17. Tsa 1020 BF
Die Kinder sind allesamt viel zu leicht gekleidet für diese Jahreszeit. Manche tragen nicht einmal Schuhe, sind barfuß und nur mit einem Hemd bekleidet aufgebrochen. Aber wer kann es ihnen verdenken. In Moorwacht war es schließlich durch das Feuer von Rik mehr als warm und auf ihrem Weg hierher haben sie in allererster Linie etwas zu essen und zu trinken mitgenommen.
Immerhin sind sie wohlgenährt und gesund. Wenn man bedenkt, dass das älteste Kind gerade einmal sechs, vielleicht sieben Götterläufe zählt und das Jüngste erst seit ein paar Monden laufen kann, dann ist das eine beachtliche Leistung.
Mir fällt auf, dass die Kinder in Friedbert offenbar eine Art Anführer sehen. Das liegt wohl eher nicht an seinem Alter, er wird in knapp zwei Monden erst fünf, aber ich vermute, weil er der Sohn von Gari ist, die für die Kinder eine starke Bezugsperson geworden ist, projizieren sie dies jetzt auf ihn. Aber er schlägt sich wacker, scheint die Rasselbande gut im Griff zu haben.
Dieses Durchsetzungsvermögen hat er mit Sicherheit von seiner Mutter geerbt. Wobei, sein Vater ist auch ziemlich willensstark.
Pjerow reißt mich aus meinen Gedanken mit der Feststellung, dass ich Rik noch in Moorwacht hätte lassen sollen, dass das Dorf mit den Kutschern und Bannstrahlern jetzt wie eine Einladung auf sämtliche Feinde in der Umgebung wirken dürfte, jetzt wo das Feuer erloschen ist. Aber ich konnte Rik einfach nicht noch länger alleine lassen, nicht noch einmal.
Wir sollten dennoch möglichst zügig zurück zu den anderen gehen, aber die Kinder würden einen solchen Marsch nur schwer mithalten oder überleben können. Wir beschließen, dass wir uns eine Stunde Zeit nehmen und die Mine sowie das Lager der Minenarbeiter durchsuchen. Vielleicht finden wir ein paar Kleidungsstücke für die Kinder.
Während ich etwas Feuerholz gesammelt habe, damit die Kinder sich wärmen können, kommen Cidris, Ifrundoch und Pjerow mit Kleidung für insgesamt 24 Kinder zurück. Sie sind zwar reichlich groß, aber den Größeren unter ihnen passen sie leidlich genug, dass es klappen sollte.
Ugdan drückt elf der Kinder im Anschluss noch ein paar Hämmer, Äxte und Beile in die Hand, zur Verteidigung, wie er sagt.
Den anderen sieben Kindern, den kleinsten unter ihnen, verbinde ich mit meinen Bandagen die nackten Füße, das sollte sie wenigstens ein bisschen warm halten. Als ich von dieser Arbeit kurz aufblicke, fällt mir auf, dass Ugdan einen sehr konzentrierten Gesichtsausdruck hat, seine Augen behalten aber die braune Farbe und erleichtert arbeite ich weiter.
Wir müssen aufbrechen und Funkenhuf erklärt sich bereit, uns wieder über die verschlungenen Pfade, ich vermute, dass es sich um Feenpfade handeln könnte, nach Moorwacht zu geleiten. Damit die sieben Kleinsten uns nicht aufhalten, beschließen wir, dass wir sie tragen werden.
Während Ifrundoch gleich zwei Kinder trägt, verteilen sich die anderen fünf auf Cidris, Kantalla, Pjerow, Ugdan und mich.
Auch wenn wir etwas langsamer vorankommen, so erreichen wir dennoch zum Aufgang der Praiosscheibe unser Moorwacht, in dem sowohl die Kutscher als auch die Bannstrahler bereits auf uns warten.
Als ich mein Kind absetze, bemerke ich, dass die Füße durch die Kälte massiv in Mitleidenschaft gezogen worden sind, weshalb ich umgehend einen Balsam auf sie wirke. Ich habe dies gerade eben beendet, da kommt Cidris auf mich zu und fragt mich beinahe panisch, was mit dem Kind los sei, welches er auf dem Rücken getragen hatte.
Das Gesicht wirkt als würde es nur schlafen, aber schweren Herzens muss ich den anderen mitteilen, dass es unterwegs gestorben ist. Erfroren, eingeschlafen. Wir müssen den Kindern unbedingt wärmere Sachen anziehen und dann schleunigst von hier fort.
Gemeinsam mit Ugdan und den Kindern gehe ich ins Schwanenhaus und beginne, ihnen vernünftige, passende Kleidung anzuziehen während Pjerow konstatiert, dass er unbedingt noch ein paar wichtige Dokumente und ein paar Einnahmen vom Sumpfloch aus einem gesicherten Kellerraum holen wolle.
Noch bevor er zu Ende gesprochen hat, fällt uns allen auf, dass neben dem Schnee, der die ganze Zeit beständig gefallen ist, auch Asche zu Boden fällt und sich dort nicht nur mit dem Schnee zu einer graubraunen Masse vermischt. Der Geruch, der uns in die Nase steigt, ist unverkennbar.
Das Totenmoor! Scheinbar fließt es von irgendwo nach Moorwacht, ergreift Stück für Stück Besitz von dem Boden. Unsere Kaleschken! Wir hatten sie auf dem Boronanger zurückgelassen und dieser grenzt ja unmittelbar an das Totenmoor an.
Pjerow drückt Cidris einen Schlüssel in die Hand und schnappt sich dann die acht Kutscher, die etwas ratlos am Rand des Marktplatzes stehen, und sprintet los. Wir müssen uns beeilen. Hektisch kleiden Ugdan und ich die Kinder ein und lassen sie sich dann in geordneten Zweierreihen am Eingang vom Schwanenhaus aufstellen.
Ich vermute, dass Pjerow mit den Kaleschken hier nicht lange Halt machen wird, weshalb ich mit den Bannstrahlern bespreche, dass wir die Kinder auf die Kutschen aufteilen werden, maximal vier pro Kaleschka. Damit auch mindestens ein Bannstrahler und jemand weiteres, der kämpfen kann, Platz hat. Wir wissen nicht, was uns auf dem Weg noch begegnen wird.
Ich habe gerade die Aufteilung für die neun Kaleschken durchgegeben, da kommen die Kutscher schon auf den Marktplatz geprescht. Als letzter fährt Pjerow vor und teilt uns auch gleich mit, dass eine Kaleschka verloren sei, dass die Pferde durchgegangen wären, er den Kutscher hinten drin habe.
Der Boronanger sei zu neuem Leben erwacht, die Verstorbenen hatten bereits begonnen, sich aus ihren Gräbern zu befreien und auch vom Totenmoor kamen bereits einige Untote auf die Kaleschken zugewankt, darunter auch ein kleines Mädchen.
Die Beschreibung jenes Mädchens ruft in mir keine guten Erinnerungen wach. Das Mädchen aus dem Moor. Jenes Mädchen, welches sich aus dem Bauch des Jägers Meljow, Rowinjas Vater, gegraben hat. Jenes Mädchen, welchem ich die große kreisrunde Narbe in meiner Wange zu verdanken habe.
Ich schiebe diese Gedanken schleunigst zur Seite und überwache, dass alle Kinder in ihre Kutschen steigen, dass pro Kutsche mindestens ein Bannstrahler, in vieren sogar zwei sind und dass ich mit Rik und Friedbert in einer Kutsche bin. Wenn ich Friedbert noch einmal aus den Augen lasse, wird mich Gari einen Kopf kürzer machen und ich bin schon klein genug.
