Es war fast schon wie ein liebgewonnenes Ritual, als ich zuhause ankam. Ich meldete mich bei unserem Majordomus zurück, der mich umgehend zu Vater brachte. Vater, wie meist in seinem Arbeitszimmer, erwartete mich diesmal anscheinend schon. Ich verkündete formell, dass meine Reise beendet wäre und ich ihm nun wieder zur Verfügung stünde, bevor ich mich setzen durfte und ihm in kurzen Abrissen schilderte was passiert war. Zum Ende hin gratulierte er mir zu dem Erfolg der Reise, insbesondere, dass mein Name und der unserer Familie nun im Ansehen des Hauses Florios und der Familie Delazar gestiegen waren. Dabei deutete er auf ein gesiegeltes Schreiben das vor ihm auf seinem Sekretär lag und drehte es kurz zu mir um, so das ich es überfliegen konnte. Ein Dankschreiben der Florios, auch im Namen der Delazar, dass meine Taten lobend erwähnte und ihm versicherte, es würde nicht vergessen, das die Pelisario wenn es nötig war auf der richtigen Seite stünden. Daher wehte also der Wind. Vater schmiedete anscheinend wieder einmal Allianzen, wofür auch immer. Ich bin ja wirklich an der Politik und den Intrigen meiner Heimat nicht unbedingt interessiert, aber in diesem Spiel konnte man nur verlieren wenn man als unwissende Schachfigur herumgeschoben wurde. Bei Gelegenheit müsste ich wohl doch einmal versuchen herauszufinden, was da gerade hinter meinem Rücken passierte und wer gerade mit wem versuchte wen auszustechen. Ich hasse diese kräfteverschwendenden Spielchen! Aber zwischen die Mühlräder geraten wollte ich auch nicht… Gerade die Florios waren da ganz besonders aktiv, aber auch dafür bekannt schnell einmal einen vermeintlichen Verbündeten fallen zu lassen oder zu Opfern, falls es notwendig war. Ich hoffe, Vater war vorsichtig… aber das war er andererseits schon seit Jahrzehnten und hatte unsere Familie bisher sicher durch diesen Sumpf geführt.
Dann hieß er mich, ich solle mich frisch machen und der Familie beim Abendessen und danach im Salon bei ein wenig Rauchkraut und Wein alle mit meinen Erlebnissen unterhalten. Und ich sollte doch bitte nicht überrascht sein. Meine Schwester hätte heute eine gute Freundin zu Gast die wohl auch über Nacht bleiben würde. Meine süße Liliana… jetzt war sie schon 13 Götterläufe alt! Sie wurde einfach so schnell groß… ich war vielleicht doch zu viel fort. Wenn ich ehrlich bin hatte ich nicht einmal den Hauch einer Ahnung, mit den Töchtern welcher Häuser sie derzeit die Zeit zu verbringen pflegte. Da war ich wirklich gespannt! Die Robe war schnell gereinigt, der Bart gestutzt und die Haare ordentlich gelegt. Ich wollte ja einen guten Eindruck auf die Freundin meiner Schwester machen, egal wie. Ich legte sogar noch etwas Duftwasser auf und die Amulette an, steckte anstatt des schmucklosen Langdolchs den verzierten Dolch aus Honingen in den Gürtel (ich hoffe Mutter nahm mir das nicht übel, sie mochte normal keine Waffen bei Tisch) und nahm, im Haus für mich eher untypisch, den Zauberstab als Insignium meines Standes mit. Das volle Ornat sozusagen. Nun ja, ein wenig Eitelkeit sei mir hier erlaubt… ich konnte es mir gerade noch verkneifen, meiner Robe mit einem kleinen Aureolus einen goldenen Glanz zu verpassen, das wäre dann wohl doch zu viel des guten gewesen.
Im Speisesaal hatte sich ein guter Teil der Familie bereits versammelt, nur Vater kam, wie meist, als letzter, bis zum Schluss mit seinen Geschäften befasst, während Mutter solange den Vorsitz an der Tafel führte. Armando d.J. zappelte schon unruhig auf seinem Stuhl neben Mutter herum, er war ja gerade einmal 3 Jahre alt, aber trotzdem schien er mich schon zu erwarten. Als ich eintrat grinste er mich an und plärrte mir ein begeistertes „Victo, Victo, Gesichte erzählen!“ entgegen, bevor Mutter ihn hieß, er solle sich bitte gedulden, dabei aber milde lächelte. Ich grinste ihn verschwörerisch an, bevor ich mich meiner Schwester zuwandte, die mir bereits aus vollem Lauf um den Hals fiel. Wir drückten uns kurz und sahen uns tief in die Augen – meine treu, sie war mittlerweile quasi genauso groß wie ich! - , bevor sie sich aus meinen Armen drehte um mir ein Mädchen vorzustellen das sittsam am Tisch sitzend aber mich neugierig musternd auf der rechten Seite der Tafel saß. Sie zog mich hinter sich her zu ihrem Platz, wo noch ein Stuhl für mich frei war, und stellte mir die Dame, naja, eigentlich eher das Mädchen, Visaria Ulfhart vor. Ich hätte sie jetzt auf etwa 14 Götterläufe geschätzt, also gerade etwas älter als Liliana, aber in diesen Dingen bin ich nicht sonderlich gut. Und das Alter einer Frau schätzen und dann falsch liegen konnte einem mehr ärger als Nutzen bringen, da hielt ich lieber den Mund. Ansonsten war Visaria aber eine wirklich süße Erscheinung. Schwarze, volle Haare die glänzten wie das Gefieder eines Boronsraben und die ihr über Schulter und Rücken fast bis auf den kleinen Po fielen, der durch das eng anliegende himmelblaue Kleid das sie trug gut zur Geltung kam, genau wie die anderen Attribute ihrer Weiblichkeit die sich begannen abzuzeichnen. Eine Stolze Nase in einem ebenmäßigen Gesicht, schelmische braune Augen und ein entzückender kleiner Schmollmund, den stets ein scheues lächeln zu umspielen schien. Ich muss kurzzeitig wohl einen recht gaffenden Eindruck gemacht haben, weil mich der Ellbogen meiner Schwester in die Seite knuffte, woraufhin ich mich sofort vor Visaria verbeugte und mich artig vorstellte, was von einem leisen kichern der Beiden begleitet wurde, während Mutter mild tadelnd den Kopf schüttelte. Dann durfte ich bei den beiden Platz nehmen und hatte gerade noch Zeit den leichten Rosengeruch der von Visaria ausging wahrzunehmen, bevor Vater erschien, sich alle erhoben, wieder setzten und das Essen aufgetragen wurde, dessen Geruch leider den zarten Duft viel zu schnell überdeckte.
