Tagebuch von Isidra Kowaljewa
Diarium der adepta minora Isidra Kowaljewa (29. Phex 1020 BF)

29. Phex 1020 BF

Wieder werden uns Zuber vorbereitet, auch ohne Hemidane arbeiten hier alle äußerst geflissentlich, hektisch. Mir fällt auf, dass man Hemidane ein Zimmer direkt neben dem von Tsadan gibt, ich kann im Vorbeigehen sogar eine Verbindungstür zwischen beiden Zimmern erkennen. Aber ich bezweifle, dass einer von beiden diese Türe nutzen wird.

Nun gut, darüber sollte ich mir keine Gedanken machen, das geht mich nichts an. Ich sollte zu meinem Mann in den Zuber steigen, so oft kommen wir nicht in den Genuss, gemeinsam zu baden, dafür hat uns der Alltag einfach viel zu fest in seinem Griff.

30. Phex 1020 BF

Auch der heutige Tag startet mit einer Firunsandacht, an welcher wir teilnehmen, bevor wir unsere Reise fortsetzen. Gegen elf Uhr erreichen wir dann endlich Norburg und erfahren bereits am Tor, dass es ein Massaker im Badehaus gegeben hat. Pjerow teilt uns daraufhin mit, dass er Tsadan an der Burg absetzen wird und danach umgehend zu seiner Taverne fahren wird. Wir können also entweder auch an der Burg aussteigen oder mit ihm zur Taverne fahren.

An der Burg angekommen beschließen wir, hier auszusteigen, auch Hemidane tut es uns gleich, ist sie ja schließlich die neue Haushofmeisterin Tsadans. Auch wenn dieser nach wie vor wütend auf sie zu sein scheint. Ich frage mich nur, warum dem so ist, die beiden vereint doch das gleiche Schicksal, sie sind beide bei Wahnfried aufgewachsen.

Ifrundoch bleibt in der Kutsche sitzen, will Pjerow begleiten, wie er sagt. Kolkja marschiert schnurstracks in die Burgküche, gefolgt von Rondrasil, weshalb auch ich den beiden nachgehe. In der Küche angekommen stößt Ugdan zu uns, im Schlepptau drei Katzen, die ihm nicht von der Seite weichen.

Er erzählt uns, was wir verpasst haben, was sich hier zugetragen hat. Nachdem er als Rabe nach Norburg geflogen war, hat Ugdan Natascha aufgesucht, die sehr abgemagert ist und tiefe Augenringe aufgewiesen haben soll. Ihr ist es gelungen, Ugdan begreiflich zu machen, dass sie beherrscht wird, woraufhin er umgehend einen Analys auf sie gewirkt hat und so feststellen konnte, dass nicht nur ein Beherrschungszauber auf ihr lag.

Im Anschluss konnte er Cidris tatsächlich in Nataschas Haus ausfindig machen, dieser hat ihn jedoch stehen lassen mit den Worten, dass er etwas Wichtiges zu tun habe und dass er in den Pelzhandel einsteigen würde.

Er konnte bei den Mitarbeitern Pjerows in Erfahrung bringen, dass Cidris diverse Briefe geschrieben hatte, welche bereits ausgeliefert worden waren und ein Treffen für den folgenden Mittag in der Taverne am Badehaus anberaumt hatten.

Im Anschluss wies er Natascha an, dass diese die Akademie aufsuchen solle, um dort Hilfe zu erlangen, und stellte fest, dass es ihr nicht möglich war, auch nur in die Nähe der Akademie zu gehen. Vermutlich einer der Zauber, die auf ihr lagen. Daraufhin bat er per Boten, er konnte ja schließlich genauso wenig in die Akademie, einige Norburger Adepten um Hilfe.

Mit der Hilfe dieser Adepten konnte er zum einen herausfinden, dass etliche aktive Beherrschungszauber zu diesem Zeitpunkt auf Natascha lagen als auch, dass bereits etliche ähnliche Zauber vor kurzem auf sie gewirkt worden sein müssen.

Nachdem er gemeinsam mit den Norburgern die Zauber gebrochen hat, hat er Natascha aufgetragen, vorerst in der Burg zu bleiben, wer weiß, ob die Hexe noch in der Nähe ist oder nicht. Nachdem der Bann gebrochen war, erzählte Natascha ihm, dass sie unter Zwang diverse Dokumente unterschreiben musste, die ihr Stück für Stück ihr Hab und Gut wegnahmen, unter anderem hat sie so auch den Pelzhandel an Cidris überschrieben. Dies erklärt seine Äußerung, die er zuvor Ugdan gegenüber getätigt hatte.

Am nächsten Morgen, zu dem Zeitpunkt sind wir gerade in Marenhus aufgebrochen, ist Ugdan dann gemeinsam mit Natascha zum Hesindetempel gegangen, wo sie Anzeige erstattet hat. Ugdan hat als Zeuge bestätigt, dass eine enorme Anzahl von Beherrschungszaubern auf Natascha gelastet hatte, als sie die Dokumente unterzeichnen musste.

Gemeinsam mit zwölf Bütteln hat er dann das Haus von Natascha erneut aufgesucht, um die Hexe festzusetzen, diese war jedoch nicht anwesend. Laut den dortigen Wachen hätte auch Cidris, kurz nachdem er Ugdan stehen gelassen hat, das Haus bereits wieder verlassen, er soll dabei recht erbost gewirkt haben. Ob seine Hexe zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr im Haus war?