Die letzte Tür hat sich geschlossen, da preschen wir auch schon los. Die erste Kaleschka wird von Pjerow gefahren, Cidris hat sich auf das Dach gesetzt. Er ist es auch, der uns darauf aufmerksam macht, dass am Himmel mehrere Vögel sind, die scheinbar in der Luft zu stehen scheinen, ihre Position nur verändern, wenn wir ein Stück Weg hinter uns gebracht haben.
Pershirashya! Mindestens ein halbes Dutzend. Offenbar zeigen sie wem auch immer stets unsere genaue Position an.
In der zweiten Kaleschka ist Ugdan, in der dritten bin ich mit Rik und Friedbert sowie einem weiteren Kind, ich glaube es heißt Anto. Hinter mir fahren Ifrundoch und Kantalla und die letzten vier Kutschen sind je mit zwei Bannstrahlern besetzt.
Wir müssen Trautmanns Hus südlich umfahren, dürfen dabei aber nicht zu nahe an das Totenmoor kommen, welches ebenfalls seine Klauen nach uns ausstreckt, aber ich vertraue Pjerow. Mit etwas Glück kommen die Norbarden bald bei uns an, sie sind zwar mit ihren Kastenwagen langsamer unterwegs, wir haben aber auch etwas Zeit in Moorwacht und der Mine verbracht.
Damit wir keinen Unfall bauen, hat Pjerow das Tempo etwas gemäßigt und mit einem Mal taucht die Kaleschka Ugdans neben der unsrigen auf. Er lässt den Kutscher bis auf einen Schritt seitlich an unsere heran fahren und ruft zu mir rüber, ob ich Rik fragen kann, ob er die Pershirashya am Himmel mit Feuer vernichten könne.
Ich zeige Rik die Dämonen und frage ihn, ob es ihm möglich wäre, woraufhin er seinem mir nur zu vertrauten „‘euer“ antwortet. Als ich Ugdan mitteile, dass Rik dafür Feuer benötige, holt dieser seinen Stab und lässt mittels ewiger Flamme selbigen brennen und hält ihn Rik hin.
Dieser greift beherzt zu, konzentriert sich etwas, guckt mich dann aber fragend an, will mehr. Auch ich habe seit geraumer Zeit diesen Stabzauber in meinem Stab, dachte ich doch, dass ich in Moorwacht alt werden würde, nicht mehr an die strengen Brandschutzbestimmungen Norburgs gebunden wäre und daher halte auch ich Rik einen brennenden Stab hin.
Nachdem er meinen Stab ebenfalls fest umklammert hat, beugt er sich aus dem Fenster der Kaleschka, während ich ihn mit einer Hand um die Hüfte festhalte, und schießt mehrere große Feuerbälle in Richtung der Dämonen.
Gleichzeitig ziehen große dunkel glühende Wolken auf und aus ihnen fängt es an Feuer zu regnen. Ich komme nicht umhin zu bemerken, dass Rik immer heißer wird, dass sein Hemd bereits anfängt zu qualmen, weshalb ich ihn dazu bewegen, die Stäbe loszulassen. Nicht ohne mich vorher vergewissert zu haben, dass die Pershirashya auch wirklich vernichtet worden sind.
Dabei fällt mir auf, dass auch im Norden, wo ich Trautmanns Hus vermute, schwarze Rauchschwaden aufsteigen, teilweise auch noch lodernde Flammen zu erkennen sind. Mir scheint, dass Rik sich nicht nur um unsere Verfolger am Himmel gekümmert hat.
Wir beschließen, dass wir so viel Weg wie nur möglich gut machen sollten und reiten die Nacht durch. Das Madamal scheint hell am Himmel und wird vom Schnee reflektiert, das reicht laut Pjerow völlig aus zum Navigieren.
Es muss um die zehnte Abendstunde herum sein, als mich ein verletzt wieherndes Pferd aufhorchen lässt. Funkenhuf, der die ganze Zeit neben meiner Kaleschka her galoppiert ist, ist es aber nicht.
Ich blicke nach hinten und kann erkennen, dass die Kaleschka von Ifrundoch zum Stehen gekommen ist und bedeute meinem Kutscher, dass er ebenfalls anhalten soll. Als ich aussteige und zu den anderen laufe, sehe ich auch, warum sie angehalten haben.
Eins der beiden Pferde ist zusammengebrochen. Während ich mich über das Pferd knie, sehe ich, dass auch die anderen beiden Kaleschken, die von Ugdan und Pjerow, umgedreht haben. Mir fällt aber auch auf, dass Funkenhuf sehr nervös auf und ab tänzelt und Ugdan dabei regelrecht fixiert.
Als ich näher hinsehe, erkenne ich auch, dass sich gerade Algunde seines Körpers bemächtigt hat, die Augen sind eisgrau, und noch bevor Algunde etwas sagen kann, ahne ich schon, dass es nichts Gutes sein kann.
Sie, er, schlägt vor, dass wir das Pferd schlachten sollten, dass ich meine Kräfte sparen sollte. Wir hätten mit sieben Kaleschken immer noch genug Platz für alle und könnten das zweite Pferd an einer Kaleschka festbinden und als Ersatz mitnehmen.
Noch bevor ich wirklich protestieren kann, stimmen die anderen Ugdans Vorschlag bereits zu, wenn sie nur wüssten, wem sie da gerade zu diesem guten Einfall gratuliert haben und Cidris stellt sich neben mich, ein Messer gezückt.
Ich zeige ihm, wo er zustechen soll, damit das Pferd möglichst wenig leidet und er bedenkt mich mit einem Blick, der alles und nichts bedeuten kann. Vermutlich aber belächelt er vielmehr, dass ich davon ausging, er wüsste nicht, wo die Halsschlagader eines Pferdes wäre.
Fachmännisch nimmt er das Tier auseinander und Pjerow, der das Kochen übernehmen wird, fragt in die Runde, ob jemand etwas Wein dabei habe, woraufhin einer der Bannstrahler ihm einen Wasserschlauch reicht.
Ich dachte immer, dass Bannstrahler in Askese leben würden, dass sie keinen Alkohol trinken dürften. Aber vielleicht ist das der Grund, weshalb der Wein in einem Wasserschlauch war und nicht in einem Weinschlauch.
Das Essen schmeckt in der Tat vorzüglich, Pjerow hat sich, wieder einmal, selbst übertroffen und nachdem ich gesättigt bin und auch die Kinder satt sind und bereits schlafen, melde ich mich freiwillig zum Wache halten.
Ugdan hat noch immer nicht wieder Besitz über seinen Körper erlangt, aber Algunde sagt, dass auch sie, also er, mit mir Wache halten würde. Die anderen verdrehen dabei die Augen, sie denken ja sowieso schon, dass ich ein Verhältnis mit Ugdan habe, ich muss unbedingt umgehend mit Rondrasil sprechen, sobald ich zu Hause bin.
Aber ich bin sehr froh, als auch einer der Bannstrahler dazu eingeteilt wird, mit uns beiden Magiern Wache zu halten. Mir ist dabei völlig egal, dass man mir damit auch mangelnde Kompetenz unterstellt, ich bin nur froh, dass ich nicht alleine mit Algunde sein muss.
