07. Tsa 1020 BF
Es ist kalt, bestimmt hat es um die minus dreißig Grad und noch während meine Lippen zu einem leichten Schmunzeln gekräuselt sind, kommt mir der Gedanke, dass ich Uuhs Oduhn fragen könnte, ob er sich um die Schulter von Rondrasil kümmern könnte.
Ich nehme meinen Mann an der Hand und ziehe ihn umgehend zu meiner Akademie. Ihr Anblick, wie sie da steht, gänzlich aus Holz, aus einem Stück gewachsen, fasziniert mich immer wieder aufs Neue.
Der Hof ist komplett schneefrei, sicherlich auch ein Verdienst unseres Elementars und überall laufen Adepten und Geweihte umher, werden Verletzte und Kranke in die Behandlungszimmer und Schlafsäle gebracht. Auch hier sind die Auswirkungen des Krieges deutlich zu spüren.
Im Keller angekommen spüre ich wieder dieses mir so vertraute Gefühl von Wärme. Die Heilkräuter blühen und gedeihen, auch Uuhs Oduhn hilft tatkräftig mit, uns die Versorgung unserer Patienten zu erleichtern. Ich rufe dennoch in den Raum, frage ihn, ob er kurz mit mir reden könne und wie schon unzählige Male vorher formt sich vor unseren Augen ein Gesicht aus Efeu und fragt, was mein Begehr sei.
Ich frage Uuhs Oduhn direkt, ob er dazu in der Lage sei, die Schulter meines Mannes zu heilen und er antwortet mir, dass er das könne, dass er im Moment aber andere Leben retten müsse, sich darum erst kümmern werde, wenn es wieder etwas ruhiger geworden ist.
Die Verletzung meines Mannes ist zwar mehr als schmerzhaft, aber nicht lebensbedrohlich, ich kann die Entscheidung daher völlig nachvollziehen und stimme Uuhs Oduhn zu. Ich bedanke mich dennoch bereits jetzt dafür bei ihm, dass er uns helfen wird und hoffe, dass Rondrasil auch diese Geduld noch aufbringen wird.
Eigentlich hoffe ich es nicht, ich kenne meinen Mann und weiß, dass er eine schier unendliche Geduld und Willensstärke besitzt und dass er vor allem auch sehr leidensfähig ist. Er wird auch diese letzten Tage oder Wochen noch mit seiner verletzten Schulter zurechtkommen und warten können.
Nachdem dieses Anliegen, welches mir so sehr am Herzen lag, geklärt ist, teile ich Rondrasil mit, dass meine Hilfe hier gebraucht wird, dass ich helfen muss und ich verabschiede mich von ihm. Er wird zum Rondratempel gehen und ich werde hier eine Nachtschicht einlegen.
Auf dem Weg zu den Behandlungszimmern begegne ich Ugdan vor der Akademie, der mich fragt, wo er etwas Schreibzeug finden kann, er wolle einen Brief an seine Akademie schreiben. Na die wird Augen machen, wird sie ihn doch sicherlich auch für tot halten.
Ich gebe ihm etwas Schreibzeug von mir mit, bevor ich mich meinen Pflichten widme.
08. Tsa 1020 BF
Ich habe die ganze Nacht damit verbracht, mich um die Verletzten zu kümmern, die immer noch zahllos in die Akademie gebracht werden. Selbst unsere sonst als Lagerräume genutzten Ersatzsäle haben wir, routiniert wie immer, jetzt wieder mit Betten und Strohmatten bestückt, um der Anzahl gerecht werden zu können.
Ich sollte mich müde fühlen, bin aber irgendwie trotz allem noch energiegeladen und dennoch bin ich froh, als ich um die siebte Morgenstunde abgelöst werde.
Als ich vor das Akademiegelände trete, kommt Gari auf mich zu. Ihrem besorgten Blick kann ich schon entnehmen, worum sie mich bitten wird und als sie mich dann fragt, ob ich dafür sorgen könne, dass wir schnellstmöglich weiter nach Moorwacht reisen, um Friedbert, die anderen Kinder und Alten, die wir zurückgelassen haben, zu holen, bestätigt sich, was ich vermutet hatte.
Ich verspreche ihr, mich darum zu kümmern, schließlich will auch ich so bald wie nur möglich weiter reisen, ich muss Rik holen, wir müssen unsere Familien und Freunde holen, unsere Sachen.
Gemeinsam mit Gari bin ich, während wir uns unterhalten haben, zum Rondratempel gegangen und obwohl es um die zwanzig Grad Kälte hat, sehe ich im Innenhof meinen Mann beim Training. Er trainiert trotz seiner verletzten Schulter eifrig und mit freiem Oberkörper.
Ein wahrlich beeindruckender und ästhetischer Anblick. Ich muss wohl einige Minuten dort stehen geblieben sein und meinen Mann angeschmachtet haben (wer kann es mir auch verdenken?) als ich aus dem Augenwinkel sehe, wie aus dem Rondratempel heraus ein Praiosgeweihter tritt.
Ein Praiosgeweihter im Rondratempel? Ich muss ihn einigermaßen verwirrt angeblickt haben, denn er erklärt mir, dass es kein gutes Zeichen wäre, würde er in der Burg Tsadans übernachten, da er als unparteiischer Beobachter fungieren soll in Bezug auf die Bürgermeisterin und Tsadan.
So ganz verstehe ich jetzt zwar nicht, was er da genau beobachten soll, irgendetwas von wegen wer fähig ist oder so, aber nun gut. Warum er sich nur ausgerechnet bei Rondrasil niedergelassen hat, kann ich so gar nicht nachvollziehen. Gerade nach der Vorgeschichte der Praioten und Rondrianer hier im Bornland wirkt das äußert grotesk und dem Gesichtsausdruck meines Mannes kann ich entnehmen, dass er über diese Entscheidung nicht sonderlich erfreut ist.
Jedoch kann er einen Praioten auch nicht einfach vor die Tür setzen. Ich erzähle Rondrasil davon, worum Gari mich gebeten hat und teile ihm mit, dass ich Tsadan aufsuchen wolle. Mit einem innigen Kuss verabschiede ich mich von ihm und er setzt sein Training wieder fort.
Es kostet mich tatsächlich etwas Überwindung, meinen Blick von seinem Körper abzuwenden, wie er da schwitzend und dampfend in der Morgensonne steht, die Muskeln angespannt, der Körper glänzend. Wie er seinen Rondrakamm umklammert hält, jede Bewegung mit Bedacht ausführt. Mit Eleganz und Spannung. Es wirkt so unglaublich ästhetisch auf mich.
Bei Tsadan angekommen spreche ich ihn ohne Umschweife darauf an, dass wir nach Moorwacht weiterreisen müssen, dass wir die Zurückgebliebenen holen müssten. Dass sicherlich auch einige Moorwachter ihre Sachen holen wollen, auch ich habe noch einige persönliche Dinge in Peraines Heimstatt, die ich gerne bei mir wüsste.
Tsadan teilt mir mit, dass er Norburg momentan nicht verlassen könne, dass er mir aber vier Kaleschken zur Verfügung stellen könne, mehr Fahrzeuge befänden sich nicht in seinem Besitz.
Wir haben knapp fünfzig Leute in Moorwacht zurücklassen müssen und selbst wenn wir pro Kaleschka zehn Menschen transportieren können, so brauchen wir mehr Fahrzeuge. Auf meine Frage, ob er einen Rat habe, wen ich noch fragen könnte, meint er, dass ich ja mal die Marbiden oder auch meine Akademie fragen könnte. Auch Natascha verfügt wohl über einige Kaleschken, jedoch bin ich die Letzte, die sie darum bitten sollte.
Ich beschließe, dass ich zuerst Robak aufsuchen sollte. Ich weiß zwar nicht, ob er sich um mich gesorgt hat, aber ich glaube, dass es ihn durchaus freuen dürfte, mich noch am Leben zu wissen. Haben wir doch in den letzten Jahren eine gewisse Freundschaft zueinander aufgebaut.
