27. Rondra 1021 BF
Auch wenn ich mir vorgenommen hatte, mich nicht in Gefahr zu begeben, so konnte ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, mich nur im Tempel zu verbarrikadieren. Neben dem kleinen Jungen haben sich so nach und nach etwa fünfundzwanzig Schutzsuchende um mich herum versammelt, die ich allesamt vor dem Betreten des Innenhofs gründlichst untersucht habe, um sicherzugehen, dass sich niemand mit dieser unbekannten Seuche infiziert hat.
Es muss um die sechste Morgenstunde herum sein, als es erneut an unser Tor klopft. Ich schrecke förmlich aus meinen Gedanken, meinen Sorgen um Rondrasil hoch, da bereits seit zwei Stunden niemand mehr Schutz bei uns gesucht hat.
Als ich frage, wer vor dem Tor steht, höre ich die mir vertraute Stimme von Brom und Ifrundoch, die mich fragen, ob alles in Ordnung sei bei uns. Sie wären gerade dabei, die Stadt systematisch zu durchkämmen und zu säubern. Ich sage ihnen, dass es uns gut geht, dass wir hier alles im Griff hätten, bitte sie aber, ein Auge offenzuhalten und nach Rondrasil und seinen Novizen zu sehen und noch während ich dies sage, höre ich bereits die Stimme meines geliebten Mannes, der mir zuruft, dass es ihm und seinen Novizen gut ginge, dass sie ebenfalls einen Teil der Stadt gesäubert hätten, jetzt aber den Rest den Schrötern und Ifrundoch überlassen würden, um sich ein wenig auszuruhen.
Ich schicke gedanklich ein Stoßgebet zu den Göttern und danke ihnen dafür, dass sie meinen Söhnen ihren Vater nicht genommen haben. Dieses Mal zumindest.
Isidor und Thezmar haben von der ganzen Aufregung in der Nacht, den Göttern sei Dank, überhaupt nichts mitbekommen. Sie haben die meiste Zeit geschlafen und waren nur einmal gegen drei Uhr wach, um etwas zu trinken und eine frische Windel zu bekommen. Ich frage mich nur trotzdem, ob es die richtige Entscheidung war, in diese Welt gleich zwei Kinder zu setzen, die dem Bösen so gar nicht gewachsen sind. Wir müssen sichergehen, dass wir unsere Kinder auf das, was kommen wird, so gut es geht vorbereiten.
Um die achte Morgenstunde herum klopft ein Bote an das Tor des Rondratempels und bittet Rondrasil und mich darum, in die Burg zu kommen. Meine Mutter wird in der Zwischenzeit auf die Kinder aufpassen.
In der Burg angekommen fällt mir sofort auf, wie apathisch Tsadan am Tisch sitzt. Sein Gesicht ist kreidebleich und sein Blick schweift immer wieder ins Leere ab. Auf meinen fragenden Blick erklärt mir Ugdan, der uns alle hat rufen lassen, dass er sich vermutlich in einem Schockzustand befindet, weil er Nirraven gesehen habe. Noch bevor ich nachfragen kann, wie es dazu kam, hebt er bereits die Hände und bedeutet mir, abzuwarten. Dann erklärt er, was sich in der Nacht zugetragen hat und auch Pjerow ergänzt hier und da ein paar Angaben.
Kurz bevor in der Nacht die Alarmglocken geläutet haben, sind laut Pjerow ein paar der tobrischen Flüchtlinge in seiner Taverne Am Badehaus eingetroffen und hätten sich etwas zu trinken bestellt. Alles verlief völlig normal, bis einer der Flüchtlinge mit einem Mal anfing Blut zu husten. Seine Freunde, die ihm helfen wollten und die ebenfalls mit diesem Blut in Berührung kamen, fingen daraufhin auch an zu husten und dann brach das Chaos los. Die Flüchtlinge gingen wie von Sinnen auf die umstehenden Tavernengäste los. Ugdan, der hinzugekommen war zur Taverne, ergänzt, dass laut Kolkja keine Seelen für ihn sichtbar gewesen seien, weshalb dieser sich dann auf den Weg gemacht habe. Ein von Ugdan gewirkter Odem hat die dämonische Macht offenbart, die hier im Begriff war, um sich zu greifen.
Als Pjerow mit ein paar Männern auf dem Marktplatz ankam, erkannte er, dass auch Bruder Golgarus Opfer der Seuche geworden zu sein schien und dass auf dem Marktplatz selbst Fässer mit Blut deponiert worden waren. Dies war wohl auch der Moment, an dem Ugdan die Bevölkerung dazu aufgerufen hat, die Fensterläden zu schließen und sich in ihren Häusern einzuschließen, niemanden hereinzulassen.
