Tagebuch von Isidra Kowaljewa
Diarium der adepta minora Isidra Kowaljewa (9. Phex 1020 BF)

09. Phex 1020 BF

Erneut beginnt die Zeit unendlich zäh und langsam zu vergehen. Heliodans massiger Körper drückt mich unaufhaltsam tiefer, drückt mich in den Schlamm des Teichs und ich bin mir sicher, dass ich hier und jetzt sterben werde.

Sagt man nicht immer, dass im Moment seines Todes das eigene Leben noch einmal vor den Augen ablaufen würde? Nichts dergleichen geschieht bei mir, ganz im Gegenteil. Ich erinnere mich daran, dass ich, während meines Falls, aus dem Augenwinkel Kolkja wahrgenommen habe,  der am Rand des Teichs steht, in seiner Hand einen toten Raben haltend. Ob der für mich bestimmt ist?

Wie in Zeitlupe erkenne ich das Blut, welches Heliodans Wunder in der Schulter entströmt. Ohne die Möglichkeit zu sprechen bleibt mir nur mein Stab und mit geradezu letzter Anstrengung führe ich diesen an seinen Körper, löse den sich darin befindlichen Balsam aus.

Ich beobachte scheinbar ungezählte Sekunden lang, wie sich der Bolzen langsam aus Heliodans Schulter schiebt, der Blutfluss versiegt und unterdrücke den Impuls, nach Luft zu schnappen. Ich würde lediglich eiskaltes Wasser einatmen.

Ob es Talasanya ähnlich ging als er im Neer ertrank? Während ich dies überlege, nehme ich, nur ganz am Rande, wahr, dass irgendjemand in den Teich gesprungen ist. Mit einem Mal wird mir die Last des Körpers Heliodans von der Brust genommen und von mir weg gezogen. Ich blicke den beiden nach, es handelt sich um Ifrundoch, der den Praioten gerade aus dem Wasser hieft und versuche, mich selbst aus dem Schlamm zu befreien.

Ich stecke zu tief drin, jeder Versuch mich davon zu lösen, sorgt lediglich dafür, dass ich noch tiefer hineingerate. Mir geht die Luft aus und eigentlich sollte es langsam dunkler werden, doch stattdessen sehe ich immer mehr kleine grüne Lichter. Solche, die immer um Kolkja herumschwirren und ich meine sogar, ganz entfernt Ugdan rufen zu hören, der Kolkja anschreit, dass dieser ihn loslassen solle, wer müsse Hilfe holen.

Was hat das zu bedeuten? Neben mir gleiten immer mehr Fische, mit dem Bauch nach oben treibend, vorbei, auch einige tote Enten kann ich an der Wasseroberfläche treibend ausmachen.

Jetzt wird mir dann doch langsam schwarz vor Augen und mit einem Mal werde ich gepackt, aus dem Wasser regelrecht herausgeschleudert und lande, schwer nach Luft schnappend, am Ufer des Ententeichs. Ifrundoch ist erneut hineingesprungen um mich zu retten.

Als ich wieder halbwegs etwas sehen kann, nehme ich den enttäuschten, beinahe traurigen Blick Kolkjas wahr, bevor ich mich zu Heliodan umdrehe. Dieser liegt bewusstlos neben mir und Ifrundoch beginnt gerade damit, ihm die schwere Rüstung auszuziehen. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass die vermeintlich toten Enten wieder mit ihren Flügeln schlagen, aufgeregt schnattern und davonfliegen, auch die Fische sind verschwunden.

Auf Heliodans Rücken erkenne ich sehr viele feine Narben, die von einer Selbstgeißelung herrühren könnten. Wir müssen ihn unbedingt aufwärmen und abgehackt teile ich dies Ifrundoch mit. Dieser wirft sich Heliodan über die Schulter, packt mich an der Hand und marschiert schnurstracks auf das nächstbeste Haus hier in Norburg zu.

Dort angekommen hämmert er an die Türe und erklärt dem älteren Mann, welcher uns im Nachthemd aufmacht, dass wir uns dringend aufwärmen müssten und geht an ihm vorbei ins Haus. Drinnen steckt er Heliodan in das Bett des Mannes, der bereits begonnen hat, uns einen Tee zu kochen und befiehlt mir dann im Anschluss, mich zu Heliodan zu legen, denn auch ich müsse mich aufwärmen.

Erst jetzt fällt mir auf, dass ich immer noch meine Kleidung trage, die mir wie ein eiskalter Sack nass am Körper hängt und mit klappernden Zähnen stimme ich Ifrundoch zu, dass auch ich Wärme bitter nötig habe.

Während wir den Tee trinken, auch Heliodan kommt ganz langsam zu sich, teilt Ifrundoch uns mit, dass er die Rüstung des Praioten holen will und geht hinaus. Heliodan fragt mich, wo der Bolzen sei, den er abbekommen habe, woraufhin ich ihm mitteile, dass ich mittels Stabzauber einen Balsam auf ihn gewirkt habe, weil ich mir nicht anders zu helfen wusste. Anfangs wirkt er etwas unerfreut, bedankt sich dann aber doch bei mir für die Heilung.

Kurze Zeit später kommt Ifrundoch mit sechs Bannstrahlern im Schlepptau zurück in das Haus. Diese haben wohl noch im See nach Heliodan gesucht und blicken uns beide jetzt mit indignierten Blicken an.