Um die Mittagszeit, Ugdan war gerade wieder in die Burg zurückgekommen, wie er erzählt, erreichte ihn ein Bote, der von einem Massaker in der Taverne berichtete. Dabei seien wohl sämtliche Maraskaner bis auf einen umgebracht worden, laut dem Boten von Angestellten der Taverne. Der Bote sagte weiter, dass Pjerow als Zeuge vernommen werden solle, um herauszufinden, ob er seine Angestellten zu diesem Mord angestiftet habe.

Wir wissen alle, dass dies nicht von Pjerow ausging, immerhin ist er mit den Maraskanern befreundet.

Ugdan hat daraufhin die Taverne erneut aufgesucht und von den verbliebenen Angestellten erfahren, dass alle einen Brief von Cidris bekommen hätten, indem er sie zu diesem Mord aufgefordert habe, weil es einen angeblichen Krieg zwischen ihnen und den Maraskanern geben würde. Weiter hat er in Erfahrung gebracht, dass der eine Maraskaner, der überlebt hat, wohl geflohen ist, weshalb Ugdan umgehend einige Büttel angewiesen hat, ihm nachzueilen, ihn aufzuhalten, um alles aufzuklären.

Mehr konnte Ugdan nicht in Erfahrung bringen, so sehr er sich laut seiner Aussage auch bemüht hat, diese Vorkommnisse aufzuklären. Als er heute von unserer Ankunft erfahren hat, hat er sich deswegen umgehend auf die Suche nach uns gemacht und uns, Rondrasil und mich, mit Kolkja hier in der Küche vorzufinden.

Während Kolkja gerade dem Koch von den Pfannkuchen in Ask vorschwärmt, fällt mir ein, dass Ugdan gut anderthalb Tage weit außerhalb der Reichweite von ihm war, weshalb ich ihn frage, ob Algunde sich gezeigt habe. Er antwortet mir, dass sie eine äußerst angeregte Unterhaltung geführt hätten, weshalb ich ihn bitte, Vorsicht walten zu lassen. Sie ist, sie war (was ist da eigentlich treffender?) eine Paktiererin, ihr darf man nicht trauen.

Als Ugdan erzählt, dass insgesamt sechs verschiedene Beherrschungszauber auf Natascha lagen, (ich kenne mich zwar nicht so gut mit Beherrschungen aus, glaube aber, dass dies eine enorme Fertigkeit auf diesem Gebiet verlangt) äußert Rondrasil, dass nicht nur auf Natascha ein Sexzauber läge, woraufhin ich ihn zärtlich in die Seite puffe. Wir alle wissen, dass er damit nur Cidris und sein merkwürdiges Verhalten der Hexe gegenüber meinen kann.

Kolkja hat in der Zwischenzeit, während wir Ugdan zugehört haben, bereits die vierte Pfannkuchenvariante gekostet und konstatiert, dass sie nicht so gut wie in Ask schmecken würden. Auch Rondrasil hat er dazu genötigt, die Pfannkuchen zu kosten und sein Urteil abzugeben, was dieser auch geduldig getan hat.

Als Kolkja mir einen der Pfannkuchen hinhält, wird mir übel. So übel, dass ich mich entschuldige und flugs die Küche verlasse. Ich hatte die letzten Tage bereits immer ein leicht flaues Gefühl im Magen und während ich an der frischen Luft darauf warte, dass sich mein Magen beruhigt, fällt mir auf, dass mir vor lauter Aufregung in den letzten Wochen gar nicht aufgefallen ist, dass meine monatliche Blutung ausgeblieben ist. So langsam wird mir klar, was anderen wohl schon weitaus früher bewusst geworden sein muss. Ich glaube, ich bin schwanger. Ob Robak das mit dem veränderten Geruch gemeint hat? Kann er wahrnehmen, wenn eine Frau schwanger ist? Und wenn ja, lässt sich dies irgendwie für die Medizin nutzen?

Nachdem sich mein Magen tatsächlich wieder beruhigt hat, gehe ich zurück in die Küche, nur um Rondrasil mit Kolkja über Pfannkuchen philosophierend vorzufinden. Ugdan fragt, wo  der Rest von uns sei, weshalb ich ihm sage, dass Ifrundoch mit Pjerow und den anderen zur Taverne gefahren ist, als er von dem Massaker erfahren hat.

Die Gerüche in der Küche machen sich viel zu schnell wieder bei mir bemerkbar, weshalb ich Rondrasil frage, ob wir auf unser Zimmer gehen könnten. Dieser meint jedoch zu mir, dass ich alleine gehen solle, er würde in der Zwischenzeit hier bei Kolkja bleiben. Auf meinen fragenden Blick erklärt er mir, dass er mich am liebsten so weit wie möglich von Kolkja fernhalten wolle, denn er glaubt, wenn seine Rechnungen stimmen, dass mir das gerade mehr als gut täte.

Dieser Mann kann mich nach wie vor lesen wie ein Buch und scheinbar wusste wirklich jeder außer mir bereits, was Sache ist. Wieder einmal habe ich viel zu wenig Acht auf mich selbst gegeben. Aber mein Mann hat Recht, wenn ich nicht in Kolkjas Nähe bin, fühle ich mich irgendwie leichter, befreiter.