Bei ihrer Flucht zur Burg erkannten sie mit Schrecken, dass sich die Seuche auch hier bereits ausgebreitet hatte und dass es wohl ein größeres Gemetzel gegeben haben muss. In der Eingangshalle machten Ugdan und Pjerow zwei hechelnde Gestalten aus, die jedoch mittels Armbrust ausgeschaltet werden konnten, bevor sie angreifen konnten. Bei ihrer Suche nach Tsadan und Kolkja haben sie auch Rik und Tione lebend in einem der Zimmer verbarrikadiert angetroffen, jedoch hat sich Rik geweigert, Kolkja aufzusuchen. Das ist seltsam, sind die beiden doch eigentlich ziemlich gut befreundet.
Die sieben noch verbliebenen Golgariten drängten Pjerow daraufhin, Kolkja zur Stadt der Toten zu bringen, weil er dort sicher wäre, woraufhin Pjerow mit Kolkja und den Golgariten vor die Stadtmauern gegangen ist. Als die Golgariten dann zu Pjerow meinten, dass sie ab hier alleine zurecht kämen, dämmerte Pjerow allmählich, dass dieser Angriff viel zu diszipliniert und geplant vonstattengegangen ist und als er darauf bestand, dass er Kolkja begleiten wird, offenbarten die Golgariten plötzlich ihr wahres Gesicht.
Sie waren übergelaufen und nur darauf aus, Kolkja in ihre Gewalt zu bringen. Während Pjerow dies erzählt, fällt mir mein Traum wieder ein. Jener Traum, in dem mir untote Golgariten meinen Sohn aus den Händen reißen. Kolkja hat auf seine Art und Weise versucht, mich zu warnen und ich habe es nicht verstanden. Nein, vielmehr war ich zu fixiert auf meinen eigenen Sohn, meine Söhne und dachte, dass dies ein Omen meine Schwangerschaft betreffend sein könnte. Ob ich Kolkja hätte retten können, wenn mir die Deutung des Traumes besser gelungen wäre?
Ich schiebe diesen Gedanken beiseite, denn Pjerow fährt fort und erzählt, dass er und Ranijian nicht nur gegen die sieben Golgariten gekämpft haben. Eine wächserne Gestalt hatte sich ihrer Gruppe genähert und während Ranijian, mehr tot als lebendig, die Golgariten in Schach hielt, rief Ugdan mit einem Mal, dass es sich bei der Gestalt um Nirraven im Körper des Sultans handeln würde. Er nahm daraufhin seinen Mantel, den er von Wilmaan bekommen hatte und drückte ihn Kolkja in die Hand, mit der Anweisung, ihn zu verwenden, was dieser dann auch tat.
Auf meine Frage, wie Ugdan Nirraven erkannt habe, antwortet er mir, dass Kolkja ihm dies gesagt hätte mit den Worten „Er ist da!“ und dass er ein reißen und zerren an seiner Seele gespürt habe. In dem Moment, in dem Kolkja verschwunden war, verschwand auch die wächserne Gestalt mit einem Mal, weshalb Ugdan sich umgehend in seine untote Rabengestalt verwandelt hatte und nach Vallusa gereist war.
Etwa um die fünfte Morgenstunde herum soll dies geschehen sein. In Vallusa angekommen hätte sich Algunde bei ihm gemeldet, was ein untrügerisches Indiz dafür war, dass Kolkja nicht in Vallusa angekommen ist. Auch Wilmaan, den Ugdan gefragt hatte, wusste nichts diesbezüglich. Was er jedoch in Erfahrung gebracht habe, sei, dass Kolkja durch die Seele Ilonens stärker geworden sei und dass er dadurch auch unkontrollierbarer geworden sein soll. Des Weiteren hat Wilmaan den Standort von Oblomon herausgefunden und dass dieser Ort in einer Art Zeitschleife sein soll, man nur zu einer ganz bestimmten Zeit ein Tor vorfände, um diesen Ort zu betreten. Um dorthin zu gelangen, müsse man nach Yol Ghurmak reisen und Galotta bestimmte Bücher entwenden, von denen Wilmaan sich erhofft, dass sie die gesuchten Informationen die richtige Zeit betreffend enthalten. Da Wilmaan dies selbstverständlich nicht alleine bewerkstelligen könne, hat er Ugdan aufgetragen, uns um unsere Unterstützung zu ersuchen (wenngleich ich mir sicher bin, dass er dies garantiert anders formuliert hat) und uns nach Vallusa zu bringen.
Auf meine Frage, wie er oder Wilmaan sich das genau vorstellt, wie wir da unerkannt hineingelangen sollten, antwortet er mir, dass Wilmaan sich bereits Gedanken über unsere Tarnidentitäten gemacht habe. Ifrundoch und Pjerow wären zwei Bronnjaren, die ihre Macht steigern wollen, während Ugdan als unverstandenes Konstrukt dort sein Glück suchen würde. Für mich sieht Wilmaan die Rolle der betrogenen Spektabilität vor, nachdem Maschdawa zurückgekehrt sei und ich damit meinen Posten wieder losgeworden sei. Auf meinen Einwand hin, dass ich vielmehr froh darüber bin, nicht mehr die Spektabilität zu sein, antwortet Ugdan mir lediglich, dass das ja niemand wissen müsse, dass ich mit dieser Einstellung sowieso alleine auf weiter Flur da stünde.