Als Ifrundoch Heliodans Rüstung ablegt, fragt dieser umgehend nach der Kiste, die er immer bei sich getragen hat, doch diese ist verschwunden und mit ihr sämtliche Blutsteine, die sich darin befunden haben.

Wenn die Mondkinder dahinter stecken, dann haben sie soeben eine äußerst gefährliche und mächtige Waffe erhalten.

Weitere sechs Bannstrahler sind in der Zwischenzeit eingetroffen und gemeinsam mit den anderen eskortieren sie Heliodan, Ifrundoch und mich zur Akademie. Dort angekommen weist Heliodan die Magier an, mich gründlichst zu untersuchen, er selbst werde sich zum Perainetempel begeben.

Nachdem sich meine Kollegae davon überzeugt haben, dass ich mir nichts weiter getan habe außer ein paar nassen, kalten Füßen zu holen, gehe ich zu meinem Mann, den ich ja eigentlich vor weniger als zwei Stunden abholen wollte und teile ihm mit, was geschehen ist

Er hört sich meine Schilderungen mit seiner ihm so typischen Ruhe und Gelassenheit an und schlägt dann vor, dass wir gemeinsam mit Ifrundoch diesen Büttel suchen sollten, der mich in diese Falle gelockt hat.

Vorher frage ich noch Uuhs Oduhn, ob er zufällig die Steine spüren könnte, doch diese sind zu schwach um sie auszumachen. Leider. Oder den Göttern sei Dank?

Gemeinsam gehen wir zum Perainetempel, suchen Heliodan, welchen wir dort auch auffinden und ich erzähle ihm von Askinja. Davon, was wir bislang von ihr in Erfahrung gebracht haben und er bittet uns, ihn zu ihr zu bringen, weil er sie selbst befragen wolle.

Mittlerweile ist es mittags und zu viert gehen wir zur Burg, treffen dort auf Cidris, Pjerow und Ugdan. Diese teilen uns mit, was wir verpasst haben. Ugdan hat uns als Geist auf der Stadtmauer stehen sehen, wollte Hilfe holen, konnte sich aber nicht entfernen, weil Kolkjas Präsenz ihn zu sich hingezogen habe.

Also habe ich tatsächlich Ugdans Geist gehört. Er erzählt weiter, dass Kolkja mich nicht hätte gehen lassen, dass er mich tatsächlich in diesen Raben gesteckt hätte, den er bei sich trug. Als Ifrundoch mich dann aus dem See geholt hatte, konnte er endlich in seinen Körper zurück.

Als er aufgewacht ist, hat er umgehend Cidris und Pjerow von den Geschehnissen erzählt, aber da wir ja in Sicherheit waren, beschlossen sie, dass sie dringend Askinja verzaubern müssten, damit das Zeitfenster eingehalten werden konnte.

Auf meine Frage, wie Ugdan sie verzaubern konnte, er war doch schließlich noch vom Vorabend so erschöpft, teilt dieser mir mit, dass er in meinem Zimmer gewesen sei, sich meine letzten beiden Astraltränke ausgeliehen hätte.

Ich unterdrücke den Tadel, den ich aussprechen will, schließlich ist auch mir bewusst, dass Gefahr im Verzug war. Hoffentlich bin ich bald dazu in der Lage, neue Tränke zu brauen. Auch wenn es mir in Zukunft schwerer fallen wird, ohne das Wasser von Noumiza.

Noumiza. Mein Herz wird schwer, als ich an sie denke, ich hoffe nur, dass wir sie erneut von diesem dämonischen Eis befreien können werden, wenn wir zu ihr aufbrechen.

Ich lasse es mir dann jedoch doch nicht nehmen, Ugdan darauf hinzuweisen, dass er Gefahr läuft, eine Sucht nach Astraltränken zu entwickeln, doch dieser spielt die Gefahr herunter, sagt, dass er innerhalb einer Woche gerade einmal drei Tränke getrunken habe. Weiß dieser Narr denn nicht, dass bereits ein zweiter Trank innerhalb dieser Woche ein enormes Risiko birgt?

Resigniert bitte ich ihn dann, mit seinen Erzählungen fortzufahren.

Um die siebte Morgenstunde, zu der Zeit hat Ifrundoch mich und Heliodan gerade in das Bett jenes älteren Mannes gesteckt, hat Ugdan dann einen Imperavi Fragenkatalog auf Askinja gezaubert. Im Vorfeld hat sie für ihre Mithilfe noch freies Geleit für sich herausgehandelt und dass sie keinen Harm an Leib und Seele erfahren dürfe, dies sogar schriftlich von Tsadan gesiegelt.

Die fünf Fragen, die Ugdan ihr gestellt hat waren jene, ob neun Uhr tatsächlich die richtige Zeit von ihr sei, was sie bejaht hat. Der Brief muss jedoch nicht persönlich abgegeben werden, ob ihre Gefährten schon von ihrer Festsetzung wissen, konnte sie nicht beantworten und die Informationen, die sie uns vor ihrer Verzauberung gegeben hat, waren nicht gelogen.