Ich hörte schon das ein oder andere scharren von Füßen, und Armando d.J. zappelte immer mehr, bis Vater mir das Wort erteilte um die allgemeine Neugier zu befriedigen. Ich würde wohl später etwas essen müssen, denn gleichzeitig erzählen und sich dabei den Mund vollzustopfen ging natürlich nicht. So berichtete ich in blumigen Worten von den letzten Wochen und musste nur hier und da einmal ein Detail weglassen. Zum Beispiel die Stelle als ich die Kaperfahrer mit dem Thalon und dem Hylailer Feuer abgewehrt hatte. Ich Verkniff mir zu erwähnen, dass dies Landsleute von uns gewesen waren sondern machte aus ihnen kurzerhand charyptische Schurken. Das passte besser… Vater zuckte dabei leicht, so als würde er etwas anderes wissen, unterbrach mich aber nicht. Als ich begeistert von den Alchemistischen Ingredienzien erzählte konnte ich an den Gesichtern meiner Zuhörer sehen, dass ich sie hier eher verlieren würde als das sie meinen Enthusiasmus teilen würden. Bei der Schilderung wie ich mir das Fledermausblut geholt habe wurde Liliana fast ein wenig grün im Gesicht, und so verkniff ich mir in der Folge auch eine allzu detailgetreue Schilderung was beim ernten des Tatzelwurmsekrets geschehen war. Eigentlich hätte ich ja als Probe kurz das Döschen damit öffnen und herumreichen wollen damit alle einmal diesen seltenen Stoff bewundern konnten. Aber das verkniff ich mir, Mutter hätte es mir nie verziehen, wenn ihr wegen des Gestanks aus der Dose jemand auf den Tisch gekotzt hätte. Insgesamt aber hingen die Anwesenden gebannt auch den Rest des Abends an meinen Lippen und es war schon weit nach der Boronsstunde als ich endete und wir zu Bett gingen. Insbesondere Visaria schien sich sehr für meine Ausführungen zu interessieren und war mit Liliana zusammen immer in meiner Nähe und wollte kaum einmal von meiner Seite weichen, aber da ich ihre Anwesenheit als durchaus angenehm empfand war dagegen ja auch gar nichts einzuwenden. Nun ja, dass ich eine gewisse anziehende Wirkung auf Frauen hatte, das habe ich ja schon das eine oder andere mal bemerkt. Dieser Kombination aus Macht, Tatkraft und meinem zugegebenermaßen wirklich ansprechendem Äußeren konnten sich wohl nur die wenigstens entziehen. Nur dass sie und Liliana immer wieder einmal die Köpfe zusammen steckten, tuschelten und dann in dieses alberne Gekicher ausbrachen verwirrte mich mehr als einmal zwischendrin. Auch Vater schien sehr zufrieden und lächelte die meiste Zeit bedeutungsschwer. Insbesondere als ich am Ende vom Wert des Schatzes und der Entlohnung erzählte wurde sein grinsen immer Breiter als er mir die Hand auf die Schultern legte während er mir ein Gläschen Zuckerrohrschnaps reichte. „Das ist ja wunderbar Victor, bei Phex. Dann ist es Dir ja jetzt sogar wieder möglich mir einen Teil meines großzügigen Darlehens für Deine Studiengebühren zurück zu zahlen! Deine sonstigen Arbeiten hier würden ja wenn Du ständig fort bist dafür nie ausreichen, die decken ja gerade einmal Kost und Logis hier im Haus… komm doch morgen einfach damit zu mir, ja?“
Am nächsten Tag begann dann wieder der Ernst des Alltags. Visaria verabschiedete sich - leider – nach dem Frühstück von uns und wurde in einer Sänfte ihrer Familie davongetragen, natürlich nicht ohne noch einmal mit Liliana herumzukichern, gleich einen Gegenbesuch zu verabreden und mir im letzten Augenblick, zumindest bildete ich mir das ein, einen dieser niedlichen schelmischen Blicke aus ihren verführerischen braunen Augen zuzuwerfen. Dann aber hatte Vater mich wieder fest verplant und ich musste sehen wo mir immer ein wenig Zeit blieb um noch meinen eigenen Erledigungen nachzugehen, von denen natürlich noch einige offen waren. Aber zuerst musst ich Vaters Aufforderung von letzter Nacht nachkommen. Eigentlich hätte ich mit dem schönen Geld durchaus auch etwas anderes anfangen können, ich wüsste zum Beispiel noch mindestens ein halbes Dutzend Bücher die ich mir unbedingt anschaffen wollte. Das nächste Mal musste ich die Belohnung unbedingt beim Erzählen kleiner ausfallen lassen… aber mich hat es wohl geritten diese süße Visaria beeindrucken zu wollen… verdammte Eitelkeit! Das hatte man dann davon… also ging ich mit meinem Goldsäckel zu Vater und zählte ihm in seinem Büro 50 von den schwer verdienten Dukaten auf den Tisch. Im Gegenzug strich er aus einer Liste die er führte – ja, sogar für seinen eigenen Sohn! – den entsprechenden Gegenwert von 25 Dublonen ab. Und trotzdem war da noch so verdammt viel übrig. Diese Last würde mich noch lange begleiten…
Am frühen Abend schaffte ich es dann endlich noch in den Efferdtempel von Al’Anfa. Wir würden heute nur im kleinen Kreis zu Abend essen hatte es geheißen, weil Mutter bei einer Bekannten zu einer Verkaufsveranstaltung für Schmuck und Geschmeide mit anschließender kleiner Feier eingeladen war, was Vater wie meist nutzte um noch einmal im Kontor am Hafen nach dem Rechten zu sehen. Bis zum Nachmittag hatte ich ihn begleitet, aber es war nichts Aufsehenerregendes passiert, weswegen ich um Erlaubnis bat den nahen Efferdtempel zum Dank für meine sichere Reise aufsuchen zu dürfen. Da Vater zwar ein gerissener Hund, aber auch ein götterfürchtiger Mann war, hatte er nichts dagegen einzuwenden. Vom Kontor ging ich schnurstracks zum ebenfalls nahe des Frachhafens gelegenen Tempel des Launischen. Das Gebäude war immer wieder ein erhabener Anblick.Seine Fassade changierte von einem Goldgelb nach oben hin zu einem Himmelblau, da es mit ausgesuchten Muschelschalen besetzt war, ganz oben gekrönt von der Statue der heiligen Elida. Efferd war zwar nicht der Gott, dem ich mein Leben gewidmet habe, aber seine See hatte mich wieder einmal wohlwollend getragen ohne das mir ein Leid geschehen war, und das Gebäude war wirklich einfach jedesmal wieder prächtig. Der Reichtum steigerte sich im Innenraum sogar noch einmal. Wie ein verwunschener Unterwassergarten glomm alles in grün und blau, die reichen Verzierungen aus Marmor, Edelsteinen und Gold kündeten von der Macht und dem Reichtum des Tempels in dieser statt, die zwar dem Boron geweiht war, aber Efferd einen guten Teil ihres Wohlstands verdankte. Und welcher Handelsfahrer brachte in diesem größten Hafen Deres nicht fern und freiwillig sein Opfer an den Herrn der Wogen? So tat ich es unzähligen anderen betenden gleich, die mit mir zusammen hier waren. Ich benetzte mich mit dem heiligen Wasser, kniete mich am Rande in das schwappende Becken vor dem Altar und dankte in stummen Gebet Efferd für seinen Schutz auf der letzten Reise, bevor ich beim Hinausgehen noch die zwei Dukaten in die Opferschale legte, die ich nicht ausgeteilt hatte und noch einmal 2 von meinen eigenen Goldstücken dazu gab. Efferd, pater oceanum, ego gratias ago tibi – Efferd, Vater des Ozeans, ich danke dir. Niemand soll mir nachsagen können, ich würde den Göttern ihren Anteil vorenthalten! Dann machte ich mich auf den Weg zurück zu Vater, um mit ihm gemeinsam nach Hause zu gehen.
Dann nahm Vater mich 2 Tage komplett in Beschlag. Ich schaffte es gerade noch so zwischen Tür und Angel, einem unserer Hausdiener aufzutragen für mich bei einem Aphotekarius und am Markt einige Besorgungen für mich zu machen. Immerhin hatte ich Azinajida ja ein Versprechen gegeben. Diamantstaub, Ibisfedern, Rote Pfeilblüte, Knoblauch und zerstoßene Alraune schreib ich zur Sicherheit auf einen Zettel den ich ihm dann mitgab. Alles Dinge die hier leicht zu beschaffen waren, da machte ich mir kein Sorgen. Ich gab dem Burschen 8 Dublonen, das sollte für die 3-fache Menge derer ich bedurfte reichen. Wie erwartet hatte er mir die Sachen dann binnen eines Tages beschafft. Zum Abendessen gab es dann eingelegte Küken in Weißweinsauce und frische Meerbrasse. Schon allein der Geruch ließ mir das Wasser im Mund zusammen laufen – und erinnerte mich daran, dass ich den Knoblauch auch einfach bei uns aus der Küche hätte holen können, da musste das Zeug zöpfeweise an der Decke hängen. Aber sei es drum, das waren Kreuzerbeträge… Die Zubereitung war dann denkbar einfach. Zur Sicherheit machte ich immer nur eine Portion am Abend, falls es doch schiefgehen sollte wollte ich nicht alle Zutaten auf einmal verderben. Dabei war der Ablauf 3 Tage hintereinander immer der gleiche. Ich stärkte mich mit einem Attributo um die Geschmeidigkeit meiner Finger zu erhöhen, dann begann ich das Werk. Diamanstaub und Ibisfedern fein Mörsern, dann das Alraunenpulver untermengen, dabei nur flach Atmen um den entstehenden Staub nicht aufzuwirbeln. Es waren zwar keine giftigen Zutaten dabei, aber man kann sich leicht vorstellen, was einmal heftig in den Diamantstaub genießt kosten würde... dann die Pfeilblüte zupfen und darüber ausbreiten und zuletzt den angekeimten Knoblauch fein zerdrücken und die passte darauf streichen. Zuletzt noch alles mit sauberem, abgekochten Wasser aufgießen und die Schale dann mit einem Tuch bedeckt damit kein Dreck hinein kam eine Woche stehen lassen. Dann das ganze Gebräu noch einmal erhitzen zwecks der Haltbarkeit. Jetzt war die Alraune auch soweit gelöst, dass die Flüssigkeit bereit war arkane Macht aufzunehmen um die Qualität zu steigern, also ließ ich in jeden der Tränke ein gutes Drittel meiner Kraft einfließen. Vielleicht sollte ich mir doch die Schale der Alchemie zulegen und an mich binden, ich habe gelesen das würde einen guten Teil des Aufwands bei diesem Prozedre sparen. Zuguterletzt den Sud noch durch ein Sieb streichen, dann Filtern und Voila, es werde Heiltrank. Ich war ganz zufrieden mit mir selbst, schienen doch alle Tränke recht ordentlich gelungen zu sein. Zumindest waren alle klar, ohne Klümpchen und hatten einen belebenden, wenn auch knoblaucharomatischen, Duft. Ich denke, Azina wird sich freuen.