Wir beratschlagen uns gemeinsam und überlegen, ob und wie wir das Ganze angehen sollten, während Ugdan erneut nach Vallusa reist, um sich ebenfalls erneut mit Wilmaan zu beratschlagen. Tione bietet an, dass sie uns begleiten wird und wirkt geknickt, als Ifrundoch zu ihr meint, dass er es lieber sähe, wenn sie in Hexenhus bliebe und dort nach dem Rechten sehen würde.
Als Pjerow anmerkt, dass Ranijian ihn nicht alleine lassen würde, er aber keinen Mantel für ihn habe, fällt Rondrasil ein, dass wir ja immer noch die Sachen von Cidris haben, die er vor dem Tempel deponiert hatte. Ich frage mich, wie es ihm geht oder auch Fredo. So viele Menschen sind in letzter Zeit verschwunden, dass ich gar nicht mehr die Zeit habe, mir so viele Gedanken um jeden Einzelnen zu machen. Wie dem auch sei, Cidris‘ Mantel könnte Ranijian sicherlich verwenden. Als Ugdan zurück ist und uns erklärt, dass wir morgen früh aufbrechen würden, wird mir erst bewusst, dass dies bedeutet, dass ich meine Söhne, die noch keinen ganzen Tag alt sind, alleine lasse muss und dass wir für mindestens drei, wohl eher vier Monate unterwegs sein werden.
Rondrasil muss an meinem Gesichtsausdruck gesehen haben, was mir durch den Kopf gegangen ist, denn er nimmt mich in den Arm und versichert mir, dass er und meine Mutter sich um die beiden Jungs kümmern werden und dass ihnen im Rondratempel ganz gewiss kein Leid geschehen werde. Trotzdem fällt es mir schwer, mich so schnell schon wieder von meinen Kindern verabschieden zu müssen. Was ist, wenn sie mich bei meiner Rückkehr nicht mehr als Mutter erkennen? Ich schlucke meine Tränen herunter, jetzt ist der falsche Zeitpunkt zum Weinen, ich sollte mich vielmehr beeilen und zurück zu meinen Jungs gehen, um jede mir verbleibende Sekunde zu nutzen.
28. Rondra 1021 BF
Ich habe die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan. Wenn Isidor und Thezmar geschlafen haben, habe ich gepackt und Zeit mit meinem Mann verbracht, während ich jede wache Sekunde der Jungs nicht von ihrer Seite gewichen bin und jedes Detail von ihnen tief in mein Gedächtnis aufgenommen habe, damit ich auf meiner Reise davon zehren kann.
Pünktlich zur siebten Morgenstunde ist es dann so weit. Ugdan drückt uns allen noch ein paar seiner Habseligkeiten in die Hand, die er als Rabe nicht mitnehmen kann und warnt uns noch vor, dass wir in Vallusa in einem dunklen Kasten auftauchen würden. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme Wilmaans, damit niemand unbefugter einfach so durch seine Räumlichkeiten spazieren könne. Dies leuchtet selbst mir ein und mit einem letzten liebevollen Blick, den ich meinem Mann und den Jungs zuwerfe, schließe ich meinen Mantel und spreche laut und deutlich das Wort „Boron“ aus.
Um mich herum wird es dunkel, dann neblig und dann wieder dunkel. Wie Ugdan bereits gesagt hatte, befinde ich mich in einem dunklen Kasten, jedoch hat er nichts von den Spitzen gesagt, die in selbigem angebracht worden sind. So lange ich mich nicht bewege, passiert mir auch nichts, ich bin dennoch froh, dass nach kurzer Zeit der Deckel der, wie ich jetzt sehen kann, eisernen Jungfrau geöffnet wird und ich heraustreten kann.
Wir befinden uns in einem Raum im Keller, vor uns ein großer Tisch, an dem bereits Wilmaan mit sechs weiteren Personen sitzt. Der Reihe nach stellt er uns die Menschen vor und diese erläutern uns, weshalb sie uns begleiten wollen.
Als erstes fällt ein mehr als zwei Schritt großer nackter Mann auf, der mit einem mehr als großzügigen Gemächt ausgestattet ist. (Ich frage mich bei diesem Anblick unwillkürlich, ob er jemals mit einer Frau verkehrt hat, denn anatomisch halte ich dies für äußerst unwahrscheinlich. Entweder dürfte er ohnmächtig werden, wenn er erregt ist oder aber, wenn dem nicht so ist, dann findet sich keine Frau, bei der „er“ zur Gänze hineinginge.) Der Mann stellt sich uns als Okultatum vor und sagt, dass er aus den Selemer Sümpfen kommt. Darauf angesprochen, ob er denn Fähigkeiten besäße, die uns bei unserem Vorhaben nützlich sein könnten, erklärt er, dass er große Macht besäße und ziemlich gut mit Kristallen arbeiten könne. Auf unsere fragenden Blicke erklärt Wilmaan uns, dass es sich hier um einen Achaz, genauer gesagt einen Kristallomanten handeln würde, welcher sich mittels Salander in einen Menschen verwandelt habe, um nicht aufzufallen.