Ich drücke ihm einen Kuss auf den Mund, bevor ich auf unser Zimmer gehe und mich daran mache, mein Tagebuch zu schreiben. Es hat sich schon wieder so unglaublich viel ereignet. Während ich schreibe, höre ich plötzlich einen lauten Knall und als ich auf den Flur eile, sehe ich auch, woher der Krach kommt.

Ifrundoch hat die Tür Ugdans eingetreten. Als er mich sieht, erklärt er, dass er mich gesucht habe und dass Rondrasil ihm geraten habe, mich bei Ugdan zu suchen. Ich frage mich, warum er das vorgeschlagen hat, ich hatte doch eigentlich gesagt, was ich vorhabe.

Wie dem auch sei, Ifrundoch eröffnet mir, dass er doch tatsächlich lesen und schreiben lernen wolle, weil man das als Bronnjar sicherlich können müsste. Ich bin überrascht über seinen Wunsch, aber er hat Recht. Er ist jetzt ein Bronnjar und trägt die Verantwortung über sämtliche Einwohner von Hexenhus, er sollte tatsächlich lesen und schreiben können.

Ich trage Ifrundoch auf, dass er sich Schreibmaterial besorgen solle und suche Rondrasil auf, der noch immer in der Küche mit Kolkja sitzt, vor sich unzählige Teller mit angefangenen Pfannkuchen. Auf meine Frage, warum er Ifrundoch geraten habe, mich bei Ugdan zu suchen, antwortet er mir, dass er dachte, ich würde mich vielleicht gerade mit ihm über Kolkja austauschen, schließlich haben wir ja immer noch den Auftrag von Tsadan, eine Lösung ihn betreffend zu finden.

Nun gut, diese Erklärung leuchtet mir ein und in diesem Moment kommt Ifrundoch zu uns, teilt mir mit, dass er alles besorgt habe, was ich ihm aufgetragen habe. Gemeinsam gehen wir in die Bibliothek Tsadans und ich beginne damit, ihm das Alphabet aufzuschreiben, ihm zu erklären, welcher Buchstabe wie aussieht und mache ihm eine Übung fertig, bei der er die Buchstaben nachmalen soll, damit er ein Gefühl für den Umgang mit Feder und Tinte bekommt.

Nach einigen Stunden, es dürfte etwa um die achte Abendstunde sein, beschließe ich, dass Ifrundoch für heute genug gelernt und geübt hat und mache mich an, den Rondratempel aufzusuchen. Ich will meinen Mann in die Arme schließen und bin müde. Ifrundoch will mich unbedingt begleiten und auf meine, zugegeben etwas wirsche, Frage, warum er das wolle, antwortet er mir betrübt, dass es ihm nicht so gut ginge.

Er hat in den letzten Monaten auch viel durchgemacht, das weiß ich und mein therapeutischer Instinkt sagt mir, dass da mehr dahinter steckt, dass ich die Gelegenheit nutzen muss, wenn er sich mir gerade öffnet, weshalb ich mich wieder zu ihm setze und ein anamnestisches Gespräch beginne. In den folgenden zwei Stunden stelle ich fest, dass Ifrundoch sich die Schuld am Tod derer gibt, die ihm etwas bedeuten, dass er große Trauer verspürt. Ich beschließe, dass es das Beste für ihn ist, wenn wir zweimal die Woche eine Therapiesitzung abhalten, neben den Lese- und Schreibübungen, versteht sich.

Gegen zehn Uhr ist es mir dann endlich möglich, in den Rondratempel zu gehen, dort finde ich Kolkja vor, der sich den Bauch hält und darüber klagt, dass er so viele Schmalzkringel gegessen hat, bis ihm schlecht geworden sei. Auf meine Frage, warum er so viele Kringel gegessen hat, meint er lediglich, dass Rondrasil ihm gesagt habe, wenn der Koch Tsadans keine so guten Pfannkuchen wie in Ask machen kann, dass er sicherlich etwas anderes besonders gut könne und dies waren nun einmal Schmalzkringel.

Ich frage mich, warum mein Mann Kolkja nicht davon abgehalten hat, so viele Kringel auf einmal zu essen. Ich sollte bei Gelegenheit mit ihm darüber sprechen. Wenn wir zusammen ein eigenes Kind haben, darf er bei ihm nicht so nachlässig in der Erziehung sein.

Auf dem Weg zu unserem Zimmer hier finde ich ein Bündel im Hof, bei welchem eine Notiz liegt, die ich, nach Begutachtung des Inhalts des Bündels, als Nachricht von Cidris identifiziere. Darin sind seine Waffen und auf dem Zettel steht „Komme bald wieder, bitte nicht wegwerfen.“

Als ich Rondrasil rufe, sieht dieser sich das Bündel genauer an und teilt die ungezählten Waffen in zwei Stapel. Auf meine Frage, wonach er da gerade sortieren würde, antwortet er, dass er in legale und illegale Waffen sortiere. Die legalen Waffen würde er für Cidris aufheben, wie er es erbeten hat, doch die illegalen wird er den Bütteln übergeben, weil er sich sonst selbst strafbar machen würde.

