17. Efferd 1021 BF
In der Korngasse angekommen, eine Frau mit drei kleinen Kindern um sich herum hat uns die Türe geöffnet und uns in den zweiten Stock verwiesen, überlegen wir, wie wir nun vorgehen sollen. Auf Wilmaans Frage, wie hoch unsere Erfolgsaussichten ohne einen Fluchtplan seien, wissen wir alle keine richtige Antwort. Auch er hat offenbar keinen Plan für eine Flucht parat, weshalb wir uns allesamt den Kopf darüber zermartern, was unser nächster Schritt sein wird.
Noch während eine angespannte Stille herrscht, öffnet sich mit einem Mal ohne ein vorhergehendes Klopfen die Tür und Pjerow und Ranijian kommen herein. Sie erzählen uns, dass es ihnen tatsächlich gelungen ist, den Hund über eine der unzähligen Brücken hin zu dem Arkhobal zu schieben und dass dieser umgehend mit einem seiner Äste nach ihm gegriffen habe, ihn sich einverleibt habe.
Als die beiden zu uns zurückkommen wollten, waren die Büttel bereits da, weshalb sie es vorgezogen hatten, sich erst einmal in einer Hinterhofkneipe zu verstecken. Dort seien sie dann auch an die Kleidung von den hier ansässigen Wasserträgern gekommen und auch an ein Siegel, welches Pjerow als einen Minenarbeiter ausweist. Auf unseren fragenden Blick erklärt er uns, dass das Wasser aus einer Grube in der Mine gefördert wird und dass er mit diesem Siegel in der Lage sei, gleich zwei der Steine zu platzieren.
Nachdem Pjerow mit seiner Erzählung geendet hat, teilt uns Wilmaan mit, dass er gedenke, mittels Ecliptifactus zu entkommen und dass er sich sicher sei, dass Galotta ihn nicht umbringen werde, selbst wenn er zur Befragung gerufen wird. Jedoch weist er uns auch an, ihn im Anschluss in keinerlei weitere Pläne mehr einzuweihen und dass wir so auch mit den anderen vorgehen sollten, die befragt worden sind und wieder zurück zur Gruppe stoßen. Ich glaube, dass diese Vorsichtsmaßnahme mehr als angebracht ist, wage dennoch nicht mir auszumalen, was uns bevorsteht.
Es klopft an der Tür und davor steht Cidris, nackt, wie die Götter ihn schufen, mit einem gesiegelten Brief in seiner Hand. Obgleich dieser Anblick allein bereits seltsam genug ist, schließlich haben wir Cidris seit etlichen Monden nicht mehr gesehen und eigentlich befindet er sich, nach unseren Informationen, auf der Flucht vor Pjerow, haben wir trotz allem nicht damit gerechnet, ihn ausgerechnet hier zu treffen.
Geistesgegenwärtig zieht Pjerow ihn ins Zimmer und versucht, ihn niederzuschlagen, was von Cidris jedoch gekonnt pariert wird. Es entsteht ein kleines Gerangel, in welches auch Ranijian eingreift und nachdem alle drei erkannt haben, dass sie sich stärkemäßig ebenbürtig sind, beschließen sie einen Waffenstillstand.
Cidris teilt uns daraufhin mit, dass er sich nicht daran erinnern könne, wie er hierhergekommen sei. Er könne sich auch nicht daran erinnern, was seit seinem plötzlichen Aufbruch in jener verhängnisvollen Nacht passiert ist. Ugdan teilt uns mit, dass ein auf Cidris‘ Kopf gewirkter Odem lediglich ergeben habe, dass er im Moment nicht magisch sei. Das bringt uns gerade nicht wirklich weiter.
Während Pjerow die Vermutung aufstellt, dass diese maraskanische Hexe, mit der Cidris im Bunde war, mit Galotta zu tun haben könnte, teilt uns Ugdan weiter mit, dass während der letzten sechs Monde unglaublich viele Herrschaftszauber auf Cidris gewirkt worden sind und dass er erst vor kurzer Zeit magisch verändert worden ist.
Als Ugdan diese magische Veränderung anspricht und Cidris erzählt, dass er den Brief vom Wolf von Tobrien erhalten habe, beschleicht mich der Verdacht, dass es sich bei Fredo, den Robak ja mittels Trank zu neuen Fähigkeiten verholfen hatte, um Cidris handeln könnte. Ich frage mich zwar, wie dieser Kontakt zustande gekommen ist und warum, aber ganz von der Hand lässt sich diese Vermutung momentan einfach nicht weisen.
Während ich noch darüber nachdenke, auch die anderen scheinen ihren Gedanken nachzuhängen, fällt uns allen mit einem Mal wieder ein, weshalb Cidris hier ist und unsere Blicke wandern zu dem Brief in seiner Hand. Dieser ist an Kapilla di Rybigor adressiert, welche ihn dann auch liest. Mit den Worten, dass sie zu Galotta müsse, setzt sie sich in Bewegung.
Yuto versucht, sie daran zu hindern, jedoch bewegen sich ihre Beine unaufhörlich weiter, es scheint beinahe so, als würden sie sich gegen ihren Willen bewegen, was bei einem so fähigen Magier wie Galotta nicht weiter verwunderlich wäre. Yuto beschließt daraufhin, Kapilla zu begleiten und verlässt mit ihr das Zimmer. Kurz darauf gehen auch Ifrundoch und Pjerow den beiden hinterher und kommen mit einer bewusstlosen Kapilla zurück in den Raum. Mir fällt auf, dass Wilmaan das Geschehen äußerst interessiert beobachtet und auf meinen fragenden Blick teilt er mir mit, dass er gespannt sei, was passiert, wenn man die Einladung von Galotta nicht annimmt.
Ugdan schlägt in der Zwischenzeit vor, dass wir vielleicht die Gargyle verzaubern könnten, damit diese uns aus Yol Ghurmak bringen können, weil sie wohl relativ einfach zu beherrschen seien. Jedoch frage ich mich, ob sie nicht bereits von Galotta beherrscht werden, was ja wiederum zur Folge hätte, dass man seinen Zauber übertreffen müsste und ich bezweifle, dass Ugdan dazu in der Lage ist.
Meine Aufmerksamkeit wird von Yuto abgelenkt, der mich zu Kapilla ruft. Diese beginnt damit, Blut zu schwitzen und schwächer zu werden, woraufhin ich ihr einen Balsam angedeihen lasse, der jedoch auch zur Folge hat, dass sie aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht und sich erneut in Bewegung setzt, woraufhin Ifrundoch sie wieder bewusstlos schlägt. Das kann nicht ewig so weitergehen, das ist uns allen, denke ich, mehr als deutlich bewusst.
Cidris, der mittlerweile von Pjerow ein paar Sachen zum Anziehen bekommen hat, überlegt in der Zwischenzeit laut, ob er nicht einem der Heshtotim eine seiner Waffen entwenden könnte. Ich frage mich, ob die vielen Herrschaftszauber seinen Geist so vernebelt haben oder ob es der Einfluss von Robaks Trank gewesen sein könnte, denn anders kann ich mir diese wahnwitzige Idee nicht erklären. Mir fällt jedoch auch auf, dass wir alle uns unsicher sind, ob wir ihn ins Vertrauen ziehen können ob unseres Vorhabens oder ob er für die Gegenseite agiert.
Nach einigen Minuten sehe ich mich gezwungen, erneut einen Balsam auf Kapilla zu wirken, wenn ich verhindern will, dass sie stirbt, was zur Folge hat, dass sie wieder aufwacht. Noch bevor Ifrundoch sie erneut KO schlagen kann, beschließen Cidris und Pjerow, sie einfach zu fesseln und während sie dies tun, hämmert es gegen die Tür. Davor steht eine schwarzgerüstete Gestalt, flankiert von einigen Heshtotim, die uns mitteilt, dass der Kaiser nicht gerne auf seinen Besuch warte. Jetzt soll jedoch statt Kapilla Ugdan zu ihm kommen, welcher uns daraufhin mitteilt, dass er der Einladung nachkommen werde.
Ich bin etwas verwundert, dass Pjerow sich so eng von ihm verabschiedet, jedoch teilt er uns in einer ruhigen Minute danach mit, dass er Ugdan den Kraftstein untergeschoben habe. Wenn es einen Ort mit mächtiger Magie gäbe, dann doch wohl in direkter Nähe Galottas. Kapilla übergibt sich derweil und anhand der Beschaffenheit ihres Erbrochenen kann ich erkennen, dass sie auch innerlich geblutet haben muss.
Uns läuft die Zeit davon, wir müssen unbedingt die restlichen Steine deponieren. Wilmaan rät uns, im Handwerksviertel bei einem gewissen Leonardo vorbeizuschauen. Dieser könne uns zwar nicht helfen, würde es aber dennoch sicherlich versuchen. Reichlich kryptische Aussage, aber wer weiß, was dahinter steckt.