Neben Okultatum sitzt eine knapp zwei Schritt große Frau mit einem großen Säbel, der von den anwesenden Männern als Sklaventod identifiziert wird. Sie trägt eine schwarze Rüstung und auch einige Narben. Sie stellt sich uns als Krisha vor und sagt, dass sie Söldnerin sei und dieser Expedition gegen ein entsprechendes Entgelt beiwohnen würde.
Mein Blick wandert weiter zu einem Magier aus Nostria, der sich uns als Flüjonda von Salza vorstellt. Er sagt, dass er der Geldgeber dieser Expedition sei. Als er meiner gewahr wird, sagt er mir, dass er sich geehrt fühlen würde, die „Balsamkowaljewa“ kennenlernen zu dürfen und dass er mich gerne einmal magisch analysieren würde, während ich einen Balsam wirke, sofern ich ihm die Erlaubnis dazu gebe. Ich muss gestehen, dass ich mich ein wenig geehrt fühle aber zugleich auch etwas unwohl. Wie wird man auf unserer Reise auf mich reagieren?
Auf der anderen Seite des Tisches sitzt eine äußerst gutaussehende Frau mit schwarzen Haaren und Säbel, die sich uns als Skandia Negie vorstellt. Sie sagt, dass sie Kundschafterin sei und auf näheres Nachfragen kommt heraus, dass sie ihr Gesicht verändern kann, weshalb sie nahezu überall unerkannt kundschaften könne. Auf meine Frage, ob es sich hierbei um den Zauber Harmlose Gestalt handele, blickt sie mich überrascht an, gibt dann aber zu, dass sie eine Eulenhexe sei.
Neben Skandia sitzt eine Magierin aus Raschdull, die sich mit Kapilla di Rybigor vorstellt und offen erzählt, dass sie Dämonen aus der Domäne Mishkaras rufen könne. Hinter ihr steht ein junger Tulamide mit Turban, schwarzem akkurat gestutztem Bart und einem großen Khunchomer auf dem Rücken sowie einem Khunchomer an der Seite. Dieser wird von Kapilla als Yuto vorgestellt. Angeblich ein Söldner aber dem Blick nach zu urteilen, den Yuto ihr zuwirft, ist da vielleicht mehr zwischen den beiden.
Nachdem wir ein wenig beratschlagt haben und zu keiner Einigung kommen konnten, wen wir mitnehmen sollen, beschließen wir, dass wir auch alle gehen könnten. Ob wir jetzt acht oder zehn oder zwölf Menschen sind, ist letztlich vermutlich nicht weiter ausschlaggebend und in Anbetracht der Tatsache, wohin uns unsere Reise führen wird, können wir jede Unterstützung gebrauchen, derer wir habhaft werden können.
Ich bekomme ein Gespräch zwischen Kapilla und Ugdan mit, in dem diese ihn neugierig darüber ausfragt, ob denn auch wirklich alles bei ihm funktionieren würde und dass sie dies gerne persönlich testen wolle. Der Unterton, den sie dabei an den Tag legt, lässt darauf schließen, dass es sich nicht wirklich um wissenschaftliche Untersuchungen handelt und auch Yuto scheint dies aufgefallen zu sein, denn er wirkt etwas verärgert darüber und wirft Ugdan zornige Blicke zu.
In der Zwischenzeit wirkt Flüjonda einen Silentium auf Ranijian, da dieser auf äußerst plumpe Art und Weise versucht, sämtliche anwesenden Frauen anzubaggern.
Nachdem alles geklärt worden ist und unser Aufbruch für den morgigen Tag festgelegt worden ist, entschuldige ich mich bei den Anwesenden und begebe mich in die Stadt. Wenn ich schon nicht bei meinen Liebsten sein kann, so möchte ich dennoch sehen, ob ich nicht vielleicht etwas Schönes für sie besorgen kann. Nach einigem Stöbern erstehe ich ein feines Kopfkissen aus Seide sowie zwei süße kleine Babyrasseln, die ich mittels Boten nach Hause senden lasse. Selbstverständlich mit einem kleinen Brief, den ich beilege und in dem ich Rondrasil mitteile, wie sehr ich ihn bereits vermisse und dass er gut auf die Jungs achtgeben soll und ihnen von mir erzählen soll, damit sie mich nicht vergessen.
Als ich mich umdrehe, um zurück zum Haus von Wilmaan zu gehen, fällt mir ein vertrautes Gesicht in der Menge auf. Golgarah! Mein Herz macht einen Satz und ich eile, so schnell es das Menschengedränge zulässt, auf sie zu und umarme sie. Als sie sich umdreht und mich erkennt, fängt sie vor Freude an zu weinen und auch ich kann mich nicht mehr halten und weine hemmungslos.
