Wenn ein Jahr schon mit Verlusten beginnt, verspricht es meist im Laufe des Jahres nicht besser zu werden und doch lässt einen die Trauer, die schönen Momente im Leben noch intensiver erleben. So versuche ich, die ruhigen Momente mit meinen Freunden zu genießen, solange ich dies noch kann.
Oswin war zu meiner Erleichterung mit nur leichten Verletzungen wieder zu uns zurück gekehrt. Er berichtete, dass er die beiden Amazonen verfolgt und erschlagen hatte. Seiner Meinung nach war es viel Rondragefälliger sie zu töten, als sie am Leben zu lassen. Scheinbar hatte er das Konzept, dass ein Kampf, den man gegen seinen Willen und unter dem Einfluss eines Magiers führt, kein ehrenvoller Kampf und damit auch kein ehrenvoller Tot ist,noch nicht so ganz vertranden. Doch ich wusste genau wie sinnlos es war, mit ihm darüber zu diskutieren und nicht zum ersten mal wundere ich mich über die Art der Lehren die im Bornland über Rondra verbreitet werden.
Am Ende dieser Begegnung konnte ich zu meinem Leidwesen nur eine der 5 Amazonen retten und ich bete dass nicht noch mehr einen sinnlosen Tot sterben müssen. Wir hatten jedoch keine Zeit um lange zu diskutieren, da Oswin bemerkt hatte, wie eine Gruppe von Orks sich auf den Weg zu uns gemacht hatte. Also folgten wir Han-Haepi schnell in den nächsten Wald. Dort begegneten wir einem Wolf, welcher uns zu einem kleinen Haus in der Mitte des Waldes führte. (Wiedereinmal wurde ich Zeuge, wie Granan mit Tieren sprach und ich muss sagen, es ist immer wieder spannend. Ob er mir das beibringen kann?) Granan meinte, dass der Wolf einen kranken menschlichen Freund hatte und sobald wir das Haus betraten, roch ich schon den üblen, süßlichen Geruch von Infektionen und Verwesung. Auf einem Bett lag ein alter Mann und als ich mich daran machte ihn genauer zu untersuchen, sah ich dass es bereits zu spät war. Es war ein Wunder, dass der Mann überhaupt noch am Leben war. Er hatte ein große infizierte wunde auf dem Rücken und sein Körper zeigte bereits alle Zeichen einer Sepsis, die scheinbar bereits zum Versagen multipler Organe geführt hatte. Ich wollte mich daran machen ihm zu helfen, doch da ergriff er meine Hand (Ein Wunder dass er noch soviel Kraft hatte) und berichtete uns von einem Magier, der die Amazonen verzaubert hatte. Ein sehr mächtiger Mann, gegen den wir ohne die Hilfe von Yppolita kaum etwas ausrichten könnten. Außerdem berichtete er von einem Geheimgang, der uns in die Burg führen würde. Scheinbar hatte er bis zum letzten Moment darauf gewartet, dass jemand vorbeikommt, dem er diese Informationen geben konnte, denn sobald er diese letzten Worte gesagt hatte, verstarb er. Auch wenn ich es gewohnt bin, dass Patienten in meiner Gegenwart sterben, ist es dennoch jedes mal ein Gefühl des Versagens, dass mich überkommt. Das einzige was wir jetzt noch tun können, ist diesen wahnsinnigen Magier aufzuhalten.
