03. Hesinde 1021 BF
Bei der heutigen Stadtratssitzung beantragt Ugdan, die Feuerverhütungsvorschriften für Norburg zu lockern, damit die Magier die Werwölfe mit Feuerzaubern angreifen können, sind sie für Feuer doch recht anfällig. Noch bevor ich einwenden kann, dass die Norburger Magier keinen einzigen Schadenszauber, geschweige denn einen Feuerzauber beherrschen, teilt Tsadan uns allen bereits mit, dass zwar Ugdan selbst einen entsprechenden Dispens bekommen wird, die Vorschriften selbst jedoch nicht gelockert würden. Zu groß ist das Risiko, dass ein unkontrollierbarer Brand ausbricht.
Heute habe ich auch zum ersten Mal seit unserer Rückkehr wieder die Akademie aufgesucht. Im Keller von Uuhs Oduhn blüht kaum noch eine Pflanze, der größte Teil des Bodens ist von Moos bedeckt und selbst Heilmagie hilft hier nicht. Ich bete zu den Göttern, dass es dem Elementar gut geht, er sich lediglich etwas zurückgezogen hat, um neue Kräfte zu sammeln, schließlich braucht ihn die Akademie, ist er die Akademie.
Als ich aus dem Keller nach oben komme und auf den Hof trete, kommt mir ein schwer verletzter Ifrundoch entgegen und während ich ihn umgehend zu einem der Behandlungszimmer begleite, erzählt er mir, dass er einen Übungskampf mit der Rondrageweihten Rondrake ausgefochten habe, welchen er gewonnen hat. Knapp zwar, aber siegreich. Dass Ifrundoch aber auch immer mit jedem Rondrageweihten kämpfen muss, den er trifft, aber nun gut, ich sollte mich nicht beschweren, seine Kampfkünste haben uns allen schließlich schon mehr als einmal das Leben gerettet.
17. Firun 1021 BF
Die Therapie Ugdans macht Fortschritte. Es sind zwar nur kleine Fortschritte, aber es sind welche. Gut Ding will eben Weile haben und man kann nun wahrlich nicht behaupten, dass er einer meiner einfacheren Patienten ist. Aber an Herausforderungen wächst man bekanntlich.
Er teilt mir mit, dass er demnächst mit Einhorn- und Lykantrophenblut forschen wolle um herauszufinden, warum Cidris so viel vergessen hat. Im Laufe dieser Unterhaltung kommen wir darauf zu sprechen, dass ich, so ich die Zeit dafür finde, noch den Memorabia modifizieren will, um einen effektiveren Therapiezauber aus ihm zu machen, woraufhin Ugdan mich fragt, ob ich ihm diesen denn nicht beibringen könne, er könne mir im Gegenzug den Axxeleratus lehren. Warum eigentlich nicht? Ich gebe mein Wissen gerne weiter und vielleicht hilft ihm dieser Zauber ja auch bei seinen Forschungen, vielleicht kann man Cidris so die verlorenen Erinnerungen zurückgeben.
Ich komme im Moment nicht dazu, wirklich viel aufzuschreiben, aber das Leben hier geht seinen Gang. Isidor und Thezmar entwickeln sich prächtig, man könnte meinen, dass sie jeden Tag ein Stückchen wachsen oder wieder etwas Neues gelernt haben. Ich bin so unglaublich stolz auf die Beiden. Sie wickeln jeden um den Finger, der sie sieht, ganz besonders Rondrasil ist geradezu vernarrt in die beiden.
12. Phex 1021 BF
Robak ist regelmäßiger Gast in unserem Haus und mein Labor ist nahezu ständig in Betrieb. Sei es, weil Robak darin arbeitet oder weil ich etwas zubereite. Stück für Stück versuche ich, die Heiltrankvorräte wieder aufzustocken. Dies gestaltet sich zwar jetzt um einiges schwerer, seit ich keinen steten Strom an Eidechsenschwänzen aus dem Tsatempel mehr habe, aber unmöglich ist es dennoch nicht.
03. Ingerimm 1021 BF
Heute ist Kantalla zurück nach Norburg gekommen. Bei sich hat sie einen etwa zehn Götterläufe zählenden Jungen namens Fang, der goldene Augen besitzt. Sie erklärt uns, dass sie die Aufgabe von Larka bekommen habe, Fang dabei zu helfen, erwachsen zu werden und dass ihr eigenes Kind, ein Sohn, jetzt bei Larka aufwachsen würde. Ob Danjuk gewusst hat, dass Kantalla ein Kind von ihm bekommt?
Am Abend teilt mir Kantalla mit, dass sie mit Fang nach Hexenhus zu Ifrundoch gehen würde, weil die Bedingungen für die beiden dort besser wären. Ich lasse schöne Grüße ausrichten.
07. Ingerimm 1021 BF
Heute habe ich, endlich muss ich beinahe sagen, erfahren, dass die Tobrier damit begonnen haben, sich zu formieren und immer mehr in kriminelle Machenschaften verstrickt sind. Allerdings soll, angeblich zumindest, auch ein Mörder umgehen, der es vorzugsweise auf genau diese Tobrier abgesehen haben soll.