Wir beschließen, uns in einer Taverne etwas gemeinsame Zeit zu nehmen und ich erzähle ihr alles, was wir erlebt haben, was sie verpasst hat. Ich erzähle ihr von Isidor und Thezmar und ihre Augen werden dabei ganz groß und erneut etwas glasig. Ich erzähle ihr auch von Ranijian und seinen Parasiten und davon, dass er mir erlaubt hat, dass ich ihn aufschneiden dürfe, wenn er gestorben ist, woraufhin Golgarah mir auf die Hände schlägt. Auf meinen verwirrten Blick hin erhebt sie die Stimme und sagt, dass er doch auch jetzt bereits keine Schmerzen spüren würde und nach einigem Überlegen macht es auch bei mir klick. Warum sollte ich mit der Obduktion darauf warten, bis er tot ist und womöglich einen Frevel an Boron begehen, wenn ich auch jetzt bereits einen Blick in seinen Körper werfen könnte. Sie nickt, als ich diesen Gedanken laut ausspreche, während sie dem Wirt zuwinkt, welcher erneut meinen Becher mit Wein füllt. Ich merke, dass ich mittlerweile schon ziemlich angeheitert bin, aber es tut so gut, mit Golgarah zu sprechen.
Als ich ihr von den übergelaufenen Golgariten erzähle, verfinstert sich ihr Blick und auch unser Vorhaben nach Yol Ghurmak zu reisen sorgt nicht gerade für Begeisterungsstürme bei ihr. Aber bei letzterem sieht sie die Notwendigkeit immerhin ein und ich glaube, sie versteht jetzt auch, weshalb ich meine Kinder zurücklassen musste, weshalb ich mich zu diesem Schritt entschieden habe. Ich will immerhin, dass unsere Söhne in einem sicheren Bornland aufwachsen, dass sie nicht vor dem ewigen Winter fliehen müssen oder letztlich gar korrumpiert werden.
29. Rondra 1021 BF
Ich wache in einem Bett auf und weiß nicht, wie ich hierhergekommen bin. Erst langsam fällt mir wieder ein, dass ich gestern mit Golgarah in einer Taverne war und ziemlich viel Wein getrunken habe. Als ich mich aufsetze, bemerke ich, dass ich vollständig bekleidet bin und ein Brief auf dem Nachttisch mit meinem Namen drauf erregt meine Aufmerksamkeit. Er ist von Golgarah. In ihm stehen nur drei Worte: „Bis in Norburg.“ Ich vermute, dass sie mich gestern ins Bett gebracht hat, bevor sie ihren Heimweg nach Norburg angetreten hat. Mögen die Götter über ihren Weg wachen.
Als ich Ranijian begegne, fällt mir wieder ein, was Golgarah vorgeschlagen hat und ich frage ihn umgehend, ob ich denn bereits jetzt nachsehen dürfte, ob man etwas gegen seine Parasiten machen könne. Er erinnert mich daran, dass er sie gar nicht loswerden wolle, schließlich sorgen sie dafür, dass er Fähigkeiten hat, die äußerst nützlich wären, aber meine Neugierde dürfte ich dennoch gerne an ihm stillen.
Auch Flüjonda wohnt dieser Obduktion am lebenden Objekt bei, so kann er mich dann im Anschluss beim Wirken des Balsams analysieren. Als ich den Körper Ranijians öffne, sehe ich ein Netzwerk von Tunneln und Gängen und auch etliche Maden, die aber sofort versuchen, sich tiefer in den Körper zu graben. Es gelingt mir dennoch, eine der Maden zu fangen und sie in Alkohol einzulegen, bevor ich den Balsam wirke.
Während ich dies mache, wirkt Flüjonda seinen Analys und zeitgleich onaniert Ranijian auf meine Robe. Letzteres ignoriere ich gekonnt, jedoch gelingt Flüjonda dies nicht so gut und er übergibt sich. Nachdem ich meine Robe mittels Sapefacta gereinigt habe, seziere ich die Made, welche tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten mit den Bildern im Buch aufweist, in welchem ich überhaupt erst auf die Tsawespe gestoßen bin.
Es ist an der Zeit aufzubrechen und Wilmaan wartet bereits auf einem Ochsenkarren sitzend. Während Flüjonda immer noch leicht pikiert von der vorangegangenen Obduktion ist, beginne ich ein Gespräch mit Skandia. Dabei erfahre ich, dass ihr Vertrautentier, ihre Eule, tot sei und dass diese von einem Magier, welcher aus Gareth geflohen ist, getötet worden sei. Diesen Magier sollte sie in Al’Anfa an der Flucht hindern und mir wird im Verlauf des Gesprächs klar, dass sie von Galotta spricht. Dies ist also ihre Motivation, an dieser Mission teilzunehmen. Sie erzählt mir auch, dass sie seitdem Jagd auf Hexen macht, die zu viel verraten haben und ich mache mir gedanklich eine Notiz, ihr besser nicht davon zu erzählen, dass ich den Zauber Madas Spiegel beherrsche und auch etliche Informationen über Hexen habe, ja sogar an ihren Hexennächten teilnehme. Während ich diese Gedanken ausformuliere, spüre ich, wie mir etwas an den Hintern prallt und als ich mich umdrehe, sehe ich in das grinsende Gesicht Ranijians, welcher mir offenbar einen Stein ans Gesäß geschnipst hat. Nun gut, dieser Junge wird sich vermutlich nicht ändern.
