und erst einen Götterlauf später kamen sie mit einer riesigen Armee im Schlepptau zurück, um die Stadt zu befreien. (Das muss jene Schlacht gewesen sein, von der Brack mir vorhin erzählt hat. Dann war also Karon diese Kreatur, die er gesehen hat.)
Als wäre nichts gewesen, haben sich die anderen dann wieder dem Gauklertrupp angeschlossen und unterwegs hat Karon dann wohl Ugdan angefallen, woraufhin er erschlagen worden ist und von Kolkja nicht wieder zurückgeholt worden ist. Während die Gaukler weiter nach Riva gezogen sind, hat Kolkja mit ein paar anderen die Truppe in Richtung Tjolmar verlassen und laut Kollerov sollen sie dort einen Drachen getötet haben und einen Dämonen zurück in die Niederhöllen geschickt haben. (Ob das Nirraven gewesen ist?)
Ugdan soll dort gestorben sein und Jassula soll mit einem reichen Magier liiert sein, jetzt Zwirnlein heißen und ein Haus in Riva besitzen. Vielleicht könnte ich ihr einen Brief schreiben.
Kollerov erzählt weiter, dass sie alle am Liebsten davon gelaufen wären, als sie Kolkja gesehen haben, dann aber eingesehen haben, dass man ihm scheinbar nicht entkommen kann. Was hat das nur alles zu bedeuten?
Als hätte ich heute noch nicht genug Gespräche geführt, kommt just, als Kollerov geendet hat, Kantalla ins Sumpfloch und wenn ich schon dabei bin, Informationen zu sammeln, dann kann ich sie auch gleich noch zu den Geschehnissen in Lowangen befragen.
Kantalla erzählt mir, dass Kolkja mit ein paar Menschen und Zwergen in den Wald ihrer Mutter kam und sie um Hilfe gebeten habe für die Schlacht. Ihre Mutter habe sie losgeschickt und ein Zwerg namens Arom, der auf sie aufpassen sollte, hat das Weite gesucht, als eine orkische Abscheulichkeit auf sie zugekommen sei.
Daraufhin habe sie um Gnade gewinselt, die ihr erteilt würde, wenn sie im Gegenzug dafür den Schneewanderer im Norden zur Strecke bringen würde. Es handelte sich hierbei um den vierten Boten und was das zur Folge hatte, weiß ich nur zu gut, schließlich war ich aktiv daran beteiligt, Kantalla von diesem Fluch zu befreien.
Kantalla erzählt, dass sie, als sie der Fluch befiel, erkannt hat, dass sie das Land mit dem ewigen Eis überziehen sollte, für die Rückkehr Borbarads und dass Kolkja den ewigen Tod in sich trage und die Seelen für seinen Vater sammeln solle. Als sie voller Angst zu ihrer Mutter zurückkehrte, hatte diese schon ein neues Kind, den Sohn von Ugdan, den er mit einer Magierin während der Namenlosen Tage gezeugt haben soll und sie schickte Kantalla fort. Sagte ihr, dass sie hier, in Moorwacht, Erlösung finden könne, dass sie ein neues Rudel gründen solle.
Bevor Kantalla hierher kam, wollte sie sich noch an Arom rächen, der, ohne es zu wissen, auf Kolkjas Spuren wandelte. So kam sie nach Greifenfurth und sah, was Kolkja dort angerichtet hatte. Er soll die fünfte Botin, das Kind des wimmelnden Chaos mit einem Richtschwert, welches zu viel Blut getrunken hatte und welches eine Seele entwickelt haben soll, erschlagen haben, weshalb der Fluch in das Schwert überging. Auch soll er aus den Katakomben der Stadt den Kadaver eines Greifen erweckt haben, in den er seinen Vater (Nirraven?) gerufen haben soll.
Kantalla ist sich nicht sicher, ob Kolkja wusste, dass Greifen heilige Tiere sind und dass er diese dämonische Kreatur damit schwächen würde. Auch die zweite Botin soll dort gewesen sein, das Kind des ewigen Krieges, welches die Verteidigung gegen die orkische Belagerung angeführt haben soll. Gegen diese Botin sollen Ugdan und seine Begleitung gekämpft haben und sie sollen den Fluch in einem verfluchten Schwert eines Erzvampirs gebannt haben.
Das Schwert soll nach Donnerbach in einen Rondratempel gebracht worden sein, während Kolkja nach Tjolmar aufgebrochen sei. Kantalla, die zwischenzeitlich beschlossen hatte, Arom doch nicht zu töten, habe sich dann auf den Weg nach Moorwacht gemacht und den Rest der Geschichte kenne ich ja bereits.
Wie gut, dass ich mir bereits nebenbei Notizen gemacht habe, sonst hätte ich all diese Informationen über Kolkja gar nicht richtig erfassen können. Auch wenn ich gerade nicht weiß, was ich nun mit diesen ganzen Informationen anfangen soll.
Bevor ich mich hinlege, werde ich noch einen Brief an Jassula Zwirnlein verfassen. Ich sollte ihr sagen, dass Kolkja jetzt bei uns in Moorwacht ist. Wer weiß, vielleicht sucht sie ihn ja tatsächlich, vielleicht hat sie aber auch noch ein paar aufschlussreiche Hinweise für uns. Jedes bisschen kann nützlich sein.
