Tagebuch von Isidra Kowaljewa
Diarium der adepta minora Isidra Kowaljewa (4. Boron 1020 BF)

04. Boron 1020 BF

Das Gespräch mit Tsadan verlief nicht so, wie ich es mir erhofft habe. Ich scheine nicht zu ihm durchdringen zu können, aber wer kann ihm seine Trauer auch verübeln. Seine große Liebe läuft untot in Bjaldorn umher und ihr Ei, welches vielleicht hätte schlüpfen können, wurde zerstört.

(Ein bedauerlicher Verlust, ich hätte zu gerne die Entwicklung einer eigeborenen Hexe von Beginn an verfolgt.)

Rondrasil hat bereits wieder damit begonnen, diejenigen, die dazu fähig sind, zu trainieren, die Andeutungen Tsadans, dass er weiter machen wird, treiben ihn dazu, wie er sagt.

Abends haben wir uns erneut alle in der Burg eingefunden und Tsadan kommt ohne Umschweife darauf zu sprechen, dass er Uriel folgen wird, dass er gegen ihn in den Krieg ziehen wird und dass er so schnell wie nur irgend möglich aufbrechen will.

Er fragt mich, wie viele Tage ich brauche, um die Verletzten marschbereit zu bekommen und ich antworte ihm, dass ich sieben Tage benötige, um sie marschbereit zu bekommen, aber zwei Wochen, wenn sie wieder vollkommen genesen sollen. Ich empfehle ihm, sich für die zwei Wochen zu entscheiden, denn nur marschbereit, nicht gänzlich genesen, kann sich unser Unterfangen immer noch zum Schlechten wenden, ein langer Marsch ist der Gesundheit nicht gerade zuträglich.

Trotzdem legt Tsadan fest, dass wir in sieben Tagen aufbrechen werden. Er will Uriel in den Rücken fallen, sich für Nadiras Tod an ihm rächen. Ifrundoch und Danjuk sollen mit zwei, drei anderen das Spähen übernehmen, damit wir nicht in eine Falle laufen und Pjerow wird damit beauftragt, sich um die Versorgung zu kümmern.

Tsadan gibt ihm die Erlaubnis, dass er von jedem in seinem Machtbereich alles benötigte einziehen dürfe, da wir alle aufbrechen werden. Auf meine Frage, wen er mit alle meint, antwortet er mir, dass jeder, der dazu in der Lage ist eine Waffe zu führen oder auch nur sie zu tragen, mitkommen wird, dass er jeden in den Dienst pressen wird.

Für die Verteidigung Moorwachts will er niemanden zurücklassen, wie ich bestürzt erfahren muss, die Alten und kleinsten Kinder sollen schutzlos zurückgelassen werden. Dies kann ich nicht zulassen und auf meinen Protest hin schaffen es die anderen, ich glaube, Pjerow hat den Vorschlag gebracht, immerhin, dass Tsadan die Burg in den sieben Tagen weiter befestigen lässt, damit diese als Schutz dienen kann.

Weiter weist Tsadan Pjerow an, dass er Thulvje davon abbringen soll, dass dieser von Finger sämtliches Silberbesteck klauen lässt und lässt uns dann mit den Worten, dass er noch mit Golgarah bezüglich der Bestattung Gerbalds sprechen muss zurück.

05. Boron 1020 BF

Es muss ziemlich genau Mitternacht sein, als ich davon wach werde, wie Rondrasil ein leises Stöhnen unterdrückt. Nachdem ich eine Kerze entzündet habe, sehe ich mit Schrecken, dass die Wunden in seiner Schulter, welche ich erst geheilt hatte, wieder aufgebrochen sind. Dies erinnert mich sehr an die Wunde, welche Jaminka lange Zeit hatte, jedoch fehlt uns die Zeit um Noumiza aufzusuchen.

Ich wirke einen Balsam auf ihn, der immerhin zwei der drei Wunden wieder schließt, zu mehr fehlt mir im Moment leider die Kraft.

Als ich mich gerade wieder hinlegen will, höre ich, wie die Tür von Peraines Heimstatt zugeschlagen wird und sehe nach, wer da gekommen ist. Mir kommt Golgarah entgegen, die nur kurz ihre Schaufel und anderen Dinge, die sie für eine Beerdigung braucht, holt und sofort wieder verschwindet. Offenbar hat sie sich gegenüber Tsadan durchgesetzt. Für einen kurzen Moment überlege ich doch tatsächlich, ob ich der Beerdigung beiwohnen sollte, niemand sollte ganz alleine beigesetzt werden, doch dann gehen mir Gerbalds Untaten wieder durch den Kopf. Der Tod Ilonens, die Entführung Kolkjas, Tsacharans eingeschlagener Schädel, das zerstörte Ei. Die vielen toten Bjaldorner, Moorwachter, Norbarden.

Nein! Diese Person, dieser Paktierer hat meine Anteilnahme nicht verdient, nicht mehr!

06. Boron 1020 BF

Rondrasils Wunden sind erneut aufgebrochen. Wieder konnte ich nur zwei von ihnen heilen, aber so wie ich meinen Mann kenne, wird er sich die verbliebene Wunde, wie gestern auch schon, nicht anmerken lassen. Ich habe Angst davor, wenn er Moorwacht verlässt, wenn er alleine unterwegs ist.

Wenn alle drei Wunden aufbrechen, kann er seinen linken Arm gar nicht mehr bewegen, geschweige denn heben und damit eine Waffe führen. Aber er verweigert mir weiterhin vehement die Erlaubnis ihn zu begleiten. Es scheint beinahe so, als wolle er noch etwas dazu sagen, jedoch beißt er sich dann auf die Zunge und sagt lediglich, dass er die anderen trainieren muss.

Ich bin mit den Verletzten weiterhin gut eingespannt, auch Tanile hat große Augenringe, sie arbeitet genauso hart wie ich, selbst Rajan und die verbliebenen drei Scholaren geben ihr Bestes und verbinden profan oder heilen unter unserer Aufsicht magisch.

Ich habe gar nicht mitbekommen, dass Pjerow in Peraines Heimstatt gekommen ist, erst als er mir ein Bündel in die Hand drückt, nehme ich ihn wahr. In dem Bündel sind einige meiner Skalpelle, die ich schon gesucht habe und auf meine Frage, ob das Finger war, nickt er nur mit dem Kopf.

Nun gut, immerhin gibt er sie mir zurück. Doch noch etwas anderes bedrückt ihn und er fragt mich, ob ich mich noch an seinen Dolch, den Brudermörder, erinnern könnte. Selbstverständlich kann ich das, wie kann man eine solch gefährliche Waffe auch vergessen.

Auf meine Frage, warum er das wissen will, antwortet er mir, dass er den Dolch nicht mehr finden könnte und dass er schon alles in der Taverne abgesucht hätte. Er fragt mich, ob ich einen Zauber kann, mit dem man den Dolch finden könnte, doch ich muss ihm leider mitteilen, dass es zwar einen solchen Zauber gibt, den Oculus Astralis, dass ich diesen jedoch bislang nur äußerst vage in der Theorie kenne. Wenn mich nicht alles täuscht, habe ich da in einem meiner Bücher vor geraumer Zeit die Thesis dazu studiert.

Aber ich schlage vor, dass wir Funkenhuf fragen könnten, ob er vielleicht eine Möglichkeit kennt oder gar kann, mit der man diese magische und gefährliche Waffe finden könnte, weshalb wir beschließen, ihn aufzusuchen.

Damit Rondrasil sich keine Sorgen um mich macht, teile ich ihm mit, wo wir hingehen wollen und kurzerhand schließt er sich uns an.

Auf dem Weg zu Funkenhufs Lichtung, welche ich mittlerweile ziemlich gut selbst finde, kommen wir an der Höhle vorbei, in der Ifrundoch mit Danjuk und Kantalla wohnt. Aus ebenjener kommt uns dann auch Danjuk entgegen und hält sich den blutenden Bauch, fragt mich, ob ich ihm helfen könnte.

Während ich ihn verbinde, die Wunde ist nicht lebensbedrohlich und ich muss mit meinen Kräften haushalten, frage ich ihn, was passiert ist und er erzählt mir, dass Kantalla dies getan habe. Er sagt, dass sie zu Larka gehen wolle, dass sie uns dann nachreisen wolle, dass sie Larka um Hilfe bitten wolle und dass sie ihn verletzt habe, damit sie seine Witterung aufnehmen könne, ihn besser und schneller finden könne.

Ich murmle, mehr zu mir selbst, dass sie doch auch mich hätten fragen können, wenn Kantalla unbedingt Blut von Danjuk braucht, um seine Witterung aufzunehmen, meine Methode wäre nicht ganz so gefährlich gewesen. Wer weiß, was sie alles hätte verletzen können.

Nachdem ich Danjuk verbunden habe, gehen wir weiter zu Funkenhuf und dieser sticht Pjerow mit seinem Horn, redet mit ihm. Was Funkenhuf auf die Frage Pjerows, ob er den Dolch finden könne, antwortet, kann ich nicht hören, aber Pjerow erzählt mir, dass Funkenhuf den Winter aus Moorwacht fernhalten würde.

Noch bevor ich etwas sagen kann, fällt mir Pjerow ins Wort und sagt, dass Funkenhuf ihm auch gesagt habe, dass er dabei mit seinen Kräften haushalten werde, aufpassen werde, dass er nicht vergeht. (Selbst Funkenhuf, ein Einhorn, weiß mittlerweile schon vorher, was ich sagen will.)

Leider kann Funkenhuf aber weder den Dolch von Pjerow ausfindig machen noch kann er, wie er mir anschließend mitteilt, die Wunden Rondrasils heilen, dies habe er damals auch Jaminka schon mitgeteilt. (Das war mir ganz entfallen.)

Etwas resigniert bestehe ich dennoch darauf, dass ich Funkenhuf einen meiner Heiltränke da lasse, für Notfälle, man weiß nie, was in diesen schweren Zeiten noch alles auf uns wartet, darauf lauert, uns unser Leben zu nehmen.