Etwa um vier Uhr am Nachmittag erreichen wir unseren ersten Stopp, ein kleines Dorf namens Firunsrast. Es stinkt überall nach gammeligem Fisch und, wie auch in Vallusa, kann man überall schwarzes klebriges Zeug auf dem Fluss schwimmen sehen. Trotzdem sehen wir auf dem Fluss jede Menge Fischer, die ihre Angeln auswerfen und einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser ziehen. Jedoch muss ein Großteil der Fische noch direkt am Ufer verbrannt werden, da er verdorben ist.
Als wir im Wirtshaus sind, teilt uns der Wirt mit, dass sie wenig haben, weil regelmäßig Soldaten durch ihr Dorf kämen, welchen sie dann einen Großteil ihres Fangs mitgeben müssten. Weiter erzählt er uns von einem kranken Wald und davon, dass der Fluss bereits seit einigen Monden versucht sei. Auch der Yslisee bestünde schon zu über der Hälfte nicht mehr aus Trinkwasser. Er erzählt, dass vor längerer Zeit eine der Dämonenarchen, seiner Beschreibung nach muss es die Stadt aus der Tiefe gewesen sein, den Fluss rauf gekommen sei. Die Art und Weise, wie er das Ganze erzählt, wirkt jedoch nicht nur auf mich verdächtig, wie wir nach seinem Verschwinden feststellen. Er war so unruhig und ängstlich. Da muss noch mehr dahinter stecken.
Als Ifrundoch auf mich zukommt und mich nach seiner Therapie fragt, welche ja wegen der Geburt meiner Kinder ausgefallen ist, vertröste ich ihn auf einen anderen Tag, im Moment fällt es mir selbst schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, wie soll ich da jemanden vernünftig therapieren können? Ugdan hat sich in der Zwischenzeit mit Flüjonda unterhalten und fragt ihn unvermittelt mittels Respondami, ob er uns verraten würde, wenn sein Leben davon abhinge, was dieser klar und deutlich verneint. Es mag zwar eine ungewöhnliche Vorgehensweise sein, aber dennoch wissen wir jetzt immerhin, dass wir uns auf diesen Mann bis zum Letzten verlassen können.
30. Rondra 1021 BF
Morgens beim Frühstück erzählt uns Ugdan, dass er sich heute Nacht mit Algunde unterhalten habe und dass diese ihm mitgeteilt habe, dass sie hier ein Geheimnis für ihn deponiert habe und dass er eine Überraschung von ihr bekäme, wenn er es lüften könne. Auch wenn ich dieser Frau nie wieder auch nur einen Finger weit trauen werde, so machen wir uns alle dennoch Gedanken darüber, um was für ein Geheimnis es sich wohl handeln könnte. Alles hier in diesem Dorf deutet eigentlich auf einen Ulchuchu hin, jedoch fehlen dafür die eindeutigen Spuren. Als ich einen Reinheit der Aura auf den Fluss wirke, kann ich erkennen, dass etwa 60 bis 70% aller Fische hier pervertiert und dämonisch sind, jedoch sind meine Fähigkeiten nicht gut genug, um zu erkennen, um welchen Dämon es sich hier handelt.
In der Zwischenzeit kommt Pjerow zu uns zurück und erzählt uns, dass er am Steg seltsame Abdrücke entdeckt hat, die von Händen stammen könnten, welche jedoch irgendwie mit einer Art Schwimmhaut zwischen den Fingern ausgestattet zu sein scheint. Diese Abdrücke wären ziemlich groß und offenbar wird der gute Fisch an jenem Steg als eine Art Opfergabe dargebracht, zumindest deuten die Überreste darauf hin. Kapilla ergreift das Wort und teilt uns mit, dass sie vermutet, dass es sich vielleicht um einen Hybriden aus Fisch und Mensch handeln könnte und wenn dem tatsächlich so sei, dass dieses Wesen umso hungriger und größer würde, je mehr die Menschen hier es füttern würden. Dies klingt gar nicht gut. Die Soldaten sind also nur ein Vorwand gewesen, um den wenigen Fisch zu erklären. Wir beschließen, den Tag hier zu verbringen und uns abends auf die Lauer zu legen, vielleicht können wir diesem Treiben hier ein Ende setzen.
Als es dunkel wird, ziehe ich mich in eine ruhige Ecke des Dorfes zurück und wirke Madas Spiegel auf meine beiden Jungs. Sie liegen in ihrem Bettchen und lachen gerade fröhlich, offenbar sind gerade Rondrasil oder meine Mutter bei ihnen und machen ein paar Späßchen. Mir wird warm ums Herz und mein Heimweh wird noch viel größer, jedoch bin ich trotz allem auch beruhigt zu sehen, dass es ihnen gut geht und sie wohlauf sind.
