Tagebuch von Isidra Kowaljewa
Diarium der adepta minora Isidra Kowaljewa (30. Travia 1020 BF)

30. Travia 1020 BF

Langsam geht die Sonne auf, es wird hell. Das Heer von Uriel macht sich zum Aufbruch bereit, marschiert ab.

Da wir nichts weiter tun können als hier abzuwarten, beschließen wir, zu überlegen, ob es nicht doch eine geringe Möglichkeit auf Rettung gibt. Während wir diskutieren, fällt mir auf, dass die schneeweiße Kleidung von Danjuk ein paar schwarze und rote Flecken bekommen hat, jedoch ist es kein Blut oder Dreck, wie er mir versichert. Auch er scheint nicht zu wissen, warum dies passiert.

Wir diskutieren lange. Ein Vorschlag von Brin lautet doch tatsächlich, dass er, der er nicht einmal einen Heiltrank von mir annehmen will, weil es Rondras Wille sei, dass er eine tiefe Delle im Schädel habe, gemeinsam mit Rondrasil die Untoten ablenken wolle, damit wir anderen fliehen können.

Dies lehne ich entschieden ab. Die beiden mögen noch so gute Kämpfer sein, aber gegen diese Überzahl an Untoten haben sie keine Chance. Einmal ganz davon abgesehen, dass ich meinem Mann nicht das Leben rette nur um danach tatenlos zuzusehen, wie er es wegwirft.

Es muss eine andere Möglichkeit geben. Mein Schutz vor Untoten! Ich erkläre allen, dass ich mit meinem Stab, besser mit meiner Kugel einen Schutz vor Untoten wirken kann, der in einem begrenzten Radius keine dieser Kreaturen durch lässt.

Wir beschließen, dass wir uns zur Burg durchkämpfen wollen, die Mauer dort scheint noch einigermaßen intakt zu sein. Außerdem müssen wir nachsehen, ob es außer uns noch weitere Überlebende gibt.

Da wir nicht alle auf einmal gehen können, ich kräftige Kämpfer brauche, die mir den Weg bahnen, alleine würde ich von der schieren Kraft der Untoten einfach nur durch die Gegend geschoben werden, beschließen wir, dass wir in drei Runden gehen werden.

Mittlerweile ist es Mittag und von Uriels Heer ist nichts mehr zu sehen. Aahren und Thindal sitzen beide immer noch sehr bleich da, Aahren murmelt immer wieder, dass er die Leiche Ilonens nicht alleine lassen wird, weshalb wir beschließen, zuerst ohne die beiden zu gehen.

Rondrasil, Brin, Kantalla, Woltan, Danjuk, Ifrundoch, Molagh und ich gehen gemeinsam mit einem Moorwachter und einem Bjaldorner als Erstes.

Kaum habe ich den Zauber aktiviert und wir treten vor die Wand, überkommt Ifrundoch wieder diese lähmende Panik, auch Molagh steht starr vor Schreck da. Ob es an der schieren Überzahl der Untoten liegt oder daran, dass ausgerechnet Rowinja gerade nach Ifrundoch greifen will, ich weiß es nicht. Ich bin aber froh, dass mein Zauber in der Kugel steckt, ich so die Gelegenheit habe, erneut einen Ängste lindern auf Ifrundoch und Molagh zu wirken.

Ich weiß nicht, ob ich unter Stress besonders gut funktioniere oder ob ich einfach nur Glück hatte, aber dieses Mal gelingt mir dieser Zauber ausnehmend gut.

Wir bahnen uns unseren Weg. Während vorne von den Kämpfern die Untoten in Stücke gehackt werden, schieben von hinten andere nach und dennoch brauchen wir gut drei Stunden um dieses kurze Stück Weg bis zum Eingang, der zum Burghügel führt, zurückzulegen.

Der Anblick der zerhackten Leichen, deren Einzelteile immer noch nach uns greifen, ist nichts für schwache Nerven und mittendrin bekommen die beiden Zivilisten Panik. Einzig Danjuks und Ifrundochs schnellem Eingreifen ist es zu verdanken, dass sie nicht aus der Schutzkuppel flüchten.

Ich selbst muss mich sehr konzentrieren, der Zauber ist kraftintensiv und ich darf den Stab unter keinen Umständen los lassen, werde von den anstürmenden Untoten an die Wand gedrückt. Erst als es nicht weiter geht, wage ich einen kurzen Blick um mich herum. Das Tor zum Burghügel ist zu!

Aus dem Augenwinkel, mit dem Rücken zur Wand stehend, sehe ich, wie Danjuk behände über die Mauer klettert und nach einiger Zeit öffnet er das Tor, ich werde förmlich durchgeschoben, bevor die anderen es hinter uns wieder schließen können.

Auf meine Frage, ob es hier jetzt sicher sei, auch hier liegen die Einzelteile von bestimmt dreißig Leichen herum, bekomme ich eine bejahende Antwort und ich kann den Zauber vorerst beenden.

Nachdem das Tor hinter uns geschlossen worden ist, vernehme ich nur anfangs das kratzen und stöhnen, es wird jedoch mit einem Mal schwächer, hört dann ganz auf. Vermutlich haben die restlichen Untoten sich wieder auf den Weg zum Firuntempel gemacht, dort sieht man ja immer noch die anderen von uns.