Es muss einen anderen Weg geben, wie ich Rondrasil helfen kann, ich muss ihm noch ein paar weitere Tränke brauen, aber tagsüber habe ich nicht die Zeit dafür. Ich sollte mir einen Wachtrunk zubereiten und die Nacht durcharbeiten.

Notiz an mich selbst: Übernächtigt sollte ich keine Tränke mehr brauen. Der Wachtrunk ist mir gründlich misslungen. Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht habe, vermutlich habe ich nicht lange genug gewartet, bis die Lösung abgekühlt war, bevor ich die nächste Zutat hinzugefügt habe, denn mit einem Mal ist der Glaskolben zerbrochen, die Säure spritzte überall hin.

Mein Labor ist zerstört, den Göttern sei Dank habe ich die Zutaten nicht in unmittelbarer Nähe des Alchimietisches aufbewahrt, sonst wären diese jetzt auch hinüber. Das Dach ist jetzt an einigen Stellen undicht und die Säure hat sich auch noch durch den Boden und durch unser Bett, welches ja unter dem Labor steht, gefressen.

Meine Robe ist auch durchlöchert und ich glaube, die Stelle, an der die Säure über mein rechtes Bein gelaufen ist, wird auf ewig eine Narbe zieren. Aber nun gut, jetzt bin ich um ein Labor ärmer, aber um eine Erfahrung reicher. Eigentlich sogar zwei Erfahrungen. Braue niemals übermüdet einen Trank und wenn etwas passiert, dann ist halb Moorwacht binnen weniger Minuten in Peraines Heimstatt um zu fragen, ob alles in Ordnung ist.

Ohne Labor werde ich schwer neue Tränke brauen können, ich glaube nicht, dass Mama mich die Küche verwenden lässt. Aber ohne den Tsatempel unter der Burg, ohne Tsacharan, meine Eidechsenschwanzvorräte reichen auch nicht ewig und im Winter neue sammeln ist kein einfaches Unterfangen.

07. Boron 1020 BF

Mein Bein tut weh, aber ich lasse mir nichts anmerken. Den Balsam verwende ich lieber für Rondrasils Schulter. Gerade jetzt, wo ich keine weiteren Tränke brauen kann, muss ich meine Energie in seine Schulter stecken. Die wenigen Tränke, die Tanile mit den Scholaren gebraut hat, müssen für die lange Reise nach Perricum ausreichen, auch meine privaten Vorräte gehen mehr und mehr zur Neige.

08. Boron 1020 BF

Ich habe Rondrasil erneut bekniet mich mitzunehmen. Ich wäre bei einer Schlacht nicht gerade hilfreich, aber ihm könnte ich helfen, mich um seine Schulter kümmern, nachts über ihn wachen, aber er hat es mir wieder abgeschlagen. Ja er hat es mir direkt verboten, mir gesagt, dass ich ihn nicht noch einmal darum bitten solle. Diesen Auftrag kann nur er alleine ausführen, er alleine muss zum Schwert der Schwerter nach Perricum reisen und die Botschaft von Brin von Rhodenstein überbringen.

09. Boron 1020 BF

Das Wirselkraut zeigt seine Wirkung, meinem Bein geht es besser, die Narbe dürfte recht interessant aussehen, wenn sie fertig ist,  beinahe wie die Wurzeln eines Baumes.

12. Boron 1020 BF

Die sieben Tage sind vorbei und Tsadan lässt alle sammeln, der Aufbruch naht. Als Tsadan auf mich zukommt, trifft ein, was ich befürchtet habe. Er trägt mir auf, dass ich Rik reisefertig machen solle, dass er ihn mitnehmen werde, als Waffe gegen Uriel einsetzen wolle.

Als er mir den Wagen zeigt, den er herrichten ließ, traue ich meinen Augen kaum. Wagen ist hoch gesprochen für einen Käfig mit Rädern! Rik ist keine Waffe und noch weniger ist er ein Gefangener. Als ich versuche, Tsadan dies deutlich zu machen, weist er mich an, dass es meine Aufgabe als seine Leibmagierin sei, seinen Befehlen zu gehorchen.

Ich teile ihm mit, dass ich Rik fragen werde, ob er uns helfen wolle, ob er uns begleiten wolle, aber gegen seinen Willen kann ich ihn nicht mitnehmen.

Ich frage Rik, ob er mit uns mitkommen will, uns beschützen will, erkläre ihm, dass wir den bösen Männern hinterher reisen werden, welche uns angegriffen haben aber er gibt mir zu verstehen, dass er nicht mitkommen wird. Draußen liegt Schnee und er wird keinen Fuß vor die Tür setzen.

Als ich ihm anbiete, dass er in einem Wagen fahren kann (selbstverständlich wird er nicht in dem Käfig fahren, vielleicht leiht Pjerow mir seinen Wagen für den Transport), dass wir seine Hilfe sehr gut gebrauchen könnten, lehnt er erneut ab, gibt mir zu verstehen, dass ich lieber hier in Moorwacht bleiben solle, bei ihm.

Ich habe Tsadan kaum mitgeteilt, dass Rik uns nicht begleiten möchte, da weist er mich an, dass ich ihn doch mit meinem Zauber schlafen legen könnte, wenn notwendig den ganzen Weg über, doch diese Option weise ich entschieden von mir.

Nachdem Tsadan mir mehr oder weniger direkt gedroht hat, dass er auch jemand anderen zu Rik schicken könne, damit dieser ihn „schlafen“ schicke, jedoch dann ohne einen Zauber, versuche ich noch einmal mit Rik zu sprechen, ihn zum Mitkommen zu bewegen, doch auch dieses Mal scheitere ich kläglich. Mit Erleichterung stelle ich jedoch fest, dass sich keiner der Anwesenden traut, die Hand gegen Rik zu erheben.

Mir bleibt nichts anderes übrig als dies Tsadan mitzuteilen und es gelingt mir, mehr schlecht als recht, ihn davon zu überzeugen, dass Rik, wenn wir ihn in die Burg bringen, die verbliebenen Moorwachter zumindest beschützen könne. Mit den Worten, dass dies noch Konsequenzen für mich haben werde, wendet Tsadan sich von mir ab.

Bin ich ihm gegenüber zu weit gegangen? Ich kann keine Befehle befolgen, die so dermaßen gegen meine Prinzipien gehen. Erst das mit Gerbald, jetzt die Drohung mit Rik. Ich frage mich, ob ich vielleicht von mir aus um die Aufhebung des Vertrags bitten sollte, bevor Tsadan es von sich aus tut. Irgendwie werde ich bestimmt auch auf andere Art und Weise genug Geld verdienen können, um die Pacht für Peraines Heimstatt zu begleichen.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, weil Rondrasil auf mich zukommt. Er teilt mir mit, dass er jetzt ebenfalls aufbrechen werde, dass er jedoch nicht mit uns reisen werde, obwohl wir zu Beginn denselben Weg haben. Er will voraus galoppieren, sei alleine schneller als wir anderen und ich falle ihm um den Hals.

Ich bitte ihn, dass er auf sich aufpassen soll, dass er sich nicht unnötig in Gefahr begeben soll und dass er zu  mir zurückkommen soll. Während ich ihm auf seinem Pferd hinterher blicke, laufen mir stumm die Tränen über die Wangen und ich bete zu den Göttern, dass dies kein Abschied für immer gewesen ist.

Gegen Abend, wir haben unser erstes Lager errichtet, werde ich zu einer offiziellen Audienz zu Tsadan gebeten. Mit kalter Stimme fragt er mich noch einmal, weshalb ich mich seinen Anweisungen widersetzt habe, weshalb Rik jetzt in Moorwacht geblieben ist und nicht hier bei uns und ich erkläre ihm, dass dies besser für uns alle ist.

Rik hat uns bei dem Angriff auf Moorwacht geholfen aber warum hat er das getan? Vermutlich unter anderem deshalb, weil er in mir eine Vertrauensperson sieht, weil er mich beschützen wollte. Wenn ich ihn jetzt gegen seinen Willen mitgenommen hätte, dann wäre nicht nur das Vertrauen in mich erschüttert worden, dann hätte es sich vermutlich sogar ins Gegenteil verkehren können.

Es hätte durchaus passieren können, dass sich Rik dann gegen uns alle gestellt hätte, dass er uns angegriffen hätte und wozu er fähig ist, das haben wir alle mehr als einmal gesehen.

Ich bin mir nicht sicher, ob diese Erklärung ausreichend war, aber nachdem Tsadan mich weg schickt, beschließe ich, es vorerst dabei zu belassen.

15. Boron 1020 BF

Molagh, Woltan und Thezmar, der Holzfäller kommen gegen Nachmittag zu uns zurück, teilen uns mit, dass sie, gemeinsam mit Danjuk, Ifrundoch und Thulvje die Überreste von Trautmanns Hus erreicht haben.

Während Danjuk, Ifrundoch und Thulvje zurückgekommen sind, um die Umgebung weiter auszukundschaften, machen wir anderen uns auf den Weg um dort unser Lager für die Nacht aufzuschlagen.

Im Norden und Süden ist jeweils ein großes Loch in der Palisade, die Häuser dazwischen wurden regelrecht niedergewalzt, dem Erdboden gleich gemacht. Dies wird das Werk dieser steinernen Schlange gewesen sein.

Das komplette Dorf ist menschenleer, nirgendwo findet sich auch nur eine einzige Leiche. Aber nach dem, was ich in Bjaldorn gesehen habe, kann ich mir ziemlich gut vorstellen, wo sich die ganzen Leichen befinden. In Uriels Heer.

In der Taverne, die noch völlig intakt ist, finde ich auf einem der Tische ein Stück Papier und mein Herz hüpft vor Freude, als ich darin einen Brief von Rondrasil erkenne. Er schreibt mir, dass er gut hier angekommen sei und die Nacht hier verbringen werde. Weiter schreibt er, dass er sich am nächsten Morgen auf den Weg nach Fedoran machen werde.