Im Anschluss wurde ihr die Aufgabe gestellt, dass sie einen Brief aufsetzen solle, der sämtliche Vorgaben erfüllt, die eingehalten werden müssen, damit niemand Verdacht schöpft und mittels Respondami hat Ugdan sich danach vergewissert, dass sie diesen Auftrag auch tatsächlich so ausgeführt hat.

Der Bote, der den Brief dann überbringen sollte, wurde von Cidris und Pjerow beschattet. Der Brief sollte zu einem Fischstand, dem einzigen hier in Norburg, gebracht werden und nachdem dies passiert war, hat die Händlerin dem Jungen einen Fisch in die Hand gedrückt.

Kurz darauf habe sie andere Fische genommen und sich darin befindliche Nachrichten zerstört. Ein weiterer Junge sei dann gekommen und habe nach dem Fang des Tages gefragt, jedoch habe die Händlerin gesagt, dass dieser ausverkauft sei.

Scheinbar ist es Askinja doch gelungen, uns alle an der Nase herumzuführen und ihre Leute zu warnen.

Heliodan mischt sich in das Gespräch ein und bittet darum, Askinja selbst befragen zu dürfen, doch dies kann leider nicht mehr passieren, denn, wie uns die anderen jetzt erst mitteilen, hat sich Askinja in ihrer Zelle selbst getötet, vermutlich vergiftet. Verdammt, unser einziger Trumpf, den wir hatten, hat sich in Luft aufgelöst.

Heliodan ist es, der erneut das Wort ergreift und vorschlägt, dass wir Natascha Petrilowska als Lockvogel verwenden sollen, denn schließlich steht sie ebenfalls auf der Todesliste der Mondkinder. Auch will er, dass die Fischfrau befragt wird, woraufhin Cidris und Pjerow sich sogleich auf den Weg zum Markt machen, um diese zu holen.

Ugdan will sie befragen, wenn sie da ist und Rondrasil und ich beschließen, dass wir den Büttel suchen sollten, wie wir es die ganze Zeit geplant hatten. Vorher jedoch machen wir einen kurzen Abstecher zu Robak, ich bin todmüde und erschöpft, ich brauche einen Wachtrunk von ihm.

Im Marbidenkloster herrscht weiterhin eine ziemlich feindselige Stimmung uns gegenüber, aber wir werden nicht behelligt, als wir direkt zum Labor gehen, in dem ich Robak vermute.

Wie immer finden wir ihn dort auch und er gibt mir bereitwillig und erneut unentgeltlich einen Wachtrunk, merkt an, dass ich anders riechen würde. Nun, ich bin noch nicht dazu gekommen, mich zu waschen, vermutlich rieche ich nach Ententeich.

Robak bietet uns an, uns zu begleiten und zu dritt beginnen wir, die einzelnen Garnisonen abzuklappern. Ich liefere jedes Mal erneut eine Personenbeschreibung und wir bekommen tatsächlich einen Namen genannt. Ein gewisser Makar Schewko, der eigentlich am Nordtor Wache halten sollte, aber seinen Posten verlassen hat. Angeblich soll er seine Abende gerne in der Ogerfaust verbracht haben.

Wir beschließen, dass wir uns dort umsehen sollten und dort angekommen hören wir bereits draußen, dass drinnen wieder eine Schlägerei stattfindet. Als wir eintreten, sehen wir, wie sich in dem Ring zwei Schläger mit schier unmenschlicher Geschwindigkeit prügeln, woraufhin ich umgehend einen Exposami Reinheit der Aura wirke. Dieser offenbart mir, dass die beiden unter einem dämonischen Einfluss stehen, die Steine!

Weiter hinten an einem Tisch sehe ich auch den Büttel sitzen, der mich vor einigen Stunden noch zu Heliodan gerufen hatte, auch er hat eine dämonische Aura um sich. Als er uns sieht, springt er auf, versucht durch die Hintertür zu fliehen. Ich wirke einen Blitz dich find auf ihn und rufe danach laut, dass er im Namen der Praioskirche festgenommen sei.

Der Paralys, mit dem ich ihn im Anschluss festsetzen will, misslingt mir leider, doch mein Blitz und die laute Verkündung der Festnahme haben dafür gesorgt, dass hier jetzt vollends Chaos ausbricht. Während die Hälfte der Gäste die Flucht ergreift und die Ogerfaust verlässt, stellen sich uns neben den beiden Kämpfern noch der Wirt und vier weitere Gäste entgegen.

Robak fragt mich daraufhin, ob diese Menschen am Leben bleiben müssten, was ich bejahe. Mit der Aussage, dass er sich dann nicht verwandeln werde, stellt er sich an die Seite meines Mannes und macht sich kampfbereit.

Auch wenn man es ihm nicht ansieht, so ist Robak auch in seiner menschlichen Form unglaublich stark, scheinbar mühelos reißt er einem Angreifer, der auf ihn zugestürmt kam, beinahe den Arm aus. Dieser Anblick weckt schlimme Erinnerungen in mir, ich sehe für einen kurzen Moment das Bild Thulvjes vor mir, wie er auf dem Schlachtfeld liegt, die Gliedmaßen verrenkt, auch der in zwei Hälften zerrissene Körper Laskes kommt mir in den Sinn, doch ich muss mich konzentrieren, schiebe diese Erinnerungen für den Moment beiseite.