20. Praios 1019 BF
Ich sollte mich noch einmal mit Kolkja unterhalten. Jetzt, wo ich mehr Hintergrundinformationen habe, kann ich vielleicht auch seinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge helfen. Ich sollte dabei jedoch vorsichtig vorgehen, wer weiß, was ein erinnern bei Kolkja auslösen kann.
Er erkennt zwar vage die Gaukler, erkennt auch, dass sie Angst vor ihm haben, aber erst bei Lowangen scheint etwas in seinem Gedächtnis aufzuflammen. Als ich ihn frage, wer Krox sein könnte, ihn frage, ob es Karon sein könnte, wird er immer unruhiger, sagt, dass Karon nicht gut geworden sei, dass Krox gut geworden wäre und dass Karon etwas gegen Ugdan gehabt hätte, der ihn beschützen wollte. Dann platzt es förmlich aus ihm heraus, dass Krox Ugdan gewesen ist.
Krox ist Ugdan. Karon Laikis hatte Ugdan angegriffen, damit also Krox, weshalb Krox/Ugdan ihn getötet hatte. Das ergibt Sinn, ich weiß zwar noch nicht genau, wieviel Sinn, aber es ergibt einen.
22. Praios 1019 BF
Nachdem ich heute wieder ein paar Eidechsen im Wald gesucht habe, damit ich weitere Heiltränke brauen kann, kam mir der Gedanke, dass Tsacharan in seinem Tempel unter der Burg sicherlich dutzende dieser kleinen Tierchen haben sollte. Schließlich sind Eidechsen die heiligen Tiere der Tsa.
Vielleicht kann er mich mit ihren Schwänzen versorgen, diese wachsen schließlich nach. Ich gehe umgehen zu ihm und frage ihn, ob dies möglich sei, ich würde ihm auch Heiltränke zur Verfügung stellen. Er sagt mir seine Unterstützung zu, das macht es für mich um ein vielfaches einfacher, neue Tränke zu brauen.
Dies bringt mich zu einem weiteren Vorhaben, welches ich mit Bruder Aahren und Rondrasil bespreche, denn ich möchte ein paar Tränke mehr brauen, die ich dann vielleicht verkaufen kann oder Tsadan zur Verfügung stellen kann, damit wir uns für den Krieg wappnen können. Wir brauchen Vorräte und Verbündete und wenn ich da irgendwie ein wenig helfen kann, dann will ich das auch tun.
Beide sagen mir, dass ich das Thema am Besten in der Stadtratssitzung ansprechen soll, die für den 25. Praios anberaumt worden ist.
Gegen Abend kommt Jaminka wieder in Peraines Heimstatt, sie hat immer noch ihre Wunde. Auf meine Frage, wo sie gewesen sei, antwortet sie mir, dass sie bei Noumiza war, um sie um Heilung zu bitten, dass diese ihr jedoch die Hilfe verwehrt habe, weil der Geruch von dämonischem an ihr haften würde und sie ihr erst helfen wolle, wenn dieser weg wäre, was noch eine Weile dauern könnte.
So sehr ich eine Abneigung gegenüber Jaminka habe, so sehr tut es mir dennoch leid, dass sie weiter leiden muss. Vielleicht hilft es, wenn ich einmal mit Noumiza rede, denn wenn Jaminka keine Heilung mehr benötigt, verlässt sie vielleicht Moorwacht und es fiele Thindal leichter, über sie hinweg zu kommen.
Ich werde sehen, was ich tun kann.
25. Praios 1019 BF
Heute ist die Stadtratssitzung und ich bin gespannt, was Tsadan alles zu berichten hat. Wenngleich ich nicht weiß, ob ich nicht vielleicht vielmehr besorgt bin, er klang nicht sonderlich zuversichtlich und gute Neuigkeiten hätte er uns mit Sicherheit bereits bei unserer Ankunft erzählt, oder?
Tsadan hat, kurz nachdem wir ins Gebirge aufgebrochen sind, einen Brief von Tjelka von Notmark bekommen, in dem sie uns um unseren Schutz für sie gebeten hat. Sie bezog sich auf Neersand, etwas dort muss von enormer Wichtigkeit für sie gewesen sein.
Der Schutz hätte über die Namenlosen Tage gehen sollen und jetzt hat Tsadan über einen Eilboten erfahren, dass sie in Kirschhausen verschwunden sei. Uriel macht uns dafür verantwortlich und hat sich, auf das Erbrecht berufend, jetzt selbst zum Adelsmarschall ausgerufen. Dieser Brief von ihr, der kam reichlich spät an, für eine solche Bitte, ich frage mich, ob den jemand im Vorfeld aufgehalten hat, dessen Auslieferung verzögert hat. Wenn dem so ist, kann das eigentlich nur Uriel gewesen sein.
Aber das bedeutet auch, dass Ilonen, wieder einmal, Recht hatte. Nur wer soll der zukünftige Bräutigam von ihr werden?