Ich wäre niemals auf die Idee mit den Briefen gekommen, umso mehr freut es mich, nicht gänzlich in Ungewissheit leben zu müssen. Ich frage mich nur dennoch, was mein geliebter Mann jetzt im Augenblick wohl gerade macht. Ob er schon sein Lager für die Nacht aufgeschlagen hat? Hat er einen sicheren Unterschlupf finden können?

Rondrasil, ich vermisse dich so.

(Das Papier ist hier an einigen Stellen etwas aufgeweicht, als wäre es nass geworden, als wären ein paar Tropfen Wasser, Tränen darauf getropft.)

19. Boron 1020 BF

Heute kommen Woltan, Thezmar und Molagh zu uns und teilen uns mit, dass Fedoran vor uns liegt, dass wir nicht auf die anderen drei Späher warten sollen, sondern gleich weiter gehen sollen, damit wir rechtzeitig zur Nacht da sind.

Als wir den Ort erreichen, bietet sich uns ein ähnliches Bild wie schon in Trautmanns Hus. Die Palisaden sind ebenfalls an zwei gegenüberliegenden Stellen niedergewalzt worden, genau wie die Häuser dazwischen.

Am Marktplatz angekommen fällt mir jedoch auf, dass der kleine Peraineschrein von Väterchen Heimeran lichterloh in Flammen steht. Danjuk, der in einem Abstand dazu steht, teilt mir mit, dass Ifrundoch den Schrein angezündet habe, weil darin der untote Heimeran an die Wand genagelt worden war.

Zwar haben Danjuk und Ifrundoch ihn in Stücke gehackt, diese haben sich jedoch, wie in Bjaldorn auch, weiter bewegt und während Danjuk etwas holen wollte, um die Überreste unschädlich zu machen, hat Ifrundoch kurzerhand den kleinen Schrein angezündet.

Während ich in die Flammen blicke, sehe ich, wie eine abgetrennte Hand sich mit ihren Fingern daraus hervor zieht, auf uns zukommt. Ich gehe vorsichtig näher und halte ihr meinen Stab hin, an dem sie sich sofort festkrallt. An meinem Stab hängend halte ich sie zurück ins Feuer, bis sie gänzlich verbrannt ist.

Danjuk, der mich dabei beobachtet hat, teilt mir danach nur mit, dass wir unserem Feind näher zu kommen scheinen, denn seit heute tut ihm die Berührung des Schnees wieder weh. Dies muss auch für Rondrasil gelten, ich hoffe sehr, dass er nicht allzu viel Schaden genommen hat.

Rondrasil. Mit dem Gedanken an ihn eile ich in die Taverne und finde den von mir gesuchten Zettel. Der Brief von Rondrasil.

Darin schreibt er, dass er hier durchgekommen ist, dass es keine Besonderheiten auf der Reise gegeben habe (den Schnee hat er nicht erwähnt, das sieht ihm ähnlich) und dass er sich am nächsten Tag auf den Weg nach Brandthusen machen werde.

Was gäbe ich nicht dafür, wenn ich ihn jetzt sehen könnte, mich in seine starken Arme schmiegen könnte. Wenigstens kurz sehen, ob es ihm gut geht, damit würde ich mich ja bereits begnügen.

20. Boron 1020 BF

Von Fedoran nach Brandthusen ist es nicht weit und ich frage, ob ich die Späher heute nicht einmal begleiten darf. Ich muss ihnen versprechen, dass ich mich ruhig verhalten werde, mich an ihre Anweisungen halten werde, bevor sie mich mitnehmen.

Allerdings habe ich im Schnee eine Wurzel übersehen und stolpere mit lautem Getöse über sie, bevor ich beinahe in einem Bach lande.

Daraufhin tragen die anderen Molagh auf, dass er auf mich aufpassen solle, dass wir zurückfallen sollen, damit die anderen nicht entdeckt würden und Molagh, der ganz und gar nicht damit einverstanden zu sein scheint, fügt sich schließlich der Mehrheit.

Mir ist die letzten Tage schon immer wieder aufgefallen, dass zwischen ihm und Ifrundoch eine gewisse Spannung herrscht, er scheint es ihm regelrecht übel zu nehmen, dass Rowinja gestorben ist, scheint ihm persönlich die Schuld an ihrem Tod zu geben.

Noch während ich diesen Gedanken nachhänge, überlege, ob ich Molagh darauf ansprechen soll oder nicht, schließlich soll ich ja ruhig sein, kommen uns Woltan und Thezmar entgegen. Sie teilen uns mit, dass Thulvje, Danjuk und Ifrundoch Brandthusen erkunden würden, dass die Schlange einmal quer durch die Burg gekrochen sei und dass wir zusammen mit den beiden zu Tsadan zurückgehen sollen.

Dem widerspreche ich jedoch, vielleicht wird meine Hilfe gebraucht, vielleicht sind hier ja noch ein paar Menschen am Leben. Molagh sagt mir, dass er sich dieser Anweisung nicht widersetzen werde und lässt mich kurzerhand alleine stehen.

Aber durch den Schnee ist es nicht schwierig für mich den Spuren der anderen zu folgen und kurz darauf erreiche ich die Schneise in der Mauer, die die Schlange auf ihrem Weg durch Brandthusen geschlagen hat.

Ich gehe zielstrebig auf die Burg zu und komme gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Ifrundoch und Danjuk sich über Krox beugen, der steif im Schnee liegt. Auf meine Frage, was geschehen sei, antwortet mir Ifrundoch, dass er Krox den Ring von Algunde umgelegt habe und dass dieser dann in den Schnee gefallen sei.

Ich sehe mir Krox näher an und erkenne, dass er katatonisch zu sein scheint. Wenn es tatsächlich stimmt, dass dieser Ring ihm seine Erinnerungen wieder zurückgibt, dann wird er einiges zu verarbeiten haben.

Vorsichtig lege ich Krox auf einen Vorsprung, wir können ihn später einsammeln, und blicke mich um. Ich sehe Zurumbel, Jaminkas Kater (also muss sie noch am Leben sein, oder?), wie er an der Stelle gräbt, an der es mal in den Keller hinunter ging, aber hier ist alles eingeebnet worden.

Ich erinnere mich noch vage daran, dass es noch einen weiteren Zugang zum Keller geben muss und als ich in diese Richtung gehe, folgt mir Zurumbel, überholt mich schlussendlich sogar und auch Ifrundoch und Danjuk folgen mir.

Wir gehen hinunter, es ist stockfinster und hier unten ist nirgendwo eine Kerze oder Fackel zu entdecken, einzig eine leere Öllampe kann ich finden. Ich wirke einen FlimFlam, damit wir wenigstens ein bisschen was sehen können. Wir brauchen nur ein kurzes Stück gehen, bevor wir an der eingestürzten Stelle stehen, an der Zurumbel zuvor von oben gekratzt hatte.

Als wir beginnen, ein paar der Steine wegzuräumen, hören wir plötzlich von der anderen Seite aus ein rufen, Jaminkas Stimme. Sie ruft uns zu, dass wir uns beeilen sollen, dass es hier noch Überlebende gibt.

Ich entschließe mich, Fackeln zu holen, da ich nicht meine gesamte Energie für einen FlimFlam aufwenden möchte und lasse Danjuk und Ifrundoch deswegen für eine Viertelstunde einen stationären FlimFlam da.

Nach etwas mehr als zwei, vielleicht drei Stunden, hier unten verliert man das Zeitgefühl ziemlich, gelingt es uns, einen Durchbruch zu eröffnen. Durch die Öffnung kommt uns ein unglaublicher Gestank entgegen aber auch eine Hand. Die Hand Jaminkas, die sich durch die Öffnung zwängt. Ihr folgen Cidris (wie ist der hierhergekommen?), Thezmar mit Tsandra und noch ein paar weitere Menschen, darunter neun Kinder.

Insgesamt sind neben Jaminka, Thezmar und Cidris zwanzig Brandthusener noch am Leben, alle ihre Münder sind blutverschmiert. Als sie meine Wasserschläuche am Gürtel bemerken, die ich zum Hände waschen immer bei mir trage, reißen sie mir diese förmlich aus den Händen, sagen, dass sie seit Tagen nichts mehr zu trinken gehabt haben.

Als ich in den Raum, in dem die anderen waren, klettere, um zu sehen, ob wir auch keinen übersehen haben, erkenne ich, dass es sich um den Folterkeller handelt und ich erkenne auch, dass die Wanne, die vor einigen Monden noch mit altem Blut gefüllt war, jetzt leer ist.

Thezmar sieht unglaublich erschöpft aus, erklärt mir, dass er Tsandra seit acht Tagen, seit sie hier eingesperrt worden sind, mittels Ruhe Körper schlafen lassen hat. Eine enorme Kraftanstrengung, die er da vollbracht hat.

In der Zwischenzeit sind auch Tsadan und die anderen angekommen und wir bringen die Überlebenden zu ihm. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, wie Jaminka sich an Ifrundoch schmiegt und weint. Ich weiß nicht, ob ihre Tränen nur gespielt sind oder ob sie tatsächlich Angst hatte, auch eine Katzenhexe wie sie kann sterben, kann Todesangst haben, oder?

Cidris hat sich zu Pjerow gesellt und scheint ihm einiges zu erzählen, was diesem nicht zu gefallen scheint, zumindest entnehme ich dies seinem sich immer mehr verfinsternden Gesichtsausdruck.

Ich nehme Thezmar Tsandra ab, die mittlerweile aufgewacht ist und mich fragt, wo ihre Mama und ihr anderer Papa sind und während Thezmar mir zuflüstert, dass sie gestorben sind und er sich kurz ausruhen müsse, beuge ich  mich zu der Kleinen hinunter, sage ihr, dass wir jetzt in ein Zelt gehen werden und ich es ihr erklären werde. Thezmar wirft mir einen dankbaren Blick zu.