Wir beschließen, dass wir uns, so lange Galotta sich mit Ugdan beschäftigt, vielleicht besser aufteilen sollten, um schneller voranzukommen und während Pjerow und Ranijian mit dem Erz- und Wasserstein in die Mine gehen wollen, begibt sich Ifrundoch zur Arena, er muss schließlich noch ein Duell zur Mittagsstunde ausfechten. Okultatum bekommt den Eisstein und ich erkläre mich bereit, den Humusstein im Kornfeld draußen zu vergraben und dann mein Glück mit dem Luftstein in der Akademie zu versuchen.
Es ist mittags, als ich mein Ignorantia-Stirnband aktiviere und den Stein im Feld vergrabe. Im Anschluss begebe ich mich auf den zweistündigen Weg zur Akademie, welche ich um die zweite Mittagsstunde erreiche. Vor den Toren stehen die Statuen von zwei Magiern, die ängstlich scheinen und deren Detailgrad mich daran zweifeln lässt, dass es sich um einfache Statuen handelt. Vielmehr scheinen hier zwei echte Magier versteinert worden zu sein und so, wie ich Galotta einschätze, wird er nicht so gnädig gewesen sein, ihnen ihre Sinne zu nehmen. Vielmehr traue ich ihm zu, dass die beiden alles mitkriegen, was um sie herum geschieht, ohne sich regen zu können. Ein grausames Schicksal.
Vor dem Tor, welches ins Innere der Akademie führt, steht ein Heshtot, den ich jedoch zu ignorieren versuche, als ich anklopfe. Auf die Frage, was mich hierher führe, fällt mir leider nicht wirklich etwas Plausibles ein, weshalb meine Ausflüchte umgehend von dem Heshtot als Lüge enttarnt werden. Sofort bin ich von drei Magiern umringt, während ein Bote mit einer Anzeige gegen mich zum schwarzen Palast geschickt wird.
Im Anschluss werde ich selbst zum schwarzen Palast eskortiert und dort in den Thronsaal geführt, in welchem Galotta bereits auf mich wartet. Neben ihm steht Ugdan, seiner Augenfarbe nach zu urteilen handelt es sich gerade jedoch um Algunde. Ich frage mich, ob ihm dies bewusst ist. Als ich Galotta darauf anspreche, warum ich hier bin, schließlich hatte er uns ja zugesichert, dass wir uns hier frei bewegen dürften, weist er mich an, still zu sein und dass ich ihm folgen solle.
Während wir in ein Nebenzimmer gehen, teilt er mir mit, dass ihm sehr wohl bewusst ist, dass ich eine Koryphäe auf dem Gebiet der Heilmagie bin und dass er von Ugdan bereits über unsere Expedition hierher informiert worden sei. Flüjonda hingegen habe sich selbst die Zunge abgebissen und sei daran erstickt, bevor er diesbezüglich Informationen preisgeben konnte. Dies zu hören macht mich traurig, auch wenn ich bemüht bin, mir nichts davon anmerken zu lassen.
Galotta lässt auf einen Wink hin zehn Kinder zwischen acht und zwölf Götterläufen hereinbringen, die ich als Scholaren der ehemaligen Akademie von Ysilia erkenne. Er teilt mir mit, dass ich von ihm den Auftrag bekomme, die Magister in der neuen Akademie im Balsam zu unterrichten auf einem Niveau, welches dem meinigen so nahe wie möglich käme. Des Weiteren habe ich die Wahl zwischen dem sezieren eines der Kinder – auf diesen Wink hin ketten zwei Heshtotim eines der verängstigten Kinder auf einem Tisch fest – oder dem Erzählen unseres Hierseins.
Ich habe keine andere Wahl als ihm alles zu erzählen, was ich weiß, allerdings versuche ich dabei wenigstens so viel Zeit zu schinden, wie es mir nur möglich ist. Als Ziel, welches ich hier verfolge, teile ich Galotta mit, dass ich gesund und munter wieder nach Hause kommen möchte und als Grund unserer Expedition fange ich damit an, dass Ugdan bei dem Angriff von Nirraven auf Norburg Kolkja verloren hat. Ich bemühe mich dabei, möglichst jedes Detail sehr genau wiederzugeben und ziehe das Ganze so sehr in die Länge, dass Galotta unser Gespräch für ein kurzes Abendessen unterbricht, bevor es mir gelingt, ihn bis zur elften Abendstunde zu beschäftigen. Dabei achte ich genau darauf, dass ich mit keinem Wort die Steine erwähne, die ja genaugenommen auch nicht ausschlaggebend für unsere Expedition hier waren, schließlich wussten wir vor unserer Ankunft hier noch nicht einmal etwas davon.
Ich weiß nicht, ob Galotta mir alles glaubt oder ob ich ihn am Ende sogar gelangweilt habe, aber er meint, dass ich mich als Belohnung für meine ausführlichen Informationen jetzt frei bewegen dürfte und drückt mir zu diesem Zweck ein gesiegeltes Schreiben in die Hand. Dann lässt er mir eine Halskrause aus, ich glaube, Endurium umlegen, ein Gurgulum, wie er sagt und teilt mir mit, dass darin ein Dämon wohne, der mich mittels enger werden erwürgen wird, sollte ich etwas gegen ihn unternehmen wollen. Mit diesen Worten entlässt er mich und geknickt aber gleichzeitig erleichtert über diesen Ausgang suche ich unsere Unterkunft in der Korngasse auf.
Ich schätze, dass ich jetzt vorerst, wie abgesprochen, nicht mehr erfahren werde, was die Pläne der anderen sein werden und was sie gemacht haben, aber ich hoffe, dass ich dieses elendige Ding möglichst schnell wieder los werde, ich fühle mich nicht wohl bei dem Gedanken, was darin wohnt. Auch wenn ich mich frage, ob der Dämon es als Akt gegen Galotta ansieht, wenn ich einen Stein verstecke, schließlich tut dieser per se ja nichts gegen ihn.
18. Efferd 1021 BF
Nachdem ich den anderen bei meiner Rückkehr mitgeteilt habe, was ich da genau um den Hals trage, lege ich mich schlafen. In der Früh werden wir erneut davon geweckt, dass jemand von uns zur Befragung gerufen wird. Dieses Mal handelt es sich um Krisha, welche auch bereitwillig mitgeht.
Keine fünf Minuten später können wir Kampflärm von der Straße hören und als ich zum Fenster eile um herauszufinden, woher dieser rührt, sehe ich, dass Krisha gegen ihre Eskorte kämpft. Es gelingt ihr zwar, die sechs Büttel zu töten, jedoch hat sie keinen Erfolg auch die schwarze Rüstung oder die fünf Heshtotim zu besiegen, weshalb sie es vorzieht, sich selbst das Leben zu nehmen.
Betrübt darüber wende ich mich vom Fenster ab und Ugdan kommt auf mich zu, teilt mir mit, dass er heute der Proband in der Akademie sein werde, anhand dessen ich meine Fähigkeiten unter Beweis stellen solle. Weiter sagt er mir, dass wir zu diesem Zweck demnächst aufbrechen sollten, damit wir nicht zu spät kommen und als Pjerow dies hört, ruft er mich nochmal kurz zu sich mit den Worten, dass ich meine Gedächtnisstütze nicht vergessen solle, während er mir die Steine für Kraft und Luft in die Hand drückt. Richtig, meine Gedächtnisstütze.
Als wir das Zimmer verlassen, läuft mir Ranijian nach und bittet mich, noch einmal kurz zurückzukehren. Zwar könne er mir nicht sagen, was er getan habe, braucht jedoch trotzdem meine Hilfe. Und auch wenn er es ist, dessen Knochen in der Schulter sich durch das Fleisch bohren, so bietet er mir an, seine Hand zu halten, sollte ich Angst verspüren. Er versucht es eben immer wieder. Nachdem ich einen Balsam gewirkt habe, eile ich zurück zu Ugdan und wir begeben uns zur Akademie.
Dort angekommen werden wir von einem dicklichen Magier begrüßt, der sich uns als Asmodeus von Andergast vorstellt. Die ehemalige Spektabilität von Narena. Er sagt uns, dass wir uns nicht erschrecken sollen, wenn wir die anderen Magier zu Gesicht bekämen, da sie teilweise recht speziell wären und dass ich Ugdan auf Wunsch von Meister Balvigor aus Punin öffnen solle, da dieser wissen wolle, was es mit diesem Konstrukt auf sich habe. Ich frage mich, was er genau damit meint, dass manche Magier speziell wären, vermute jedoch, dass ich es noch früher herausfinden werde, als mir lieb ist.
Da ich noch etwas Zeit habe bis zur geplanten Vorführung, lasse ich mich in die Bibliothek führen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass es hier gar keine Unterlagen über Heilzauber geben soll, wie mir Galotta gestern Abend mitgeteilt hat und mache mich daher auf die Suche. Wenigstens rudimentäre Informationen die Heilung betreffend muss es doch geben.