Gerade rechtzeitig, denn ich erkenne, wie sich jemand, es muss der Wirt sein, von hinten an meinen Mann heranschleichen will. Ich wirke einen Blitz dich find auf ihn, rufe Rondrasil eine Warnung zu, ist dieser schließlich gerade mit zwei anderen Männern beschäftigt.

Kurz nachdem ich dies getan habe, werde ich auch in meinem Rücken einer Gestalt gewahr und es gelingt mir, mich zu ihm umzudrehen. Ein betrunkener Gast, ein Stuhlbein als Knüppel schwingend, kommt auf mich zu, schreit mich an, dass ich aufhören solle und schlägt mir mit dem Stuhlbein auf den Kopf.

Dem ersten Schlag kann ich ausweichen und abwartend sieht der Betrunkene mich an. Als ich erneut einen Blitz dich find auf einen der anderen Angreifer wirke, der sich gerade Robak entgegen wirft, ich glaube, es ist einer der beiden verzauberten Kämpfer, ruft der Betrunkene erneut, dass ich das lassen solle und setzt zu einem Schlag an. Dieses Mal trifft er mich auch mit voller Wucht auf dem Kopf und mir wird kurzzeitig schwarz vor Augen.

Das Blut, welches mir ins Gesicht läuft, trübt meinen Blick, doch ich erkenne, dass sowohl Rondrasil seine drei Gegner kampfunfähig gemacht hat als auch Robak erfolgreich vor vier auf dem Boden liegenden Männern steht.

Als der Betrunkene merkt, dass ich keinerlei Anstalten mache, erneut zu zaubern, lässt er seinen Knüppel fallen und schnappt sich einen Becher Bier mit den Worten „Ich hab doch gesagt, du sollst das lassen.“ Hat er mich tatsächlich angegriffen, weil ich gezaubert habe?

Ich habe vergessen, wie abergläubisch manche Menschen doch noch immer sind. Wir durchsuchen die Habseligkeiten des Büttels und finden 17 der Steine, welche ich vorsichtig in ein Tuch einwickle und einpacke.

Gemeinsam mit dem Büttel und den beiden Kämpfern, welche einen Stein genutzt haben, machen wir uns auf den Weg zurück zur Burg. Der Büttel erzählt uns, dass er den Auftrag, mich in eine Falle zu locken, von einem Bannstrahler erhalten habe. Dieser soll blond sein, blaue Augen haben und eine kleine Narbe am Kinn.

Mittlerweile ist es etwa um die fünfte Abendstunde und auch die anderen waren während unserer Abwesenheit nicht untätig. Cidris und Pjerow haben einen älteren Mann aufgesucht, der sich selbst der Chronist von Norburg nennt. Als sie dies erzählen, erinnere ich mich daran, dass Vater mir früher als Kinder immer erzählt hat, dass der Chronist immer aufschreiben würde, wenn ich unartig bin und dass jedes Kind irgendwann anhand dieser Aufzeichnungen bestraft würde.

Vater, heute weiß ich, dass das lediglich ein Trick war, um ungezogenen Kindern etwas Angst einzujagen, aber damals hat es durchaus funktioniert. Ich vermisse dich Vater.

Laut dem Chronisten sollen die Mondkinder bei ihm gewesen sein, um die Chronik von Pjerow zu bekommen, doch er habe sie ihnen nicht gegeben. Er soll selbst kaum Informationen über die Mondkinder besitzen, da diese erst vor kurzem nach Norburg gekommen seien, aber er scheint einige Dinge über uns andere zu wissen. Pjerow meint, dass ein besonders dickes Buch in seiner Sammlung meinen Namen tragen würde.

Auf meine Frage, wie die beiden auf den Chronisten gekommen sind, antwortet mir Pjerow, dass er dem anderen Boten, der nach unserem Boten zur Fischhändlerin gekommen sei, nachgegangen wäre und dass dieser ihm die Information gegeben habe, dass er ein einziges Mal zu ebenjenem Chronisten geschickt worden sei.

Zeitgleich hat Ugdan die Befragung der Händlerin in der Burg  vorgenommen, bei welcher auch Heliodan anwesend war. Der hat ihr erzählt, dass er genau erkennen könne, wenn sie lügen würde und dass er dann Ugdan befugen würde, sie zu verzaubern, woraufhin sie wie ein Wasserfall geredet habe.

Sie hat erzählt, dass sie als Briefkasten fungiert hat, dass sie den Auftrag von einem richtig alten Mann bekommen habe, von Sobetzko höchstselbigst. Sie erzählt, dass sie früher als junge Frau in Festum gelebt hat, eine Weile sogar die Geliebte Sobetzkos gewesen sei, bevor sie dann nach Norburg gezogen wäre.

Sie hat weiter erzählt, dass ihr Mann, früher ein Schreiner, unbedingt einen Fischhandel aufmachen wollte, dass er mit ihrem gemeinsamen Sohn jede Nacht auf Fischfang ginge, während sie tagsüber dann die Fische verkaufen würde. Irgendwann vor einiger Zeit sei Sobetzko hier in Norburg auf sie zugekommen und habe ihr gedroht. Damit, dass ihr Mann und ihr Sohn sterben würden, würde sie nicht für ihn arbeiten.