Mit möglichst kindgerechten Worten versuche ich Tsandra zu erklären, dass ihre Eltern zu Boron gegangen sind und auf die Frage, wann sie sie wiedersehen würde, antworte ich ihr, wenn die Zeit gekommen ist und dass das noch einige Götterläufe dauern würde, denn dazu müsse sie erst groß werden.

Mit dieser Erklärung scheint sich die Kleine zufrieden zu geben und sie kuschelt sich an mich. Ich bleibe bei ihr, bis sie eingeschlafen ist und bitte dann Gari, nach ihr zu sehen, damit ich mich zu Thezmar setzen kann, den ich an einem Lagerfeuer entdeckt habe.

Seine Trauer um Mikhail ist ihm anzusehen und ich lege ihm vorsichtig meinen Arm um die Schulter, biete ihm an, dass er mit mir reden kann.

Wir reden sehr lange, er erzählt mir, dass er sich jetzt um Tsandra kümmern würde, bis diese alt genug ist, um die Pflichten ihres Vaters zu übernehmen. Er erzählt mir, dass er sich jetzt wohl noch mehr um diese politischen Belange kümmern müsse als er es im Vorfeld eh schon getan habe, dass er darüber wachen werde, dass der eingesetzte Vogt sich vernünftig um Brandthusen kümmert.

Er erzählt mir auch von Mikhail, davon, dass er kein heller Kopf war aber dass er das Herz am rechten Fleck gehabt habe. Davon, dass er ihn furchtbar vermissen werde.

Und dann erzählt er mir, was passiert ist. Er erzählt, dass Cidris am 12. Boron 1020 BF Brandthusen erreicht habe, dass er auf dem Weg nach Moorwacht gewesen sei und dass zu diesem Zeitpunkt gerade ein Schneesturm in Fedoran gewütet habe.

Er erzählt, dass am nächsten Tag der Schneesturm Brandthusen erreicht habe, dass Uriels Heer, unter ihnen die Leute aus Fedoran, untot, aufmarschiert sei und dass Cidris zu ihm gekommen sei, ihm gesagt habe, dass sich alle in der Burg treffen sollen, dass er mit Jaminkas Hilfe zwanzig Menschen retten könne.

Er erzählt, dass er umgehend Tsandra geholt habe und auch, dass er von Cidris daran gehindert worden sei, Mikhail zu holen, da die Zeit dafür nicht mehr gereicht hätte. Davon, dass Mikhail an vorderster Front gestanden habe, als der Angriff losging.

Er erzählt, wie er sich losgerissen habe von Cidris, als sie im Folterkeller waren, davon, dass Jaminka ihn angegähnt habe und dass er erst wieder erwacht sei, als es zu spät war, als es stockfinster war und er Tsandra weinen gehört habe. Daraufhin habe er sie dann mittels Ruhe Körper schlafen gelegt.

Zwei Tage nach dem Angriff etwa, den Überblick über die vergangene Zeit zu haben fiel ihm schwer, sei ihnen das Wasser ausgegangen und Jaminka habe dann jeden Tag eine kleine Menge einer leicht metallisch schmeckenden Flüssigkeit verteilt. Dies muss das alte Blut gewesen sein, welches sie genießbar gemacht haben muss. So konnte sie das Überleben dieser kleinen Gruppe sichern.

21. Boron 1020 BF

Ich habe lange mit Thezmar geredet und muss kurz an seiner Schulter eingedöst sein, als ich die Alarmrufe von Pjerow höre. Aus den Resten des Turms der Burg sind einige Untote gekommen, die wir aber, den Göttern sei Dank, schnell unschädlich machen konnten.

Mir fällt ein, dass ich noch gar nicht nach einer Botschaft von Rondrasil gesucht habe und ich entschuldige mich bei Thezmar und suche die Taverne auf. Dort finde ich Thulvje mit einer Schnapsflasche in der Hand schlafend vor und auf dem Tisch ein Brief von Rondrasil.

Darin teilt er mir mit, dass er hier angekommen ist und jetzt  nach Persanzig reisen würde. Diese Nachricht ist recht kurz gehalten, ich vermute, dass ihm die Umgebung nicht ganz geheuer war und mir ist es lieber, dass er auf der Hut ist, auf sich aufpasst anstatt mir Nachrichten zu schreiben, auch wenn diese mich doch sehr beruhigen, so weiß ich doch immerhin, dass er mindestens bis hier gekommen ist.

Als ich mich umdrehe, steht Pjerow hinter mir, meint, dass er mir etwas mitteilen wolle. Er erzählt mir, was er vor einigen Stunden von Cidris erfahren hat.

Dieser Gerichtsprozess, in dem Cidris aussagen sollte, ein zwölfgöttliches Gericht, diente dazu, ihn zu diskreditieren. Vito Siveling habe von ihm verlangt, gegen Pjerow auszusagen. Er wollte, dass Cidris bestätigt, dass Pjerow ein Kollaborateur sei, dass er wider der zwölfgöttlichen Ordnung handeln würde.

Vito habe Cidris zu verstehen gegeben, dass er sich ihn als Nachfolger Pjerows vorstellen könnte. Allerdings sei Cidris nicht darauf eingegangen.

Als er unter den zwölfgöttlichen Eid gestellt wurde von der Praioshochgeweihten, habe er ausgesagt, dass Pjerow in seiner Gegenwart niemals etwas Unrechtes getan habe, dass er im Gegenteil sogar Dämonen getötet habe und dass Vito ihn zu einer Falschaussage anstiften wollte.

Nachdem die Praiosgeweihte seine Aussage auf den Wahrheitsgehalt überprüft habe, habe sie Cidris zu seinem eigenen Schutz im Praiostempel behalten, da er sich mit Vito einen mächtigen Feind gemacht habe. Erst einige Tage später sei er als Pilger getarnt mit einigen Praios- und Rondrageweihten Richtung Vierwinden aufgebrochen und von dort habe er sich dann gen Moorwacht begeben, bis er hier von Uriels Armee gestoppt worden ist.

Pjerow erzählt mir, dass er uns allen davon erzählt habe, Ifrundoch und Danjuk wissen also auch schon Bescheid, weil er nicht will, dass wir aus Versehen in Gefahr geraten, wenn wir nichts davon wissen, dass Vito sich gegen ihn gestellt habe. Er erzählt mir auch, dass Vito schon vor geraumer Zeit einen Brief an Hecker geschrieben habe, mit dem Auftrag Pjerow umzubringen, dass Hecker dies jedoch nicht getan habe, dass seine Loyalität mittlerweile bei Pjerow läge.

Ich bin mir unsicher, ob mich das freuen oder ängstigen sollte, aber letztlich weiß ich, dass Hecker, wenn er auf Pjerow aufpasst, seine Sache sicherlich gut machen wird, wenngleich auch auf seine ganz eigene Art und Weise.

22. Boron 1020 BF

Vor den Toren Persanzigs warten bereits Danjuk, Ifrundoch und die anderen vier, die zum Spähen vorgegangen waren und mir fällt ein Stein vom Herzen als ich sehe, dass die Mauern Persanzigs gänzlich unbeschädigt sind, dass sie sogar bemannt sind.

Hinter der Stadt erkenne ich einige Zeltwimpel, da muss eine größere Ansammlung Menschen lagern.

Iliane und Vito von Persanzig sind in der Zwischenzeit an die Mauer gekommen und rufen uns zu, dass sie ein Treffen einberufen wollen. Sie sagen, dass sich Drego und die Reste seines Heeres hier befinden und auch, dass ein Rondrageweihter hier durchgekommen sei, dass er einen Brief für mich hier gelassen habe, den man mir beim Treffen geben würde. Sie erzählen, dass der Rondrageweihte seinen linken Arm nicht mehr heben konnte, er mehr schlaff herunter hing. Das muss Rondrasil sein. Er sollte doch die Heiltränke, die ich ihm mitgegeben habe, verwenden.

Mein Herz macht einen kleinen Sprung, als ich das höre und so überhöre ich beinahe, dass man uns den Zutritt zur Stadt verwehrt, dass wir uns zu den Resten von Dregos Heer gesellen sollen, die außerhalb der Stadt lagern.

Tsadan nimmt neben mir auch Ifrundoch und Danjuk mit zu der Besprechung. Auch Tsandra, die letzte der Brandthusener und mit ihr Thezmar als momentaner Vormund sind geladen. Thezmar bittet auch Cidris dazu, da dieser während der Schlacht dabei war.

Als wir den Saal betreten, sehe ich neben Vito und Iliane Persanzig auch Drego von Elengrund. Er hat eine große Narbe quer im Gesicht und ein Arm liegt noch in einer Schlinge. Auch eine Rondrageweihte ist anwesend sowie Natascha Petrilowska und eine verschleierte Frau.

Die Rondrageweihte überreicht zuerst mir den Brief von Rondrasil. Darin steht, dass er hier ein wenig mehr Zeit zur Verfügung habe, dass das Hauptheer scheinbar schon unterwegs sei und dass die Zerstörung scheinbar nicht so schlimm wäre.

Ich falte den Brief zusammen und stecke ihn ein, die Besprechung beginnt.

Drego erzählt, dass sie bei Burg Grauzahn zurückgeschlagen worden sind, dass die Niederlage vernichtender gewesen wäre, wenn nicht Isidors Truppen zu Hilfe gekommen, dem Feind in den Rücken gefallen wären. Er erzählt jedoch weiter, dass Isidor von Uriel der Schädel eingeschlagen worden sei, da sein Heer dem von Drego in den Rücken gefallen sei.

Als er geendet hat ergreift Natascha das Wort. Sie erzählt, dass sie ein Schreiben von Isidor persönlich bekommen habe, dass sie bis zum Kriegsende dazu ermächtigt, sämtliche Entscheidungen bezüglich der Truppen zu treffen. Sie erzählt weiter, dass Isidor nicht alle Truppen losgeschickt habe, dass sie noch weitere 600 Männer ausheben könne und auch, dass sie Belagerungsgerät habe.