Als ich zurück zu den anderen gehe, kommen diese mir gerade entgegen und bedeuten mir, leise zu sein. Am Fluss machen wir eine etwa ochsengroße Gestalt aus, die mit ihrem Kopf in einem Fischkorb vergraben ist. Pjerow nimmt seine Armbrust und schießt auf die Kreatur, während Ranijian auf sie zustürmt. Mit einem riesigen Satz springt dieses Wesen auf Ugdan zu und ich erkenne, dass sein Gesicht eine Mischung aus einem Hecht und einem Menschen zu sein scheint. Während es sich in Ugdan verbeißt, beginne ich bereits, einen Fernbalsam auf ihn zu wirken, wohingegen Flüjondas FlimFlam leider misslingt. Erst beim zweiten Versuch gelingt es ihm, ein sonnenhelles Licht zu erschaffen, woraufhin diese Kreatur förmlich in sich zu zerfließen scheint.
Der Wirt, der den Tumult mitbekommen und das ganze Spektakel beobachtet hat, kommt überschwänglich auf uns zu und bedankt sich aufrichtig bei uns für unsere Hilfe. Er sagt, dass er vor lauter Angst vor dieser Kreatur nicht gewagt hat, etwas zu sagen, aber dennoch froh ist, dass wir ihm den Garaus gemacht haben. Als der Wirt sich abwendet, fällt mir der leicht abwesende Blick Ugdans auf und als dieser meinen Blick wahrnimmt, räuspert er sich kurz und teilt uns allen mit, dass Algunde auch im nächsten Ort, in Fischbach, ein Geheimnis für ihn deponiert habe. Woher wusste diese Frau nur, dass wir hier entlang kommen werden? Oder improvisiert sie am Ende nur?
01. Efferd 1021 BF
Für den Weg nach Fischbach werden wir zwei Tage brauchen, weshalb wir am Abend des ersten Tages ein Lager am Wegesrand errichten und zur Sicherheit Wachen aufstellen. Ich melde mich freiwillig für die erste Wache und halte diese gemeinsam mit Krisha. Als diese hört, dass mein Magierstab unzerstörbar sei, will sie es nicht glauben, weshalb ich ihr erlaube, es zu versuchen. Wie ich es vorausgesagt habe, gelingt es ihr jedoch nicht, ihn zu zerstören.
Ugdan, der ja sowieso nicht wirklich schläft, erzählt mir, dass er von Algunde einen Tipp bezüglich des Geheimnisses im nächsten Ort haben wollte, woraufhin diese ihm gesagt habe, dass dort etwas versteckt sei, dass verhindere, dass der Boroni erfolgreich sei. Als Belohnung hat sie ihm jemanden versprochen, der uns überall hinbringen könne und gesagt, dass das Buch, welches Wilmaan suche, im obersten Stock der Sternwarte sei. Dies konnte Wilmaan ja bislang nicht in Erfahrung bringen, er konnte den Aufenthaltsort des Buches lediglich auf drei mögliche Standorte eingrenzen. Ich bin trotzdem skeptisch, ob diese Information der Wahrheit entspricht.
02. Efferd 1021 BF
Als ich am Morgen aufwache, sehe ich Ranijian, der nackt über dem Ochsenkarren liegt und schläft. Um das Bild zu vervollständigen steckt ihm auch noch eine Blume im Rektum. Skandia, die mit ihm die dritte Wache halten sollte, erzählt, dass sie ihn schlafen legen musste, weil er zudringlich geworden sei. Das sieht ihm wieder einmal ähnlich.
Am späten Nachmittag erreichen wir Fischbach, ein schmuckes kleines Dorf, in dem alles blitzsauber ist. Es gibt einen kleinen Efferd- und Peraineschrein aber wir sehen keinen einzigen Menschen. Lediglich aus dem Peraineschrein hören wir ein lautes schnarchen. Wir beschließen, es im Wirtshaus zu versuchen. Auch dieses ist blitzsauber und völlig menschenleer, weshalb wir zurück zum Peraineschrein gehen. Darin schläft ein Boroni mit Vollbart, offenbar stockbesoffen. Wir hinterlassen ihm eine Notiz, dass wir im Wirtshaus auf ihn warten würden und erkunden das Dorf noch ein wenig.
Am Rande entdecken wir einen Boronanger mit etwa 85 Gräbern und im Wald eine verlassene Jagdhütte. Ich weiß nicht, warum ich so paranoid bin, ob es lediglich damit zu tun hat, dass Algunde hier ihre Finger im Spiel hat oder damit, dass die Welt im Wandel ist, aber ich beschließe den anderen von einer sehr wahnwitzigen Theorie zu erzählen, die mir in den Sinn gekommen ist. Was ist, wenn hier jede Nacht die Toten aus ihren Gräbern steigen und dann ihren alltäglichen Verrichtungen im Dorf nachgingen, bevor sie sich im Morgengrauen wieder in ihre Gräber begeben? Warum sonst ist hier niemand und alles so sauber? Ich bezweifle, dass der Boroni dies hier alles putzt und selbst wenn, warum sollte er dies tun?