Aus Angst habe sie zugestimmt und jetzt sorge sie sich sehr um ihre Familie. Im Anschluss an die Befragung hat Tsadan dann, da er recht gut zeichnen kann, ein skizziertes Bild von Sobetzko gemalt nach den Beschreibungen der Händlerin.

Cidris und Pjerow wollen den Händler der Mondkinder suchen gehen und Rondrasil und ich beschließen, dass wir die wenigen Steine, die wir haben, zu Uuhs Oduhn bringen sollten, damit dieser sie unschädlich machen kann. Leider sind es sehr wahrscheinlich gerade mal halb so viele Steine, die wir wiedergefunden haben, wie sich in der Kiste befanden, aber besser als gar nichts. Wir müssen trotzdem auch die anderen Steine finden.

Uuhs Oduhn lässt umgehend, als wir eintreten, seine Wurzeln in Rondrasils Wunden sprießen, er hat doch etwas mehr abbekommen, als er mir gegenüber zugegeben hat, bevor er sich an die Vernichtung der Steine macht. Während ich ihm dabei zusehe, kommt ein Bote in den Keller und bittet mich, zu Heliodan in die Burg zu kommen. Ich verabschiede mich erneut hier unten von meinem Mann.

Zurück in der Burg suche ich Heliodan auf und finde ihn im Kerker. Er hat die drei Männer an die Wand ketten lassen und erklärt ihnen gerade, dass sie aus zwei Möglichkeiten wählen könnten. Läuterung und Hinrichtung oder nur Hinrichtung. Er erzählt beinahe beiläufig, dass eine Hinrichtung mit Läuterung leichter sei und beginnt dann, die, wie ich jetzt feststelle, offen liegenden Folterinstrumente zu erklären, ihre Wirkweise anschaulich zu demonstrieren.

Nachdem er meiner gewahr geworden ist, bittet er mich sogar darum, zu erklären, was ein bestimmtes Foltergerät, die Birne, im Körper eines Mannes anrichten kann. Führt aus, dass ich sein vollstes Vertrauen genösse, dass er sogar im Gremium für meinen neuen Zauber säße. Diese Information ist mir gänzlich neu.

Nichtsdestotrotz komme ich seiner Aufforderung nach, hoffe inbrünstig, dass die Männer anfangen zu reden. Die beiden Kämpfer erzählen danach auch, dass sie von dem Büttel zwei Ketten bekommen haben, testen sollten, wie gut sie damit kämpfen können und kurz darauf seien dann auch schon wir gekommen.

Sie hätten sich lediglich zur Wehr gesetzt, weil sie sich von uns bedroht gefühlt haben. Von einer kleinen Adepta, einem alten Mann, immerhin sieht man Robak nicht an, welche Fähigkeiten er besitzt, und einem einzelnen Rondrageweihten. Wenngleich ich zugeben muss, dass mein Mann durchaus sehr imposant wirkt.

Danach erzählt der Büttel, dass er von jenem Bannstrahler angeheuert worden sei, den er uns bereits beschrieben hat, dass dieser ihm gesagt habe, dass er den korrupten Praioten töten sollte, es mir in die Schuhe schieben sollte, weil ich mit finsteren Mächten im Bunde sei. Die Steine hingegen sollte er entwenden und den Mondkindern zukommen lassen.

Heliodan, der sich das Ganze aufmerksam angehört hat, erklärt dem Büttel mit einem Mal, dass dieser lügen würde und führt ihm die Birne in den Anus ein, bevor er das Folterinstrument seine unheilvolle und zerstörerische Wirkung entfalten lässt.

Die Schreie des Mannes sind schrill, abgehackt, ich höre das Reißen seiner Gedärme, Blut fließt ihm die Schenkel hinab und ich will mich gerade abwenden und gehen, bei einer Folter kann und will ich nicht dabei sein, da hält Heliodan mich zurück, befiehlt mir, den Büttel mittels Balsam zu heilen.

Als ich ihm sage, dass ich dazu gerade nicht in der Lage bin, weist er mich an, einen Astraltrank zu trinken, ich würde doch sicherlich einen mit mir führen und widerwillig befolge ich seine Anweisungen. So schlimm die Taten auch sind, die dieser Mann begangen hat, eine Folter erscheint mir dennoch unangebracht.

Mir tut dieser Mann leid, mein Balsam, der mir außerordentlich gut und fix gelungen ist, ich habe ihn so weit verkürzt, wie es mir möglich war, um ihn nicht unnötig lange leiden zu lassen, wirkt binnen Sekunden.

Nachdem der Büttel sich etwas gefangen hat, führt Heliodan die Birne tatsächlich erneut in seinen Anus ein, doch noch bevor er sie aktivieren kann, redet der gepeinigte Mann wie ein Wasserfall. Er erzählt, dass Jaroslaw, zumindest vermuten wir, dass es sich um ihn handeln muss, meistens in der Garnison am Nordtor zu finden sei und Heliodan weist mich an, mit ihm umgehend diese Garnison aufzusuchen.

Cidris, der mit Pjerow zwischenzeitlich zurückgekehrt ist, schließt sich uns, gemeinsam mit Pjerow und auch Ugdan, an und wir beeilen uns, keine weitere Zeit zu verlieren.