Ich muss mich ganz kurz ausruhen, aber wir haben zu wenig Zeit, müssen unbedingt schnellstmöglich die anderen holen, bevor das letzte Blütenblatt fällt. Ich trinke einen Astraltrank und mache mich dazu bereit, wieder aufzubrechen. Mittlerweile dürfte es etwa acht Uhr abends sein.

Als wir das Tor öffnen, die Untoten sind tatsächlich alle wieder um den Tempel herum, sehe ich in der Ferne einen magisch leuchtenden Punkt, der immer größer wird, sich als eine Kutsche entpuppt. Die Räder und das Dach der Kutsche brennen, auf dem Kutschbock sitzen ein junger Mann und ein Skelett.

Mitten unter den Untoten hält die Kutsche kurz, es springen drei Menschen heraus, die sich auf die Untoten stürzen, auf sie draufhauen und sie in Stücke zerhacken. Derweil kommt die Kutsche auf uns zu und bei dem Anblick der brennenden Kutsche bekommt Danjuk Panik und schließt das Tor hinter uns.

Der Kutscher teilt uns in der Zwischenzeit mit, dass Algunde uns sprechen will. Genauer gesagt Danjuk, Ifrundoch und mich, aber nur Rondrasil und ich stehen noch vor dem Tor, auch Ifrundoch hat sich zurückgezogen, etwas von Geisterkutsche gemurmelt.

Uns bleibt keine Zeit, ein paar der Untoten sind unserer bereits ansichtig geworden und wanken schon wieder in unsere Richtung, weshalb ich Rondrasil fragend ansehe. Mit einem nicken möchte er in die Kutsche steigen, kommt jedoch nicht rein. Der Kutscher teilt uns mit, dass Algunde vorerst nur mit den von ihr genannten Personen sprechen will und als ich mich weigere, alleine einzusteigen, schiebt Rondrasil mich mit den Worten, dass er hinter dem Tor auf mich warten würde, einfach hinein.

Drinnen sitzt Algunde, sie trägt, so weit ich das erkennen kann, denn in die Augen will ich ihr nicht aus Versehen sehen, einen Trauerschleier. Auf ihrer Haut erkenne ich schwarze Schriftzeichen und sie weist mich an aus dem Fenster zu sehen. Ich erkenne, dass die Zeit hier drinnen scheinbar schneller zu laufen scheint, draußen sind sämtliche Bewegungen zäh, verlangsamt.

Algunde sagt, dass ich die anderen, namentlich Danjuk und Ifrundoch holen soll, sie wolle mit uns reden, uns ein Angebot unterbreiten, weshalb ich die Kutsche wieder verlasse, versuche, die beiden zu überreden. Es gelingt mir jedoch nur bei Ifrundoch und das auch nur mit der Hilfe von Rondrasil, der ihm glaubhaft beteuert, dass sich die Kutsche ganz real angefühlt habe, als er sie berührt hat.

Mit Ifrundoch zusammen steige ich erneut in die Kutsche und Algunde unterbreitet uns ihr Angebot. Sie sagt, dass uns diese Kutsche überall hinbringen könne, wo wir wollen, dies gehe jedoch nur in der Nacht, weshalb sie jetzt erst gekommen sei. Sie erzählt, dass sie dafür im Gegenzug zwei Gefallen von uns haben wolle.

Uriels Armee trifft sich mit den anderen Heeren in Notmark, zieht von dort weiter nach Vallusa, um sich dort dem Heer Borbarads anzuschließen. Der dritte Bote, Kolkja, soll dort an Nirraven, der in einem menschlichen Körper steckt, übergeben werden.

Der erste Gefallen, den wir Algunde erweisen sollen ist jener, dass wir um jeden Preis verhindern müssen, dass Kolkja in die Hände Nirravens fällt, er um jeden Preis am Leben bleiben muss. Der zweite Gefallen hat etwas mit Krox zu tun.

Sie drückt Ifrundoch einen Ring in die Hand, den wir an dessem Bein befestigen sollen. Auf meine Nachfrage, was dieser Ring täte, antwortet sie mir, dass sie ihm damit seine Erinnerungen wiedergeben wolle.

Weiter erzählt Algunde, dass in zwei Stunden fünfzig Shakagra hier auftauchen werden, dass auch sie uns ein Angebot unterbreiten werden, dass ihr Preis jedoch höher als der ihre sei.

Auch erzählt sie, dass Pjerow überlebt habe und dass es nur acht Plätze in der Kutsche gibt. Als ich frage, ob wir uns nicht zusammenquetschen könnten, erwidert sie, dass sie bereits berücksichtigt habe, dass ich auf dem Schoß Rondrasils und Danjuk auf dem Kantallas sitzen werde und dass die Kutsche mit mehr als acht Personen nicht fahren würde.

Als ich frage, ob sie die anderen erst einmal aus dem Tempel holen könne, erwidert sie, dass dafür ihre Kraft nicht ausreiche, dass die anderen im Tempel, Aahren und Thindal sowie die zwanzig Bjaldorner, sowieso bereits tot seien, es keine Hoffnung für sie gäbe.