Im Marbidenkloster gehe ich umgehend zum Labor und klopfe an die Tür. Als ich hereingebeten werde (man sollte ein Labor niemals ohne Aufforderung betreten, wer weiß, woran gerade gearbeitet wird), sehe ich Robak, der gerade einen silbernen Ring zu schmieden scheint.
Als er meiner ansichtig wird, hellen sich seine Gesichtszüge ein wenig auf und er bittet mich, kurz zu warten, während er den heißen Ring mit einer Eisenzange vorsichtig in ein Gefäß mit Wasser gibt. Es dampft und zischt kurz und Robak erklärt mir, dass er gerade versucht, einen Ring zu schmieden, der den Träger vor einer Verwandlung bei Vollmond schützen solle.
Wenn dieser Ring wirklich funktioniert, dann wäre das ein bahnbrechender Erfolg für seine Forschungen.
Nachdem wir ein wenig darüber gefachsimpelt haben, fragt Robak mich, ob es möglich wäre, die Patienten aus dem Marbidenkloster ins Gut auszulagern, da er im Moment um deren Sicherheit fürchten würde.
Als ich ihm daraufhin mitteile, dass das nicht ginge, weil vielmehr das Gut geräumt werden müsse, da Kolkja dort mittels Verfügung untergebracht werden solle und eigentlich sämtliche Patienten vom Gut ins Marbidenkloster überstellt werden sollen, merkt er an, dass er dann wohl einen geeigneten Platz außerhalb suchen müsse, wo man die Patienten unterbringen könne.
Als mich Robak fragt, ob ich die ganze Nacht wach gewesen sei, merke ich, dass mich die Müdigkeit langsam doch mehr und mehr übermannt und muss ein gähnen unterdrücken. Daraufhin drückt er mir einen Wachtrunk in die Hand, welchen ich dankbar annehme und sofort trinke.
Auf meine Frage, ob er denn zufälligerweise ein paar Kaleschken habe, die er uns zur Verfügung stellen könne, damit wir die Verbliebenen Moorwachter nach Norburg holen können, antwortet er mir, dass die Marbiden lediglich über einen kleinen offenen Ochsenkarren verfügen würden und dass er mir da leider nicht helfen könne.
Nach dem Wachtrunk fühle ich mich erfrischt und munter, als hätte ich die ruhigste Nacht aller Zeiten gehabt und so plaudere ich noch ein wenig mit Robak, erzähle ihm, dass mir, als ich selbst einen Wachtrunk brauen wollte, das Labor explodiert ist. Ich zeige ihm auch die Narbe an meinem Bein, die mittlerweile tatsächlich wie ein Baum aussieht.
Als ich die Frage von ihm verneine, ob ich denn schon ein neues Labor besorgt habe, bietet mir Robak an, dass er sich darum kümmern könne, er würde da jemanden kennen, von dem er ein sehr gutes Labor kaufen könne und ich nehme sein Angebot dankend an.
Sollte ich tatsächlich die Leitung im Gut Nuppenkehmen erhalten, in dem dann ja nur noch Kolkja als Patient wohnen wird und hoffentlich auch Rik, dann kann ich dort sicherlich in eine der Hütten ein Labor einrichten. Mit Robak an meiner Seite sollte mir hoffentlich nicht wieder so ein Missgeschick wie in Moorwacht passieren.
Als Robak mir erzählt, dass es ihm heute Nacht eiskalt den Rücken herunter gelaufen sei, als sei ein Geist anwesend gewesen, beende ich meine gedanklichen Planungen die Umgestaltung des Guts betreffend. Ein wenig seltsam ist das ja schon, mit Geistern hatten wir in Norburg bislang eher selten zu tun. Aber alles andere hätte Robak mit seinen geschärften Sinnen vermutlich gesehen, gehört, gerochen, man könnte beinahe sagen gewittert, noch bevor es sich ihm hätte nähern können.
Nun gut, sollte dieser Geist Probleme bereiten, dann finden wir sicherlich auch dafür eine Lösung. Vielleicht kennt sich Ugdan mit Geistern etwas aus? Ich beherrsche zwar den Geisterbann aber zum einen nur sehr dürftig und zum anderen wirkt dieser auch nur temporär.
Aber meine Hilfe biete ich Robak natürlich dennoch an, auch wenn dieser sie vorerst ablehnt. Ich sollte zurück zur Burg gehen.
Dort angekommen sehe ich, dass außer mir auch Cidris, Ifrundoch, Pjerow und Ugdan anwesend sind. Tsadan hat sie wohl zusammen gerufen, um sich mit uns allen zu besprechen.
Ifrundoch sieht fürchterlich aus, er scheint verkatert zu sein und noch während ich dies denke, greift er nach einem Eimer und übergibt sich. Um ihm etwas Zeit zu geben, fange ich ein Gespräch mit Ugdan an und es entspinnt sich eine kleine Diskussion daraus.
Ugdan behauptet doch allen Ernstes, dass man einen Geist erst brechen müsse, um ihn beherrschen zu können, dass man ihn zerstören müsse, um ihn neu formen zu können. Ich widerspreche ihm heftig, sage, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, um einen Geist wieder in geordnete Bahnen zu lenken, dass es dafür nicht notwendig sei ihn zu brechen. Und wer sollte so etwas wissen, wenn nicht eine Adepta der Seelenheilkunde?
Nachdem einige hitzige Sätze getauscht worden sind, mischt sich Tsadan in unsere Diskussion ein, besser gesagt beendet er sie damit, dass er uns daran erinnert, dass wir wichtigere Dinge zu besprechen hätten.
Ich teile den anderen mit, dass ich Robak gefragt habe, ob er uns einige Kaleschken zur Verfügung stellen könne, dass die Marbiden jedoch leider nur über einen Ochsenkarren verfügen würden. Von der Akademie weiß ich, dass sie zwar eine Kaleschka besitzt, dass diese jedoch für Hausbesuche verwendet wird und momentan nicht in Norburg ist.
Ein weiteres Problem, welches sich uns stellt ist jenes, dass wir nur entweder Noumiza oder Rik holen können, wir können nicht zwei Elementare, die gegensätzlicher nicht sein könnten, auf so engem Raum transportieren, sie würden sich gegenseitig so lange bekämpfen, bis einer von beiden nicht mehr ist.
Daher beschließen wir, dass wir Noumiza im Sommer nachholen werden, ein Aufstieg ins Gebirge, während Schnee liegt, ist so oder so nicht ungefährlich für uns.
Ugdan bietet sich an, dass er mit Natascha reden könne, ob diese uns ihre Kaleschken zur Verfügung stellen könnte, da er als Neuling wohl die neutralste Person sei, die wir im Moment zur Verfügung haben. Ich bin gespannt, wie er sich schlägt.
Ifrundoch teilt uns mit, dass er ein wenig jagen gehen wolle, den Kopf frei bekommen müsse. Wer kann es ihm verdenken. Ich hoffe nur, dass er nicht so verbittert und kalt wird, wie es bei Tsadan der Fall ist.
Da ich im Moment nicht wirklich viel machen kann, beschließe ich, mich ein wenig auszuruhen, meine Kräfte zu sammeln und gehe zum Rondratempel. Rondrasil trainiert noch immer (oder schon wieder?) und ich setze mich an den Rand des Platzes und sehe ihm verträumt dabei zu.
Ob uns Travia und Tsa hold sein werden? Ich frage mich, nach wem unsere Kinder kommen mögen. Ganz gleich ob sie später so groß wie mein Geliebter sein werden oder ob sie so klein bleiben wie ich, ich bin überzeugt, dass mein Mann sie ebenso lieben wird, wie er mich liebt. Ich weiß, dass ich sie genauso sehr lieben werde, wie ich meinen Mann liebe.