Ich hätte die Waffen zum Teil nicht einmal benennen können geschweige denn erkennen, welche erlaubt sind und welche nicht.

Ich frage mich, wie unser Kind sein wird. Wird es meine Größe bekommen oder schlägt es nach Rondrasil? Wird es eine magische Begabung besitzen oder kämpferisch? Fragen über Fragen, die in meinem Kopf umher schwirren und mich lange wachhalten werden. Ich muss zukünftig mehr auf mich aufpassen, ich trage jetzt nicht mehr nur für mich alleine die Verantwortung.

01. Peraine 1020 BF

Bereits am frühen Morgen, kurz nachdem wir aufgestanden sind, wird uns zugetragen, dass man auf dem Marktplatz eine Leiche gefunden hat. Jemand hat ihr die Beine abgehackt und die Kehle durchgeschnitten, die Zunge aus dem Schnitt herausgeholt und um den Hals gewickelt. Ich bin gerade froh, dass ich die Leiche nicht gefunden habe, allein die Vorstellung lässt meinen Magen bereits rebellieren.

Nun denn, es ist an der Zeit, die Übungen wieder aufzunehmen, weshalb ich Ifrundoch wecke, der ebenfalls im Tempel geschlafen hat. Erneut schreibe ich ihm die Buchstaben vor und weise ihn an, diese nachzumalen und Kolkja gesellt sich zu ihm, will auch mitmachen, weshalb ich ihm ein Pergament und Feder und Tinte bringe.

Eine Weile sehe ich den beiden zu und ich habe das Gefühl, dass Kolkja schon einmal gewusst haben muss, wie man schreibt. So ungelenk seine ersten Versuche noch erscheinen, er wird schnell besser, wirkt beinahe schon geübt im Schreiben.

Ich lasse die beiden in Ruhe üben und gehe auf den Hof, wo ich meinem Mann zuerst ein wenig beim Training zusehe, bevor ich ihn bitte, mit ihm trainieren zu dürfen. Mir fällt auf, dass mein Mann mich nicht schont, er fordert mich gnadenlos, lockt mich aus der Reserve und sorgt dafür, dass ich sehr schnell außer Atem bin. Einzig bevor er mich mit seinem Rondrakamm trifft, bremst er den Schlag minimal ab, dreht die Klinge, damit er mir lediglich diverse blaue Flecke zufügt.

Es erfüllt mich mit Stolz, dass mein Mann keine Rücksicht auf mich, meine Größe nimmt, dass er in mir einen vollwertigen Menschen sieht, vollwertig mit mir trainiert, dafür sorgt, dass ich mich zu bewegen weiß, dass ich ein besseres Gefühl dafür kriege, meinen Stab als Waffe einzusetzen. Ich muss mich verteidigen können, auf mich, auf uns, aufpassen können, damit mein Mann nicht vor lauter Sorge um uns seine Gesundheit aufs Spiel setzt.

Gegen zehn Uhr erreicht uns ein Bote, der von Tsadan ausgesandt worden ist, mit der Frage, wann wir Jarrlak aufsuchen wollen, woraufhin Rondrasil ihm antwortet, dass wir bereit sind, wenn die anderen bereit wären.

Ich gehe zurück zu Ifrundoch und Kolkja, um deren Übungen zu kontrollieren und stelle fest, dass Ifrundoch eine ziemliche Sauklaue besitzt. Er wird noch viel üben müssen. Als ich mir das Pergament von Kolkja ansehe, stelle ich mit Erschrecken fest, dass er die Kusliker Zeichen mit Zhayad Glyphen vermischt hat, dass er auf Zhayad „TGT“ geschrieben hat, Thargunitot. Als ich ihm sage, dass er das nicht schreiben dürfe, fragt er, warum, es wäre der Name seiner Mutter.

Ich sollte Ugdan holen, vielleicht weiß er, wie wir Kolkja begreiflich machen können, dass er diese Zeichen nicht schreiben darf, ich erinnere mich mit Schrecken daran, was damals passiert ist, als ich einige Zhayad Glyphen von Meljows Körper übertragen habe.

In der Burg wird mir mitgeteilt, dass Ugdan im ehemaligen Gut sei, weil er dort in Ruhe lesen wolle, weshalb ich mich mit Kolkja auf den Weg dorthin mache. Bereits auf halber Strecke kommt er uns entgegen, im Schlepptau zwanzig Hauskatzen und einen ausgewachsenen Luchs. Auf meinen irritierten Blick antwortet er mir, noch bevor ich ihn fragen kann, warum er uns entgegen gekommen ist, dass Kolkja ihm bereits gesagt habe, dass wir auf dem Weg zu ihm wären und dass er deshalb beschlossen habe, uns entgegen zu kommen.

Er erzählt weiter, dass er angeregt mit Algunde korrespondiert habe, wischt meinen Einwand mit einer Handbewegung beiseite, fragt mich, warum wir zu ihm wollten. Ich erzähle ihm daraufhin von den Zhayad Glyphen, die Kolkja geschrieben hat und bitte ihm, Kolkja klarzumachen, wie gefährlich dies sei.