Diese erdreistet sich doch gerade tatsächlich, den Verdacht, den die anderen bislang hauptsächlich gedacht haben, laut auszusprechen. Das ist schon keine Andeutung mehr, dass wir etwas miteinander haben würden. Ich falle ihr ins Wort, versuche mich zu erklären und den anderen glaubhaft zu versichern, dass Ugdan sich das alles nur ausdenkt, aber ich befürchte, dass man mir gerade keinen Glauben schenkt.
Da ich mich dieses Mal nicht in einem Zimmer oder gar Schrank einschließen kann, bleibe ich wohl besser die ganze Nacht wach. Ich kann ja dann tagsüber in der Kaleschka schlafen.
Gedankenverloren blicke ich ins Dunkel der Nacht, als mit einem Mal zwischen den zwei Bannstrahlern eine weiße Gestalt hervorkommt. Ein Elf, jener Elf, dem ich in Ouvenmas begegnet bin, kommt auf mich zu und setzt sich zu mir ans Feuer.
Die beiden Bannstrahler scheinen davon keine Notiz genommen zu haben, aber das würde mich bei einem Elfen nicht wundern, ist es ihnen sicherlich möglich, auf magischem Weg unerkannt zu bleiben.
Ich freue mich sehr, ihn wohlauf zu sehen und frage ihn, wie es ihm so ergangen ist. Er antwortet mir darauf, dass er zurück zu seiner Sippe gehen werde, weil das Zerzal im Norden ruhen würde. Ob er damit Trautmanns Hus meint? Er sei hier unterwegs gewesen, um die anderen Sippen zu warnen, unter anderem auch die von Lysandiel.
Auf meine Äußerung, dass dieser einmal mein Patient gewesen sei, antwortet er mir, dass ich ihn badoc gemacht habe, dass er das Lied nicht mehr hören könne, deswegen auch nicht vollständig in seine Sippe integriert wäre. Dies zu hören stimmt mich traurig, andererseits wäre er gestorben, hätte ich nichts unternommen.
Vielleicht gelingt es ihm irgendwann, das Lied wieder zu hören, angeblich wäre dies möglich. Mir fällt auf, dass ich den Namen meines Gegenübers gar nicht kenne, doch als ich den Elfen danach frage, meint er, dass er ihn mir nicht verraten werde, sagt dann aber noch, dass ich ihn Bataya nennen dürfe.
Noch während ich überlege, warum er so geheimnisvoll mit seinem Namen umgeht, deutet er mit einem Kopfnicken in Richtung der Kaleschka, in die Ugdan, Algunde, sich zurückgezogen hat und sagt, dass er eine dunkle Präsenz spüre. Ich weiß genau, was er meint und frage ihn, ob er kämpfen kann, woraufhin er erwidert, dass alle in seiner Sippe zu einer Waffe ausgebildet werden.
Entweder habe ich ihn falsch verstanden, mein Isdira ist nicht das Beste, oder er meinte tatsächlich nicht an einer Waffe ausgebildet, sondern zu einer Waffe. Aber in Anbetracht der Tatsache, was ich schon von Elfen gehört habe, kann es durchaus sein, dass er selbst eine Waffe ist.
Ich frage ihn, ob er etwas Verdächtiges aus der Kaleschka hören würde, woraufhin er meint, dass er ein leichtes Kratzen vernehmen könne. Auf meine Bitte, ob er die Nacht hier mit mir wachen könnte, ob er mich warnen könnte, wenn aus der Kaleschka verdächtige Geräusche kämen, verspricht er mir, dies zu tun und holt ein Stück Holz aus seiner Tasche sowie ein Messer und beginnt zu schnitzen.
18. Tsa 1020 BF
Ich muss tatsächlich kurz eingenickt sein, denn als ich die Augen aufschlage, sitze ich alleine an einem fast verloschenen Feuer. Bataya ist verschwunden, neben mir liegt nur noch die kleine Holzstatuette, die er geschnitzt hat.
Eine außerordentlich detaillierte Darstellung eines Elfen, selbst die Federn an seiner Kleidung sind naturgetreu geschnitzt, der auf der Jagd zu sein scheint. Ich packe die kleine Statuette ein, vielleicht begegnen wir uns irgendwann wieder, dann kann ich sie ihm zurückgeben. Oder war das vielleicht als Geschenk an mich gedacht? Oder sind solche kleinen Schnitzereien nur ein Zeitvertreib für Elfen?
Ich weiß immer noch viel zu wenig über sie.
Um die Mittagszeit erreichen wir Fedoran, besser gesagt das, was noch davon übrig ist und wir beschließen, uns für heute hier einzurichten, morgen weiter zu reisen.
Während die anderen sich in der alten Taverne niederlassen, kommt Pjerow auf mich zu und fragt mich offen und direkt, warum ich ein Verhältnis mit Ugdan angefangen habe, wie ich Rondrasil dies antun könne und erneut ist es an mir, mich zu verteidigen.
Ich erkläre ihm, dass ich kein Verhältnis mit Ugdan habe. Als ich seinen Namen ausspreche, muss ich kurz zögern, beinahe hätte ich Algunde gesagt. Hoffentlich ist Pjerow dieses winzige Zögern nicht aufgefallen. Ich sage weiter, dass ich mir nicht vorstellen kann, warum er solche Behauptungen aufstellt, dass sie aber gänzlich erfunden seien, woraufhin Pjerow mir anbietet, dass er einmal mit Ugdan sprechen könne, denn ich bin schließlich eine gute Freundin von ihm und niemand dürfe den Ruf einer guten Freundin ohne Konsequenzen in den Dreck ziehen.
Nach diesem Gespräch höre ich in einiger Entfernung mir vertraute Geräusche und als ich in diese Richtung blicke, sehe ich auch schon die bunt geschmückten Kastenwagen der Norbarden, die, endlich, auch hier ankommen.
Die Wiedersehensfreude ist riesig, von überall her bieten sie uns, insbesondere mir, etwas zu trinken an und sie erklären, dass sie durch Brandthusen gekommen sind, dass Elkjow ihnen dort Unsummen an Wegzoll abgenommen habe, für jede Waffe, die sie bei sich tragen. Das sieht diesem Mann ähnlich.
Wieder einmal gelingt es Elkjow, dass ich mich beinahe selbst vergesse und vor lauter Wut setze ich mich zu Ifrundoch und trinke mit ihm zusammen einen Becher Branntwein. Mein Gemüt beruhigt sich dadurch langsam ein wenig, als plötzlich Ugdan auf uns zukommt.
Arrogant erzählt er, dass Cidris und Pjerow ihm gedroht hätten und dass er unbedingt mit mir reden müsse, unter vier Augen, weshalb er Ifrundoch wegschicken will. Ich willige in das Gespräch unter vier Augen ein, unter der Bedingung, dass wir in Sichtweite der anderen bleiben, weshalb wir zwar etwas Abseits gehen, aber uns nicht zu weit entfernen.
Außer Hörweite der anderen erzählt mir Ugdan, dass er diese ganzen Verleumdungen und Unterstellungen, die Algunde kund tut, im Nachhinein als einen Test tarnen wolle, der die Loyalität der anderen aufzeigen solle.
Auf meine Frage, warum er dann niemandem von diesem Test erzählt, damit sich das Ganze aufklärt, antwortet er jedoch nur, dass es dafür noch zu früh sei, dass der Plan dann nicht aufgehen würde.
Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie ihm das gelingen will, aber außer darauf zu vertrauen, dass meine Freunde meinem Wort mehr Glauben schenken als dem von Ugdan, kann ich gerade nicht sonderlich viel machen. Außer vielleicht noch einen Branntwein trinken.