Diese Worte sind ein Schock für mich, ich merke kaum, wie Ifrundoch mich aus der Kutsche hinaus bugsiert, wie wir zurück zu den anderen gehen. Wir sind zehn Leute, wer soll hier bleiben? Und was ist mit den anderen. Mir laufen die Tränen übers Gesicht, mein Blick wird immer undeutlicher, während Ifrundoch den anderen mitteilt, was wir soeben erfahren haben.

Brin sagt, dass er hierbleiben werde, dass er versuchen werde, die anderen doch noch zu retten und weist Rondrasil an, nach der Schlacht zum Schwert der Schwerter zu reiten, ihm eine Botschaft zu überbringen. Immer noch stumm weinend frage ich Brin, ob er wenigstens jetzt einen Heiltrank trinken könne, was dieser dann auch dankend annimmt.

Mein Blick fällt auf die beiden Zivilisten. Durch Brins Opfer kann einer von beiden mitkommen, aber nur einer und noch bevor ich etwas sagen kann, wird entschieden, dass wir den Moorwachter mitnehmen werden. Der Mann aus Bjaldorn muss alleine versuchen, sein Leben zu retten.

Habe ich wirklich nichts gesagt? Oder habe vielleicht sogar ich diese alles entscheidende Aussage getroffen? Ich weiß es nicht mehr. Ich kann mich nur noch an den Schmerz erinnern, den ich gespürt habe. An die Wut, die Trauer, die unsägliche Trauer. Bruder Aahren, Thindal! Ich will zurück zum Tempel rennen, doch Rondrasil hält mich fest.

Er wiegt mich in seinen starken Armen auf seinem Schoß, ich sitze in der Kutsche, weiß gar nicht mehr, wie ich überhaupt hinein gekommen bin. Ich fühle mich so kraftlos, so machtlos, ich könnte schreien, weinen und dennoch dringt kein Ton über meine Lippen. Ich fühle mich wie gelähmt.

Draußen vor dem Fenster sehen wir die Landschaft in Windeseile vorbeiziehen. Wir sehen das Heer Uriels, wie es Rast macht, aber werden nicht bemerkt. Zwischendrin wird es hell, dann wieder dunkel. Meine Tränen sind mittlerweile versiegt, ich fühle mich so leer.

01. Boron 10120 BF

Um die zehnte Abendstunde sitzen wir mit einem Mal auf dem Boden, die Kutsche ist verschwunden, dafür stehen vor mir ein junger und ein alter Magier. Als ich mich umblicke erkenne ich, dass wir ganz in der Nähe von Moorwacht sein müssen. Ich versuche erneut mit den beiden Männern zu verhandeln, frage, ob sie nicht vielleicht doch unseren Freunden helfen könnten, drücke ihnen sogar einen meiner Astraltränke in die Hand, doch die beiden sagen mir lediglich, dass es dafür bereits zu spät sei.

Meine Ohren klingeln, es rauscht nur noch, als ich dies erfahre. Die beiden verwandeln sich zurück in die Kutsche und fahren los, wir anderen begeben uns auf den Heimweg, erreichen um die elfte Stunde abends das Osttor von Moorwacht, wo wir umgehend eingelassen werden.

Ich sehe, wie Menschen in Rüstungen gesteckt werden, wie Moorwacht sich auf einen Krieg vorbereitet. Danjuk und Kantalla verabschieden sich, wollen zur Höhle gehen, Woltan geht in Richtung der Taverne Sumpfloch, der Moorwachter eilt zu seinem Heim und nachdem Ifrundoch erklärt hat, dass er Tsadan über unsere Ankunft, unsere Niederlage in Kenntnis setzen will, beschließen Rondrasil und ich, dass es an der Zeit ist, Peraines Heimstatt aufzusuchen.

Ich will mich nur noch hinlegen, die Decke über den Kopf ziehen, die Welt um mich herum ausblenden. Während ich Danjuk und Kantalla nachblicke, fällt mir auf, dass sein Gewand mittlerweile komplett schwarz geworden ist, mit einem roten stilisierten Schwan auf der Brust.

In Peraines Heimstatt bemühen wir uns, so leise wie möglich zu sein, jedoch stolpere ich bereits in der Eingangshalle lautstark über einen Kessel, der mit allerlei Krimskram angefüllt dort steht. Nach dem lauten scheppern höre ich von oben die Rufe, dass Einbrecher im Haus sind und, ich wusste doch, dass mir die Stimme bekannt vorkommt, sehe Rajan die Treppe hinunterstolpern.

Als er Rondrasil und mich sieht, will er uns in die Arme springen, landet jedoch genau vor unseren Füßen auf dem Boden. Auf meine Frage, was er hier mache, antwortet er mir, dass er zusammen mit sechs anderen Scholaren schon ein paar Wochen hier sei, dass die Akademie sie geschickt habe.

Meine Schüler!

Rajan erzählt mir, dass sie allesamt auf dem Dachboden, in meinem ehemaligen Arbeitszimmer, wohnen würden, dass Tanile sie in der Alchimie unterrichtet habe, sie jetzt wüssten, was man nicht mischen dürfe.

Einer dunklen Vorahnung folgend gehe ich umgehend in mein Labor, aber das Horn von Funkenhuf ist immer noch sicher weggeschlossen und einzig meine Vorräte sind um etwa die Hälfte geschrumpft. Dafür stehen jetzt einige Heiltränke in den Regalen, manche bereits analysiert, andere noch nicht.