Tsadan erzählt weiter, dass sich Drego von Elengrund als Gegenmarschall aufgestellt hat und jetzt rufen beide, Uriel und Drego die anderen dazu auf, sich mit ihnen zu treffen, um Loyalität zu zeigen. Uriel ruft zum 04. Peraine in Ouvenmas zusammen, Drego zum 12. Peraine in Neersand. Leider spricht die Rechtsprechung wohl eindeutig für Uriel, wir müssen herausfinden und öffentlich machen, was für ein Zusammenhang zwischen Tjelkas Verschwinden und Uriels Handlungen besteht, wenn wir dies entkräften wollen.
Uriel bietet uns direkt Amnesie an, sagt, dass wir Ländereien und Reichtümer bekämen, wenn wir ihm den dritten Boten ausliefern würden und wenn jede Familie einen Waffenfähigen zwischen 15 und 55 Götterläufen stellt. Weiter stellt er uns in Aussicht, neben ihm noch einen mächtigsten Verbündeten zu bekommen.
Drego hält sich laut Tsadan wesentlich bedeckter im Bezug darauf, was er will und was er bietet, fest steht jedoch, dass es zu einem Krieg kommen wird und fest steht auch, für welche Seite wir uns entscheiden werden. Tsadan hat das Angebot Uriels nur der Form halber für das Protokoll erwähnt.
Rondrasil ergreift im Anschluss das Wort, nachdem wir alle uns dafür ausgesprochen haben, dass wir unter keinen Umständen mit Uriel paktieren werden und erzählt von dem Brief, den er erhalten hat. Davon, dass er die Männer und Frauen hier ausbilden soll und mit ihnen in den Krieg ziehen soll. Er sagt weiter, dass er unsere Möglichkeiten nicht sonderlich rosig einschätzt, dass es jedoch, sollte Drego tatsächlich eine Armee ausgehoben haben, wesentlich besser aussähe als noch vor einer Woche und Golgarah nickt ihm bekräftigend zu, stellt sich hinter ihn.
Selbst Tsacharan, der friedlichste Mann, den ich je kennengelernt habe, spricht sich dafür auf, auf Seiten Dregos ein Heer aufzustellen, in der Hoffnung, dass die bloße Anwesenheit selbigem dafür sorgt, dass Uriel einbricht. Und wenn dem nicht so ist, so meldet er sich freiwillig für den Dienst im Lazarett, auch Bruder Aahren schließt sich dem an.
Die Muhme Elra der Wjobschkodas bekräftigt uns, dass sie uns geschworen haben, uns zu helfen und dass es an der Zeit sei, diesen Schwur zu halten. Ganz gleich, für welche Seite wir uns entscheiden werden, die Norbarden können uns 150 ihrer Männer und Frauen an die Seite stellen, die mit uns kämpfen werden.
Es tut gut, solche Freunde zu haben.
Koj erhebt das Wort und ich glaube kaum, was er da sagt. Er schlägt allen Ernstes vor, jemanden zu Uriel zu schicken, um herauszufinden, was Uriel uns genau bietet. Er gibt zu bedenken, dass es jemand von Stand sein müsste, also Tsadan oder Nadira und sofort entbrennt eine hitzige Diskussion, wie er auf eine solche Idee kommen kann, ob er denn nicht zugehört habe, als wir von der schwarzen Gabe Mengbillars, der Macht Uriels erzählt haben.
Daraufhin lehnt er sich zurück und meint, warum wir uns nicht, wie so oft, an das halten, was Isidor uns vorgelebt hat. Er hat sich ein ums andere Mal für seine Leibeigenen in Gefahr gebracht und dies sollte Tsadan doch auch tun können.
Als wir erwidern, dass Isidor von einem Dämon beherrscht wird, dass kein Mann von Ehre einen solchen Vorschlag bringen würde, antwortet Koj damit, dass er nur ein einfacher Krämer sei, dessen Familie nicht einmal wichtig genug gewesen wäre, um von den Helden von Moorwacht, wie er uns nennt, gesucht zu werden. Als ich versuche, die Situation zu deeskalieren, erwidert er nur, dass wir uns auch nach unserer Rückkehr aus Neersand ein Jahr lang Zeit gelassen hätten, erst reagiert hätten, als der Winter ein Jahr lang anhielt.
Erst Golgarah bringt ihn zum Schweigen und während ihm stumm die Tränen über die Wangen laufen, versuche ich, zu erklären, warum wir so gehandelt haben, wie wir es taten. Dass in Moorwacht Chaos herrschte, als wir aus Neersand zurückkamen, dass die Zeit einfach nicht für alles gereicht hat, dass wir in den Bergen keine Hinweise auf seine Familie entdecken konnten, dass ich ihm immer wieder angeboten habe, über seinen Verlust zu sprechen, er es aber aus Trauer oder Verbitterung nicht wahrgenommen habe.
Auch Pjerow meldet sich zu Wort und sagt Koj, dass an unser aller Hände bereits Blut klebt, sowohl das von Feinden als auch das von Freunden, dass er froh sein soll, solche Entscheidungen nicht treffen zu müssen, dass er sich aber gewiss sein kann, dass wir alle hier uns die Hände so blutig machen, wie es nötig ist, um ein friedliches Moorwacht zu gewährleisten.
Er trifft mit seinen Worten, zielgerichtet, präzise. Wie mit seiner Armbrust. Mir wird bewusst, wie Recht er hat, auch an meinen Händen klebt bereits mehr Blut, als es sich für eine Weißmagierin geziemt.