Außer mir ist in der Bibliothek nur ein weiterer Magier, dessen Haut äußerst borkig ist, vielmehr scheint sie aus Rinde zu bestehen. Seine Augen wirken tot und erinnern mich an die Augen der Waldschrate in Bjaldorn, nachdem sie von dem Arkhobal pervertiert worden sind. Ich vermute, dass Asmodeus unter anderem dies mit speziell gemeint hat und frage mich, was uns noch erwarten wird.
Auf meine Frage, was ihm passiert sei, antwortet mir der Magier, dass man einen Preis bezahlen müsse, wenn man sich mit hohen Mächten einlässt und nachdem ihm meine Suche nach Büchern die Heilmagie betreffend nicht entgangen ist, teilt er mir mit, dass diese Suche hier vergebens wäre. Vielleicht könnte man im Büro der ehemaligen Spektabilität von Ysilia ein Buch über Anatomie finden und er bietet sich an, mich dort hinzuführen. Als ich ein Gespräch mit dem Magier beginne und erwähne, dass ich auf Wunsch von Meister Balvigor Ugdan sezieren solle, gibt er sich mir gegenüber als jener Balvigor zu erkennen, von dem ich gerade geredet habe. Er teilt mir mit, dass er Algunde kennt und dass er sich vergewissern wolle, ob Ugdan keinen Karfunkel in sich trüge. Auch erzählt er mir, dass er von Algundes Vorhaben den Boroni betreffend Bescheid gewusst habe, jedoch ist die Information, dass ihr dieses Vorhaben geglückt ist, neu, als ich ihm davon erzähle.
Im Büro erkenne ich eine weitere Statue, die jedoch ohne Kopf ist. Den Kopf finde ich als eine Art Briefbeschwerer auf dem Tisch und ich erkenne, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die ehemalige Spektabilität handelt. Balvigor lässt einen Stuhl aus Ranken für mich entstehen, da sich hier im Büro keiner mehr befindet und weist mich an, mich zu setzen.
Dann fragt er mich, an unser Gespräch auf dem Weg hierher anknüpfend, wie gründlich ich Ugdan bereits untersucht habe und ob „es“ hier wäre. Ich bin mir zwar sicher, dass Ugdan keinen Karfunkel in sich trägt, sonst hätte Algunde sich nicht an ihn binden können, jedoch glaub mir Balvigor nach wie vor nicht wirklich. Zumindest habe ich diesen Eindruck, als er plötzlich aus dem Büro rauscht.
Nachdem ich mir die Bücher im Büro etwas genauer angesehen habe und tatsächlich lediglich ein Buch über Anatomie gefunden habe, fällt mir ein weiteres in die Hände, aus dem hervor geht, dass die Akademie auf einer Kraftlinie gebaut worden ist. Es wäre also das Beste, den Kraftstein einfach hier irgendwo zu verstecken. Damit dies für meinen Dämon nicht zu offensichtlich ist, hole ich ihn gespielt gedankenverloren heraus, während ich in einem Geschichtsbuch stöbere und spiele ein wenig damit herum.
In dem Buch steht eine Legende, nach der es in grauer Vorzeit einen Mann gegeben haben soll, der hier in der Umgebung von wilden Zauberern aufgezogen worden ist, bevor er zur Akademie hier gekommen ist. Er soll sehr verzweifelt ob der Vergänglichkeit von den Dingen gewesen sein, weshalb er einen Pakt eingegangen sei, um herauszufinden, wie man den Dämon, mit dem er paktiert hat, vernichten kann, den er für die Vergänglichkeit verantwortlich macht. Ich frage mich, ob damit Balvigor gemeint sein könnte. Zumindest kommt er mir als erstes in den Sinn.
Als ich überlege, wie ich den Stein unauffällig hier vergessen kann, kommt mir der Zufall zu Hilfe. Balvigor ruft mich über den Gang hinweg und teilt mir mit, dass die Sektion Ugdans bereits jetzt stattfinden solle, dass er nicht länger warten wolle, weshalb ich gespielt überstürzt aufbreche und dabei den Kraftstein unauffällig ganz hinten in die Schublade fallen lasse, bevor ich die beiden Bücher, die ich dort heraus genommen hatte, wieder hineinlege.
Mit bangen Schritten verlasse ich das Büro und halte die Luft an, aus Angst, dass sich mein Gurgulum zusammenziehen wird, aber nichts dergleichen geschieht und ich atme erleichtert aus bevor ich Balvigors Stimme nachgehe.
Er will unbedingt die Seele Ugdans sehen und es gelingt mir nur mit Mühe, ihn davon zu überzeugen, dass es besser sei, wenn ich die Sektion vornehme, schließlich hat Galotta klar zu verstehen gegeben, dass er momentan Wert auf Ugdans Anwesenheit legt und selbst Balvigor will sich nicht dessen Zorn zuziehen. Ugdan erklärt mir, dass es keines Ruhe Körper bedürfe, dass er sich als Geist zurückziehen würde und legt sich dann auf die Liege, die mitten im Raum steht.
Ich beginne damit, vorsichtig die Kopfhaut wie eine Buchseite zur Seite zu schlagen und mit einer Säge die Schädeldecke zu öffnen um das Gehirn freizulegen. Darin ist kein Karfunkel zu erkennen, jedoch will Balvigor mehr sehen, noch gründlicher vorgehen. Auf meinen Einwand hin, dass ich ihn nicht in Scheiben schneiden könne, weil das Risiko zu hoch wäre, dass er diesen Eingriff nicht überlebt, antwortet er mir, dass er leben werde und steckt seinen Finger in die Haut Ugdans.
Ich versuche mich auf meine Arbeit zu konzentrieren und nehme Ugdan Stück für Stück auseinander, dabei immer darauf bedacht, keine wichtigen Strukturen oder Organe zu zerstören. Ich muss gestehen, so genau und detailliert habe ich noch nie einen lebendigen Körper inspizieren können. Diese ganzen Funktionen, die ich hier in voller Aktion sehen kann, sind wahrhaftig beeindruckend.
Vor lauter Faszination fällt mir erst auf, dass wir nicht mehr alleine sind, als ich ein Würgegeräusch vernehme. Als ich aufblicke, erkenne ich, dass in der Zwischenzeit die Magister, welche ich im Balsam unterrichten soll, angekommen sind und dass einige von ihnen offenbar einen äußerst schwachen Magen besitzen. Ich muss gestehen, das verwundert mich etwas, weiß ich doch schließlich sehr genau, wo wir uns befinden.
Wie dem auch sei, nach etwa drei Stunden hat auch Balvigor eingesehen, dass in Ugdans Körper kein Karfunkel versteckt ist und gestattet mir, meine Balsamzauber zu wirken, um den Ursprungszustand wiederherzustellen. Es werden insgesamt vermutlich an die zehn Zauber notwendig sein und ich mache mich routiniert an die Arbeit.
Als ich den sechsten Balsam wirken will, muss ich mit den Gedanken nicht ganz bei der Sache gewesen sein. Plötzlich geht alles schief, ich bekomme mörderische Kopfschmerzen und fasse mir unbewusst an den Hals, in der Erwartung, dass sich der Gurgulum gerade zuzieht, was jedoch nicht der Fall ist. Um uns herum sprießen tausende kleine gelbe Blumen, die ich mit Schrecken als jene Blumen wiedererkenne, die mit Säure spritzen können. Was auch immer mir da für ein Fehler unterlaufen ist, zaubern kann ich im Moment gerade nicht mehr, ich fühle mich ausgelaugt, leer und teile dies auch Balvigor mit.
Dieser lässt mit einer Handbewegung sämtliche Blumen ihre Köpfe zur Seite neigen und nimmt dann den immer noch bewusstlosen Ugdan auf seine Arme und wir gehen aus dem Zimmer heraus. Während wir hinausgehen, pflückt Balvigor noch eine der Blumen und teilt mir mit, dass er diese an der Tür von Asmodeus befestigen wolle, welcher mit Sicherheit Torxes dafür verantwortlich machen werde. Die beiden können sich offensichtlich nicht wirklich ausstehen.
Auf meine Frage, ob wir ein Warnschild an die Tür hängen sollten, antwortet mir Balvigor nur, dass sich der Inhalt dieses Zimmers sicherlich recht schnell herumsprechen würde. In einem anderen Raum legt er Ugdan auf eine andere Liege und ich flöße ihm einen meiner Heiltränke ein, woraufhin er erwacht. Ich schildere ihm kurz, was passiert ist und welches Zimmer er besser meiden sollte, bevor ich mich auf einen Stuhl setze und gedanklich zu evaluieren versuche, welcher Fehler mir unterlaufen ist. Wieder einmal auf einer Kraftlinie. Es wirkt beinahe so, als würden mir diese Linien Pech bringen, aber kann das wirklich sein?
Ugdan, der kurzzeitig wieder bewusstlos war, ich vermute, um als Geist etwas zu erkunden, kommt auf mich zu und sagt mir nur ein Wort, „Volltreffer“, bevor wir zusammen zu unserer Unterkunft zurückgehen. dort angekommen erbittet er den Luftstein von mir, nennt ihn jedoch zur Sicherheit ebenfalls, wie Pjerow, Gedächtnisstütze. Wilmaan wirkt äußerst frustriert und anhand des Gurgulums um seinen Hals ahne ich, was seinen Frust verursacht.