Die Zeit verging wie im Flug und ich konnte mich vor Arbeit kaum retten. Mal durfte ich einem meiner Geschwister, es war Rorwyn, mit einem Balsamsalabunde behilflich sein, weil er schwer verwundet von einer Ausfahrt mit der schwarzen Armada zurückkehrte und Vater „unseren Seekrieger“ so schnell wie möglich wieder auf den Planken sehen wollte. Ein wenig Unterstützung bei einem Handelsabschluss mit Banbaladin hier, ein wenig vorbeugender Schutz mit Psychostabilis gegen genau so etwas oder ähnliches da… oder einfach nur repräsentativ oder bedrohlich dabei sein, je nach Bedarf… Vater wusste recht genau, was er wollte. Und bei der ein oder anderen Feierlichkeit das Tafelservice mit Aureolus aufwerten oder Mutters Garderobe verschönern, das war natürlich auch immer gern gesehen. Aber ich beklage mich nicht, das gehört einfach zum Beruf. Außerdem waren Liliana und Visaria derzeit wohl so etwas wie beste Freundinnen, weswegen die junge Ulfhard immer wieder einmal in unserem Haus weilte (und die beiden mir dabei wie zufällig und kichernd über den weg liefen). Ich tat so als merkte ich nichts von alledem und spielte das Spiel einfach mit, während ich selbst versuchte den ein oder anderen Blick auf Visarias kleine Vorzüge zu erhaschen. Bei Rahja, man könnte meinen ich sei noch ein dummer kleiner Scholar. Solche Albernheiten hatten uns die Magister eigentlich schon in der Secunda ausgetrieben. Wie dem auch sei, es dauerte noch etwas, bevor ich dazu kam mich um den unbekannten Trank aus der Kajüte von Kapitän Rodriguez zu kümmern. Ich nahm dafür sogar einen meiner wenigen freien Praiostage her. An diesen waren normal in der Akademie die Lehrsäle und Laboratorien ungenutzt. Daher bat ich Magister Kalando, den Alchemicus, mit eines der Akademielabore für diesen Tag zur Nutzung zu überlassen. Selbstverständlich war dies möglich für einen Ehemaligen Studiosus der heiligen Hallen, aber auch hier hielt er die Hand auf, in die ich seufzend einen Dukaten fallen ließ. Was auch sonst. Aber so standen mir wenigstens wirklich alle Gerätschaften zur Verfügung die man auch für die Herstellung oder Analyse komplexerer Mixturen benötigte. Da war es mit der einfachen Grundausstattung die ich daheim hatte einfach nicht getan. Auch die notwendigen Indikatoren und Katalysatoren stünden mir so zur Verfügung, auch wenn ich natürlich im Nachhinein noch einmal alles was ich verbrauchte extra würde zahlen müssen. Aber das Rätsel lies mich nicht los. So arbeitete ich also fieberhaft, während der Rest meiner Familie sich heute einen entspannten Tag auf der Ausflugsgaleere der Ulfhards machte. Schade eigentlich, das wäre eine gute Gelegenheit gewesen Visaria etwas näher zu kommen. Aber da musste ich jetzt einfach Prioritäten setzen. Wer weiß schon, was ich hier für ein Schätzchen in den Händen hielt? Nun, ich würde es ja hoffentlich bald selbst wissen! So machte ich mich an die Arbeit. Zuerst die einfachsten Schritte. Aussehen? Ein dunkles grün, sirupartig von zäher Viskosität, aber mir nicht näher bekannt oder bestimmbar. Geruch? Vorsichtig mit wedeln dran riechen hatte Magister Kalando immer gesagt. Auch nicht aufschlussreicher, irgendwie honigartig aber mit einer bitteren Unternote. Probieren wollte ich es jetzt nicht unbedingt selbst. Also mit einem einzelnen Tropfen ins Wasser an einer der Laborratten testen ob es sich um ein Venenum handelte. Das Tier fiel fast auf der Stelle tot um! Besser, dass ich keinen Selbstversuch gemacht habe… Dann blieb wohl wirklich nur der aufwendige und teure Weg mittels alchemyscher Analyse. Immer wieder stärkte ich mich dabei wie gewohnt mit dem Attributo um meine Finger flink zu halten. Bis in die Abendstunden skalierte, indizierte und katalogisierte ich Reaktionen und ausbleiben derselben auf verschiedene Indikatorsubstanzen. Sowohl bei Raumtemperatur als auch unter Hitzezufuhr. Ich wälzte parallel dazu in den ausliegenden einfachen Nachschlagewerken, aber am Ende war ich mir sicher. Es war ein echtes Rethonikum! Eine höchst potente und äußerst seltene Tinktur, die den Körper in eine Art Totenstarre, ja gar Scheintod versetzen konnte. Dann war die Ratte also am Ende gar nicht wirklich tot? Ich würde sie auf jeden Fall im Käfig mit nach Hause nehmen um Anhand der Dauer des Scheintods auf die Potenz schließen zu können, aber offensichtlich war das Gebräu nicht von einem schlechten Alchemisten erstellt worden. Die Ratte wachte erst nach über einem Tag wieder auf! Das lies mich auf ein sehr potentes Mittel schließen. Ich hatte zwar keine Ahnung, wofür man so ein Mittel mal eben benötigen sollte, aber ich würde es in Ehren halten. Bei Hesinde, so was fand man nicht alle Tage! Und ziemlich teuer war es noch obendrein…
Und dann war ja da noch die Frage, was ich meinem Patenkind zur Geburt schenken sollte. Als ich das Thema abends noch einmal anschnitt, wir waren zu diesem Zeitpunkt auf unserer Plantage im Herrenhaus, machte mir Mutter noch einmal sehr deutlich, was sie von meiner ersten Idee hielt. „Victor, das wirst Du sein lassen. Über dem Bett eines Kindes haben irgendwelche von deinen Dämonen, und selbst wenn es nur Spielzeuge sind, nichts verloren, bei Boron. Ich toleriere ja wirklich viel, auch dieses herumgetue mit Dämonen, wenn es zu deiner Ausbildung gehört, aber ich verbiete Dir, dass du den Kleinen da mit rein ziehst. Sowas ist nichts für Kinder, das hat bestimmt einen schlechten Einfluss! Und überhaupt, Armando,“ dabei wandte sie sich an meinen Vater, „was schenken wir denn dem süßen kleinen Fratz zur Geburt?“ Obwohl das Gesicht meines Vaters bei Verhandlungen eine undurchdringliche Maske sein konnte, sah ich kurz einen verdutzten Ausdruck über seine Züge huschen, bevor er sich wieder im Griff hatte. Da hatte Mutter ihn wohl tatsächlich kalt erwischt, und das hatte ich noch nicht oft erlebt. Aber natürlich hatte er sich schnell wieder im Griff. Die Familiendiskussion zog sich dann fast über den ganzen restlichen Abend hin und wurde mit jedem Glas gekühlten Weißweins lebhafter und kreativer. Ich wollte dem Kleinen unbedingt etwas sehr persönliches Schenken, dass er mit Sicherheit nur von mir bekommen würde. Aber es durfte nichts mit Dämonen oder sonstwie gefährlich sein. Meine Eltern wollten ihm unbedingt etwas sowohl praktisches als auch mit Al’Anfa verbundenes schenken, das ihn und seine Eltern immer an die Verbundenheit mit unserer Familie erinnern sollte. Als wenn da mein Name nicht schon ausgereicht hätte! Aber am Ende fanden wir dann tatsächlich einen Kompromiss, mit dem wir glaube ich alle mehr als zufrieden waren. Ich würde dem Kind einen schwarzen Strampelanzug schenken, der wie eine klitzekleine Magierrobe geschnitten war und auf dem in silbernen Fäden die Zeichen der Herrin Hesinde (sie möge ihm Klugheit schenken), des Herrn Phex (er möge ihm Glück bringen) und des Herrn Boron (möge sein Schlaf fest und seine Träume süß sein) eingestickt sein sollten. Diese drei Götter hatten mein Leben in den letzten Jahren bestimmt, und ihren Segen wollte ich auch auf dem Kind wissen. Meine Eltern hingegen würden ihm einen besonderen Stein schenken. Eine etwa talergroße und fingerdicke Scheibe vom Onyx, auf deren einer Seite das Abbild des Raben eingraviert wäre und auf der anderen Seite der erste Sang zu Ehren Bishdariels, der Traumbotin sein würde. Diesen Stein wollten meine Eltern im Hochtempel des Boron in Al’Anfa besonders segnen lassen. Sie meinten, so sehr Eltern ihre Kinder liebten, das schwerste was es zu bestehen galt war die Schlaflosigkeit der Kinder, die Eltern den letzten Nerv rauben konnten. Nun ja, nicht in unserer Familie, dafür gab es ja Ammen, aber im Allgemeinen sei es so. Solche gesegneten Steine konnten die Eltern den Kindern in die Milch geben (falls sie nicht gesäugt wurden) und unter das Kopfkissen legen, damit der Herr Boron und Bishdariel dem Kind schöne Träume und einen guten Schlaf schenkten und den Eltern eine ruhige Nacht beschert blieb. Als wir zweit Tage später wieder zurück nach Al’Anfa fuhren gaben wir diese beiden Stücke direkt in Auftrag. Mutter suchte ihren Lieblingsgemmenschneider auf, der sich sofort an die Arbeit machte. Dann brachte sie das Stück persönlich in den Tempel und sorgte mit einer großzügigen Spende dafür, dass nicht irgendein Geweihter sondern der Vertreter des Raben selbst die Segnung vornahm. Ich hingegen suchte unseren Leibschneider auf und schilderte ihm meinen Wunsch. Ich sah zwar die Skepsis in seinen Augen, aber wer war er schon, einem zahlenden Kunden und Magier zu widersprechen? Er konnte zwar keine Maße nehmen, aber als Referenz gab es ja genug andere Kinder in der Stadt. Und im schlimmsten Fall mochte der Kleine noch hineinwachsen, lieber etwas größer als zu klein. Ich beschied ihm, er solle ruhig einen ordentlichen, schön weichen Stoff nehmen, Phraischafwolle zum Beispiel (was er dann auch tat) und mit den Silberbestickungen nicht geizen. Die durften schon überall auf dem Miniaturrobenstrampler sein. Bei Phex, er ließ sich sein Werk auch fürstlich entlohnen! Wie konnte man für so ein kleines Stückchen Kleidung so viel Geld verlangen? Aber es war ja für den kleinen Victor, da würde ich jetzt nicht das geizen anfangen und zahlte anstandslos die 2 Dublonen, die der Halsabschneider von mir verlangte.