Es ist dunkel, bestimmt beinahe Mitternacht, als ich, mit einem bitteren Geschmack auf den Lippen, wieder klar denken kann. Vor mir steht ein Norbarde und in meiner Hand halte ich ein Fläschchen Antidot, welches er mir offenbar gegeben hat.
Mir fällt auf, dass ich nicht angemessen gekleidet bin, genauer gesagt trage ich gerade nur meine Unterwäsche und schleunigst eile ich zurück in das Haus von Tassia. Ich kann mich vage daran erinnern, dass ich zuletzt dort meine komplette Kleidung getragen habe.
Ich kann mich auch noch daran erinnern, dass Kantalla Ifrundoch erzählt hat, dass sie schwanger ist und daran, dass ich, nicht mehr ganz Herrin meiner Sinne, kluge Ratschläge gegeben habe. Alkohol lockert wahrhaftig die Zunge.
Danach weiß ich nur noch, dass ich mich schlafen legen wollte und dass mir furchtbar schlecht geworden ist. Je mehr ich mich anstrenge, mich daran zu erinnern, was passiert ist, umso deutlicher sehe ich das Bild von Cidris vor mir. Wie er vor mir steht, ich auf dem Bett liege, nackt, und er mit herunter gelassenen Hosen.
Was ist passiert?
In Tassias Haus angekommen warten bereits Cidris, Ifrundoch, Pjerow und Ugdan auf mich und auf meinen fragenden Blick erklären sie mir, was vorgefallen ist.
Algunde, ja, Pjerow redet tatsächlich von Algunde, hat Ifrundoch, als ich mich schlafen gelegt hatte, so weit provoziert, dass dieser Ugdans Körper bewusstlos geschlagen hatte. Daraufhin habe Cidris in seinen Taschen einen Brief gefunden, der an Rondrasil adressiert gewesen sei und nachdem er ja von Pjerow wusste, dass Ugdan mich verleumden wollte, habe er ihn gelesen.
Darin sollen pikante Details über mich und meinen Körper gestanden haben, die den Eindruck erwecken sollten, dass Ugdan tatsächlich mit mir geschlafen habe, jedoch habe nach dem Lesen des Briefs ein darauf gesprochener Imperavi den unbändigen Drang in Cidris geweckt, dass er unbedingt mit mir schlafen wolle.
Da ich in diesem Augenblick gerade die Taverne verlassen habe, um mich vermutlich zu übergeben, habe er die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mich sanft hier in Tassias Haus bugsiert. Danach habe er mir noch mehr Branntwein eingeflößt und begonnen mich zu entkleiden.
In der Zwischenzeit habe Ugdan, der mittlerweile wieder die Kontrolle über seinen Körper erlangt habe, besser gesagt habe Algunde ihm diese wieder gegeben, Ifrundoch dazu überreden können, dass er mit ihm zusammen uns dringend suchen müsse, da er schlimmes vermuten würde.
Die beiden seien dazu gekommen, als Cidris sich gerade mit heruntergelassenen Hosen über mich gebeugt habe und noch bevor Ugdan Ifrundoch bedeuten konnte, dass dieser Cidris nur festhalten solle, damit er den Bann brechen könne, habe er ihn angegriffen.
Dabei gelang es Cidris jedoch, Ifrundoch aus dem Fenster zu werfen, woraufhin jetzt auch Pjerow alarmiert wurde. Dieser kam im Zimmer an und dachte anfangs fälschlicherweise, dass Ugdan gerade einen Bann auf Cidris sprechen wolle, damit dieser sich an mir vergehe und störte Ugdan daher in seiner Konzentration.
Einzig Ifrundochs erneutem Auftauchen habe ich es zu verdanken, dass Cidris sein Werk nicht vollenden konnte, dass Ugdan dann den Bann doch noch aufheben konnte und während ich, immer noch sturzbetrunken, auf dem Bett lag, immer noch nackt, habe Ugdan den anderen dann erklärt, dass Algunde Besitz von seinem Körper nehmen könne.
Daraufhin habe ich mich wohl, zumindest teilweise, angezogen und sei ein Antidot suchen gegangen. Wie gut, dass meine Freunde immer nahezu alles mit sich führen.
Jetzt gerade bin ich dann in die Diskussion gestolpert, was man mit Ugdan machen solle. (Wie schön, dass sich niemand darum gesorgt hat, wo ich in meiner Unterwäsche hin wollte, andererseits sind wir hier gut bewacht und unter Freunden.)
Ich beteilige mich an der Diskussion, erkläre den anderen auch, dass ich schon früher von Algunde wusste, dass Ugdan mir jedoch gedroht hat, meinen Fluch einzulösen, sollte ich ihn verraten, mich quasi mit dem Tod bedroht hat, woraufhin er mir mitteilt, dass er diesbezüglich insoweit ein wenig geflunkert habe, dass es ihm gar nicht so leicht möglich sei, mich dazu zu zwingen.
Wieder einmal war ich viel zu leichtgläubig. Typisch Isidra.
Nachdem Ugdan den anderen erklärt hat, dass Algunde, wenn er in Kolkjas Nähe ist, nicht durchbrechen kann, beschließen sie, dass wir vorerst einmal gemeinsam nach Norburg reisen werden und dann weiter entscheiden werden, wie wir vorgehen sollen. Laut Kolkja hat Algunde wohl auch wichtige Informationen die Eisrose betreffend, die Frage ist nur, ob man ihr überhaupt trauen kann.
Ich werde auf jeden Fall weiterhin jede Nacht äußerst vorsichtig sein, aber ich bin froh, dass ich jetzt nicht mehr so geheimniskrämerisch sein muss.
19. Tsa 1020 BF
Gemeinsam mit den Norbarden reisen wir zurück nach Norburg. Auch wenn ich Tsandra gerne besuchen würde, so ist es besser, wenn wir Brandthusen umfahren. Elkjow hätte mich so oder so nicht zu ihr vorgelassen.
21. Tsa 1020 BF
Persanzig. Vito sieht beinahe noch ein klein wenig schlechter aus, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein.
05. Phex 1020 BF
Am frühen Nachmittag können wir die Stadttore Norburgs sehen, vor denen sich eine Schlange gebildet hat. Das Lager der Nivesen ist vollständig verschwunden, nur die Norbarden lagern noch an ihrem alten Platz.
Am Tor angekommen wird uns mitgeteilt, dass es den Norbarden untersagt ist, die Stadt zu betreten und als wir uns daraufhin mit der Muhme Elra unterhalten, teilt uns diese mit, dass dies ein Ergebnis der jüngsten Stadtratssitzung ist.
Auch müssen die Norbarden jetzt zahlen, damit sie überhaupt einen Stand auf dem Marktplatz betreiben dürfen, sie müssen eine Platzmiete zahlen, damit sie ihr Winterlager hier aufschlagen dürfen und die Nivesen wurden komplett weggejagt.
Das Ganze wirkt äußerst seltsam, haben die Norbarden doch auch immer dafür gesorgt, dass sie gutes Geld in die Stadt bringen, aber ich weiß, dass Tsadan momentan wenig zu sagen hat im Rat. Vielleicht will Natascha auf diesem Weg unliebsame Konkurrenz klein halten?
Wir verabschieden uns vorerst von Elra, versprechen ihr aber, dass wir versuchen werden, diese unsinnigen Bestimmungen zu lockern, wenn nicht gar rückgängig zu machen.