Ich habe zwar gemerkt, dass das Klima in Norburg bei weitem nicht mehr so harmonisch war, wie es noch vor der Ankunft der Flüchtlinge gewesen ist, habe dies jedoch bislang immer auf den Umstand geschoben, dass es für alle Beteiligten keine einfache Situation ist. Der drohende unheilvolle Winter, der unaufhaltsam näher zu kommen scheint sowie die Tobrier, die ihre Heimat verloren haben, sind nun einmal keine sonderlich gute Mischung. Dies sehe ich auch immer wieder in den verschiedenen Therapiesitzungen, die ich anbiete.
Erfahren von den ganzen Umständen habe ich im Übrigen derart, dass Pjerow mit einigen seiner Schröter aus Wosna hier angekommen ist und öffentlich einigen wenigen Tobriern die Knochen brechen lies. Dabei hat er auch erklärt, dass er es nicht dulden würde, dass sich hier eine kriminelle Untergrundorganisation bilden würde und dass er jedem anbiete, die Stadt zu verlassen, so er an diesen Machenschaften beteiligt sei. Etwa 600 Tobrier haben daraufhin dann auch Norburg verlassen. Es ist traurig, dass die Menschen mittlerweile zu solch harschen Methoden greifen müssen, aber die Zeiten sind im Wandel.
Um seine Worte zu untermauern, stationiert Pjerow einige der Schröter hier in Norburg, vermutlich um die Tobrier daran zu erinnern, dass sie sich benehmen sollten, schließlich wurden sie hier mit offenen Armen (mehr oder weniger, das gebe ich zu) empfangen und ihnen Unterkunft und Schutz gewährt. Irgendwann werden wir alle nur noch bis an die Zähne bewaffnet durch die Straßen gehen, befürchte ich.
30. Ingerimm 1021 BF
Die Hochzeit von Pjerow und Banja steht kurz bevor und im Hotel am Markt werden die offiziellen Hochzeitsgäste, die von einem Adeligen geladen werden müssen, untergebracht, um dort den Junggesellenabschied zu begehen.
Baron von Kirschhausen will offenbar Bier von Pjerow kaufen und nutzt diese Gelegenheit dazu, ihn davon in Kenntnis zu setzen. Auf seiner eigenen Feier. Ziemlich dreist, wie ich finde, aber auch den anderen Adeligen merkt man an, dass sie von Pjerow nicht viel zu halten scheinen.
Thesia von Ilmenstein ist gar nicht erst aufgetaucht und auch nach Tsandra von Brandthusen suche ich vergeblich. Wenngleich ich mir schon denken konnte, dass Elkjow sie nicht hierherkommen lässt. Aber Tjelka und Alderich von Notmark sind hier und es freut mich, beide gesund zu sehen.
Ich war zwar noch nicht auf vielen Junggesellenabschieden dabei, ehrlich gesagt ist dies mein erster, aber der Abend verläuft extrem langweilig. Ich hätte mir mehr vorgestellt, aber wer weiß, vielleicht hebt sich Pjerow die richtigen Feierlichkeiten ja für seine Freunde auf?
Ifrundoch versucht die Stimmung aufzulockern, indem er Schnaps verteilt, aber die Tatsache, dass er ausgerechnet Ilmenschnaps dafür verwendet, sorgt nicht gerade für den erhofften Stimmungsschub. Während Tione sofort einschläft, halten immerhin die Rodebrandts und Persanzigs stand.
Tsadan hat eine vollverschleierte Frau an seiner Seite, die keinen Bissen zu sich nimmt und auch keinen Schluck trinkt. Pjerow lädt sie daraufhin noch einmal explizit zum Trinken ein, woraufhin sie ihren Schleier minimal lüftet, um einen Becher an ihre blutroten Lippen zu führen. Dabei fällt mir auf, dass ihre Haut schneeweiß ist. Ob sie sich deswegen verbirgt? Hat sie Angst, dass ihre zarte Haut von der Sonne gebräunt werden könnte?
Auch die beiden Rondrageweihten sind hier und während Rondrake dem Ilmenschnaps standgehalten hat, ist ihr Mann schnarchend neben ihr eingeschlafen. Sie wirkt davon nicht sonderlich begeistert, scheint aber allgemein ziemlich oft zu Ifrundoch zu gucken, zumindest öfter, als es sich für eine Frau in einem Rondrabund ziemen sollte. Nur Ifrundoch fällt dies gar nicht wirklich auf, da dieser gerade mit Cidris ein wenig zu streiten scheint.
Rondrasil erzählt mir, während ich Ifrundoch und Cidris zusehe, dass er damals von Rondrake vernichtend geschlagen worden ist, als diese in Norburg angekommen ist. Dies ist auch der Grund gewesen, weshalb er aus dem Rondratempel zurück in unser Haus gezogen ist. Und er erzählt weiter, dass selbst Cidris jetzt offenbar besser als er geworden ist. Ihn dies sagen zu hören, erinnert mich erneut daran, dass wir alle nicht jünger werden und dass mein Mann nicht unverwundbar ist.
Melancholisch beschließe ich, dass es an der Zeit ist, diese triste Veranstaltung zu verlassen und ich ziehe meinen Mann mit mir aus dem Gasthaus. Morgen brechen wir alle auf nach Wosna, da ist es eh besser, wenn wir nicht ewig aufbleiben.
01. Rahja 1021 BF
Auf unserem Weg nach Wosna legen wir einen Zwischenstopp in der Taverne Silberprinzessin ein. Dort wurden wir, besser gesagt Pjerow, bereits erwartet, denn es wurde eine große Bühne aufgebaut, auf die Pjerow jetzt gebeten wird.