Zuletzt blieb mir jetzt noch, die Recherche nach dem Dämon den Azinajida mir beschrieben hatte wieder aufzunehmen. Ich machte Vater vorsichtig klar, dass ich ihm gerne die nächsten Tage tagsüber zur Verfügung stünde, die Abendstunden aber „zu Studienzwecken“ in der Akademie verbringen würde. Seine Begeisterung hielt sich zwar in Grenzen, aber diese kleine Einschränkung konnte er, bis auf einen Abend bei den Zeforikas wo er partout nicht auf mich verzichten wollte, anscheinend hinnehmen. So machte ich mich wieder an die Arbeit, auch wenn mein Schlaf deutlich unter diesem Rhythmus litt. Schon am dritten Tag, nachdem ich die Suche wieder aufgenommen hatte war mir klar, dass ich in den allgemein zugänglichen Räumen der Bibliothek nicht fündig werden würde. Hier lag wirklich nur der Oberflächlichste Kram für die Studenten der ersten Jahrgänge. Zwar war mir der Zugang zu den weiteren Teilen der Bücherei durchaus gestattet, aber die Bücher dort durfte man normalerweise nicht von da entfernen – Präsenzbestand nennt man das übrigens - und die Scholaren hatten dort keinen Zutritt, wollten also andernorts beaufsichtigt werden. Ein Dilemma, welches ich dem Bibliothekar schilderte, der aber penibel darauf verwies, das sei bei Phex wohl mein Problem, wenn ich meine Handel nicht ordentlich prüfe, und die Vorschriften seien ja wohl einzuhalten. Allerdings gewährte mir der Mann dann doch nach einigem Zureden gegen „einen geringen Obulus“ von 5 Silberlingen, dass ich an meinen Aufsichtsabenden jeweils ein einzelnes Buch mit in den Studienraum der Scholaren nehmen durfte. Es waren zwei weitere Tage vergangen. Wieder nahm ich mit einem Buch aus der einschlägigen Abteilung „Sphärenkunde – 7. Sphäre“ Platz an meinem Pult, von wo aus ich üblicherweise die Aufsicht über den derzeit wohl ohne Kontrolle durch die Bücherei marodierenden Scholarenhaufen führte. Es war zum Verzweifeln, so konnte man doch nicht vernünftig arbeiten! In mir machte sich ein dezentes Gefühlt der Unlust breit und ich begann mich zu fragen, was ich wohl verbrochen hatte, dass Hesinde mir beim Aufnehmen von Wissen, das ja zudem noch einem höheren Zweck dienen würde, dermaßen Steine in Form von solchen Nichtsnutzen in den Weg legte. Meine Unlust wandelte sich im Laufe des Abends in eine gewisse Frustration und weiter, da mein Frust keinen Kanal fand sich zu entladen, in Zorn der nur darauf wartete, sich Bahn zu brechen. Auf leisen Sohlen ging ich, so wie es sich für eine Bibliothek geziemte, das Buch unter dem Arm, meine Kontrollrunde durch die Hallen und Räume. Da hörte ich es schon um die nächste Biegung aus einem der Studienräume für die mittleren Jahrgänge. Radau! Ein lautstarker Disput, auch wenn ich nicht genau verstehen konnte worum es ging. Das war genau das Ventil, auf das mein Zorn gewartet hatte! Ich trat in den Raum, wo sich mir das Bild zweier Scholaren bot, die sich mit zornfunkelnden Augen gegenüberstanden und gegenseitig belauerten. Hier war mein Einschreiten von Nöten, bevor noch etwas passierte, und überhaupt… was bildeten diese Beiden sich ein! Ich legte das Buch, heute ein Band mit dem Titel „Die Diener Amazeroths“ hinter mir auf einen Pult, straffte meine Brust und lies meiner Autorität freien Lauf. „Was ist hier los?“ bellte ich in den Raum. „Wenn hier nicht sofort hesindegefällige Stille einkehrt werden die Ruhestörer die nächste Woche Latrinendienst haben! Nicht zu fassen, wie sie es wagen können, diesen Hort der Gelehrsamkeit mit ihrem belanglosen gekeife zu stören. Zurück an ihre Bücher. Allesamt! Sofort!“ Woraufhin sich der Haufen Scholaren schnell davon machte und es tatsächlich wieder still wurde. Das hatte gut getan. Jetzt fühlte ich mich schon etwas entspannter und drehte mich zu meinem Buch um – wobei mir fast die Augen aus dem Kopf fielen. Hinter meinem Rücken hatte sich doch tatsächlich eine der neugierigen Gören an meinem Buch zu schaffen gemacht! Das Schlug dem Fass doch den Boden aus, und der gerade verrauchte Zorn kehrte schlagartig zurück. „Blitz Dich find“ schrie ich der unglückseligen entgegen, die sofort heulend davon rannte. Der Rest des Jahrgangs duckte sich tiefer hinter seine Bücher um nur ja keine Aufmerksamkeit mehr zu erregen. So etwas konnte ich ja wohl nicht durchgehen lassen… Ich überlegte, ob ich dem frechen Ding noch nachgehen und sie weiter Maßregeln sollte um ein für allemal klarzustellen, wer hier das sagen hatte. Aber bei Hesinde… War ich nicht als Scholarselbst, waren wir irgendwie nicht alle (zumindest die erfolgreicheren von uns!) so oder so ähnlich gewesen? Ich lächelte versonnen in mich hinein beim Anblick des Mädchens das sich die Augen rieb. Irgendwie versetzte es mich selbst ein paar Jahre zurück. In der Bestrebung Wissen zu erlangen, auch wenn es vielleicht gar nicht für unsere Augen und Ohren bestimmt war, hatte ich selbst gelegentlich den Regeln der Akademie gedehnt oder umgangen. Man durfte sich dabei eben nur nicht erwischen lassen… ich grinste. Und wandte mich wieder meinem Buch zu. Als ich den Blick auf die Seite fallen ließ, welche die Scholarin in ihrer Dummheit aufgeschlagen hatte, es war schon recht weit hinten in dem Buch, staunte ich nicht schlecht. Bei Phex, konnte das sein, dass mir dieses dumme Gör so einen glücklichen Zufall bescherte? Ich las noch einmal genauer, was da stand. „ha’Levek (Mz. Bha’Levekim), Grimäne, Geißel des Geistes; eingehörnter Diener Amazeroths
Ein Besessenheitsdämon, der als körperloser Geisterschemen erscheint, dessen wahre Form niemand erkennen möchte. Er wird nachts ausgeschickt, um Träume oder Schädeltrommeln zu überbringen.“ Träume oder Schädeltrommeln… nicht genau das, was Azina beschrieben hatte, aber wer weiß wofür man diesen Dämon noch nutzen konnte, wenn man nur über ausreichend Macht verfügte? Ich würde wohl nicht umhin kommen, doch Junicera zu diesem ha’Levek zu befragen. Die Ausführungen hier waren einfach zu Vage, als dass ich mir mehr daraus zusammenreimen konnte. Mehr war leider nicht zu finden, und diese Spur war das Beste, was ich nun in insgesamt fast zwei Wochen Recherche zuwege gebracht hatte. Es war wohl an der Zeit mich auf den Weg zu machen! Mit einer gewissen Vorfreude in der Brust beendete ich an diesem Abend meinen restlichen Dienst.