Ugdan antwortet mir daraufhin, dass er nicht glaube, dass das bloße Schreiben so gefährlich wäre, aber ganz sicher sei er sich auch nicht. Ich erzähle ihm, was damals auf dem Weg am Totenmoor vorbei passiert ist und dass wir nach wie vor nicht wissen, wozu Kolkja in der Lage ist, aber ich habe ein wenig das Gefühl, dass er das Ganze weitaus weniger ernst nimmt, als ich. Bilde ich mir das nur ein oder ist das vielleicht der schlechte Einfluss von Algunde?

Als wir wieder am Rondratempel eintreffen, kommt zeitgleich mit uns wieder der Bote Tsadans, der uns mitteilt, dass der Aufbruch für morgen früh zur achten Morgenstunde geplant ist.

Bis morgen haben wir also Zeit, genug Zeit, um mit Ugdan eine fachliche Diskussion zu führen über verbotenes Wissen Dämonen betreffend. Wir fachsimpeln darüber, ob das alleinige Wissen der wahren Namen bereits verboten ist oder ob es lediglich die Anwendung selbiger ist beziehungsweise die Art der Anwendung, schließlich gibt es ja auch eine weiße Akademie wider dämonischer Mächte. (Ich warte im Übrigen noch immer auf eine Antwort von dieser Akademie, hoffentlich ist mein Brief nicht unterwegs verloren gegangen oder, noch schlimmer, die Antwort von ihnen. Nicht, dass ich nicht auf ihr Schreiben antworte und mich dann für arrogant oder eingebildet hält.)

Während wir uns angeregt unterhalten, wirft Kolkja, der uns die ganze Zeit zugehört hat, plötzlich ein, dass er Dämonen rufen könnte, es aber nicht machen würde, weil dann der Rabe käme und das wolle er nicht. Erschrocken über diese Erkenntnis blicke ich Kolkja an, der mich aus seinen kindlichen braunen Augen ansieht.

Ugdan fährt davon beinahe unbeirrt fort, seine Ausführungen weiter darzulegen und zusammengefasst könnte man sagen, will er mir begreiflich machen, dass, seiner Meinung nach, der Zweck sämtliche Mittel heiligen würde. Wenn man das wortwörtlich auslegt, dann wäre nach dieser Devise auch legitim, dass man einen Pakt eingeht, wenn man nur Gutes damit erreichen will. Ich wiederspreche vehement und erneut ist es Kolkja, der mich aus meiner Argumentation bringt.

Er fällt mir ins Wort und teilt mir mit, dass er irgendwann zum Totenmoor müsse, dass wir dorthin müssten, denn wenn er dort versänke ohne zu ertrinken, dann könnte er auf sämtliches Wissen zugreifen um die Eisrose zu finden. Dazu müssten wir dann aber Rik mitnehmen und sofort habe ich wieder das Bild vor Augen, welches Rik mir damals im Gut gezeigt hat.

Die große und die kleine Gestalt im Feuer, die gegen ein Monster kämpfen und dabei sterben. Die große und die kleine Gestalt, die gegen ein Monster kämpfen und Rik, der das Monster besiegt. Angeblich hat Libussa, also Shafiria, ihm damals von dieser Gefahr berichtet, aber bezieht sich das tatsächlich immer noch auf diese Situation hier oder ist das schon längst eine neue Angelegenheit?

Ich schiebe diese Gedanken beiseite und greife meine Argumentation Ugdan gegenüber wieder auf, erzähle ihm, dass ich nichts falsch machen möchte, dass ich deswegen auch nur in der Theorie den Pentagramma und die beiden Invocatio Sprüche beherrsche, dass ich mich aufgrund ihrer dämonischen Komponente bislang nicht getraut habe, diese Sprüche praktisch anzuwenden. Ich erzähle ihm auch von den Shakagra, doch bevor ich weiter ausführen kann, worauf ich hinaus will, überkommt mich eine urplötzliche Übelkeit, weshalb ich wortlos, mir die Hand vor den Mund halten, davon renne.

Als ich mich wieder etwas erfrischt und hergerichtet habe, wieder zu Kolkja und Ugdan gehe, teilen diese mir mit, dass Rondrasil mit Ifrundoch zur Taverne Am Badehaus gegangen sei, weshalb ich beschließe, den beiden zu folgen.

Ich setze mich zu meinem Mann, als ein Mann, der mir gänzlich unbekannt ist, in der Tracht der Akoluthen der Marbiden, die Taverne betritt. Offenbar hat Robak Zuwachs bekommen, ich frage mich nur, ob das auch ein Werwolf ist oder nicht. Und wenn ja, hat er sich freiwillig zu einem Werwolf verwandeln lassen? Irgendwie bin ich nicht gut gelaunt, beinahe schon melancholisch. Dies fällt auch Rondrasil auf und als ich äußere, dass ich frische Luft bräuchte, ein wenig spazieren gehen wolle, steht er wortlos auf und begleitet mich.

Im Gehen höre ich noch, wie Ifrundoch Pjerow und Fredo, den Akoluthen, auffordert, mit ihm zur Ogerfaust zu gehen, er hätte Lust ein wenig zu kämpfen. Ich hoffe nur, dass er dieses Mal vorsichtiger mit seinen Gegnern umgeht.