Plötzlich ergreift Danjuk das Wort und er schlägt vor, dass wir nach Norburg gehen sollten und den Laraan töten sollten, der Isidor beherrscht. Daraufhin würde Isidor uns sicherlich im Kampf gegen Uriel helfen. Warum nur sind wir nicht schon früher auf diese Idee gekommen?
Wir diskutieren das für und wider, Danjuk kann sich nicht in Norburg blicken lassen und auch für Tsadan wäre es nicht gut. Wir müssten ungesehen nach Norburg reinkommen und sollten am besten dann dorthin gehen, wenn Isidor selbst nicht anwesend ist, wenn er vermutlich zu Uriel reist, um dem seine Loyalität auszusprechen.
Nachdem wir uns dafür entschieden haben, nach Norburg zu reisen, besprechen wir, wie wir am sinnvollsten vorgehen könnten, ein Kampf mit einem Laraan dürfte nicht einfach sein. Pjerow gibt an, dass er noch einen der Bolzen für spezielle Fälle hat, mit dem Arghail damals bereits eine solche Kreatur getötet hat. Jedoch gibt Thezmar auch zu bedenken, dass ein Laraan durchaus dazu fähig ist, eigene Interessen zu verfolgen, dass er unsere Sinne verführen kann (das habe ich ja bereits am eigenen Leib erfahren) und dass er vermutlich sogar bereits eine Brut in Norburg herangezüchtet hat.
Wir müssen mit äußerster Vorsicht vorgehen, wenn es so weit ist. Ich sollte mir Informationen einholen, wie ich mich, uns, gegen diese Kreatur schützen kann.
Bevor die Sitzung beendet wird, spreche ich noch mein Vorhaben an, mit den Heiltränken Geld zu organisieren, mit dem wir vielleicht Söldner anheuern können. Jedoch fällt mir, während ich dies vortrage, ein, dass ich als Weißmagierin mich aus solchen Dingen strikt heraushalten muss, weshalb ich das Angebot ein wenig umformuliere. Ich werde Heiltränke brauen. Ein Drittel geht an Tsacharan, ein Drittel behalte ich in Peraines Heimstatt und ein Drittel gebe ich Tsadan. Was er damit macht, befindet sich dann außerhalb meiner Macht.
Dieser Vorschlag wird mit allgemeiner Zustimmung aufgenommen, wir können jedes Fünkchen Unterstützung gebrauchen, deren wir habhaft werden können.
09. Rondra 1019 BF
Heute habe ich einen Brief aus Neersand erhalten, in dem mir mitgeteilt worden ist, dass die Spektabilität Talasanya ertrunken sei. Während der Namenlosen Tage habe er weiterhin die Leibesübungen im Neer durchgeführt und sei dabei ertrunken.
Die neue Spektabilität, Magistra Gritten Raudups, wolle weniger „elfischen Schnickschnack“ auf der Akademie haben, bietet mir jedoch an, dass ich jederzeit, natürlich gegen ein Entgelt, die Bibliothek der Akademie besuchen könne oder einen Privatlehrer anheuern könne, der mir die Sprüche der Akademie lehrt.
Ich setze umgehend ein Schreiben mit Beileidsbekundigungen auf. Ertrinken muss ein grausamer Tod sein. Gibt es überhaupt einen Tod, der nicht grausam ist?
13. Rondra 1019 BF
Heute hat mich ein Brief von Teborian erreicht. Er hat ihn mit den Beilunker Reitern geschickt, die Information scheint wichtig zu sein, wenn er es so eilig hat, dass mich dieser Brief erreicht.
Offenbar hat Golgarah ihn bezüglich Kolkja kontaktiert, denn er schreibt, dass er mir in ihrem Auftrag von ihm erzählen soll. Er schreibt, dass einst zur Boronkirche drei Aspekte gehört haben. Golgari, der Rabe, der die Seelen der Toten abholt und über das Nirgendmeer bringt, Bishdariel, der Rabe, der über die Träume wacht und Nirraven, der Rabe, der die Körper der Gefallenen mit neuem Leben im Dienste Borons erfüllen konnte.
Er schreibt, dass tatsächlich vor etlichen Götterläufen die Boronkirche dazu in der Lage war, Untote zu erheben, dass auch er, die Kinder der Nacht aus einer solchen Liturgie entstanden sind. Erst vor etwa 1000 Götterläufen, als die Kirche sich gespalten hat, wurde Nirraven als Ketzerei verschrien, das Wissen verbrannt und es existiert laut Teborian nur noch eine einzige Urschrift des Boron, die in den Katakomben des Puniner Borontempels ruhen soll.
Es wird erzählt, dass Nirraven eines Tages, angelockt von zu vielen Toten, deren Schirmherr er ja war, zu weit in die Domäne von Borons Widersacherin geraten sei und dort pervertiert wurde. Da es sich bei ihm um einen Alveraniar handelt, konnte nicht alles Göttliche in ihm pervertiert werden. Daher gibt es die Theorie, dass der dritte Bote ein Hybrid aus göttlicher und dämonischer Macht ist. Die Seelen, die er sammelt, können weder nach Alveran noch in die Niederhöllen gehen und bleiben daher an ihm haften.