Vater nahm es gefasst auf, als ich ihm eröffnete bald wieder aufbrechen zu wollen. Ich musste zwar noch warten bis der Stein und die kleine Robe fertig waren, aber dann hielt mich nichts mehr. Doch, etwas hielt mich sehr wohl… ich musste noch einige weitere Tage warten, bis ein Schiff der Garangors wieder den Hafen verlies, auf dem ich nach Brabak fahren wollte. Aber als es dann soweit war stand ich bereits in aller Frühe in vollem Ornat und meinem Gepäck am Kai, bereit wieder die Wogen unter mir zu spüren. Bis Brabak war es ja nicht so weit, das sollte in gut einer Woche zu bewältigen sein, und ich hoffte auf eine rasche und ereignisarme Überfahrt.
(Ab hier Fremdbeitrag des Meisters)
Nachdem Viktor von Bord gegangen war, führte in sein Weg in Erwartung Juniceras unverrichteter Dinge zur Dunklen Halle der Geister.
… das bronzene Eingangstor zu den ehrwürdigen Hallen wirkt klein in der Front des mächtigen, wie eine Pyramide aussehenden Bauwerks. Viktor kann denZhayad-Schriftzug auf dem Portal natürlich lesen, weiß aber aus früheren Besuchen sowieso, dass im inneren des vermeintlich blutbesudelten Schnabels der neben dem Portal befindliche Statue eines Vogeldämons eine bewegliche Zunge als Klopfer fungiert, der im Inneren der Pyramide Besucher ankündigt. Wenige Augenblicke nachdem das tiefe Klopfen verklungen war, wurde das Portal geöffnet und Viktor sah sich einem jungen Mann gegenüber, der ihn mit einer kurzen Verneigung und den Worten „Die Magistra erwartet Euch bereits“ in Empfang nahm. Der Scholar machte mit den Worten „folgt mir, Herr!“ auf dem Absatz kehrt und schritt eiligen Fußes auf eine Treppe zu, die wie Viktor aus einem früherem Besuch wusste, ins Obergeschoss zu den Räumlichkeiten der Magister führte.
Beide passierten nach dem Aufstieg noch ein paar Türen als der Scholar anhielt, Viktor darum bat, kurz zu warten und in den Raum vor Ihnen verschwand. Kurze Zeit später öffnete er die Tür und trollte sich nach kurzem Verneigen des Kopfes von dannen. Viktor trat in den spärlich erleuchteten Raum ein, ein Schwall Rauch waberte ihm entgegen und aus der würzig richenden Wolke schälte sich die Silhouette Juniceras hervor, die gemessenen Schrittes und mit leicht ausgebreiteten Armen verheißungsvoll auf in zutrat. Ihre erste Handlung war nicht etwa das Verlieren unnötiger Worte, oder Begrüßungsformeln, sondern das ausüben sanften Druckes mit der, vor wenigen Augenblicken, in seinen Nacken gelegten Hand. Sie zog Viktor an sich heran um ihn leidenschaftlich und lange zu küssen. Als sie sich, seiner Meinung nach zu früh, aus seiner Umarmung löste, kam ihm unweigerlich der Gedanke, der ihn in Ihrer Gegenwart immer irgendwann ereilte, „Sie bestimmt was, wann und in welchem Umfang geschieht“. Ein kleiner Stachel in seinem Fleisch, der aber angesichts der sinnlichen Erfahrungen und illustren Abende die er bereits mit ihr verbringen durfte, leicht zu ertragen war. Sie machte auf dem Absatz kehrt und schritt zielstrebig auf die beiden Sessel zu die vor dem Kamin standen. Im Niedersetzen, richtete Sie dass Wort an Viktor, der noch immer wie paralysiert da stand. „Viktor, mein Lieber, es ist mir immer wieder ein Vergnügen dich sprachlos zu sehen. Was ist, willst Du dich nicht zu mir setzen?“.
Die nächsten zwei Stunden erkundigte Junicera sich ausgiebig nach dem Wohlbefinden von Viktors Familie und wollte insbesondere auch über die politischen Entwicklungen in Al'Anfa etwas erfahren. Die ganze Zeit brannten Viktor seine Fragen über den Dämon den Azina ihm beschrieben hatte auf den Nägeln, er hatte aber irgendwie das Gefühl, dass der Zeitpunkt das Gespräch in dieser Richtung zu führen noch nicht gekommen war. Viktor fiel auf, dass Junicera zum Ende der zwei Stunden in Ihrer Aufmerksamkeit nachlies und seinen Ausführungen auf Ihre Fragen nur noch oberflächlich lauschte. Als Viktor sich gerade darüber Gedanken machte, was denn wohl der Grund für dieses Verhalten sein könnte, klopfte es an der Tür und ein Scholar betrat nach einem kurzem „ja“ Juniceras, das Zimmer. „Verzeiht, ich soll Euch zum Termin mit Seiner Spektabilität geleiten!“. Viktor war nun klar, dass Junicera scheinbar ein wichtiges Gespräch vor der Brust hatte und mit einem verständnisvollen Lächeln erhob er sich aus seinem Sessel um zu gehen.
Junicera, erhob sich ebenfalls, verwies den Scholaren des Raums und richtete abermals das Wort an Viktor. „Ich habe Dir ein Zimmer im Hotel „Goldener Mysob“ auf Kosten der Akademie reservieren lassen. Heute Abend werden wir in Ausführlichkeit das nachholen, was uns in den letzten beiden Stunden verwehrt blieb. Ich möchte, dass Du mich heute Abend auf eine … sagen wir …. besondere Veranstaltung begleitest. Ich lasse dich zur siebten Stunde abholen. Nutze die Zeit um den Dreck und Gestank der Reise loszuwerden und mach Dich vorzeigbar! Mit einem seltsam wissenden Blick fixierte Sie Viktors Augen noch einmal und sagte: „Deine Fragen, können wir in den nächsten Tagen besprechen!“. Sie sprachs und folgte dem Novizen zu ihrem Gespräch mit seiner Spektabilität. Viktor machte sich auf den Weg zu seinem Hotel.
Als Viktor sein Zimmer betrat war er positiv überrascht. Es war sehr geräumig und hatte in einer Nische sogar einen Badezuber nebst einem Diener zum Aufhängen seiner, von der Schiffsreise und den Ereignissen der letzten Tage doch ein wenig in Mitleidenschaft gezogenen, Robe. Nachdem Viktor einen Pagen beauftragt hatte, seine Robe reinigen zu lassen, begann er sich zu kultivieren und legte sich danach ein wenig zur Ruhe. Seine gereinigte Robe wurde im wie beauftragt zur sechsten Stunde wieder auf sein Zimmer gebracht. Angenehm angetan vom Service dieses guten, standesgemäßen Hauses, bedachte er den Pagen mit einem Silbernen, wohlwissend, dass diese kleine Zuwendung ihm mit ziemlicher Sicherheitwährend seines Aufenthalts die schnelle und vollumfängliche Aufmerksamkeit dieses Bediensteten sichern würde. Es war immer wieder herrlich zu sehen, wie einfach der kleine Mann mittels einer Kleinigkeit zu manipulieren war. Da Junicera gesagt hatte, sie würde in vor dem Hotel abholen lassen, begab er sich kurz vor der siebten Stunde zum Eingangsbereich. Pünktlich fuhr eine Kutsche vor auf deren Kutschbock ein grobschlächtig aussehender und in die Jahre gekommener Kerl saß. Dieser grunzte mit Blick in Viktors Richtung „Dondoya?“, Viktor nickte und begab sich, die Tür der Kutsche selbst öffnend, in das Fahrzeug.