Wir wollten den Mann beerdigen, als Granan eine seltsame Entdeckung machte. Scheinbar, zumindest wenn man Shabra-jins Erklärung glauben kann, ist die Seele des Mannes in den Wolf gefahren. Ich habe zwar mittlerweile gelernt, dass Magie eine Menge Sachen kann... aber DAS?? Das ist einfach zu verrückt. Nach diesen ganzen Ereignissen, beschlossen wir die Nacht hier zu verbringen und erst am nächsten Tag weiter zu reisen. Abends kamen wir an einem verlassenen und abgebrannten Dorf an und endlich sahen wir die Burg nach der wir gesucht hatten. Granan erkundete die Gegend, nachdem er sich wieder in einen Wolf verwandelt hatte (Ich kann einfach nicht genug sagen, wie mich diese Verwandlung fasziniert). Kurze zeit später kam er zurück, offensichtlich hatte er den Eingang zum Geheimgang gefunden. Nun war die Frage ob wir gleich in der Nacht reingehen oder erst am nächsten Tag. Da wir nicht wirklich geschützt waren vor den Blicken der Wächter, beschlossen wir, die nächste Nacht in einem anderen Dorf zu verbringen. Dort konnten wir auch unsere Sachen lassen (auch wenn Oswin ein riesen Drama um sein Pferd machte, aber er hatte schon die ganze Zeit seltsame Ideen und langsam befürchte ich, dass er bei dem Kampf mit den Amazonen doch einen Schlag auf den Kopf bekommen hatte). Am nächsten Abend stiegen wir also den Geheimgang hinab. Han-Haepi und Granan kundschafteten den Weg aus. Doch schon kurz später kamen sie zurück und berichteten von einem zunächst minder großen Problem. Scheinbar gab es in dem Gang eine Stelle, an der der Stollen ein zustürzen drohte. Es war relativ offensichtlich dass über dieser Stelle der Fluss lag. Hardoral schaute sich die Stelle an und konnte sie stabilisieren. Er ist ja sonst ehr ein ruhiger Geselle, aber er verstand sein Handwerk Wir anderen zwängten uns vorsichtig an dem morschen Balken, der die Decke hielt vorbei. Doch als Oswin als letzter durch wollte, stolperte er und krachte mit voller Wucht gegen den Balken. Oswin muss es gewohnt sein, dass alles und jeden für ihn platz macht, scheinbar verstand er nicht, dass es dem Balken relativ egal war, was er vorgab zu sein. Es kam wie es kommen musste und der Balken knarrte bedrohlich. Hardoral stemmte sich mit voller Kraft dagegen, Shabra-jin murmelte etwas und plötzlich erschien Hardoral noch stärker. Han-Haepi und Granan machten sich sofort auf den Weg um etwas zu finden, was den Balken stabilisieren könnte, doch schon nach kurzer zeit kamen sie wieder. In diesem Stollen gab es nichts was uns helfen könnte. Doch dann kam uns die Idee, schnell machten sich die beiden auf den Weg in das verlassene Dorf um dort einen Balken zu suchen. Jede Sekunde schien Stunden zu dauern Oswin hatte sich daran begeben Hardoral zu unterstützen, doch beide wurden zunehmend erschöpfter. Nach einer Ewigkeit waren Han-Haepi und Granan endlich wieder da. Doch der Balken den sie gebracht hatten war zu groß. Wir hatten auch keine Werkzeuge dabei um ihn zu bearbeiten, doch dann fiel es mir ein. Warum hatte ich da nicht schon früher dran gedacht. In meiner Tasche hatte ich doch eine Knochensäge. Zugegeben, ich würde sie jetzt etwas zwegentfremden, aber niemand soll sagen, dass wir als Threbuniten nicht kreativ sein können und ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Massnahmen und gemeinsam mit der Hilfe Peraines, schafften wir es den Balken zu bearbeiten und es sicher von hier fortzuschaffen. Der Weg durch die Gänge war relativ ruhig Es gab mehrere Ausgänge und nun mussten wir uns für einen entscheiden. Sicher war, dass wir Yppolita finden mussten und das am besten ohne dabei erwischt zu werden. Während Han-Haepi, Granan, Shabra-jin, Paranova und meine Wenigkeit sich relativ leise fortbewegen konnten, hatte Hardoral und Oswin das Problem, dass ihre Rüstung sie wohl sofort verraten würde. Bevor wir also nach oben gehen konnten, bestand Han-Haepi darauf, dass die beiden ihre Rüstung ausziehen sollten Während Hardoral sich sofort daran machte seine Rüstung auszuziehen, tat Oswin etwas sehr seltsames. Nach einiger Diskussion, begann er sich vollständig zu entblößen Langsam machte ich mir echt sorgen um seine geistige Gesundheit. Wenn wir hier fertig waren, würde ich ihn wohl in eine Klinik überweisen. Ich hoffe nur er fängt sich keine Erkältung ein. Wobei das wohl sein kleinstes Problem sein würde wenn die Amazonen uns erwischen.