Die Straßen Norburgs sind dicht bevölkert und auf dem Marktplatz angekommen müssen wir mitansehen, wie vier Männer in Gardistenuniform mit dem Wappen Norburgs gerade den kleinen Kräuterstand einer alten Frau bearbeiten. Zwei der Männer schlagen den Stand kurz und klein, ein anderer hat der Frau gerade mit der Faust in den Magen geschlagen.
Daraufhin gehen Ifrundoch und Pjerow dazwischen und fragen, was hier los ist, woraufhin die offensichtlichen Gardisten uns mitteilen, dass die Frau keine Standmiete gezahlt habe, dass sie daher kein Recht habe, hier ihre Waren zu verkaufen.
Auf Nachfrage erzählen sie uns, dass die Standmiete einen Batzen pro Tag beträgt, eine Summe, die sich die Frau unmöglich leisten kann, aber nur hier verkauft sie annähernd genug Kräuter, dass sie davon leben kann.
Pjerow drückt daraufhin den Gardisten zwei Batzen in die Hand und kauft der Frau sämtliche Rahjaliebvorräte ab, drückt ihr auch noch etwas Geld in die Hand bevor wir uns auf den Weg zur Norburg machen.
Als wir am Marbidenkloster vorbei kommen, sehen wir, dass man daneben etliche Wohnhäuser abgerissen hat, uns wird gesagt, dass sie für Baugrund weichen mussten, dass hier ein Praiostempel entstehen soll.
Ein Praiostempel in Norburg? Wozu hat Natascha sich bitte hinreißen lassen? Dies war schon immer eine rondragläubige Stadt, dies ist ein rondragläubiges Land, ein großer Praiostempel passt da nicht wirklich ins Bild.
An der Burg angekommen sehen wir, dass die Tore schwer bewacht werden, unter anderem auch von einigen ehemaligen Moorwächtern, die umgehend auf uns zugestürmt kommen, manche schließen ihre bereits tot geglaubten Kinder in die Arme, andere freuen sich einfach, dass wir alle lebend nach Hause gekommen sind.
Die Moorwächter gehen mit uns gemeinsam in die Norburg, wo wir bereits von Tsadan erwartet werden. Er teilt uns mit, dass es momentan sicherer sei, wenn wir Rik, eigentlich wenn wir alle in der Burg blieben und klärt uns dann darüber auf, was in unserer Abwesenheit geschehen ist.
Laut ihm hat man wohl unter den Patienten der Marbiden einen Werwolf entdeckt, also, die Praioten haben ihn entdeckt, da er wohl aus dem Kloster ausgebrochen ist, woraufhin man einen Exodus durchgeführt habe, sämtliche Patienten wurden aus dem Marbidenkloster gezerrt und öffentlich verbrannt.
Eine Vorgehensweise, die Praios nicht gutheißen kann, was ist hier nur los?
Tsadan erzählt weiter, dass er auch Kolkja zu seiner Sicherheit in die Burg hat bringen lassen und mir fällt ein, dass ich unbedingt zu Rondrasil muss, doch ich kann hier gerade nicht weg. Auf meine Frage, wo mein Mann gerade sei, antwortet Tsadan mir, dass er, sobald er seinen Dienst vollendet habe beziehungsweise sobald Heliodan, der Praiot, der sich bei ihm im Tempel eingenistet hat, des Abends zu ihm kommt, die Burg aufsuchen würde und dass er sich bald einfinden müsste.
Wie aufs Stichwort kommt kurz darauf Kolkja herein und teilt uns mit, dass er alles sehen kann, was Ugdan sieht, woraufhin mir natürlich zuerst einfällt, dass es ein unangebrachter Anblick für Kolkja gewesen sein muss, als ich da so nackt und wehrlos auf dem Bett gelegen habe.
Tsadan fährt derweil fort mit seinen Ausführungen. Goblins werden nunmehr nur noch als wilde Tiere angesehen, ja es gibt sogar eine Fellprämie, die von der Praioskirche ausgesetzt wurde. Deswegen hat Tsadan auch Finger in die Burg geholt, da diese rechtlich gesehen nicht zur Stadt gehört, er über sie gebietet und demnach andere Regeln aufstellen kann.
Sämtliche Moorwachter gehören laut Ratssitzung zum Lumpenzug und sie dürfen innerhalb der Stadt keinerlei Waffen tragen, bis sie nicht ein Jahr und einen Tag hier gelebt haben. Auch sie hat Tsadan in der Burg untergebracht.
Die Magierakademie darf nicht mehr unentgeltlich ihre Dienste anbieten. Jeder Zauber, den ein Magier wirkt, muss versteuert werden, dabei wird zwischen kleinen, mittleren und großen Heilungen unterschieden. Auf meine Äußerung, dass Maschdawa dann keine kostenlosen Heilungen mehr anbieten könne, antwortet Tsadan mir, dass sie Schuldscheine akzeptiere, die vermutlich niemals eingelöst werden, was wiederum die Akademie langsam ausblutet.
Auch die Marbiden müssen für jeden Trank, den Robak braut, Abgaben zahlen. Die Einnahmen aus diesen Zwangszahlungen werden zum Teil als sogenannte Spende an die Praioskirche abgeführt, die damit ihren neuen Tempel bauen will.
Tsadan teilt mir mit, dass er bereits mit Maschdawa darüber gesprochen habe, dass sie mich als Sprecherin der Akademie in den Rat schicken soll, auch die anderen vier sollen wohl einen Platz dort bekommen. Und er schlägt uns weiter vor, dass wir morgen einmal die zukünftigen Baronien der anderen drei besichtigen sollten, meldet an, dass es auch für mich besser wäre, wenn ich mitkäme und noch bevor ich zögern kann, höre ich eine mir so vertraute Stimme hinter mir.
Rondrasil muss, von mir unbemerkt, den Raum betreten haben und er kennt mich mittlerweile gut genug, weiß, dass mein Zögern daher rührt, dass ich ihn nicht schon wieder alleine lassen möchte. Er spricht an meiner statt, dass auch ihm eine gewisse räumliche Veränderung gerade gut tun würde und alle Baronien liegen innerhalb der von Ayla von Schattengrund festgelegten drei Tagesreisen.
Ich drehe mich um und falle meinem Mann in die Arme. Dabei fällt mir auf, dass er noch immer nicht in der Akademie gewesen ist, um sich von Uuhs Oduhn die Schulter heilen zu lassen. Auf meine Frage, warum er das noch nicht schon längst getan habe, antwortet er mir nur, dass die Akademie zu beschäftigt sei.
Aufgrund der neuen Verordnungen seien Übergriffe an der Tagesordnung, auch soll es eine Mordserie in Norburg geben. Eine Mordserie? Wie weit ist es nur mit Norburg gekommen?
Rondrasil fährt fort, dass der Praiot den ehemaligen Traviatempel hat einreißen lassen um dort Wohnfläche zu schaffen für die Bürger, deren Häuser dem Praiostempel weichen mussten.
Mit einem Mal tritt Kolkja zu Ifrundoch und sagt mit völlig monotoner Stimme etwas, dass nur zuvor Algunde in Ugdans Körper schon einmal zu ihm gesagt hat. Nämlich dass er immer noch ein Wilder sei, ohne jegliche Zivilisation.
Kurz darauf schüttelt Kolkja den Kopf und schaut uns fragend an. Offenbar hat Algunde es gerade geschafft, ihn zu übernehmen, wie ist das möglich?