Wird der Bote getötet, springt der Fluch auf den nächsten über, Teborian ist sich jedoch nicht sicher, ob auch die göttliche Kraft mit übergeht, denn die anderen Boten waren allesamt böse und unheilbringend. Teborian vermutet weiter, dass, sollte Kolkja sterben, auch der letzte Rest in ihm verderbt werden könnte, dass er eventuell dann selbst Vampire erschaffen könnte oder dass seine Kraft in die Vampire überginge, die dann eine neue Plage über Dere brächten.
Der Versuch Teborians, mir Mut zuzusprechen, dass die Götter sicherlich einen Plan haben und dass mit dem dritten Boten vielleicht sogar Nirraven aus den Fängen der Untoten Herrin befreit werden könnte, ist nicht sonderlich erfolgreich. Es ist ein kleiner Funke Hoffnung, ja, aber er glimmt mehr als dass er glüht.
Seinen Brief schließt Teborian mit der Warnung ab, dass ich aufpassen sollte, wem ich von diesen Informationen erzähle, da diese als Ketzerei gelten und mich vermutlich beinahe jeder Geweihte auf seinem Gott wohlgefällige Art hinrichten ließe. Weiter schreibt er noch, dass er nach Aranien aufbrechen werde, weil dort angeblich neue Vampire aufgetaucht seien, die er untersuchen müsse.
Diese Warnung von ihm bringt mich in eine Zwickmühle, immerhin bin ich einen Hesindebund mit Rondrasil eingegangen, ich sollte ihm kein Wissen verschweigen, jedoch bin ich gerade sehr verunsichert. Vielleicht weiß Golgarah einen Rat, denn sie muss darüber Bescheid wissen, wenn sie ebenfalls mit Teborian in Kontakt steht.
Golgarah pocht darauf, dass ich Rondrasil einweihe, gerade in Anbetracht des Hesindebunds, den wir eingegangen sind. Sie gibt mir auch zu verstehen, dass es ganz nützlich sein könnte, noch einen Geweihten in der Hinterhand zu haben, mit dem man vielleicht nach weiterem Wissen suchen könnte und glaubt nicht, dass Rondrasil mir gleich einen Scheiterhaufen errichten würde. Sollte er dies doch vorhaben, würde sie ihm mit ihrer Schaufel schon Verstand einbläuen.
Ich hoffe zwar, dass das nicht notwendig sein wird, aber ein wenig erleichtert mich das schon.
Meine Bedenken waren völlig umsonst. Rondrasil hat sich alles gründlich angehört und dann sogar geäußert, dass er einen sehr alten Bekannten fragen könne und dann bei Gelegenheit im Hesindetempel in Norburg forschen könnte. Das wäre wunderbar, wenn wir dort weiterkämen und wenn wir sowieso nach Norburg müssen, was läge näher als es zu versuchen?
Als wir noch ein wenig darüber sprechen, wie wir am besten vorgehen sollten, macht Rondrasil mir auf seine Art eine so unglaublich schöne Liebeserklärung. Er sagt, dass Moorwacht nicht das wäre, was es jetzt ist, wenn es nicht Pjerow, Ifrundoch, Nadira und mich geben würde. Dass Gladscha vermutlich immer noch in der Mine säße, ein Großteil der Menschen hier wäre getötet worden, er als Geschenk an den Namenlosen im Totenmoor geendet hätte. Er sagt, dass er aufrichtig stolz ist, solche edlen Leute nicht nur zu kennen, sondern sie sogar zu seinen Freunden zählen zu können und er sagt weiter, dass er ganz besonders stolz darauf ist, mit der Edelsten von allen den Bund eingegangen zu sein.
Sicher, es ist eine eigentümliche Art der Liebeserklärung, aber so ist mein Mann nun einmal und dafür liebe ich ihn. Er ist so ein tapferer, fleißiger, mutiger Mann. Jeden Tag, seit wir aus dem Gebirge zurück sind, steht er zur fünften Stunde auf, patrouilliert, trainiert, kontrolliert und kommt meist erst um Mitternacht, häufig um ein Uhr ins Bett und ich höre kein klagen und murren von ihm. Ich kann stolz darauf sein, ihn zu haben, darauf, dass er sich mich erwählt hat.
19. Rondra 1019 BF
Als ich heute kurz im Sumpfloch vorbei gesehen habe, hat mich Pjerow angesprochen und gefragt, ob ich mir einen Dolch für ihn ansehen könne. Er sagt, dass er ihn von seinem Onkel, der zurzeit bei ihm wohnt, bekommen habe und dass sich laut ihm einige Geschichten um ihn ranken würden, weshalb er gerne wüsste, ob der Dolch magisch oder verflucht sei.
Ich habe einen Odem und einen Analys gewirkt, konnte mich in der Taverne jedoch nicht so gut konzentrieren. Einmal ganz davon abgesehen, dass diese beiden Zauber nicht gerade zu meiner Routinetätigkeit gehören, weshalb ich nicht sonderlich gut in ihnen bin. Aber ich konnte immerhin erkennen, dass der Dolch magisch ist und habe keinerlei dämonische Einflüsse gesehen. Mehr Informationen konnte ich jedoch nicht erhalten, vielleicht hat Thezmar ja mehr Glück.