Während jemand Geschichten über ihn erzählt, über seine Heldentaten, beginnt Pjerow, diese theatralisch zu untermalen und sorgt so für eine lockere und heitere Stimmung unter den Gästen. Den Göttern sei Dank sind die meisten Adeligen, die nichts von Pjerow halten, heute nicht mehr dabei.
Mir fällt auf, dass Ugdan Fang ziemlich irritiert anblickt und auf meinen fragenden Blick antwortet er mir, dass er ihn flüchtig kennen würde, bevor er aufsteht und zu ihm geht. Ich kann mich des Verdachts nicht erwehren, dass zwischen den beiden eine gewisse Ähnlichkeit besteht, aber vielleicht täuscht das ja auch.
Kurze Zeit später kommt Ugdan zu mir und fragt, ob unsere Akademie noch Kapazitäten besäße, da Fang äußerst magisch sei und er überlegt, welche Akademie gut für ihn wäre. Ich frage mich zwar, wie Ugdan darauf kommt, dass er derjenige ist, der darüber zu entscheiden hat, aber er war schon immer jemand, der gerne bei allem mitreden will.
Grübelnd geht Ugdan zu Kantalla und unterhält sich mit ihr, vielleicht will er sie dazu bewegen, seine Wahl der Akademie zu unterstützen, wer weiß? Diese erhebt jedoch ihre Stimme und teilt ihm und allen Anwesenden mit, dass es sich bei Fang um Ugdans Sohn handeln würde. Also habe ich mich mit der Ähnlichkeit doch nicht getäuscht, interessant.
Ich sehe, wie Kolkja zu Ugdan gekommen ist und ein paar Worte mit ihm wechselt, bevor er zu Kantalla geht und mit dieser spricht. Diese schlägt ihn kurzerhand nieder, weshalb ich mich gezwungen sehe, einen Balsam auf Kolkja zu wirken. Auf meine Frage, was passiert sei, antwortet er mir, dass er Kantalla angeboten habe, Danjuk zurückzuholen, was diese jedoch abgelehnt habe. Auch ich stimme dieser Entscheidung zu und verbiete Kolkja kurzerhand, solche Angebote zu machen. Auch wenn es mir insgeheim ein klein wenig schwerfällt, weil mein Vater kurz vor meinem geistigen Auge aufblitzt.
Meine Aufmerksamkeit wird auf einen kleinen Disput zwischen Jorgrimm und Pjerow gelenkt, da die beiden immer lauter werden. Ich kann dem Gespräch entnehmen, dass Pjerow Jorgrimm zum trinken animieren wollte, was dieser jedoch vehement, ja beinahe schon energisch, abgelehnt hat. Dies stieß dann auf Unverständnis seitens Pjerow, welcher dann aber dennoch die Situation deeskalierend gelöst hat. Ich frage mich, warum Jorgrimm so abweisend reagiert hat. Allgemein kommt er mir extrem zurückgezogen und eigenbrötlerisch vor. Woran das wohl liegt?
Ein äußerst köstlicher Duft verrät die exzellente Fleischtorte bereits, bevor sie in den Saal gebracht wird. Sie ist mit Gemüse gefüllt und äußerst vorzüglich gewürzt. Noch während wir alle essen stürmen plötzlich einige Maraskaner den Raum und brüllen laut „Übernahme“, während sie uns alle mit Schnaps übergießen. Ein äußerst seltsamer Brauch, aber irgendwie auch ein bisschen lustig.
Ich ziehe es dennoch vor, einen Sapefacta auf mich zu wirken und nachdem auch Tsadans verschleierte Begleitung pitschnass geworden ist, biete ich ihr an, ihr einen Zuber vorbereiten zu lassen. Sie bittet mich, dass ich ihr beim baden behilflich sein soll, da sie mir als Einziger vertrauen würde. (Ich glaube ein bisschen, dass eventuell auch Tsadan derjenige ist, dem es wichtig ist, dass nicht jeder seine Begleitung ohne Schleier sieht, aber das ist seine Entscheidung.)
Als die Frau sich entkleidet hat, erkenne ich, weshalb sie so (oder Tsadan) so viel Wert darauflegt, nicht erkannt zu werden. Sie besitzt eine schneeweiße Haut und sieht umwerfend hübsch aus. Ich bin mir sicher, dass sie an Albinismus leidet, aber ich verkneife es mir, weiter auf ihr Äußeres einzugehen, sie musste sicherlich schon etliche dumme Sprüche in ihrem Leben ertragen. Insbesondere wenn man bedenkt, wie abergläubisch die Leute hier in dieser Gegend immer noch sind. Ich habe das ja selbst mehrmals am eigenen Leib erfahren müssen.
Zurück im Schankraum fragen mich die anderen, mehr im Scherz, glaube ich zumindest, wie die Frau denn jetzt genau aussieht, aber ich halte mich bedeckt und weise darauf hin, dass es nicht an mir ist, ihr Äußeres zu offenbaren, dies muss sie schon selbst tun, wenn sie das möchte.
Der Abend vergeht rasch, es wird viel getrunken und gelacht und erst kurz vor Mitternacht begeben Rondrasil und ich uns auf unser Zimmer. Ich versuche, diese Tage in vollen Zügen zu genießen, weiß ich doch sehr genau, wie selten und kostbar solche Augenblicke sind.