Noch bevor ich mir darüber weiter Gedanken machen kann, fährt Rondrasil, der von dem Ganzen mit Algunde ja noch nichts weiß, fort und erzählt, dass der Oberste der Marbiden in Gewahrsam genommen worden ist, weil er öffentlich gegen die Praioskirche gewettert hat.
Sämtliche Magier der Akademie haben keine Bürgerrechte mehr, müssen sogar Zoll zahlen, wenn sie Norburg aufsuchen oder verlassen wollen, in Brandthusen soll ein großer Praiostempel gebaut werden (dies haben wir sicherlich Elkjow zu verdanken) und 36 weitere Bannstrahler sind nach Norburg gekommen.
Diese sollen die Werwolfjagd übernehmen, da vermutet wird, dass es hier noch mehr dieser Kreaturen gibt.
Weiter erzählt Rondrasil, dass diverse verwaiste Rondratempel geschlossen werden sollen, nur noch als Schreine dienen sollen, weil die Rondrageweihten fehlen, die sich um die Tempel kümmern können. Es schmerzt mich sehr, dies zu hören, vor allem, weil ich die Wut, die Zerknirschung meines Mannes geradezu körperlich spüren kann.
Nachdem Tsadan uns bedeutet, dass er für heute nichts weiter mit uns geplant habe, ziehe ich Rondrasil zu mir, sage ihm, dass ich unbedingt mit ihm reden müsse und wir gehen in den Rondratempel, in Rondrasils private Gemächer.
Dort angekommen sehe ich, dass Natascha ein Geschenk für mich hat liefern lassen. Eine blütenweiße Magierrobe, in die silberne Glyphen gestickt worden sind, die laut Rondrasil tagsüber anders aussehen als nachts. Wenn mich nicht alles trügt, dann bedeutet dies zum einen, dass ich etwas geschützter bin gegen Angriffe gegen mich, zum anderen vermute ich, dass es mir mit dieser Robe leichter fallen dürfte, wenn ich Heilzauber wirke. Auch sollte mein Schlaf darin erholsamer sein.
Ich frage mich, was das Ganze soll, ob sie versucht mich zu bestechen? Aber warum? Ich habe nun wahrlich nichts zu sagen hier. Wie dem auch sei, der Anstand gebietet es mir, dass ich mich bedanke, weshalb ich rasch ein Schreiben aufsetze und einen meiner wenigen verbliebenen Heiltränke beilege.
Vor dem Moment, der jetzt gekommen ist, hatte ich die ganze Rückreise bereits Angst, aber ich muss Rondrasil die Wahrheit erzählen. Und dies tue ich dann auch. Ich erzähle ihm die ganze Wahrheit mit all seinen schmutzigen Details und beteuere dabei immer wieder, dass wirklich rein gar nichts zwischen mir und Ugdan passiert ist.
Auch von Algunde erzähle ich ihm und davon, dass sie Cidris verzaubert hatte, dass es sogar Ugdan zu verdanken ist, dass es nicht bis zum Äußersten gekommen ist.
Rondrasil hört sich meine Geschichte ganz ruhig und aufmerksam an und nachdem ich geendet habe, ihn mit bangen Augen fixiert habe, nimmt er mich in den Arm und sagt zu mir, dass ich mich nicht rechtfertigen bräuchte, dass er mir immer glauben wird, ganz gleich, was andere ihm vielleicht erzählen mögen.
Ich bin wahnsinnig erleichtert, hatte ich mir doch sehr viel mehr Sorgen gemacht, als ich es mir im Vorfeld eingestehen wollte. Ich habe einfach den gutmütigsten, großherzigsten, gutaussehendsten, stärksten, klügsten, mutigsten Mann der Welt.
(Erneut sind etliche Herzchen neben und zwischen die letzten Zeilen gekritzelt worden.)
Als wir uns auf den Weg zurück zur Burg machen wollen, die Dämmerung ist schon weit fortgeschritten, kommt uns Heliodan entgegen und sagt, dass er von einem Gerücht gehört habe. Er erzählt, dass man sich zuraunt, dass ich andere Stäbchen rubbeln würde. Woher weiß er das? Die Burg hat außer uns , Cidris und Pjerow, soweit ich weiß, niemand verlassen, alle Moorwachter sind zu verängstigt gewesen unter den gegebenen Umständen auf die Straßen zu gehen.
Wie hat Algunde dies nur angestellt? Ob sie Kolkja dafür benutzt hat?
06. Phex 1020 BF
Ich komme gar nicht dazu schlecht zu träumen, denn ich werde mitten in der Nacht von Tsadans Schreien geweckt. Schlaftrunken schrecke ich hoch und eile hinaus auf den Gang, ziehe mir nur fix mein Nachthemd über.
Im Gang sehe ich Tsadan auf dem Boden liegen, auf ihm sitzt Kolkja und streichelt sein Gesicht, sagt ihm, dass er Tsadan liebt, dass er ihn vermisst und mit einem Mal wird mir klar, dass das nicht Kolkjas Worte sind, vielmehr die von Nadira.
Völlig verängstigt schubst Tsadan Kolkja von sich runter und dieser blickt mich mit Unverständnis an, sagt mir, dass Nadira unbedingt mit Tsadan reden wollte, dass er sie mit ihm reden lassen wollte. Daraufhin sage ich Kolkja, dass er das nicht einfach ohne Vorwarnung machen kann, dass er erst um Erlaubnis fragen muss, sonst macht das den anderen Angst.
Kolkja erwidert, dass er nicht die Zeit habe, im Vorfeld lange um Erlaubnis zu fragen, da dies, wenn es geschieht, schnell gehen muss. Auch sagt er mir, dass er gar nicht wusste, dass er das überhaupt kann. Das erschreckt mich ein wenig, lässt mich meine Frage, ob ich mit meinem Papa reden könne, beinahe ein wenig bereuen.
Wenn Kolkja neue Dinge lernt, was passiert hier gerade mit ihm, was passiert mit uns allen?
Als ich Kolkja frage, ob er noch etwas neues gelernt habe, antwortet er mir, dass er schieben könne und auf meine Frage, was er damit meint, steht er auf, kommt auf mich zu und gibt mir einen Klaps.
Mein Geist wird aus meinem Körper hinaus geschleudert, ich sehe, wie mein Körper zu Boden sinkt und befinde mich an einem dunklen Ort. Um mich herum schweben abertausende grüne Lichter ähnlich denen, die ich schon einmal in Kolkjas Nähe wahrgenommen habe und ähnlich denen, die mir Ugdan beschrieben hat.
Auch höre ich abertausende Stimmen, die alle auf mich einschreien, auch die Stimme von Papa kann ich hören, doch bevor ich mich zu ihm umdrehe, gelingt es mir, diesen Drang zu unterdrücken. Ich sehe meinen Körper latent glimmen, aber das Glimmen nimmt ab, wird langsam dunkler, ich muss zurück und mühsam schwebe ich zurück in meinen Körper, schlage langsam meine Augen auf.
Um mich herum stehen Rondrasil und Tsadan mit besorgten Blicken, auch Ugdan ist auf den Flur getreten und ich schimpfe Kolkja, sage ihm, dass er das nie wieder tun dürfe, woraufhin er mich fragt, warum nicht, bei Rondrasil habe er das schon einige Male gemacht, wenn er sich davonstehlen wollte, um neue Seelen einzusammeln.