15. Efferd 1019 BF
Heute ist Rowinja zu uns gekommen und hat uns zu einem spielerischen Wettbewerb am Spiegelsee eingeladen, der im Travia stattfinden soll. Ifrundoch scheint dies mit Noumiza ausgemacht zu haben und wie ich in Erfahrung bringe, ist der Preis für ihn, sollte er gewinnen, dass sie Jaminka heilt.
Jaminka, das war mir gänzlich entfallen, dass ich da Noumiza ja auch darum bitten wollte. Nun, dann hoffe ich doch mal, dass Ifrundoch den Wettbewerb gewinnt.
Nachdem ich mich mit Rondrasil besprochen habe und wir beide zu dem Schluss gekommen sind, dass wir uns zwar vorbereiten müssen, aber dennoch auch ab und an noch leben sollten, das Leben genießen sollten, nehmen wir beide die Einladung an. Am 01. Travia brechen wir allesamt auf.
29. Efferd 1019 BF
Heute verlässt Thezmar uns vorerst. Er kehrt nach Brandthusen zurück, nimmt sich aber seine Unterlagen den neuen Zauber betreffend mit. Ich verabschiede mich von ihm und wünsche ihm eine gute Reise. Abschiede fallen mir nach wie vor schwer.
01. Travia 1019 BF
Heute brechen wir auf zum Spiegelsee. Neben Ifrundoch, Danjuk, Cidris, Nadira und Pjerow kommen auch Rondrasil, Rowinja, Molagh, Thulvje, Banja und Jaminka mit. Tsadan konnte es zeitlich nicht einrichten, aber auch so denke ich, dass wir eine ausreichend große Gruppe sind, die für Stimmung sorgen kann.
11. Travia 1019 BF
Wir sind gestern Abend am Spiegelsee angekommen und Noumiza hat sich sichtlich gefreut uns alle einmal wiederzusehen. Hier ist es ja auch sehr abgelegen, ich kann mir vorstellen, dass man sich da über jede Ablenkung freut.
Heute stehen Baumstammweitwurf und Steine von A nach B schleppen auf dem Plan. Beim Baummstammweitwurf machen Ifrundoch, Molagh, Rondrasil, Rowinja, Danjuk und natürlich Noumiza mit und Noumiza wirft den Stamm beachtlich weit, weiter noch als Ifrundoch, der selbst schon eine enorme Distanz erreicht hat.
Bei den Steinen jedoch tut Noumiza sich schwer, sie gleiten ihr immer wieder aus den Händen. Ich vermute, weil Holz schwimmt und Steine nicht, dass sie sich hier so schwer tut. Pjerow, Danjuk, Rondrasil, Rowinja und Molagh machen mit, können aber nicht neben Ifrundoch bestehen.
Da es langsam dunkel wird, verschieben wir den letzten, entscheidenden Wettkampf auf morgen und rasten in Wasserzelten, die uns Noumiza formt.
12. Travia 1019 BF
Heute kämpfen die Teilnehmer auf einem Baumstamm balancierend mit einem Knüppel gegeneinander. Wer gegen wen kämpft, wird per Los entschieden.
Die Kämpfe dauern den ganzen Tag lang an und im Finalkampf kann Ifrundoch den Sieg für sich erringen. Es war ein beeindruckendes Spektakel, für den entscheidenden Kampf hat Noumiza das Wasser leuchten lassen.
Ich habe mich schon lange nicht mehr so unbeschwert und frei gefühlt, zwei Tage lang mal an etwas anderes, schönes denken zu können, das ist Balsam für meine Seele und ich glaube, dass es den anderen ähnlich geht.
22. Travia 1019 BF
Heute sind wir wieder in Moorwacht angekommen und bereits auf der Heimreise ist mir aufgefallen, dass die Wunde Jaminkas ganz langsam zu heilen scheint. Ich musste zumindest gestern Nacht schon nicht mehr so viel Kraft aufbringen, wie noch vor den Spielen. Scheinbar hat Noumiza tatsächlich ihre Wunde heilen können, wenngleich es noch eine ganze Weile dauern wird, bis sie sich endgültig geschlossen hat.
03. Boron 1019 BF
Wie lange habe ich auf diesen Tag gewartet, auf den einzigen Tag im Jahr, an dem Golgarah ganz unbefangen sprechen kann. Und sie kam auch gleich in der Früh bereits zu mir und hat mir im Grunde genommen zuerst bestätigt, was Teborian in seinem Brief geschrieben hat.
Dass es sich um ketzerisches Wissen handelt, dass Nirraven ein Rabe Borons war, der gefallen ist. Sie hat mir aber auch gesagt, dass sie gründliche und vermutlich auch nicht ganz ungefährliche Nachforschungen angestellt hat. Sie hat mit dem Raben in Punin geschrieben, vielen anderen Boronis, sogar Ketzern aus Al’Anfa hat sie angeschrieben.
Demnach wäre es laut ihr tatsächlich möglich, dass Nirraven das Göttliche in ihm in einen Menschen, einen Boten gepflanzt haben könnte. Sie sagt auch, dass sie weitere Nachforschungen betrieben hat. Es gibt sieben Boten und bei sechs von ihnen hat sie eine mögliche Verbindung herausgefunden, laut derer auch etwas Göttliches in ihnen sein könnte oder einmal war.