02. Rahja 1021 BF
Gut ausgeruht wachen wir trotz der Tatsache, dass wir recht spät ins Bett gegangen sind, früh auf und mir fällt augenblicklich auf, dass ich viel zu gut geschlafen habe. Ich habe keinen Albtraum gehabt und das obwohl Kolkja in unserer Nähe ist. Auch Rondrasil teilt mir mit, dass er nicht schlecht geträumt hat. Ich frage mich, woran das wohl liegen mag?
Um die Mittagszeit erreichen wir Wosna und ich bin noch gar nicht richtig angekommen, da nimmt mir Gari schon die Jungs ab und zeigt ihnen die Schule und die Kinder, um die sie sich kümmert. Ich kann gar nicht so schnell gucken, wie meine beiden Rabauken sich unter die Menge mischen.
Auch Rondrasil und mir zeigt sie sämtliche Räumlichkeiten der Schule und des angeschlossenen Waisenhauses und ich sehe, mit welcher Liebe und Sorgfalt sie sich um alle Kinder kümmert. Sie macht dabei keinen Unterschied zwischen ihrem eigenen Sohn oder meinen Söhnen und ich weiß, dass ich Isidor und Thezmar ruhigen Gewissens hier bei ihr lassen kann, sollte ich etwas erledigen müssen.
Auch hier in Wosna wurden wir bereits erwartet, logischerweise, schließlich findet hier ja auch die Trauung statt und eine große Tafel wurde aufgebaut, auf der allerlei Köstlichkeiten auf uns warten. Ich sehe Fang, der sich umgehend zu den Fleischspeisen begeben hat und diese mit äußerst animalischen Sitten geradezu in sich hineinschlingt, selbst die Knochen schluckt er mit hinunter. Zu allem Überfluss kommt jetzt auch noch Ifrundoch auf ihn zu und gibt ihm etwas Met zu trinken. Das kann ja was werden!
Auch ich habe mich mittlerweile an einen der Tische gesetzt und mir etwas zu Essen geholt. Als ich gerade mit meiner Mahlzeit beginnen möchte, setzt sich Kantalla mit einem Teller neben mich und wir beginnen uns zu unterhalten, während wir essen. Sie erzählt mir, dass sie in dem Jahr, in dem sie weg war, ihren Sohn zur Welt gebracht hat und dass Larka, ihre Mutter ihn säugen würde. Dies aber nur unter der Bedingung, dass Kantalla sich um Fang kümmert.
Dieser ist Ugdans Sohn, um den sich Larka zuvor gekümmert hat. Wegen Fang wurde Kantalla in die Welt hinausgeschickt und jetzt soll sie Fang dabei helfen, erste Erfahrungen mit Menschen zu sammeln. Kein Wunder, dass sie dem Jungen gegenüber etwas schroff und ruppig ist, schließlich ist er, direkt oder indirekt, darüber vermag ich mir im Moment kein Urteil zu bilden, daran schuld, dass Kantalla dem Fluch zum Opfer gefallen war. Ich finde, unter diesen Umständen verhält sie sich dennoch ziemlich gut, manch anderer wäre mit Sicherheit um einiges nachtragender.
Mir fällt auf, dass Banja für ihre Verhältnisse noch recht nüchtern wirkt. Sonst ist sie doch meist die Erste, die dem Alkohol zusagt, aber dieses Mal will sie offenbar einen klaren Kopf bewahren. Immerhin wird sie demnächst die Frau eines Adeligen sein, vielleicht liegt es ja daran? Ihre Leibwächterin, Miribedjida, steht immer in ihrer Nähe und beobachtet die Umgebung äußerst aufmerksam. Ich muss gestehen, ein wenig unheimlich finde ich dieses junge Mädchen mit ihrer Puppe doch ab und zu, aber wenn Pjerow ihr vertraut, dann kann ich das auch.
Apropos Pjerow, dieser geht gerade zu dem Mädchen hin und bietet ihr etwas Schnaps an, welchen diese jedoch ablehnt. Ich höre zwar nicht, was die beiden sprechen, sehe aber, wie sie auf einen Tobrier deutet und dann in Richtung der Bühne, die aufgebaut worden ist. Im Anschluss sehe ich, wie Pjerow zu Brom geht und mit diesem ein paar Worte wechselt. Was das Ganze wohl zu bedeuten hat?
Bereits am frühen Abend zieht sich Tsadan mit seiner Begleitung auf sein Zimmer zurück und ich sehe, wie Rondrake zu Cidris geht und sich mit ihm unterhält. Kurz darauf verkünden die beiden, dass sie sich duellieren werden und zwar mit Dolchen. Sobald jemand einen Treffer landet, muss der Getroffene einen Schnaps trinken. Ungewöhnliche Regeln, aber nun gut, wenn sie meinen.
Wir schauen uns das Ganze an und ich stelle fest, dafür dass Rondrake so herausragend gut kämpfen können soll, verliert sie ziemlich grandios gegen Cidris. Entweder ist Cidris so ausnehmend gut geworden oder Rondrake hat absichtlich verloren. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass dem so ist, schließlich handelt es sich um eine Rondrageweihte, die verlieren nicht absichtlich. Als ich Rondrake meine Dienste anbiete um ihre Wunden zu heilen, lehnt sie dies mit den Worten ab, dass es Rondras Wille sei, sollte sie daran sterben. Auch das hätte ich eigentlich wissen können, aber ich kann eben nicht aus meiner Haut und wollte es zumindest angeboten haben.