19. Efferd 1021 BF
Ich wache schweißgebadet von einem Alptraum auf. Ich habe geträumt, dass ich auf einem eisigen Feld in der Nähe von Trautmanns Hus stehe inmitten von unzähligen Soldaten, die sich durch den Schnee kämpfen. Unter ihnen habe ich Kolkja erkannt, der sich als einer der Soldaten getarnt hat. Er hat sich zu mir umgedreht, den Finger an den Mund gelegt und „psst“ gemacht, bevor er seine Blicke dem Wall von Trautmanns Hus zugewandt hat. Als ich seinem Blick gefolgt bin, habe ich eine gefrorene Noumiza erkannt, die mit sechs Schwertern in ihren sechs Armen über den Wall gestürmt kam.
Mit diesem Anblick, der mich an unsere erste Begegnung erinnert hat, bin ich aufgewacht und musste schmerzlich an Rondrasil und meine Kinder denken. Ich schiebe diesen Gedanken weit weg von mir, will dem Dämon in meiner Halskrause keine Gelegenheit geben, auch nur eine Ahnung von meiner Familie zu erhaschen.
Es klopft erneut an der Tür und uns wird bereits durch die geschlossene Tür mitgeteilt, dass sich Ranijian zur Befragung bei Galotta einfinden soll. Ich erkenne, dass nicht nur ich zögere, die Tür zu öffnen, doch die Forderung draußen wird immer drohender und mit einem Mal springt die Tür auf und die Heshtotim schieben sich durch die Tür. Die Kugel an meinem Stab beginnt glühend rot zu leuchten, nicht sonderlich überraschend, wie ich finde. Es wundert mich vielmehr, dass die Kugel nicht permanent leuchtet, habe ich doch immer noch diesen verfluchten Gurgulum um den Hals.
Pjerow, der mit etwas Ähnlichem gerechnet haben muss, schießt mit einem seiner Rabenbolzen auf den ersten Heshtot, welcher sich in Luft auflöst, während Ugdan einen Gardianum wirkt. Dieser schiebt Ifrundoch an den Rand des Raumes und mich mitten durch die verbliebenen Heshtotim aus dem Zimmer. Ich kann erkennen, dass sich Yuto und Ranijian wie von Sinnen auf die Büttel stürzen, welche durch den Gardianum nicht abgehalten werden, während Kapilla, laut schreiend, dass sie nicht zu uns gehören würde, aus dem Zimmer rennt.
Warum auch immer, aber mir geht durch den Kopf, was wohl passiert, wenn ich selbst einen Gardianum wirke. Werde ich dann nach oben oder nach unten geschoben, vor oder zurück? Einer der Büttel reißt mich aus diesem Gedanken, weil er mir zubrüllt, dass ich die anderen umbringen solle. Auf meine Frage, wie ich das denn anstellen solle, ich komme weder durch den Gardianum noch bin ich überhaupt wirklich des Kämpfens mächtig, auch wenn ich, mit etwas Stolz, zugeben muss, dass ich besser geworden bin als noch vor einigen Jahren und augenblicklich zieht sich der Gurgulum um meinen Hals enger.
Ich mache mich daher langsamen Schrittes auf unsere Gruppe zu und schlage mit meinem Stab zu. Dabei versuche ich, bewusst so zu zielen, dass ich einen der Heshtotim treffe, ohne dass es zu auffällig ist, was mir auch gelingt. Allerdings hat der Dämon in meiner Halskrause mein Manöver offenbar durchschaut, denn erneut zieht er sich enger um meinen Hals, weshalb ich jetzt lieber nur daneben treffe. Meine Arme samt Stab sind sowieso viel zu kurz, um irgendeinen Schaden auszurichten.
Aus dem Augenwinkel erkenne ich, wie Kapilla etwas auf den Boden schleudert und die Luft um sie herum zu flimmern beginnt, während Okultatum hinter den anderen einen Stein zerbröselt und die Reste Richtung Ifrundoch pustet. Kurz darauf zerfallen sein Gurgulum und seine Rüstung zu Staub, woraufhin Ifrundoch endlich gegen die Büttel kämpfen kann, die in der Überzahl gegen Yuto kämpfen.
Ich bemerke einen äußerst üblen Gestank aus der Richtung, in der Kapilla steht und als ich mich ihr erneut zuwende, erkenne ich mit Schrecken, dass sie sieben Blutdrescher beschworen hat. Jedoch muss bei der Beherrschungsprobe etwas gewaltig schief gegangen sein, denn als sie ihnen zubrüllt, dass sie unsere Gegner töten sollen, stürzen diese sich nur gierig auf sie und ihre Schreie verstummen schnell.
Ich versuche daraufhin, die Heshtotim auf die neue Gefahr aufmerksam zu machen, sie davon zu überzeugen, dass diese eine Gefahr für Galotta darstellen, woraufhin tatsächlich ein Heshtot und die gerüstete Gestalt, die ebenfalls einen Gurgulum um den Hals trägt, die Richtung ändern und auf die Blutdrescher losstürmen.
Zeitgleich laufen Ifrundoch und auch die Büttel, mit denen er gerade noch gekämpft hat, vor diesen Kreaturen weg und in Anbetracht der Tatsache, dass ich noch ganz genau weiß, wozu diese Monstrositäten in der Lage sind, ist das die beste Entscheidung, die sie treffen konnten. Einzig Yuto, der die winzige Hoffnung hegt, Kapilla noch retten zu können, stürzt sich mitten ins Getümmel.
Auch ich möchte lieber etwas Abstand gewinnen und ziehe mich ins Haus zurück, wohlwissend, dass dort auch die drei verbliebenen Heshtotim sind. Nachdem der Gardianum Ugdans seine Wirkungsdauer beendet hat und just als ich den Raum betrete, höre ich einen ohrenbetäubenden Knall und werde nach hinten geschleudert. Alles summt und brummt und als ich wieder einen klaren Gedanken fassen kann, merke ich, dass Pjerow offenbar eine Schrapnellbombe zu uns geworfen haben muss. Ich will gerade dazu ansetzen, ihn erbost zu fragen, was das sollte, schließlich hätte er mich auch damit töten können, als ich merke, dass einer der Splitter offenbar meinen Gurgulum getroffen haben muss, denn dieser liegt zerbrochen neben mir.
Wir beschließen, dass wir uns schleunigst an unsere Flucht machen sollten, schließlich wüten draußen neben den sieben Blutdreschern immer noch die Rüstung mit dem Heshtot und einige Irrhalken haben sich auch noch ins Geschehen gestürzt. Dies ist eindeutig kein guter Ort um zu verweilen. Ich renne den anderen nach Richtung Schwarzstoffwerk, als Pjerow und Ranijian sich mit den Worten, dass sie noch etwas zu erledigen hätten, absetzen.
Als Ifrundoch in einer Werkstatt angekommen sind, warten dort bereits Ugdan und Cidris auf uns. Cidris, der sich ja bei der Stadtwache eingeschlichen hatte, erzählt uns, dass er zu dem Kampfgeschehen gerufen worden sei, wie viele andere Büttel auch, dass er es aber bei dem Anblick vorgezogen habe, sich diskret zu entfernen. Da sei er, wie er betont, nicht der Einzige gewesen.
In der Werkstatt, von diesem Leonardo, von dem Cidris spricht, ist keine Spur zu sehen, einzig eine riesige mechanische Schildkröte, teilt Ugdan uns mit, dass er Algunde nicht hören könne und dass er kurz nachsehen werde, ob Kolkja in der Nähe sei. Nach kurzer Zeit teilt er uns mit, dass dieser sich offenbar in Richtung des Südtores befinden würde.
Kurz darauf stoßen Pjerow, Ranijian und Jorgrim zu uns, im Schlepptau ein junges Mädchen in bunten Kleidern und einen älteren Mann mit Lederschürze, den Pjerow uns als einen Alchimisten vorstellt. Er teilt uns mit, dass er den Feuerstein im Schwarzpulverlager deponiert habe, welches er mittels Räucherstäbchen mit einiger Zeit Verzögerung angezündet habe.
Während Cidris Dinge in die Schildkröte schleppt, stellt Pjerow fest, dass der Steuerknüppel noch nicht eingebaut ist und anhand einer Beschreibung, welche dieser Leonardo hinterlassen hat, gelingt es ihm nach kurzer Zeit, dies nachzuholen. Jorgrim teilt uns mit, dass er zum Südtor müsse, weil dort die anderen Flüchtlinge auf ihn warten würden, für die er in den letzten Tagen einige Wasserwägen und Proviant organsiert habe.
Auf meinen fragenden Blick, warum wir nicht endlich auch aufbrechen, antwortet Pjerow mir, dass man Kraft in die Schildkröte fließen lassen müsse, woraufhin ich etwas astrale Kraft meinerseits spende und tatsächlich, das Ding setzt sich in Bewegung. Endlich.