Sie fährt fort, dass sie uns unterstützen würde, allerdings nur für einen Preis. Sie will Friedbert haben. Er soll ihre Geschäfte fortführen, wenn sie nicht mehr lebt. Wenn sie ihn nicht bekommt, wird sie weder die Truppen schicken noch wird es noch eine Schule der Heilung in Norburg geben, denn deren Unterstützung würde sie umgehend einstellen.

Als ich entgegne, dass Gari sich niemals darauf einlassen würde, mischen sich auch die anderen Parteien in die Diskussion mit ein. Die Persanzigs sagen, dass sie neutral bleiben werden, sich nicht einmischen wollten und Drego erklärt, dass weder der Widderorden Unterstützung gesendet habe noch Sumowicz Truppen geschickt habe. Drego erzählt weiter, dass Uriel auf dem Weg nach Neersand sei.

Vito von Persanzig erklärt, dass der ehemalige Adelsmarschall Jucho von Dallentin und Persanzig nach Neersand entführt worden sei. Dass Tjelka von Notmark ihn entführt habe und dass die Persanzigs sich deswegen nicht am Krieg beteiligen könnten, weil sie befürchten, dass Tjelka Jucho dann umbringen würde.

So rondragläubig ich die beiden kennengelernt habe, sie lehnen sogar ein Göttinnenurteil darüber ab, ob sie sich am Krieg beteiligen sollen oder nicht, als Cidris sie dazu auffordert. Das ist äußerst ungewöhnlich, sie müssen wirklich große Angst haben. Allerdings schlagen die beiden vor, wenn wir einen kleinen Trupp schicken würden, der Jucho befreit, dass sie dann, wenn sie sich seiner Sicherheit sicher sein können, 1000 Mann beisteuern könnten.

Drego mischt sich erneut ein, erzählt, dass Mengbillar in Burg Grauzahn weilen würde, dass er die Aufgabe bekommen habe, auf Alderich, den Sohn Uriels aufzupassen, der seit einem Jagdunfall gelähmt sein soll. Angeblich soll Uriel von den Mächten, mit denen er sich eingelassen hat, verlangt haben, dass diese seinen Sohn wieder gesund machen sollen, wenn er ihnen hilft, damit die Dynastie fortgeführt wird. Vielleicht könnte man Uriel so dazu bewegen, dass er Neersand in Ruhe lässt, dass er uns Jucho ausliefert.

Während wir darüber überlegen, mischt sich die vermummte Gestalt ein und an ihrer Stimme erkenne ich, dass es sich um Algunde Bresselmarsch handelt. Diese sagt, dass sie ebenfalls etwas Unterstützung bieten könne, dass sie Drego gerettet habe. Sie sagt weiter, dass sie acht Personen sehr schnell befördern könne (damit kann sie nur die Kutsche meinen, die uns aus Bjaldorn geholt hat) und sie rät uns, das Hauptheer nach Vallusa zu schicken, um es dort mit dem Heer vom Mittelreich zu vereinen, welches dort auf Razzazor, den untoten Drachen warten würde. Dieser würde wohl mit dem Sultan al Wenisch dorthin unterwegs sein.

Kolkja! Wir müssen verhindern, dass Kolkja al Wenisch und damit Nirraven in die Hände fällt.

Während ich dies noch denke, gibt jemand an, dass auch Thesia von Ilmenstein eine Armee ausgehoben hat, dass sie sich jedoch noch nicht entschieden hat, auf welcher Seite sie steht und dass es sinnvoll wäre, wenn Tsadan zu ihr reisen würde, um sie auf unsere Seite zu ziehen.

Mit einer Handbewegung von Algunde beginnt die Zeit auf einmal langsamer abzulaufen, sie scheint beinahe stehengeblieben zu sein.

Sie wendet sich direkt an Cidris, Danjuk, Ifrundoch, Pjerow und mich und sagt, dass wir Natascha Friedbert geben müssen, denn sonst würde sie uns nicht helfen. Wenn wir sie töten würden, dann wäre Maschdawa Patriloff die nächste, die das Sagen hätte und diese würde den friedfertigen Weg wählen, ganz wie man es mir auch immer beigebracht hat. Dies seien alles keine Optionen.

Sie weist uns an ihr zu folgen, weil sie uns etwas zeigen wolle und wir gehen gemeinsam in den Keller, in dem sie einen geheimen Raum öffnet. Darin liegt ein junger Mann, nackt, auf einer Bahre, aber er ist nicht tot. Sie erklärt uns, dass dies ein Körper für Krox sei, dass sie diesen brauche, seine Seele in diesen Körper schicken wolle.

Dafür muss Krox jedoch erst die Erinnerungen verarbeitet haben, denn bislang ist er immer noch katatonisch, muss gefüttert werden und so lange dies nicht geschehen ist, kann der Transfer nicht stattfinden.

Da ich mich weiterhin weigere, Natascha Friedbert auszuliefern, schlagen Cidris und Pjerow vor, dass man eines der Waisenkinder aus Brandthusen zu ihr geben könnte. Algunde sagt, dass dieser Junge es bei ihr gut haben würde, dass er eine gute Bildung erhalten würde und dass sie dafür sorgen könne, dass die Erinnerungen des Jungen angepasst würden.

Natascha hat Friedbert nur ein einziges Mal als Säugling gesehen, ihr sollte der Unterschied nicht auffallen und auch Gari dürfte sich damit einverstanden erklären, wenngleich ich darauf bestehe, dass wir das vorher mit ihr absprechen müssen.

Algunde erzählt weiter, dass Pjerows Informantin, die Hexe Rassia, immer noch in Notmark sei, obwohl sie dort steckbrieflich gesucht würde und dass diese uns mit Sicherheit Zugang zur Burg Grauzahn verschaffen könnte.

Weiter erzählt sie, dass Tjelka nicht auf der Seite Uriels ist, dass sie vielmehr hofft, Neersand befestigen zu können, dass die Mauern Efferd geweiht sind und vielleicht Uriels Heer, die Schlange aufhalten könnten. Laut Algunde weiß sie jedoch nicht, dass sich die Stadt der Tiefe, die Dämonenarche, bereits auf dem Weg nach Neersand befindet.

Algunde teilt uns mit, dass sie uns sowohl nach Notmark als auch nach Neersand bringen könne und daher beschließen wir, dass wir erst zur Burg Grauzahn reisen sollten, um dort Alderich zu entführen, damit wir Uriel erpressen können, ihn zwingen können Neersand und Festum zu verschonen.

Im Anschluss wollen wir dann nach Neersand reisen um Tjelka zu warnen und Jucho zu befreien. Ich hoffe nur, dass der Widderorden nicht deswegen keine Unterstützung geschickt hat, weil er erneut korrumpiert wurde, hat Dobrischnaja meine Warnung von Teborian, die Burg im Gebirge nicht erneut der Rondra zu weihen, ignoriert.

Allerdings hat die Hilfe Algundes ihren Preis. Wie sollte es auch anders sein. Zum einen verlangt sie von uns, dass Krox am Leben gehalten werden muss, zum anderen sollen wir aber aus dem Efferdtempel eine Perle entwenden. Angeblich das größte Heiligtum der Efferdkirche, weil diese Perle aus dem Neer zurückgekommen sei. Das Einzige, das jemals zurückgekommen sei.

Algunde will diese Perle untersuchen, denn sie vermutet vielmehr, dass es sich hierbei um ein Heiligtum des Namenlosen handeln könnte, dass auch die Dämonenarche es auf ebenjene Perle abgesehen haben könnte. Sie sagt uns, dass es ihr auch reichen würde, wenn wir diese Perle an uns nähmen, damit die Arche sie nicht bekommt, anderenfalls würde sie Blut und Haare von jedem von uns verlangen.

Ich weiß, wozu man mit Blut oder Haaren einer Person imstande ist, weshalb ich diesen zweiten Vorschlag vehement ablehne.

Da niemand, sollte es sich bei der Perle doch um ein göttliches Artefakt des Efferd handeln, einen Frevel begehen will und sei es nur um Neersand zu retten, beschließt Pjerow, dass es vielleicht sinnvoll wäre, wenn wir Finger mit nach Neersand nehmen, denn er ist zum einen äußerst geschickt im besorgen gewisser Gegenstände, die nicht ihm gehören und zum anderen nicht zwölfgöttergläubig. Ob das einen Unterschied macht, weiß ich nicht, aber wir haben wohl keine andere Wahl, wie mir scheint.

Wir wollen gerade wieder in den Besprechungsraum zurückgehen, da fragt Pjerow Algunde noch, ob sie ihm helfen könne den Brudermörder zu finden. Diese antwortet ihm, dass sie auch dafür einen Preis haben wolle, natürlich, wie sollte es auch anders sein.

Sie verlangt von Pjerow, dass dieser Alderich tötet, bevor Uriel in Vallusa ankommt und erzählt dann, dass der Dolch nicht mehr zu Pjerow zurück will, dass Hecker ihn hat ohne es zu wissen. Sie erzählt weiter, dass der nicht derjenige, der den Brudermörder geschenkt bekommen hat, jemanden umbringt, sondern vielmehr mit seinem eigenen Dolch umgebracht wird.

Der Dolch folgt angeblich dem, was er glaubt tun zu müssen, aber wenn Pjerow ihn unbedingt haben wolle, so könne er ihn, noch während die Zeit langsamer abläuft, von Hecker holen, ohne dass dieser etwas davon merkt. Jedoch wird er sofort bei nächster Gelegenheit wieder abhandenkommen.

Als Pjerow meint, dass dieser Dolch aufgeladen wäre, mindestens einen Herzschlag ruhe wirken könne und er ihn deswegen dringend zurück bräuchte, antwortet Algunde ihm nur, dass genau das der Grund ist, weshalb er ihm abhandengekommen ist.

Pjerow entschließt sich dennoch dazu, den Dolch zu holen, teilt uns aber mit, nachdem Vito seinen Tod will, dass er ihm den Dolch schenken wolle. Dass er den Fluch dieses Dolches damit an ihn weiter geben will.