Rondrasil, den ich fragend anblicke, teilt mir mit, dass er sich an nichts erinnern könne, woraufhin Kolkja erklärt, dass er auch nur jetzt mich sich hat erinnern lassen. Kolkja sagt, dass er die Seelen einsammeln muss, weil auch das Totenmoor sammeln würde und er verhindern müsse, dass es sich die Seelen krallt. Aber dennoch darf er das nicht einfach so tun, er soll in Zukunft lieber jemanden von uns um Erlaubnis fragen und wir gehen, wenn es sein muss, gemeinsam in die Stadt.
Währenddessen erzählt uns Pjerow, der gerade eingetroffen ist, dass der Serienmörder sich offenbar seine Opfer nur unter Zechprellern aussucht, die in seiner Taverne „Am Badehaus“ Kunden von Lotte waren. Zeitgleich erzählt Ugdan, dass er eine Spur habe, die er verfolgen müsse, dass es unter anderem heute Abend im „Haus am Markt“ Probleme geben würde, woraufhin Kolkja einstimmt, dass er dort heute unbedingt hin müsse.
Aufgrund dieser neuen Informationen sollten wir unsere Reise zu den Baronien noch etwas verschieben, wir müssen versuchen, das Unheil oder was auch immer da heute Abend im „Haus am Markt“ passieren soll, zu verhindern.
Während Ugdan seiner Spur nachgehen will, beschließe ich Robak aufzusuchen, ich muss ihm noch das Fläschchen zurückgeben, welches er mir gegen Werwölfe mit gegeben hatte und das wir dann doch nicht gebraucht haben, weil wir es nicht zu Noumiza geschafft haben.
Als ich das Marbidenkloster betrete, drehen sich einige der Gläubigen zu mir um, einer rümpft die Nase und sagt für alle hörbar, dass dies hier ein Kloster und kein Freudenhaus sei. Ich merke, dass sich die Gerüchte mich betreffend bereits rasend schnell verbreitet haben, ignoriere diesen Kommentar jedoch und gehe zielgerichtet zum Keller, zu Robaks Labor.
Dort angekommen klopfe ich an die Tür und Robak öffnet mir mit bloßem Oberkörper. Um seine Schulter hat er einen Verband, welcher sich bereits mit frischem Blut vollgesogen hat und besorgt frage ich ihn, was geschehen ist.
Nachdem er die Tür hinter uns geschlossen hat, erzählt er mir, dass die Bannstrahler mit Silberwaffen Jagd auf ihn und seine Brüder machen würden, dass dies aller Wahrscheinlichkeit nach die ehemaligen Silberwaffen von Thulvje sind.
Er erzählt weiter, dass sich seine Brüder an den Bannstrahlern rächen wollen, dass die Situation immer mehr eskalieren würde und auf meine Frage, ob ich ihm die Schulter operieren solle, antwortet er mir, dass er schon lange nicht mehr solche Schmerzen gehabt habe, dass er nicht wüsste, ob er sich dann unter Kontrolle hätte.
Nachdem ich eine Weile hin und her überlegt habe, auch die Ketten aus Mondsilber haben die Bannstrahler konfisziert, frage ich ihn, ob er es schon mit einem Balsam versucht hat, was er mir verneint.
Ich bitte ihn, dies wenigstens probieren zu dürfen und als der Balsam wirkt, können wir beide beobachten, wie die abgebrochenen silbernen Spitzen der Bolzen, die in seiner Schulter steckten, Stück für Stück aus seinem Körper geschoben werden, bis die Wunde vollständig verheilt ist.
Noch während Robak sich dafür bei mir bedankt, mir erzählt, dass er in all den Jahren, die er jetzt schon lebt, noch nie in den Genuss einer magischen Heilung gekommen sei, hören wir oben im Tempel einen Tumult.
Als wir den Gebetsraum betreten, kommen wir gerade hinzu als zwei Bannstrahler eine Leiche bringen, die laut ihrer Aussage der Serienmörder sein soll. Angeblich habe er einen unbescholtenen Bürger auf offener Straße am helllichten Tag mit einer Sense verfolgt, woraufhin ein zufällig vorbeikommender Bannstrahler ihn getötet habe.
Ich biete mich an, eine Autopsie vorzunehmen, welche Robak mir umgehend erlaubt und als ich gerade mit beiden Armen bis zu den Ellenbogen in dem Körper dieses Mannes stecke, kommt auf einmal Ugdan hinzu.
Er teilt mir mit, dass er der unbescholtene Bürger war, der von dem Mann verfolgt worden ist und fragt, ob er die Sachen, die er an und mit sich getragen habe, untersuchen dürfe, was ihm niemand verweigert.
Während er mit mir spricht, ist Robak von Ugdan unbemerkt hinter ihn getreten und hat an ihm geschnuppert und nachdem Ugdan uns wieder verlassen hat, teilt er mir mit, dass Ugdan keinerlei Geruch besäße, dass ihn das sehr verwundert.
Daraufhin erzähle ich Robak, dass es sich bei Ugdans Körper um einen künstlich erschaffenen Körper handelt und im Laufe des Gesprächs kommen wir darauf, dass über mich im Moment einige Gerüchte kursieren würden und dass mir wichtig ist, dass zumindest er weiß, dass diese keinerlei wahren Ursprung haben.
Nachdem ich die Autopsie ohne nennenswerte Ergebnisse beendet habe, der Mann ist an dem Stich in den Kopf gestorben, den ihm der Bannstrahler zugefügt hat, beschließe ich, dass es an der Zeit ist, Rondrasil aufzusuchen.
Auf dem Weg dorthin begegnet mir Pjerow, der mir erzählt, dass er vorhin einen Termin bei Heliodan gehabt hat. Dieser habe ihm erzählt, dass er Natascha nicht trauen würde, dass Nataschas Enkel latent magisch sei, dass er es ausbrennen lassen wolle, diese dies aber verweigere, ihm sogar unmoralische Angebote unterbreitet habe.
Heliodan denkt, dass Natascha eine Intrige gegen uns plane, die Gerüchte, die über mich kursieren waren wohl erst der Anfang. Hecker wird bezichtigt, am helllichten Tag auf dem Marktplatz jemanden fast umgebracht zu haben und Cidris wird der Vergewaltigung bezichtigt.
Was geht hier nur vor? Und wer ist das nächste Opfer dieser Kampagne? Ich muss zu meinem Mann.
Im Rondratempel angekommen sehe ich ihn mit blankem Oberkörper, wie er mit Ifrundoch trainiert. Dabei fällt mir auf, dass seine linke Schulter ihm nach wie vor große Probleme bereitet, die beiden schlagen jedoch dennoch sehr kraftvoll und wuchtig zu, irgendetwas scheint die beiden sehr verärgert zu haben.
Ich kann einfach nicht mitansehen, wie es meinem Mann schlecht geht, weshalb ich, von ihm unbemerkt, einen Balsam über Distanz auf seine Schulter wirke. Als er die ersten Auswirkungen bemerkt, stoppt er das Training mit Ifrundoch kurz und verneigt sich vor mir, bedankt sich.
Ich kann schon wieder meine Augen nicht von diesem Mann abwenden und beschließe, den beiden noch eine Weile beim Training zuzusehen.
Nach einiger Zeit tritt Heliodan aus dem Tempelinneren und mir wird klar, was meinen Mann so aufgebracht hat. Er tritt auf mich zu und beginnt ein Gespräch mit mir, bietet mir an, mich dabei zu unterstützen, die Gerüchte aus der Welt zu schaffen.