Als wir beginnen in gemächlichem Schritttempo eine Mauer nach der anderen durchbrechen, lasse ich mir von den anderen erzählen, was sie gemacht haben, während ich den Gurgulum um den Hals hatte und nicht informiert worden bin.
Während ich am 17. Efferd 1021 BF erst den Stein im Feld vergraben habe und dann bis in die Nacht hinein mit Galotta gesprochen habe, waren auch die anderen nicht untätig. Pjerow und Ranijian sind zu den Minen gegangen und haben vorgegeben, Wasser für Galotta holen zu wollen. Mit der Warnung, dass sie sich vor den dortigen Dämonen in Acht nehmen sollen, hat man sie ohne Probleme durchgelassen, woraufhin sie einen ewig langen Abstieg in den Krater begonnen haben. Auf ihrem Weg nach unten sind sie an einem Enduriumlager vorbeigekommen, wo die Wache ihnen mitgeteilt hat, dass sie kurz wegschauen werde, wenn sie auf ihrem Rückweg hier kurz Rast machen wollten, vorausgesetzt, sie würden ihr etwas von dem guten Wasser mitbringen.
Unten angekommen haben sie dann einen der neuesten Gänge Richtung Yslisee aufgesucht, der erst vor kurzem von den Dämonen gegraben worden ist, weil dort noch das frischeste Wasser zu finden sei. Dort hat Pjerow dann auch den Wasserstein deponiert und Ranijian hat sich die Verletzung zugezogen, die ich am nächsten Morgen dann geheilt habe. Auf ihrem Rückweg hat Pjerow dann im Enduriumlager den Erzstein deponiert, in der Hoffnung, dass er ihn gut genug versteckt hat.
Zeitgleich hat Ifrundoch in der Arena gegen den großen Maraskaner gekämpft. Der Kampf soll recht ausgeglichen gewesen sein, jedoch konnte Ifrundoch ihn letztlich wohl für sich gewinnen. Moderiert wurde der Kampf laut Ifrundoch von einem fröhlich rumhüpfenden Torxes, dem es gar nicht blutig genug sein konnte. Er erzählt mir auch, dass der Maraskaner Dornen durch seine Haut hat wachsen lassen und dergleichen mehr. Nicht verwunderlich hier.
Nach dem Kampf hat Torxes von Ifrundoch verlangt, dass dieser den Maraskaner, welcher kampfunfähig war, tötet, weil dies Galotta gefallen würde, woraufhin Ifrundoch ihm das Kreuz gebrochen hat. Daraufhin hat Galotta, welcher laut eigener Aussage ordentlich fasziniert war von Ifrundoch, ihn zum Abendessen in die rote Festung eingeladen, um ihm ein Angebot zu unterbreiten.
Cidris ist zur gleichen Zeit in der Stadt umher gewandert, war er doch in unser Vorhaben nach wie vor nicht eingeweiht und hat versucht, die Büttel zu infiltrieren. Ihm wurde gesagt, dass er sich am nächsten Tag in der Arena melden solle, weil dort ein Spektakel stattfinden würde und wenn er sich dort beweisen würde, bekäme er seine Belohnung.
Während dies alles passiert ist, ist zeitgleich die Befragung Ugdans durch Galotta gehörig danebengegangen. Im Thronsaal der schwarzen Feste hat er diverse Schmerzmasken ausmachen können. Masken von Gesichtern, die so schmerzverzerrt waren, dass er sie kaum erkannt hat. Brin von Gareth, Flüjonda, Skandia und viele mehr.
Was dann geschehen ist, deutet Ugdan nur vage an, lediglich, dass er offenbar einem Eigene Ängste von Galotta erlegen ist, lässt er durchblicken. Dies muss der Moment gewesen sein, in dem Algunde seinen Körper übernommen hat. Kurz danach bin ich dazu gekommen und das siebenstündige Gespräch begann.
Während Ugdan und ich weiterhin bei Galotta waren, haben sich Cidris, Kapilla, Krisha, Okultatum und Yuto wieder in unserer Unterkunft getroffen und auch Ifrundoch ist kurze Zeit später dazu gestoßen. Wilmaan hat Cidris und Ifrundoch dann aufgetragen, ins Handwerkerviertel zu Leonardo zu gehen, weil dieser vielleicht einen Fluchtweg für uns habe.
Dort angekommen haben sie eine bewachte Werkstatt vorgefunden, wurden aber nicht am betreten selbiger gehindert. Drinnen haben sie Leonardo, der ebenfalls ein Gurgulum trägt, unter einer großen mechanischen Schildkröte gefunden, die mit Dornen gespickt war. Die beiden sollten für Leonardo dann einige Ersatzteile aus den Schmieden in der Nähe besorgen, bevor sie dann sämtliche Funktionen der Schildkröte erklärt bekommen haben. In ihr ist Platz für etwa fünfzig Soldaten, die Panzerung kann keine Waffe durchdringen, aus ihrem Maul kann man Feuer speien lassen und sie kann jede Wand durchbrechen, wie stark sie auch sein mag. Dies hat er wohl auch gleich an der Wand seiner Werkstatt demonstriert, um seine Behauptung zu untermauern.
Leonardo wirkte wohl ziemlich stolz auf seine Erfindung und auch darauf, dass in Yol Ghurmak Schwarzpulver hergestellt werden kann, welches verheerende explosive Fähigkeiten besitzt. Ifrundoch hat sich nach einer Weile entschuldigt, weil er noch zum Abendessen mit Galotta eingeladen war, wo er auf Ugdan, besser gesagt Algunde, getroffen ist.
Diese hat Galotta gesagt, dass Ifrundoch ein Verräter sei, der das Buch von Galotta stehlen wollte und bietet an, den Vorwurf des Hochverrats fallen zu lassen, wenn er Galottas Armee am nächsten Morgen in der Arena anführen würde. Ifrundoch hat keine andere Wahl als dem zuzustimmen und bekommt neben einer schwarzen Rüstung, welche ihn unglaublich stark macht, auch einen Gurgulum angezogen.
In einem ruhigen Moment hat Algunde ihn dann noch zur Seite genommen und gemeint, dass er besser hätte mitspielen sollen, denn unser größter Feind seien im Moment wir selbst. Jemand müsse mit Torxes reden und ihn an seinen größten Feind, nämlich Galotta, erinnern und zeitgleich eine Forderung stellen, nur ja nicht als Bittsteller vor ihn treten.
Am nächsten Tag, dem 18. Efferd 1021 BF, Ugdan und ich sind bereits unterwegs zur Akademie für die Sektion, ist Ifrundoch mit Wilmaan in den Blutkrug gegangen und hat dort getrunken, bis es an der Zeit war, in der Arena zu kämpfen.
Dort angekommen hat er festgestellt, dass man eine Miniaturausgabe von Perainefurten und dem Fort plus Minifluss errichtet hatte um die Schlacht von vor einigen Tagen nachzuspielen. Einige wenige Gefangen von Perainefurten, etwa zwanzig Männer und Frauen, darunter auch der Graf von Perainefurten, der bereits böse verwundet war, hatte man ihnen als Gegner vorgesetzt, während neben Ifrundoch noch Cidris und zwei Büttel sowie ein Irrhalk die Seite Galottas darstellen sollten.
Mir fällt auf, dass Ifrundoch bei der Schilderung des Kampfes wenig ins Detail geht, wie er es sonst macht, wenn er siegreich war, vielmehr stockt er ab und an, erzählt nur, dass der Kampf recht schnell vorbei gewesen sei, auch wenn der Graf verbissen gekämpft habe.
Während dieser Zeit sind Pjerow und Ranijian zu den Schmieden bei den Schloten gegangen und haben sich eine der Schmieden zeigen lassen. Diese wurde wohl von dämonischen Feuern angetrieben, weshalb es wenig Sinn gemacht hätte, den Feuerstein hier zu deponieren, er wäre dem Dämon mit Sicherheit sofort aufgefallen. Im Anschluss haben sie den Lavafluss aufgesucht, doch dieser entsprang den Dämonenschmieden, weshalb auch dies keine gute Idee gewesen wäre.
Dann kam ihnen die Idee, den Stein im Schwarzpulverlager zu deponieren, weshalb sie sich das Lager von einem der Alchimisten zeigen lassen wollten. Die Tochter des Alchimisten muss es mit ihrer bunten Kleidung Ranijian angetan haben, denn dieser bestand bei ihrem Weggehen darauf, dass man sie unbedingt retten müsse und dass dies ja im Zuge dessen geschehen könne, wenn der Stein deponiert würde.
Während ich geschlafen und schlecht geträumt habe, hat Ugdan als Rabe den Luftstein, welchen er von mir bekommen hatte, auf dem Turm oben deponiert und ist dann durch den Limbus in das Zimmer hinein gekommen, welches wohl die Sternwarte darstellt. Dort hat er das gesuchte Buch tatsächlich gefunden und entwendet.