Mir fällt auf, dass Pjerow und Banja gar nicht mehr anwesend sind, aber bevor ich nach den beiden fragen kann, kommen sie gemeinsam mit Ifrundoch und Miribedjida bereits in den Schankraum zurück. Pjerow erzählt, dass er seine zukünftige Gattin gesucht habe und dabei auf Shakra, die Goblinfrau, gestoßen sei, die zurückgekehrt ist. Diese habe ihr den Weg zu einem der Seen gewiesen, wo er Banja dann zusammen mit Miribedjida und Ifrundoch Fisch essend und Schnaps trinkend angetroffen hat. Das war wohl auch ein Hochzeitsbrauch, den ich bis dato nicht kannte.
Als die Dorfbewohner etwa um die zweite Morgenstunde damit beginnen, sämtliche Möbel, die noch draußen standen, unter Dach und Fach zu schleppen, beschließen mein Mann und ich, dass es an der Zeit sei, sich hinzulegen. Wir sind bei Gari untergekommen und als ich nach meinen Jungs sehe, sehe ich Golgarah an ihrem Bettchen stehen. Ich erkenne ein glückliches Lächeln, welches ihre Lippen umspielt, während sie den beiden beim Schlafen zusieht. Als wir uns hinlegen, bricht draußen ein leichtes Gewitter herein, es regnet stark, aber nur recht kurz, vielleicht eine halbe bis dreiviertel Stunde. In einiger Entfernung kann ich sehen, wie unzählige Blitze einschlagen, fast alle ungefähr am selben Ort. Es wirkt beinahe so, als hätten die Dorfbewohner gewusst, dass es gleich anfangen würde zu regnen.
03. Rahja 1021 BF
Erneut habe ich ausnehmend gut geschlafen und keine Albträume gehabt. Auch die anderen, die ich frage, geben an, dass sie gut geschlafen haben. Was kann das bedeuten? Ich suche Ugdan auf und frage ihn, ob er weiß, was der Grund dafür sein könnte und der sagt, dass Kolkja seit kurzem die Fähigkeit hätte, alles im Umkreis von ein paar Meilen um ihn herum sehen zu können, allerdings wüsste er auch nicht, weshalb wir besser schlafen würden. Ugdan vermutet, dass Kolkja vielleicht zu viele Seelen eingesammelt hat und sagt, dass er sich als Geist zurzeit viel schlechter fortbewegen könnte, es wäre in etwa so, als würde er durch weiche Butter gehen. Zieht Kolkja ihn zu sich oder hat das noch andere Gründe? Könnten vielleicht Kraftlinien dafür verantwortlich sein? Kreuzen sich hier am Ende sogar zwei?
Auch Ugdan ist aufgefallen, dass die Dorfbewohner das Unwetter erwartet zu haben scheinen, zumindest entnehme ich dies der Frage, die er einem Bediensteten, der an uns vorbeieilt, stellt. Dieser gibt an, dass es jede Nacht zur selben Zeit zwischen drei und vier Uhr für etwa eine Stunde stark regnen würde, aber niemals auch nur ein Blitz auf den Feldern eingeschlagen hätte. Narena, die sich in der Zwischenzeit zu uns gesellt hat, erzählt, dass das Gewitter magischen Ursprungs sei und es sich dabei um einen Zauber in einer fremden Repräsentation handeln würde.
Ein magisches Gewitter? Komisch, wieso sollte jemand jede Nacht ein Gewitter brauchen? Auch Narena scheint der Sache auf den Grund gehen zu wollen, sie fragt mich, ob ich sie in den Wald begleiten würde, weil sie herausfinden will, was es mit dem allen auf sich hat und falls was passieren sollte, wüsste sie mich gerne in ihrer Nähe. Falls etwas passieren sollte? Narena ist die fähigste Kampfmagierin, die ich kenne und trotzdem hat sie Angst, dass etwas passieren könnte? Oh ihr Götter, hoffentlich handelt es sich einfach nur um irgendetwas Harmloses. Wir brechen auf.
Narena führt mich geradewegs zu dem toten See, an dessen Ufer Thanos seine Hütte hat. Aber nicht nur er ist dort, auch Pjerow und Ugdan sind bei ihm, die drei sitzen um ein kleines Lagerfeuer herum und Thanos lädt uns ein, uns ebenfalls zu setzen. Es wirkt schon fast so, als hätte er gewusst, dass wir kommen.
Er erzählt von der unbesiegbaren Legion der Yakmonithen und davon, dass er eine Waffe gegen diese Wesenheiten besäße. Er sagt, dass er eine Wesenheit erschaffen wolle, die auf Gerechtigkeit basieren würde. Dafür bräuchte er eine passende Kreatur und mir wird klar, dass er auf der Suche nach dem wahren Namen eines Irhiadzals in hoher Qualität ist. Dieser törichte Magier hat doch tatsächlich vor, einen Dämon zu zähmen und von ihm zu verlangen, die „bösen“ Dämonen zu verurteilen. Dafür will er, wie er sagt, ein Pferd mit dem Dämon chimärologisch verbinden.
Während ich noch damit beschäftigt bin, diese Informationen zu verdauen, fällt mir auf, dass Narena fragend in die Runde sieht. Es entbrennt eine Diskussion um Sinn und Unsinn dieses Vorhabens und Narena verlangt von Pjerow, auf dessen Land sich Thanos befindet, dass dieser ihn zum Tode verurteilen solle, schließlich ist es götterlästerlich, was er da vorhat. Vor allem, sollte er tatsächlich solche Macht besitzen und einen Dämon zähmen können, ihn mit einem Pferd verschmelzen lassen können, so würde dies dennoch nicht ausreichen gegen Pardona.
