"Grüne Hölle", so nennen die meisten Aventuriere die heissen, feuchten Regenwälder und Dschungel im tiefen Süden. Sandor Aureliano Esteban Delazar nannte es "sein Zuhause". Er wurde in einer kleinen, namenlosen und unbedeutenden Plantage etwa fünfzig Meilen von Al'Anfa entfernt als zweitgeborener Sohn der Plantagenbesitzer Esperanza und Juan Delazar geboren. "Plantage" ist zu hoch gegriffen, denn es war eine kleine Rauchkraut-Anpflanzung, die seine Eltern unter widrigsten Bedingungen dort aufgebaut hatten. Als "Fanas" (Freie) sind seine Eltern aus Al'Anfa ausgezogen und in den Dschungel gegangen, um sich eine Existenz aufzubauen.
Das Leben war geprägt von dem ständigen Kampf gegen die Natur, vielen Entbehrungen, dem gefährlichen Dschungel und dessen Bewohnern, der Hitze des Tages und der Kälte der Nacht. Der Ertrag der Plantage reichte gerade aus, um den paar Bediensteten und sich selbst ein angenehmeres Leben als in der Stadt zu ermöglichen, wobei es niemals zum exorbitantem Reichtum der Al'Anfaner Granden reichen würde. Aber dies war auch nie das Ziel der Familie Delazar. Man lebte in Frieden einher mit einem kleineren Stamm der Waldmenschen, der einige Meilen entfernt im Dschungel beheimatet war. Mit diesen trieb man gelegentlich Handel und half sich gegenseitig.
Sandor freundete sich bereits im Kindesalter mit den Waldmenschen an und verbrachte viel Zeit mit denen und lernte viel über deren Gebräuche und Sitten. Sandor war für ein Nicht-Waldmenschen-Kind äußerst geschickt, schnell, flink und wendig. So konnte er mit den Waldmenschenkindern einigermaßen mithalten. Auch hatte er ein untrügliches Gespür für sich anbahnende Gefahren, was im Dschungel eine äußerst nützliche Sache war.
Schon in seiner Jugend wurde ihm klar, dass er nicht in das Handwerk der Familie einsteigen wollte. Er war nicht der Erbe der Plantage, sondern sein erstgeborener Bruder Casemiro, und aus ihm wäre nicht mehr als ein besserbezahlter Arbeiter geworden. Der hohe Aufwand für den kläglichen Ertrag erschien ihm nie erstrebenswert. Das Bedürfniss nach dem Neuen, Unbekannten, dem großen Abenteuer und die Gier nach Gold brannten in ihm.
Schon in seiner Kindheit und Jugend war er immer wieder in Al'Anfa, um die Erträge des Anbaus zu verkaufen. Er war fasziniert von der Stadt, den Gegensätzen und den Möglichkeiten, die sie bot, und insbesondere von den Spielen in der Bal-Honak-Arena. So reifte der Plan, über Nacht zu verschwinden und das Glück in Al'Anfa zu suchen, der "Perle des Südens". Und so tat er es auch. Kein langer Abschied, keine Tränen, einfach gegangen ohne Lebewohl zu sagen. Mit dem bisschen Gold in der Tasche kam er allerdings in Al'Anfa nicht weit, aber zumindest dahin, wo sich der nächste Abschnitt seines Lebens abspielen sollte. Die Bal-Honak-Arena.
Er bewarb sich als "Freier" bei der Gladiatorenschule des Al'Anfanischen Grandenhauses Florios und wurde angenommen. Er vereinbarte mit den Florios eine Entlassung aus dem Gladiatorendienst nach zehn gewonnenen Kämpfen und unter Auflage der vertraglichen Verpflichtung, künftig für das Haus Florios im Bedarfsfall tätig zu werden, was als Entschädigung für die Ausbildung durchaus angemessen war. Er wurde zum Gladiator trainiert, insbesondere zum "Dimachaerus", d.h. er kämpfte mit zwei Schwertern, aber auch im unbewaffneten Kampf. Sandor zeigte auch im Sand der Arena ein hohes Maß an Geschicklichkeit, Schnelligkeit und Intuition. Rasch stieg er mit seinem Kampfstil in der Gunst des Publikums und gewann seine zehn Kämpfe.