Als ich Rajan, der mir nachgekommen ist, frage, warum sie nicht in der Kate, die Tsadan für die Schüler bauen ließ, wohnen, antwortet er mir, dass Tanile sich so sicherer fühlen würde. Nachdem ich Rajan ins Bett geschickt habe, will ich kurz nach Rik sehen und betrete daher leise sein Zimmer.

Er ist wach, nimmt mich aber nicht wahr. Über seinem Kopf schweben winzige Flämmchen, die er gebannt ansieht. Leise schließe ich die Tür wieder und, wenn ich eh schon hier bin, beschließe, zu gucken, ob Tanile noch wach ist.

Auf  mein leises klopfen höre ich, wie sie mich herein bittet, in der Annahme, dass ich Rajan sei, als sie meiner jedoch ansichtig wird, empfängt sie mich äußerst herzlich. Sie hat diverse Bücher über Alchimie aufgeschlagen, meinte, dass sie sich für den Unterricht vorbereitet habe, denn in der Heilzauberei seien die Scholaren bereits besser als sie, weshalb sie ihnen die Alchimie beibringen wollte.

Tagsüber lässt sie die Scholaren Holz hacken für Rik und abends übt sie mit ihnen Tränke brauen. Ich erkläre ihr, dass ich das in Zukunft für sie übernehmen werde, da ich darin dann doch etwas geübter bin, was sie dankbar annimmt.

Tanile erzählt mir, dass Pjerow, gemeinsam mit Hecker, Thulvje und elf seiner Söldner gestern bereits in Moorwacht angekommen sei, spricht dabei von einer Vorhut, die sie wären und sieht mich erwartungsvoll an. Ich bringe es jedoch nicht übers Herz, ihr jetzt noch von unserer Niederlage in Bjaldorn zu berichten, weshalb ich sie vertrösten will. Ein klopfen an die Tür von Peraines Heimstatt nimmt mir dies jedoch ab.

Draußen steht ein Bote von Tsadan, der uns, Rondrasil und mich, für die achte Morgenstunde zum Gespräch bittet.

Erschöpft krieche ich endlich zu Rondrasil ins Bett, rolle mich ganz klein zusammen und versuche zu schlafen, doch die Bilder von der Schlacht halten mich noch lange wach.

02. Boron 10120 BF

Der Geruch von einem frisch gebackenen Apfelkuchen weckt mich und als ich die Augen aufschlage, sehe ich, wie Mutter gerade versucht, sich leise wieder aus dem Zimmer zu stehlen. Sie hat uns frisches Brot und den Kuchen gebacken und uns das Frühstück ans Bett gebracht.

Als sie bemerkt, dass ich wach bin, dreht sie sich um und ich stehe auf, schmiege mich in ihre Arme. Sie dankt mir und Rondrasil, der mittlerweile auch aufgewacht ist, dafür, dass wir, wieder spricht sie von der Vorhut, jetzt wieder hier sind und dass wir uns stärken sollen.

Noch bevor ich sie über ihren Irrtum aufklären kann, ist sie auch schon aus dem Zimmer verschwunden und ratlos setze ich mich an die Bettkante, überlege, wie wir jetzt vorgehen sollen.

Mit den Worten, dass wir noch jede Menge Zeit bis acht Uhr hätten, zieht mich Rondrasil zurück ins Bett, bedeckt mein Gesicht mit zärtlichen Küssen.

Etwas gehetzt und unterwegs beide ein Stück Kuchen in der Hand haltend eilen Rondrasil und ich zur Burg. Wir haben doch glatt die Zeit vergessen und verspäten uns beinahe schon etwas. Ehrlicherweise sollte ich jedoch gestehen, dass ich am liebsten gar nicht mehr aufgestanden wäre, den Rest meines Lebens mit Rondrasil im Bett verbringen könnte. Die Welt um mich herum ausblenden, nur seine Anwesenheit, seine Nähe, Zärtlichkeit und Liebe.

Wir kommen gerade noch pünktlich um acht Uhr, sind aber, den Göttern sei Dank, nicht die letzten. Danjuk und Kantalla kommen noch später, der Bote hat ihnen nur den Brief da gelassen, den beide nicht lesen konnten, nachdem sie, wie Kantalla es ausdrückt, an einem neuen Rudel gearbeitet hätten. (Scheinbar hatten die beiden die gleiche Idee wie Rondrasil und ich – oh ihr Götter, ich habe keinen Rahjaliebtee getrunken nach heute Morgen!)

Tsadan sieht fürchterlich aus, seine Augen sind rot geschwollen (ich werde vermutlich nicht viel besser aussehen, habe ich doch ebenso viel geweint), aber wen wundert es. Er hat seine Verlobte, seine Liebe verloren.

Mit erschreckend nüchtern, zorniger Stimme trägt er mir auf, dass ich mich um Fjadir kümmern solle, den Sohn von Trautmann, denn dieser habe Pjerow der Desertation und des Mordes an seiner Schwester Levinja bezichtigt. Er trägt mir auf, dass ich ihm ins Gewissen reden solle, denn wir könnten jetzt keinen Zwist in unseren eigenen Reihen gebrauchen, schließlich sei der Feind laut Pjerow nur wenige Stunden hinter uns.