Ich frage mich, woher Narena dieses Wissen hat, doch diese fährt unbeirrt fort und bietet an, mit etwas Zeit mehr Wesen wie Rik zu machen. Sie sagt, dass man entweder mit Dämonen oder Elementaren kämpfen könne, beides zusammen wäre nicht möglich. Pjerow versucht, zwischen den Parteien zu vermitteln, doch ich höre nur halb zu. Hat Narena tatsächlich vor, weitere Elementare mit Menschen zu verschmelzen, um sie gefügiger zu machen?
Die Diskussion wird immer hitziger, auch Ifrundoch ist strikt gegen den Einsatz eines Dämons. Als Narena erkennt, dass sich Thanos nicht umstimmen lässt, steht sie wutentbrannt auf und wendet sich zum Gehen. Ugdan kann es sich nicht nehmen lassen und ruft ihr hinterher, dass das Gewitter druidischen Ursprungs sei, woraufhin sich Narena zu ihm umdreht und einen Culminatio auf ihn wirkt, welchen dieser mittels Gardianum abprallen lässt und seinerseits einen Horriphobus auf sie spricht.
Als Narena angsterfüllt wegrennt, eile ich ihr hinterher, hole sie aber erst in Wosna selbst wieder ein. Dort sehe ich Cidris, der mit Rondrake einen Übungskampf abhält. Narena verliert keine Zeit und fragt alle in Frage kommenden Personen, die ihr einfallen, ob es einer davon mit Thanos aufnehmen könne und entschuldigt sich dann mit den Worten, dass sie einen Brief schreiben müsse.
Während ich ihr nachschaue, sehe ich, wie Ranijian, warum ist er eigentlich nicht bei Pjerow, sich mit sechs Maraskanern prügelt und erkenne, dass sich die Alchimistin aus Yol Ghurmak beinahe schützend vor ihn stellt. Es wirkt so, als entwickelten sich da gewisse Gefühle bei ihr.
Am Nachmittag gehen die Feierlichkeiten anlässlich Pjerows Hochzeit weiter. Dieses Mal wird auf verschiedenen großen und kleinen Booten auf dem See neben Wosna gefeiert. Pjerow ruft eine Bierstaffel aus. Dabei muss schwimmend ein Humpen Bier vom Boot zum Ufer gebracht werden und dann natürlich auch wieder zurück. Es darf so wenig Bier wie möglich verschüttet werden und man kann alleine oder als Paar antreten.
Neben Ifrundoch und Hemidane, die gemeinsam antreten, sind auch Wahnfried von Ask und Tsadan mit bei dem Spiel dabei. Ich halte mich vornehm zurück, zu lebhaft erinnere ich mich noch an meine letzte Erfahrung mit einem See. Gut, dabei lag ich unter einem vollgerüsteten Praiosgeweihten, aber dennoch gehört schwimmen nicht zu meinen Stärken. Aus diesem Grund bin ich auch sehr froh, dass Golgarah an Land auf meine Jungs aufpasst. Ich kann mich selbst schon nicht vor dem Ertrinken retten, wie soll ich das dann bei Isidor und Thezmar schaffen?
Ich hänge diesem Gedanken noch etwas nach, als ich eine dumpfe Stimme in meinem Kopf höre, die „Isidra, totes Auge“ ruft. Ich lasse mich umgehend zum Ufer bringen und eile dann zum Totaugensee. Den Göttern sei Dank sind auch mein Mann sowie die beiden Rondrageweihten mir gefolgt, denn ich sehe mich plötzlich drei Shruufim gegenüber, die sich vor Thanos Hütte manifestiert haben. Die Hütte selbst ist kaum noch als solche zu erkennen, offenbar wurde sie magisch angezündet.
Neben mir taucht, beinahe aus dem Nichts, auch noch Cidris auf und gemeinsam mit den drei Geweihten der Rondra stellt er sich den Dämonen entgegen. Ich erinnere mich, was Rondrasil mir einmal gesagt hat. Dass er gemeinsam mit elf Kameraden gegen einen einzigen Shruuf gekämpft hat und dass nur drei überlebt haben. Wie sollen drei Geweihte gleich gegen drei dieser Kreaturen bestehen? Wie kann ich helfen?
Pjerow reißt mich aus meinen Gedanken, weil er mich am Arm zieht und mich dazu drängt, nach Thanos zu suchen. Es würde mich nicht wundern, wenn er für dieses Chaos hier verantwortlich ist. Wir entdecken ihn beinahe gleichzeitig etwas abseits liegen und ich aktiviere zwei meiner Balsam aus dem Stab und wirke sie auf seinen Körper, da ich mir nicht sicher bin, ob seine Unverwundbarkeit hier auf Dere sich nur auf physischen Schaden beschränkt oder ob dämonische Komponenten ebenfalls davon abgedeckt werden.