Karmoth, der oberste Schlächter des Widersachers von Rondra soll laut verbotener Mythologie auch einmal im Gefolge der Leuin oder von Kor gewesen sein, da wären die Quellen sich uneins. Die unbarmherzige Ersäuferin war laut Rakorium Muntagonis bei den Echsen eine Gottheit, Nirraven gehörte zum Gefolge Borons und Golgarah hat Quellen gefunden, laut denen einst ein Wolfsrudel in den Diensten Firuns stand, ob sie damit die Himmelswölfe meint, von denen Danjuk immer spricht, deren Bilder wir gefunden haben? Einer dieser Wölfe soll gefallen sein.
Die Gegenspielerin von Tsa soll ebenfalls eine alte Echsengottheit sein, genauso wie Tsa selbst und auch der Herr über die verfluchten Elemente soll früher angebetet worden sein. Es bleibt einzig die Widersacherin Rahjas, zu der Golgarah trotz gründlicher Studien nichts gefunden hat, was auch nur im Ansatz einen göttlichen Ursprung erklären könnte. Es gibt lediglich eine Sage darüber, dass eine Dienerin der Herrin der schwarzfaulen Lust mit dem Namenlosen gebuhlt haben soll.
Das Ganze würde laut Golgarah sehr gut zusammen passen, auch, dass die Boten nach ihrer Vernichtung nicht in die Niederhöllen eingehen, sondern auf denjenigen, der sie tötet, überspringen. Zwischen 1010 und 1012 BF wurde offenbar ein Weg gefunden, dies zu umgehen, indem man sie mit beseelten Schwertern tötet, woraufhin der Fluch in die Schwerter einfährt.
Golgarah erzählt weiter, dass, wenn es stimmt, was sie herausgefunden hat, Kolkja vermutlich über alle drei Aspekte Borons verfügen müsste. Das Festhalten der Seelen, das Bringen der Träume und das Erwecken von Untoten. Ersteres und letzteres hat er ja bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt, nur bei den Träumen bin ich mir unsicher, da ich nicht sagen kann, ob er uns die Träume im Gebirge geschickt hat oder ob es das pervertierte Gebiet selbst war, in dem wir uns befanden.
Wie dem auch sei, ich denke, Rondrasil sollte bei dem Gespräch dabei sein und just, als ich dies gedacht habe, klopft es an der Tür und Kolkja steht mit ihm davor. Wir bitten Rondrasil hinein und Golgarah wiederholt, was sie mir soeben gesagt hat. Einzig bei Karmoth protestiert mein Mann heftig (etwas anderes hätte mich auch sehr verwundert).
Ich äußere in der Zwischenzeit noch meine Vermutung, dass das Göttliche bei Rahjas Widersacherin vielleicht davon kommt, dass der Namenlose ein Kind mit dessen Dienerin gezeugt haben könnte, was Golgarah für möglich hält.
Wir überlegen gemeinsam, auf wessen Seite Kolkja stehen könnte und Golgarah meint, dass er es vermutlich selbst nicht genau weiß. Sicher ist nur, dass wir ihn nicht umbringen dürfen, denn wer weiß, ob das Göttliche in ihm dann nicht gänzlich verschwindet.
Als ich dies äußere, starren sich Golgarah und Rondrasil eine ganze Weile in die Augen, bis Rondrasil sagt, dass er ihn nicht umbringen könnte, das wäre nicht ehrenhaft, denn wehrloser als Kolkja kann man gar nicht sein. Dies entlockt Golgarah ein Lächeln.
Die Tatsache, dass Kolkja sich ungehindert auf geweihtem Boden bewegen kann, sogar gerne Zeit auf dem Boronanger verbringt, weil es dort still sei, trägt auch nicht gerade zum besseren Verständnis bei.
Wir einigen uns darauf, dass wir wohl am besten einfach abwarten sollten, uns weiter vorbereiten sollten und hoffen müssen, dass Kolkja auf unserer Seite ist. Als ich dies gesagt habe und zum Fenster blicke, sehe ich dort Krox sitzen. Ich bin mir sicher, dass er unser Gespräch mitgehört hat und da ich mir nicht sicher bin, ob und was er Kolkja darüber erzählt, beschließe ich, selbst umgehend mit ihm zu sprechen.
Ich erkläre ihm möglichst kindgerecht, dass wir Informationen über ihn eingeholt haben, weil wir wissen wollten, mit wem wir es zu tun haben und ob von ihm eine Gefahr ausgeht. Ich erkläre ihm weiter, dass er keine Angst vor uns haben braucht und dass wir ihm nichts Böses wollen und als ich frage, ob er mich verstanden hat, nickt er eifrig und antwortet auf einmal „Ich habe verstanden, Mama!“
Als ich ihm erkläre, dass ich nicht seine Mama bin, nickt er erneut, nennt mich aber weiterhin so. Nun gut, vielleicht fühlt er sich so ja ein wenig sicherer.
05. Boron 1019 BF
Mir fällt auf, dass Kolkja zu Rondrasil Papa sagt und dass Rondrasil das sichtlich unangenehm ist. Er sagt mir, dass er ihm auch schon gesagt habe, dass er nicht sein Papa sei, was dieser auch bestätigt habe, ihn jedoch immer noch mit Papa ansprechen würde. Ich fürchte, das werden wir so einfach nicht aus seinem Kopf bekommen. Bleibt zu hoffen, dass ich eine Antwort von Jassula erhalte. Vielleicht hilft uns das ja weiter.