Auch fragt er mich über Friedbert aus. Jenen Friedbert, den wir Natascha gegeben haben und der mit Algundes Hilfe neue Erinnerungen bekommen hat. Er erzählt, dass das Kind latent magisch sei, dass es laut Maschdawas Analyse jedoch so verkümmerte Fähigkeiten habe, dass auch eine Schulung nichts helfen würde und dass er das Kind daher ausbrennen wolle.
Dagegen hat jedoch Natascha etwas, die felsenfest davon überzeugt ist, dass ihr Enkel keinerlei magische Begabung habe, wie ich es ihr einmal mitgeteilt habe, damals noch in Moorwacht.
Ich vermute beinahe, dass Heliodan Natascha damit ein wenig in seiner Hand hat, da sie auf Gedeih und Verderb seinem Wohlwollen Friedbert betreffend ausgeliefert ist. Das könnte zumindest erklären, weshalb sie sich in letzter Zeit doch recht seltsam benommen hat.
Noch während ich diesem Gedanken etwas nachhänge, überlegt Heliodan bereits laut, was es mit dem Gerücht auf sich haben könnte. Rondrasil, der sein Training mit Ifrundoch wieder unterbrochen hat, kommt langsam näher, so kann er die nächsten Worte Heliodans ziemlich gut hören.
Dieser sagt, dass das Gerücht sicherlich aus Neid hervorgegangen sei und dass der Neid in meinem Fall noch wesentlich größer sei, da ich von der Natur körperlich benachteiligt worden sei. Auf meinen irritierten Blick erklärt er mir, dass es mit Sicherheit völlig anders wäre, wenn ich etwa 1,80 Schritt groß und wunderschön wäre.
Noch bevor ich etwas entgegnen kann, packt Rondrasil den Praioten kräftig an der Schulter und dreht ihn zu sich um, nur um ihm kurz darauf mit der Faust so kräftig ins Gesicht zu schlagen, dass dieser bewusstlos zu Boden geht. Ja sogar ein paar Zähne hat er ihm ausgeschlagen.
Fassungslos beobachte ich die Szenerie, doch als ich zu einem Balsam ansetzen will, hält mich Rondrasil davon ab, meint, ich solle ihn lediglich profan versorgen, dann würden wir ihn ins Bett verfrachten und danach wäre es angebrachter, wenn wir in die Burg gingen.
Noch immer etwas unfähig klar zu denken, sehe ich Ifrundoch und Rondrasil zu, wie sie Heliodan in sein Bett tragen und mich dann sanft aus dem Rondratempel hinaus bugsieren. In der Burg angekommen sehe ich einen schmollenden Rik, der von Ugdan gerade in den großen Saal geschleppt wird.
Auf meine Frage, was passiert sei, antwortet dieser mir, dass Ugdan mit Pjerow zum Hotel „Am Markt“ gegangen sei, dass dort auch Kolkja und Rik gewesen wären. Kolkja habe gesagt, dass er Rik gefragt habe, ob dieser mit ihm kommen würde, woraufhin dieser ohne zu murren in den Schnee gestapft wäre. Nicht zuletzt mag das daran gelegen haben, dass Kolkja ihm etwas von einem Feuer erzählt hat.
Ich hätte meine Anweisungen klarer formulieren sollen, denn faktisch hat Kolkja um Erlaubnis gefragt und ist nicht alleine nach draußen gegangen.
Wie dem auch sei, während ich Ugdans Hand heile, sie ist ziemlich verbrannt, nachdem er einen immer heißer werdenden Rik von dem Feuer in dem Hotel weggezerrt hat, erzählt er mir weiter, dass er als Geist vor dem Hotel in das Hotel gegangen sei und dort sehen konnte, wie sich ein Streit entwickelt hat.
Er erzählt weiter, dass dort ein Mann gewesen sei, der zu Natascha, die ebenfalls anwesend gewesen sei, gesagt habe, dass er sich für sie den Arsch aufgerissen habe auf den Vallusianischen Weiden. Kurz darauf habe er einen Tisch umgestoßen und dabei eine Laterne zerbrochen, die den Schankraum entzündet hat.
Daraufhin sei er in seinen Körper zurückgekehrt und habe Rik zur Burg gebracht, während Pjerow in sein Hotel gestürmt sei.
Kurz nachdem Ugdan geendet hat, kommen auch Pjerow und Kolkja wieder in die Burg und Pjerow erzählt, dass der Mann, der die Laterne umgestoßen habe, sich in einen Werwolf verwandelt habe, dass er ihn nur mittels des Herzschlag Ruhe, welchen er auf seinem Dolch hat, stellen konnte.
Laut Aussage einiger Bannstrahler, die zum Löschen des Feuers hinzugeeilt kamen, handelte es sich bei dem Werwolf um einen Patienten aus der Akademie, der bislang völlig unauffällig gewesen sei, einzig ab und an wegen kleinerer Verletzungen behandelt werden musste.
Im Anschluss an das Feuer, welches, den Göttern sei Dank, schnell unter Kontrolle gebracht werden konnte, hat Kolkja ihm mitgeteilt, dass sie noch woanders hin müssten, doch als sie an der Stelle ankamen, zu der er sie geführt hatte, meinte er, dass sie zu spät gewesen seien.
In einer Gasse lag eine tote Frau, die laut Pjerows Aussage ausgesehen habe, als sei sie von einem Bären angefallen worden. In ihrer Hand habe er einen Stofffetzen gefunden, der dem Stoff, aus dem Ifrundochs Kilt gewebt ist, zum Verwechseln ähnlich sieht.
Wie gut, dass Pjerow ihn an sich genommen hat. Offenbar soll Ifrundoch das nächste Opfer dieser Intrigenkampagne sein. Dieser hat sich zwischenzeitlich das Stück Stoff angesehen und konstatiert, dass es sich hierbei tatsächlich um echten Gjalskerländer Stoff handeln soll.
Während Ifrundoch das Stück Stoff noch immer in seinen Händen dreht und wendet, regt sich Pjerow weiter über den Werwolf auf, der sein Hotel angezündet hat, woraufhin Kolkja sagt, dass diese bösen Hunde im Marbidenkloster wohnen würden.
Mir entgleisen kurzzeitig die Gesichtszüge und mir fällt kein vernünftiger Weg ein, um Kolkja zum Schweigen zu bringen, ohne dass ich mich selbst verrate. Pjerow, immer noch außer sich, will daraufhin umgehend zu den Marbiden gehen, wird von den anderen jedoch aufgehalten.
Es entbrennt eine Diskussion, wie man herausfinden könne, ob einer oder mehrere Marbiden Werwölfe sind, es wird sogar kurzzeitig überlegt, ob man den Obersten befragen soll, welcher sich ja noch immer in Gewahrsam bei den Praioten befindet, aber auch dieser Gedanke wird verworfen.
Ich merke immer wieder an, dass der Werwolf, den Pjerow in seinem Hotel gesehen hat, ein Patient der Akademie war, nicht aus dem Marbidenkloster kam und dass wir in Norburg immer mal wieder mit Werwölfen zu tun hatten, jedoch kreisen wir immer wieder um das Kloster.
Rondrasil macht letztlich den Vorschlag, dass ich zu den Marbiden gehen solle, ich würde sie am besten kennen und dass ich ihnen, besser der Stellvertretung, eine Einladung überbringen solle für eine magische Befragung, die Ugdan vornehmen wolle.
Ich muss Robak warnen!