Draußen in den Gassen fällt mir beim Spazieren gehen ein Aushang ins Auge, der den Bürgern mitteilt, dass morgen zur neunten Stunde die Heilmagier die Stadt verlassen würden. Jene Adepten, die sich freiwillig gemeldet haben, zur Schlacht zu reisen. Mir wird schwer ums Herz als ich erkenne, dass wir den Auszug nicht miterleben werden, weshalb ich beschließe, mich heute noch, am besten jetzt sofort, von Rajan zu verabschieden.

Die Stimmung in der Akademie ist gedämpft, wer kann es ihnen verübeln, handelt es sich schließlich um ein Alveranskommando. Aber auch  mein Gatte hat schon einmal an einem ähnlichen Unterfangen teilgenommen, von dem behauptet worden sei, dass dies niemand überleben könnte und es überlebt. Die Hoffnung stirbt also zuletzt.

 Mein Mann ist es auch, der den Adepten gerade erklärt, dass sie auch weglaufen dürften, dass sie keine Kämpfer sind, sich nicht unnötig in Gefahr bringen sollten, denn hinter den Linien könnten sie nun einmal am besten helfen. Ich ergänze seine Ausführungen damit, dass sie sich jedoch nicht zu sicher fühlen dürften, denn gerade die Lazarette sind bei den Feinden offenbar ein sehr beliebtes Ziel, sie sollten allzeit die Augen und Ohren offenhalten.

Mir wird erzählt, dass auch Maschdawa morgen mitgehen wird, dass sie jedoch der restlichen Führungsebene untersagt hat, sich ebenfalls freiwillig zu melden. Ich sollte mich auch von ihr verabschieden, weshalb ich an ihre Bürotür klopfe. Ich finde sie an ihrem Schreibtisch sitzend vor, einige Unterlagen sortierend, welche sie beiseitelegt, als sie mich eintreten sieht. Sie erzählt mir, dass sie auf ihre Adepten achten wird, ihr Bestes geben wird, sie zu beschützen und auf meine Frage, wie ihr das gelingen will, sie kann schließlich nicht überall zugleich sein, antwortet sie mir, dass sie noch einen Trumpf im Ärmel habe, und geht an einen Schrank.

Daraus holt sie eine Robe hervor, die aus lebenden Ranken besteht und sagt, dass dies ein Geschenk von Uuhs Oduhn sei. Durch diese Robe hat sie eine Verbindung zu jedem, der ein Blatt davon bei sich trüge und sie habe jedem Adepten, der morgen mit in die Schlacht ziehen wird, ein solches gegeben. Während sie dies erzählt, fällt mir auf, wie gealtert Maschdawa aussieht, die Verantwortung, die auf ihren Schultern lastet, wiegt schwer, ich möchte nicht in ihrer Haut stecken und doch tue ich es manchmal ein wenig. Schließlich beruht ihre Entscheidung, Adepten zur Schlacht zu senden auf meinem Ratschlag, letztlich habe also ich den Befehl gegeben, dieses Alveranskommando zu starten.

Bedrückt hänge ich diesem Gedanken ein wenig nach, als mir Maschdawa ein Blatt vor mein Gesicht hält. Es ist eines der Blätter ihrer lebenden Robe und während ich mir dieses an meiner Kette mit dem Bärenreißzahn befestige, welche ich, seit ich sie von Ilonen bekommen habe, trage, weist Maschdawa mich an, dass ich auf Tsadan und Norburg aufpassen solle. Ich erwidere ihr, dass sie auf sich und die Adepten aufpassen solle, dass sie nach Möglichkeit wieder nach Hause kommen soll, bevor ich mich nicht mehr beherrschen kann und ihr um den Hals falle, versuche, meine Tränen zurückzuhalten.

02. Peraine 1020 BF

Es ist gleich acht Uhr, unsere Abreise steht bevor, in einer Stunde sind dann die Adepten an der Reihe. Ich habe die ganze Nacht kaum geschlafen, mich unruhig im Bett gewälzt und mir die Frage gestellt, ob ich anders hätte entscheiden sollen. Doch wenn die Norburger nicht zur Schlacht reisen, werden viele Menschen sterben. Mehr als mit den Adepten. Jedes Leben zählt, könnte das Zünglein an der Waage für den Ausgang der Schlacht sein.

Pjerow fährt gerade mit der Kutsche vor den Rondratempel, um uns abzuholen, als Tsadan atemlos angerannt kommt. Noch bevor wir fragen können, was das zu bedeuten hat, ruft er uns zu, dass er unsere Hilfe dringend in der Burg bräuchte und während wir gemeinsam zur Burg eilen, erzählt er uns, noch immer nach Luft ringend, was vorgefallen ist.

Er sagt, dass er von Hemidane gerufen worden sei, weil Ifrundoch Hilfe benötigen würde und als er, gemeinsam mit Ugdan und einer Wache, in Hemidanes Zimmer angekommen sei, hätte er hinter einem Schrank einen Gang mit Wendeltreppe nach unten vorgefunden, welche Ifrundoch laut Hemidane genommen haben soll.

Als die drei nach unten stürmten um Ifrundoch zu helfen, der scheinbar in einen Kampf verwickelt war, seien er und die Wache gegen eine unsichtbare Wand geprallt, einzig Ugdan hat diese Barriere problemlos durchqueren können. Deswegen hat er beschlossen, uns zu holen und sei umgehend losgerannt, während Ugdan Ifrundoch helfen wollte.