In der Garnison angekommen lässt Heliodan alle zum Rapport antreten und tatsächlich ist unter den Männern einer, auf den die Beschreibung des Büttels passt. Während Heliodan ihm direkt sagt, dass er überführt sei, sticht Cidris ihm mit einem spitzen Dolch in die Füße, um ihn an der Flucht zu hindern.

Ich beiße mir auf die Zunge, im Moment haben wir wohl tatsächlich keine andere Wahl, diese Menschen sind skrupellos. Wir machen uns zurück auf den Weg zur Burg, Pjerow und Ugdan folgen uns kurze Zeit später, sie haben die Sachen des falschen Bannstrahlers durchsucht und tatsächlich die restlichen Steine gefunden.

Bevor wir zur Burg gehen, bittet Heliodan mich, kurz mit ihm zum Marbidenkloster zu gehen, in welches er kurz hineingeht, nur um unmittelbar danach wieder herauszukommen. Er drückt mir einen Astraltrank von Robak in die Hand, der eine ausnehmend hohe Qualität zu haben scheint laut dem Etikett. Mit den Worten, dass er seine Schulden immer zahlen würde, geht Heliodan dann weiter und ich folge ihm.

Wir kommen dabei an der Akademie vorbei und ich sehe Ugdan, der vor den Toren des Geländes steht, die Steine in der Hand. Mir fällt ein, dass Uuhs Oduhn ihn ja nicht hineinlässt, weshalb ich die Steine an mich nehme und in den Keller zu meinem Mann bringe.

Zurück in der Burg bleibt uns keine Zeit zu verschnaufen. Cidris stürzt zu uns, er war mit Pjerow zurück in die Taverne Am Badehaus gegangen und dort habe ein Brief auf Pjerow gewartet, in dem folgendes stand: „Wenn du deine Frau wiedersehen willst, solltest du dahin gehen, wo die Wölfe sind und Buße tun.“

Wir eilen daraufhin umgehend zum Marbidenkloster, immerhin ist morgen Nacht Vollmond und es sind etliche jüngere Werwölfe unter den Marbiden, die sich noch nicht unter Kontrolle haben. Dort angekommen überlegen wir, wie wir vorgehen sollen und Ugdan fragt  Ifrundoch, ob dieser ihn auffangen könne.

Er verlässt seinen Körper, welcher bewusstlos in sich zusammensinkt, von Ifrundoch aufgefangen wird. Als er wieder zu sich kommt, erklärt er uns, dass er im Marbidenkloster alles abgesucht habe, dass er drinnen jedoch nur Werwölfe gesehen habe, keine Spur von Banja. Er erzählt weiter, dass er Kolkja in Richtung Marktplatz habe gehen sehen und wir eilen dorthin.

Am Rande des Marktplatzes sitzt tatsächlich Kolkja, doch von Banja ist immer noch keine Spur zu sehen. Wir eilen weiter zum Ifirntempel, vielleicht war mit „wo die Wölfe sind“ ja der Tempel gemeint, Iliona müsste noch immer die Bilder der Himmelswölfe haben.

Iliona liegt blutend auf der Schwelle des Tempels, scheint aber nicht schwer verletzt zu sein. Im Tempel sind die Bilder der zwölf Götter mit den Himmelswölfen aufgehängt und jeder Wolf hat einen Bolzen in sich stecken. Über den Bildern steht mit Blut geschrieben, vermutlich das Blut Ilionas, „Welcher Wolf bist du?“

Pjerow geht daraufhin zu dem Bild von Phex, auf dem der Himmelswolf auf den Burgzinnen der Norburg zu sehen ist. Ugdan bietet an, dass er als Geist vorausspähen könne, wenn Ifrundoch ihn tragen würde, was dieser abnickt. Sein Körper sackt erneut zusammen und wir warten ungeduldig, dass er zurückkommt. Es fällt Pjerow sichtlich schwer, ruhig zu bleiben.

Als Ugdan die Augen aufschlägt, stürmt Pjerow beinahe auf ihn ein. Dieser teilt uns mit, dass auf dem Turm der Burg der sogenannte Händler der Mondkinder warten würde, mit einer Armbrust im Anschlag, den Weg zur Burg immer im Blick. Wir beschließen daher, durch den Geheimgang in die Burg zu gelangen, der uns schon so gut bekannt ist.

Er ist in dem Haus, welches einst Rika Ragaschoff gehört hat. Der Geheimgang, der einst dazu diente, die Geliebte Isidors in die Burg zu schmuggeln, durch den wir einst dem Laraan entkommen sind. Das Haus, in dem Teborian so vielen Norbarden das Leben genommen hat, auf unserer Suche nach Rika.

Viele Erinnerungen hängen an diesem Haus, diesem Geheimgang und erneut wird eine weitere dazu kommen.

Noch während wir überlegen, wie wir den zugemauerten Teil lautlos aufbrechen können, Isidor hat den Gang versperren lassen, nachdem der Bann des Laraans über ihn gebrochen war, nähern wir uns vorsichtig der Stelle und stellen fest, dass der Zugang bereits aufgebrochen wurde.

Uns empfängt ein Geruch der Verwesung, ein allzu vertrauter Geruch, vor meinem geistigen Auge taucht das Bild von Cidris und Pjerow auf, die mit dem Laraan und zweien seiner Bälger in jenem Raum waren, während wir anderen in anderen Zimmern der Burg gepeinigt wurden.