Damit er jedoch nicht ohne eine magische Waffe ist, auch Danjuk und Cidris besitzen keine magischen Waffen, bittet er Algunde noch darum, ihnen ihre Waffen zu verzaubern, was diese auch tut.

Zu Danjuks Speer sagt sie, dass er nur Zorn sagen müsse bei menschlichen Gegnern, die gerüstet seien und wenn ihm dies gelänge ohne zu lachen, dann würde er dreimal sein blaues Wunder erleben. Näher führt sie den Zauber jedoch nicht aus, der darauf liegt.

Der Schnitter von Cidris wird von ihr mit vier Caldofrigo belegt. Wenn er heiß oder kalt ruft, dann löst der Zauber je zweimal Glut oder Niederhöllenkälte aus.

Und den Dolch von Pjerow verzaubert sie mit drei Anwendungen des Herzschlag ruhe. Er braucht zum Aktivieren lediglich Verrecke! Stirb! oder Tod! zu rufen.

So wirklich einverstanden bin ich mit dem Herzschlag ruhe jetzt zwar nicht unbedingt, aber in diesen Zeiten müssen wir alle Waffen auffahren, derer wir habhaft werden können, wenn wir gegen unsere Gegner bestehen wollen.

Mittlerweile sind wir wieder im Besprechungszimmer angekommen und mit einer Handbewegung läuft die Zeit wieder normal ab. Obwohl es mir so vorkommt als wären wir eine Ewigkeit weg gewesen, so war es für die anderen doch nur ein Augenblick, der vergangen ist.

Pjerow ergreift das Wort und erklärt den Anwesenden, dass wir mit Algundes Hilfe zuerst nach Notmark reisen wollen, um dort Alderich gefangen zu nehmen und Mengbillar zu töten, um dann von dort aus weiter nach Neersand zu reisen und Jucho zu retten.

Die anderen blicken uns etwas verdutzt an, als würden sie sich darüber wundern, dass sie nicht selbst auf diese Idee gekommen sind und im Anschluss bittet uns Tsadan zu einem vertraulichen Gespräch. Hierbei sagt er uns, wenn wir uns tatsächlich zutrauen, diese beiden Aufgaben zu erfüllen, dann wird er sogleich mit Thesia von  Ilmenstein sprechen, sie auf unsere Seite ziehen.

Im Anschluss gehe ich zu Gari und weihe sie in unsere Pläne bezüglich dem Waisenkind ein, frage sie, ob das für sie in Ordnung ginge und sie stimmt umgehend zu, scheint regelrecht erleichtert darüber zu sein, dass sie dann um Friedbert keine Angst mehr haben muss. Auch jetzt hat sie keine Angst um ihn, er ist bei Rik in Moorwacht geblieben und sie setzt ihr ganzes Vertrauen in ihn.

Anschließend überlegen wir, wen wir alles mitnehmen sollten auf unsere Mission. Cidris, Danjuk, Ifrundoch, Pjerow und ich werden auf jeden Fall fahren. Ein Platz muss leer bleiben, damit wir Alderich mitnehmen können und Finger brauchen wir in Neersand. Bleibt noch ein freier Platz und wir grübeln, ob Molagh besser geeignet wäre oder Jaminka.

Während ich traurig erwähne, dass Rondrasil hier sein sollte, dass er uns helfen könnte und dass ich nicht weiß, wie es ihm gerade geht, erwähnt Pjerow beinahe beiläufig, dass Jaminka wohl einen Zauber beherrschen würde, mit dem sie sehen könnte, wie es jemandem geht, der nicht bei einem ist. Er erzählt, dass sie auf diese Art und Weise, während sie im Folterkeller waren, sehen konnte, dass wir unterwegs nach Brandthusen waren.

Ein Zauber, der dazu in der Lage ist? Ich habe noch nie davon gehört, das muss ein hexischer Zauber sein. Wäre doch nur Nadira noch am Leben, sie hätte mir den bestimmt beigebracht, aber ich muss diese Gelegenheit wahrnehmen, auch wenn die Aussicht auf Erfolg ungewiss ist.

Mit den Worten, dass die anderen sicherlich ganz gut ohne mich entscheiden könnten, wen sie noch bräuchten für die Mission, schließlich bin ich sowieso diejenige, die am wenigsten dazu beitragen kann, entschuldige ich mich und eile zu Jaminka.

Diese empfängt mich, wieder einmal, mit den Worten, dass sie mich schon erwartet habe und teilt mir mit, dass der Zauber, wegen dem ich hier bin, Madas Spiegel heiße und dass sie ihn mir lehren wird. Jedoch stellt sie die Bedingung, dass sie uns nach Notmark begleiten dürfe, weshalb ich umgehend zu den anderen zurück eile und ihnen mitteile, dass nicht Molagh sondern Jaminka uns begleiten würde, was diese irritiert zur Kenntnis nehmen, mir aber nicht widersprechen.

Ich vermute, dass beide ihre Vor- und Nachteile mit sich bringen und sie sich deswegen uneins waren, daher beinahe schon froh sein dürften, dass ich ihnen diese Entscheidung hiermit abgenommen habe.

Als ich zu Jaminka zurückkehre, reißt diese mir unvermittelt drei meiner Haare aus und sagt, dass dies ihre Versicherung wäre. Mit diesen Worten spricht sie einen Fluch auf mich, bevor ich meine Haare zurückbekomme. Sie teilt mir mit, dass ich sterben werde, wenn ich auch nur einem anderen diesen Zauber lehren würde, wenn ich ihn für jemand anderen als für mich selbst sprechen würde und auch, wenn ich die Thesis, so ich eine daraus ableite, niederschreibe.

Jetzt bin ich also verflucht. Aber ich glaube, dass ich mich an das halten kann, was Jaminka mir gesagt hat. Sie meint, dass ich durchaus jedem erzählen dürfe, dass ich diesen Zauber beherrsche, ich darf ihn eben nur niemandem genauer erklären oder ihn für ihn wirken. Aber wenn es mir so möglich ist, Rondrasil sehen zu können, sehen zu können, ob es ihm gut geht, dann ist es mir das wert.

Ich verbringe den restlichen Nachmittag bis kurz vor Mitternacht damit, den Zauber mit Jaminka zu lernen, ihn in der Theorie zu üben, die Thesis zu verinnerlichen, mir jedes Wort, jede Geste, die sie mir zeigt und beibringt, zu verinnerlichen.

23. Boron 1020 BF

Es ist kurz vor Mitternacht und wir alle haben uns etwas außerhalb von Persanzig am mit Algunde vereinbarten Treffpunkt eingefunden. Wieder, wie in Bjaldorn, sehen wir bereits aus der Ferne einen brennenden Punkt auf uns zukommen, der sich als die Kutsche entpuppt, die uns damals nach Hause gebracht hat.

Als sie vor uns anhält, erneut mit dem jungen Mann und dem Skelett als Kutscher, steigen aus ihr ein junger Mann und eine junge Frau, die beide vollkommen synchron agieren. Bei sich haben sie den kleinen Waisenjungen, den sie Natascha als Friedbert vorstellen und vorbeibringen sollen.

Ich bemerke, wie Danjuk wieder stocksteif neben mir steht und gebannt und starr vor Angst die Kutsche, besser die brennenden Räder und das brennende Dach ansieht. Ich zwinge ihn dazu, mir in die Augen zu sehen und rede besänftigend auf ihn ein.

Ich weiß nicht genau, was von dem, was ich zu ihm gesagt habe, letztlich den Ausschlag gegeben hat aber mit einem Mal scheint er regelrecht ungeduldig zu werden, begierig darauf, in die Kutsche zu steigen und aufzubrechen.

Als ich mich nochmal nach den beiden vorherigen Insassen mit dem Waisenkind umblicke, bemerke ich aus dem Augenwinkel, dass die Luft über ihnen in etwa drei Schritt Höhe zu flimmern scheint und als ich genauer hinsehe erkenne ich eine große fette Spinne, die nahezu durchsichtig ist und die mit ihren Beinen die beiden Menschen steuert. Sie hängen an Fäden, die sich förmlich durch ihren Körper ziehen.

Als ich die beiden frage, ob sie Schmerzen hätten, ob es wehtäte, fragen sie mich unisono, wovon ich spreche und auch die Spinne scheint keinerlei Notiz von mir zu nehmen. Etwas irritiert bin ich zwar schon, aber in Anbetracht der Tatsache, für wen die beiden arbeiten, wundert mich schon beinahe gar nichts mehr.

Wieder rast die Umgebung an unserem Fenster vorbei und nach gerade einmal einer Stunde kommt die Kutsche zum Stehen und löst sich, wie schon beim letzten Mal, in Luft auf. Wieder stehen die beiden Magier vor uns und teilen uns mit, dass sie uns hier auch wieder abholen werden, wenn es noch oder wieder Nacht ist.

In einiger Entfernung kann ich die Lichter der Stadt  Notmark sehen, direkt dahinter die Burg Grauzahn und beinahe aus dem nichts kommend steht auf einmal eine große Gestalt neben uns. Sie trägt eine schwarze Plattenrüstung, die mit Knochen und Sehnen durchwirkt zu sein scheint und zittert vor Anspannung. Auf unsere fragenden Blicke antwortet einer der Magier, dass dies der Neuzugang Algundes aus Bjaldorn sei, gerade frisch rekrutiert.

In mir kommt ein Verdacht auf und als ich die Gestalt frage, ob sie Brack heißt, fragt sie mich nur mit tiefer Stimme wer das sei. Als ich daher darum bitte, ob sie den Helm abnehmen könnte, erwidert sie nur, dass dies nicht möglich sei, ich es gerne selbst versuchen könne. Die Rüstung fühlt sich warm an, irgendwie lebendig. Aber der Helm lässt sich tatsächlich nicht abnehmen.