Als wir in Hemidanes Zimmer angekommen sind, stelle ich erleichtert fest, dass es Ugdan gelungen ist, Ifrundoch zu helfen, beide stehen wieder oben am Rand der Wendeltreppe. Sofort fällt mir ein unangenehm süßlicher Geruch nach Verwesung auf und es kostet mich meine ganze Selbstbeherrschung, meinen Magen im Zaum zu halten. Mir fällt aber auch auf, dass Tsadan Hemidane im alten Trakt untergebracht hat, in dem Zimmer, welches der Frau Isidors gehört hatte.

Ifrundoch erzählt uns, dass die Treppe nach unten in den Keller führen würde in jenen Saal, in dem Cidris und Pjerow damals den Laraan gestellt haben und Ugdan fällt ihm ins Wort und sagt, dass dort unten zwei Muwu Laraane wären, woraufhin mir die beiden Dämonenbälger wieder einfallen.

Wir müssen handeln, etwas gegen diese Bedrohung tun und nachdem mein Mann sich vergewissert hat, dass auch er die Barriere durchschreiten kann, hat er gesagt, dass er gegen diese Kreaturen kämpfen werde, dabei auf mich und meine Fähigkeiten vertrauen würde. Mein Herz hat einen kleinen Sprung gemacht bei dieser Aussage, auch wenn der Anlass ein sehr ernster ist. Wie gut, dass ich immer einen Gardianum im Stab gespeichert habe und dass ich allgemein recht ausgeruht bin zurzeit. Verhältnismäßig jedenfalls.

Ugdan teilt mir mit, dass er ebenfalls einen Gardianum wirken werde und gemeinsam gehen wir, mein Mann bei mir und Ifrundoch bei Ugdan, die Wendeltreppe hinunter. Ich aktiviere den Gardianum kurz bevor wir die Barriere durchschreiten und bin ab jetzt darauf bedacht, immer in der Nähe meines Gatten zu bleiben. Wir gehen jeweils links und rechts an der, immer noch von verwesendem Unrat bedeckten, Tafel vorbei, die Dämonenbälger kann ich kaum wirklich ausmachen, es scheint beinahe so, als würden sie aus purer Schwärze bestehen, beinahe wie Shafiria als Alb. Gibt es Dämonenbälgeralbe?

Noch während ich diesem Gedanken kurz nachgehe, gelingt es meinem Gatten bereits, eine dieser Kreaturen zu vernichten und wir sehen, wie die zweite den Gang nach draußen nimmt. Während Ugdan uns mitteilt, dass er sich mit Ifrundoch um den dämonischen Spiegel kümmern wolle, vermutlich das Gegenstück zu jenem in Wosna, eilen Rondrasil und ich der anderen Kreatur nach.

Ich bin mir nicht sicher, ob Tsadan den Geheimgang wieder zumauern hat lassen oder ob er noch immer offen ist und selbst wenn nicht, woher weiß ich, ob ein Alb oder Dämonenbalg oder Dämonenbalgalb an so etwas wie eine Mauer gebunden ist? Es gelingt uns am Gangende, der Durchgang ist immer noch offen, die Kreatur einzuholen und mit Erschrecken sehe ich, dass auf der anderen Seite Kolkja steht und offenbar damit beginnt, die Seele oder was auch immer davon übrig ist, in sich aufzunehmen. Wir müssen dies unbedingt verhindern und mit aller Macht schlägt Rondrasil auf die Kreatur ein, zerstört sie offenbar noch rechtzeitig, denn Kolkja sagt kurz darauf mit weinerlicher Stimme, dass wir „es weggemacht haben“.

Gemeinsam gehen wir zurück in den Saal, ich fühle mich so hundeelend, mir ist unglaublich übel, und während ich an den anderen vorbei nach oben eile, sehe ich, dass es Ifrundoch und Ugdan gelungen ist, den Spiegel zu zerstören. Oben in Hemidanes Zimmer stelle ich mich zuallererst an das geöffnete Fenster und atme tief durch, versuche meinen Magen unter Kontrolle zu bringen, während die anderen mir langsam folgen.

Ich kann hören, wie Ugdan versucht, Ifrundoch begreiflich zu machen, dass magisch sei, dass er Magie wirken würde, doch dieser sagt immer wieder, dass das nicht stimme. Ich muss ein wenig schmunzeln, erinnert mich diese Situation doch sehr daran, wie ich damals versucht habe, ihm selbiges nahezulegen.

Als ich mich zu den anderen umdrehe, fällt mir sofort auf, dass sich die Adern in Ifrundochs rechter Hand schwarz verfärbt haben und als ich frage, was passiert sei, antwortet Ugdan mir, dass Ifrundoch den Spiegel mit seiner Faust zertrümmert habe, dass er dabei einige Splitter unter die Haut bekommen habe, die sich dann verflüssigt hätten. Ich wirke umgehend einen Klarum purum auf ihn, der jedoch keine Wirkung zeigt, weshalb ich Ifrundoch an der Hand nehme und sofort zur Akademie mit ihm gehe, vielleicht kann Uuhs Oduhn uns helfen.