Während ich diese Bilder vor meinem geistigen Auge habe, höre ich Pjerow rufen, dass wir hier raus müssen. Cidris schlägt in die Luft, Ifrundoch gegen die Wand und Pjerow macht einen großen Satz nach vorne. Wir alle beeilen uns, diesen unheiligen Ort hinter uns zu lassen und erreichen endlich, den Göttern sei Dank, einen vertrauten Teil der Burg.

Unten am Turm angekommen bleiben wir vor der Leiter stehen, die nach oben auf die Zinnen führt. Cidris und Pjerow klettern langsam und leise nach oben, bringen sich in Stellung und während Cidris die Tür aufstößt, schießt Pjerow bereits mit einem Bolzen auf Stipko.

Dem Aufschrei nach zu urteilen hat er ziemlich gut getroffen und als ich nach oben klettere, sehe ich, dass Pjerow ihm sein Bein beinahe gänzlich abgetrennt hat. Mit einem Bolzen. Entweder war Stipko in keiner sonderlich guten körperlichen Verfassung oder aber Pjerow hat einen mehr als glücklichen Treffer gelandet.

Mit zusammengebissenen Zähnen teilt uns Stipko folgende Worte mit: „Er soll dahin gehen, wo alles begann – gold’ne Strahlen trafen kalt das Eis.“ Der Ententeich, damit kann nur der Ententeich gemeint sein.

Während Cidris Stipko zu Heliodan bringt, eilen wir anderen zum Ententeich, zur Stadtmauer. Ifrundoch trägt erneut den leblosen Körper Ugdans, welcher wieder vorausspähen wollte. Man muss den Göttern danken, dass es gerade Nacht ist, denn sonst könnten wir uns keinen strategischen Vorteil verschaffen, wären vermutlich bereits auf dem Weg zur Burg in die erste Falle getappt.

Noch bevor wir den Teich erreicht haben, wacht Ugdan wieder auf, teilt uns mit, dass der Neumond, Sobetzko, auf der Mauer sitzt und wartet. Banja liegt gefesselt neben ihm, beide weisen bereits erste Vergiftungserscheinungen auf.

Als Pjerow dies hört, sprintet er kopflos los und Ugdan, der einen Axxeleratus auf sich wirkt, eilt hinterher, will den Neumond offenbar von der Mauer stoßen, rennt jedoch an ihm vorbei und fällt durch den Schwung, den er hat, auf der anderen Seite der Mauer herunter.

Sobetzko, der nur kurz dem Sturz Ugdans nachsieht, steht langsam auf und hält eine Tonkugel, die laut seiner Aussage, mit Hylailer Feuer gefüllt ist, in die Höhe. Sollte Pjerow auf ihn schießen, dann würde diese Kugel unweigerlich auf Banja fallen, sie bei lebendigem Leibe verbrennen.

Plötzlich hält Sobetzko mitten in seinen Bewegungen inne, wird starr wie Stein und ich erkenne, dass Ugdan, von der anderen Seite der Mauer aus, einen Paralys auf ihn gewirkt haben muss. Diese Gelegenheit ergreift Pjerow umgehend und eilt zu Banja auf die Mauer. Er hebt sie hoch, trägt sie vorsichtig zu mir und ich wirke umgehend einen Klarum purum auf sie, der mir, den Göttern sei Dank, auch gelingt.

Noch während der Zauber bei Banja wirkt, bekomme ich aus dem Augenwinkel mit, wie der Paralys von Ugdan nachlässt und Cidris sich in den Kampf mit Sobetzko begibt. Dabei fällt der Granatapfel herunter und alles fängt an zu brennen.

Während Cidris in den Ententeich hechtet, steht Sobetzko regungslos in den Flammen, bis er tot zusammenbricht, während das Feuer auf dreizehn weitere Häuser übergreift. Noch während wir mit den Löscharbeiten beginnen, niemand hört auf meine Rufe, dass dieses Feuer sich nicht mit Wasser löschen lässt, fällt mir auf, dass es auch in Richtung des Marktplatzes zu brennen scheint.

Cidris, der mittlerweile aus dem Ententeich gekommen ist, kommt zu mir und ich wirke einen Balsam auf ihn. Mittlerweile dürfte es kurz nach Mitternacht sein.

10. Phex 1020 BF

Wir gehen zur Burg zurück und Ugdan spricht mit Heliodan, welcher ihm sagt, dass alles nach Plan verlaufen würde, dass er ein Exempel statuieren wolle. Seine Bannstrahler aus Khunchom wären jetzt angekommen und würden sich um die korrupten Büttel Nataschas kümmern. Wir sollen dabei jedoch keine Angst haben, uns würde nichts geschehen, denn er habe noch etwas mit uns vor.

Als ich dies höre, stelle ich Heliodan wutentbrannt zur Rede, doch dieser faselt etwas von Politik, davon, dass Nataschas Büttel allesamt korrupt seien und er jegliche rechtliche Handhabe hätte. Ich bin unsagbar wütend aber genauso machtlos.