Wir inspizieren erneut den Boronanger und eine magische Analyse ergibt, dass jedes der Gräber latent magisch ist, jedoch nicht magisch genug, um viel erkennen zu können. Im Haus des Dorfschulzen finden wir ein Tagebuch, in dem der letzte Eintrag vor ungefähr drei Monden folgendermaßen lautet: „Seuche fordert neue Opfer, dunkle Reiter Richtung Yslisee unterwegs.“
Ranijian beschließt, entgegen unserer Einwände, den Boroni zu wecken. Das kann auch nur ein nicht Zwölfgöttergläubiger machen. Einen Boroni wecken. Wie dem auch sei, wir erfahren von ihm, dass dieser Ort verflucht sei, dass die Toten tatsächlich jede Nacht aus ihren Gräbern steigen würden und ihr Tagwerk verrichten. Er hat den Boronanger schon siebenmal neu eingesegnet und trotzdem kommen die Toten jede Nacht wieder. Dies passiert bereits seit zwei Götterläufen. Auf unsere Frage, was vor zwei Götterläufen passiert sei, erzählt er uns, dass eine Frau mit leuchtenden Augen, offenkundig Algunde, damals hier vorbeigekommen sei und eine Seuche mitgebracht hätte, die schwarze Wut, wie ich seiner Beschreibung entnehmen kann.
Laut dem Boroni war Algunde zwei Tage im ehemaligen Boronschrein und hat die dortigen Bücher studiert, die der Boroni aus Punin mitnehmen sollte, um sie vor den Borbaradianern zu verstecken. Als wir uns in dem ehemaligen Boronschrein umsehen, findet Ugdan einen Schlüssel, während Pjerow eine Truhe findet, welche er kurzerhand aufbricht. Darin sind drei Bücher mit folgenden Titeln: „Anleitung – ewiges Leben spenden ohne selbst zu paktieren, Animatio des Todes“, „Essenz des Todes“ und „Korpus und Geistwesen“, auch ein kleines Borongebetsbuch befand sich in der Truhe.
Wir erfahren, dass der Boroni sich mit Algunde darauf geeinigt hatte, dass er sie die Bücher lesen lässt und sie ihm im Gegenzug ewiges Leben schenkt, ihn quasi verflucht hat. Er hat mehrmals versucht, sich selbst zu entleiben, was einen großen Frevel in der Boronkirche darstellt, und sei gescheitert. Wilmaan erklärt sich bereit, die Bücher zu verwahren und als die Sonne langsam untergeht, teilt uns Ugdan mit, dass laut Algunde der Boroni selbst die Schuld an den Geistern trägt.
Wir begeben uns in die Taverne und essen etwas, als wir die Geister sehen, von denen der Boroni gesprochen hat. Sie verrichten, wie geschildert, ihr Tagwerk, ich kann einen Wirt ausmachen und mindestens zwei Schankmägde, aber auch Gäste. Ugdan teilt uns mit, dass er sich die Geister als Geist angesehen habe und dass sie nicht, wie sonst üblich, geleuchtet hätten, dass es irgendwie keine Geister wären. Er hat aber auch festgestellt, dass der Boroni sonderbar leuchten würde. Algunde habe ihm des Weiteren mitgeteilt, dass sie ihm Magie gelehrt habe und dass er unbewusst die Dörfler manipuliert hätte, ein göttergefälligeres Leben zu führen. Dies würde das Leuchten erklären, offenbar handelt es sich bei dem Boroni um einen Freizauberer.
Laut Algunde sollen wir nach einer Boronstatue suchen, in der sich das Herz des Boroni befinden würde, da in seinem Körper lediglich einige Karfunkel seien. Noch während Ugdan dies alles erzählt, haben Ifrundoch, Kapilla und Krisha den Drang, dieses Gespräch zu beenden. Alle drei versuchen mit ähnlichen Argumenten das Gespräch zum Erliegen zu bringen und ich frage mich, ob sie gerade vom Boroni beeinflusst werden.
Scheinbar bin ich nicht die Einzige, der dieser Gedanke kommt, denn Ugdan und Pjerow machen sich daran, die besagte Statue zu holen, welche ihnen vorhin im Haus des Schulzen aufgefallen ist und tatsächlich kommt ein immer noch schlagendes Herz in ihrem Inneren zum Vorschein. Mir wird aufgetragen, das Herz in den Körper des Boroni zu operieren in der Hoffnung, dass so der Fluch, welcher auf ihm und dem ganzen Dorf lastet, gebrochen werden kann und ich bereite mich darauf vor. Nach einem Ruhe Körper beginne ich, den Brustkorb zu öffnen und finde an der Stelle, an der eigentlich das Herz sein müsste, eine kleine Glasflasche vor, in der lauter Steine sind. Die besagten Karfunkel wie mir scheint. Ich entferne die Flasche vorsichtig und nähe dann das Herz an den Platz, an dem es eigentlich die ganzen Jahre sein sollte, ein. Auch der Ruhe Körper beginnt bereits damit, die Nähte zu schließen und die Heilung setzt langsam ein. Ob unser Vorhaben von Erfolg gekrönt ist, wird sich jedoch erst noch zeigen müssen.