Mama wird bestimmt eine tolle Oma werden.
Es folgen einige Kritzeleien von Strichmännchen, ein Mann, eine Frau und drei Kinder.
Es ist mitten in der Nacht, mein Mann schläft tief und fest, nur ich bin hellwach, habe ich doch einen sehr guten Wachtrunk von Robak bekommen und als das Madamal hoch am Nachthimmel steht, wirke ich einen Madas Spiegel auf Noumiza.
Ich sehe den Spiegelsee, sehe Dampf von der Wasseroberfläche aus aufsteigen. Am Rand des Ufers erkenne ich, wie sich Eis breit macht, im Hintergrund zucken schwarze Blitze über den Himmel. Der See, Noumiza, kämpft um ihr Überleben.
Am Ufer kann ich Kreaturen erkennen, die von Wasserranken durchbohrt werden und umgehend zu Staub zerfallen. Ich sehe mutierte Karmanathi und pervertierte Werwölfe. Mir ist bitterkalt, der Zauber endet. Ich muss Rondrasil wecken, wir müssen irgendetwas tun.
Aufgelöst erzähle ich Rondrasil, was ich gesehen habe und schlinge die Arme um meinen Körper, weil ich immer noch vor Kälte zittere. Mit den Worten, dass wir jetzt, mitten in der Nacht, nicht viel ausrichten können, dass wir morgen früh die anderen um Hilfe bitten sollten, zieht er mich zu sich ins Bett.
Er nimmt mich in seine starken Arme und wärmt mich mit seinem Körper, schmiegt sich eng an mich, streichelt mich und bedeckt meinen Körper mit zärtlichen Küssen.
09. Tsa 1020 BF
Rondrasil liegt schlafend neben mir, während die ersten Strahlen der Praiosscheibe das Zimmer in ein sanftes Licht hüllen. Ich habe die restliche Nacht wach neben ihm gelegen und ihm beim Schlafen zugesehen. Wie er da so friedlich gelegen hat, die Atemzüge gleichmäßig, ruhig, geradezu beruhigend, es war beinahe als würden sie mich in eine Art meditativen Zustand versetzen. Ich bin so unglaublich glücklich mit diesem Mann.
Leise stehle ich mich aus dem Bett und kleide mich an, um danach zu Pjerow zu eilen. Vielleicht hat er eine Lösung, wie wir Noumiza helfen können.
Etwas mürrisch werde ich von einer Hausangestellten von ihm empfangen, die mir aufträgt zu warten, bis sie den Herren geweckt hat und nach ein paar Minuten kommt Pjerow dann auch zu mir herunter und ich schildere ihm verzweifelt, was ich gesehen habe. Auch Cidris stößt zu uns hinzu und die beiden äußern die Vermutung, dass Noumiza sehr wahrscheinlich verloren sein wird, doch das kann ich nicht akzeptieren, es muss doch etwas geben, was wir tun können.
Vielleicht hat Ugdan eine Idee, schließlich ist er Beherrschungsmagier. Kann er vielleicht die Dämonen, die Noumiza zusetzen, selbst beherrschen und zurück in die Niederhöllen schicken? Mit diesem Gedanken eile ich zur Burg und frage Ugdan ohne Umschweife, ob er Dämonen beherrschen könne.
Ich schildere ihm auf seinen fragenden Blick, warum ich das wissen will und er antwortet mir, dass er sich nicht sicher ist, ob er dazu in der Lage ist. Ist hier denn niemand fähig? Vielleicht hat Robak eine Idee, schließlich habe ich auch Werwölfe gesehen.
Ich lasse Ugdan in der Burg stehen und eile zu den Marbiden, gehe direkt in Robaks Labor, wo ich ihn, den Göttern sei Dank, auch antreffe. Er arbeitet immer noch an diesem Silberring.
Ich schildere auch ihm, was ich gesehen habe, insbesondere die pervertierten Werwölfe und bitte ihn eindringlich um seine Hilfe. Wenn jemand sich mit Werwölfen auskennt, dann doch wohl er. Er verspricht mir, dass er sich etwas einfallen lässt und bittet mich, in vier Stunden wieder zu ihm zu kommen.
In der Zwischenzeit beschließe ich, zu den Norbarden zu gehen, vielleicht können sie uns ein paar Krieger mit auf den Weg geben, wenn wir eine schlagkräftige Gruppe sind, haben wir vielleicht bessere Chancen auf einen Sieg.
Ich habe das Lager der Norbarden kaum betreten, da stürmen die Menschen auch schon auf mich zu, jeder bedankt sich bei mir für die Hilfe, drückt mir ein kleines Geschenk in die Hand, will mich in sein Zelt ziehen, mir etwas zu essen und zu trinken anbieten oder behängt mich mit Schmuck.
Es dauert beinahe eine halbe Stunde, bis ich mich zur Muhme Elra durchgekämpft habe. Ich schildere auch ihr, in welcher Bedrängnis Noumiza sich befindet und Elra antwortet mir, dass wir Freunde seien, dass wir ihnen geholfen haben und sie dafür uns in der Schlacht geholfen haben. Sie sagt weiter, dass sie uns wieder helfen werde, wenn ich ihr im Gegenzug auch helfen werde.
Sie erbittet sich von mir, dass ich dafür sorge, dass die Norbarden Bürgerrechte in Norburg erlangen und ich teile ihr mit, dass ich das nicht eigenmächtig entscheiden könne. Ich kann lediglich versprechen, dass ich mich für sie einsetzen werde, dass ich mit Tsadan sprechen werde und dies scheint Elra zu genügen, denn sie verspricht mir fünfzig tapfere Krieger, die sie uns nach Moorwacht mitschicken wird.
Ich bedanke mich bei ihr und will zurück nach Norburg eilen, brauche jedoch auch für den Rückweg wieder gut eine halbe Stunde, da ich erneut von etlichen Norbarden bestürmt werde. Es tut gut, solche Freunde zu haben.
Es ist noch Zeit, bevor ich mich wieder mit Robak treffen soll, daher beschließe ich, den Perainetempel aufzusuchen, vielleicht hat er noch eine Idee, eine Hilfe für uns. Auf dem Weg begegne ich Pjerow, der gerade den Rondratempel verlässt und dieser erzählt mir, dass er mit dem Praiosgeweihten gesprochen habe.
Er erzählt weiter, dass er mit ihm ausgehandelt habe, dass wir zwölf Bannstrahler bekommen, die uns nach Moorwacht begleiten werden. Im Gegenzug hat er ihm sechs unserer Kinder versprochen, die den Dienst als Novizen des Praios antreten sollen. Auch hat er zugesagt, dass er von seinen Einnahmen Abgaben und Verpflegung an die Praioten zahlen werde.
Ausgerechnet die Praioskirche will hier Fuß fassen? Sie nutzt aus, dass die Rondrakirche hier gerade am Boden ist, erst wieder aufgebaut werden muss, aber nun gut, wir werden sehen, wohin uns das noch führen wird.
Im Perainetempel angekommen spreche ich mit Väterchen Heimeran, der mir jedoch leider mitteilt, dass er keinerlei Hilfen für unsere Situation bieten könne. Einzig einen heilkräftigen Apfel könne er mir mitgeben, welchen ich dankend annehme. Jede noch so kleine Hilfe ist willkommen.
Mittlerweile sind die vier Stunden vergangen und ich suche erneut Robak auf. Dieser drückt mir ein kleines Fläschchen in die Hand, welches fest verkorkt ist. Er teilt mir mit, dass ich es unter keinen Umständen hier öffnen dürfe, dass ich es jedoch, sobald sich Werwölfe in meiner Nähe befänden, entkorken solle.
Der Geruch würde sie umgehend vertreiben. Und er bittet mich weiter, dass ich ihm, sollte ich von dem Fläschchen keinen Gebrauch machen müssen, selbiges unter allen Umständen wieder zurückgeben müsse, da dies eine viel zu gefährliche Waffe gegen seine eigene Art sei und ich verspreche es ihm hoch und heilig.