Er stellt sich uns als Herz des Krieges vor und sagt, dass er uns aus der Burg rausholen werde, wenn diese Alarm schlägt. Er könne uns zwar auch hinein bringen, dies spräche aber dem Plan, dass wir heimlich vorgehen wollen, zuwider, weshalb wir die Gestalt bitten, sich am Rande der Stadt unter die dort lagernden Söldner Uriels zu mischen, bis wir in der Burg Alarm auslösen.

Wir überlegen, wie wir vorgehen sollen und stellen fest, dass sowohl Finger als auch Danjuk, Ifrundoch und ich viel zu leicht zu erkennen sind, wir uns schlecht tarnen können, weshalb wir vor der Stadt warten werden, während Cidris mit Pjerow und Jaminka zu Rassia geht.

Als Tarnung entschließen sie sich, Jaminka als Hure zu verkaufen, die von ihren beiden Zuhältern zu einem Spezialeinsatz gebracht werden soll. Als Katzenhexe sollte es für sie ein Leichtes sein, damit die Wachen zu beeindrucken.

Als die drei verschwunden sind, teilt uns Danjuk mit, dass wir schon einmal um die Stadt herum Richtung Burg gehen sollten, weil die anderen uns dort sicherlich dann abholen werden, wenn sie mit Rassia gesprochen haben.

Während wir bei den Söldnern in der Nähe warten, es ist bitterkalt, können wir die Rüstung sehen, wie sie an einem der Feuer sitzt, sich kaum regt.

Mittlerweile sind fast drei Stunden vergangen und noch immer sind die anderen nicht bei uns aufgetaucht, weshalb ich beschließe, meinen neuen Zauber, Madas Spiegel, zu probieren. Ich konzentriere mich auf Pjerow, mit ihm bin ich schon am längsten bekannt neben Ifrundoch, aber der steht ja neben mir.

Es ist ungewohnt und kräftezehrend, aber ich kann tatsächlich für einen kurzen Moment das Gesicht von Pjerow sehen und spüre, dass er wegen uns latent panisch zu sein scheint. Als ich dies den anderen mitteile und mich laut frage, warum dem so sei, wenn er doch den Treffpunkt mit uns ausgemacht habe, gesteht uns Danjuk, dass er die Entscheidung, um die Stadt herum zu gehen, eigenmächtig getroffen habe, weil er davon ausging, dass dies der nächste Schritt sei.

Ich  mag mich irren, aber seitdem Danjuk ein Geweihter der Ifirn geworden ist, wirkt er nicht mehr so soziophob auf mich, beinahe schon ein wenig aufmüpfig, als wolle er der nächste Anführer werden oder so.

Wir beschließen, dass wir wieder zu unserem ursprünglichen Treffpunkt, an dem wir uns getrennt haben, zurückkehren sollten und kaum sind wir dort angekommen, kommt auch schon Rassia zu uns, die uns in die Stadt holen soll.

Sie erzählt uns, dass sie uns zuerst hier gesucht aber nicht gefunden habe und als sie zurück zu Jaminka gekommen sei, hätte diese ihr gesagt, dass wir mittlerweile am Nordtor wären. Doch als sie dann dort war, waren wir schon wieder nicht mehr da. Ein klassisches Katz und Maus Spiel ohne dass wir überhaupt etwas davon gewusst haben.

Sie teilt uns mit, dass sie uns mittels Harmlose Gestalt in die Stadt bringen könne, jedoch wirkt der Zauber nicht bei Danjuk, warum genau, das weiß sie selbst offenbar nicht. Deshalb gebe ich ihm mein Ignorantia-Stirnband, ich denke, das sollte seinen Zweck genauso gut erfüllen.

Als wir in ihrer Unterkunft angekommen sind, nimmt Danjuk das Stirnband wieder ab und fragt, ob wir ihn wieder sehen können. Wir bejahen dies und mit der Frage „Und jetzt?“ legt er es sich tatsächlich ein zweites Mal an, noch ehe ich einschreiten kann.

Dieser törichte Kerl hat tatsächlich eine seiner wertvollen Ladungen vergeudet und aus einem Impuls heraus trete ich ihm kräftig vor sein Schienbein, bevor ich mich wieder sammeln kann und ihm erkläre, warum er das nie wieder tun dürfe.

Nachdem sich die Lage wieder etwas entspannt hat, teilen uns Pjerow und Cidris mit, dass sie überlegt haben, ob wir als Gauklertruppe verkleidet in die Burg kommen könnten. Dabei soll Ifrundoch als Tanzbär auftreten, Danjuk in seiner Wolfsgestalt als Wolfshund durchgehen und mich wollen sie als bärtige kleinwüchsige Frau verkleiden.

Ich bin äußerst skeptisch über diesen Vorschlag und auch Danjuk und Ifrundoch wirken nicht besonders angetan von der Idee. Ifrundoch fragt, wie sie auf diese Art und Weise ihre Waffen mit in die Burg bringen sollen und so äußert Rassia, dass sie auch noch die Möglichkeit hat, uns Dienstbotenkleidung zu besorgen.

Die Dienstboten würden nicht kontrolliert werden, könnten ungehindert die Burg betreten und verlassen und wenn wir uns beeilen, können wir mit den Bäckern, die in einer halben Stunde die Burg aufsuchen würden, mitgehen. Diese führen immer große Körbe mit sich, in denen wir unsere Waffen unterbringen könnten.

Dieser Vorschlag findet allgemeine Zustimmung, auch ich habe nichts dagegen. Bis ich sehe, welche Kleidung Rassia für mich vorgesehen hat. Um meine Größe zu kaschieren, will sie mich als kleines Kind verkleiden, komplett mit einer riesigen Kindermütze, die sie mir umbindet.

Ich sage nichts weiter, die Zeit drängt, wir müssen uns beeilen, wenn wir nicht auffallen wollen. Ich bitte Rassia, meine Sachen, die ich nicht mitnehmen kann, zu dem Treffpunkt, den wir mit den Kutschern ausgemacht haben, zu bringen, sobald sie uns in der Burg abgeliefert hat.

Mit den Worten „Es wird ja wieder Abend.“ lassen uns die beiden Kutscher mitten im Niemandsland zurück und die Sonne geht auf.

Es ist keine zwei Stunden her, da hat Rassia uns als Dienstboten verkleidet. So ausstaffiert und mit einer Truhe, die von Ifrundoch getragen wurde, haben wir uns den anderen Bediensteten der Burg angeschlossen und sind unbehelligt durch das Söldnerlager gekommen.

An der Burg angekommen haben wir uns erst ein wenig zurückfallen lassen, damit die anderen Dienstboten nicht in der Nähe sind, wenn wir auf die Wachen treffen. Als diese durch einen Sehschlitz Jaminka erblickt haben, konnten sie die Türe gar nicht schnell genug öffnen.

Es war ein leichtes für Jaminka, die beiden so lange abzulenken, dass Cidris mit einer Würgeschlinge die eine Wache lautlos erwürgen konnte, während Pjerow die zweite Wache mit einem Dolch ausgeschaltet hat. Zwar war er ebenso lautlos, jedoch mussten wir danach in Windeseile das Blut wegwischen, bevor uns jemand bemerkt. Damit nicht noch mehr Blut aus der Leiche sickerte, habe ich ihr in Windeseile einen Druckverband am Hals gemacht. Ich habe noch nie eine Leiche verbunden, ein äußerst seltsames Gefühl.

Mittels Sapefacta habe ich den Waffenrock der Wache gereinigt, damit Pjerow diesen anziehen konnte, auch Cidris hatte sich einen übergeworfen. Auf dem Weg sind wir im ersten Stock zwei Wachen begegnet, die gefragt haben, was wir in der Truhe hätten. Dass da unsere Waffen drin sind, konnten wir ja schlecht sagen, jedoch gelang es Pjerow, die Wachen davon zu überzeugen, dass es sich um blutige Lumpen handele, die sie zu Mengbillar bringen sollen. Als Beweis zog er eine Ecke des Lumpens heraus, mit dem wir das Blut der Wache unten aufgewischt hatten.

Eine der Wachen fragte daraufhin mit Blick auf Jaminka, warum sie nicht hierbleiben wolle, dass es doch schönere Dinge gäbe, die man tun könnte und Pjerow hat entgegnet, dass er sich ebenfalls etwas Besseres vorstellen könnte als die Wünsche Mengbillars zu erfüllen, aber wenn er auch mal den Dienst tauschen würde, dann würde er vielleicht auch einmal Jaminka vorbei schicken. Dies hat die Wache jedoch – verständlicherweise muss ich fast sagen – abgelehnt.

Rassia hat uns in den dritten Stock zu Mengbillars Gemächern geführt, besser gesagt, an den Anfang des Ganges. Mit den Worten, dass hinten bei den vier Wachen die Gemächer Mengbillars seien, hat sie uns, wie im Vorfeld vereinbart, alleine gelassen.

Eine der vier Wachen ist auf mich zugekommen, hat mir einen Heller in die Hand gedrückt und gemeint, dass ich das nicht sehen wolle, was sich hinter der Türe verberge. Noch während ich fieberhaft überlege, wie ich jetzt reagieren soll, höre ich Pjerow ein „Verrecke!“ zischen und sehe, wie er der Wache seinen Dolch in den Hals rammt. Diese greift sich daraufhin ans Herz und geht in die Knie.

Cidris hat nahezu zeitgleich den zweiten Büttel ebenfalls lautlos zur Strecke gebracht, während Danjuk sich um den dritten Büttel gekümmert hat und Ifrundoch den Kopf des vierten gegen die Wand gedonnert hat.

Während Danjuk und Ifrundoch mit ihren zwei Bütteln noch etwas zu kämpfen haben, sehe ich, dass Jaminka sich eines ihrer Haare ausgerissen hat und damit einen Kreis um die Türe zu Mengbillars Gemächern abgeschritten ist. Ich habe mich in der Zwischenzeit neben den sterbenden Büttel gekniet und seine Hand gehalten bis der Tod eingetroffen ist.