Bevor Viktor saß und sich Gedanken über das flegelhafte Verhalten des Kutschers machen konnte wurde er vom Ruck der unvermittelt anfahrenden Kutsche in die Sitzbank geworfen. Nachdem er sich hochgerappelt und einigermaßen sortiert hatte, öffnete Repertoire einer Hafenkneipe mühelos einfügen hätte können und begann danach interessiert das Treiben in den Straßen und Gassen an denen die Fahrt vorbeiging zu beobachten. Nach rd. 10 Minuten hatte sich die Kutsche aus Brabak heraus gequält und nach wiederum ca. 15 Minuten lenkte der Kutscher das Gefährt von der breiteren Straße auf einen leidlich gut befahrbaren Pfad. Eine Unperson auf dem Kutschbock, eine Fahrt in die Dunkelheit, nicht wissend wohin es ging, „hätte Junicera die Abholung nicht veranlasst … wer weiß, wer oder was mich erwarten würde?“, dachte Viktor! Auf dem Pfad rumpelte die Kutsche nochmals rd. 15 Minuten dahin, bis Viktor in der mittlerweile einbrechenden Dunkelheit auf einer Anhöhe stehend die Umrisse eines großen Hauses wahrnahm, aus dessen Fenstern Licht nach außen drang.
Die Kutsche hielt vor einem Tor, welches von zwei Männern mit Säbeln an den Seiten und Speeren in der Hand bewacht wurde. Eine Dritte Person näherte sich der Kutsche, legte eine Kladde auf der Kante des Fensterrahmens ab und steckte den Kopf durch das Fenster. „Die Götter zum Gruße, wenn darf ich melden?“ Viktor nannte seinen Namen und wurde gleich im Anschluss an die Antwort mit der Frage konfrontiert: „Wer hat für Euch gebürgt?“. Da ihn Junicera eingeladen hatte, nannte er Ihren Namen. Der Mann hakte beide Namen auf seiner Liste ab und lies mit einem wissenden Grinsen die Kutsche passieren. Vom Tor zum Haupteingang des Gebäudes waren es noch einmal rd. zwei Minuten. Während dieser Zeit machte sich Viktor kurz Gedanken, was ihn wohl erwarten möge. Sein Interesse war jetzt vollauf geweckt.
Die Kutsche hielt vor einer Treppe die vielleicht an die zwei Dutzend breite Stufen haben mochte und mit einem leichtem Schwung zum Portal des Hauses führte. Das Portal war geöffnet und Licht aus dem Inneren des Hauses fiel auf die oberen Stufen. Viktor stieg die Stufen hinauf und wurde oben von einem Diener in Empfang genommen, der ihn mit den Worten „Herr d'Pelisario, wenn ihr mir zur Dame Junicera folgen wollt, Sie wird Euch in den Ablauf des Abends einweisen. Der Diener entließ Viktor in einen kleinen Salon, in dem Junicera, in einem Aufzug in dem Viktor sie beim Besten Willen nicht erwartet hätte, empfing. Sie war lediglich gekleidet in einen Hauch von Nichts. Weiche, etwas breitere Seidenschals umspielten ihren, fast 50 Götterläufe alten, aber dennoch äußerst wohlgeformten Körper. Die Tücher fielen so elegant, dass sie die neuralgischen Punkten raffiniert andeuteten und Viktor Blut unweigerlich zur Körpermitte hin zwangen. Als Viktor sich ihr näherte, formten sich zwar Worte auf Ihren Lippen, verliesen dies aber nie, da Viktor noch vor der ersten Silbe begann Junicera leidenschaftlich zu küssen. Ihre Hände wanderten augenblicklich nach unten und ertasteten Viktors Aufgeregtheit. … „Mein jugendlicher Heißsporn, du wirst heute noch genügend Gelegenheit bekommen deinen Mann zu stehen, willst Du denn gar nicht wissen, was uns an diesem Abend erwartet?“.Viktor trat einen Schritt zurück, setzte sich in einen der Sessel und lauschte Juniceras Erläuterungen. „Mein lieber Viktor, wir werden heute nicht allen Rahja huldigen, dieses Haus dient zweimal im Götterlauf einem Kennenlernen der ganz besonderen Art. Es ist dafür gesorgt, dass jeder ganz nach seinen Vorlieben auf seine Kosten kommt. Fast Alles ist erlaubt, sogar Gewalt im verträglichem Maß. ….. Viktor jetzt schau nicht so verdattert, es wird ein unvergesslicher Abend. Zudem ist es ein Privileg auf dieser Weise in die Brabaker Gesellschaft eingeführt zu werden … Lediglich einige wenige Regeln gibt es zu beachten.
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Wir sprechen uns nur mit Vornamen an
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Fragen zur Profession oder der Position in der Gesellschaft sind tabu
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Wir tragen Gesichtsmasken, die während des ganzen Abends nicht abgelegt werden dürfen
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Wenn sich Frau oder Mann in dem Moment abwenden in dem sie angesprochen werden ist es ein eindeutiges Nein und dieses Tabu darf nicht gebrochen werden.
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Nach dieser Nacht keine Fragen (außer unter uns)
Nachdem Junicera Viktor die Regeln nahe gebracht hatte, übereichte Sie ihm eine schwarze Gesichtsmaske die mit goldenen Stickereien verziert war und sich auf angenehme Weise am Kopf befestigen lies. Sie selbst setzte eine Maske der gleichen Machart auf und sagte: „Jedes Paar trägt die gleichen Masken, so ist garantiert, … naja, sagen wir …, innerhalb der Anwesenden leicht wieder erkennen kann. Nachdem Sie Viktor seine Robe ablegen hatte lassen, gürtete Sie ihn um die Hüfte mit einem dunklen aber zugleich leicht durchscheinenden Seidentuch. Das wesentliche zeichnete sich raffiniert und nicht zu offensichtlich ab. Sie verliesen den kleinen Salon und betraten Hand in Hand einen großen Saal, in dem bereits gut zwei Dutzend Pärchen in Gepspräche vertieft beieinander standen und Getränke in der Hand hielten. Neben einigen Jungen und Schönen, wozu eindeutig auch Viktor und, trotz ihres Alters, Junicera, zählten, zeichnete sich die Mehrzahl der Anwesenden Paare durch Fettleibigkeit, Unförmigkeit und deutlich sichtbare Spuren des Alters aus. Alles in Allem zunächst ein ernüchternder Anblick für Viktor, der ihn hoffen lies, dass Junicera sich im Laufe des Abends nicht allzu weit von ihm entfernen würde. Sein Blick blieb für einen zu langen Augenblick auf einer Dame haften, deren Nacktheit Viktor nichts anderes als eine Zumutung war und nahezu umgehend dafür sorgte, dass seine Lust spürbar abnahm.
Just in dem Moment als Viktor sich zum Selbstschutz noch näher an Junicera schmiegte, ergriff ein Mann das Wort und bat die Anwesenden um ihre Aufmerksamkeit. „Werte Gäste, seid willkommen zu diesem illustren Abend. Wie immer ist ausreichend für das leibliche Wohl gesorgt und es wurde in jeder der Räumlichkeiten des Hauses alles so gerichtet, dass keine Wünsche offen bleiben und dem Vergnügen nichts im Wege stehen sollte. Bildet nun das Spalier …!!!“ Die Personen rechts von Viktor fingen an sich pärchenweise gegenüber in ungefähr zwei Schritt Abstand aufzustellen. Als das Spalier fertig wurde irgendwo ein Gong geschlagen, dessen heller Ton das Zeichen dafür gab, dass die Türflügel des Saals weit aufgestoßen wurden. Herein gingen im Gänsemarsch junge Männer und Frauen, allesamt von gutem Wuchs und mit Rahjagefälliger Ausstrahlung. Viktors Blick streifte die nackten Körper der passierenden und blieb auf einer jungen Frau haften, die sich ziemlich am Ende der Reihe befand und langsam an den im Spalier stehenden Pärchen vorbeiglitt. Einige der im Spalier stehenden konnten teilweise nicht an sich halten und berührten die Zugeführten während Andere sich noch in anerkennenden Bemerkungen oder Komplimenten ergingen. Der Frau, der kurz Viktors Aufmerksamkeit zuteil wurde gelang es auf elegante Weise den grapschenden Händen der geilen, alten Männer auszuweichen und auch an Viktor schritt Sie in einer fließenden Bewegung vorbei. Viktor schien es, als würde Sie ihn im Vorgehen kurz mit ihren Rehbraunen Augen fixieren, da war der Moment auch schon verflogen und Viktor sah sich Junicera gegenüber, der außer einem Lächeln auf den Lippen keine Regung erkennen lies.
