Vor meinem zwölften Götterlauf wurde ich in die Kriegerschule «Mutter Rondra» aufgenommen. Sie liegt in der Nähe der Arena von Rethis auf Hylaïlos. Eine gute Zeit – gut für den Charakter, sagt man. Schade, dass das bei mir nicht funktioniert hat. Andererseits – wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre?
Unsere Lehrerinnen und Lehrer wollten uns wirklich etwas beibringen. Über das Leben, die Schönheit und den Kampf. Über die Kunst, die Philosophie und die Konsequenzen unseres Handelns. Über das Tanzen und das Schwingen des Pailos. Bis ich fand, dass sie mir nichts mehr beibringen konnten, vergingen etwa vier Jahre. Bis sie einsahen, dass sie mir nichts mehr beibringen konnten, dauerte es noch zwei, drei Götterläufe länger. Nicht, dass ich bis dahin alle Lektionen gemeistert hätte – ich hörte nur nicht mehr zu und konnte ihre Unterweisungen auch nicht mehr annehmen. Zu dieser Zeit begann ich bereits, meine eigene Vorstellung vom guten Kämpfen zu entwickeln.
Im Kampfstil werden wir nie mehr einer Meinung sein. Der grobschlächtige Umgang mit dem Pailos, der dort vermittelt wird, schränkt Körper und Geist ein. Es schmerzte mich beinahe anzuschauen, wie jungen Schülerinnen und Schülern diese stumpfe Art eingetrichtert wird. Natürlich wollten meine Lehrerinnen und Lehrer sich das von einem Grünschnabel wie mir nicht anhören, auch wenn – oder gerade weil – ich recht hatte.
Meine Abschlussprüfung habe ich natürlich mit Bravour bestanden – durch meine variantenreiche Kampfkunst. Diese Fesseln habe ich gesprengt und werde sie mir nie mehr anlegen lassen. Doch wohin mit mir? Darauf wusste ich zunächst noch keine Antwort.
Lektion: Arglos ist man nur einmal, dann beginnt die Erfahrung.