Pjerow hat derweil seine Armbrust aus der Truhe geholt und auch Danjuk, Ifrundoch und Cidris sind in Position gegangen. Cidris hat die Tür geöffnet und sich umgehend geduckt, damit Pjerow hinein schießen kann, jedoch war hinter der Tür erst ein kleiner Vorraum und in diesem saß eine weibliche Gestalt mit einem geschmolzenen Gesicht. An ihrem Hals hatte sie so etwas Ähnliches wie einen Schlund, auf obskure Art einem weiblichen Geschlechtsorgan gleichend.

Als diese unser gewahr wird, packt sie einen Tisch und schleudert ihn in Richtung der Tür, doch Cidris gelingt es tatsächlich den Tisch im Flug aufzufangen. Mit einer eleganten Drehung hat er sich in den Raum hinein gedreht und auch Danjuk und Ifrundoch setzen zum Angriff an.

Pjerow hat einen seiner Rabenbolzen auf die Kreatur abgefeuert und diese reißt sich umgehend den Arm, in den er sie getroffen hat, heraus, während sie einen markerschütternden Schrei loslässt.

Bis zu diesem Zeitpunkt war es uns tatsächlich gelungen absolut lautlos und unbemerkt vorzugehen.

Nachdem der Schrei verhallt ist, nehme ich nur am Rande wahr, mehr als die drei passen nicht in den Vorraum, Jaminka ist hier draußen noch mit ihrem Zauber beschäftigt und Pjerow scheint beinahe ein wenig unschlüssig, wie er vorgehen soll, wie diese Kreatur ihre Eingeweide hervor würgt und Danjuk damit trifft.

Es zischt und dampft gewaltig als sie mit ihren Tentakeln den Hals Danjuks umschließt und einzig Ifrundoch hat er es zu verdanken, dass sie ihn nicht erwürgt hat, da er beherzt die Tentakel durchtrennt hat.

Meine Aufmerksamkeit wurde kurz durch zwei weitere herannahende Büttel abgelenkt, denen ich einen Blitz entgegen schleudern wollte, der jedoch nicht durch gekommen ist. Jedoch sind die beiden mitten in der Bewegung plötzlich stehen geblieben, in etwa auf der Höhe des Kreises, den Jaminka zuvor abgeschritten ist. Ein beeindruckender Zauber.

Als ich in den Vorraum zurück geblickt habe, konnte ich sehen, dass es den dreien mittlerweile gelungen war, den Dämon zu töten und dass sie bereits in den dahinter liegenden Schlafraum gegangen waren. Auch wir sind ihnen gefolgt.

In dem Zimmer konnte ich zuerst sehen, wie Cidris in einen Kleiderschrank gestochen hat und kurz darauf von diversen Kleidungsstücken, hauptsächlich schwarze Roben, umschlungen worden ist, von einer gewürgt wurde.

Es gelang ihm jedoch, sich der Umklammerung zu entwinden und mit einem lauten „Heiß!“ den Schnitter an den Stoff zu halten, was zur Folge hatte, dass überall brennende Stofffetzen umher flogen, von denen einige sowohl Pjerow als auch mich getroffen hatten, ich brannte sogar für einen Moment. (Ob sich Rik auch so fühlt?)

Als ich wieder klarer sehen konnte, blieb mein Blick an dem großen Bett hängen, auf dem zwei tote Frauen lagen. Beide nackt und mit eröffneten Leibern. Auf dem ganzen Bett waren Blut und Eingeweide verteilt und Cidris war gerade dabei mit seinem Schnitter unter das Bett zu stechen.

Von dort kam ein lautes Wehklagen und ein alter Mann, offensichtlich ein Bediensteter kam zitternd hervor. Ich zischte Danjuk zu, dass er ihn berühren solle, denn sollte es Mengbillar mit einer Illusion sein, dann würde er der Berührung eines Geweihten nicht standhalten können, jedoch passierte rein gar nichts.

Der alte Mann teilte uns ängstlich mit, dass er nur zum Putzen hier wäre und dass Mengbillar in dem Moment, als der Dämon draußen geschrien hatte, über den Balkon geflüchtet wäre. Pjerow rannte daraufhin nach draußen und konnte gerade so noch einer Harpyie ausweichen, welche im Sturzflug auf ihn zu gekommen war.

Kurz darauf rief er uns zu, dass Mengbillar tatsächlich gerade dabei war an der Außenmauer der Burg herunter zu klettern, bevor er sich selbst über die Brüstung schwang. Danjuk, der ebenfalls nach draußen auf den Balkon gegangen war, beugte sich weit vor und schleuderte seinen Speer auf ihn, muss ihn wohl auch getroffen haben, wie er meinte, jedoch war er davon so abgelenkt, dass er die Harpyie nicht bemerkt hat, die ihn an den Schultern packte und mit sich zog.

Als ich auf dem Balkon angekommen war, konnte ich sehen, wie die Harpyie mit Danjuk in den Krallen dabei war, Pjerow zu rammen, weshalb ich einen Blitz auf sie wirkte, was sie orientierungslos werden ließ. Dadurch krachte sie mit voller Geschwindigkeit gegen die Mauer und nur mit viel Glück gelang es Pjerow, Danjuk in seinem Fall aufzufangen, zu verhindern, dass er an die dreißig Schritt in die Tiefe stürzte.

Jedoch war es Mengbillar dadurch gelungen, bis beinahe auf den Boden zu klettern, weshalb ich  mich weit über die Brüstung lehnte und ihm zurief in der Hoffnung, ihn so ablenken zu können. Mein Plan ging tatsächlich auf, denn für einen Moment war er tatsächlich abgelenkt, sein verbliebenes Auge, Danjuk hatte ihn tatsächlich am Kopf getroffen mit seinem Speer, heftete sich auf mich und, wie auch immer er das angestellt hat, er nestelte doch tatsächlich mit einer Hand an seinem Schritt herum, es wirkte beinahe schon so, als würde er überlegen, wieder zu mir hoch zu klettern.

Doch dann kletterte er weiter nach unten und Jaminka, die auf ihrem Stab zu ihm fliegen wollte, bekam einen Blitz von ihm ab, kam dadurch ins Trudeln und musste ihren Angriff abbrechen. Jedoch gelang es in der Zwischenzeit Pjerow zu ihm aufzuschließen und mit einem erneuten „Verrecke!“ griff er Mengbillar an, der daraufhin zu Boden stürzte und dort liegen blieb.

Ich konnte erkennen, wie Jaminka, nachdem sie sich wieder orientiert hat, zu ihm gegangen war und ihm das Herz heraus geschnitten hat, wer weiß, was sie damit vorhat. Danjuk und Pjerow waren zu weit unten, sie konnten nicht einfach wieder nach oben klettern, weshalb sie einen anderen Weg zu Alderich suchen wollten.

In der Zwischenzeit hatten sich vor der Türe im Gang jedoch acht weitere Büttel versammelt, die zwar immer noch nicht an der unsichtbaren Barriere vorbei kamen, uns jedoch auch nicht einfach passieren ließen.

Während wir noch überlegten, was wir tun sollen, kam Jaminka nochmal zu uns geflogen und meinte, dass ihr Zauber gleich die Wirkung verlieren würde, doch sie hatte noch kaum zu Ende gesprochen, da hörten wir auf einmal Kampflärm vor der Türe.

Die Rüstung war gekommen, hatte sich ihren Weg durch die Burg gebahnt. Ein wenig Mitleid empfand ich durchaus für die Wachen, konnten sie vermutlich nichts dafür, dass ihr Auftraggeber so verderbt war, aber es herrscht Krieg und zu diesem Zeitpunkt konnte ich mir kein Mitgefühl leisten.

Wir teilten der Rüstung mit, dass wir noch Pjerow und Danjuk finden müssten, dass wir Alderich finden müssten und diese stapfte daraufhin voran in einen anderen Teil der Burg, wo wir auch kurze Zeit später auf die drei stießen und gemeinsam konnten wir nahezu unbehelligt die Burg verlassen.

Die Rüstung hat eine enorme Kampfkraft besessen und als wir am vereinbarten Treffpunkt ankamen, wartete auch schon die Kutsche auf uns, jedoch teilte uns die Rüstung mit, dass sie mit uns mitkommen müsse, dass sie einen Platz in der Kutsche, in der bereits Finger saß, benötigen würde, weshalb Jaminka sich dazu bereit erklärte, auf ihrem Stab schon einmal nach Neersand vor zu fliegen, jedoch nicht ohne uns vorher das Versprechen abgenommen zu haben, dass wir nicht ohne sie anfangen dürften.

Wir stiegen ein, die Rüstung und Alderich, Cidris, Danjuk, Finger, Ifrundoch, Pjerow und ich und wieder raste die Umgebung nur so an unserem Fenster vorbei. Doch plötzlich saßen wir mitten im Niemandsland, die Rüstung lag zerbrochen, eröffnet da und anhand der Knochen, die einem Halbork gehört haben müssen, konnte ich erkennen, dass ich richtig lag mit meiner Vermutung.

Brack hatte uns geholfen. Selbst nach seinem Tod noch hat er uns geholfen. Und jetzt warten wir hier, bis es wieder Nacht wird.

Abenteuer: Höhle des Löwen
Dieser Eintrag wurde am 12.12.2017 (22:01) verfasst und 649 mal aufgerufen.
Kommentare:
Dieser Eintrag wurde noch nicht kommentiert.
DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN, DERE, MYRANOR, THARUN, UTHURIA und RIESLAND sind eingetragene Marken der Significant Fantasy Medienrechte GbR. Ohne vorherige schriftliche Genehmigung der Ulisses Medien und Spiel Distribution GmbH ist eine Verwendung der genannten Markenzeichen nicht gestattet.
Diese Webseite nutzt Grafiken aus dem "Das Schwarze Auge" - Fanpaket.
Wir freuen uns über deine Unterstützung:
Hinweis:
Einige Funktionen dieser Webseite verwenden Cookies.
Weitere Informationen: Datenschutzerklärung | Impressum Verstanden und akzeptiert