Ugdan ist es auch, der uns jetzt mitteilt, dass Kolkja von „ihr“, vermutlich Ilonen, gelernt habe, wie man den Mantel mehrmals verwenden könne und dass er hier sei, weil hier gleich eine größere Ernte zu erwarten sei. Mit diesen Worten bleibt plötzlich diese Schildkröte stehen, woraufhin Ranijian sich kurzerhand in den Unterarm schneidet und sein Blut in die Schale fließen lässt. Daraufhin setzt sich dieses mechanische Ungetüm wieder in Bewegung und mir fällt auf, dass es wesentlich schneller zu laufen scheint als mit meiner astralen Kraft.
Als die Schildkröte ein zweites Mal stehen bleibt, sehe ich durch die kleinen Schlitze, dass wir uns vor der Akademie befinden. Ich kann etliche Magier sehen, die einen Ignifaxius nach dem anderen auf uns schleudern, jedoch kommt ihre verheerende Wirkung nicht bei uns an. Den Göttern sei Dank hat dieser Leonardo hier äußerst gute Arbeit geleistet. Ranijian spendet ein zweites Mal Blut und ich drücke ihm einen meiner Heiltränke in die Hand, schließlich weiß er selbst nicht, wann Schluss ist.
Im gleichen Augenblick geht ein Grollen durch die Stadt, die verschiedenen Elementare sind erwacht und beginnen ihr zerstörerisches Werk. Mit einem traurigen Gedanken denke ich an Okultatum, der sich für diese Sache freiwillig geopfert hat. Dabei fällt mein Blick durch eine der hinteren Schießscharten und ich sehe die Eisgestalt, welche sich auf uns zubewegt. Auch nach einer Richtungsänderung von Pjerow hält sie weiter direkt auf uns zu, weshalb wir beschließen, unseren Weg zu Fuß fortzusetzen, so sind wir definitiv schneller.
Wir eilen Richtung Südtor, an dem bereits um die eintausend Flüchtlinge durch das Tor strömen und es gelingt uns, uns dazwischen durchzuquetschen, jetzt im Moment rennt jeder um sein Leben. Auch Jorgrim schließt sich uns nach einiger Zeit an, er hat versucht, so lange wie möglich möglichst viele Flüchtlinge durchzuschleusen, bevor es auch für ihn zu brenzlig geworden wäre. Als ich mich umblicke, erkenne ich auf den Stadtmauern einen tanzenden Torxes, der obszöne Gesten in Richtung der schwarzen Festung macht.
Erst jetzt wird mir bewusst, dass neben Ugdan auch Kolkja anwesend ist, der von ihm gerade um den Mantel gebeten wird, damit er nicht einfach wieder so verschwindet. Jorgrim führt uns, ein Auge immer gen Himmel gerichtet, weiter nach Norden und teilt uns mit, dass wir insgesamt zwei Tagesmärsche unter freiem Himmel vor uns haben, bevor wir die Feste Kleinwartstein erreichen werden, dessen nomineller Herrscher Arngrimm sei, welcher ja bekanntlichermaßen gerade unterwegs sei.
Auch wenn wir noch so wachsam sind, so gelingt es den Irrhalken dennoch, uns dreimal zu überraschen, jedoch bleiben wenigstens unsere Wasservorräte verschont, wenngleich insgesamt dreißig Flüchtlinge ums Leben kommen.
Ugdan fragt abends Kolkja aus und will herausfinden, ob dieser bei seinen Teleporten jemanden mitnehmen könnte. Dieser erzählt jedoch zuerst, dass „wir“ Trautmanns Hus eingenommen hätten. Zwar habe es viele Verluste gegeben, jedoch seien sie siegreich gewesen. Im Anschluss nimmt Kolkja Ugdan bei der Hand und beide verschwinden.
Nach kurzer Zeit taucht Kolkja wieder bei uns auf und etwas später auch Ugdan, jedoch in Rabengestalt und mit einem Stab, an dem einige Wasserschläuche befestigt sind. Insgesamt hat er auf diese Art und Weise gut 200 Liter Wasser mitgenommen, das ist eine große Hilfe für uns.
20. Efferd 1021 BF
Nach einer unruhigen Nacht, in der wir alle wenig Schlaf gefunden haben, reisen wir weiter und dieses Mal gibt es keine Angriffe der Irrhalken. Besser gesagt gelingt es uns immer, sie rechtzeitig zu entdecken, woraufhin sie wieder abdrehen.
Pjerow und Ifrundoch sind bereits in der Früh vorrausgegangen um die Lage auszuspähen und stoßen nachmittags zu uns, die Feste ist nicht mehr weit. Wir überlegen, wie wir am besten vorgehen sollten, schließlich ist es wichtig, dass wir alle durch die Feste durchkommen, bildet sie doch den einzigen Übergang über den brackigen und mit Sicherheit immer noch dämonisch verseuchten Fluss.
Es wird beschlossen, dass Pjerow, Jorgrim und Ugdan sich irgendwie einschleichen sollen, während Ifrundoch in der Zwischenzeit eine Art Notmiliz aufstellt, damit wir uns im Zweifelsfall wenigstens ansatzweise verteidigen können. Durch das Training gelingt es jedoch leider einem Irrhalken, erneut 15 Flüchtlinge in den Tod zu reißen. Wir müssen uns beeilen.
Die Wartezeit erscheint mir unendlich, dabei waren die drei vielleicht zwei, drei Stunden weg. Nach dieser Zeit kommt Ugdan mit Wilmaan im Schlepptau zurück zu uns und teilt uns mit, dass wir durch die Feste durchziehen können und dabei nicht behelligt würden. Er erzählt weiter, dass der Truchsess der Feste, ein Halbelf in schwarzer Rüstung ihnen mitgeteilt hätte, dass bereits gestern Torxes bei ihm gewesen sei und ihn vor uns gewarnt hätte, weshalb die List, welche sich Pjerow und Ugdan ausgedacht hatten, von vorneherein zum Scheitern verurteilt war. Jedoch scheint es unser Glück gewesen zu sein, dass Wilmaan es bei seiner Flucht nur bis hierher geschafft hat, denn unter der Bedingung, dass wir ihn mitnehmen, dürfen wir unsere Vorräte auffüllen und von dannen ziehen, ohne dass er uns aufhalten würde.
Ich frage mich, ob Wilmaan ihm so sehr auf die Nerven gegangen ist, dieser meint jedoch, dass ein gut gewählter Imperavi ausgereicht hätte, um uns diesen Vorteil zu verschaffen. Außerdem hat er ihm geholfen, seinen Gurgulum zu entfernen. Warum hat er mir damals nicht geholfen?
Die Tatsachen, dass der Truchsess, wie mir mitgeteilt ist, eine gesuchte Person ist, weil sie hinterrücks mehrere Rondrianer ermordet hat und dass in der Burg neben 50 Menschen auch noch 30 Orks und ein Kriegsoger weilen sollen, sorgen zwar nicht gerade dafür, dass ich mit einem ruhigen Gefühl die Feste aufsuche, aber eine andere Wahl haben wir einfach nicht. Den Göttern sei Dank scheint die Kombination aus Dankbarkeit Wilmaan gegenüber und Imperavi seinerseits auszureichen, dass wir tatsächlich unbehelligt weiter unserer Wege ziehen können, was wir auch möglichst zügig machen.
21. Efferd 1021 BF
In der Nacht hat Ugdan erneut in seiner Rabengestalt Wasser aus Norburg für uns geholt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich auch Astraltränke geholt und sie auch gleich genommen haben muss, aber im Moment bin ich ihm einfach nur für die Tatsache dankbar, dass er uns allen hilft zu überleben.
Während Pjerow und Jorgrim sich abends zu der Stadt Erlschwert zum ausspähen vorschleichen, lagern wir erneut auf offenem Feld, aber dieses Mal gibt es keine Angriffe der Irrhalken.
Mitten in der Nacht brechen wir auf und umgehen die Stadt. Pjerow erzählt mir, dass er zwei der Wachen bestochen hat, uns nicht vorbeiziehen zu sehen und ich bete zu den Göttern, dass sie sich daran halten werden. Als wir die Stadt hinter uns gelassen haben, setzen die Irrhalkenangriffe wieder ein und erneut verlieren 21 Menschen ihr Leben. Kurz vor Anbruch der Dämmerung erreichen wir das Dorf, in welchem wir auf dem Hinweg Wasser aus dem Brunnen entnommen haben und machen halt.
Die Häuser sind allesamt dunkel und das Dorf allgemein wirkt verlassen. Als Pjerow und Jorgrim die Lage ausspähen, stellen sie fest, dass die Häuser leer sind, keine Büttel, die den Brunnen bewachen und nachdem sie in den Stall gegangen sind, vernehmen wir alle ein lautes Scheppern. Die Rüstung des Pferdes ist in sich zusammengefallen, als sie sie berührt haben, erzählen sie später.