Es ist Mittagszeit, Zeit zum Aufbruch, wir müssen jedes Stückchen Weg gutmachen, das möglich ist. Mit den Norbarden haben wir vereinbart, dass sie mit ihren Kutschen und Wagen uns nachreisen werden, wir sind mit den Kaleschken um einiges schneller als sie.
Ugdan ist es, mit Pjerows Hilfe, tatsächlich gelungen, dass wir von Natascha einige Kaleschken samt Kutscher zur Verfügung gestellt bekommen haben, wenngleich Pjerow erzählt, dass es nicht einfach gewesen sei. Natascha habe wohl verlangt, dass Tsadan sie persönlich darum bitten solle, wenn er etwas von ihr wolle und es sei wohl einiges hin und her gewesen, aber nun gut, das Ergebnis zählt.
Ich suche Rondrasil auf, um mich von ihm zu verabschieden, schon wieder ein Abschied, und dieser teilt mir mit, dass Kolkja, der bislang noch im Rondratempel untergebracht ist, bis die anderen Patienten das Gut Nuppenkehmen verlassen haben, verschwunden sei.
Mir fehlt die Zeit, um nach ihm zu suchen, aber ich bitte Rondrasil eindringlich, dass er Robak um Hilfe bitten solle. Ich kann ihm zwar nicht sagen, warum ich ihm so sehr vertraue, ich kann ja schlecht verraten, dass er ein Erzwerwolf ist und mit seiner guten Nase sicherlich Kolkjas Fährte aufnehmen kann, aber Rondrasil gibt mir zu verstehen, dass er mir vertraut, dass er ihn fragen wird.
Mit wehmütigem Blick steige ich in eine der Kaleschken ein, Ugdan sitzt auch schon drinnen und wir brechen auf. Auf unserem Weg durchqueren wir die vor Norburg lagernden Lager der Nivesen und Norbarden. Die einen lagern links des Weges, die anderen rechts und aus dem Fenster blickend erkenne ich, dass sich ein kleiner Tumult entwickelt hat, ich kann jedoch nicht genau erkennen, worum es geht.
Hoffentlich geht es Kolkja gut. Rik, Noumiza, haltet durch, wir kommen.
Das Madamal steht hoch am Himmel, im Lager ist es ruhig und ich schleiche mich etwas abseits davon, um erneut Madas Spiegel zu wirken.
Ich beginne mit Kolkja und ich sehe ihn, wie er in einem Bett liegt und angestrengt zu lauschen scheint. Immerhin scheint er wieder in Norburg zu sein, das ist beruhigend zu wissen. Um ihn herum sehe ich einige grüne Flämmchen schweben, eines der Flämmchen wirkt größer, ähnelt beinahe ein wenig Ilonen.
Ich spüre Verzweiflung und Hoffnung und große Konzentration, höre die Worte „Es muss ihm wieder einfallen, dafür hat er den Wolf geholt.“ Der Zauber endet und lässt mich verwirrt zurück. Welchen Wolf? Meint die Stimme Danjuk? Oder Hauka?
Auch auf Rik wirke ich einen Madas Spiegel. Das Wasser, welches sich in der eigens dafür mitgenommenen Schale befindet, fängt mit einem Mal Feuer, selbst die Schale brennt. Auch ich fühle mich an, als würde ich brennen, in Flammen stehen, obwohl ich sehen kann, dass dem nicht so ist. Ich spüre Extase und fühle mich ausnehmend glücklich.
Rik geht es gut, wie mir scheint, aber meine Schale ist geschmolzen.
10. Tsa 1020 BF
Wir brechen früh auf und Ugdan, mit dem ich mich erneut in der gleichen Kaleschka befinde, erzählt mir, dass er außerhalb Kolkjas Nähe keine Traumreisen unternehmen könne. Des Weiteren fragt er mich, ob ich wüsste, weshalb ihn Uuhs Oduhn daran gehindert haben könnte, die Akademie zu betreten.
Er erzählt mir, dass er, als er das Gelände der Akademie betreten wollte, von einem Ast daran gehindert worden sei und dass ihm ein Adept, welchen er daraufhin angesprochen habe, gesagt habe, dass ihn Uuhs Oduhn dann wohl nicht in seiner Nähe haben wolle.
Ich überlege eine Weile vor mich hin, erzähle Ugdan von dem schlechten Dünger, den die Shakagra für ihn dargestellt haben und beschließe, dass ich Uuhs Oduhn, wenn ich zurückgekommen bin, fragen sollte, ob er Ugdan als schlechten Dünger oder gar als Nichtleben ansieht.
Weiter nutze ich die Zeit, die wir haben, damit, eine ausführliche Anamnese Ugdans zu erstellen, um vielleicht darüber einen Anhaltspunkt zu bekommen, jedoch ohne Ergebnis. Auf meine Frage, ob ich ihn verletzen dürfe, nur ein kleiner Schnitt in die Handfläche, um zu sehen, wie es um seine Heilungsfähigkeiten bestellt ist, lehnt er ab. (Mein Forscherdrang ist wohl etwas zu sehr mit mir durchgegangen.)
11. Tsa 1020 BF
Ich nutze die Fahrt erneut, um mich mit Ugdan zu unterhalten, ich bin in letzter Zeit viel zu selten dazu gekommen, mit jemandem zu fachsimpeln. Dabei fragt er mich auch, wie ich wissen kann, wie es Rik und Noumiza geht und ich erzähle ihm, dass ich von Jaminka einen Zauber gelehrt bekommen habe, mit dem ich dies sehen kann. Ich erzähle ihm auch, dass ich leider nicht weiter ins Detail gehen könne, weil ich sonst sterben würde, da sie mich verflucht hat, was er mit einem stirnrunzelnd zur Kenntnis nimmt.
Auf meine Frage, wie Ugdan heute Nacht geschlafen habe, gibt er an, dass er traumlos geschlafen hat, sich an nichts erinnern könne.
Abends machen wir Rast bei Baron von Ebrin, dessen Knie versteift ist und der einen frischen Stumpf anstelle der linken Hand hat. Auch er hat in der Schlacht gekämpft und anhand des Verbandes erkenne ich, dass dieser seit Norburg nicht mehr gewechselt worden ist, weshalb ich ihm anbiete, mittels Balsam der Wundheilung einen Schub zu verleihen, was er auch annimmt.
Anschließend entschuldigt er sich mehr oder minder und lässt uns alleine am Tisch sitzen. Er wirkt recht vergrämt auf mich, ich frage mich, ob das eine Folge der Schlacht ist oder ob er schon vorher eher distanziert war.
12. Tsa 1020 BF
Heute machen wir abends Rast in Drauhag und die Junkerin Tilda von Drauhag empfängt uns, auf einem Pferd sitzend. Sie teilt uns mit, dass wir in ihrer Burg nächtigen können, dass sie uns eigens dafür Pferde besorgt habe, da die Burg etwas außerhalb läge. Für mich hat sie sogar ein kleines Pony bereitgestellt.
Danach prescht sie los und dummerweise versuche ich mit ihr Schritt zu halten, was mir jedoch misslingt. Mein Pony bricht aus und rennt mit mir in den Wald. Als es blindlings voran prescht, stolpert es und wirft mich ab, mir wird schwarz vor Augen.
Als ich meine Augen wieder aufschlage, erkenne ich Cidris, der sich über mich gebeugt hat und mir einen Heiltrank einflößt. Danach setzt er mich wortlos auf sein Pferd und tötet mein Pony, welches sich offenbar ein Bein gebrochen hat.
Während ich darauf warte, dass Cidris zu mir aufs Pferd steigt, erkenne ich in etwas Abstand Ugdan, der mich herzhaft auslacht. Dabei fällt mir auf, dass seine Augen anders aussehen, sie sind eisgrau. Ob das etwas mit seinem künstlichen Körper zu tun hat? Nett ist es auf jeden Fall ganz und gar nicht, sich über den Schaden anderer so lauthals lustig zu machen.