Mir wird zugetragen, dass die Bannstrahler damit begonnen haben, sämtliche Büttel zusammenzutreiben zu den Scheiterhaufen, die auf dem Marktplatz errichtet worden sind. In Tsadans Räumlichkeiten haben wir uns versammelt, ich tigere unruhig auf und ab, während Cidris und Pjerow miteinander tuscheln, Ifrundoch säuft und mein Gatte sich grübelnd an einem Humpen Bier festhält.

Ich muss doch irgendetwas tun können. Ich lasse die anderen zurück und beschließe zu Natascha zu gehen. Vor ihrem Haus treffe ich auf zwei mir unbekannte Bannstrahler, die mir den Zutritt zu ihr verweigern. Sie teilen mir mit, dass Natascha wegen Korruption angeklagt worden sei, dass sie unter Hausarrest stünde und strengstes Kontaktverbot herrsche.

Resigniert und wütend zugleich wende ich mich ab und streife ziellos, rastlos durch die Stadt. Von mir unbemerkt haben mich meine Schritte irgendwann zum Marktplatz geführt, auf dem vier große Scheiterhaufen errichtet worden sind, die lichterloh brennen. Davor liegen zu Paketen verschnürt die Büttel, die nach und nach von den Bannstrahlern ins Feuer geworfen werden.

Mir verkrampft sich der Magen bei diesem Anblick, ich fühle mich so machtlos, so unendlich hilflos. Bei so vielen Sterbenden kann Kolkja nicht weit sein und ich mache mich auf die Suche nach ihm, finde ihn auch relativ schnell. Er liegt zuckend im Schnee, etwas unter seiner Haut scheint sich zu bewegen, es erinnert mich beinahe an diesen Vorfall mit dem Jäger Meljow, aus dessen Bauch das Mädchen aus dem Moor gekommen war.

Ich will ihn vom Marktplatz wegziehen, verhindern, dass er noch mehr leiden muss, weiß ich doch genau, dass es ihm mehr und mehr Schmerzen bereitet, neue Seelen zu sammeln, doch er wehrt sich, fragt mich mit zitternder Stimme, ob er es beenden solle, sie wegschicken solle.

Ich frage ihn, wie er das meint und er antwortet mir, dass er die Seelen meine. Dass diese, weil es gerade so unglaublich viele seien, gerade zu einigem fähig wären. Im Hintergrund höre ich die Schreie der Büttel, die immer noch einer nach dem anderen ins Feuer geworfen werden und noch ehe ich mich versehe höre ich mich selbst die Worte sprechen: „Beende es, schick sie weg.“

Daraufhin bittet Kolkja mich, ihm Kraft zu geben, woraufhin ich einen Balsam auf ihn wirke. Noch während der Zauber wirkt, wird es urplötzlich eiskalt um uns herum, obwohl ich bis gerade eben noch die Gluthitze der Scheiterhaufen spüren konnte.

Der Schnee peitscht nur so herunter, die Funken fliegen, die Scheiterhaufen zischen. Ich erahne schemenhafte Gestalten, die sich auf die Bannstrahler stürzen, einer von ihnen wird in die Luft gehoben, seine Glieder auf unnatürliche Art und Weise verdreht, bevor der Körper weit davon geschleudert wird.

Auch die anderen Bannstrahler werden regelrecht vom Marktplatz gefegt, in die kleinen Gassen geweht, ich kann alleine auf dem Marktplatz bereits sieben tote Bannstrahler erkennen. So plötzlich der Sturm gekommen ist, so abrupt endet er auch wieder. Kolkja erbricht tiefschwarze Flüssigkeit und noch während ich mich um ihn kümmere, sehe ich, dass einige der Büttel sich von ihren Fesseln befreien konnten, dass sie ihre Kameraden befreien und sich dann auf die verbliebenen Bannstrahler stürzen.

Vorsichtig, Kolkja stützend, gehen wir, die Hauptstraßen meidend und Seitengassen benutzend, zurück zur Burg. Auch wenn ich nicht gutheißen kann, dass die Bannstrahler unschuldige Büttel ermorden, so bin ich dennoch jetzt Schuld daran, dass die Bannstrahler selbst zu Gejagten werden.

In einer Seitengasse treffen wir auf einen jungen Bannstrahler, der weinend in einer Ecke kauert. Es ist einer jener Bannstrahler, die mit uns nach Moorwacht gekommen waren, um unsere Kinder zu retten. Ich weiß, dass dieser Mann ein gutes Herz hat, hoffe, dass er noch nicht von Heliodans Wahnvorstellungen korrumpiert worden ist.

Er fragt mich, was hier los sei und mir gelingt es tatsächlich, in ihm Zweifel ob der geistigen Gesundheit Heliodans zu säen. Ich warne ihn eindringlich, dass es gerade nicht gut wäre, wenn ihn die Büttel in seiner Rüstung anträfen und umgehend entledigt er sich dieser. Ich sage ihm, dass er auch andere Kameraden von ihm warnen soll, dass er versuchen soll, so viele wie möglich, die ebenfalls an Heliodan zweifeln, retten soll. Sie warnen soll.

Dann wünsche ich ihm viel Glück, sage ihm, dass er auf sich aufpassen soll. Ich muss Kolkja zurück zur Burg schaffen, es ist nicht mehr weit.

Abenteuer: Das zerbrochene Bündnis - Teil 3
Dieser Eintrag wurde am 19.09.2018 (17:11) verfasst und 574 mal aufgerufen.
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