Nachdem die Fleischbeschau beendet war, trat Junicera auf Viktor zu und sagte zu ihm: „Ich hoffe deine Fantasie ist nunmehr so weit angeregt, dass ich Dich in Anspruch nehmen kann … folge mir!“. Sie verlies mit Viktor den Saal und führte ihn einen Gang entlang, an dessen Ende ein Raum war in dem zwei Sessel vor einer Wand standen. Viktor begriff zunächst nicht, was wollte Junicera in diesem kahlen, ganz und garnicht Rahjagefälligen Zimmer. Als er und Junicera sich gesetzt hatten, bewegte Junicera an der Wand vor Ihnen die Holzvertäffelung mit zwei geschickten Handgriffen zur Seite und in Augenhöhe waren auf einmal zwei Öffnungen die einen ungehinderten Blick auf ein Bett zuliesen, dessen Liegefläche genau in Augenhöhe zu sehen war. Noch als Viktor sich ausmalte, was dort wohl in naher Zukunft zu erblicken wäre, liesen sich zwei Männer und eine Frau auf der Bettstatt nieder und begannen ihr Rahjagefälliges Spiel. In Viktor stieg unversehens die Erregung auf und er wollte sich schon Junicera widmen, als diese zu ihm sagte: „Psst, ruhig mein lieber, beherrsche Dein Blut, zügle Dich und mache es dadurch viel gewaltiger!“. Mit sanft gesetzten Berührungen und Unterbrechungen verstand Junicera es Viktor so zu reizen, dass er nicht mehr an sich halten konnte und über sie herfiel. Nach kurzem aber äußerst intensiven Liebesspiel sanken beide erschöpft in den Sessel zurück und atmeten tief.
Viktor und Junicera huldigten Rahja im Laufe des frühen Abends noch in zwei weiteren Räumlichkeiten und genossen die unterschiedlichen Spielarten. Als Sie den Raum verliesen, indem ein herrlicher Duft von Citrusfrüchten in der Luft lag, führte ihn Junicera wieder in den großen Saal zurück. Dort sah Viktor, dass dieser Saal scheinbar der Platz im Hause war, an dem sich neu orentiert wurde. Als Viktor sich umsah lief eine an Götterläufen doch schon recht fortschrittene Dame mit einem wahren Hünen, der zudem noch einen wahren Hünen sein Eigen nennen durfte, an Ihrer Seite an Ihnen vorbei. Die beiden wollten gerade den Saal verlassen, als Junicera die Dame bestimmt ansprach und mit einer Stimme die keinen Widerspruch zulies sagte: „Das meine Liebe ist nicht für Euch bestimmt ..!“ Mit einem kurzen Griff packte Junicera den Hünen am Gemächt und führte in hinter sich aus dem Saal. Ein kurzes „Viel Spass Viktor …!“ und sie entschwand.
Viktor stand nun der Dame gegenüber, die ihn auch unverrichteter Dinge ansprach. Glücklicherweise schaltete er schnell und erinnerte sich an die Regel, die besagte, dass jemand der auf eine Ansprache nicht reagiert in Ruhe gelassen werden sollte. Die ältere Dame begriff und trollte sich.
Viktor schaute sich um und sah, dass zwei etwas rundlichere Damen, die in einer Ecke des Saals standen kurz den Blick auf ihn richteten, tuschelten und sich unverrichteter Dinge gemächlich auf in zu bewegten. Als die Damen noch etwa fünf Schritt von ihm entfernt waren, war er immer noch unentschlossen, was er tun sollte, sich abwenden oder den Dingen ihren Lauf lassen. Er hatte gerade den Gedanken zu Ende gebracht, als von seiner Rechten unversehens eine Frau zwischen ihn und die beiden Damen trat und ihn ansprach: „Herr, möchtet ihr vielleicht einen Becher dieses vorzüglichen Weins mit mir leeren?“. Er benötigte einen Augenblick, doch dann erkannte er die rehbraunen Augen wieder, die ihn zu Beginn des Abends schon einmal in ihren Bann gezogen hatten. Mit einem „ooh, ja … Danke, sehr gerne!“ nahm Viktor ihr den Becher aus der Hand und stieß mit ihr an. Als der schwere, leicht würzig schmeckende Wein seine Kehle hinunterrann machte sich unversehens ein Gefühl der Erleichterung in ihm breit. Ob es daran lag, dass die Frau vor ihm viel mehr seinen Vorstellungen von Frau entsprach oder daran, dass er aus den Augenwinkeln sah wie sich die beiden gewichtigen Damen mit einem bösartiges Funkeln in den Augen, wieder trollten, er konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen.
Er wandte seinen Blick wieder der Dame vor ihm zu und dachte „Mmmh … etwas älter als ich zuerst dachte, vielleicht dreißig Götterläufe, … was für ein Körper, schade … das ihr Gesicht bis auf die Augen verborgen ist!“ Auf seltsame Art und Weise fühlte er sich stark von ihr angezogen. Erst jetzt viel ihm auf, dass alle die durch das Spalier gingen, die gleiche Art von Maske trugen, eine schlichte weiße Maske mit silbernen Stickereien. Noch in Gedanken versunken, den Blick fest auf der Frau vor ihm, drang langsam ihre Stimme an sein Gehör, „Wie darf ich euch nennen, Herr, jetzt wo ich Euch „ Sie kicherte kurz „… vor den beiden Wasserbüffeln bewahrt habe, wäre es doch das Mindeste, wenn ihr eurer Retterin euren Namen veratet!“. Viktor räusperte sich kurz und antwortete „Mein Name ist Viktor D...! Gerade als er seinen Nachnahmen ausprechen wollte, fiel ihm ein, dass es hier ja eine Regel bezüglich der Namen gab „Viktor, einfach nur Viktor“. „Schön Viktor, ich heiße Semira, einfach nur Semira!“. Sie hielt ihm ihr Weinglas hin um nochmals mit ihm anzustoßen und sagte„Folgt mir Viktor, wir werden heute sicherlich noch eine sehr angenehme Zeit miteinander verbringen, außerdem möchte ich Euch etwas zeigen“. Als Sie seine Hand griff, kribbelte es in seiner Magengegend und Viktor lies sich von ihr führen als sie elegant aus dem Saal glitt.
Semira durchschritt mit Viktor im Gefolge den langen Gang im Obergeschoss des Herrenhauses, von dem immer wieder Türen abgingen die in Räume führten, in denen den unterschiedlichsten Rahjagefälligen Spielarten nachgegangen werden konnte. Aus manchem der Räume drangen allerdings nicht nur lüsterne Schreie und Gestöhn, sonder auch peinerfülltes Gejammer und Gewinsel. Semira so schien es steuerte zielgerichtet auf das Ende des Ganges zu und hielt vor einer Tür die einen Spalt weit geöffnet war. Aus dem Raum war ein kehliges, stoßweise kreischendes Stöhnen einer Frau zu hören. Sie stieß die Tür noch ein Stück auf und sagte zu Viktor: „Sieh …!
Viktor trat neben Semira und blickte in den von Fackeln erleuchteten Raum. Auf einer rohen Pritsche lag eine Frau die unter den harten Stößen eines wahren Hünen erzitterte. Ihr Gesicht war auf Viktor gerichtet, allerdings waren die Augen so nach hinten gedreht, dass Viktor nur das weiße der Augäpfel erkennen konnte. Die Frau auf der Pritsche, … Junicera …, war in einer Ekstase, die Viktor bei ihren Liebesspielen so an ihr noch nicht erlebt hatte. Ein kurzer Stachel des Neides, der Eifersucht fuhr in sein Herz und sein Gesicht verhärtete sich für einen winzigen Augenblick … just in diesem Moment berührte ihn Semira und seine Züge wurden wieder weich und ein Gefühl der Gleichgültigkeit machte sich in ihm breit. Semira sagte: „Sehr gut … ich möchte die volle Aufmerksamkeit, wenn ich mich einem Mann hingebe … bist du bereit?“ Viktor sah Sie an, er wollte Sie … uneingeschränkt, „... was für eine Frau ...“.
Sie zogen sich in einen Raum zurück, der zur Hälfte von einem rießigen Himmelbett ausgefüllt wurde. Semira schob in vor sich auf das Bett und glitt langsam wie eine Schlange zwischen Viktors Beinen nach oben. Ihr Kuss war leidenschaftlich und als er ihre Lippen auf seinen spürte, war es ihm wie die reine Verheißung auf Rahjagefälligstes Beieinandersein. Sie positionierte sich so auf Viktor, dass es ein leichtes für ihn war in sie zu dringen. Mit rythmischen Bewegungen lies sie die Hüften so intensiv und geschickt kreisen, dass Viktor größte Schwierigkeiten hatte an sich zu halten. Als Sie seine Hände griff und an ihre festen Brüste führte, war es um seine Beherrschung geschehen. Sie griff mit Ihren Händen in seine Haare und zog in an den Haaren zu ihrer Brust. Ein kurzer Schmerz, als er ein paar Haare lies, dann durchfuhr ihn ein heftiges Zucken und mit einem Aufbäumen seines Unterleibs ergoß er sich in Semira. Als er die Augen wieder öffnete und mit verklärtem Blick in Semiras Augen blickte, sah er das ein Lächeln ihren Mund umspielte. Sie glitt nach ein paar zusätzlichen sanften Hüftkreisern von Viktors erschlafftender Männlichkeit und legte sich neben ihn in seinen Arm. So lagen Sie noch für eine Weile zusammen und ruhten. Den Rest der Nacht vereinigten sie sich noch Einige Male. Viktor hatte noch keine Frau bei sich liegen gehabt, die es auf so fantastische Weise verstand ihn zum Höhepunkt zu führen. Rahja selbst musste dieses Weib geschaffen haben. Als zum Leidwesen des völlig erschöpften Viktor der Morgen anbrach, ertönte der Gong, der am Vorabend den Einmarsch der jungen Männer und Frauen angekündigt hatte. Semira erhob sich von der Bettstatt auf der Viktor vor kurzem noch seine letzten Tröpfchen in sie ergossen hatte, bückte sich zu ihm herab, küsste ihn und sagte: „Lebwohl Viktor!“. Er versuchte noch nach ihr zu greifen, Sie wieder zu sich zurück zu ziehen, doch da glitt sie schon mit einigen geschmeidigen Bewegungen aus dem Raum. Als Viktor an der Tür ankam und ihr noch etwas nachrufen wollte, blickte er in einen leeren Flur. Sie war verschwunden.