Pjerow! Ich kann nicht an mich halten und umarme ihn freudig, frage, wie er es lebend aus Bjaldorn geschafft hat und er erzählt mir, dass er mit Thulvje, Hecker, Trandjeff und einigen Söldnern sowie ein paar Zivilisten von der Burg aus fliehen konnte.

Er erzählt, dass sie dort einen mächtigen Gegner besiegen konnten, seiner Beschreibung nach muss es einer dieser Wächter sein, die wir im Rahmen von Neersand schon kennengelernt, besser gesagt, nicht kennengelernt haben.

Jedoch erzählt Pjerow weiter, dass sie verfolgt worden sind, dass sie unermüdlich laufen mussten und dass Trandjeff dann eine Pause verlangt habe, die Pjerow nicht geben konnte, dass er ihn deswegen mit den Zivilisten zusammen zurückgelassen habe und kurz darauf ein fürchterliches jaulen und heulen vernommen habe.

Kurz darauf seien sie von diversen Schneelaurern und einem Pershirash angegriffen worden, einer seiner Söldner habe sogar ein Auge verloren.

Tsadan wirft ein, dass dies der Zeitpunkt sei, laut dem Pjerow angewiesen haben soll, dass den Zivilisten die Fußsehnen durchschnitten werden sollten, damit sie unbehelligt fliehen könnten und dass dies laut Fjadir Trandjeff zu ihm gesagt haben soll.

Jedoch sagt Tsadan weiter, dass Trandjeff nicht mehr auffindbar sei. Er habe eigentlich Stubenarrest in der Burg gehabt, sei aber laut Pjerow gestern Abend im Sumpfloch gewesen und wäre jetzt nicht mehr dort.

Darum würden wir uns jedoch später kümmern, fährt Tsadan fort, denn jetzt wolle er um jeden Preis verhindern, dass Moorwacht fällt. Auch wenn die Bürger momentan noch denken, dass wir nur die Vorhut wären, so wolle er diesen Irrtum aufklären. Nachdem Ifrundoch erzählt hat, wie es uns gelungen ist, zu entkommen, dabei laufen mir schon wieder die Tränen über mein Gesicht, erzählt Tsadan weiter, dass er ein Kopfgeld auf die Köpfe von Mengbillar, Gerbald und Uriel auslobt.

Mengbillar soll 200 Batzen lebendig oder 100 Batzen tot bringen, Gerbald 300 Batzen lebend, 150 Batzen tot und für Uriel ist er sogar bereit 1000 Batzen zu zahlen, wenn wir ihn lebend bringen, 500 Batzen tot.

Noch während diese Worte nachhallen, fährt er fort, dass Ifrundoch die Moorwächter anführen soll, Pjerow seine Söldner und schlägt tatsächlich vor, dass er ein paar Freiwillige suchen wolle, die sich in der Garnison verschanzen sollen, um diese dann anzuzünden, wenn der Feind nahe genug ist.

Diejenigen, die sich freiwillig melden würden, deren Familien würde er mit Leibrenten belohnen. Auch Rik soll uns helfen und Tsadan weist mich an, dass ich sowohl mit ihm als auch mit Funkenhuf reden solle, ob und wie sie uns helfen können.

Tanile soll in der Burg sein, wenn der Angriff erfolgt, die Scholaren sollen ein Lazarett im Sumpfloch errichten und ich soll in der Taverne bleiben. Als ich frage, ob die Kinder und Alten in die Burg können, antwortet Tsadan verbittert, dass der Platz nur für die Kämpfer vorgesehen wäre, weshalb ich Tsacharan, der ebenfalls anwesend aber sehr schweigsam ist, bitte, ob er die Zivilisten in seinem Tempel unterbringen könne, was er sofort bejaht.

Rondrasil ergreift kurz darauf das Wort und teilt auch den anderen mit, was ich bereits weiß. Dass er nach der Schlacht gehen muss, dass er dem Schwert der Schwerter Bericht erstatten muss und, das wusste ich noch nicht, dass ich ihn dabei nicht begleiten könne. Es schmerzt, dies hören zu müssen.

Golgarah (ihr bin ich vorhin auch um den Hals gefallen) erbittet sich Schutz für den Boronanger, da sie aufgrund ihrer Visionen befürchtet, dass auch dorthin Feinde kommen werden. Sie gibt zu bedenken, dass es sich für diejenigen, die sie beschützen werden, vermutlich um eine Einwegmission handele, jedoch sprechen wir alle uns dennoch dafür aus, dass wir sie nicht alleine dort lassen können. Der Boronanger ist unser einziger Schutz vor dem Totenmoor, wir müssen verhindern, dass er fällt.

Ifrundoch will einen Ausfall in Richtung Süden vornehmen, während Kantalla und Danjuk Golgarah helfen wollen, weshalb Danjuk, der noch den ersten Schneesturm im Gedächtnis hat, Krox bittet, ob er Bescheid geben könne, wenn der Angriff startet, was dieser damit beantwortet, dass er auf Golgarahs Schulter flattert.