Aufgrund dieses Geräusches kommt ein hustender und sehr krank aussehender Schulze aus seinem Haus, der von Jorgrim umgehend erschossen wird. In einem Lagerhaus entdecken wir im Anschluss unzählige Leichen und nur ein kleiner Hund ist noch da, der kläffend auf uns zuläuft. Ugdan, der einen Odem auf das Tier gewirkt hat, teilt uns mit, dass es sich hierbei erneut um einen Irhiadhzal handeln würde, woraufhin Pjerow den Hund tötet, noch bevor ich ihm Einhalt gebieten kann. Der Dämon kann sich auf diese Art und Weise auch an jemand anderen binden und ich weiß nicht, wie wir herausfinden sollen, ob dies geschehen ist und wenn ja, an wen er sich gebunden hat.
Ich vermute, dass die Menschen hier alle an der gleichen Krankheit zugrunde gegangen sind, an der auch der Schulze gelitten hat, weshalb wir es vorziehen, etwas außerhalb des Dorfes zu rasten und erneut kostet ein Irrhalkenangriff zwanzig Menschen das Leben.
Wir reisen weiter und unterwegs entsteht eine Schlägerei an einem der Wasserwägen. Auf unsere Nachfrage hin erzählt uns die eine Gruppe, dass sie gesehen hätte, wie eine andere Gruppe etwas ins Fass geworfen habe und als wir nachsehen, entdecken wir tatsächlich ein winzig kleines schwarzes Weizenkorn, welches vermutlich die Vorräte vergiftet hat. Zu unser aller Entsetzen ist das Fass jedoch bereits zur Hälfte geleert und wir lassen alle, die daraus getrunken haben, zusammenkommen und sich in einer Linie aufstellen.
Ugdan sieht sie sich mittels Odem an und stellt fest, dass einer davon ein Magiedilettant sein dürfte, dass aber niemand zu diesem Zeitpunkt dämonische Präsenzen um sich habe. Jedoch teilt er mir mit, dass er als Rabe im Limbus den Irhiadhzal gesehen habe und dass dieser ihn markiert hätte.
Abends, als wir unser Lager aufschlagen, beginnen auf einmal 16 Menschen zu husten, woraufhin ich sie umgehend von den anderen Flüchtlingen isoliere, um eine Epidemie zu verhindern. Das Krankheitsbild ist mir nur zu bekannt, sie haben sich mit der Duglumspest infiziert. Eine dämonische Krankheit, gegen die selbst ich machtlos bin, weshalb wir nach längerem überlegen und beratschlagen den schweren Entschluss fassen, dass wir ihnen wenigstens ihr Leiden verkürzen sollten.
Damit sie dabei ruhig bleiben, sich nicht aufregen, gebe ich ihnen Ilmenblatttee, den ich aus den hochpotenten Blättern koche, die ich vom letzten Hexenfest mitgenommen habe. Cidris erklärt sich dazu bereit, die traurige aber doch sehr wichtige Aufgabe zu übernehmen, das Leben der Kranken zu beenden und führt sie einen nach dem anderen in den Wald. Begleitet wird er dabei von Pjerow, der aus sicherer Entfernung auf ihn aufpasst. Cidris erzählt mir im Anschluss nicht wirklich viel, lediglich, dass der zu Beginn die Menschen gehängt hat, bis ein Baum die Leiche gefressen habe. Daraufhin habe er den Platz gewechselt, dort sei aber einer vom Boden verschluckt worden, während ein anderer sich in Luft aufgelöst habe.
Danach habe er beschlossen, dass das einzelne Vorgehen keine gute Idee sei, weshalb er die anderen zwölf in der Nähe des Waldrandes erstechen wollte. Nach dem ersten wurde das Blut jedoch umgehend vom Boden aufgesogen, weshalb er dazu überging, die anderen zu erdrosseln. Erst um die dritte Morgenstunde hat er sich wieder zu uns gesellt.
22. Efferd 1021 BF
Wenigstens hat sich der Irhiadhzal nicht noch einmal gezeigt. Ich hoffe, dass das so bleibt.
Als wir aufbrechen stellen wir fest, dass erneut zwanzig Leute infiziert sind, jedoch legt Jorgrim ein ziemliches Tempo an den Tag, so dass die erkrankten Leute Stück für Stück zurückbleiben. Nachdem Cidris den Menschen erklärt hat, dass es für die Kranken keine Rettung gäbe und ich ihn dabei unterstützt habe, schließlich weiß gerade ich ziemlich gut, was es mit dieser Krankheit auf sich hat, wird zwar gemurrt, aber die Menschen werden schweren Herzens unterwegs ihrem Schicksal überlassen.
Es fällt mir unendlich schwer, aber wir müssen von hier weg, wir müssen in sicheres Gebiet kommen, brauchen geweihte Unterstützung, wenn wir gegen die Krankheit auch nur ansatzweise etwas ausrichten wollen.
23. Efferd 1021 BF
Ich mag schon gar nicht mehr zählen, wie viele Neuerkrankungen es gibt, einzig abends werden diejenigen vom Rest des Lagers isoliert, die mit dem straffen Tempo Jorgrims mithalten konnten, um schlimmeres zu verhindern, auch wenn ich befürchte, dass das nicht viel helfen wird.
24. Efferd 1021 BF
Einige Kranke beschließen freiwillig zurückzubleiben und nicht weiter zu ziehen und wir brechen auf. Gegen Mittag gelingt es Jorgrim, eine Abkürzung ausfindig zu machen und abends stehen wir tatsächlich vor dem Fluss, den wir zu Beginn dieser unheilvollen Reise überquert haben. Wir können Perainefurten sehen, aber auch den Feind in Tizamsauen, weshalb wir erst noch ein gutes Stück den Fluss entlang gehen, um Perainefurten zwischen uns und das feindliche Heer zu bringen, bevor wir mittels Weiches erstarre von Ugdan erneut den Fluss überqueren.
Unsere Überquerung blieb leider nicht unbeobachtet und die Reiter in Tizamsauen haben Alarm geschlagen, woraufhin ein kleines Gemetzel vor Perainefurten entstanden ist. Wir nähern uns der Stadt von der anderen Seite und erbitten von Weitem die Perainegeweihten um Hilfe, erklären, wie unsere Situation ist und als die Geweihten die Erkrankten in die Stadt holen, trotz meiner Proteste, beschließen wir, ohne die Flüchtlinge weiterzuziehen.
Etwas abseits schlagen wir unser Lager auf und als ich meinen Blick über Cidris, Ifrundoch, Jorgrim, Pjerow, Ranijian und Ugdan sowie den Alchimisten und seine Nichte schweifen lasse, fällt mir auf, dass Kolkja schon wieder verschwunden ist.
25. Efferd 1021 BF
Wir reisen weiter und erreichen abends Derdingen. Nach so langer Zeit und auf sicherem Boden traue ich mich tatsächlich, einen Madas Spiegel auf meine beiden Söhne zu wirken und stelle erleichtert fest, dass es beiden gut zu gehen scheint. Zumindest lachen sie gerade herzhaft. Als ich einen zweiten Madas Spiegel auf Rondrasil wirke, tut es mir im Herzen weh, denn es schmerzt sehr, ihn so lange nicht gesehen zu haben. Er lächelt, aber es ist ein unendlich trauriges Lächeln. Halte durch mein Geliebter, ich bin auf dem Weg zu dir.
26. Efferd 1021 BF
Gegen Mittag erreichen wir Misabeugen und Jorgrim, der in Perainefurten erfahren hat, dass seine Eltern hierher gebracht worden sind, macht sich daran, die beiden zu suchen. Als er sie gefunden hat, stellt er sie uns vor und Pjerow bietet den beiden an, dass sie gerne mit ihrem Sohn zusammen nach Wosna ziehen könnten, so sie das wollten und die drei stimmen umgehend zu.
Abends erreichen wir Schilfsend und ich wirke einen Madas Spiegel auf Robak. Ich erkenne, dass er jemandem ein böses Lächeln schenkt und etwas mit gefletschten Zähnen sagt, bevor er aufspringt, sich verwandelt und gegen einen anderen Werwolf zu kämpfen scheint. Ist das etwa Arngrimm? Erschrocken über die Tatsache, dass der Wolf von Tobrien vielleicht in Norburg ist, erleichtert es mich dennoch ungemein zu sehen, dass Robak wieder im Vollbesitz seiner Kräfte zu sein scheint. Hoffentlich kann er die paktierenden Widersacher in Schach halten.
30. Efferd 1021 BF
Heute haben wir Vallusa erreicht. Nicht mehr lange und ich bin wieder bei meiner geliebten Familie. Ich bete jeden Tag zu den Göttern, dass es ihnen gut geht und sie in Sicherheit sind.
01. Travia 1021 BF
Am Morgen liegt vor jeder unserer Türen ein maßgeschneiderter neuer schwarzer Mantel aus Seide, die Säume mit Goldbrokat umstickt. Ein Zettel teilt uns mit, dass dies neue Transversalismäntel sind, die uns wieder nach Vallusa bringen würden. Ich hoffe nur, dass wir diese so schnell nicht wieder benötigen werden.