Als ich zu seiner Hütte blicke, sehe ich, dass Tione darin liegt, sich aber nicht mehr bewegt, während die Flammen an ihrem Körper lecken. Sie ist tot und ich frage mich nur kurz, was sie hier zu suchen hatte, denn Thanos richtet das Wort an mich. Er sagt, dass es dunkel geworden sei, bevor er angegriffen wurde und dass er vermutet, dass es sich um einen Ivash, einen Feuerteufel des Namenlosen handeln könnte. Weiter sagt er, dass offenbar selbst der Namenlose sein Vorhaben verhindern wolle, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass er seinen eigenen Worten selbst kaum wirklich glaubt.
Mir bleibt keine Zeit, mich weiter darum zu kümmern, denn ich höre Schritte hinter mir und als ich mich umdrehe, sehe ich, dass mein Mann und die beiden Rondrageweihten auf uns zukommen. Rondrasil lebt! Und offenbar ist es ihnen tatsächlich gelungen, alle drei Shruufim zurück in die Niederhöllen zu befördern, woher sie gekommen sind. Aber von Cidris fehlt jede Spur.
Als wir uns auf den Weg zurück nach Wosna machen, werde ich erneut gerufen und um Hilfe gebeten. Dieses Mal ist es Ugdan, der mich bittet, Cidris zu heilen, weil er diesem einen Ignisphaero auf den Hals gezaubert hat. Auf meine Frage, was das Ganze hier sollte, werde ich endlich aufgeklärt.
Ugdan erzählt, dass er von Kolkja erfahren hat, dass Narena und Cidris für den Angriff auf Thanos verantwortlich gewesen sind. Daraufhin hat er Narena von Brom verhaften lassen und wollte dann Cidris zur Rede stellen. Dieser sei jedoch in den Wald geflohen, weshalb Ugdan sich dazu genötigt gesehen hat, ihn mittels Ignisphaero aufzuhalten.
Narena gibt zu, dass sie Cidris angeheuert hat, um Thanos auszuschalten, weil sie um jeden Preis seine Pläne vereiteln wollte. Hätte sie doch nur zuvor mit mir gesprochen, dann hätte ich ihr sagen können, dass ihr Vorhaben von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen ist, weil Thanos nicht sterben kann. Dann würde Tione jetzt noch leben.
Pjerow lässt Cidris und Narena vorerst bei und von den Schrötern verwahren, um ihnen später den Prozess zu machen, aber seine Gedanken sind gerade anderweitig in Beschlag genommen worden. Er erzählt uns, dass ein Tobrier Brinjidan angegriffen habe, woraufhin dieser ihn niedergestochen habe. Daraufhin habe sich ein Kampf entsponnen, den Kolkja kurzerhand beendet hat, indem er alle Beteiligten umfallen hat lassen. Ugdan, der dazugekommen war, hat Kolkja dann aufgetragen, die Maraskaner loszulassen und dann einzeln die Tobrier.
Pjerow erzählt weiter, dass zwei der Tobrier gar keine Tobrier gewesen sind, sondern dass es sich bei ihnen wohl um die maraskanische Hexe und ihr Anhängsel gehandelt haben dürfte, jedoch seien sie verschwunden, bevor er ihrer habhaft werden konnte. Verdammt, was wollen die beiden bloß hier?
Die Feierlichkeiten für heute sind wohl ein wenig im Sande verlaufen und als ich mich gerade auf den Weg zu meinen Söhnen machen möchte, werde ich von Ugdan gerufen, der schreit, dass Ifrundoch vergiftet worden sei. Ich eile zu ihm, jedoch reicht mein Klarum purum nicht aus, um das Gift in seinem Körper zu neutralisieren, weshalb ich erleichtert bin, als Pjerow zu uns eilt mit einem Antidot, welches er von seinem Alchimisten holen hat lassen. Dieses flöße ich Ifrundoch vorsichtig ein und er wacht auf.
Die beiden erzählen mir, dass Ugdan als Geist jemand magisch begabten in Banjas Bett bei ihr hat liegen sehen, woraufhin die beiden umgehend in Pjerows Schlafzimmer gestürmt seien, nur um dort Banja mit jemandem, der wie Pjerow ausgesehen hat, im Bett vorzufinden. Auf Ugdans Ausruf, dass es sich nicht um den echten Pjerow handeln würde, hat Miribedjida, die neben dem Bett gestanden hat, kurzerhand eine ihrer Haarnadeln aus ihrer Frisur gezogen und dem falschen Pjerow durch das Auge gerammt.
Daraufhin hätte dieser seine Tarnung fallen gelassen, es handelte sich um das Anhängsel der Hexe, welche sich selbst in diesem Moment dem Schlafzimmer genähert hatte. Ein wilder Kampf entbrannte, in dem auch giftige Spinnen involviert gewesen sind, die Ifrundoch vergiftet hatten. Jedoch ist es ihm vorher noch gelungen, die Hexe mit einem wuchtigen Schlag in zwei Hälfte zu spalten, bevor er das Bewusstsein verloren hat.
Den Göttern sei Dank ist Banja nichts passiert, allerdings kommt noch während ich das denke Kolkja auf uns zu und teilt uns mit, dass Cidris und Narena geflohen sind. Während Cidris nach Osten geflohen sein soll, hat sich Narena trotz Praioskrause um ihren Hals mittels Ecliptifactus durch die Schatten davongestohlen. Wie töricht die beiden doch sind. Ich bin mir sicher, dass Pjerow sie nicht so hart bestraft hätte, schließlich kann auch er nicht wollen, dass Thanos auf seinem Grund und Boden mit dämonischen Mächten herumspielt, oder?