Nachdem die grobe Vorgehensweise steht, gehe ich in den Wald zu Funkenhuf. Ich kann es mir, trotz der widrigen Umstände nicht verkneifen, ihn zu fragen, ob es hier im Wald Schrate gibt, was er jedoch verneint. In Anbetracht dessen, was mit den Schraten in Bjaldorn geschehen ist, weiß ich nicht, ob ich mich darüber freuen oder traurig sein soll.

Er sagt mir seine Hilfe in der bevorstehenden Schlacht zu, gibt mir zu verstehen, dass ich ihm Bescheid geben soll, indem ich ein Lied singe. Meine Sangeskünste sind nicht sonderlich gut, weshalb ich ihn frage, ob ich auch auf meiner Flöte spielen könne und er bejaht. Ich warne ihn vor, dass das Lied nicht zwingend schön ist, wie er es sich wünscht und er antwortet, dass ich es lediglich mit viel Herzblut spielen solle.

Ich befestige daraufhin umgehend meine Flöte so am Gürtel, dass ich jederzeit rankomme.

Danach gehe ich zu Rik und seine erste Frage ist, wie es Kolkja geht. Zumindest meine ich das verstanden zu haben und ich erkläre ihm daher, dass die bösen Männer, wie ich Uriels Männer nenne, ihn mitgenommen haben und frage ihn, ob er uns helfen kann, uns zu beschützen, denn es würden ein paar dieser Männer nach Moorwacht kommen und versuchen, auch uns wehzutun.

Er gibt mir zu verstehen, dass er uns helfen will und willigt sogar ein, als ich ihn bitte, dafür mit mir ins Waisenhaus zu kommen, denn das liegt etwas zentraler als Peraines Heimstatt. Ein großes Zugeständnis, wenn man bedenkt, dass draußen der Schnee mehrere Finger hoch liegt.

Im Anschluss gehe ich zu Fjadir, der von Tsadan mittlerweile im Keller eingekerkert worden ist. Den Göttern sei Dank ist es wenigstens eine andere Zelle als die, in der ich beim letzten Mal, als ich hier war, mit Sevkegen gesprochen habe. Ich bin zwar nicht abergläubisch, aber dennoch verknüpfe ich keine guten Erinnerungen damit.

Fjadir erzählt mir, dass er von seinem Vater, als der Angriff losging, losgeschickt worden sei, zusammen mit zwanzig Reitern, um Tsadan eine Botschaft zu überbringen und dass er als Einziger überlebt habe.

Direkt nachdem er Tsadan die Botschaft überreicht habe, habe dieser ihn festsetzen lassen, ihm Stubenarrest gegeben und er wisse nicht, weshalb. Gestern dann sei Trandjeff zu ihm gekommen und habe ihm erzählt, dass Pjerow seine Schwester umbringen habe lassen.

Als ich frage, warum er Trandjeff dies glaube, erzählt er mir, dass er die ganze Zeit über ein Informant seines Vaters gewesen sei, dass er sonst damals nie so leicht von uns hätte befreit werden können. Ich spreche lange mit ihm, versichere ihm, dass Pjerow niemals dazu in der Lage wäre, solch eine grausame Tat zu befehlen und frage Fjadir, ob er in Betracht gezogen habe, dass Trandjeff, der ja zurückgeblieben sei, vielleicht korrumpiert worden sein könnte.

Fjadir wird nachdenklich und verspricht mir, wenn ich ein gutes Wort bei Tsadan einlege, dass er eine faire Verhandlung abwarten wolle, ja er schwört es sogar bei Firun. Bei diesem Gespräch erfahre ich auch, dass Hecker sich als Pjerow ausgegeben hat, als Fjadir diesen festsetzen lassen wollte. So grausam er sein mag, eins muss man ihm lassen, er ist loyal.

Ich teile Tsadan meine Erkenntnisse mit und gemeinsam mit Pjerow beschließt er, dass man Fjadir, insbesondere nach dem Schwur auf Firun, Bjaldorn war schon immer sehr firungläubig, trauen könne. Wir sind in der bevorstehenden Schlacht auf jeden einzelnen Mann angewiesen und dankbar darüber, dass Fjadir an unserer Seite kämpfen wird.

Als ich die beiden, Tsadan und Fjadir, nebeneinander stehen sehe, fällt mir auf, dass, obwohl beide in etwa gleich alt sind, sie doch unterschiedlicher nicht sein könnten. Während Tsadan immer noch eher schmächtig wirkt, obwohl er mittlerweile viel und regelmäßig trainiert hat, ist Fjadir kräftig gebaut, hat breite Schultern und weiß sie zu bewegen. Aber kein Wunder, er wurde auch nicht von Wahnfried von Ask aufgezogen, gebrochen.

03. Boron 1020 BF

Ich habe schlecht geschlafen, sehr schlecht, dementsprechend früh bin ich auch wieder aufgewacht. Auch Rondrasil wirkt nicht so, als hätte er einen erholsamen Schlaf gehabt. Auch wenn wir immer noch nicht wieder Albträume gehabt haben. Wie auch, nachdem Kolkja nicht da ist.

Als ich aus dem Fenster blicke, sehe ich, dass ein Schneesturm begonnen hat, die Schlacht kann also nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.