01. Hesinde 1019 BF
Die anderen halten mich bestimmt noch für verrückt, wenn sie sehen, wie viel Schnee ich gerade in Peraines Heimstatt schleppe. Aber wenn mich jemand fragt, was ich da mache, kann ich mich immerhin erklären. Ich brauche den Schnee als Zutat für die Astraltränke, die ich nächsten Monat brauen möchte. Hoffentlich gelingen sie mir, vor neuen Rezepten habe ich immer einen großen Respekt.
Wie dem auch sei, der Schnee muss eine Weile reichen, ich sollte noch ein paar Fässer von Pjerow holen und sie mit Schnee füllen.
30. Hesinde 1019 BF
Ich habe jetzt 61 Heiltränke von guter bis sehr guter Qualität in Peraines Heimstatt gelagert, in etwa so viele habe ich Tsadan und Tsacharan gegeben und auch acht Astraltränke sind mir, denke ich, ganz gut gelungen. Bei einem, meinem ersten, habe ich sogar ein ganz besonders gutes Gefühl. Ich glaube, ich brauche im Tsa erstmal nicht weiter brauen, diese Zeit sollte ich in den neuen Zauber investieren.
02. Tsa 1019 BF
Ich habe gerade die Therapiesitzung mit Tiana beendet, als mir ein Brief übergeben wird, der aus Riva stammt. Der Absender ist ein gewisser Adeptus Major Bosper von Weissstein-Rabenmund, wer das wohl sein könnte?
Nachdem ich den Brief gelesen habe, weiß ich nun vermutlich so genau über Kolkja Bescheid, wie es nur möglich ist. Bosper ist der Ehemann von Jassula Zwirnlein, die mittlerweile Perainella heißt, eine Spätweihe zur Perainegeweihten gemacht hat.
Er schreibt, dass sie selbst gerade verhindert sei und dass er mir an ihrer statt geantwortet hat. Jedoch ist aus dem Brief auch klar herauszulesen, dass er froh ist, dass mein Brief nicht seine Frau erreicht hat, denn er bittet mich, den beiden zukünftig keine weiteren Briefe zukommen zu lassen und sendet mir sein Mitgefühl und Bedauern ob der Bürde, die wir jetzt mit Kolkja zu tragen hätten.
Letztlich bestätigt mir Bosper die Erzählungen von Kollerov, Kantalla und Brack, setzt alles nur in einen etwas geordneteren zeitlichen Rahmen. Auch hat er Erkundigungen über die Boten eingezogen, es sind auch laut ihm derer sieben.
- 1. Bote: Xarfaana – Beseelt vom Widersacher Rondras -> wurde mit einem beseelten Schwert getötet, welches in Donnerbach aufbewahrt wird.
- 2. Bote: ??? – Beseelt von der unbarmherzigen Ersäuferin -> gefangen in der beseelten Klinge Yamesh’Aquam, welche vor kurzem aus dem Efferdtempel zu Havena gestohlen wurde
- 3. Bote: Kolkja – Beseelt von der Macht der Herrin der Untoten
- 4. Bote: Kantalla, die Tochter von Larka, Königen der Silberwölfe – Aufenthaltsort unbekannt (nun, wir wissen, dass der Fluch in ein beseeltes Schwert überging, welches Doram bei der Rettung Rondrasils verloren hat und welches jetzt in den Händen des Feindes sein soll)
- 5. Bote: Marjia – Beseelt von der Herrin des wimmelnden Chaos, gefangen in einem Richtschwert, welches im Tsatempel zu Gareth aufbewahrt wird
- 6. Bote: ??? – Bosper tippt auf den Widersacher von Ingerimm, das würde mit den Erkundigungen von Golgarah überein stimmen
- 7. Bote: Reshemin, Dämonenbalg – laut Bosper soll es im Gegensatz zu anderen Dämonenbälgern der Herrin der schwarzfaulen Lust durchaus dazu in der Lage sein, eigene Ambitionen zu haben und dazu imstande sein, andere Dämonen aus dieser Domäne zu befehligen, was sie von einem gewöhnlichen Muwalaraan unterscheidet, da diese nur dienen. (Ob das vielleicht jener Laraan in Norburg sein könnte?)
Wie schon zuvor bei sämtlichen Informationen über Kolkja hole ich Golgarah und Rondrasil und gebe beiden den Brief zu lesen. Während sich die Gesichtszüge Rondrasils mehr und mehr verfinstern, fängt Golgarah mit jeder Zeile, die sie liest, mehr an zu lächeln.
Letztlich merkt Rondrasil an, dass wir, bevor wir nach Norburg aufbrechen, die anderen über alles informieren sollten, was wir in Erfahrung gebracht haben. Sie haben ein Recht darauf und dem stimme ich zu, schließlich leben auch sie mit Kolkja zusammen und es dürfte von enormer Wichtigkeit sein, dass jeder weiß, dass er Kolkja nichts antun darf, wer weiß, ob Hecker nicht immer noch seine Drohung uns gegenüber im Kopf hat.