Tagebuch von Isidra Kowaljewa
Diarium der adepta minora Isidra Kowaljewa (27. Phex 1020 BF)

27. Phex 1020 BF

Wir werden zur sechsten Morgenstunde von den Bediensteten durch ein Klopfen an unsere Tür geweckt. Da haben wir doch tatsächlich einmal etwas länger als üblich geschlafen. Andererseits, viel Schlaf haben wir ohnehin nicht abbekommen.

Die Bediensteten bringen uns ein Tablett mit Frühstück herein und teilen uns mit, dass in einer halben Stunde eine Firunsandacht stattfinden wird. Wir beeilen uns daher mit dem Frühstück, damit wir pünktlich erscheinen können. Selbst Cidris ist anwesend, er wirkt zerschunden und müde. Kein Wunder, war er doch äußerst beschäftigt, auch noch in der Nacht, wie der Geräuschkulisse zu entnehmen war.

Nach der halbstündigen Andacht geht Pjerow zu Wahnfried, offenbar bittet er ihn um Hemidane, denn dieser ruft sie zu sich und an ihrem sich erhellenden Gesicht kann ich erkennen, dass er Pjerows Bitte zugestimmt hat.

Es ist an der Zeit, weiter zu reisen und Ugdan erklärt, dass er auf das Dach der Kaleschka klettern werde, die vierzehn Katzen folgen ihm. Aber so hat auch Hemidane gleich noch Platz in der Kaleschka. Wir müssen einen wahrlich komischen Anblick bieten.

Gegen Abend erreichen wir endlich Marenhus und als ich aussteige, erkenne ich, dass sich sieben weitere Katzen eingefunden haben, uns nachgegangen sind und als Ugdan von der Kaleschka heruntersteigt, kommt ein leibhaftiger Firnluchs aus der Dunkelheit und umschmeichelt seine Beine. Nach dem ersten Schrecken, wir alle haben unsere Waffen gezogen, erkennen wir, dass er sich wie eine große Hauskatze verhält. Was auch immer hier los ist, im Moment scheint von diesem Tier keine Gefahr auszugehen, hoffen wir einmal, dass das so bleibt.

In Marenhus gibt es weder ein Herrenhaus noch eine Burg oder dergleichen, aber eine Karawanserei steht hier und dort werden wir uns auch einquartieren. Ugdan bestellt Futter für seine mittlerweile einundzwanzig Katzen und den Firnluchs, bekommt jedoch noch Kohlsuppe vorgesetzt und auf seine Frage, ob es hier kein Fleisch oder Fisch gäbe, bekommt er die Antwort, dass sämtliches Fleisch alle sei. Aber die Katzen scheinen auch mit Kohlsuppe zufrieden zu sein. Faszinierend.

Noch während ich die Katzen beobachte, sehe ich, wie Tsadan mit Pjerow redet. Kurze Zeit darauf winken die beiden mich zu sich und Tsadan teilt mir mit, dass Hemidane mein Haustier sei, dass er zukünftig über solche Pläne informiert werden wolle, bevor er uns stehen lässt. Ich bin erschüttert über seine Kälte, gerade da er doch am besten wissen müsste, wie es Hemidane ergangen ist.

Kolkja hat doch tatsächlich noch Pfannkuchen in seiner Tasche gehabt, mit diesen füttert er nämlich gerade den Firnluchs. Ifrundoch teilt uns mit, dass er sich nicht mit Kohlsuppe zufrieden geben würde und dass er etwas Essbares jagen wolle, bevor er sich auf den Weg macht. Zwischenzeitlich zieht Cidris sich auf sein Zimmer zurück und die mir bereits vertraute Geräuschkulisse setzt nach kurzer Zeit wieder ein. Er scheint dieser Hexe regelrecht hörig zu sein, ich sollte mal mit ihm reden, auf Dauer macht das selbst der gesündeste Mensch nicht mit.

Bereits nach gut einer Stunde kommt Ifrundoch zu uns zurück und teilt uns mit, dass er zwei Männer verfolgt hat, die Marenhus verlassen hatten und dass er ihnen zu einem verlassenen Fort gefolgt sei. Dort hätten sie gesagt, dass eine Karawane da sei, dass sie sich dort ihre Beute holen sollten, ihnen ihr Zeug zurückgeben sollen, woraufhin aus dem Fort ein Stück Schinken heruntergeworfen worden sei. Es wirkt beinahe so, als würden diese beiden Männer versuchen, uns irgendjemandem ans Messer zu liefern.