16. Travia 1021 BF
Zu Hause! Ich eile umgehend zum Rondratempel jedoch wird mir dort von einer unbekannten Rondrianerin mitgeteilt, dass mein Mann mit meinen Kindern und meiner Mutter zurück in unser Stadthaus gezogen sei. Auch eine weitere Magierin sei wohl mit vor Ort und als ich zu unserem Haus eile, werde ich auch schon von meiner Mutter in die Arme geschlossen und freudig begrüßt. Auch Rondrasil, Thezmar und Isidor sind da und, entgegen meiner Ängste freuen sich meine Söhne sehr, dass ich wieder da bin, sie haben mich nicht vergessen.
Als ich gerade fragen will, wer die Magierin sei, die hier noch wohnen würde, fällt mir auch schon Narena um den Hals. Ich stelle erschreckt fest, dass sie schrecklich gealtert ist und einen ähnlichen Husten wie Wilmaan aufweist. Ein Bein zieht sie hinter sich her, das Gesicht wirkt blass und fahl, aber in ihren Augen erkenne ich immer noch die alte Narena, die mir zu einer so guten Freundin geworden ist.
Auf meine Nachfrage, was ihr geschehen sei, antwortet sie mir, dass dies der Preis sei, den sie zahlen musste, weil sie borbaradianische Sprüche kennt und nach der Schlacht keine Borbaradianerin sein wollte. Ihr Bein wurde in der Schlacht von einem untoten Oger zertrümmert, sie meint jedoch, dass sie damit noch relativ glimpflich davon gekommen sei.
Im Anschluss entschuldige ich mich kurz bei den Anwesenden, ich will zumindest kurz Robak aufsuchen und sie teilen mir mit, dass das Marbidenkloster, obwohl es aus Stein erbaut worden war, abgebrannt sei und dass Robak vorläufig mit den Marbiden in der Burg untergekommen wäre. Als ich ihn dort aufsuche, bestätigt dieser mir, dass es sich bei dem Wolf, den ich gesehen habe, um Arngrimm handele, dass er jedoch kurz vor dessen Auftauchen wieder in den Vollbesitz seiner Kräfte gelangt sei.
Ich erkläre ihm, was ich weiß, was ich erlebt habe und biete ihm auch an, dass er gerne mein Labor nutzen könne, nachdem er selbst jetzt keines mehr habe. Robak erwidert, dass er sich nicht aufdrängen wolle, mein Angebot aber sehr gerne annehmen würde, wisse er doch, dass mein Labor sehr gut ausgestattet sei und er bietet mir im Gegenzug an, mich neue Rezepte zu lehren oder mir Tränke unentgeltlich zu brauen.
Damit ist dies beschlossene Sache und bevor ich mich verabschiede, erzählt er mir noch, dass ich mich in Acht nehmen solle, da es jetzt auch tagsüber Werwolfsichtungen geben würde, diese seien zwar selten, aber leider eben doch wahr. Das verstärkte Werwolfaufkommen sorge zwar auch dafür, dass große Scharen von Glücksrittern hier wären, immerhin ist pro Kopf eine Belohnung von zehn Batzen von Tsadan ausgelobt worden, aber wir beide wissen, dass es sich nicht nur um normale Werwölfe handelt.
Ich verabschiede mich von Robak und suche Rik auf, der vor einem zur Hälfte geschmolzenen Kamin sitzt. Er blickt mich freudig an und starrt dann wieder in die Flammen. Dabei murmelt er etwas, dass ich ungefähr als „Bald gehen wir nach Norden und da brenne ich dann alles nieder.“ verstehe. Woher weiß er das nur wieder? Nachdem ich mich vergewissert habe, dass es Rik gut geht und auch Tsadan mir freudig versichert, dass bei ihm alles in bester Ordnung sei, gehe ich wieder nach Hause.
Dort teilt mir Rondrasil dann in Ruhe mit, dass er nicht mehr der Vorsteher des Tempels sei. Eines Tages, relativ kurz nach unserer Rückkehr seien Rondrake und Rondrikan vor den Toren des Tempels aufgetaucht und hätten ihm mitgeteilt, dass sie jetzt den Tempel leiten würden und nachdem seine Dienste nicht mehr durchgehend benötigt worden sind, ist er mit den Jungs und Mutter zurück in unser Haus gezogen. Nach kurzer Zeit kam dann auch Narena, der er angeboten hat, ein Zimmer zu beziehen, immerhin ist das Haus groß genug für uns alle und ich habe nichts dagegen, ganz im Gegenteil.
Rondrasil erzählt mir weiter, dass die Asker nach dem Sturm auf Trautmanns Hus wieder zurück ins Ask seien, lediglich Wahnfried selbst würde sich noch dort aufhalten und die Stellung halten. Die Verluste müssen verheerend gewesen sein, vor allem da die dämonisch pervertierte Noumiza an der Schlacht teilgenommen hat, jedoch mittendrin auf einmal den Rückzug angetreten habe. Rondrasil stellt die Vermutung auf, dass ihr Herz in dem Bach um Bjaldorn wohnen würde und dass wir, sollten wir Bjaldorn erobern wollen, die Hilfe von Rik bräuchten.
Noch während ich darüber nachdenke, kommt Golgarah zur Tür herein und umarmt und herzt mich. Auch sie ist hier ein stets willkommener Gast, wie mir Mutter mitteilt und im Vertrauen flüstert sie mir noch zu, dass sie glaubt, dass gerade die Boroni ein Halt für Rondrasil gewesen sei in dieser schweren Zeit. Ich bin so dankbar, dass ich so gute und verlässliche Freunde habe.
17. Travia 1021 BF
Bevor Ifrundoch Richtung Hexenhus aufbricht, teile ich ihm mit, dass wir, so er es will, seine Therapien wieder zweimal die Woche aufnehmen sollten und er stimmt mir zu. Dabei erfahre ich auch, dass Jorgrim mit seinen Eltern nicht nach Wosna sondern nach Hexenhus ziehen wird. Ich glaube, die drei werden sich dort bestimmt sehr wohl fühlen.
23. Travia 1021 BF
Ich verstehe Bruder Aahrens Aussage über das säen und ernten endlich besser denn je. Ständig habe ich jemanden um mich, der mir Hilfe anbietet oder mir Arbeit abnimmt. Ich hatte noch nie so viel Zeit für mich und meine Familie, noch nie so viel Zeit für Rondrasil. Ich brauche noch nicht einmal etwas sagen und schon spielt jemand mit den Jungs, damit ich ein paar Minuten mit meinem Mann verbringen kann. Kochen oder aufräumen muss ich auch nicht, ich komme mir vor als wäre ich in einem wunderschönen Traum und ich bete, dass er niemals aufhören mag.
02. Boron 1021 BF
Man mag es kaum glauben, aber heute hat sich doch tatsächlich Ugdan bei mir gemeldet und zugegeben, dass die Astraltränke doch eine höhere Anziehungskraft auf ihn ausüben, als es ihm lieb ist und mich gefragt, ob ich ihm helfen könnte, diese Schwäche zu überwinden. Es schien ihm beinahe ein wenig schwer gefallen zu sein, seine Sucht zuzugeben, aber Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.
Als ich ihm vorschlage, dass wir mit zwei Sitzungen pro Wochen starten sollten, meint er, dass er dafür keine Zeit habe, weshalb wir uns wenigstens auf eine Sitzung pro Woche einigen. Allerdings kann ich hier magisch wenig unterstützend wirken, sein Geist ist durchaus stark, selbst wenn er zulässt, dass ich ihn verzaubere. Aber nun gut, dann wird es eben ein klein wenig länger dauern.
12. Boron 1021 BF
Nachdem Ugdan die letzten Tage, wenn ich ihm begegnet bin, doch recht desolat ausgesehen hat und unkonzentriert gewirkt hat, begrüßt er mich heute wieder frisch und strahlend wie eh und je. Auf meine Nachfrage bestätigt er mir, dass er gestern einen Astraltrank genommen habe, weil er es leid war, so unkonzentriert zu sein. Jedoch hat ihm dies auch gezeigt, dass er härter an sich arbeiten muss und er bittet mich doch glatt, die Sitzungen doch zweimal die Woche abhalten zu dürfen. Zwar wird er, vermutlich, wie er sagt, alle zwei Wochen einen Trank benötigen, aber das wäre immerhin schon die doppelte Zeit wie davor.
Nun gut, wir werden sehen, wohin uns das führen wird. Ich werde auf alle Fälle mein Bestes geben.
29. Boron 1021 BF
Noch eine Sitzung, dann hat Ifrundoch die Trauer um Jaminka endgültig verarbeitet. Zwar wird er sie nach wie vor vermissen, aber das ist ein völlig normales Gefühl. Aber er wird sein Herz hoffentlich auch wieder einer neuen Liebe öffnen können, immerhin geht das Leben weiter und wir müssen die wenigen guten Zeiten, die wir haben, auskosten.
Auskosten, genießen, lieben, leben!