Gegen drei Uhr nachmittags verdunkelt sich der Himmel. Pjerow, der eigentlich in der Garnison bereits eine erste Salve abschießen wollte, aber aufgrund des Sturms zurück nach Moorwacht gekommen ist, steht auf der Palisade.

Ich bin mit Rik im Waisenhaus und versuche, Rondrasil nicht aus den Augen zu lassen, der in vorderster Front direkt hinter dem Osttor steht. Ich kann einige Unruhe erkennen, sehen, dass Pjerow mit jemandem zu reden scheint, kurz darauf wird das Tor geöffnet und ein Zettel rein geholt, den Tsadan kurz liest und dann weiter reicht.

Wie ich erfahre, war Larjan am Tor, hat die Kapitulationsbedingungen von Gerbald vorbei gebracht. Er soll gesagt haben, dass Gerbald, sollten wir nicht kapitulieren, ganz Moorwacht töten und neu erheben würde. Larjan würde in einer Stunde wieder kommen um unsere Antwort abzuholen.

Er lässt jedoch länger auf sich warten, erst gegen halb neun Uhr abends bricht das Chaos los.

Ich konnte erkennen, wie Pjerow auf jemanden oder etwas hinter dem Tor mit seiner Armbrust geschossen hat und wie kurz darauf das Osttor zerstört worden ist.  Mit Schrecken habe ich gesehen, wie sich ein Dämon, wieder einer mit vier Armen, wie damals in Bjaldorn, durch das Tor schiebt und wie Rondrasil auf ihn zugestürmt ist. Auch konnte ich etwa dreizehn Karmanathi erkennen, die innerhalb der Palisaden aus dem Schnee aufgetaucht sind und genau zwischen mir und Rondrasil lauerten.

Rik weigerte sich, mit mir raus zu gehen, weil der Schnee zu dicht war, weshalb ich einen Astraltrank getrunken habe und dann mit einem Gardianum ausgestattet aus dem Waisenhaus gerannt bin. Nur am Rande habe ich mitbekommen, dass auch hinter mir ein Tumult entstanden ist, vermutlich von den Angreifern, die zum Boronanger unterwegs waren, aber darum konnte ich mich nicht kümmern, ich musste zu meinem Mann kommen, ihn beschützen.

Während die Karmanathi von meinem Gardianum abgewehrt wurden, musste ich mitansehen, wie der Dämon es geschafft hatte, Rondrasil zu umgehen, so dass dieser jetzt mit dem Rücken zu dem Rest der Feinde stand, während der Dämon im Tor stand, doch mein Weg zu ihm wurde abrupt von einem Werwolf gestoppt.

Es gelang mir zwar, seinem ersten Angriff auszuweichen, jedoch konnte er meinen Stab greifen und ihn mir entwenden, weit von sich schleudern. Den Göttern sei Dank wusste diese Kreatur nicht, dass mein Gardianum dieses Mal nicht im Stab war, sondern dass ich ihn direkt gesprochen hatte, nicht darauf angewiesen bin, meinen Stab immer in der Hand zu halten.

Der Gardianum wirkte also noch, schütze mich aber dennoch nicht vor diesem Werwolf. Dieser nahm mich hoch, meine Füße baumelten in der Luft und es fiel mir immer schwerer, meine Konzentration aufrecht zu erhalten. Es gelang mir jedoch, mein Skalpell zu zücken und mit dem Mut der Verzweiflung und dem Glück der Schwachen, diese Kreatur zu verletzen, woraufhin sie mich wieder fallen ließ.

Noch im Fallen habe ich nach Rik gerufen, mich flach auf den Boden gelegt und dieser hat, aus dem Waisenhaus heraus eine Welle aus Feuer auf den Werwolf geschleudert, was diesen brennend in die Flucht geschlagen hat.

Ich bin daraufhin weiter zu Rondrasil gerannt, habe auf dem Weg sogar meinen Stab wieder einsammeln können und bin gerade noch rechtzeitig gekommen. Zwar war es ihm gelungen, den Dämon zu töten, jedoch steckte ein Pfeil in seinem Rücken, der sein Herz nur minimal verfehlt hatte. Wäre ich etwas später gekommen, dann hätte er das vermutlich nicht überlebt.

Noch während ich einen Balsam auf Rondrasil gesprochen habe, fing es auf einmal an zu schneien. Aber der Schnee war anders, ruhig, sanft. Und überall, wo er auf unsere Feinde gefallen ist, fingen diese an zu zergehen. Die Untoten lösten sich auf, auch die Dämonen zerflossen einer nach dem anderen.

Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass Rondrasil nicht mehr in Gefahr war, begann ich mich umzusehen und sah Rik, der aus dem Waisenhaus herausgekommen war. Ich hörte, wie er etwas davon brabbelte, dass wir weg vom Tor sollten, seine beiden Arme waren voller Glut, bestanden nur noch aus Glut und während ich noch die anderen warnte und diese eiligst das Tor frei machten, ging von Rik bereits eine etwa fünfhundert Schritt lange lodernde Straße aus in Richtung Fein, die alles und jeden versengte, der ihr zu nahe kam.