Nach einigem Suchen und Ratten töten (Ich werde langsam richtig gut darin diese kleinen Biester zu vertreiben) hatten wir es aber doch geschafft Yppolita zu finden. Trotz der Gefangenschaft, sah sie unglaublich stark und majestätisch aus. Ich muss sagen, dass ich in ihrer Gegenwart um einiges mehr Ehrfurcht empfinde als gegenüber diesem Kaiser. Bis zu diesem Punkt war alles eigentlich ziemlich glatt gegangen, zu glatt könnte man meinen und es kam wie es kommen musste. Wir wurden entdeckt und während der Rest von uns sich in den Gängen verstecken konnte, wurde Han-Haepi von uns getrennt. Ich war so unglaublich besorgt, doch wir konnten ihm nicht helfen. Wir hatten keine Ahnung wo er war, ob er gefasst wurde oder ob er überhaupt noch am leben war. Für einen kurzen Moment blitze die Erinnerung an die Kiste der Witwe vor meinen Augen auf und tränen fingen an sich in meinen Augen zu sammeln. Ich weiß nicht ob ich es überstehen würde wenn noch eine Person die mir so am Herzen liegt in Borons Hallen eintreten würde. Im Moment kann ich nur auf sein Können vertrauen und darauf, dass Bruder Phex auf ihn aufpasst und doch lässt mich das ungute Gefühl nicht los. Eile war geboten, doch wir beschlossen uns an unseren Plan zu halte, da Han-Haepi, wenn er noch frei wäre, auch an der Kirche auftauchen würde. Und so warteten wir bis zum morgen grauen in den Geheimgängen, doch bevor wir und auf den Weg machen konnten, hörten wir Stimmen. Wir waren entdeckt worden und so begann eine Flucht durch die Gänge an dessen Ende wir den Ausgang durch den Brunnen nehmen musste und während wir alle hoch kletterten, bewachte Granan unseren Rückzug. Wir hatten es bereits alle bis nach oben geschafft, doch Granan wurde von den Amazonen getroffen. Wir schafften es ihn hochzuziehen und im Schatten eines Baumes konnte ich seine Beine notdürftig versorgen. Ich bemerke dass es mich nun mehr anstrengt zu heilen, ich habe die Kraft Peraines sehr in Anspruch genommen und ich befürchte dass es nicht das letzte mal heute sein wird. Doch ich sehe es als Segen an, dass ich meinen Freunden so helfen kann und meinen Beitrag leisten kann.
Nachdem ich Granans Beine wieder zusammen geflickt hatte, machten wir uns auf den Weg zur Kirche. Granan hatte uns von einem Raum erzählt in den er absolut nicht rein wollte und in dem Han-Haepi verschwunden war. Scheinbar lag eine Art Zauber auf dem Raum und irgendwie schien es ein guter Ort zum verstecken zu sein und vielleicht würden wir dort auch Han-Haepi finden. Da wir eh schon bemerkt worden waren, machte es auch keinen Sinn sich heimlich dorthin zu schleichen, also nahmen wir unsere Beine in die Hand und rannten so schnell wir konnten. Natürlich wurden wir sofort bemerkt und zu allem übel war auch noch die Tür verschlossen, da wir nicht die sanfte Variante nehmen konnten, schlugen wir die Tür einfach ein und rannten in besagten Raum. Welch Zauber auch immer auf diesem Raum lag, Shabra-jin brauchte kaum zeit um ihn zu brechen und so rannten wir die Treppe nach unten, in der Hoffnung, dass die Amazonen uns nicht Folgen würden. Nun standen wir vor einer Tür hinter der sich 2 Söldner und zu meiner Erleichterung und Verzweiflung ein bewusstloser Han-Haepi befanden. Zumindest hoffte ich dass er nur Bewusstlos war. Die beiden Söldner waren schnell überwältigt und ich war schneller bei Han-Haepi als ich wusste, dass ich laufen konnte. Eine schnelle Untersuchung ergab, dass er wirklich noch am leben war, nur wurde er nicht wach. Sein Körper wies keine Anzeichen von Verletzungen auf und doch sah er so blass aus, dass man meinen könnte er wäre tot. Ich rief Shabra-jin herbei um magisches Wirken auszuschließen oder ihm zu helfen, doch Shab meinte, dass hier dämonisches Wirken vorliege. Also rief ich Mutter Peraine um Hilfe an und tatsächlich klappte es und Han-Haepi wurde wieder wach. Welch ein Glück! Ich bin erfühlt von Dankbarkeit und fühle mich meiner Göttin so nahe, wie das letzte mal in diesem furchtbaren Echsentempel. Die nächsten Ereignisse kommen mir sehr verschwommen vor und so kann ich mich nur noch wenig daran erinnern was passierte. Wir wurden von dem Amazonen