Cidris reitet, immer noch wortlos, mit mir vor sich auf seinem Pferd zur Burg. Irgendwie macht mir diese Stille mehr zu schaffen als gedacht. Wenn er mich stattdessen gescholten hätte, ich glaube, das wäre mir beinahe lieber gewesen. So lässt er mich mit meinen Gedanken alleine.
In der Burg angekommen kommt Ugdan auf mich zu und entschuldigt sich bei mir. Er sagt, dass er geistig ermattet sei, sich kurz etwas ausruhen wolle und danach gerne etwas mit mir plaudern wolle. Jetzt erklärt er sich sogar bereit dazu, dass ich ihm einen kleinen Schnitt in der Handfläche zufügen darf, um in den nächsten Tagen den Heilungsverlauf zu beurteilen. Ich bin gespannt, wie gut der Körper ist, den Algunde da erschaffen hat, wie nah er an einen realen Körper herankommt.
Nachdem ich Ugdan geschnitten habe, sagt dieser mir, dass er dröhnende Kopfschmerzen habe und ich sehe, dass seine Augen immer wieder dunkle Sprenkel bekommen, die auftauchen und verschwinden. Er meint zu mir, dass ihm diese neue Situation, der neue Körper offenbar doch mehr zu schaffen macht, als er gedacht hat und bittet mich daher, ob wir unser Gespräch unter vier Augen fortsetzen könnten, da ihm der Trubel in der großen Halle hier gerade zu viel würde.
Wir gehen auf eines der Zimmer, welche uns Tilda zugewiesen hat und ich sehe, dass Ugdans Augen wieder seine ursprüngliche Farbe angenommen haben. Er setzt sich mir gegenüber und fragt mich, ob ich ein Geheimnis für mich behalten könne. Ich bin etwas irritiert, antworte ihm jedoch, dass ich das durchaus könne, auch wenn ich ihm jetzt kein Beispiel dafür nennen könne, da dies ja dann das genaue Gegenteil beweisen würde.
Ich weise ihn jedoch auch darauf hin, dass ich einen Hesindebund mit Rondrasil eingegangen bin und dass ich vor ihm keinerlei Geheimnisse habe, dass ich ihm alles sage, wenn er mich danach fragt, denn täte ich es nicht, würde ich einen Götterfrevel begehen, woraufhin Ugdan mir antwortet, dass das, was er mir jetzt erzählen wird, garantiert nichts sein wird, nach dem mich Rondrasil jemals fragen würde.
Weiter erzählt Ugdan mir, dass er, sollte ich sein Geheimnis jemals verraten, mich dazu zwingen würde, dass ich ihm von Madas Spiegel erzähle, dass er mich quasi dazu zwingen könne, den Fluch einzulösen, welchen Jaminka über mich verhängt hat.
Ich bin reichlich irritiert, solche harschen Worte kannte ich von Ugdan bislang noch nicht, andererseits, was weiß ich überhaupt über ihn? Wir kennen uns noch keinen Monat lang. Und dennoch sage ich zu, dass ich sein Geheimnis sicher verwahren würde.
Wir sitzen uns auf zwei Stühlen gegenüber und während ich in Ugdans braune Augen blicke, erzählt er mir, dass sich Algunde in seinem Körper befinden würde, dass sie seinen Körper nachts übernehmen könne, wenn er schlafen würde. Dies ginge jedoch nur, wenn er nicht in Kolkjas Nähe sei und würde sich dahingehend äußern, dass sich seine Augenfarbe dann ändert.
Instinktiv weiche ich von ihm zurück, stehe von meinem Stuhl auf und will zur Tür eilen. Schließlich war ich diejenige, die Algunde vermeintlich in die Niederhöllen geschickt hat, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie sich an mir rächen will. Aber Ugdan hält mich zurück, sagt, dass er im Moment er selbst sei, dass er sich jemandem anvertrauen musste und dass er das nur bei mir konnte, da er ein geeignetes Druckmittel gegen mich in der Hand hat.
Ich und meine große Klappe. Ich wünsche mir gerade, dass ich niemandem von dem Fluch erzählt hätte.
Ugdan erzählt mir, dass er sich nachts von seinem Körper lösen kann, dass er quasi gar nicht schlafen würde, dass ohne Kolkjas Nähe dann aber Algunde sich seines Körpers bemächtigen könne und mit einem Mal werden seine Augen eisgrau.
Es ist immer noch Ugdans Stimme, die jetzt zu mir spricht, aber an der Wortwahl erkenne ich, dass ich gerade die Worte Algundes höre. Sie teilt mir mit, dass sie sehr sauer auf mich sei, dass ich im Moment jedoch nichts von ihr zu befürchten habe, doch ich traue ihr nicht ganz, will erneut langsam zurückweichen, möglichst viel Abstand zwischen sie und mich bringen.
Sie erzählt derweil weiter, dass sie weiß, wo die Eisrose zu finden sei, nach der wir suchen würden und dass eine Trennung ihrer und Ugdans Seele nicht mehr möglich wäre. In meinem Kopf höre ich mit einem Mal die Worte „Imperavi, sag Isidra, wie man die Rose findet.“ woraufhin Ugdan/Algunde zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorpresst, dass die Rose im Yetiland zu finden sei, besser die Samen für eine Rose. Dass der Schlüssel dorthin über Pardona führen würde, dass man aber auch optional, hier bricht sie ab, weil sie sich den Kopf mit voller Wucht gegen den Tisch schlägt.
Danach führt Ugdan/Algunde mehr oder minder ein Selbstgespräch, scheinbar kann Ugdan mit ihr kommunizieren, das funktioniert dann vermutlich auch andersrum. Ich höre nur, wie sie fragt, was die Elementare, damit wird sie Rik und Noumiza meinen, wohl mit ihm, seinem Körper machen werden, wenn er durch Algunde doch etwas Dämonisches an sich zu haben scheint.
Dann lauscht Algunde ein wenig, runzelt die Stirn und mit einem Mal wirkt sie einen Ignifaxius auf die Wand neben mir, welche zu brennen beginnt. Ich nehme die Waschschüssel und lösche die Wand, bevor noch jemand Verdacht schöpft, während Algunde weiter redet und sagt, dass sie noch einen anderen Weg kennt, um an eine Eisrose zu gelangen, dass sie dafür jedoch etwas haben wolle.
Noch während ich sie fragend ansehe, färben sich Ugdans Augen wieder braun, offenbar hat Algunde das Feld geräumt. Ugdan fragt ins Leere, was Algunde haben wolle und gibt dann an mich weiter, dass sie seinen Körper wolle in der Nacht, dass sie Bücher haben wolle, da sie im Moment nur das Wissen habe, welches Ugdan besäße, zumindest was Zauber anginge.
Dann nennt er die Bücher, welche Algunde fordert. Das Dämonicon, Sphärenreisen, Geistlose Reise, Reise ohne Körper.
Damit kann und will ich nichts zu tun haben, ich kann diese Bücher nicht besorgen, ich will nicht einmal damit in Zusammenhang gebracht werden, stehen sie schließlich auf dem Index und enthalten nicht gerade ungefährliches Wissen.
Als ich dies gesagt habe, gibt Ugdan weiter, dass Algunde durchaus auch meinen Körper stattdessen nehmen würde. Während er dies sagt, steht er auf und geht im Kreis, wirkt einen Band und Fessel, der jedoch wirkungslos zu sein scheint.
Das alles wird mir gerade zu viel, zwei Personen in einem Körper, von denen eine mein Leben will, ich stürze aus dem Zimmer und eile zurück zu den anderen. Dort angekommen nehme ich einen großen Becher Schnaps und trinke ihn mit einem Zug aus. Dies bringt mir anerkennende Blicke Ifrundochs ein. Vor allem als ich mir den zweiten Becher eingieße.