Aber nicht nur Cidris und Narena sind weg, auch Jorgrimm ist abgereist, er ist Hals über Kopf aufgebrochen und hat sich entschuldigen lassen, aber ein Notfall würde seine Anwesenheit erfordern.
04. Rahja 1021 BF
Für heute wurde die Trauung angesetzt und ich bete zu den Göttern, dass dieser Tag ruhiger verlaufen wird als die letzten und tatsächlich geht die Zeremonie ohne weitere Zwischenfälle über die Bühne. Zur Feier des Tages hat Pjerow eine Theatergruppe eingeladen, die diverse Märchen über Wölfe aufführen.
Am Nachmittag erklärt er offiziell allen Anwesenden, dass sich Anhänger des Namenlosen unter die Feiernden gemischt hätten und für Stunk gesorgt hätten. Jedoch seien diese alle gefasst worden und würden im Laufe des Tages noch ihre gerechte Strafe erhalten. Vorher jedoch will er allen Leibeigenen die Freiheit schenken und ihnen die Wahl lassen, ob sie aus Wosna weggehen oder ob sie bleiben und für einen gerechten Anteil an ihn hier wohnen und arbeiten dürfen. Der Jubel ist groß und alle entschließen sich dafür, in Wosna zu bleiben. Ehrlich gesagt hätte ich auch nichts anderes erwartet, schließlich geht es den Menschen hier recht gut.
Während Miribedjida gemeinsam mit Brinjidan zurück nach Maraskan gehen wird, entscheidet sich Ranijian dafür, bei Pjerow zu bleiben. Ob das mit der schönen Alchimistin zu tun hat? Wer weiß, vielleicht schafft diese Frau es sogar, aus ihm einen halbwegs vernünftigen Menschen zu machen.
Im Anschluss übernimmt Brom es, die verurteilten Tobrier, welche laut Pjerow die Anhänger des Namenlosen sein sollen, hinzurichten. Dabei benutzt er einen Vorschlaghammer und während ich froh bin, dass Gari mit den Kindern nicht hier ist, ist mir dennoch bewusst, dass diese Wahl aufgrund ihrer Außenwirkung getroffen worden ist.
Wahnfried teilt uns am Abend mit, dass er eine fürstliche Beerdigung für Tione bezahlen werde und trägt mir auf, einen neuen Leibmagier für Hemidane und Ifrundoch auszuwählen. Ich werde mich diesbezüglich zwar noch mit Maschdawa besprechen müssen, denke jedoch, dass der Adeptus minor Klarson, welchen ich neben Tione damals bereits im Auge hatte, eine gute Wahl sein dürfte. Er ist fleißig, jung und hat eine Freundin. Ich teile Wahnfried mit, dass ich bis zum Efferd dafür sorgen werde, dass ein neuer Leibmagier bei Ifrundoch vorstellig wird.
Dann gehe ich zu Kolkja und frage ihn, ob er mich mit Tione reden lassen könnte, da ich gerne die genaueren Umstände ihres Todes erfahren möchte. Ich bitte sie darum, mir zu beschreiben, was passiert ist und sie erzählt, dass etwas aus der Dunkelheit heraus nach Thanos geschlagen habe und dass dann etwas Scharfes seinen Hals durchtrennt habe und er sterbend zu Boden gesunken sei. Daraufhin wollte sie einen Balsam auf ihn zaubern, sei jedoch selbst von einem scharfen Gegenstand angegriffen worden. Während sie dem Tode bereits sehr nahe war, spürte sie noch die Hitze, aber sie wusste bereits, dass es für sie keine Rettung mehr geben würde. Auf meine Frage, warum sie bei Thanos in der Hütte gewesen sei, schweigt sie und Kolkja beendet daraufhin auch die Verbindung zwischen mir und ihr.
05. Rahja 1021 BF
Auch wenn Cidris und Narena nicht anwesend sind, so hält Pjerow dennoch eine Verhandlung ab, bei der offiziell festgehalten wird, dass die beiden nicht strafrechtlich verfolgt werden. Just als das Urteil verkündet worden ist, taucht Narena zwischen Ifrundoch und mir auf und entschuldigt sich bei Ifrundoch dafür, dass Tione gestorben ist. Sie sagt, dass sie nicht gewusst hat, dass diese in der Hütte gewesen ist. Ifrundoch verlangt daraufhin von Narena, dass sie sich den Grauen Stäben anschließen solle. Auf diese Art und Weise solle sie Buße tun und er würde es dann auch auf sich beruhen lassen. Narena nimmt diese Entscheidung an und verabschiedet sich von mir, bevor sie so schnell wieder verschwindet, wie sie gekommen war.
06. Rahja 1021 BF
Heute ist der vierte Hochzeitstag von Rondrasil und mir. Ich bete zu den Göttern, dass noch viele weitere folgen werden, dass ich noch viele schöne Jahre mit meinem Mann verbringen kann. Ich will, dass wir beide unsere Söhne aufwachsen sehen können, dass die beiden, die übernächsten Monat bereits ein Jahr alt werden, eine unbeschwerte Kindheit erleben können, auch wenn ich befürchte, dass sie bereits jetzt schon mehr Schreckliches erlebt haben, als mir lieb ist. Aber nun gut, wir müssen die Zukunft so nehmen, wie sie kommt und das Beste daraus machen, aber ich schwöre bei den Göttern, dass ich immer alles in meiner Macht Stehende tun werde, um die Meinigen zu beschützen!