Da es mittlerweile bereits dunkel ist, bietet Ugdan an, als Geist voraus zu spähen und lässt sich von Ifrundoch den Weg erklären. Nach einer halben Stunde, die wir gebannt gewartet haben, setzt er sich auf und erzählt, dass in dem Fort etwa dreißig Söldner wären, davon knapp die Hälfte kampfbereit, die anderen zum Teil schwer verletzt. Ein schwergerüsteter, berittener Söldner würde sich gerade auf dem Weg zu uns befinden.

Wir machen uns kampfbereit, warten angespannt vor der Karawanserei, als wir in der Ferne ein kleines Licht ausmachen können. Ugdan ruft den Reiter an, fragt ihn, was er hier wolle und dieser teilt uns mit, dass er hier um eine Spende bitten wolle, dass sie von Tjelka nicht bezahlt worden seien. Mir fällt auf, dass er uns ständig Tiernamen gibt, er nennt uns Ferkelchen, Rehkitze, Fasane und dergleichen mehr und als er erfährt, dass ich eine Heilmagierin bin, bittet er darum, meine Heilkünste als Spende zu erhalten, es lägen einige seiner Kameraden im Sterben.

Als ich das höre, will ich los eilen, schließlich haben diese Männer und Frauen tapfer für uns gekämpft und es ist meine Pflicht als Norburger Heilmagierin, allen Menschen zu helfen, denen ich helfen kann, doch Rondrasil hält mich zurück. Pjerow fragt, wer uns garantiert, dass man mir nichts antäte und erneut fällt mir auf, wie naiv ich doch bin, schließlich kenne ich diese Menschen nicht, weiß nicht, ob sie uns wohlgesonnen sind, offenbar haben sie ja auch die Leute hier in Marenhus ausgeraubt.

Der Söldner, der sich uns als Brom vorstellt, erklärt, dass sie nichts Böses im Schilde führten, sie sich hier lediglich niederlassen wollten, aber nicht sonderlich herzlich empfangen worden seien. Er schildert, dass sie mit Mistgabeln empfangen worden wären, verjagt worden wären trotz der Tatsache, dass sie Schwerstverletzte bei sich gehabt hätten und erneut wird mein Herz weich.

Ugdan, der zwischenzeitlich kurz in der Karawanserei war, bestätigt Broms Aussage, sagt, dass er dem Wirt den gleichen Vorgang entlockt habe. Pjerow unterbreitet Brom daraufhin das Angebot, dass die Söldner für ihn arbeiten könnten, wenn ich sie zusammengeflickt hätte, was Brom dankend annimmt. Weiter schlägt er vor, dass diejenigen, die noch dazu in der Lage sind, zu gehen, sich unbewaffnet in Marenhus einfinden sollen und wenn diese hier wären, würde ich ins Fort gehen und mich um die Verletzten kümmern.

In Anbetracht der Tatsache, dass ich nicht weiß, was mich erwartet, bin ich zwar nicht sonderlich erfreut darüber, dass sich so alles noch weiter verzögert, aber ich sollte wohl dankbar sein, dass jemand an meine Sicherheit denkt, wenn ich es schon so selten tue. Ich lasse Brom, der ebenfalls verletzt ist, meine Hilfe aber anfänglich ablehnt, da andere sie dringender benötigen würden, einen Balsam angedeihen, bevor er zurückreitet und die Forderungen Pjerows an seine Leute weitergibt. Während des Balsams erzählt er, dass sie zu den Schrötern gehört haben, einer Söldnereinheit, wie er weiter erzählt.

Während Brom seine Kameraden holt, hat Ifrundoch sich daran gemacht, die beiden Männer zu suchen, die er zu dem Fort verfolgt hat. Als er sie gefunden und zu uns gebracht hat, stellt Ugdan sie zur Rede, macht sie regelrecht zur Sau, könnte man sagen. Der eine jammert, dass er den Schinken für seine kranke Mutter gebraucht habe, der andere wirkt reichlich naiv und dumm auf mich. Sie wollen von uns erklärt bekommen, woran man denn einen Magier erkennen würde und Ugdan meint, neben dem Magiersiegel würde man sie am Stab erkennen. Bei diesen Worten lässt er diesen mittels ewiger Flamme auflodern, was offenbar Eindruck bei den beiden macht.

Pjerow teilt uns mit, dass die ersten Söldner gleich da wären und tatsächlich kommen sie lediglich mit Schinken bewaffnet ins Dorf, geben diesen dann zurück. Zugegebenermaßen recht schwungvoll, genau genommen werfen sie den Schinken, aber sie geben ihn damit zurück.

Ich mache mich daran, den Weg zu nehmen, den die anderen Söldner gekommen sind, nachdem ich mich vergewissert habe, dass sich unter ihnen kein akuter Fall befindet und Rondrasil teilt mir mit, dass er mich nicht alleine gehen lässt. Auch Ugdan und Kolkja kommen mit, Ugdan bietet mir seine Hilfe an und ich vermute, dass ich momentan durchaus jede Hilfe gebrauchen könnte. Neben Ugdan folgen uns dann auch die einundzwanzig Katzen und der Firnluchs sowie einer der Schröter, welcher uns den Weg weist.