Danach rolle ich mich in einer Ecke des Saales zusammen und schlafe ein.
13. Tsa 1020 BF
Ich wache reichlich verkatert auf und stelle fest, dass neben mir Ifrundoch auf dem Boden liegt. Angeblich habe ich wohl die ganze Nacht zusammen mit ihm hier verbracht, jedoch bekommen die anderen das irgendwie in den falschen Hals, zumindest entnehme ich das der Bemerkung Cidris, was wohl Rondrasil dazu sagen würde.
Ich hoffe, dass ich dieses Missverständnis noch aufklären kann.
Als es an die Weiterreise geht, will ich zuerst instinktiv in meine Kaleschka einsteigen, als ich dort jedoch Ugdan sitzen sehe, überlege ich es mir anders und beschließe, dass ich lieber in einer der beiden Kaleschken der Bannstrahler mitfahren will.
Ich bekomme von den sechs Bannstrahlern mehr als verwunderte Blicke, als ich sie frage, ob ich heute mit ihnen fahren dürfte, jedoch gewährt man mir, dass ich einsteigen darf. Die Reise verläuft ruhig, sehr ruhig um genau zu sein. Die Bannstrahler sprechen kein einziges Wort mit mir, aber das ist mir auch ganz recht, denn so kann ich wenigstens meine aufgewühlten Gedanken etwas ordnen.
Abends erreichen wir Gorschnitz, wo wir von Tesbinja empfangen werden. Sie hat eine klaffende Narbe im Gesicht, ein Auge fehlt ganz. Ob sie mit einem Pershirash zu tun hatte? Dies wäre zumindest eine typische Verletzung nach einer Begegnung mit diesem Dämonen.
Auf dem Marktplatz können wir drei Menschen sehen, die am Pranger stehen, eine Frau und offenbar ihre zwei kleinen Kinder, der ältere zählt keine neun Götterläufe, der jüngere vielleicht sechs, die mit allerlei Unrat beworfen werden.
Auf Nachfrage erklärt Tesbinja, dass die drei Nahrungsmittel gestohlen haben und als Strafe für vierundzwanzig Stunden hier stehen müssen. Wir blicken uns alle entsetzt an, denn bei den eisigen Temperaturen ist sicher, dass die drei die Nacht nicht überstehen würden, das Urteil einer Todesstrafe gleich käme.
Cidris ergreift das Wort und gibt zu verstehen, dass er das Schicksal dieser drei Menschen so nicht hinnehmen kann. Er fordert Tesbinja zu einem Duell bis auf das zweite Blut heraus, welches er tatsächlich für sich entscheiden kann. Ich muss anerkennend zugeben, dass Cidris wahrlich zu kämpfen weiß.
Daraufhin teilt uns Tesbinja mit, dass wir damit eine Person befreit hätten, woraufhin umgehend Pjerow Tesbinja zu einem weiteren Duell herausfordert und auch er kann dieses für sich entscheiden. Auch Ifrundoch fordert die Gräfin, zum mittlerweile dritten Mal, zu einem Duell heraus und es gelingt uns dadurch, alle drei Menschen vor dem sicheren Tod zu bewahren.
Tesbinja sagt uns jedoch, dass wir die drei mit uns nehmen müssen, wenn wir morgen weiterziehen, da sie sie nicht mehr sehen wolle. Danach lädt sie uns in ihre Burg ein und lässt sich von mir ihre Wunden verbinden. Ich bemerke, dass sie äußerst deprimiert ist, dass die Schlacht auch an ihr nicht folgenlos vorüber gegangen ist.
Als es an der Zeit ist, sich für die Nacht niederzulegen, fällt mir wieder ein, was ich den ganzen Tag versucht habe zu verdrängen. Ugdan ist Algunde, Algunde ist Ugdan. Ich versperre die Tür zu meinem Zimmer und schiebe das schwerste Möbelstück, welches ich alleine bewegen kann, davor. Danach kauere ich mich im Kleiderschrank zusammen und es gelingt mir kaum ein Auge zu schließen.
14. Tsa 1020 BF
Ich fühle mich wie gerädert, habe sicherlich tiefe Augenringe. Woher kommt eigentlich der Ausspruch sich wie gerädert fühlen? Hmm, andererseits, durch die unbequeme Haltung im Kleiderschrank tut mir jeder Knochen weh, das könnte schon auch durchaus auf jemanden zutreffen, der auf ein Rad geflochten wird. Wenngleich ich glaube, dass sich meine Schmerzen in Grenzen halten und bei weitem nicht mit denen vergleichbar sind, die diese Delinquenten erleiden.
Pjerow erzählt uns, dass Wilmaan über den Spiegel aus Selem mit ihm in Kontakt getreten ist. Er erzählt, dass er herausgefunden hat, dass die Rosen aus dem Yetiland kommen, dass man, um dort hinzukommen, durch Nachtelfengebiet muss, vorbei am Himmelsturm, einer altelfischen Ruine.
Das mit dem Yetiland wusste ich ja bereits, durch Algunde, also eine Information, die nicht viel wert war, da ich weder genau weiß, wie viel Wahrheit in ihren Aussagen steckt noch ich überhaupt eine ihrer Aussagen verwenden kann, denn dann müsste ich erklären, woher ich diese Informationen habe.
Wilmaan hat laut Pjerow erzählt, dass er von allen Orten, durch die Jarrlak der Jäger gekommen ist, Überlieferungen hat, einzig von Oblomon nicht. Niemand kennt diesen Ort wirklich, Expeditionen, die dahin unterwegs gewesen sind, seien niemals zurückgekehrt. Wilmaan will diesbezüglich weiter forschen, er will sich aber auch zur Trollpforte begeben um sich dort an der Schlacht zu beteiligen.
Auch bezüglich der verfluchten Schwerter hat er weiterführende Forschungen betrieben. Er sagt, dass die meisten Boten nicht mehr in ihrer ursprünglichen Form anwesend wären. Das verfluchte Schwert der Charyptoroth wurde aus dem Tempel in Havena gestohlen und soll auf Maraskan daran beteiligt gewesen sein, die Dämonenarchen zu erschaffen.
Wilmaan hat Agenten entsendet, die das Schwert entwenden und nach Vallusa schleusen sollen.
Das zweite Schwert, jenes, welches den Fluch Kantallas in sich trägt, das Schwert des Winters, das hat ein verwirrter Zwerg verloren, der sich jetzt in Gewahrsam der Noioniten befände. Doram! Er lebt. Ich sollte herausfinden, wo genau er sich befindet, ihn zu uns holen, ihm helfen. Schließlich hat er meinem Mann einmal das Leben gerettet.
Ein weiteres Schwert befindet sich in Donnerbach im obersten Rondraheiligtum, auch im Tsatempel von Gareth wird eines verwahrt. Laut Aussage eines gewissen Karon Gemiol soll an jenem Schwert Kolkja beteiligt gewesen sein.
Manche Informationen kannten wir ja bereits durch die Briefe von Bosper und Teborian und die Nachforschungen Golgarahs, aber manche Informationen sind uns neu.
Gemeinsam mit der Mutter und ihren zwei Kindern brechen wir auf und erreichen am frühen Nachmittag Vierwinden. Dort sehen wir uns einem Zug aus etwa zweihundert Menschen gegenüber, angeführt von Elkjow.
Als ich seiner ansichtig werde, verfinstern sich meine Gesichtszüge und misstrauisch beobachte ich, wie die Bannstrahler zu ihm gehen. Als sie zu uns zurückkehren, sagen sie, dass sie Elkjow und seinen Leuten Geleitschutz angeboten haben. Uns fehlt jedoch die Zeit dafür, wir müssen schleunigst weiter und mit so einer großen Gruppe wären wir zu langsam, weshalb sie Elkjow mitteilen müssen, dass sie ihr Angebot nicht einhalten können, da sie uns zugeteilt worden sind.