Als ich zurück zu Rik blickte, hatte dieser schon damit begonnen, sich selbst mit etwas Schnee zu löschen und dann entkräftet in den Schnee zu fallen, woraufhin ich ihn zurück in Peraines Heimstatt gezogen habe. Bei unserem Feind brach derweil Panik aus und sie ergriffen die Flucht, nur am Rande habe ich den Befehl Tsadans mitbekommen, den Fliehenden nachzusetzen.

In Peraines Heimstatt angekommen sah ich Funkenhuf dort liegen, zusammen mit zwei Söldnern, die ihn bewachten. Nach und nach kamen immer mehr Verletzte und so erfuhr ich auch, dass Danjuk und Kantalla Golgarah zu Hilfe geeilt waren, dass Kantalla einen untoten Kriegsoger niedergerungen hatte.

Auch wurde mir erzählt, dass Trandjeff gar nicht Trandjeff war. Dass etwas Menschliches nur in seiner Haut steckte und von Hecker und Pjerow im letzten Moment daran gehindert worden war, sich die Haut Banjas überzuziehen.

Thulvje hat wieder dieses glimmen in den Augen, hat wohl diverse Werwölfe zur Strecke gebracht und Ifrundoch hatte Glück, als er von einem Pershirash angegriffen worden war, weil dieser sein Auge nur um ein Haar verfehlt hatte.

Der Schnee, der die Gegner verletzt hat, kam von Funkenhuf und dieser wäre dabei beinahe gestorben, wäre nicht Pjerow in der Nähe gewesen und hätte ihm einen meiner Heiltränke gegeben.

04. Boron 1020 BF

Ich habe die ganze Nacht durchgearbeitet. Wir waren siegreich, konnten Moorwacht halten und dennoch sind einige Verluste zu beklagen. Etwa vierzig Moorwachter und gut fünfzig Norbarden sind gefallen, auch acht unserer Moorwächter haben die Schlacht nicht überstanden. Vier der sieben Scholaren, die im Sumpfloch waren, wurden von dem Paktierer getötet, Rajan lebt.

Ich habe jedes freie Fleckchen belegt, selbst unser Bett habe zur Verfügung gestellt.

Ich muss kurz eingenickt sein, denn ich werde von den Alarmglocken in der Burg geweckt und als ich hinzu eile, ich treffe gemeinsam mit Pjerow ein, wartet bereits Tsadan auf uns. Er führt uns in den Tsatempel und dort sehe ich mit Erschrecken Tsacharan, der mit eingeschlagenem Schädel neben seinem Altar liegt. Auch Nadiras Ei wurde zerschmettert.

Die Zivilisten sind noch in der Nacht wieder in ihre Häuser zurückgekehrt, aber wer könnte solch einen Frevel begangen haben?

Plötzlich hören wir in dem Gang, der ins Gebirge führt und den wir auf mein Anraten an drei Stellen blockiert haben, damit sich niemand unbefugt Zutritt zur Burg verschaffen kann, ein Schluchzen. Vorsichtig geht Pjerow hinein, ich folge ihm in sicherem Abstand und wir sehen vor der ersten Blockade Gerbald sitzen und weinen.

Ich wirke einen Blitz, nehme mir gar nicht erst die Zeit, um mir die Hände zu waschen und Pjerow setzt Gerbald fest, bringt ihn zu Tsadan. Dieser sagt, dass er für Gerbald etwas vorbereitet habe und bringt ein Rad, auf welches er ihn fesselt. Dieses Rad lässt er auf den Marktplatz bringen, damit alle Moorwachter sehen, was jetzt folgen soll.

Danach weist er mich an, ihn so lange wie möglich am Leben zu halten. Tsadan verlangt von mir, dass ich sein Leiden verlängere, denn ich sehe ihm an, dass er sich für den Tod Nadiras an Gerbald rächen will.

Auch wenn ich in Tsadans Diensten stehe, so kann ich ihm diesen Befehl dennoch nicht erfüllen und dies teile ich ihm auch mit. Ich kann nicht dafür verantwortlich sein, dass er einen Menschen und sei er noch so abscheulich und grausam, länger leiden lässt.

Dies nimmt Tsadan zur Kenntnis, sagt aber nichts weiter. Es gelingt mir lediglich, ihn derart zu erweichen, dass er es nicht auf die Spitze treibt, dass er sich nicht auf dieses Niveau herab lässt, jedoch muss ich dennoch mitansehen, wie Tsadan mit einem Hammer sämtliche von Gerbalds Zähnen gewaltsam herausbricht.

Erst nach drei qualvollen Stunden stirbt Gerbald endlich und auch wenn ich nichts getan habe oder gerade weil ich nichts getan habe, fühle ich mich schmutzig, ich habe den Drang, mir meine Hände zu waschen, wieder und wieder.

Als ich mich zum Gehen wenden will, sagt Tsadan, dass er uns heute Abend alle sehen wolle und er wirkt so dermaßen kühl, eiskalt beinahe, dass ich beschließe, erst noch ein Gespräch mit ihm zu suchen.

Er hatte noch keine Gelegenheit, anständig um Nadira zu trauern, er muss trauern, darf sich aber auch nicht darin verlieren. Sein Verlust muss angemessen aufgearbeitet werden, ich muss ihm helfen, muss den anderen helfen.

Abenteuer: Tag der Rache
Dieser Eintrag wurde am 30.11.2017 (15:49) verfasst und 578 mal aufgerufen.
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