Im Fort angekommen bietet sich uns ein schreckliches Bild. Die knapp fünfzehn Männer und Frauen weisen größtenteils schwere Verbrennungen auf und während Ugdan und ich uns daran machen, einen Balsam nach dem anderen zu wirken, ich kümmere mich dabei um die wirklich schweren Fälle, während ich Ugdan die leichteren Fälle überlasse, merke ich, dass sie über Rondrasils Anwesenheit beinahe noch mehr erfreut zu sein scheinen. Sie wollen alle mit ihm reden und er nimmt sich die Zeit mit jedem ein Gespräch zu führen. Ich muss mich zusammenreißen, damit ich mich auf meine Arbeit konzentrieren kann, ich könnte meinen Mann stundenlang beobachten.

28. Phex 1020 BF

Wir arbeiten die ganze Nacht hindurch, ich fühle mich in den frühen Morgenstunden mehr als ausgelaugt, als wir uns endlich an den Rückweg machen können. Vor dem Fort hören wir von oben die Frage, ob wir noch zaubern könnten und auf unsere Gegenfrage, warum sie dies wissen wollen, bekommen wir die Antwort, dass sie eine Hornisse auf uns gerichtet hätten. Ugdan wirkt daraufhin einen Blitz dich find auf einen der beiden Söldner, woraufhin dieser ausruft, dass sie doch nur Spaß gemacht hätten. Ein wahrlich seltsamer Spaß, ob das unter Söldnern so üblich ist?

Es muss um die zehnte Morgenstunde sein, als wir endlich wieder die Karawanserei erreichen, wo wir bereits von Hemidane erwartet werden. Diese teilt uns mit, dass Cidris sich nachts ein Pferd genommen hätte und in dringender Angelegenheit nach Norburg gereist sei. Das sieht ihm gar nicht ähnlich, vor allem dass er Pjerow nicht informiert hat, dieser war doch schließlich die ganze Nacht hier.

Noch während ich darüber nachdenke, fragt Ugdan mich, ob ich einen Astraltrank für ihn hätte, er fühle sich so ausgelaugt. Als ich zu ihm sage, dass ich das nicht gutheißen kann, dass er vermutlich bereits eine Sucht entwickelt habe, spielt er dies erneut herunter, fragt mich, wie ich handeln würde, wenn ich so ausgelaugt sei. Als ich ihm daraufhin antworte, dass ich auch danach schon einmal gezaubert habe, weil ich mich fest darauf konzentriert habe, damals, als ich das Leben Narenas retten wollte, erklärt er mir, dass es sich dabei um die verbotenen Pforten handeln würde, ich mit meinem Blut zaubern könne. Ich bin überrascht, aber irgendwie bei weitem nicht so sehr, wie ich es wohl eigentlich sein müsste. Ich schätze, insgeheim habe ich es schon geahnt, denn woher sonst habe ich diese Energie genommen Narena zu retten?

Ich sollte mich hinlegen, etwas zu Kräften kommen und auch Rondrasil braucht etwas Schlaf.

Als ich abends aufstehe, fühle ich mich gestärkt genug um Madas Spiegel auf Cidris zu wirken. Dabei sehe ich ihn mit blutigen Kleidern in Pjerows Büro, er schreibt etwas mit einer Feder auf ein Pergament, aber ich kann nicht erkennen, was er schreibt. Als ich dies den anderen mitteile, sagt Ugdan, dass er Cidris aufhalten könne, wenn er einen Astraltrank von mir bekäme und widerwillig überreiche ich ihm einen.

Nachdem er diesen getrunken hat, verwandelt er sich vor unseren Augen erneut in Krox und fliegt davon. Kaum ist er verschwunden, hören wir einen lauten Schrei draußen vor der Karawanserei. Als wir nach draußen eilen, sehen wir, wie der Firnluchs gerade einen Bauern angegriffen hat, ihn zu Boden gerissen hat und auch die anderen Katzen wirken reichlich verwirrt, kratzen und beißen um sich, bevor sie allesamt das Weite suchen.

29. Phex 1020 BF

Wir brechen in aller Früh auf, müssen unbedingt ebenfalls nach Norburg reisen, wer weiß, ob es Ugdan alleine gelingt, Cidris aufzuhalten. Aufzuhalten bei was? Was hat er nur vor? Abends erreichen wir erneut Ask.

Abenteuer: Vereitelte Adelung - Teil I
Dieser Eintrag wurde am 20.12.2018 (18:06) verfasst und 580 mal aufgerufen.
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