Wir legen einen Gewaltmarsch ei und erreichen tatsächlich noch am selben Abend Persanzig. Vito ist in den zwei Monaten seit Ende der Schlacht um Jahrzehnte gealtert. Kein Wunder, auch er hat seine geliebte Frau verloren, viele seiner Untergebenen.
Erneut versperre ich die Türe hinter mir, finde dieses Mal jedoch kein Möbelstück, welches leicht genug wäre, um von mir alleine verschoben zu werden. Noch während ich versuche, ob ich nicht doch das Bett verrücken kann, klopft es an meiner Tür und Ugdan spricht zu mir. Er sagt, dass er wichtige Informationen für mich habe, dass er etwas zu Oblomon sagen könne. Also muss gerade Algunde in seinem Körper stecken.
Ich bin hin- und hergerissen, entscheide mich dann aber doch dafür, Algunde die Tür zu öffnen. Wir brauchen diese Eisrose, wenn wir dem unheiligen Winter Einhalt gebieten wollen. Noch während Ugdan/Algunde das Zimmer betreten, merke ich, dass die beiden offenbar gerade einen heftigen Disput zu führen scheinen.
Was auch immer Ugdan zu Algunde gesagt hat, es muss sie sehr verärgert haben, denn mit einem Mal greift sie sich ans Bein und mit einem lauten Knacken bricht sie den Knochen entzwei und Ugdans Körper sackt bewusstlos auf meinem Bett zusammen. Algunde hat seinen Körper verlassen.
Kurz darauf schlägt Ugdan seine braunen Augen auf und fängt wie am Spieß an zu brüllen. Noch bevor ich reagieren kann, stürmen Cidris, Ifrundoch und Pjerow in mein Zimmer und sehen auf meinem Bett Ugdan liegen, der etwas davon stammelt, dass er unglücklich über das Bett gestolpert sei.
Auch ich hatte im gleichen Moment versucht, mich herauszureden und gesagt, dass er unglücklich umgeknickt sei. Diese beiden doch grundverschiedenen Aussagen bewegen die drei anderen nur dazu, mit einem allessagenden Blick und dem Kommentar, dass wir zwei wohl unsere Ruhe haben wollen bei unseren „Gesprächen“, das Zimmer zu verlassen.
Ich will die drei aufhalten, sie haben das Ganze völlig falsch verstanden, aber Ugdan, der hinter mir schmerzerfüllt stöhnt, hält mich zurück. Ich heile sein Bein mit einem Balsam, während ich mir überlege, wie ich Rondrasil erklären soll, was die anderen von mir denken.
Aber klar, wer kann es ihnen verdenken? Erst fahren Ugdan und ich in der selben Kaleschka und unterhalten uns angeregt, sogar unter vier Augen, nur dass ich danach zwei Tage lang mit den Bannstrahlern mitfahre. Und abends liegt Ugdan dann in meinem Bett mit einem gebrochenen Bein.
Wenn ich es nicht besser wüsste, selbst ich würde mir eine Affäre mit ihm unterstellen, die von einem kleinen Streit überschattet worden ist. Aber ich würde meinen geliebten Rondrasil doch nie im Leben freiwillig betrügen!
Algunde reißt mich aus meinen Gedanken, offenbar hat sie sich erneut Ugdans Körper bemächtigt, und deutet an, dass Ugdan wohl recht gut im Bett wäre. Ich will gar nicht wissen, woher sie das jetzt wieder weiß und vor allem, warum sie das ausgerechnet mir erzählen muss.
Sie fragt mich weiter, ob ich die Informationen bezüglich Oblomon haben wolle, ich würde ja ihren Preis kennen, bevor sie mich dann alleine in meinem Zimmer stehen lässt.
15. Tsa 1020 BF
Am frühen Nachmittag erreichen wir heute Brandthusen und sehen diverse Leichname in Reih und Glied angeordnet. Dazwischen hüpft Väterchen Durm herum, murmelt etwas vor sich hin und markiert die Leichen.
Als wir näher kommen, höre ich, dass er bei jeder Markierung überlegt, wofür und weshalb er sie gerade setzt, sich aber nicht daran erinnern kann. Einer der Bannstrahler, der mit uns mitgekommen ist, zückt sein Schwert und rammt es Durm mitten durch die Brust.
Dieser fällt hintenüber, rappelt sich aber kurze Zeit darauf wieder auf mit den Worten, dass das wehgetan habe. Ich erzähle den anderen von dem Fluch, der auf Väterchen Durm lastet. Von dem Fluch der Boronkirche, der ihm ewiges Leben aber auch ewiges Vergessen beschert hat.
Danach erzählt Durm uns, dass bei Trautmanns Hus einige dieser dämonischen Eisspiralen wären, woraufhin wir beschließen, dass wir diesen Ort auf dem Weg nach Moorwacht erst einmal umgehen sollten. Wir müssen uns beeilen und können uns auf dem Weg keinen Kräfteverlust leisten.
Damit unsere Freunde, die Norbarden, nicht in diese Falle laufen, hinterlassen wir hier eine Nachricht für sie, damit auch sie Trautmanns Hus vorerst umgehen können. In Moorwacht können wir uns dann immer noch entscheiden, wie wir weiter vorgehen wollen.
Es ist bereits abends, als wir Fedoran erreichen und wieder schließe ich mich in einem Zimmer ein und verbarrikadiere die Tür. Ich glaube beinahe schon, dass mich diese Sache mit Ugdan/Algunde paranoid werden lässt. Andererseits, es ist ja nicht eingebildet, dass Algunde etwas gegen mich hat und dass sie sehr real ist.
16. Tsa 1020 BF
Ich habe sehr schlecht geträumt. Am Fenster saß ein verwesender Rabe, der sich in ein grünes Licht verwandelt hat. In ein solches Licht, welches ich bereits um Kolkja habe schweben sehen. Daraufhin hat sich aus dem Licht eine Frau geformt, die mich spöttisch angelächelt hat. Ihre Haare haben geleuchtet, ebenso wie ihre Augen. Algunde.
Diese hat einen Dolch, den Brudermörder, aus seiner Scheide gezogen und kam auf mich zu. Daraufhin bin ich schweißgebadet aufgewacht, meine nassen Haare sind in der mich umgebenden Kälte umgehend gefroren. Offenbar kann Algunde mich im Traum heimsuchen. Dies bekräftigt meine Überlegungen von gestern Abend nur umso mehr. Ich bin nicht paranoid, sie ist tatsächlich hinter mir her!
Ugdan, dem ich bei den Reisevorbereitungen über den Weg laufe, teilt mir mit, dass er diese Nacht gut geschlafen habe, aber so ganz kann ich ihm einfach nicht glauben. Ich ziehe es weiterhin vor, mit den Bannstrahlern zu reisen. Ich genieße die schweigende Stille im Wagen.
Mittlerweile ist es nebliger geworden, kein Wunder, kommen wir dem Totenmoor immer näher und wir haben es Ifrundoch zu verdanken, dass wir uns nicht verfahren haben. Er hat uns durch den Nebel am Rand des Totenmoores entlang geführt und gegen Abend erreichen wir tatsächlich den Boronanger Moorwachts.
Ein vertrauter Anblick. Der Nebel vom Totenmoor wabert weiterhin an die Hecke, kann sie jedoch nicht überschreiten, der Boronanger ist also noch intakt. Das wird Golgarah freuen.
Als ich in die Richtung blicke, in der Moorwacht liegt, erkenne ich bereits von weitem den hellen Widerschein am Himmel. Aber dass ein Großteil brennen würde, habe ich ja bereits vermutet. Die ganzen Flammen, die ich jedes Mal gesehen habe, wenn ich nach Rik gesehen habe.