Im Keller der Akademie angekommen brauche ich Uuhs Oduhn gar nicht groß um Hilfe zu bitten, denn seine Ranken schließen sich bereits um Ifrundochs Hand. Nach einer kurzen Zeit beginnen diese zu verdorren und Uuhs Oduhn teilt uns mit, dass er den bösen Dünger aus Ifrundoch entfernt habe. Während er dies sagt, kann ich sehen, dass zwei Reihen im Beet ebenfalls verdorrt sind und auf meine besorgte Frage, ob ich etwas tun könne, um ihm etwas Kraft zu spenden, antwortet er mir nur, dass es ihm gut gehe, er sich erholen werde.

Als wir wieder vor der Akademie stehen, schlägt es gerade die neunte Stunde, die Adepten brechen auf. Nachdem wir unseren Aufbruch verpasst haben und Tsadan nicht gleichzeitig mit der Akademie starten wollte, kann ich genauso gut der Verabschiedung beiwohnen.

Jeder Adept, der sich freiwillig gemeldet hat, tritt einzeln hervor und ruft laut einen Namen in die Menge. Der so Aufgerufene tritt dann hervor und bekommt von dem Adepten ein buntes Tuch überreicht, bevor sie sich herzlich voneinander verabschieden. Als Rajan an der Reihe ist, ruft er tatsächlich meinen Namen und als ich auf ihn zutrete und er mir sein Tuch überreicht, sagt er mir, dass ich seine Geschichte erzählen soll, wenn er nicht nach Hause kommen sollte. Während ich ihm mitteile, dass er gefälligst wieder nach Hause kommen soll und ihm um den Hals falle, erzählt er mir, dass diesen Brauch Natascha eingeführt habe und ich verabschiede mich tränenreich von ihm.

Als ich mich umdrehe und wieder zu Ifrundoch gehe, sehe ich, dass auch die anderen, Pjerow, Rondrasil und Ugdan mittlerweile dazu gestoßen sind, auch Kolkja und Tsadan stehen nebst Hemidane dort. Ifrundoch teilt mir mit, dass er für Hemidane bei Tsadan ein gutes Wort eingelegt habe, dass diese zukünftig wohl für ihn als Haushofmeisterin arbeiten werde, weil Tsadan sie ja nicht brauche. Auf meine Frage, wie sich das ergeben hat, antwortet er mir, dass er Hemidane gestern Nacht auf den Zinnen spazierend angetroffen habe, weil sie Schlafschwierigkeiten hätte. In Anbetracht der Erkenntnisse, die wir mittlerweile erlangt haben, völlig nachvollziehbar.

Zur elften Stunde können auch wir uns auf den Weg machen und im Wagen führe ich eine angeregte Unterhaltung mit Ugdan darüber, ob Ifrundoch zaubert oder nur Magie einsetzt. Ich glaube ein wenig, dass die anderen sich gelangweilt fühlen von unserem Gespräch, ich jedoch genieße diese Unterhaltung sehr.

Nach zwei Unterbrechungen unserer Reise, die ich brauchte, um meinem Magen etwas Ruhe zu gönnen (ich hoffe nur, dass dieser Zustand nicht allzu lange anhält), erreichen wir abends erneut Ask. Wahnfried wird uns sicherlich schon für verrückt halten, dass wir ständig bei ihm einkehren.

03. Peraine 1020 BF

Die weitere Reise verläuft relativ ruhig, wenngleich ich erneut mehrere Male die Kutsche kurz anhalten musste. Gegen Abend erreichen wir endlich Jarrlak und bevor wir aussteigen, spricht Ugdan mich auf meine Übelkeit an, fragt, ob ich mir den Magen verdorben hätte. Als Rondrasil daraufhin in sich hinein schmunzelt, beschließe ich, dass ich den anderen die Wahrheit erzählen sollte und teile ihnen mit, dass ich aller Wahrscheinlichkeit nach schwanger bin. Ich merke, dass die anderen sich unsicher sind, ob sie mir gratulieren sollen oder nicht, aber wenigstens wissen sie jetzt, was Sache ist.

Jarrlak besteht aus ein paar kleinen Blockhütten die sich an einem Wald befinden. In diesem Wald ist ein Hügel, auf dem ein Haus aus Birkenholz steht und im Dorfzentrum kann ich einen See in der untergehenden Sonne erkennen, der gerade blutrot gefärbt ist und auf dem Schwäne schwimmen. Auf den Dächern der Häuser liegt eine dünne Schneeschicht und ich erkenne zwei Geweihte der Ifirn in ihrer schwarz-roten Geweihtentracht. Ihr Anblick erinnert mich an Danjuk, dessen Kleidung sich nach und nach ebenfalls schwarz-rot gefärbt hatte, nachdem Ilonen gestorben ist. Am 30. Travia 1020 BF war dies, ist es wirklich erst fünf Monate her?

Fünf Monate, die so viel Unheil und Verderben über uns gebracht haben, so unglaublich viele Verluste, die wir erleiden mussten. 153 Tage, keinen halben Götterlauf und dennoch so unglaublich weit weg und nah zugleich. Was wird uns die Zukunft bringen? In was für einer Zukunft werde ich unser Kind auf die Welt bringen? Ich streiche mir gedankenverloren über den Bauch.

Abenteuer: Frühjahrsputz
Dieser Eintrag wurde am 14.01.2019 (18:37) verfasst und 545 mal aufgerufen.
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