Viktor ging gedankenversunken zurück in den Raum, in dem er sich mit Junicera entkleidet hatte, legte seine Kleidung an, nahm seinen Stab wieder auf und verlies das Herrenhaus. Am Fuss der Treppe wartete schon der ruppige Kutscher der im am Vorabend abgeholt hatte. Das Geholper der Kutsche und das ihm gegenüber unangemessene Verhalten des Kutschers war Viktor diesmal egal. Seine Gedanken waren immer noch bei Semira.
Viktor durchschritt die Eingangsgshalle des Hotels und wurde am Empfangstresen von einem Bediensteten willkommen geheißen. Nachdem er veranlasst hatte, dass ihm in seinem Raum der Badezuber vorbereitet werden soll begab er sich auf selbiges. Ein halbes Stundenglas später lies er seinen ausgelaugten Körper vom warmen Wasser umspielen und sofort umfing ihn eine unglaubliche Müdigkeit. Nach dem sehr kurzen Bad fiel Viktor auf sein Bett und in einen traumlosen Schlaf. Irgendwann gegen den späten Nachmittag erwachte er als es an der Tür klopfte. Der Diener betrat nach eine verschlafenen „...hh...herrrein!“ das Zimmer und brachte Viktor auf einem silbernen Tablett eine Nachricht. Sie war von Junicera: „Viktor, ich erwarte dich zur siebten Stunde in der Akademie!“. Als Viktor sich gerichtet hatte und zur Akademie ging, war er sich nicht sicher wie er auf evtl. Fragen von Junicera reagieren sollte. Er entschied sich die Dinge laufen zu lassen. Jedesmal wenn er an die vergangene Nacht zurückdachte, sah er jedesmal vor seinem geistigen Auge den sich lasziv räkelnden Körper von Semira, noch mehr im Gedanken blieben ihm allerdings diese rehbraunen Augen verhaften. In seiner Magengrube kribbelte es. Er beschloss sich diesbezüglich Junicera gegenüber nichts anmerken zu lassen.
Am Tor der Brabaker Akademie angekommen, wurde Viktor wieder von einem Scholaren in Empfang genommen und zu den Räumlichkeiten seiner Mentorin gebracht. Junicera nahm in lächelnd in Empfang und fragte: „Nun mein Lieber, hattest Du nach unserer Trennung noch ausreichend Gelegenheit Rahja zu huldigen? Mich würde es wundern wenn nicht!“ Sie erhob sich und ging mit einem seltsam watschelnden Gang zu einem kleinen Schränkchen aus dem sie zwei Gläser entnahm und mit Wein füllte. Viktor sah unvermittelt Junicera auf der rohen Pritsche in Ekstase und dachte bei sich, dass sie sich mit dem Hünen wohl ein wenig zu viel zugemutet hätte. Ein Grinsen umspielte seine Lippen, dass er nicht rechtzeitig verbergen konnte, bevor Junicera sich wieder zu ihm umdrehte. Scheinbar seine Gedanken richtig einschätzend, blickte sie kurz verlegen zur Seite und sagte zu ihm: „... äh, was war es eigentlich, was Du von mir über einen bestimmten Dämon wissen wolltest?“ Viktor musste sich, nach diesem unerwarteten Themenwechsel, kurz sortieren und erzählte ihr dann noch einmal worüber ihm Azina berichtet hatte.
Junicera nippte an ihrem Wein und wirkte auf einmal sehr nachdenklich. Nach einiger Zeit der Stille ergriff sie das Wort und sagte: „Dieser eingehörnte Dämon, ha`Levek, oder Bha`Levekim, wird er genannt, ist ein Besessenheitsdämon der schlimme Träume oder Schädeltrommeln bringt. Aber damit erzähle ich Dir ja nichts neues. Allerdings, und hier wird es interessant, kann man diese Wesenheiten selbstverständlich auch dazu überreden, sie überzeugen oder auch zwingen andere Dienste zu erfüllen. Wenn der Dienst ihrem, sagen wir … möglicherweise ist es das falsche Wort … Naturell, ... entspricht, … dann werden sie sich nicht lange bitten lassen müssen hier zu ihrem eigenen Vergnügen noch eines drauf zusetzen. Wenn der abverlangte Dienst eher ungewöhnlich wäre, dann müsste der Beschwörende schon sehr viel Kraft in die Beschwörung legen um den Dämon zu zwingen. „Kurz – Einen Bha`Levekim, der über eine psychische Komponente im Körper des Betroffenen wirkt, also seine Befriedigung aus der erfolgreichen Manipulation zieht und körperlichen Schmerz aus psychischer Verzweiflung entstehen lässt, dazu zu bringen, einen Körper physisch zu schädigen , ist nicht trivial. Diese Art von Dämon ergötzt sich an der Qual, dem langanhaltenden sich steigernden Schmerz, ein kurzer Akt der Zerstörung wäre für ihn kein Vergnügen.“ - Du ahnst sicher, dass einen solchen Dienst von einem Bha`Levekim abzuverlangen ein Unterfangen ist, dass eine kompetenten, mit ausreichend Macht ausgestatteten Beschwörer erfordert. Um Deine Frage zu beantworten, … ja es ist möglich … ich würde es mir zutrauen, allerdings nicht ohne Not, denn es ist sehr gefährlich und erfordert einiges an Vorbereitung und Erfahrung“ Mit Leuten die so weit fortgeschritten sind ist nicht zu spaßen!“
Viktor lauschte den Ausführungen Juniceras gespannt und stellte ihr noch ein paar Fragen zum Beschwörungsakt und ob sie evtl. den Personenkreis eingrenzen könnte, der in der Lage wäre dies zu tun. Junicera nannte ihm einige Namen, die er zum Großen Teil schon kannte, da ihnen ihr Ruf vorauseilte bzw. sie einfach einen großen Grad der Bekanntheit ihr Eigen nennen konnten. Allerdings verwies sie auch darauf, dass solcherlei Wissen insbesondere in Geheimzirkeln an Personen weitergegeben wird, die nie oder vielleicht irgendwann aus der zweiten Reihe hervortreten, also eher auch im Geheimen wirken wollen.
Der junge Magier verlies zwar in Gedanken, dennoch mit dem Gefühl, einen Schritt nach vorne getan zu haben, zu später Stunde die Akademie und machte sich auf den Rückweg zu seinem Hotel. Als er um eine Häuserecke bog, nahm er einen Geruch wahr, der ihn sofort an Semira erinnerte. Es hing ein leichter Hauch des Duftes in der Luft, den Sie an sich trug. Das Gespräch mit Junicera rückte in den Hintergrund und wich dem Kribbeln in seiner Magengegend, dass sich wieder bemerkbar machte.
(Fremdbeitrag Ende)
Leider war der Anflug des Duftes nur auf ein paar Orchideen zurückzuführen, die im Schatten einer Hecke gediehen. Und am nächsten Tag half es nichts, da das Schiff wohl kaum wegen einer kleinen Liebelei auf mich warten würde. Aber Brabak... die Stadt gewann mehr und mehr an Reiz. Ich würde wohl nicht nur zwecks einer Intensivierung meines Studiums in Zukunft noch einmal vorbeisehen müssen. Wer sie wohl in Wirklichkeit war? Auf der anderen Seite... sollte Semira ihr richtiger Name gewesen sein dürfte es eigentlich kaum allzu schwer herauszufinden sein. Immerhin war das hier Brabak, ein überschaubares Städtchen und kein Moloch wie Al'Anfa. Nun ja... auf dem Rückweg dann... ich geriet noch vor der Abreise wieder ins Träumen zu meiner Rückkehr... Kläre Dich, Geist. Ich benötige für das kommende einen wachen Verstand.