Wir nähern uns vorsichtig dem Feuer und erkennen, dass zwar die Palisade von Moorwacht brennt, aber nicht verbrennt. Ich rufe laut nach Rik, rufe, dass wir gekommen sind, dass wir ihn nach Hause holen wollen und auch wenn ich Rik nirgendwo sehen kann, so muss er mich gehört haben, denn das eingedrückte und nur noch durch die Flammenwand versperrte Tor in der Palisade hört mit einem Mal auf zu brennen, so dass wir gefahrlos hindurchgehen können.
Drinnen sehen wir zum ersten Mal, was sich alles verändert hat. Die Moorburg ist verschwunden, stattdessen ist dort ein Krater aus geschmolzenem Gestein, aber sämtliche Gebäude in Moorwacht sind unversehrt. Einzig die Wege zwischen den Häusern weisen Verbrennungsspuren auf, als sei ein Feuersturm durch die Gassen gefegt.
Ich mache mich auf die Suche nach Rik und gehe zuerst in Peraines Heimstatt. Dort ist alles noch so, wie ich es vor etlichen Monaten verlassen habe. Einzig eine kleine Schicht aus Asche liegt mittlerweile auf dem Boden und ich kann die Spuren kleiner Füße erkennen, die zu den Vorratskisten führen. Diese sind allesamt geleert.
Aber von Rik fehlt jede Spur. Auch die Kinder kann ich nirgendwo entdecken. Das Schwanenhaus ist ebenfalls leer und Pjerow, der in seiner Taverne nachgesehen hat, teilt uns mit, dass diese auch menschenleer sei.
Die Bannstrahler stehen mitten auf dem Marktplatz und wirken reichlich verwirrt ob des Feuers um sie herum, welches uns nicht zu stören scheint.
Gemeinsam mit Cidris und Pjerow gehe ich zu dem Krater der Moorburg, während Ifrundoch mit Kantalla, die uns begleitet hat, beschließt, zu ihrer Höhle zu gehen, da die Brücke, welche in den Wald führt, nicht brennt. Einzig der Fluss ist gänzlich ausgetrocknet.
Im Krater der Moorburg sehen wir nur geschmolzenes Gestein und kochendes Sumpfwasser, welches stetig nachzuströmen scheint. Wenn das so weiter geht, trocknet am Ende noch das Totenmoor aus.
Während ich kurz diesem Gedanken nachhänge, erkenne ich eine Gestalt in den Flammen, die die Hand hebt. Rik. Ich rufe ihm zu, dass wir hier sind, ihn holen wollen und frage ihn, wo die Kinder sind woraufhin er mir mitteilt, dass diese sich nicht mehr in Moorwacht befänden.
Es gelingt mir herauszufinden, dass die Kinder bei Funkenhuf im Wald sind, dass sie in Sicherheit sind und ich bitte Rik zu uns nach oben zu kommen, woraufhin er aus flüssigem Gestein eine Rampe formt, die er empor klettert. Dabei zieht er zwei verkohlte Gestalten mit sich, bei denen ich beim besten Willen nicht mehr erkennen kann, wer das einmal gewesen ist.
Ich rede weiter mit Rik, der immer noch lichterloh brennt und mit einem Mal steht auch meine Kleidung in Flammen. Ich wälze mich panisch auf dem Boden und es gelingt mir, den Göttern sei Dank, die Flammen zu löschen. Ich merke, dass Rik Ugdan äußerst misstrauisch, beinahe wütend fixiert – das muss Algunde gemeint haben mit der Reaktion der Elementare – aber es gelingt mir, ihn zu besänftigen, indem ich ihm erzähle, dass Ugdan ein guter Freund von Kolkja ist.
Ich versuche Rik dazu zu bewegen, dass er mit uns in den Wald kommt, dass wir gemeinsam zu Funkenhuf gehen, die Kinder holen, aber er zögert, deutet nur immer wieder nach draußen und schüttelt den Kopf. Wenn ich doch nur verstehen könnte, was er zu sagen hat.
Ich rede lange und eindringlich mit Rik, ich kann und werde ihn nicht noch einmal alleine hier lassen und es gelingt mir tatsächlich, ihn so weit zu bekommen, dass er die Flammen erlöschen lässt, dass er sich löscht. Ich hole Funkenhufs Horn aus Peraines Heimstatt und gebe Rik etwas Wasser daraus zu trinken, um seine Brandwunden etwas zu versorgen. Ich weiß zwar, dass er keinerlei Schmerz spürt von diesen Wunden, da sie durch Feuer hervorgerufen worden sind, aber dennoch. Eine weiterführende Entzündung würde ihm dann wieder sehr wehtun und das will ich vermeiden.
Während die Bannstrahler hier in Moorwacht auf uns warten wollen, gehen wir anderen gemeinsam in den Wald und kommen nach einer kurzen Weile auf der Lichtung von Funkenhuf an.
Dort sehe ich Ifrundoch im Gras liegen und Funkenhuf, der sein Horn in seinen Körper gesteckt hat. Auf der Lichtung erkenne ich erschlagene Gestalten, dem Aussehen nach müssen es Fjarninger sein, und tote Schneelaurer, die das Brandzeichen Sevkegens tragen.
Auch eine seltsam geformte Erzsäule kann ich erkennen.
Kantalla sitzt etwas Abseits auf einem Shakagra und hält diesen in Schach. Seine rechte Hand wirkt, als sei mit dem Knauf einer Waffe verschmolzen und mühsam ächzt er auf Asdharia „Höhle, Kopf, michs bringt“.
Als ich dies den anderen übersetze, erzählt Kantalla, dass jemand in ihrer Höhle gegraben habe und dass am Ende jede Menge Köpfe aufgehängt worden seien. Köpfe von Menschen, aber auch Orks und ihr unbekannten Kreaturen.
Ich erinnere mich daran, wie einer der Shakagra früher mit uns kommuniziert hat und bitte Pjerow einen Menschenkopf zu holen. Als der Shakagra den Kopf in der Hand hat, erzählt er über diesen mit monotoner, brüchiger Stimme, dass er der letzte einer dreizehnköpfigen Gruppe aus Bjaldorn sei, die versagt habe. Er erzählt weiter, dass er jetzt im selbstauferlegten Exil leben würde und dass er, was Ifrundoch bestätigt, bei dem Kampf gegen die Fjarninger geholfen habe.
Auch ein Pershirash soll laut seiner Aussage am Kampf beteiligt gewesen sein.
Er erzählt weiter, dass es sowohl Eis- als auch Erzshakagra gibt, das erklärt die Erzsäule hier, und bietet uns seine Hilfe an. Diese lehnen wir jedoch ab, wir können nicht mit einem Shakagra zusammenarbeiten und zur Bekräftigung darauf stößt Cidris seinen Schnitter durch das Auge des Elfs, woraufhin dieser vergeht.
Wir fragen Funkenhuf, wo die Kinder sind und dieser gibt uns zu verstehen, dass sie sich in der Mine versteckt halten, dass er uns zu ihnen führen könne, wir jedoch nahe bei ihm bleiben müssen, da dieser Wald nicht mehr sicher sei.
17. Tsa 1020 BF
Es muss kurz nach Mitternacht sein, wir sind erst wenige Stunden unterwegs, haben auf unserem Weg immer wieder in einiger Entfernung unheilvolle Geräusche und Stimmen gehört und dennoch erreichen wir die Mine.
Ich glaube, dass Funkenhuf uns über magische Pfade geführt haben muss, denn normalerweise dauert der Marsch zur Mine wesentlich länger. Als ich nach den Kindern rufe, ich kann einfach nicht länger abwarten, muss wissen, ob es ihnen gut geht, kommen uns zwei vorsichtig entgegen. Einer davon ist Friedbert!
Als sie uns erkennen, stürmen sie auf uns zu, fallen uns in die Arme und rufen die anderen. Von den Erwachsenen hat keiner überlebt, aber insgesamt sind hier 31 Kinder aus Moorwacht, die wir schleunigst nach Hause bringen sollten.