verfolgt und versuchten sie mit der Statue der Rondra zu überzeugen, dass sie hintergangen wurden und als wir sie schon fast soweit hatten fing das Dach der Kirche Feuer. Draußen sahen wir nur noch wie Xeeran auf einer riesigen Schlange mit Flügel einen Feuerball auf uns warf, doch dank Shabs mutiges eingreifen wurden wir gerettet. Trotz dem dass der Übeltäter entkommen konnte bin ich unglaublich froh, dass wir alle dieses Abenteuer mehr oder weniger glimpflich überstanden hatten. Nachdem Xeeran entkommen war machten wir uns daran dass Feuer zu löschen, doch dabei löste sich ein Stein und traf Oswin auf dem Kopf. Die Wunde war nicht besonders tief, doch er verlor das Bewusstsein und als er erwachte schien er uns alle vergessen zu haben. Ich hatte schon mal einen Patienten der solche Symptome aufwies und wie damals schon sah ich nur wenig Hoffnung dass er sich erholen würde. Doch da ich beschlossen hatte die Wintermonate hier zu verbringen, um den Amazonen und Dorfbewohnern beim Wiederaufbau zu helfen, behielt ich Oswin hier um ihn weiter zu behandeln. Also verabschiedete ich mich von Shab und Granan, die sich auf den Weg nach Maraskan machen wollten und von Han-Haepi, der schnellstmöglich wieder nach Gareth wollte. Paranova und Hardoral blieben noch mit mir hier und halfen fleißig mit. Granan schien die Verabschiedung sichtlich schwer zu fallen, was an der Tatsache liegen dürfte, dass er und Yppolita sich doch sehr sehr nahe gekommen waren. Ich werde schon etwas rot wenn ich nur daran denke. Die Amazonen hatten uns eine Belohnung angeboten, doch wie können wir etwas von ihnen Annehmen wenn sie doch die Opfer sind und wir nur unsere Pflicht getan haben. Also bat ich lediglich darum, dass sie den Schaden wieder gut machten. Shabra-jin und Han-Haepi schienen mit diesem Wunsch nicht ganz zufrieden zu sein, doch ich bin mir sicher, dass sie mit der Zeit verstehen werden, dass dies die richtige Entscheidung war.
Ich versuchte dem nächstgelegenen Tempel der Travia zu kontaktieren um ihre Hilfe zu erbeten, doch diese waren scheinbar so unterbesetzt, dass sie mir nicht helfen konnten. Darum sah ich mich gezwungen die Sache selbst in die Hand zu nehmen und gründete mit Hilfe der Amazonen ein Waisenhaus und baute einen Schrein meiner geliebten Göttin für die Bauern. So verging die Zeit rasend schnell und eh ich mich versah war es Zeit wieder nach Gareth zu kehren. Ich hätte hier noch so viel zu tun, doch ich hatte mit meinem Vater Briefkontakt gehalten und scheinbar brauchte er mich auch in Gareth. Also verabschiedeten wir uns von allen und machten uns auf den Rückweg, der vergleichsweise ruhig war. (Die Amazonen hatten sich um die Räuber in der Gegend gekümmert) Es tut mir Leid die Kinder hier allein zu lassen, doch ich weiß dass sich um sie gekümmert wird. Wir nahmen Oswin mit, der sich leider immer noch nicht an uns erinnern konnte und scheinbar alles was er seit seiner Abreise aus dem Bornland erlebt hatte, vergessen hatte und so beschloss er, nachdem wir wieder in Gareth angekommen waren seine Sachen zu packen und wieder nach Hause zu gehen. Ich bin mir nicht sicher ob er jemals seine Erinnerungen wiedererlangen wird. Doch ich muss sagen, dass er jetzt einen wesentlich netteren und demütigen Eindruck machte. Ich wünsche ihm alles guten und den Segen Peraines auf seinem weiteren Weg und auch wenn ich nicht unbedingt sagen kann, dass ich seine Anwesenheit vermissen werde, wird es nun doch um einiges ruhiger in unserem Haus werden. Ich hoffe nur, dass aus ihm doch noch ein ordentlicher Ritter wird.
Doch es ist schön wieder in Gareth zu sein und meinen Vater in die Arme zu schließen und auch zu sehen, dass Han-Haepi gut hier angekommen war erfüllt mich mit Glück. Im Krankenhaus gibt es viel zu tun und so ist sichergestellt, dass ich die nächsten Monate genug zu tun haben werde. Ich bin gespannt wie dieses Jahr weitergehen wird, doch was auch immer die Zukunft bringt, ich bin mir sicher dass es nichts gibt was ich mit der Hilfe von Mutter Peraine und meinen Freunden nicht schaffen könnte. Es scheint, dass es uns wirklich bestimmt gewesen war, aufeinander zu treffen.